Das große Reinwaschen hat begonnen – Plagiate bald normal
von Dr. habil. Heike Diefenbach & Michael Klein
Seit Annette Schavan entdoktort wurde, ist einige Zeit vergangen, fast dass man den nunmehr vor dem Düsseldorfer Verwaltungsgericht anhängigen Fall vergessen hätte. Und tatsächlich haben wir nicht mehr an Schavan und ihren mit Fremder Gedanken erschlichenen Doktortitel gedacht bis uns ein Leser von ScienceFiles mit ein paar Links auf ein sehr interessantes Blog mit dem Namen Erbloggtes aufmerksam gemacht hat, in dem der weitere Gang der “Causa Schavan” detailliert verfolgt wird.
Beim Lesen einiger Beiträge auf Erbloggtes sind wir dann auf den ersten Grund zum Augenreiben gestoßen. Er findet sich an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und nennt sich: Zitat und Paraphrase. Was ein Zitat ist, ist hinlänglich bekannt, was eine Paraphrase ist, wollen wir an dieser Stelle kurz definieren: eine Praraphrase ist die Umschreibung eines sprachlichen Ausdrucks mit anderen Worten, wenn man einen Plagiator “Dieb geistigen Eigentums” nennt, dann ist dies eine Paraphrase. Der Duden, dem diese erste Wortbedeutung entnommen ist, kennt noch eine weitere Bedeutung, nämlich die sinngemäße Übertragung eines Begriffs in eine andere Sprache.
Überträgt man diese Wortbedeutung von Paraphrase auf die Beschreibung des Forschungsprojekts an der Berlin-Brandenburgischen Akademie, dann geht es also darum, zu untersuchen, wann ein sinngemäßes Zitat in die Paraphrase abgleitet, es also zu einer “Übertragungsleistung” gekommen ist, die man demjenigen, der sie gemacht hat, anrechnen kann. Diese Aufgabe hat sich eine “interdisziplinäre Arbeitsgruppe” gestellt, die “nach präzisen Begriffsdefinitionen [fragt], […] die Idee einer mathematischen Messbarkeit wissenschaftlicher Originalität [problematisiert] und […] an den Beispielen von Zitat und Paraphrase die Praktiken verschiedener Disziplinen an konkreten Fällen” diskutiert.
Auf diese Idee muss man im Zusammenhang mit wissenschaftlichem Arbeiten erst einmal kommen, denn die Übernahme fremder Gedanken ist in der Wissenschaft kenntlich zu machen, mit Anführungszeichen oder bei sinngemäßer Übertragung, durch die Angabe des Urhebers dessen, was sinngemäß übertragen wurde.
Mit anderen Worten, methodisch und inhaltlich kann man sich diese interdisziplinäre Arbeitsgruppe sparen, setzt doch die Übertragung selbst bei einer Paraphrase einen Ur-Text voraus, dessen Nicht-Angabe zu einem Verstoß gegen die Regeln wissenschaftlichen Arbeitens führt, und entsprechend nicht mit den Regeln wissenschaftlichen Arbeitens vereinbar ist. Wozu also wurde diese “interdisziplinäre Arbeitsgrupe” eingerichtet?
Diese Frage hat uns weiterrecherchieren lassen und dabei sind wir auf einen Vortrag von Philipp Theisohn mit dem Titel “Fremde Worte, eigenes Denken” gestoßen, den Theisohn auf der Tagung “Wissenschaft in der Verwantwortung. Gute Wissenschaftliche Praxis und Qualitätssicherung in der Promotion” gehalten hat, die am 23. Juli 2013 in der Berlin-Brandenburgischen Akademie für Wissenschaften stattgefunden hat. Interessanter Weise hat der Wissenschaftsrat diesen Vortrag veröffentlicht, was deutlich macht, dass es um Politik und nicht um Wissenschaft geht. Und wer daran noch Zweifel hat, dem werden die Zweifel in Windeseile durch einen Blick in den Text des Vortrages von Theisohn ausgetrieben.
