Der Missbrauch “bildungsferner Schichten” – Ein Kommentar
Der demographische Wandel macht es möglich: Plötzlich interessieren sich Politiker für Kinder aus Arbeiterfamilien, Kinder aus “bildungsfernen Schichten”, wie das in den entsprechenden Kreisen heißt. Kinder aus “bildungsfernen Schichten”, das sind Kinder, im Hinblick auf die Johanna Wanka, Bildungsministerin in Niedersachsen, “schon jetzt (!sic)” etwas tun will, um sie “zu gewinnen”. Gewonnen werden sollen die “bildungsfernen Schichten”-Kinder “schon jetzt” für ein Studium an einer Universität oder besser noch einer Fachhochschule, und wie immer wenn Politiker denken und gleich reden, offenbaren sie ihre Vorurteile in einer Weise, die einem Schaudern lässt, denn: um Kinder aus bildungsfernen Schichten zu gewinnen, müsse man eine “offene Hochschule” schaffen, was letztlich bedeutet, dass die Zugangsvoraussetzung für die Universität und die Fachhochschule nicht mehr in der Fachhochschulreife bzw. dem Abitur bestehen, sondern z.B. in einer abgeschlossenen Ausbildung: “Wenn eine Arzthelferin Medizin studieren will, hat sie doch mehr Einblick in den Beruf gehabt als ein Schulabgänger”, weiß die Ministerin, von der ich mich frage, in was sie Einblick hatte, ehe sie zur Ministerin gemacht wurde.
Bildungsferne Schicht?
Die Prämisse, auf der die Idee der “offenen Universität” basiert, lautet: Kinder aus “bildungsfernen Schichten” sind zu dumm oder im Elternhaus zu wenig unterstützt oder zu langsam im Lernen oder in welcher Weise auch immer defizitär, als dass sie es auf dem normalen Wege schaffen könnten, einen Studienplatz an einer Universität oder einer Fachhochschule zu ergattern. Weil aber der demographische Wandel Lücken in die Besetzung der Hörsäle schlägt, muss man die freiwerdenden Plätze nun notgedrungen mit Kindern aus “bildungsfernen Schichten” besetzen und ihnen entsprechend ihrer defizitären Ausgangslage für Bildung entgegenkommen: Ansprüche reduzieren, unter die Arme greifen, helfen, leiten und führen, wie man das halt so tut, als wohlmeinender Onkel bzw. wohlmeindende Tante.
Mich bringt eine derartig offene Geringschätzung von Kindern aus Arbeiterfamilien und die Instrumentalisierung der Verfügungsmasse aus der “bildungsfernen Schicht” mitterweile derart in Rage, dass ich dazu übergegangen bin, zurückzuschlagen. Warum? Nun, ich bin ein Kind aus der “bildungsfernen Schicht”, ich komme aus der Arbeiterschicht und habe es geschafft, ganz ohne die Hilfe von wohlmeindenen Ministerinnen aus der Mittelschicht, ein Studium zu absolvieren. Ich habe die Ansprüche erfüllt, von denen Frau Ministerin der Ansicht ist, sie seien einfach zu hoch für Kinder aus der “bildungsfernen Schicht”, und ich habe die Heuchelei von Politikern wie Ministerin Wanka nun endgültig satt, diese Heuchelei, der die Unterschicht, die Arbeiterschicht oder die “bildungsferne Schicht” immer dann einfällt, wenn es darum geht, für sich selbst und seinesgleichen einen Vorteil zu erheischen und wenn es darum geht, eine Industrie institutionalisierter Hilfe und Sonderbehandlung für ausnahmslos alle aus der “bildungsfernen Schicht” zu etablieren, damit man Horden von Sozialpädagogen, Sozialarbeitern und sonstige Helfer in Lohn und Brot bringt und in jedem Fall verhindert, dass Kinder aus der “bildungsfernen Schicht” ein selbstbestimmtes und von der Mittelschicht nicht beeinträchtigtes Leben führen können.
