Programmgemäße Ideologisierung:
Ein dickes Minuszeichen für das LMU-PLUS-Progamm zur Vermittlung von Schlüsselqualifikationen im Studium
von Dr. habil. Heike Diefenbach
Die Ludwig-Maximilians-Universität hat bislang im Unterschied zu den meisten deutschen Universitäten einen guten Ruf als Studienort genossen. Dem guten Ruf entsprachen hohe Rangplätze bei Hochschulrankings und die höchste Bewilligungsquote von Graduiertenschulen im Bereich der Neuro- und Biowissenschaften, aber auch für Altertumsstudien und für südosteuropäische Studien, und von Exzellenzclustern im Bereich der Naturwissenschaften im Rahmen (der zweiten Phase) des bundesweiten Exzellenz-Wettbewerbs.
Umso überraschender – viele Wissenschaftler, auch unter denjenigen, die man noch an Universitäten findet – würden sagen: erschreckender – nimmt sich die Einrichtung eines neuen Programms an der LMU aus, das der Ideologisierung und Banalisierung dessen, was an Universitäten gelehrt wird, Vorschub leisten soll (und, so steht zu befürchten, auch wird): das LMU-PLUS-Programm.
Auf den (aller)ersten Blick erscheint das LMU-PLUS-Programm möglicherweise sinnvoll, denn es geht in ihm angeblich darum, „Schlüsselqualifikationen für Studierende … auch außerhalb des Lehrplans“ zu vermitteln. Davon abgesehen, dass so getan wird, als bestünde Konsens darüber, was „Schlüsselqualifikationen“ sind, fällt die Begründung dafür, warum es der Universität aufgegeben sei, sie “außerhalb des Lehrplans” zu vermitteln, äußerst dürftig, nämlich tautologisch, aus. So heißt es hierzu auf den Internetseiten der LMU: „Die Umstellung der Studiengänge auf Bachelor und Master, die Verdichtung des Studiums und die stärkere Betonung von Schlüsselqualifikationen im Studium stellen die Universität und die Studierenden vor neue Herausforderungen. Der Bedarf an praxisrelevanten Seminaren und Trainings, die Schlüsselqualifikationen auch außerhalb des Lehrplans vermitteln, nimmt zu. Hierzu trägt das Programm LMU-PLUS der Frauenbeauftragten bei“. Aha. Weil Schlüsselqualifikationen im Studium stärker betont werden und diese Qualifikationen anscheinend nur in „praxisrelevanten Seminaren und Trainings“, zu denen die allgemeine Lehre an der LMU anscheinend nicht zu zählen ist, vermittelt werden können, deshalb muss es praxisrelevante Seminare und Trainings an der LMU geben, die Schlüsselqualifikationen außerhalb des Lehrplans vermitteln, was anscheinend nur oder am besten in der Verantwortlichkeit der Frauenbeauftragten geschehen kann oder geschieht. Alles klar, oder etwa nicht? In jedem Fall sagt es einiges darüber, wie an der LMU die Qualität des eigenen Lehrplans und die Qualität der Lehre als solcher durch diejenigen, die an der LMU eigentlich dafür zuständig sind – und dies ist eben nicht die Frauenbeauftragte – eingeschätzt wird.
Wie gesagt besteht kein Konsens darüber, was Schlüsselqualifikationen eigentlich sind (Graichen, 2002, Iseli, 2010). Aber wenn man „Schlüsselqualifikationen“ übersetzt mit Qualifikationen, die der sinnhaften und effizienten Beschäftigung mit und in einem bestimmten Arbeitsfeld dienen oder dem Transfer von Inhalten von einem in einen anderen Arbeitsfeldbereich dienen, dann würde man erwarten, dass zu den Schlüsselqualifikationen für Studierende unabhängig von den Fächern, die sie studieren, u.a. wissenschaftliches Arbeiten (inklusive korrekten Zitierens, was wie man hört, überhaupt keine Selbstverständlichkeit ist, auch nicht unter Leuten mit Doktortiteln und im Professorenamt) gehört, außerdem natürlich Logik, Grundlagen der Wissenschaftstheorie, Methodologie, eine Einführung in die Statistik und Kritisches Denken, für das letztlich all das vorher Genannte eine Voraussetzung ist. Dass dies alles ausgerechnet in der Kompetenz von Frauenbeauftragten liegen soll, ist schon überaus erstaunlich. Aber die Angelegenheit klärt sich auf: tatsächlich geht es nämlich überhaupt nicht um die Vermittlung von Schlüsselqualifikationen.