Theisohn geht in seinem Vortrag von der Vorstellung aus, dass man durch den Vergleich zweier Texte entscheiden kann, ob beide Texte übereinstimmen, fast übereinstimmen oder nicht übereinstimmen. “Dem lässt sich schlecht widersprechen”, folgert er auf der ersten Seite seines Textes, um den Rest des Textes dazu zu verwenden, dem zu widersprechen, dem sich nach seiner eigenen Einschätzung schlecht widersprechen lässt. Was folgt ist eine Form von Wissenschafts-Relativismus, die Karl Raimund Popper auf die Palme gebracht hätte und dessen Crux letztlich darin besteht, dass man den Holocaust nicht nachträglich als Mord bezeichnen kann, weil man aus der Mentalität der 1930er und 1940er Jahre heraus untersuchen müsste, ob das Töten von Juden als Mord durchgehen kann.
Das ist natürlich wieder nur unsere deutliche Art die verbalen Gespinste zu übersetzen, die Theisohn in seinem Vortrag entwickelt und in die er sich selbst verwickelt und die er mit der Aussage zusammenfasst, dass die Frage nach dem geistigen Eigentum vor allem eine Mentalitätsfrage sei (3), ebenso wie die Ermordung von Juden dann wohl eine Mentalitätsfrage ist. Der aberwitzige Vortrag dessen Duktus jedem Leser sofort ins Gesicht springt, da immer dann, wenn die Rede auf die Frage kommt, ob man ein Plagiat von einem Original unterscheiden könne, mit Worten wie “unterstellen”, “suggerieren” oder “vermessen” hantiert wird, macht schnell deutlich, dass Theisohn ein Relativist ist, der versucht, Wahrheit und Übereinstimmung, Moral und Anstand als Ordnungskriterien zu beseitigen.
Und so gehts: Wenn man zwei Texte vergleiche, so Theisen, dann vermesse man die Wörtlichkeit, die Übereinstimmung von Worten, Sätzen und gar Absätzen. Man konfrontiere einen Ur-Text mit einem anderen Text und unterstelle, je nach Übereinstimmung ein Plagiat. Dabei suggeriere die Konfrontation beider Texte, (1) eine prinzipielle Vergleichbarkeit, die (2) jeder alphabetisierte Mensch feststellen könne und die (3) quantifizierbar sei. Etwa in der folgenden Weise (von uns ausgewähltes Beispiel):
Schavans Dissertation Seite 37
Das Original von Hannah Arendt, die Schavan nicht zitiert
Durch die Gründung und Erhaltung von politischen Gemeinwesen schließlich schafft menschliches Handeln die Bedingungen für eine Kontinuität der Generationen und damit für Geschichte.
[…] das Handeln schließlich, soweit es der Gründung und Erhaltung politischer Gemeinwesen dient, schafft die Bedingungen für eine Kontinuität der Generationen, für Erinnerung und damit für Geschichte.
Dieses Beispiel stammt von Schavanplag und wer sich für die Frage von Plagiat und Original interessiert, der wird dort mit Sicherheit fündig. Doch zurück zu Theisohn. Theisohn behauptet, dass eine Konfrontation von Texten, also z.B. des Textes von Schavan mit dem Text von Arendt nicht geeignet ist, um festzustellen, ob hier mit Absicht kopiert wurde, ob hier geistiges Eigentum von Hannah Arendt durch Annette Schavan als ihr eigenes Eigentum ausgegeben wurde. Diese Frage, so Theisohn sei zu einfach, verdränge “die konkrete, historische Kommunikationssituation, in der ein wissenschaftlicher Text steht” (5).