Kaum ein Land unterhält ein Schulsystem, das in ähnlicher Weise selegiert wie das deutsche. Die Studien der OECD und nicht nur diese Studien, enden regelmäßig mit der Feststellung, dass Kinder aus der Arbeiterschicht Probleme haben, nach der Grundschule auf weiterführende Schulen zu gelangen. Läge es nicht nahe, wenn man die Anzahl von Kindern aus “bildungsfernen Schichten” auf Universitäten und Fachhochschulen erhöhen wollte, die Möglichkeiten, der entsprechenden Kinder zu verbessern, eine weiterführende Schule zu besuchen, um auf diesem Wege ein Abitur oder eine Fachhochschulreife zu erreichen? Warum wird statt dessen ein Weg gewählt, bei dem es geradenicht darum geht, die Eigenständigkeit von Kindern aus “bildungsfernen Schichten”, deren Selbstbewusstsein dadurch zu stärken, dass man die offenkundigsten Formen von Benachteiligung z.B. bei der Grundschulempfehlung beseitigt. Z.B. hat die Antwort auf die Frage, ob ein Kind im Elternhaus Unterstützung findet, bei der Beantwortung der Frage, ob die schulischen Leistungen eine Empfehlung für ein Gymnasium rechtfertigen, nichts zu suchen: Entweder die Leistungen eines Kindes sind gut genug, um eine solche Empfehlung zu rechtfertigen oder sie sind es nicht. Wenn die Grundschulempfehlung dennoch auf Einschätzungen von Lehrkräften basiert, die nicht die schulische Leistung der Kinder zum Gegenstand hat, dann ist hier eine andere Agenda am Werk, deren Ziel nicht darin besteht, meritokratisch vorzugehen, sondern sozial zu selegieren, wie sich spätestens dann zeigt, wenn man sich ansieht, wer nach der Grundschule auf Haupt- und Realschulen landet und wer nicht. Doch derartige Zusammenhänge interessieren Ministerinnen offensichtlich nicht. Ihnen geht es ja auch – wie gesagt – nicht darum, Kindern aus “bildungsfernen Schichten” ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen, sondern darum, ihnen einen Sonderstatus zu schaffen, der sie leicht als “Quereinsteiger” identifizierbar macht und zum leicht identifizierbaren Ziel von Hilfeleistung werden lässt.
“Die Lehre für und die Förderung von Studenten aus bildungsfernen Schichten (nicht zuletzt Migranten) ist für Fachhochschulen nichts Neues. Dieser Personenkreis hatte hier immer schon einen großen bis sehr großen Anteil. An den Universitäten dürfte sich das jedoch anders darstellen. Gesehen werden muss, dass die Hochschulen und die Hochschullehrer sich in besonderer Weise auf die Studenten einstellen müssen, weil die Studierfähigkeit nicht selten eben nicht einfach vorausgesetzt werden kann, sondern durch zusätzliche Lehrangebote und Trainings erst gezielt hergestellt werden muss. Denn Studenten aus bildungsfernen Schichten bringen kein familiengebundenes Wissen mit um das, was ein Studium eigentlich ist, nämlich ein prinzipiell selbstbestimmter, proaktiv zu gestaltender Bildungs- und nicht nur ein fremdbestimmter Ausbildungsprozess – und was es vom einzelnen fordert, aber in einer Lebensperspektive auch weit über das Ökonomische hinaus ermöglicht.”
Mit anderen Worten, Studenten aus “bildungsfernen Milieus” sind dümmer als der Rest, weniger versiert als der Rest und benötigen vom ersten bis zum letzten Tag Hilfe. Derat paternalisierende Ausbrüche treiben mir den Zorn ins Gesicht, u.a. deshalb weil wie Dr. habil. Heike Diefenbach sagt, die Kinder aus der Arbeiterschicht, die es trotz widriger Verhältnisse an die Universität geschafft haben, keine besondere Aufmerksamkeit benötigen. Sie benötigen gute Lehre und gute Lernbedingungen an Universitäten und Fachhochschulen. Das setzt z.B. voraus, dass die entsprechenden Hochschulen sich in einem ordentlichen Bauzustand befinden und nicht wie die Elite-Universität München langsam vor sich hinverfallen. Es setzt voraus, dass die Mittel, die zur Bestückung der Bibliotheken in Universitäten zur Verfügung stehen, nicht so knapp bemessen sind, dass bereits im März das komplette Deputat für ein Jahr aufgebraucht ist. Es setzt voraus, dass die technische Ausstattung von Universitäten nicht zum Lachen, sondern zum Arbeiten auffordert, und es setzt voraus, dass Universitäten nicht in Kindertagesstätten umfunktioniert werden, wie dies der Wissenschaftsrat plant.