Die LMU hat mit dem LMU-PLUS-Programm nämlich keinen Vorstoß gewagt. um der zunehmenden Banalisierung und Ideologisierung dessen, was hierzulande als „Wissenschaft“ durchgeht, entgegenzuwirken, sondern im Gegenteil: das LMU-PLUS-Programm ist ein nur sehr notdürftig mit dem Feigenblatt „Schlüsselkompetenzen“ bedecktes staatsfeministisches Programm zur Identifikation und Rekrutierung ideologischer “Multiplikatoren”, also von Studierenden, die statt selbständig denken und ein eigenes Urteilsvermögen entwickeln zu wollen, eine Position dadurch erreichen möchten, dass sie nachreden, was ihnen als das Gute und Richtige präsentiert wird. Seien wir ehrlich: Alles andere wäre auch überraschend gewesen, denn das Programm fällt ja in die Zuständigkeit der Universitätsfrauenbeauftragten.
Wie dies von solcher Stelle zu erwarten ist, bestehen die zu vermittelnden „Schlüsselqualifikationen“ in „Praxisqualifikation“, „Gender- und Diversitykompetenz“ und dem „Studieren mit Kind und Familienverantwortung“. Unter die „Praxisqualifikationen“ fallen „Rhetorik“ (aber nicht: Logik; anscheinend wird davon ausgegangen, dass man Unsinn nur richtig verpacken müsse, damit er “ankommt”), Zeitmanagement und Präsentationstechniken. Diese “Praxisqualifikationen” könnte man zumindest teilweise für sinnvoll halten, und anscheinend wird das auch an der LMU so gesehen, denn „ein Teil der Kurse ist speziell auf Studentinnen ausgerichtet”, und ihnen will man ja etwas vermitteln, was in der Realität Vorteile für sie schafft. Oder ist das so zu verstehen, dass man an der LMU der Überzeugung ist, dass weibliche Studierende im Vergleich zu männlichen Studierenden (vielleicht “von Natur aus”?) Mängel hinsichtlich des Sprechens oder im Umgang mit Zeit haben, die nur unter zusätzlichen Anstrengungen auszugleichen sind?
„Studieren mit Kind und Familienverantwortung“ soll dagegen – wenig überraschend, denn der Familienvater, der möglichst alle Wünsche und Ziele in die nächste Generation verlagert, statt selbst etwas leisten und erreichen zu wollen, ist ja das “Super-Mannsbild” des Staatsfeminismus – weiblichen und männlichen Studierenden gleichermaßen offenstehen und ihnen „spezielle Lern-, Lese- und Organisationstechniken vermitteln, um ein Studium auch mit Kind(ern) oder Pflegeverantwortung erfolgreich zu meistern“. Es soll also Studierende unterstützen, von denen nicht alle, aber zumindest ein Teil, nicht bereit war, seine Lebensplanung so einzurichten, dass sie sich einem Studium mit ungeteilter Energie und Motivation widmen können. Vielleicht spräche dies dafür, bereits Schülern etwas über „Vereinbarkeitsproblematik“, “Zeitmanagement“ und die Relevanz bestimmter Lebensentscheidungen zu bestimmten Zeitpunkten zu vermitteln.
„Gender- und Diversitykompetenz“ „werden im Beruf immer wichtiger“, so weiß die Universitätsfrauenbeauftragte (woher und warum das so sein sollte, bleibt natürlich ihr Geheimnis) und soll Studierende „bereits im Studium für die Konstruktionsweisen von Geschlecht sensibilisier[en]“. Was das in der vielbeschworenen Praxis bedeuten soll, fällt anscheinend nicht einmal der Universitätsfrauenbeauftragten ein, denn wir lesen in der Programmbeschreibung: „So werden sie [die Studierenden] bereits im Studium für die Konstruktionsweisen von Geschlecht sensibilisiert und können entsprechende Kenntnisse für den Beruf erlangen, wie z.B. Wege zur Vermeidung von Machtmissbrauch durch sexuelle Belästigung oder Möglichkeiten der Implementierung von Genderaspekten in Qualitätsmanagementprozessen“.
