Armut für alle: Klimawandel trifft Religion und das Mercator Institut in Potsdam

Ottmar Edenhofer, Christian Flachsland und Brigitte Knopf vom Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC) in Potsdam sind im Auftrag des Herrn unterwegs, nein, sie wandeln in den Spuren von Papst Franziskus. Franziskus hat in der Enzyklika “Laudato si” den Klimawandel thematisiert. Nicht etwa dadurch, dass er das tut, wofür er doch qualifizierter sein sollte als jeder andere: Zu seinem Dienstherren beten. Nein, er hat Vorschläge unterbreitet, Vorschläge, die zumindest in Potsdam auf fruchtbaren Boden gefallen zu sein scheinen.

Armut und Klimawandel müssen gleichzeitig bekämpft werden. Menschengemachter Klimawandel, sofern es ihn außerhalb der entsprechenden Computermodelle gibt, wird auf Treibhausgase und hier vor allem auf Kohlendioxid zurückgeführt, Kohlendioxid, das u.a. bei der Vebressung fossiler Brennstoffe entsteht. Und weil dem so ist, argumentieren Edenhofer, Flachsland und Knopf in ihrer Eucharistiefeier, die unter “Commentary” in der Rubrik “Opinion & Comment” bei Nature veröffentlicht wurde, deshalb müsse Schluss sein, mit der Verbrennung fossiler Brennstoffe:

“Even with the use of carbon capture and storage (CCS) technology, achieving the 2 C objective would require the majority of fossil resources to remain unutilized. This would devalue the assets of fossil fuel resource owners. In this conflict between the interests of the poor and those of fossil fuel resource owners, the Pope weighs in for the former”

Oder in Deutsch:

“Edenhofer und die Co-Autoren Christian Flachsland und Brigitte Knopf betonen in ihrer Analyse, dass das Zwei-Grad-Ziel nur dann mit hoher Wahrscheinlichkeit noch zu erreichen sei, wenn die große Mehrheit der fossilen Reserven im Boden bleibt. Und sie geben einen Ausblick: ‘Ökonomische Analysen haben gezeigt, dass die Begrenzung der Atmosphäre als CO2-Deponie einschneidende Folgen für die globale Verteilung des Reichtums hätten’, heißt es in dem Artikel. „Dies würde das Vermögen der Besitzer von fossilen Reserven entwerten.“

Bei derartig in religiöser Überzeugung vorgetragenen Behauptungen macht es immer Sinn, sich zunächst zu fragen, von wem hier eigentlich geredet wird: Wer sind denn die reichen fossil-fuel Besitzer, die den Autoren vorschweben? Wer sind die Produzenten, wer die Exporteure von Kohle, die es in der seltsamen Argumentation der Autoren und auf Kosten der Armen verunmöglichen, das heilige Zwei-Grad-Ziel zu erreichen?

Die Folgenden:

Coal_Prod coal export

Die reichen Kohlebesitzer, sie finden sich in Asien, vornehmlich in der Transitionsökonomie von China und diejenigen, die durch Export von umweltschädlicher Kohle dazu beitragen, das Weltklima, dieses hohe Gut, zu zerstören, und zwar so sehr, dass sich selbst der alte Papst schon um seine Zukunft sorgt, sie finden sich in Indonesien, in Australien, Kolumbien, Südafrika und Russland.

Nun haben wir Kohle als Beispiel für einen fossilen Brennstoff benutzt, weil die Stromversorgung weltweit immer noch überwiegend auf der Verstromung von Kohle beruht. Kohle wird zudem in der Stahlproduktion genutzt und ist insofern eine Ressource, die am wirtschaftlichen Aufschwung und an der damit verbundenen Bekämpfung von Armut erheblichen Anteil hat. Man kann es so formulieren: Ohne Kohle kein Wachstum, ohne Wachstum keine Bekämpfung von Armut.

Und genau diesen Zusammenhang will der Papst und wollen mit ihm Edenhofer, Flachsland und Knopf aufheben. Die Kohle, die sich derzeit noch im Boden befindet, sie soll dort bleiben, wenn es nach den Autoren und dem Papst geht. Daraus, so wissen die vier, ergeben sich dann “einschneidende Folgen für die globale Verteilung des Reichtums”.

Da haben die Autoren Recht: Stoppte man die Nutzung von Kohle von einem Tag auf den anderen, China käme vollständig zum Erliegen, in Deutschland gäbe es, trotz aller nachhaltigen Energieprojekte viel zu wenig Strom, um die industrielle Produktion aufrecht zu erhalten und Privathaushalte mit Strom zu versorgen, Kolumbien, Südafrika und Indonesien würden wichtige Exportgüter verlieren, die jeweiligen Volkswirtschaften eine Existenzkrise durchleben und selbst die USA wären am Rande des wirtschaftlichen Kollaps.

Die bislang einzige klar bennbare Ursache von Klimawandel
Die bislang einzige klar bennbare Ursache von Klimawandel

Insofern der Verzicht auf Kohle einen wirtschaftlichen Effekt hätte, der die durchlebte Wirtschaftskrise zum unscheinbaren Event reduziert, gäbe es tatsächlich keine Armen mehr, denn wenn alle von Armut betroffen sind, dann gibt es niemanden mehr, der durch Reichtum hervorsticht … Vielleicht mit Ausnahme des Papstes. Er hat in den Katakomben des Vatikans Kunst- und Kulturschätze aus mehreren Jahrhunderten Raubzug versammelt, die ihn nach dem wirtschaftlichen Kollaps vermutlich zum reichsten Mann der Welt machen würden.

Den Göttern zum Dank wird es soweit nicht kommen.

Dafür ist z.B. Xi Jinping zu rational und zu sehr daran interessiert auch den Lebensstandard der armen Bauern im Westen Chinas zu erhöhen. Es ist eben ein frommer Wunsch, dass durch ein Beenden der Nutzung von Kohle die Welt eine bessere, die Atmosphäre eine sauberere und die Welt eine reiche wird. Das Gegenteil ist der Fall: Ohne Kohle kann der Energiebedarf nicht gedeckt werden (oder für Linke: Ohne Strom aus Kohle kein Betrieb von Smartphones bzw. für den Papst: Ohne Strom aus Kohle nur noch himmlisches Licht im Vatikan). Ohne Kohle wird auch die Atmosphäre auf absehbare Zeit zunächst keine sauberere, denn Treibhausgase benötigen einige Jahrzehnte um in die Atmosphäre vorzudringen, und ohne Kohle keine reiche Welt, denn dummerweise setzt die Verteilung an Arme voraus, dass etwas zum Verteilen erwirtschaftet wurde und zur Erwirtschaftung dessen, was verteilt werden soll, ist Kohle derzeit unabdingbar.

Wir schlagen deshalb vor, der Papst und die Drei von Mercator kümmern sich um etwas, wovon sie etwas verstehen. Beim Papst ist dies Beten, bei den drei Mercatorianern wissen wir nicht, was das sein könnte.


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