Aber von derartigen Maßnahmen profitieren die, die studieren wollen, nicht die vielen Helfer der Hilfeindustrie, die bereits in den Startlöchern sitzen, um die Kinder aus den “bildungsfernen Schichten” in Empfang zu nehmen und zu “behelfen”. Reicht es nicht langsam mit dem Missbrauch der “bildungsfernen Schicht”, als diejenigen, die in der gesellschaftlichen Hackordnung unten angesiedelt sind, so dass man daraus, dass man ihnen hilft, sozialen Status gewinnen kann? Reicht es nicht, auf die herunter zu schauen, die die gesellschaftliche Drecksarbeit leisten, die Horden von Sozialarbeitern in Lohn und Brot verhelfen, Gefängnisse zu rentablen Einrichtungen machen, als Gegenstand von Soap-Opern, Hausfrauenfernsehen und Schnulzenfilmen zur Erheiterung der Mittelschicht beitragen, deren Musik seit Jahrhunderten die Langeweile in der Mittelschicht vertreibt und – last but not least – ohne die es nicht möglich wäre, seine Gutheit durch vermeintliche Wohltätigkeit zu zelebrieren. Was mich angeht, ich habe davon wirklich die Nase voll.
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Ich weiss nicht, ob ich mich hier anschließen soll oder nicht… kann wohl aber auch die Situation nicht ganz nachvollziehen. Ich stamme nicht aus einer “bildungsfernen Schicht”, und kenne auch mehr “gebildete” als “bildungsfremde” Menschen. Unter ersteren befindet sich aber ein beachtlicher Anteil von Menschen, die aus den erwähnten “bildungsfernen” Schichten stammen, also “Arbeiterkinder”, die sich (teils) über den n-ten Bildungsweg an die Uni gearbeitet haben; Migrantenkinder, deren Eltern schlecht bis gar kein Deutsch sprechen (und die mit mir Abitur gemacht haben) und so weiter – ich kann also nur von einem sozialen Millieu derer, die kein Problem haben, aus behaupten, dass ich Herrn Klein zustimme.
Das zweite Problem ist, dass ich genau das Problem woanders sehe: Nicht die Kinder aus “bildungsferenen Schichten” sind dumm (die sind nur tendenziell ungebildet, das sollte sich qua Definition selbstreferentiell erklären), nein, es werden alle immer dümmer. Das liegt, wie im Artikel leider (finde ich) nur kurz angedeutet wird, meiner Meinung nach daran, dass statt auf Bildung, und insofern finde ich, Herr Buchholz macht da eine schöne Differenzierung, immer mehr auf _Aus_bildung gesetzt wird. Das ist ja auch vielleicht gut für die Industrie, aber sicher (zu) kurzfristig gedacht.
Was ich damit meine ist, dass Bildung nicht nur das Wissen, sondern auch dessen Verständnis umfasst – oder das eigenständige Erarbeiten von Wissen und nicht nur das formalisiert geplante Herunterbeten von Wissen. Dass mal das nun aber lernen kann, wie Herr Buchholz behauptet, wage ich mal zu bezweifeln. Das muss man wollen.
Bildung aber zu wollen, da helfen einem alle Förder- oder Sonstwasprogramme auch nichts.
Die zweite Voraussetzung, Bildung zu erlangen, ist dann das Dürfen. Wenn Papa sagt, ne Nadine, Zahnmedizin is nix für dich, werd doch Kindergärtnerin, dann hat Nadine auch ein Problem. Aber auch da helfen einem alle Förder- oder Sonstwasprogramme nichts.
Drittens, und das ist für mich der Knackpunt in dem Artikel, muss man für echte Bildung, also den Erweb von Wissen und Verständnis, auch noch ein nicht allzu kleines Bischen Denkfähigkeit mitbringen. Die kann man zwar vielleicht fördern, aber nicht durch die offenbar angedachten Hilfsmaßnahmen.