Um diesen Punkt zu unterstreichen und seinen Versuch, seine Zuhörer um ihren Verstand zu reden fortzuführen, hat er sich willkürlich und absolut zufällig pädagogische Dissertationen aus den 1980er Jahren, also dem Fach und der Zeit, in dem/der Annette Schavan promoviert hat, gegriffen und sie gelesen und sich vermutlich inspirieren lassen, denn das er eine bestimmte wissenschaftliche Methode an die Dissertationen herangetragen habe, behauptet er nicht, warum sollte er auch, als Relativist? Das Lesen hat eine Reihe von Erkenntnissen bei Theisohn ausglöst, u.a. die Erkenntnis, dass zuweilen ganze Seiten lang über Darwin geschrieben werde, ohne dass Darwin zitiert werde oder dass ein Werk über 130 Seiten zwei Autoren bespreche und nur sporadisch zitiere. Dies zeige, so Theisohn, dass die Frage, was “als zitierpflichtig erachtet wird und was nicht, sehr stark vom fachlichen Standort abhängig ist” (16). Warum es das zeigt, können wir nicht nachvollziehen, denn immerhin war es Theisohn möglich, die geistigen Urheber die besprochen und sporadisch zitiert werden, ausgehend von den gelesenen Texten ausfindig zu machen.
Aus all den willkürlichen und nicht nachvollziehbaren Assoziationen zimmert er den absurden Schluss, dass man ein Plagiat nicht als Plagiat benennen könne, wenn man die Mentalität des Plagiatoren und seiner Zeit nicht in Rechnung stelle. Aber gut, wenn man es mit seltsamen Zeitgenossen zu tun hat, die gerade versucht haben, die Möglichkeit der Übereinstimmung in der Wahrnehmung von Eigentum in Abrede zu stellen und die tatsächliche argumentieren wollen, dass in den 1980er Jahren Autoren, die Textstellen bei anderen kopiert haben ohne diese Autoren anzugeben, nicht wussten, dass man das in der Wissenschaft nicht macht, weil damals die, sagen wir, die Pädagogik ein in “seinen Standards unausgegorenes Fach” (12) war, dann muss man zeitgenössisch argumentieren.
Die folgende Liste ist ein Auszug aus dem Karlsruher Verbundkatalog. Der Auszug stellt Bücher zusammen, die alle vor 1980 erschienen sind und in denen die Regeln des wissenschaftlichen Arbeits zusammengestellt sind. Angesichts der Vielzahl der wissenschaftichen Publikationen, in denen erklärt wird, dass man nicht einfach Textstellen von anderen Autoren in die eigene Arbeit schreiben darf ohne diese Autoren auch zu zitieren und da selbst für das “unausgegorene Fach” der Pädagogik ein Eintrag zu finden ist (bitte die Grafik anklicken und nach unten scrollen bis es rot wird), kann man also davon ausgehen, dass das Gebot der wissenschaftlichen Lauterkeit bereits 1980 und selbst in der Pädagogik bekannt war.
Man muss vor diesem Hintergrund zweierlei feststellen: (1) in den 1980er Jahren war es ebenso ein Diebstahl geistigen Eigentums wie heute, wenn Textstellen übernommen oder leicht abgeändert übernommen wurden, ohne auf den Ur-Text und dessen Verfasser zu verweisen, (2) Zitat und Paraphrase und der Vortrag von Theisohn sind offensichtlich Teil einer Kampagne, mit der versucht werden soll, vorhandenen Befürchtung, dass das Plagiat von Schavan und seine Aufdeckung erst die Spitze eines Eisberges ist, dessen Abschmelzen eine ganze Reihe derzeit noch promovierter Opfer fordern wird, dadurch zu begegnen, dass man versucht, normale Betrachter um ihren Verstand zu reden und die Möglichkeit, durch den Vergleich zweier Texte eine Übereinstimmung oder keine Übereinstimmung festzustellen, so lange zu bestreiten, bis diejenigen, die darauf beharren, dass Diebstahl immer dann vorliegt, wenn fremdes Eigentum entwendet wird, kleinbeigeben.
Was ScienceFiles betrifft, so wird dies allerdings nie der Fall sein.
P.S.
