Erwerbsverlauf und Rente: Wie staatliche Kinderalimentierung Erwerbstätigkeit beeinflusst

Die Kindermanie, die in Deutschland grassiert, habe ich gerade erst beschrieben. Der Staat braucht nun einmal Frischfleisch für seine Versicherungssysteme, Bildungssysteme und die sonstigen „Systeme“, die er unterhält, um alle, die von ihm abhängig sind und sich einer staatstragenden Agenda verschrieben haben, mit einem Einkommen zu versorgen. Die Kindermanie, also der Versuch, das „seid fruchtbar und mehret Euch“ der Bibel, den Deutschen ins Schlafzimmer hinterher zu tragen, treibt dabei eine ganze Reihe von Blüten bzw. befördert eine ganze Reihe von Entwicklungen, die man als nicht im Sinne des Erfinders beschreiben, oder – in soziologischer Sprache – als perverse bzw. unbeabsichtigte Folgen beschreiben kann, nein muss.

Eine dieser Folgen betrifft das Rentensystem, das falls überhaupt, dann am besten funktioniert, wenn viele vollzeiterwerbstätige Beitragszahler vorhanden sind. Denn: Je mehr vollzeiterwerbstätige Beitragszahler, desto höher die Einnahmen der Rentenkasen (derzeit satte 19,6% des Bruttolohns). Nun enthalten die Regelungen zum Rentensystem, der in Deutschland grassierenden Kindermanie geschuldet, einige Paragraphen, die man nur als negative Anreize zur Vollzeit-Erwerbstätigkeit einstufen kann. So kennt §56 SGB VI „Kindererziehungszeiten“: „Zeiten der Erziehung eines Kindes in dessen ersten drei Lebensjahren“. Damit nicht genug, § 57 SGB VI ergänzt noch die Berücksichtigungszeiten, die „Zeit der Erziehung eines Kindes bis zu dessen vollendetem zehnten Lebensjahr“. Und weil dem immer noch nicht genug ist, ergänzt § 58 SGB VI noch die Anrechnungszeiten und formuliert in seinem dritten Absatz Anrechnungszeiten als Zeiten, „in denen Versicherte wegen Schwangerschaft oder Mutterschaft während der Schutzfristen nach dem Mutterschutzgesetz eine versicherte Beschäftigung oder selbständige Tätigkeit nicht ausgeübt haben“.

Zu fast barer Münze werden die verschiedenen „…Zeiten“ in § 79 SGB VI, denn (1) „Für Beitragszeiten werden Entgeltpunkte ermittelt“. … (2) Kindererziehungszeiten [also Zeiten, in denen keine Beiträge geleistet wurden], „erhalten für jeden Kalendermonat 0,0833 Entgeltpunkte. … (3a) Sind mindestens 25 Jahre mit rentenrechtlichen Zeiten [nicht mit Zeiten, in denen Beiträge entrichtet wurden!] vorhanden, werden für nach dem Jahr 1991 liegende Kalendermonate mit Berücksichtigungszeiten wegen Kindererziehung oder mit Zeiten der nicht erwerbsmäßigen Pflege eines pflegebedürftigen Kindes bis zur Vollendung des 18. Lebensjahres Engeltpunkte zusätzlich ermittelt oder gutgeschrieben“ (höchstens: 0,0278 Entgeltpunkte). 0,0833 Entgeltpunkte entsprechen einem ungefähren Monatsverdienst von 2.700 Euro (brutto).

Die soeben zusammengefassten Regelungen geben einen veritablen Anreiz, das Arbeiten zu Gunsten von Kindern aufzugeben bzw. die eigene Pensum der Erwerbstätigkeit im Dienste der nachwachsenden Sprößlinge zu reduzieren und entsprechend wenn überhaupt nur zeitweise am Erwerbsleben teilzunehmen. Diese soeben formulierten Hypothesen waren bislang nach meinem Wissen nur auf Grundlage des gesunden Menschenverstandes zu prüfen, aber, das ist jetzt anders: Eine Veröffentlichung aus dem DIW-Wochenbericht 23-2012 macht dies möglich. Die Veröffentlichung berichtet Ergebnisse, die auf Grundlage des Sozio-ökonomischen Panels des DIW, das um Daten aus der anonymisierten Versicherungskontenstichprobe ergänzt wurden, errechnet wurden. Dabei ging es den Forschern darum, die Entwicklung der Rentenansprüche bzw. der Höhe der Rentenzahlungen, die Angehörige verschiedener Geburtskohorten zu erwarten haben und deren Relation mit Erwerbsbiographien zu untersuchen. Für mich ist die Untersuchung noch aus einer Reihe anderer Gründe und Ergebnisse, auf die die Autoren nur am Rande eingehen, von Interesse. Einer dieser Gründe finden sich in der nachfolgenden Tabelle.