Und da komme ich wieder auf “alle sind zu dumm” zurück: Ich hätte kein Problem damit, wenn eine Arzthelferin Medizin studieren will – oder darf. Aber Medizin ist eh sehr formalisiert als Studium und mehr Ausbildung (ein anderes Problem), also nehmen wir lieber den Installateur, der Versorgungstechnik studieren will oder den Maurer, der Architekt werden will. Soll er es gerne probieren. Solange er rausfliegt, wenn er’s nicht packt, ist das OK. Aber sobald die Ansprüche gesenkt werden, damit er es schafft, sehe ich schwarz. Denn das deutsche Hochschulbildungssystem ist eh schon soweit runtergefahren, dass eine Bekannte von mir, die vor Jahren knapp ihr Abitur schaffte, es mit Volkswirtschaft versuchte und jetzt als Flugbegleiterin sehr glücklich ist, am Ende noch bei der Deutschen Bank landen würde. Und die haben schon genügend Leute, die keine Ahnung haben von dem, was sie tun (hoffe ich zumindest, aber das ist ein anderes Thema).
Wovon also ich die Nase voll habe, ist dieser Pseudo-Bildungs-Wahn, der in Deutschland grassiert und der, Danke Bologna, alles Bestehende abwertet. Ich bezweifle, dass sich die Qualität meines Hamburgers ändert, ob er von einem Fachmann für Systemgastronomie zubereitet wurde, oder von jemandem, der kein Wort Deutsch spricht, ich glaube nicht, dass eine Einzalhandelskauffrau meine Einkäufe besser oder schlechter über eine Scannerkasse zieht als eine 55-jährige Immerhausfrau, und analog glaube ich nicht, dass eine Diplom-Sozialpädagogin (FH) Kinder besser betreut als eine Erzieherin – eher das Gegenteil. Aber wenn jeder Parkplatzwärter eine Ausbildung braucht, dann braucht halt jeder, der was anspruchsvolleres macht, ein Studium. Und dann muss man eben die Ansprüche an die Studiengänge senken, da es nicht unendlich viele ausreichend intelligente Menschen gibt. Doof. Aber ich kenne da auch keine Lösung.
>>[…] Installateur, der Versorgungstechnik studieren will oder den Maurer, der Architekt werden will. Soll er es gerne probieren. Solange er rausfliegt, wenn er’s nicht packt, ist das OK. Aber sobald die Ansprüche gesenkt werden, damit er es schafft, sehe ich schwarz. <<
Hierzu fällt mir das Folgende ein: mein Bruder hat direkt nach dem Abitur Bauphysik an einer FH studiert und hatte am Anfang einige Maurermeister mit in der "Klasse" (das Bachelor-Studium ist sehr verschult, weshalb man durchaus von Klassen sprechen kann), welche naturgemäß deutlich älter als er waren. Trotz des sehr anwendungsorientierten Studiums aber hat soweit ich weiß keiner der Maurermeister den Abschluss geschafft – sie sind wohl überwiegend an der Mathematik gescheitert.
Ihren nachhaltigen Zorn, über den „Standesdünkel“ angeblich „Bildungs naher Schichten“, Herr Klein, kann ich persönlich gut verstehen.
Wer ohne das selbstbewusste familiäre Programm, dennoch in die Liga aufstieg, in die Andere per Geburt geschoben wurden, hat die reale Schwäche derer, die nur durch familiäre Pflege ihren Status erhielten und nicht durch eigene Leistung, deutlich erlebt.
Ich habe zukünftige Junior-Chefs gesehen, die Ende 20 noch immer studierten, größte Angst vor Professoren hatten, die nicht in ihren Verbindungen standen, sondern Leistung statt Stammbaum erwarteten und mich köstlich darüber amüsiert, denn ich war kein hauptberuflicher Sohn. Hörte mir aber z.B. das Mutterglück an, als ich eine Dame von der Doktorfeier ihres Sohnes zum Hotel als Taxidriver fuhr, wie ihr Sohn beim Korporations-Freund des verstorbenen Gatten zu akademischen Ehren geadelt worden war. Sogar, dass diese Korps-Verbindungen nun die berufliche Zukunft ihres Sohnes weiter optimal gestalten würden.