Zu deutsch: Das Training dient dazu, Studierende dazu zu bringen, später an ihrem Arbeitsplatz “Genderaspekte” zu implementieren, womit sehr deutlich gesagt wird, dass sie durch die Kurse zu Sprachrohren gemacht werden sollen, und sie sollen lernen, sich später mit sexuellen Avancen gegenüber Kollegen zurückzuhalten. Letzteres verwundert doch ziemlich: erstens, so dachten wir bei ScienceFiles, werden heutzutage in Deutschland doch bereits Fünfjährige in Kindergarten und Grundschule mit diesem Thema malträtiert, und zweitens wussten wir nicht, dass anscheinend nicht nur Akademiker, sondern auch Akademikerinnen sich Kollegen oder Studierende sexuell gefügig machen, indem sie ihre „Macht“ ausspielen, ja, wir wussten nicht einmal, dass sie „Macht“ haben! Wie ist das bloß möglich im angeblich existierenden Patriarchat?
Und tatsächlich werden „Seminare zur Gender- und Diversitykompetenz … für weibliche und männliche Studierende gleichermaßen angeboten“. Wenn Studierende lernen sollen, ihre “Macht” später nicht auszuspielen, dann stellt sich die Frage, warum genau dies Leuten, die derzeit schon in Berufspositionen sind, erlaubt sein sollte, bzw. wie man verhindert, dass Dozenten und Dozentinnen an der LMU ihre Macht einsetzen, um Studierende dazu zu nötigen, sich unsinnigen und rein ideologisch motivierten Veranstaltungen zu unterziehen, nur, um unbeschadet durch den „Gendertrichter“ zu kommen, der heute anscheinend auch an der LMU Studierende auf dem Weg zu zertifizierten „Leistungen“ filtert.
Betrachtet man sich die Veranstaltungen, die im Sommersemester 2013 im Rahmen des LMU-PLUS-Programms angeboten werden, dann findet man als einziges Angebot, das sich allein an männliche Studierende wendet, einen workshop mit dem grandiosen Titel „Wann ist ein Mann ein Mann?“ – Mannsein als gesellschaftliche Konstruktion. Als „Ziele des Workshops“ werden angegeben:
- “Sensibilisierung für geschlechtstypische Zuschreibungen und Erwartungen
- Verständnis von gesellschaftlichen Funktionen geschlechtstypischer Zuschreibungen
- Geschichtliche Verortung der Entstehungsbedingungen von Männlichkeiten
- Erkenntniss der Vielfalt von Geschlechtern
- Verortung von Mannsein zwischen Biologie und Konstruktion als ideologische Kategorie der Männlichkeit(en)
- Einblick in die Wirkmächtigkeit von Geschlechterverhältnissen im Arbeitsleben
- Reflektion der eigenen Konstruktion von Männlichkeiten inklusive eigener Position als Mann
- Möglichkeiten und Grenzen des Genderdialogs kennen lernen”
Unwillkürlich fragt man sich erstens, warum sich ein solches Seminar nicht auch an weibliche Studierende wenden sollte, wenn es darum gehen soll, ein Bewusstsein „für die Konstruktionsweisen von Geschlecht“ zu schaffen. Brauchen die jungen Frauen keine Sensibilität “für die Konstruktionsweisen von Geschlecht” zu entwicklen, oder sollen junge Frauen nichts über die Vielfalt männlicher Selbstverständnisse erfahren, damit nicht ihr Bild vom “richtigen” Mann, was immer das dann gerade sein mag, zerstört wird? Oder wird befürchtet, dass ein Dialog zwischen vom Genderdiskurs betroffenen jungen Männern und Frauen zu unvorhergesehenen und vor allem staatsfeministisch unerwünschten Ergebnissen führt, so dass man ein Geschlecht besser ausschließt, wenn es um “Sensibilisierung” für die Konstruktion von Geschlecht geht? Man stelle sich das vor: junge Frauen und Männer würden nach Reflexion und im Diskurs miteinander gleichermaßen ein Bewusstsein dafür entwickeln, dass Geschlecht tatsächlich weder das einzig Relevante noch das Relevanteste an dem ist, was sie bei sich und bei anderen für die individuelle Person halten!