Simonson et al. (2012), S.7

Die Tabelle zeigt Erwerbsverlaufstypen für drei Geburtskohorten, unterschieden nach Männern und Frauen in West- und Ostdeutschland. Besonders interessant sind die folgenden Ergebnisse:

  • Für Männer ist die Vollzeit-Erwerbstätigkeit über alle Kohorten hinweg das dominierende Erwerbsmodell, wenngleich ostdeutsche Männer der Geburtskohorte 1956 bis 1965 (Babyboomer) unter den Folgen der Vereinigung zu leiden haben.
  • Vollzeiterwerbstätigkeit ist für Frauen, als dominanter Erwerbsverlauf die Ausnahme.
  • Über die drei Geburtskohorten hinweg betrachtet, sinkt der Anteil der vollzeiterwerbstätigen Frauen, dagegen steigt der Anteil der teilzeiterwerbstätigen Frauen deutlich an.
  • Im Vergleich mit ostdeutschen Frauen, sind westdeutsche Frauen um rund die Hälfte seltener vollzeiterwerbstätigt.
Simonson et al. (2012), S.9

Im Vergleich der Geburtskohorten ist die Vollzeit-Erwerbstätigkeit von Frauen deutlich zurückgegangen und Frauen in Ostdeutschland sind rund doppelt so häufig vollzeiterwerbstätig wie Frauen in Westdeutschland. Die folgende Tabelle stellt zusammen, was sich aus den verschiedenen Erwerbsverläufen an Folgen für die im Verlauf des Lebens  angesammelten Entgeltpunkte ergibt. Vergleicht man die beiden Tabellen, dann zeigen sich erstaunliche Dinge:

  • Obwohl der Anteil der vollzeiterwerbstätigen Frauen in Westdeutschland über die Geburtskohorten betrachtet gesunken ist, sind die Entgeltpunkte leicht gestiegen, d.h. Frauen des Geburtsjahrgangs 1956-1965 in Westdeutschland erwirtschaften mit weniger Vollzeitarbeit mehr Rentenansprüche als die Frauen der vorhergehenden beiden Geburtskohorten.
  • Frauen und Männer der Geburtskohorte 1956-1965 erwirtschaften in Ostdeutschland nahezu identische Rentenansprüche, obwohl der Anteil der vollzeiterwerbstätigen Männer 76,8%, der der vollzeiterwerbstätigen Frauen dagegen 49,6% beträgt.

Beide berichteten Ergebnisse weisen sehr deutlich darauf hin, dass es eine finanzielle Vergünstigung geben muss, die es Frauen der Gerburtskohorte 1956-1965 ermöglicht, durch weniger Vollzeitarbeit, und zwar sowohl im Vergleich zu Frauen früherer Generationen als auch im Vergleich zu Männern relativ mehr Rentenansprüche zu erwerben. Nach der Einleitung zu diesem Post ist des Rätsels Lösung nicht mehr sonderlich überraschend: Da Fortpflanzung für Frauen mit Rentenansprüchen verbunden ist, ergibt sich für viele Mütter keine Notwendigkeit zur Erwerbsarbeit, schon gar keine Notwendigkeit zur Vollzeit-Erwerbsarbeit, zumindest nicht zum Zwecke der Altersvorsorge. Mit anderen Worten: Dieselbe staatliche Politik, die händeringend versucht, den Anteil der vollzeit sozialversicherungspflichtig Beschäftigten zu erhöhen, um u.a. die Einnahmen der Gesetzlichen Rentenversicherung zu stabiliseren, setzt Anreize dazu, keine Vollzeit-Erwerbstätigkeit zu verfolgen.