Ich habe begriffen, wie „Intelligenz per Konto vererbt“ wird oder schon manchen akademischen Volltrottel erlebt, der im Zweifelsfall natürlich auch noch in der Politik wurstelt, wo das Fehlen von Grundrechenbeherrschung nicht mehr weiter auffällt.
Diese Arroganz von „Gebildeten“ die so lebensuntüchtig blieben, das sie auf die herabblicken, die ihnen als Handwerker alle Probleme lösen, zu denen ihnen nicht nur praktische, sondern auch angewandte Intelligenz fehlt, gipfelt darin sich unter Seinesgleichen zu tummeln, um sich elitär „aufzugockeln“.
Darum verwundert es mich nicht, das Eltern ihre Kinder vor fairem Wettbewerb schützen und zu positionieren versuchen, um ihren Status zu erhalten. Welche Qualität diese „gepämperten“ Bürgersöhne und -Töchter dann vor allem in staatlichen Einrichtungen an den Tag legen, macht dann den irrationalen Filz aus, der zur Selbstverständlichkeit eines Landes wird, über die Sie und ich uns aufregen.
Wo Gruppenmerkmale gehandelt werden, statt Inhalte, wo ein Staatsfeminismus Frauen endlos bevorzugt in Positionen schiebt, statt faire Chancen und Wettbewerb um die besseren Köpfe und Konzepte zu „riskieren“, agiert die verantwortliche Administration, als ob die Befindlichkeit in der eigenen „Pflegestufe“ schon eine generelle Lösung für alle sei.
Mir scheint dieses „Prinzip eigener realer Unfähigkeit“ kennzeichnet die Furcht vor liberalen, selbstregulierenden Bedingungen. Verführt gerade im Zeitgeist die deutsche Politik immer zu aufs Neue, zu regulieren und planwirtschaftlichen Blödsinn zu verursachen, was erst die Probleme schafft, die anschließend nicht sinnvoll zu lösen sind, da sie von vornherein Irrwege waren die nicht erkannt wurden, weil man sich eben nur auf dem Weg in Bewegung verhält, statt umfassender und weiter zu denken zu planen und zu handeln.
Die Verfahrenheit in der grenzenlosen Verschuldungspolitik der EU-Länder, die Sackgasse im Euro gnadenlos ganze Volkswirtschaften und kulturelle Souveränitäten gegeneinander in Streit zu stürzen, sind genauso ein Fakt, wie der Unfug, nicht den Menschen, sonder das Klima retten zu wollen, koste es was es wolle.
Beides sind Belege für elitären Schwachsinn und zeigen, das Bildung nicht unbedingt den ungetrübten Verstand befördert.
Doch – Herr Klein, dank Ihnen schreibe ich hier ab und zu, zu dem was ich von Ihnen und Frau Diefenbach an Artikeln lesen kann und da fühle ich micht in meiner Entwicklung quasi als Senior, der Spaß am Studieren hat, seine Sichtweise weiter ausbaut, und dafür danke ich Ihnen. Umso schöner, wenn es uns verbindet.
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Das zweite Problem ist, dass ich genau das Problem woanders sehe: Nicht die Kinder aus “bildungsferenen Schichten” sind dumm (die sind nur tendenziell ungebildet, das sollte sich qua Definition selbstreferentiell erklären), nein, es werden alle immer dümmer. Das liegt, wie im Artikel leider (finde ich) nur kurz angedeutet wird, meiner Meinung nach daran, dass statt auf Bildung, und insofern finde ich, Herr Buchholz macht da eine schöne Differenzierung, immer mehr auf _Aus_bildung gesetzt wird. Das ist ja auch vielleicht gut für die Industrie, aber sicher (zu) kurzfristig gedacht.
Was ich damit meine ist, dass Bildung nicht nur das Wissen, sondern auch dessen Verständnis umfasst – oder das eigenständige Erarbeiten von Wissen und nicht nur das formalisiert geplante Herunterbeten von Wissen. Dass mal das nun aber lernen kann, wie Herr Buchholz behauptet, wage ich mal zu bezweifeln. Das muss man wollen.
