„Wie in einen Gottesdienst“: Joseph Goebbels schlägt Wellen bis 2016
Pawlow hatte u.a. einen Hund. Diesen Hund hat er konditioniert, und zwar so, dass immer dann, wenn die Türglocke ertönt, dem Hund der Speichel läuft. Das Besondere an Pawlows Hund: Man musste ihn konditionieren, die Türglocke mit Hundefutter in Verbindung bringen, damit bei dem Hund der Speichel läuft.
Bei manchen Menschen ist das anders. Manche Menschen brauchen keinen Anreiz, damit ihnen der Speichel läuft, sie sind so zusagen Selbstspeichler, die jede Gelegenheit nutzen, um abzusondern. Selbstverständlich ist Selbstspeicheln keine Tätigkeit, die nutzlos ist, jedenfalls in den Augen derer, die reizlos loslegen, nicht. Sie speicheln um sich als gute Menschen zu erweisen, als Mahner in der Wüste, als verbale Kämpfer gegen den Ansturm von Worten und als medial präsente Selbstproduzenten auf der Suche nach den Fördermitteln, die Ministerien so gerne ausloben, um den Speichelfluss am Laufen zu halten.
Wir müssen den rationalen Widerstand um ein weiteres Prinzip erweitern: Wenn man etwas betont, dann betont man es, dann weist man diesem Etwas Prominenz zu, macht es relevant und nicht etwa bedeutungslos.
Gestern haben wir von den Atticussen berichtet, einem 10-Mann-Verein aus Dresden, der sich eine Finte überlegt hat, um groß rauszukommen. Anfeindung ist ihr Mittel. Auf der Suche nach einem Gegenstand zur Anfeindung, sind sie auf Werner Patzelt gestoßen, und Patzelt hat Speichelauslösendes gesagt: „Wie in einen Gottesdienst“, so hat er gesagt und „so einst Joseph Goebbels“ angefügt. Ein wohlkalkuliertes Stöckchen, wie Patzelt heute sagt, der wohl damit gerechnet hat, dass Selbstspeichler seinen Reiz nur zu willig aufnehmen und eine vorhersehbare Reaktion zeitigen: Entrüstung. Entrüstung scheint eine der wenigen emotionalen Fähigkeiten zu sein, die Selbstspeichler ihr eigenen nennen, und Entrüstung ist es, die sie nun zeigen.
Gestern Abend hat Werner Patzelt darauf hingewiesen, dass die ganze Aufregung an der Sache vorbeigeht, in jedem Fall an dem, was er tatsächlich gesagt hat, vorbeigeht, denn seine Intention war es, die Tatsache hervorzuheben, dass ein Abfall vom Glauben, wie ihn die Bundesregierung vorgibt, also ein Zweifel daran, dass wir das schaffen, in Deutschland religiöser Häresie gleichkommt und mit der Ausgrenzung der Häretiker bestraft wird, von denen, die an das „wir schaffen das“, in einer Art und Weise glauben, die „wie in einem Gottesdienst“ ist (so einst Joseph Goebbels).
Hätte Patzelt gesagt, „so einst Josef Stalin“ oder „so einst Harold Garfinkel“ oder „so einst Pius der XXIII“ oder „so einst Karl Kraus“ nichts wäre passiert. Denn keiner der Genannten hat auch nur ansatzweise die Erregung zur Folge, die der Name Joseph Goebbels auf Selbstspeichler ausübt. Wenn Sie Goebbels hören, dann fallen sie automatisch in den Entrüstungsmodus und empören sich, empören sich über Goebbels, über Patzelt, den Vergleich, die Welt, das Universum und everything, denn Empörung zeigt ihnen, dass sie noch lebendig sind, ein Gefühl, das sich nur selten einstellt.