Die beiden dargestellten Tabellen belegen das in aller Deutlichkeit. Auf Grundlage der beiden Tabellen habe ich in der  Abbildung dargestellt, wie sich das Verhältnis der Vollzeiterwerbstätigen zur Höhe der Entgeltpunkte über die drei betrachteten Alterskohorten entwickelt hat. Die in der Abbildung dargestellten Anteile zeigen, wie viele Vollzeiterwerbstätige im Aggregat notwendig waren, um einen Entgeltpunkt im Aggregat (also über alle Versicherten) zu erreichen. Wie sich dabei deutlich zeigt, hat sich bei westdeutschen Männern zwischen den drei Alterskohorten kaum etwas verändert. Die Effekte einer staatliche Alimentierung der Fertilität, der Kindermanie, zeigen sich dagegen sehr deutlich für die Frauen der Geburtskohorte 1956-1965 in Ost- und Westdeutschland. Im Vergleich zu Frauen vorangehender Geburtskohorten und im Vergleich zu Männern sind deutlich weniger vollzeiterwerbstätige Frauen notwendig, um auf einen Entgeltpunkt zu kommen, die staatliche Alimentierung füllt die Lücke, die durch die sinkende Zahl vollzeiterwerbstätiger Frauen entsteht. Den Preis für die Alimentierung fertiler weiblicher Lebensentwürfe, das zeigt die Abbildung auch ganz deutlich, zahlen Männer und in erster Linie ostdeutsche Männer. Mit anderen Worten, vollzeiterwerbstätige Männer und Frauen in West- und Ostdeutschland finanzieren nicht nur die finanziellen Anreize zur Fertilität, die in Deutschland an Eltern, de facto vor allem Mütter ausgereicht werden, sie finanzieren auch die Rente der Mütter, und sie finanzieren deren Rente in immer größerem Umfang.

Simonson, Julia, Kelle, Nadiya, Gordo, Laura Romeo, Grabka, Markus M., Rasner, Anika & Westermeier, Christian (2012). Ostdeutsche Männer um 50 müssen mit geringeren Renten rechnen. DIW-Wochenbericht 23/2012.

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18Comments

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  1. 2
    Simon Neuer

    „Der Staat braucht nun einmal Frischfleisch für seine Versicherungssysteme, Bildungssysteme und die sonstigen “Systeme”, …“
    Kinder sind ebenso für die gesamte Volkswirtschaft essentiell, nicht nur auf die genannten „Systeme“.

    Aber viel interessanter finde ich Ihren Ansatz, dass Sie den Eltern unterstellen, diese würden ökonomisch handeln. Sie vermuten gem. Ihren Ausführungen, dass sich bei der Entscheidung, Kinder zu zeugen, die Faktoren der Rentenansprüche als wichtiges Kriterium stellt. Ich kenne niemanden, der sich auch nur im geringsten Ansatz hierüber Gedanken macht, welcher rentenanspruch einmal bestehen könnte.Aber genau dies unterstellen Sie und schulden demnach den Beweis, dass es genau dieser Faktor ist. Ohne diesen nachweis könnte es eben auch nur ein Nebeneffekt sein. Diese Hypothese steht also weiterhin offen im Raum. Ihre Zahlen belegen zwar einen Zusammenhang, aber der Zusammenhang wird eben dadurch nicht begründet – oder wo können Sie diesen Vorsatz, diese Motivation erkennen?
    Desweiteren beachten Sie in in Ihren Ausführungen ebenfalls nicht, dass die Summe der Transferzahlungen die Summe der durch die Kinder verursachten Kosten bei weitem nicht decken kann. Diese ökonomische Ungleichheit, man könnte es vielleicht als Goodwill beschreiben, ist der Idealsmus der Eltern. Denn Eltern stellen sich finanziell immer schlechter als kinderlose Menschen. Sei es finanziell, sei es hinsichtlich der persönlichen Freiheit, sei es in Bezug auf Mobilität, usw.

    • 3
      Michael Klein

      Ihr letzter Absatz bestätigt eigentlich alles, was ich gesagt habe und wovon Sie behaupten, es sei falsch. Aber ich bin gerne bereit, meine Meinung von den manchen Eltern zu revidieren, sobald ich von den ersten höre, die von sich aus auf jegliche staatliche Subventionierung verzichten, denn wenn man keine ökonomischen Interessen mit Kindern verbindet, dann will man ja mit Sicherheit auch nicht in den Ruch kommen, man sei scheinheilig, indem man staatiche Alimentierung akzeptiert.

