Eine Welle des Faschismus schwappt über Deutschland

Faschisten erkennt man leicht. Sie ordnen Menschen in Gruppen, ignorieren jegliche Unterschiede zwischen den Mitgliedern der entsprechenden Gruppe und dann ordnen sie allen Gruppenmitgliedern in der Regel genau eine aus ihrer Sicht (aber für sonst niemanden) entscheidende Eigenschaft zu:

Alle Juden sind Gegner Deutschlands und deshalb böse.
Alle jungen Briten sind Freude Europas und deshalb gut.

Dabei bedienen sich Faschisten sprachlicher Mittel, die dem selben primitiven Schema folgen: Unterschiede werden ignoriert, Menschen zu einer homogenen Gruppe verschmolzen und mit einer einzigen Eigenschaft ausgestattet. „Sie wussten besser als die Snobs der britischen Elite, dass es um ihre Zukunft ging“. Das sagt Sigmar Gabriel über junge Briten.

Josef GabrielJunge Briten sind entsprechend gut, für Gabriel. Man kann sie nach Deutschland lassen, dem Land der restlichen Guten. Man kann ihnen eine doppelte Staatsbürgerschaft und eine Zukunft anbieten. Denn die Zukunft, sie liegt nicht im Nationalstaat, sondern im Internationalstaat, nicht im Vereinigten Königreich, sondern im Vereinigten Europa. Die Vision, die seit dem BREXIT durch eine Reihe von Köpfen zu gehen scheint, besonders durch sozialdemokratische Köpfe, die nun eine noch engere politische Europäische Union zimmern wollen, sie beschreibt ein Großeuropäisches Reich, das den finsteren Mächten der USA und China Parole bietet. Das wiederum sind Ideen, die nicht neu sind:

[Z]“Und darin liegt auch für die Zukunft eine Lehre. Die Bedeutung der Einzelstaaten wird künftig überhaupt nicht mehr auf staats- und machtpolitischem Gebiet liegen; ich erblicke sie entweder auf stammesmäßigem oder auf kulturpolitischem Gebiet. Allein selbst hier wird die Zeit nivellierend wirken. Die Leichtigkeit des modernen Verkehrs schüttelt die Menschen derart durcheinander, daß langsam und stetig die Stammesgrenzen verwischt werden und so selbst das kulturelle Bild sich allmählich auszugleichen beginnt.“

Rund 100 Jahre liegen zwischen den Visionen großdeutsch/europäischer Reiche. Die sprachlichen und manipulativen Mittel sind damals wie heute dieselben: Das Gute und Positive, es steht dem Schlechten und Negativen gegenüber. Das Gute, die Zukunft, die Prosperität, die Einheit, das friedlich-freudige Miteinander der Guten, es findet sich in der Europäischen Union, in der Überwindung des Bösen, des Nationalstaats, denn der Nationalstaat ist das symbolisierte Böse, er ist rückwärtsgewand, nicht mehr zeitgemäß, rassistisch, sexistisch, in ihm regieren die engstirnigen und dummen Snobs, nicht die weisen und weitsichtigen Gabriels. Der Nationalstaat er ist rechtspopulistisch, rechtsextremistisch und so weiter.

Ist Ihnen eigentlich schon einmal aufgefallen, dass die Auguren der Zukunft, dieser Zukunft keinerlei konkrete positive Realität und keinerlei positives Ziel zuschreiben können? Warum die Europäische Union die Zukunft ist? Niemand weiß es. Warum junge Briten angeblich mehrheitlich die Zukunft der EU gewählt haben? Niemand weiß es. Wie genau die Zukunft der derzeit nur sprachlich blühenden europäischen Landschaften aussehen wird? Niemand weiß es. Alles ist nur ein großes Sprachspiel, eines, an dem nicht einmal Wittgenstein seine Freude hätte.

Und das muss so sein, denn faschistische Rhetorik darf sich nicht auf die Realität einlassen. Ein weiteres Kennzeichen, an dem man Faschismus und Faschisten leicht erkennen kann. Konfrontiert mit realen Entwicklungen und Fakten starren Faschisten in den Gewehrlauf der Wirklichkeit, die ihre geistigen Monstrositäten, eine nach der anderen zerschießt.

Deshalb darf die glorreiche Zukunft, nicht konkret bestimmt werden. Deshalb muss die Gruppe, die die glorreiche Zukunft anstrebt (oder dem Heil im Weg steht), harmonisiert werden. Früher entlang religiöser Trennlinien, heute entlang des Alters: Hier die ewig gestrigen Snobs und dort die jungen, die die Zukunft wollen.