Zweitens fragt man sich, wenn schon ein geschlechtssegregiertes Seminar angeboten werden muss, warum kein entsprechendes Seminar für weibliche Studierende angeboten wird, in dem die Frage gestellt wird, „wann eine Frau eine Frau ist“. Soll das bedeuten, dass Letzteres weniger gesellschaftlich konstruiert als Ersteres ist, dass es eine essentielle weibliche Natur gibt, dass dem Staatsfeminismus “die” Frau als einfach an sich gegeben gilt? Oder ist es vielleicht einfach nicht erwünscht, dass junge Frauen sich bewusst werden darüber, wie sie z.B. durch Vereinbarkeitsrhetorik unter Druck gesetzt werden und ihnen durch staatsfeministische Indoktrination, die Männer und Frauen als antagonistische Gruppen darstellt, die Möglichkeit zu einer befriedigenden, vertrauensvollen und selbstverantworteten Partnerschaft mit einem Mann verbaut wird?
Gänzlich von jedem wissenschaftlichen Anspruch verabschiedet sich der workshop, wenn er sich auf die Literatur gründet, die zu ihm angegeben wird. Bei dieser Literatur handelt es sich um genau zwei Einträge, die noch dazu schwerlich als Fundament für eine wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Thema „Geschlecht“ abgeben können. Beim ersten Eintrag handelt es sich um einen Beitrag zum „doing gender“ von Jungen (aber nicht Mädchen – warum nur???) an einem (!) Gymnasium, wie der Verfasser, Jürgen Budde, es wahrnimmt und interpretiert. (Wie eine wissenschaftliche Forschung zum doing gender aussehen müsste, um irgendwelche sinnvollen Ergebnisse produzieren zu können, z.B. mit Bezug darauf, ob “doing gender” denn überhaupt einen Erklärungsbeitrag zu irgendeinem sozialen Phänomen leistet, habe ich in Diefenbach 2011: 356-357 skizziert.) Und der zweite Eintrag trägt den Titel „Perspektiven Geschlechtsbezogener Pädagogik. Impulse und Reflexionen zwischen Gender, Politik und Bildungsarbeit“, womit bereits klar ist, dass eine bestimmte Perspektive eingenommen werden soll, aber nicht zur Diskussion stehen soll, wie das eigentlich notwendig wäre, wenn die (kritische) Reflexion angeregt werden soll. Das soll aber wohl nicht der Fall sein, denn Reflexivität wird einfach für sich selbst beansprucht, soll aber nicht praktiziert werden. Vielmehr soll „Bewusstsein geschaffen“ werden, und zwar ein ganz bestimmtes Bewusstsein, und dies ist mit der Idee der Wissenschaft und der Universität als Träger dieser Idee unvereinbar.
Ebenso wenig akzeptabel ist die Tatsache, dass die Kurse im Rahmen des LMU-PLUS-Programms aus zentralen Studiengebühren finanziert werden. Alle Studierenden, die an der LMU vielleicht doch eine wissenschaftliche Ausbildung zur Entwicklung eines eigenen Urteilsvermögens suchen, werden also zu ideologischen Zwecken zur Kasse gebeten und finanzieren nun nicht mehr nur Stellen speziell für Frauen im Dunstkreis der Universitätsfrauenbeauftragten, sondern auch ihre eigene Ideologisierung (bzw. die der Kommilitonen, die als Multiplikatoren dann ihre “Erkenntnisse” an sie vermitteln sollen). In der DDR mussten Studierenden ihre Kurse in Marxismus-Leninismus zumindest nicht aus der eigenen Tasche (mit)finanzieren. In der heutigen BRD müssen sie dies für Kurse in Staatsfeminismus und Überredungs”kunst” aber tun. Als kleine Entschädigung (von allen Studenten finanziert, versteht sich) erhalten beharrliche Teilnehmer an diesen Kursen ein Genderzertifikat, mit dem sie sich dann in der Berufswelt als besonders unkritische und unselbständig denkende Vertretet staatsfeministischer Ideologie ausweisen können, was ihnen bei mancher politischen Stiftung oder Partei sicherlich Tür und Tor öffnen wird. (Ob man dies allerdings als „praxisrelevant“ oder als „Schlüsselkompetenz“ bezeichnen kann, ist mehr als fraglich.)