      • 4
        Simon Neuer

        Ich weiss durchaus was Sie meinen. Ich stimme Ihnen hier auch grundsätzlich zu.
        Gehe ich von meinem Bekanntenkreis aus, dann gibt es hier niemanden, der auf die Transferzahlungen grundsätzlich angewiesen ist – da eben alle ein annehmbares Einkommen erhalten. Natürlich verzichtet man nicht auf diese staatlichen Geschenke. Aus welchem Grund denn auch?
        Welcher Steuerzahler verzichtet auf die Freibeträge, nur weil man diese Einsparung nicht zum Leben braucht? Welches Unternehmen verzichtet auf Subventionen, wenn diese lediglich ein zubrot sind und nicht essentiell für das Überleben der Company?
        Ich brauche finanziell betrachtet kein Kindergeld – aber ich nehme es natürlich. Ich habe keinen grund, darauf zu verzichten. Und es mag sein, dass das geld auch in meine eigene tasche fliesst und ich mir damit mein Leben versüsse…das ist Quatsch, weil meine Kinder viel mehr Kosten als mir der Staat überweist.

        mehr noch: Durch die Geburt der Kinder haben wir auf eine Karriere – hier meine Frau – verzichtet. Diese Opportunitätskosten kann ich gar nicht errechnen – will es auch nicht, denn es sind hohe Summen. Wo ist also hier der ökonomische Anreiz, den Sie so preisen? Oder bin ich etwa eine Ausnahme?

        Sie hatten in einem anderen Beitrag – über die IVF – eben schon dargelegt, dass es sich eigentlich nur Eltern leisten können (sollten) die auch finanziell soweit abgesichert sind. Hierbei stimme ich Ihnen zu.

        Aber dies ändert nichts an Ihrer Argumentation, dass die monetären Gründe die Motivation hierfür sind. Ich habe auch nicht gesagt es sei falsch, sondern lediglich, dass es so nicht bestätigt ist und damit eine blanke Vermutung ohne jegliche Nachweise. Demnach handelt es sich bei Ihrer Argumentation zwar um eine schlüssige, aber eben nicht belegte Hypothese – und so sollten Sie dies auch kennzeichnen.
        Liest man den Beitrag, erweckt es m.E. den Eindruck, dass die monetären Anreize ein Hauptgrund für Eltern darstellen – wie gesagt, ich kennen niemanden mit dieser Logik. Eben weil es keine Logik ist – denn man stellt sich mit Kinder immer schlechter.

        Folglich betrachte ich Ihren Beitrag als möglichen Ansatz – aber in keinem Fall als eine ausreichende Erklärung und eben auch nicht als Schlussfolgerung (mangels Beleg).

        • 5
          Michael Klein

          Was soll ich dazu sagen: Nieman hat Sie gezwungen wegen Kinder auf etwas zu verzichten. Wie kommen Sie auf die Idee, durch die Produktion von Nachwuchs entstünde eine Bringschuld der anderen ihnen gegenüber? Wenn Kinder zu teuer sind, dann darf man keine bekommen, so einfach ist das. Und wenn man nicht bereit ist, die Konsequenten von Elternschaft zu tragen, in Beruf oder wo auch immer, dann gilt dasselbe: keine Kinder.

          Was die staatliche Alimentierung angeht, es ist mehr eine Frage des Prinzips, dessen, was Kant die moralische Entwicklung genannt hat, denn man kann nicht auf der einen Seite prinzipiell behaupten, mit den eigenen Kindern seien keine finanziellen Erwägungen verbunden und auf der anderen Seite Transferleistungen (keine Geschenke, denn Geschenke haben einen Ausnahme-, keinen Normalitätsstatus) annehmen … Ich kann nicht prinzipiell gegen Tierquälerei sei und Fleisch essen, ebenso wenig wie ich überzeugter Sozialist sein kann, wenn ich in einer Eigentumswohnung lebe…

  2. 6
    Simon Neuer

    Frischfleisch: „nicht konserviertes Fleisch von frisch geschlachtetem Vieh“ (Duden online)

    Kinder so zu bezeichnen ist geschmacklos und zeigt Ihre Haltung gegenüber dem Thema.

    • 7
      Dr. habil. Heike Diefenbach

      Mit der Durch-Adjektive-Bewertungskeule anzukommen, um zu hauen, was Sie für unmoralisch halten, zeigt Ihre Haltung nicht nur gegenüber dem Thema, sondern zur rationalen, d.g. ARGUMENTATIVEN, Auseinandersetzung im Allgemeinen, also zu allen Themen. Eine solche Haltung finde ich meinerseits sehr bedauerlich, was ich sagen darf, weil Sie ja eine Auseinandersetzung auf der Geschmackseben einer auf der argumentativen Ebene vorziehen.