Drei Dinge seien an dieser Stelle noch nachgetragen: (1) Wie krank muss man eigentlich sein, wenn man die Frage untersucht, ob Diebstahl fremden Eigentums zu bestimmten Zeiten ein akzeptables Mittel wissenschaftlichen Arbeitens war. (2) Warum melden sich eigentlich nicht die Professoren für Pädagogik zu Wort, denen hier dauerhaft attestiert wird, sie seien Stümper, die Lehrstühle besetzten ohne dazu auch nur im Entferntesten befähigt zu sein? (3) Wenn Pädadgogik tatsächlich in den 1980er Jahren ein “unausgegorenes Fach” war, dessen Vertreter wissenschaftliche Standards nicht einzuhalten in der Lage waren, dann müssen konsequenter Weise alle Titel, die von diesem unausgegorenen Fachvertretern vergeben wurden, entzogen werden.
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Theisohn hat 2009 eine “Geschichte des Plagiats” geschrieben. Die Rezension (ZEIT) sagt alles:
“Denn es scheint, das Verständnis Philipp Theisohns, was ein “Original” ist, ist den komplexen Anforderungen der Postmoderne nicht ganz gewachsen.”
Was Herr Theisohn der interdisziplinären Arbeitsgruppe entnommen hat , ist nichts anderes als Wortklauberei. Der Text von Fr. Schavan und der Text von Hannah Arendt ist identisch, Beide Texte sagen das Gleiche aus. Mein Empfinden sagt mir, der Text wurde von Frau Schavan abgeschrieben.
Der Fall ist brisant, er zeigt, das Kräfte am Werk sind, denen es um weit mehr geht als um die Genderei, die nur ein Teil des Ganzen ist: Auflösung aller Begriffe und Normvorstellungen bedeutet absolute Willkür für die Inhaber der Macht.
Wie ich andernorts hier schon schrieb: wenn alles Ramsch wird, ist alles nur noch Brei. Dann kann einer sich mehr auf irgendwas berufen, ein Recht, eine Moral, eine Gültigkeit.
Deshalb: Die Taktik ist so hinterhältig, dass sie die ersten drei, vier Tiefenschichten kritischen denkens gleich für sich vetreinnahmen kann: Jemand produziert geistigen Schrott? Richtig – es ist ja alles Schrott. Nicht mehr das Plagiat wird bestritten, sondern der Begriff des Plagiats.
Nicht mehr mangelnde Qualität dieser oder jener Gesellschaftssparte (Schule, Bildung, Medien etc.) wird bestritten, sondern die Exisatenz von Qualität.
Das Aufzeigen fehlender Qualität allein geht denen voll ins Messer: Alles Schrott. Wir brauchen ein Aufzeigen von Qualität – oder wir gehen in den für uns geplanten Untergang.
Möglicherweise würde es Herrn Theisohn helfen, sich einmal mit den Inhalten der Texte zu beschäftigen.
Hannah Arendt schreibt, dass Handeln “die Bedingungen für eine Kontinuität der Generationen” schaffe.
Schavan schreibt, dass Handeln “die Bedingungen für eine Kontinuität der Generationen” schaffe.
Offensichtlich schreiben beide exakt dasselbe – und Arendt ist diejenige, die es zuerst geschrieben hat. Schavans Text ist also mühelos als Plagiat erkennbar.
“Aus all den willkürlichen und nicht nachvollziehbaren Assoziationen zimmert er den absurden Schluss, dass man ein Plagiat nicht als Plagiat benennen könne, wenn man die Mentalität des Plagiatoren und seiner Zeit nicht in Rechnung stelle.”
Dies ist derselbe dummdreiste Versuch, Tätern Absolution zu erteilen, wie er in den letzten Jahren immer wieder unternommen wurde, um die Brutalität von Klerikern, Pädagogen und anderen Individuen schönzureden, die Kinder gequält haben. Gewalt gegen Kinder sei halt damals “üblich” gewesen, hieß (und heißt) es immer wieder.