Erfreulich an dem LMU-PLUS-Programm ist allein, dass die Kurse in seinem Rahmen als Intensivkurse angeboten werden, was bedeutet, dass man das Ganze schnell hinter sich hat, und die Kurse jeweils auf höchstens fünfzehn Teilnehmer beschränkt sind, so dass der Schaden durch Ideologisierung und Manipulation auf vergleichsweise Wenige beschränkt bleibt – zumindest im Rahmen dieses speziellen Programms.
Das LMU-PLUS-Programm als einen Ausrutscher an einer ansonsten (noch) integren Universität als Standort wissenschaftlicher Betätigung zu werten, hätte etwas enorm trostreiches, wäre aber leider faktisch falsch: An der LMU wird staatsfeministische Ideologisierung auch an anderen Stellen bzw. im Rahmen anderer Projekte und Lehrveranstaltungen betrieben wie im Rahmen des LMU-EXTRA-Programms, in dem man u.a. lernen kann, „Fachkompetenz stimmlich zu transportieren“, aber leider nicht, sich Fachkompetenz anzueignen, was bitter notwendig wäre angesichts der Tatsache, dass Studierende dies von ihren Lehrkräften schwerlich lernen können, wenn sich diese im Rahmen des LMU-EXTRA-Programms „[g]enderdidakti[sch]“ weiterbilden, indem sie eine Veranstaltung mit dem Titel „Gender und Diversity in der Lehre“ besuchen, denn dies wirft bereits als solches ein sehr dunkles Licht auf den Stellenwert fachlicher Kompetenz.
Wenn man den Internetseiten der LMU glauben darf, dann fragen die Studierenden an der LMU aber auch gar keine Fachkompetenz nach, denn unter der Rubrik „BELIEBTE LINKS“, die doch wohl auf (zumindest angeblich) „beliebte Links“ innerhalb der Internetseiten der LMU verweist, findet sich die folgende Liste:
Beliebte Links
- Die Frauenbeauftragte von A bis Z
- Fakultäts-Frauenbeauftragte
- Gleichstellungsprämie
- Mutterschutzpauschale
- Hilfe bei sexueller Belästigung
- Familienservice
Zu den „beliebten links“ gehören anscheinend keine Links zu den Exzellenzclustern oder zu einzelnen Professuren, zu Publikationen der wissenschaftlichen Mitarbeiter der LMU oder auch nur zum Prüfungsamt. Es scheint, dass Wissenschaft an der LMU inzwischen nicht nur unbeliebt geworden ist, sondern auch weitgehend unbekannt. Entweder sie hat sich längst ins Asyl wohin auch immer begeben, oder sie wagt sich nur noch zu später Nachtstunde und den Augen der Universitätsverwaltung entzogen in die Räume der LMU, damit ihr illegaler Aufenthalt nicht entdeckt und sie endgültig aus der Universität zwangsdeportiert wird – bei Strafandrohung im Rückkehrfall. Schade um die LMU!
Anmerkung von Michael Klein:
Dr. habil. Heike Diefenbach hat jahrelang an der LMU-München gelehrt und es in dieser Zeit u.a. abgelehnt, sich verbeamten zu lassen, weil dies nicht mit ihrer Auffassung von wissenschaftlicher Professionalität vereinbar ist. Um so enttäuschender muss es für sie sein, den staatsfeministisch veranlassten Niedergang der ehemaligen Exzellenz-Universität mitansehen zu müssen.
Literatur:
Diefenbach, Heike (2011). „‘Bringing Boys Back In‘ Revisited: Ein Rückblick auf die bisherige Debatte über die Nachteile von Jungen im deutschen Bildungssystem. S. 333-365 in: Hadjar, Andreas (Hrsg.): Geschlechtsspezifische Bildungsungleichheiten. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
Graichen, Olaf (2002). Schlüsselkompetenzen. Eine kritische Beurteilung eines aktuellen Konzepts aus berufspädagogischer Sicht. Marburg: Tectum.