  3. 8
    bravo56

    Das kann doch nicht wirklich ihr Ernst sein, zu behaupten, Kinder würden aus ökonomischen Gründen gezeugt.
    Diese Begründung zieht nicht, vor Allem, wenn der ökonomische Erfolg erst Jahrzehnte nach der „Leistung“ des Kinderkriegens eintritt.
    Ihre Argumentation wackelt ja schon bei der Eingangs aufgestellten Behauptung, der Staat sei darauf aus, besonders viele Vollzeit-Erwerbstätige zu haben. Ist Ihnen die Entwicklung der letzten Jahrzehnte entgangen?
    Schauen Sie doch zum Vergleich auch einmal nach, welche Rentenanteile durch Scheidungen auf Frauen übertragen werden und behaupten Sie dann doch mal, Frauen würden heiraten und sich wieder scheiden lassen, weil das ihrer Rente gut tut.

    • 9
      Michael Klein

      Ich kann verstehen, dass Gedanken, die jenseits des Mainstream sind, etwas schwieriger nachzuvollziehen sind, aber sehen Sie es doch einfach einmal aus der Sicht eines rationalen Akteurs, der versucht seinen Nutzen zu maximieren. Welchen Nutzen maximiert man mit Kindern? Emotionalen Nutzen? Wenn ja, warum gibt es dann Kindergeld? Die sozialpsychologische Forschung zu intrinsischer Motivation zeigt seit Jahrzehnten, dass durch extrinsische Anreize wie Geld, intrinsische Anreize wie „emotionaler Nutzen“ beseitigt werden (crowding out). Also würde man vermuten, dass diejenigen, die mit Kindern einen emotionalen Nutzen verbinden, keine Kinder bekommen, weil ihr Nutzen sich durch die staatliche Bezahlung verflüchtigt. Und wer will schon in den Ruch kommen, ihn treibe der ökonomische Nutzen, wenn er vom emotionalen Nutzen beseelt ist? Sie sehen ja, es gibt da so Menschen wie mich, die diesen Verdacht ungehindert durch kulturelle Tabus einfach aussprechen…

      Man kann mich übrigens leicht widerlegen: Bringen Sie mir einen Kinderbesitzer, der auf jegliche staatliche Bevorteilung, die auf seinen Kinderbesitz zurückzuführen ist, verzichtet und ich bin bereit, einzugestehen, dass es Kinderbesitzer gibt, die keine ökonomischen Erwägungen mit ihren Kindern verbinden. Übrigens ist ihre absolute Argumentation nicht dazu geeignet, mein Argument zu entkräften. Was Ihnen wie wenig vorkommt, mag für andere viel sein, … in den USA diskutiert man das unter dem Stichwort: Down breeding.

    • 10
      Dr. habil. Heike Diefenbach

      Es kann doch nicht wirklich Ihr Ernst sein, zu behaupten, „der ökonomische Erfolg“ erfolge erst „Jahrzehnte nach der Leistung“ – m.W. wird Kindergeld monatlich bezahlt, die Leistung für den Staat also regelmäßig ab Geburt des Kindes bezahlt. (Von Erziehungsurlaub und -geld und Mutterschaftsurlaub und Mutter-Kind-Kuren ganz zu schweigen….)

      Der Staat hat tatsächlich das Problem, dass er die berühmte eierlegende Wollmilchsau heranzüchten würde; er möchte Frischfleisch, das sich in Stimmvieh (unter dieser Ausdruck stammt bekanntermaßen nicht von mir) transferieren lässt, unter allen Umständen maximieren, aber auch zahlungskräftige Steuerzahler, denn davon leben die Damen und Herren auf den Repräsentationsposten. Insofern – und dies ist für mich ein sehr tröstlicher Gedanke – trifft die Alimentierung bestimmter Lebensentwürfe auf ihre natürlichen Grenzen.