Sieht man den Sachverhalt zur Abwechslung einmal aus der Perspektive der Opfer und nicht immer nur aus der der Täter, wird sehr schnell klar, dass Grausamkeit gegen Kinder damals wie heute haargenau dieselbe Wirkung hat(te). Die gegen Kinder ausgeübte Gewalt schönzureden und zu relativieren ist das nächste Verbrechen. Kinder waren damals, als Gewalt gegen Kinder “üblich” war, genauso schmerzempfindlich und liebebedürftig wie heutige Kinder. Und Gewalt gegen sie führte schon damals zu lebenslanger Zerstörung und einer drastisch verkürzten Lebenserwartung, genau wie das heute der Fall ist.
Vor ein paar Jahren diskutierte ich einmal mit einem Mann über die Todesstrafe. Er lehnte sie ab. Kompromisslos. Heute. Vor einigen Jahrhunderten jedoch, so meinte er, sei das nicht schlimm gewesen und manchmal sogar notwendig, um einen Täter angemessen zu bestrafen, weil das eben damals so üblich gewesen sei.
Naiv, wie ich nun einmal bin, meine ich: Tot ist tot. Damals wie heute. Und wer einen Mörder mit dem Tode bestraft, ist selbst einer.
Was das Plagiieren angeht, so outet sich Herr Theisohn als ungebildet. Denn schon 1977 war Umberto Ecos unnachahmliches Werk “Wie man eine wissenschaftliche Abschlußarbeit schreibt” in italienischer Sprache erschienen.
Wann die erste Auflage der deutschen Übersetzung erschienen ist, konnte ich nicht feststellen. Der Nachtrag zur zweiten Auflage stammt jedoch vom Februar 1989. Im Moment wird die 13. Auflage verkauft:
In diesem Buch wird natürlich auch das korrekte Zitieren gründlich erklärt. Eco stellt zehn (!) Regeln dazu auf. Zur Paraphrase stellt er einen kurzen Text im Original vor, gibt dann ein Beispiel für eine sinnvolle Paraphrase, dann eines für eine falsche Paraphrase, die ein Plagiat darstellt, und schlussendlich noch ein Beispiel für eine Paraphrase, bei dem das Plagiat durch den “anständigen Gebrauch von Anführungszeichen vermieden wird”. (6. Auflage, 1993, S. 208)
Menschen, die für Plagiatoren Partei ergreifen wie hier Herr Theisohn, haben sicher ihre Gründe dafür. Wissenschaftlicher Analphabetismus ist da wahrscheinlich noch einer der harmloseren Gründe.
Vielleicht darf ich im Zusammenhang mit der leidigen Frage nach den lässigen Sitten und lässlichen Sünden der altvorderen “Wissenschaftler” auf ein praktisches weiteres, neues Internet-Projekt zum Thema “Plagiate in der Wissenschaft” hinweisen: http://de.historioplag.wikia.com.
Dort finden sich bis weit in das 17. Jahrhundert reichende Beispiele, lange vor den sittenverlotterten 70’ern, die bereits drei Erkenntnisse hervorbringen.
Erstens, wissenschaftliche Plagiatoren gab es auch damals schon, und sie wurden auch als solche bezeichnet.
Zweitens, die Plagiatoren haben bereits damals nicht nur plump wörtlich abgeschrieben, sondern die angemaßte Urheberschaft durch verschleiernde Paraphrase kaschiert.
Drittens, diese Methode wurde auch damals von der Wissenschaftsgemeinde enttarnt, teilweise sogar in von Theisohn polemisch so benannten “Konfrontationsabschnitten” (=Textsynopse) dokumentiert.
Keineswegs war damals weder die “Mentalität” der Plagiatoren eine andere noch die “Mentalität” der Wissenschaftsgemeinde bezüglich des Plagiats.
Nicht nur verschwimmt Theisohn die Orientierung zwischen Textwissenschaft und Literatur, zwischen Eigentum und Urheberschaft, sondern seiner Verschleierungs-Rumeierei kommen die faktischen Belege massiv in die Quere.