Iseli, Marlène (2010). Schlüsselkompetenzen im Studium – Eine erfreuliche Begleiterscheinung? S. 97-108 in: Bühler, Patrick, Bühler, Thomas & Osterwalder, Fritz (Hrsg.). Grenzen der Didaktik. Bern: Haupt.
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An der LMU ist durch “Exzellenzinitiative” und Bologna zumindest im BWL-Bereich viel kaputt gegangen – ich sage mal “Noteninflation”. Natürlich möglich, dass jetzt alle viel intelligenter sind als früher, aber das glaube ich nicht.
Dass nun jemand mit einer Internetseite wie Frau Fröhlich-Steffen dann Visualisierungstechniken lehren darf, zeigt, wie schlimm es mittlerweile schon geworden ist – man sehe sich, wenn man es verkraftet, mal den stilistisch und didaktisch großartigen Aufbau ihrer Internetseite an (http://bit.ly/15cSsM2) – so viele Web-Anfängerfehler auf einmal bekommt man heutzutage nur noch selten; es fehlt eigentlich nur, dass noch was blinkt. Wenn die Präsentationen (nach!) der Schulung dann genauso übersichtlich werden, haben die armen Belehrten doch keine andere Chance mehr, als über ideologische Argumente (“Sexist!”) zu “überzeugen.
Zur Sache mit dem “Gendern” von Frauen: Natürlich muss es “gute” und “schlechte” Männer geben. Wer die sind, bestimmten allein die Frauen, jede für sich, sodass auf keinen Fall jemals Klarheit geschaffen werden kann. Liest man feministische Blogbeiträge – oder auch Studien, geht es nicht selten darum, wie sich die Beteiligten selbst definieren – beispielsweise als Feministin. Ich habe jetzt kein Problem damit, dass die das machen, ich habe nur kein Verständnis dafür, dass die sich mit einem Wort definieren können – ich könnte das für mich nicht, und mit Menschen, mit denen ich mehr als fünf Worte wechsle, auch nicht, da das spannende an Menschen doch eigentlich die Vielfältigkeit ist.
Insofern, und das knüpft dann an Herrn Kleins Beitrag von gestern an, muss man den Menschen – die sich ja offensichtlich nicht selbst definieren können oder wollen oder sollen, Geschlechterrollen zuschreiben. Bleibt man in dieser verqueren Logik, machen alle Gender-Thesen auch Sinn.
Hat man dagegen eine – mir fehlt da das Wort – individualistischere Grundannahme, geht also davon aus, dass Menschen für ihr Leben grundsätzlich selbst verantwortlich sind (oder sein sollten), bricht das Ganze wie ein Kartenhaus zusammen, denn die These, dass Geschlechterrollen zugeschrieben und dadurch Frauen (als solche) diskriminiert werden, lässt sich ja eindrucksvoll durch Einzelbeispiele widerlegen (was, wenn es systemisch wäre, nicht möglich sein sollte).
Das führt meines Erachtens nämlich zu dem Schluss, dass – sofern denn Frauen überhaupt diskriminiert werden – sie nicht wegen ihres Frau-seins, sondern wegen bestimmter, subjektiver Attribute diskriminiert werden. Warum das jetzt plötzlich schlecht sein soll, weiß ich nicht – ich rede mit einer Gruppe Studierter deutlich anders als mit Möbelpackern. Würde ich das nicht machen, würde ich mich bei beiden Gruppen total zum Affen machen.
Was Seminare, die “Genderkompetenz” zu vermitteln vorgeben, ist aber das “sexistische” Analogon hierzu: Es wird gefordert, Frauen genauso zu behandeln wie Männer. Ohne aber, dafür eine Rationale zu liefern. Sondern als in Stein gemeißelten Grundsatz. Entgegen jeder Logik.