  4. 11
    bravo56

    Sie machen es sich zu einfach, wenn Sie Menschen mit anderer Meinung unterstellen, sie seien zu dumm, Ihre Gedanken nachzuvollziehen.
    Vom reinen Anreiz im Rentensystem erweitern Sie in Ihrer Replik Ihre These ja dahingehend, dass es für die Eltern ökonomisch sinnvoll sei, Kinder zu haben. Da würde ich Sie bitten, sich mit dem Thema doch etwas mehr als nur oberflächlich zu befassen. Für Eltern lohnt es sich wirtschaftlich nun eimal gar nicht, Kinder zu haben. Wenn man bedenkt, dass Eltern pro Jahr nach Abzug aller Transfers noch weit über 6.000 Euro pro Kind draufzahlen müssen, dann muss da noch ein Rest intrinsischer Motivation übrig sein.
    Im übrigen halte ich Ihre Wortwahl („Frischfleisch“, „Kinderbesitzer“) wie Herr Neuer für geschmacklos.

    • 12
      Michael Klein

      Ich muss die Unterstellung, ich hielte Menschen mit anderer Meinung für dumm, von mir weisen, denn ich habe geschrieben, dass „Gedanken jenseits des Mainstream etwas schwieriger nachzuvollziehen sind“, dass Sie dies mit „dumm“ gleichsetzen, ist Ihre Interpretation, die ich nicht einmal nahe gelegt habe. Ich bin im Gegensatz zu Ihnen der Meinung, dass das Lösen schwieriger Aufgaben ein Zeichen von Intelligenz ist – aber hier differieren wir wohl …

      Im übrigen geben Sie mir mit Ihrer Argumentation doch Recht. Ich weiß gar nicht worüber Sie sich echauffieren. Offensichtlich haben Sie den ökonomischen Wert von Kindern berechnet und mit den Kosten verglichen. Das zeigt sich auch an ihrer Rechnung, deren Prämisse einen Mitnahmeeffekt beschreibt. Man nimmt halt den ökonomischen Nutzen einer staatlichen Alimentierung mit. Nochmals: Wenn man Kinder wegen emotionalen Nutzen hat, dann entfällt jegliche ökonomische Erwägung, tut sie das nicht, dann haben Kinder einen ökonomischen Nutzen für die betreffenden Eltern. Schließlich, die 6000 Euro pro Kind (ich lasse das einfach einmal so stehen) sind ein Durchschnittswert. Durchschnittswerte kann man nur dann richtig beurteilen, wenn man die Streuung kennt. Ein Durchschnitt von 5 kann resultieren, wenn A 9 und B 1 verdient, oder wenn A 4 und B 6 verdient. Das macht einen erheblichen Unterschied und führt abermals zu der Feststellung, dass der ökonomische Wert von Kindern „relativ“ zu betrachten ist. Was Ihre Bewertung meiner Wortwahl angeht, so steht Ihnen jegliche Empfindung darüber frei. Ich frage mich allerdings, woher die Not kommt, ihre Empfindungen öffentlich auszubreiten, noch dazu ohne Angabe von Gründen, warum sie die Wortwahl „geschmacklos“ finden. Meinen Sie es interessiert jemanden, was sie offensichtlich grundlos von etwas halten?

      • 13
        bravo56

        „Dieselbe staatliche Politik, die händeringend versucht, den Anteil der vollzeit sozialversicherungspflichtig Beschäftigten zu erhöhen, um u.a. die Einnahmen der Gesetzlichen Rentenversicherung zu stabiliseren, setzt Anreize dazu, keine Vollzeit-Erwerbstätigkeit zu verfolgen.“ Berichtigen Sie mich, wenn das nicht die zentrale Aussage Ihres Artikels ist.
        Zum Beweis des oben Gesagten ziehen Sie Vergünstigungen im Rentensystem heran. Ich halte diese Vergünstigungen für einen teilweisen Ausgleich für entgangene Verdienstmöglichkeiten. Sie nenne es Anreiz, ich sage Ausgleich dazu. Obwohl das inhaltlich ein himmelweiter Unterschied ist – geschenkt.
        In Ihre Repliken zu den Kommentaren erweitern Sie den ökonomischen Aspekt ja auch auf andere Transferleistungen im Zusammenhang mit Kindern. Insgesamt läuft Ihre Argumentation also darauf hinaus, dass man aufgrund der Transferleistungen Kinder sozusagen zum „Schnäppchenpreis“ erhalten kann. Kann ich Ihren Artikel auch so verstehen, dass Sie diese Transfers ganz abgeschafft sehen wollen? Oder Ist der Artikel nur ein Kopfschütteln über die Inkonsequenz des Staates?
        „Meinen Sie es interessiert jemanden, wss sie offensichtlich grundlos von etwas halten?“ – JA!