Was für ein Schwachsinn !Was hat ein Plagiat mit dem Holokaust zu tun? Das ist Veräppelei und verlasse diesen Block.Aber so nebenher bemerkt konnte man auch dem Dr.Martin Luther King ein Plagiat nachweisen können.Manchmal haben Lügen und Betrügen wirklich laaange Beine!
Es ist immer wieder schön, deratige Kommentare im Blog zu haben, dann vergisst man nicht, dass es Zeitgenossen gibt, bei denen der Finger schon juckt, noch ehe das Hirn eine Chance hatte, regulierend einzugreifen.
Plagiat oder nicht ist reine Formsache. Wissenschaft entsteht nicht durch sture Einhaltung der Formregeln sondern durch Entwicklung neuer Ideen und der Schaffung von neuem Wissen. Hätte Einstein in seiner Publikation einige Sätze woanders kopiert, hätte das dem Endprodukt keinen Schaden getan.
Jedoch derjenige der dreist kopiert sollte ohnehin in einem funktionierendem Wissenschaftssystem auffallen. Da aber wohl viel Doktorarbeiten nur Altes “Wiederkäuen” scheint da wohl in manchen Wissenschaften der Fehler im System zu liegen.
Ist es nicht etwas kurz gedacht sich einem derart polemisch und unreflektiert verfassten Artikel hinzugeben? Aus einer wissenschaftlich emotionslosen Position, welche die Reaktion bedauerlicherweise nicht einnimmt, ist die Frage nach dem Bezug von eigenem Gedankengut in ungewollt fremden Worten und die Verurteilbarkeit zeitkontextgebundenen Handelns durchaus interessant. Gelegenheit macht den Dieb genauso wie den Tugendhaften. Sollte man nicht jeden, der unter im entsprechenden Zeitkontext falsch handeln würde dafür richten, da man für den Zeitkontext wohl kaum zur Verantwortung gezogen werden kann, bleibt ja schlicht nur die Maxime? Das ist doch keine Frage, die man nicht stellen muss.
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Theisohn hat 2009 eine “Geschichte des Plagiats” geschrieben. Die Rezension (ZEIT) sagt alles:
“Denn es scheint, das Verständnis Philipp Theisohns, was ein “Original” ist, ist den komplexen Anforderungen der Postmoderne nicht ganz gewachsen.”
Was Herr Theisohn der interdisziplinären Arbeitsgruppe entnommen hat , ist nichts anderes als Wortklauberei. Der Text von Fr. Schavan und der Text von Hannah Arendt ist identisch, Beide Texte sagen das Gleiche aus. Mein Empfinden sagt mir, der Text wurde von Frau Schavan abgeschrieben.
see also:
Nassim Nicholas Taleb on Rolf Dobelli, Die ZEIT:
http://www.fooledbyrandomness.com/dobelli.htm
Der Fall ist brisant, er zeigt, das Kräfte am Werk sind, denen es um weit mehr geht als um die Genderei, die nur ein Teil des Ganzen ist: Auflösung aller Begriffe und Normvorstellungen bedeutet absolute Willkür für die Inhaber der Macht.
Wie ich andernorts hier schon schrieb: wenn alles Ramsch wird, ist alles nur noch Brei. Dann kann einer sich mehr auf irgendwas berufen, ein Recht, eine Moral, eine Gültigkeit.
Deshalb: Die Taktik ist so hinterhältig, dass sie die ersten drei, vier Tiefenschichten kritischen denkens gleich für sich vetreinnahmen kann: Jemand produziert geistigen Schrott? Richtig – es ist ja alles Schrott. Nicht mehr das Plagiat wird bestritten, sondern der Begriff des Plagiats.
Nicht mehr mangelnde Qualität dieser oder jener Gesellschaftssparte (Schule, Bildung, Medien etc.) wird bestritten, sondern die Exisatenz von Qualität.