Realität ist das Gegengift gegen derart faschistische Hirngespinste:

Betrachtet man z.B. die Zukunft der EU, wie sie sich heute darstellt, dann sieht die Zukunft, wie folgt aus:

”Energy efficiency labelling: Parliament will set out its position on proposed binding new rules for energy efficiency labelling on household products in a resolution to be voted on Wednesday, after debating them on Monday. The draft text calls for a clear A to G scale”.

Corporate taxation. The TAXE II Committee’s final recommendations for making corporate taxation fairer and clearer are to be debated on Tuesday and put to a vote on Wednesday. MEPs are to call inter alia for an EU public register of beneficial owners of companies, a tax havens blacklist and a code of conduct for banks and tax advisors. A press conference by the chair and rapporteurs is scheduled before the vote, at 09.30.”

Das war die Zukunft aus dem Europäischen Parlament. Vielversprechend – nicht? Vor allem die geplanten Beschränkungen von Freiheit.

Die Zukunft aus der Europäischen Kommission gestaltet sich wie folgt:

”The European Commission has today proposed to mobilise an additional €1.4 billion in support for refugees in Turkey, with a view of raising the total amount allocated under the Facility for Refugees in Turkey to €2 billion by the end of July.”

”The European Commission and the European Investment Fund (EIF) have launched a new initiative to help SMEs in the cultural and creative sectors access credit. The €121 million which will be invested by the EU in this financial instrument until the end of 2020 is expected to leverage more than €600 million worth of bank loans over the next 6 years.”

Ecodesign Regulation (EC) No 801/2013 is an amending regulation introducing requirements for networked standby to the existing Regulation (EC) No 1275/2008 with regard to ecodesign requirements for standby, off mode electric power consumption of electrical and electronic household and office equipment, and to Regulation (EC) No 642/2009 with regard to ecodesign requirements for televisions.”

”The Commission together with Facebook, Twitter, YouTube and Microsoft (“the IT companies”) today unveil a code of conduct that includes a series of commitments to combat the spread of illegal hate speech online in Europe.”

”Die EU-Kommission will die Parlamente der europäischen Staaten bei der Entscheidung über Ceta – dem Freihandelsabkommen mit Kanada – ausschließen. Die EU-Staaten könnten nun einstimmig (!sic) festlegen, dass sie der Meinung der Kommission nicht folgen wollen.“

Da kann man nur sagen: Auf in die Zukunft! Auf in Regulation, Nepotismus und Freiheitsentzug.

Auch die Harmonisierung der Jugend, auch der britischen Jugend, sie trägt nicht weit. Die Jugend, die nach Ansicht von Sigmar Gabriel „mit großer Mehrheit für den Verbleib in der EU gestimmt hat“, hat nicht mit großer Mehrheit für den Verbleib in der EU gestimmt. Tatsächlich haben 73% der 18-24jährigen, die sich am Referendum beteiligt haben, gegen einen BREXIT gestimmt. Am Referendum haben sich aber nur 36% der 18-24jährigen beteiligt, so dass nur 73% von 36%, also 26% der 18-24jährigen gegen einen BREXIT gestimmt haben. Das ist vermutlich nur für Sigmar Gabriel und ähnliche Ideologen, die dem Konzept „fight reality“ folgen, eine „große Mehrheit“.

 

Und auch mit der Homogenität der 18-24jährigen ist das so eine Sache. Nehmen wir z.B. die Kriminalstatistiken von Deutschland und die des Vereinigten Königreiches, dann zeigt sich, dass der Anteil der Jungen unter den Straftätern immer höher ist als ihr Anteil an der Bevölkerung, d.h. proportional mehr Junge als Alte werden straffällig. Wenn Gabriel nun also die britischen Jungen umwirbt, sie zum Kommen nach Deutschland anreizen will, dann wirbt er damit einen höheren Anteil an Kriminalität ein. Vielleicht kommen ja im Gegenzug all die Alten ins Vereinigte Königreich, die weder die faschistischen Tendenzen noch die Dummheit dessen, was politischer Diskurs sein soll, ertragen können und nicht in dem Verdacht enden wollen, Teil einer Nation der Dummen zu sein. Denn: Warum sollen nicht-Deutsche wenn es darum geht, unzulässige Verallgemeinerungen vorzunehmen, zurückhaltender sein als die angeblichen Spitzenpolitiker, einer zugegeben nicht nationalsozialistischen, sondern internationalsozialistischen Partei.

Das mit [Z] markierte Zitat stammt übrigens von Adolf Hitler. Es steht so in „Mein Kampf“.


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