        • 14
          Michael Klein

          “Meinen Sie es interessiert jemanden, wss sie offensichtlich grundlos von etwas halten?” – JA

          Wen?

          Ich kann Ihnen den Ausgleich nicht schenken, denn der Begriff deutet auf die Prämissen Ihrer Überzeugungen hin und die sind dann doch zu weit von den meinen entfernt, als dass ich sie akzeptieren könnte. Ein Ausgleich setzt eine Leistung voraus, die von anderen nachgefragt wird und deren Erbringung dem Erbringer einen Nachteil verschafft. Zudem setzt ein Ausgleich eine nicht vorhandene Wahlfreiheit voraus, eine Entscheidungssituation also, die vom Zwang, eine bestimmte Entscheidung zu treffen, bestimmt ist. Ich sehe keine dieser Bedingungen für den Kinderbesitz erfüllt. Niemand zwingt Eltern in den Besitz von Kindern zu investieren. Niemand fragt die entsprechende Leistung nach (vom Staat einmal abgesehen). Wofür sollen Kinderbesitzer also einen Ausgleich erhalten? Ganz nebenbei finde ich es einfach erschreckend, dass Eltern offensichtlich so wenig Stolz auf ihre eigene Leistungsfähigkeit haben, dass sie es einem Staat erlauben als Zuhälter in ihrem Leben zu agieren.

          Gehören Sie auch zu denjenigen, die versuchen ein Problem dadurch zu beseitigen, dass sie es in viele kleine Problemchen aufteilen, um sie dann wegen Nichtigkeit verschwinden zu lassen? Wie kommen Sie auf die Idee, man könne die Alimentierung von Kinderbesitz nur im Hinblick auf die Rente sehen. Ich sehe keinen Anlass zu denken, ich hätte irgend etwas dergleichen nahe gelegt. Interessant, dass Sie von Schnäppchenpreis reden. Sie können offensichtlich im Zusammenhang mit Kindern nicht anders als in monetären Zusammenhängen denken. Aber, um die brennende Frage noch zu beantworten, ja, ich würde alle Transferzahlungen abschaffen, ausnahmslos und jede Privilegierung bestimmter Lebens- oder Wirtschaftsweisen unterbinden.

    • 15
      Dr. habil. Heike Diefenbach

      Es sind doch wohl Sie selbst, die es sich sehr einfach machen und die sich nicht hinreichend mit Themen befassen, die Ihnen ideologisch anscheinend nicht genehm sind. Die Transferzahlungen, die Kinderbesitzer erhalten, sind real nachweisbar und sie sind real nachweisbar als Anreize zur Kindererzeugung gedacht – die Bundesregierung macht hieraus ja auch gar keinen Hehl. Zumindest für Personen in bestimmten Einkommensklassen lässt sich nachweisen, welchen finanziellen Nutzen sie aus den diversen finanziellen Anreizen zur Kinderproduktion ziehen, und ich sehe nicht, wo Sie Daten genannt hätten, die geeignet sind, dies zu falsifizieren.

      Ohnehin ist es lächerlich, abstreiten zu wollen, dass Elternschaft zuminest auch ökonomische Motive zugrundeliegen. Zu Ihrer Information: in der Psychologie und Soziologie gibt es bereits seit Jahrzehnten die so genannten „Values of children“-Studien, und in ihnen hat sich der ökonomische Nutzen von Kindern als eine erklärungskräftige Dimension von Nutzen von Kindern für ihre Eltern neben psychologischem und sozialem Nutzen (z.B. Anerkennung durch andere, weil man die Elternschaft „auf sich nimmt“) erwiesen. Das ist nun einmal so, ob es einem gefällt oder nicht. Und selbst dort, wo der ökonomische Nutzen weniger erklärungskräftig ist als der psycholgische oder soziale Nutzen, bleibt die Frage zu beantworten, warum die Öffentlichkeit die Produktion von Kindern bzw. den Nutzen, den deren Eltern psychologisch oder sozial aus ihnen ziehen, finanzieren sollte.

      Im übrigen ist es von keinerlei Interesse, was Sie für „geschmacklos“ halten und was nicht. Ich könnte Ihnen auch einiges nennen, was ich meinerseits für geschmacklos halte, z.B. sich in Ermangelung von Argumenten moralisch zu echauffieren und sich politisch korrekt als „Sprachpfleger“ aufspielen zu wollen. Aber ich ziehe es doch vor, meine Positionen argumentativ zu begründen.