Das Aufzeigen fehlender Qualität allein geht denen voll ins Messer: Alles Schrott. Wir brauchen ein Aufzeigen von Qualität – oder wir gehen in den für uns geplanten Untergang.
Möglicherweise würde es Herrn Theisohn helfen, sich einmal mit den Inhalten der Texte zu beschäftigen.
Hannah Arendt schreibt, dass Handeln “die Bedingungen für eine Kontinuität der Generationen” schaffe.
Schavan schreibt, dass Handeln “die Bedingungen für eine Kontinuität der Generationen” schaffe.
Offensichtlich schreiben beide exakt dasselbe – und Arendt ist diejenige, die es zuerst geschrieben hat. Schavans Text ist also mühelos als Plagiat erkennbar.
“Aus all den willkürlichen und nicht nachvollziehbaren Assoziationen zimmert er den absurden Schluss, dass man ein Plagiat nicht als Plagiat benennen könne, wenn man die Mentalität des Plagiatoren und seiner Zeit nicht in Rechnung stelle.”
Dies ist derselbe dummdreiste Versuch, Tätern Absolution zu erteilen, wie er in den letzten Jahren immer wieder unternommen wurde, um die Brutalität von Klerikern, Pädagogen und anderen Individuen schönzureden, die Kinder gequält haben. Gewalt gegen Kinder sei halt damals “üblich” gewesen, hieß (und heißt) es immer wieder.
Sieht man den Sachverhalt zur Abwechslung einmal aus der Perspektive der Opfer und nicht immer nur aus der der Täter, wird sehr schnell klar, dass Grausamkeit gegen Kinder damals wie heute haargenau dieselbe Wirkung hat(te). Die gegen Kinder ausgeübte Gewalt schönzureden und zu relativieren ist das nächste Verbrechen. Kinder waren damals, als Gewalt gegen Kinder “üblich” war, genauso schmerzempfindlich und liebebedürftig wie heutige Kinder. Und Gewalt gegen sie führte schon damals zu lebenslanger Zerstörung und einer drastisch verkürzten Lebenserwartung, genau wie das heute der Fall ist.
Vor ein paar Jahren diskutierte ich einmal mit einem Mann über die Todesstrafe. Er lehnte sie ab. Kompromisslos. Heute. Vor einigen Jahrhunderten jedoch, so meinte er, sei das nicht schlimm gewesen und manchmal sogar notwendig, um einen Täter angemessen zu bestrafen, weil das eben damals so üblich gewesen sei.
Naiv, wie ich nun einmal bin, meine ich: Tot ist tot. Damals wie heute. Und wer einen Mörder mit dem Tode bestraft, ist selbst einer.
Was das Plagiieren angeht, so outet sich Herr Theisohn als ungebildet. Denn schon 1977 war Umberto Ecos unnachahmliches Werk “Wie man eine wissenschaftliche Abschlußarbeit schreibt” in italienischer Sprache erschienen.
Wann die erste Auflage der deutschen Übersetzung erschienen ist, konnte ich nicht feststellen. Der Nachtrag zur zweiten Auflage stammt jedoch vom Februar 1989. Im Moment wird die 13. Auflage verkauft:
http://www.amazon.de/Wie-eine-wissenschaftliche-Abschlu%C3%9Farbeit-schreibt/dp/3825215121/ref=sr_1_5?ie=UTF8&qid=1378952210&sr=8-5&keywords=umberto+eco
In diesem Buch wird natürlich auch das korrekte Zitieren gründlich erklärt. Eco stellt zehn (!) Regeln dazu auf. Zur Paraphrase stellt er einen kurzen Text im Original vor, gibt dann ein Beispiel für eine sinnvolle Paraphrase, dann eines für eine falsche Paraphrase, die ein Plagiat darstellt, und schlussendlich noch ein Beispiel für eine Paraphrase, bei dem das Plagiat durch den “anständigen Gebrauch von Anführungszeichen vermieden wird”. (6. Auflage, 1993, S. 208)
Menschen, die für Plagiatoren Partei ergreifen wie hier Herr Theisohn, haben sicher ihre Gründe dafür. Wissenschaftlicher Analphabetismus ist da wahrscheinlich noch einer der harmloseren Gründe.