Um diese Logik zu umgehen, kommen dann die Genderkompetenz-Seminare ins Spiel: Es wird der spezifischen Zielgruppe “Frauen” beigebracht, sie sollen sich ruhig zum Affen machen – beispielsweise durch, wie Frau Dr. Diefenbach das sehr schön impliziert, durch stimmliche Transportation (nicht vorhandener) Fachkompetenz. Das begründet dann ein Sensibilisierungsseminar dafür, dass es bei Argumenten nicht auf Fakten ankommt (http://bit.ly/WkgzCL – erster Satz).
Ich halte zusammenfassend die ganze Gendergeschichte weiterhin für ganz großen Bullshit – damit bin ich hier sicher nicht alleine – aber vor allem halte ich sie langsam für höchst gefährlich, da es tatsächlichen Leistungsträgern in einem solchen System doch zunehmend zu blöd werden muss, die “Gleichgestellten” mitzutragen. Jede Frau, die sich eine Position erarbeitet hat, fühlt sich doch genauso verarscht wie ein übergangener Mann, wenn sie plötzlich eine “Genderkompetente” Kollegin hat, die nichts kann, außer Gender.
Jeder mit eigenem, subsistentem Einkommen darf mir hier gerne widersprechen. Vielleicht bekäme ich dann auch mal eine andere Antwort als “Sexist” auf die Frage, ob das alles nicht nur an den Haaren herbeigezogener Quatsch ist.
Ich gehe nicht mit allem, was ich von Frau Diefenbach auf diesen Seiten gelesen habe, d’accord, aber wo sie recht hat, hat sie recht. Als ehemaliger Student einer manchmal abfällig “weich” genannten Disziplin (die gar nicht so weich ist, wenn man sie denn wissenschaftlich betriebe) habe ich eigene Erfahrungen mit für Gender “sensibilisierenden” Kursen machen dürfen, die bei uns nahtlos in den Fachbereich eingeflochten wurden. Wie man sich denken kann, war Wissenschaftlichkeit – d. h. reflexives Denken, Für-und-Wieder – in diesen “Lehr”(leer!)Veranstaltungen nicht das Thema. Da ich mich offenbar wesentlich länger und intensiver mit der Materie befasst hatte als die Dozenten (“Multiplikatorinnen” – schönes Wort; es erinnert mich an die Scientologie-Terminologie) beiderlei Geschlechts, gab es von meiner Seite aus ordentlich Feuer gegen den Schwachsinn, sowohl den der Dozenten als auch bei Vorträge von “Studierenden” (die dadurch zu “Verunsicherten” und “Betroffenen” wurden). – Nie habe ich es erlebt, dass diese Einwände und Argumente aufgegriffen wurden! Diese Stunden statt dessen endeten regelmäßig in gegenseitigem Trösten und Ignorieren der Einwände. Feel-good-Seminar für alle! Ein wenig deprimierend ist es dabei schon, dass das Bewertungssystem die tatsächlichen Leistungen verschleiert. Ein Professorin, die für ein Gender-Thema, das aus billigem Nachplappern feministischen Blödsinns bestand, eine Note 1 vergibt, beurteilt ein komplexes sozio-historisches Referat mit über 30 tatsächlich gelesenen und berücksichtigten Quellen nebst visueller Präsentation mit einer guten 2. Auf den jeweiligen Zeugnissen bzw. Scheinen liest sich das dann als 1 und 2+, nichts weiter. Ein Unterschied ist zwar in den Publikationen feststellbar, doch haben QUalität von wissenschaftlichen Arbeiten und das Aufsteigen in den Hierarchien oft genug nichts mehr miteinander zu tun. Dazu kommt, dass Hausberufungen an manchen Seminaren die Regel geworden sind. Was Frau Diefenbach da als düstere Zukunftsvision beschreibt, ist an manchen anderen Unis bereits seit Jahren faktische Realität. Von der Illusion, allein durch fachliche Leistung in Deutschland Karriere machen zu können, habe ich mich verabschiedet. Das ist dabei nicht einmal bitter gemeint – für die, die dieses Kaspertheater durchschauen, sind die Titel und Positionen, mit denen sich die Blnder schmücken, nichts weiter als Blattgold. In so einem Verein möchte man kein Mitglied sein. Lieber wahrt man die eigene Integrietät und orientiert sich im Ausland. Wenn meine Einschätzung des gegenwärtigen Trends stimmt, sollte es das außereuropäische Ausland sein.