      • 16
        bravo56

        Wenn sich Ihre argumentative Erklärungsmacht in einem „das ist nun einmal so“ erschöpft, ist das einfach schreckenerregend.
        Man kann sehr wohl der Meinung sein, der Staat solle Elternschaft überhaupt nicht alimentieren. Dann darf man das aber auch bitte „politisch unkorrekt“ so aussprechen und mit entsprechende Argumenten schmücken.

        • 17
          Michael Klein

          Ich kann es nicht leiden, wenn versucht wird, das Fehlen eigener Argumente durch Anschuldigungen bzw. blödsinnige und auf Unehrlichkeit basierende Kommentare auf dem Rücken anderer Kommentatoren auszuleben. Deshalb erhalten Sie von mir eine Antwort noch bevor Dr. habil. Heike Diefenbach eine Gelegenheit dazu hat. Ich empfehle Ihnen, die Kommentare in Zukunft zu lesen bevor Sie sich darüber echauffieren. Denn wenn Sie lesen, werden Sie „value of children“-Studien als Belegquelle finden. Die entsprechenden Studien sind mittlerweile so zahlreich, dass es Ihnen gelingen sollte, wenigstens eine davon zu lokalisieren. Wenn nicht, dürfen Sie sich gerne noch einmal an mich wenden, ich werde Dr. habil. Heike Diefenbach dann bitten, Ihnen ein paar zu nennen.

        • 18
          Dr. habil. Heike Diefenbach

          Erlauben Sie mir zunächst einen allgemeinen Ratschlag: Man sollte niemals kommentieren, solang man emotional noch so involivert ist, dass man sich um Kopf und Kragen schreibt. Unrecht zu haben ist die eine Sache, aber sich öffentlich mit Schaum vor dem Mund zu präsentieren und keinen einzigen vernünftigen Satz mehr formulieren zu können, die andere.

          Wären Sie weniger emotionsgesteuert vorgegangen, hätten Sie vielleicht bemerkt, dass meine
          Aussage „das ist nun einmal so” am Ende eines Kurzberichts über die Ergebnisse stand, die die „values of children“-Studien erzielt haben. Meine argumentative Kraft ergibt sich dementsprechend aus Forschungsbefunden aus empirischen Untersuchungen. Sie dagegen meinen, es ersetze ein Argument, wenn Sie mit Qualifizierungen von Dingen als „schreckenerregend“ um sich herum auskeulen; nun ja – sie haben mein aufrichtiges Mitleid, und mehr kann ich nicht tun, als sie zweimal darauf hinweisen, dass Sie besser daran tun würden, sich ARGUMENTE zu überlegen oder zu schweigen, wenn Sie keine haben, Andernfalls wird es nur das, was es jetzt schon geworden ist: peinlich.

          Ebenfalls entgangen scheint Ihnen in Ihrer Noradrenalin und Adrenalin-Überflutung zu sein, dass Sie es sind, der die politisch korrekte Version vertritt („Kinder sind nicht finanziell zu messen, und deshalb darf man darauf hinweisen, dass sie aus Fleisch bestehen….), und nicht ich. Ich freue mich aber sehr darüber, dass Sie ebenfalls meinen, die Realität dürfe ausgesprochen werden, auch wenn sie politisch unkorrekt sei, und daher nehme ich Ihre diesbezügliche Äußerung als Entschuldigung an.

          Noch etwas zu Ihrem Rückzugsgefecht mit Herrn Klein:
          Ja, in Herrn Kleins Artikel geht es um Rentenzahlungen. Schön, dass Ihnen das wieder einfällt! Sie haben nämlich selbst geschrieben:

          „Das kann doch nicht wirklich ihr Ernst sein, zu behaupten, Kinder würden aus ökonomischen Gründen gezeugt.“

          Damit haben SIE das Thema deutlich verändert bzw. über das Thema „Renten“ hinaus erweitert. Wenn Sie den Antworten, die Sie hierauf bekommen, nicht argumentativ begegnen können, dann ziehen Sie sich plötzlich zurück auf das, was Herrn Kleins Anliegen war.

          Vielleicht denken Sie noch einmal gründlich und lange über argumentative Kraft und darüber wie ihr Adrenalinausstroß und Ideologie im Wege stehen, nach?!

Bitte keine Beleidigungen, keine wilden Behauptungen und keine strafbaren Inhalte ... Wir glauben noch an die Vernunft!

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