Bildung aber zu wollen, da helfen einem alle Förder- oder Sonstwasprogramme auch nichts.
Die zweite Voraussetzung, Bildung zu erlangen, ist dann das Dürfen. Wenn Papa sagt, ne Nadine, Zahnmedizin is nix für dich, werd doch Kindergärtnerin, dann hat Nadine auch ein Problem. Aber auch da helfen einem alle Förder- oder Sonstwasprogramme nichts.
Drittens, und das ist für mich der Knackpunt in dem Artikel, muss man für echte Bildung, also den Erweb von Wissen und Verständnis, auch noch ein nicht allzu kleines Bischen Denkfähigkeit mitbringen. Die kann man zwar vielleicht fördern, aber nicht durch die offenbar angedachten Hilfsmaßnahmen.
Und da komme ich wieder auf “alle sind zu dumm” zurück: Ich hätte kein Problem damit, wenn eine Arzthelferin Medizin studieren will – oder darf. Aber Medizin ist eh sehr formalisiert als Studium und mehr Ausbildung (ein anderes Problem), also nehmen wir lieber den Installateur, der Versorgungstechnik studieren will oder den Maurer, der Architekt werden will. Soll er es gerne probieren. Solange er rausfliegt, wenn er’s nicht packt, ist das OK. Aber sobald die Ansprüche gesenkt werden, damit er es schafft, sehe ich schwarz. Denn das deutsche Hochschulbildungssystem ist eh schon soweit runtergefahren, dass eine Bekannte von mir, die vor Jahren knapp ihr Abitur schaffte, es mit Volkswirtschaft versuchte und jetzt als Flugbegleiterin sehr glücklich ist, am Ende noch bei der Deutschen Bank landen würde. Und die haben schon genügend Leute, die keine Ahnung haben von dem, was sie tun (hoffe ich zumindest, aber das ist ein anderes Thema).
Wovon also ich die Nase voll habe, ist dieser Pseudo-Bildungs-Wahn, der in Deutschland grassiert und der, Danke Bologna, alles Bestehende abwertet. Ich bezweifle, dass sich die Qualität meines Hamburgers ändert, ob er von einem Fachmann für Systemgastronomie zubereitet wurde, oder von jemandem, der kein Wort Deutsch spricht, ich glaube nicht, dass eine Einzalhandelskauffrau meine Einkäufe besser oder schlechter über eine Scannerkasse zieht als eine 55-jährige Immerhausfrau, und analog glaube ich nicht, dass eine Diplom-Sozialpädagogin (FH) Kinder besser betreut als eine Erzieherin – eher das Gegenteil. Aber wenn jeder Parkplatzwärter eine Ausbildung braucht, dann braucht halt jeder, der was anspruchsvolleres macht, ein Studium. Und dann muss man eben die Ansprüche an die Studiengänge senken, da es nicht unendlich viele ausreichend intelligente Menschen gibt. Doof. Aber ich kenne da auch keine Lösung.
>>[…] Installateur, der Versorgungstechnik studieren will oder den Maurer, der Architekt werden will. Soll er es gerne probieren. Solange er rausfliegt, wenn er’s nicht packt, ist das OK. Aber sobald die Ansprüche gesenkt werden, damit er es schafft, sehe ich schwarz. <<
Hierzu fällt mir das Folgende ein: mein Bruder hat direkt nach dem Abitur Bauphysik an einer FH studiert und hatte am Anfang einige Maurermeister mit in der "Klasse" (das Bachelor-Studium ist sehr verschult, weshalb man durchaus von Klassen sprechen kann), welche naturgemäß deutlich älter als er waren. Trotz des sehr anwendungsorientierten Studiums aber hat soweit ich weiß keiner der Maurermeister den Abschluss geschafft – sie sind wohl überwiegend an der Mathematik gescheitert.
Ihren nachhaltigen Zorn, über den „Standesdünkel“ angeblich „Bildungs naher Schichten“, Herr Klein, kann ich persönlich gut verstehen.