Vielleicht darf ich im Zusammenhang mit der leidigen Frage nach den lässigen Sitten und lässlichen Sünden der altvorderen “Wissenschaftler” auf ein praktisches weiteres, neues Internet-Projekt zum Thema “Plagiate in der Wissenschaft” hinweisen: http://de.historioplag.wikia.com.
Dort finden sich bis weit in das 17. Jahrhundert reichende Beispiele, lange vor den sittenverlotterten 70’ern, die bereits drei Erkenntnisse hervorbringen.
Erstens, wissenschaftliche Plagiatoren gab es auch damals schon, und sie wurden auch als solche bezeichnet.
Zweitens, die Plagiatoren haben bereits damals nicht nur plump wörtlich abgeschrieben, sondern die angemaßte Urheberschaft durch verschleiernde Paraphrase kaschiert.
Drittens, diese Methode wurde auch damals von der Wissenschaftsgemeinde enttarnt, teilweise sogar in von Theisohn polemisch so benannten “Konfrontationsabschnitten” (=Textsynopse) dokumentiert.
Keineswegs war damals weder die “Mentalität” der Plagiatoren eine andere noch die “Mentalität” der Wissenschaftsgemeinde bezüglich des Plagiats.
Nicht nur verschwimmt Theisohn die Orientierung zwischen Textwissenschaft und Literatur, zwischen Eigentum und Urheberschaft, sondern seiner Verschleierungs-Rumeierei kommen die faktischen Belege massiv in die Quere.
Was für ein Schwachsinn !Was hat ein Plagiat mit dem Holokaust zu tun? Das ist Veräppelei und verlasse diesen Block.Aber so nebenher bemerkt konnte man auch dem Dr.Martin Luther King ein Plagiat nachweisen können.Manchmal haben Lügen und Betrügen wirklich laaange Beine!
Es ist immer wieder schön, deratige Kommentare im Blog zu haben, dann vergisst man nicht, dass es Zeitgenossen gibt, bei denen der Finger schon juckt, noch ehe das Hirn eine Chance hatte, regulierend einzugreifen.
Plagiat oder nicht ist reine Formsache. Wissenschaft entsteht nicht durch sture Einhaltung der Formregeln sondern durch Entwicklung neuer Ideen und der Schaffung von neuem Wissen. Hätte Einstein in seiner Publikation einige Sätze woanders kopiert, hätte das dem Endprodukt keinen Schaden getan.
Jedoch derjenige der dreist kopiert sollte ohnehin in einem funktionierendem Wissenschaftssystem auffallen. Da aber wohl viel Doktorarbeiten nur Altes “Wiederkäuen” scheint da wohl in manchen Wissenschaften der Fehler im System zu liegen.
Ist es nicht etwas kurz gedacht sich einem derart polemisch und unreflektiert verfassten Artikel hinzugeben? Aus einer wissenschaftlich emotionslosen Position, welche die Reaktion bedauerlicherweise nicht einnimmt, ist die Frage nach dem Bezug von eigenem Gedankengut in ungewollt fremden Worten und die Verurteilbarkeit zeitkontextgebundenen Handelns durchaus interessant. Gelegenheit macht den Dieb genauso wie den Tugendhaften. Sollte man nicht jeden, der unter im entsprechenden Zeitkontext falsch handeln würde dafür richten, da man für den Zeitkontext wohl kaum zur Verantwortung gezogen werden kann, bleibt ja schlicht nur die Maxime? Das ist doch keine Frage, die man nicht stellen muss.
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Ja so hätte ich es auch ausdrücken können, aber das hätte formal im Widerspruch mit der vertretenen Ideologie gestanden.