Wer ohne das selbstbewusste familiäre Programm, dennoch in die Liga aufstieg, in die Andere per Geburt geschoben wurden, hat die reale Schwäche derer, die nur durch familiäre Pflege ihren Status erhielten und nicht durch eigene Leistung, deutlich erlebt.
Ich habe zukünftige Junior-Chefs gesehen, die Ende 20 noch immer studierten, größte Angst vor Professoren hatten, die nicht in ihren Verbindungen standen, sondern Leistung statt Stammbaum erwarteten und mich köstlich darüber amüsiert, denn ich war kein hauptberuflicher Sohn. Hörte mir aber z.B. das Mutterglück an, als ich eine Dame von der Doktorfeier ihres Sohnes zum Hotel als Taxidriver fuhr, wie ihr Sohn beim Korporations-Freund des verstorbenen Gatten zu akademischen Ehren geadelt worden war. Sogar, dass diese Korps-Verbindungen nun die berufliche Zukunft ihres Sohnes weiter optimal gestalten würden.
Ich habe begriffen, wie „Intelligenz per Konto vererbt“ wird oder schon manchen akademischen Volltrottel erlebt, der im Zweifelsfall natürlich auch noch in der Politik wurstelt, wo das Fehlen von Grundrechenbeherrschung nicht mehr weiter auffällt.
Diese Arroganz von „Gebildeten“ die so lebensuntüchtig blieben, das sie auf die herabblicken, die ihnen als Handwerker alle Probleme lösen, zu denen ihnen nicht nur praktische, sondern auch angewandte Intelligenz fehlt, gipfelt darin sich unter Seinesgleichen zu tummeln, um sich elitär „aufzugockeln“.
Darum verwundert es mich nicht, das Eltern ihre Kinder vor fairem Wettbewerb schützen und zu positionieren versuchen, um ihren Status zu erhalten. Welche Qualität diese „gepämperten“ Bürgersöhne und -Töchter dann vor allem in staatlichen Einrichtungen an den Tag legen, macht dann den irrationalen Filz aus, der zur Selbstverständlichkeit eines Landes wird, über die Sie und ich uns aufregen.
Wo Gruppenmerkmale gehandelt werden, statt Inhalte, wo ein Staatsfeminismus Frauen endlos bevorzugt in Positionen schiebt, statt faire Chancen und Wettbewerb um die besseren Köpfe und Konzepte zu „riskieren“, agiert die verantwortliche Administration, als ob die Befindlichkeit in der eigenen „Pflegestufe“ schon eine generelle Lösung für alle sei.
Mir scheint dieses „Prinzip eigener realer Unfähigkeit“ kennzeichnet die Furcht vor liberalen, selbstregulierenden Bedingungen. Verführt gerade im Zeitgeist die deutsche Politik immer zu aufs Neue, zu regulieren und planwirtschaftlichen Blödsinn zu verursachen, was erst die Probleme schafft, die anschließend nicht sinnvoll zu lösen sind, da sie von vornherein Irrwege waren die nicht erkannt wurden, weil man sich eben nur auf dem Weg in Bewegung verhält, statt umfassender und weiter zu denken zu planen und zu handeln.
Die Verfahrenheit in der grenzenlosen Verschuldungspolitik der EU-Länder, die Sackgasse im Euro gnadenlos ganze Volkswirtschaften und kulturelle Souveränitäten gegeneinander in Streit zu stürzen, sind genauso ein Fakt, wie der Unfug, nicht den Menschen, sonder das Klima retten zu wollen, koste es was es wolle.
Beides sind Belege für elitären Schwachsinn und zeigen, das Bildung nicht unbedingt den ungetrübten Verstand befördert.
Lieber Herr Meier,
Sie schreiben mir aus dem Herzen, und dem ist nichts mehr hinzuzufügen.
Doch – Herr Klein, dank Ihnen schreibe ich hier ab und zu, zu dem was ich von Ihnen und Frau Diefenbach an Artikeln lesen kann und da fühle ich micht in meiner Entwicklung quasi als Senior, der Spaß am Studieren hat, seine Sichtweise weiter ausbaut, und dafür danke ich Ihnen. Umso schöner, wenn es uns verbindet.