Und heute gibt es schon einen Beitrag im Deutschlandfunk darüber, dass Patzelt wegen des Goebbels Zitat in der Kritik ist, in der Kritik eines 10-Mann-Vereins der noch nicht ins Vereinsregister eingetragen ist und derzeit versucht, Profil zu gewinnen. In erster Reihe, wenn es um den Versuch geht, sich zu profilieren, steht dann Eric Hattke und gibt Unsinn wie den folgenden von sich:
“Ich glaube es birgt die große Gefahr, dass wenn ein Professor Joseph Goebbels zitiert und absurde Vergleiche zum Dritten Reich zieht, dass das die Legitimation ist für viele Leute, das gleiche zu tun und es vielleicht noch überspitzter zu tun, dass das so etwas wie ein Dammbruch ist. Ich glaube viele rechte Gruppierungen versuchen gerade, immer mehr Grenzen zu überschreiten, immer weiter auszureizen, um zu gucken, wie weit kann man gehen. Und wenn ein Uniprofessor eine Führungsperson des Dritten Reiches zitiert, und sie so zitiert, dass sie die jetzige Willkommenskultur herabwürdigt, dann ist das schon ein Signal für viele Gruppen, dem nachzuziehen.”
Albert Speer hat nach dem Krieg von den magischen Augen des Adolf Hitler fabuliert, mit deren Blick er seine Umgebung in seinen Bann schlagen und jedem Erblickten seinen Willen aufzwingen konnte. Es scheint, Hattke hat zu viel Speer gelesen oder wie sonst sollte man seine Ansicht interpretieren, dass ein magischer Führer Patzelt, dem wir weder seine Öffentlichkeitswirksamkeit noch sein Charisma streitig machen wollen, Rechte in seinen Bann schlägt, zum Dammbrecher für Rechte wird, die ausloten, was geht, um dann Grenzen zu überschreiten, indem sie Goebbels zitieren mit „Wie in einem Gottesdienst“ oder vielleicht auch: „Wollt Ihr den totalen Krieg?“ und alle schreien … aber lassen wir das.
Die Welt, in der die Hattkes dieser Zeit leben, sie ist dem Normalbürger nicht nachvollziehbar. Sie ist bevölkert von mystischen Vorgängen und Menschen mit diabolischen Fähigkeiten, die es schaffen, die Masse in ihren Bann zu schlagen und so abzurichten, dass die Nennung eines einzigen Wortes Speichelfluss auslöst: Goebbels zum Beispiel …
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Echte Nazivergleiche sind das Privileg nur der einen Seite. Wie selbstverständlich und ohne Protest titelte der Tagesspiegel nach der M/V-Wahl “Weiß ist der Strand – und braun das Land?” Mit dem Fragezeichen bleibt der hetzende Journalist am sicheren Ufer.
Aber wehe, ein Broder wagt, unanständige Journalisten “anständig” zu nennen. Ganz ohne Fragezeichen. Dann schreitet Niggemeier ein.
“Broder rückt Journalisten in die Nähe der SS”
So etwas geht eben gar nicht. Leider genießt der Schreibtischtäter wegen seiner Herkunft noch irgendwie Immunität.
“Auch wenn Broder es nicht explizit ausformuliert: Seine angedeutete Parallele lässt sich als einer der brutalsten Nazi-Vergleiche lesen, die man sich vorstellen kann.”
http://uebermedien.de/6935/broder-rueckt-journalisten-in-die-naehe-der-ss/
(Der kluge Niggemeier hat listigerweise das Zitat “… als wir ihn uns heute überhaupt erst vorstellen können” vermieden. Sonst hätte er auch ein Attiküsschen abbekommen)
Wenn der grüne Genosse Hofreither mit vor Empörung vibrierender Stimme am Mikro das Gute gegen das Böse verteidigt, so ist sein Auftritt irgendwie klerikal. So ließen präkonziliar die Pfarrer in den Fastenpredigten (und auch sonst) die Hölle auf die Gläubigen regnen, so ähnlich zelebriert der Kardinal zu Köln einige seiner Predigten, so erregen sich auch viele im klüngelnden Fußvolk. Diese militanten Guten formen eine gewaltige Blase … nur noch eine kurze Frist! Denn wir sind nicht der Nabel der Welt. Die Musik spielt schon anderswo das Lied vom Tod und der Totentanz kommt über Nacht zu uns. (Gegen meine Depression helfen weder Triathlon noch trizyklische Antidepressiva, so wenig wie einem Passagier auf der Titanic).
Speers Beobachtung von Hitler dürfte durchaus treffend sein. Vertraust du dir erst selbst, so vertrauen dir auch andere Seelen, so heißt es bei Goethe. Hitler war besessen von seiner Mission und wahrlich nicht von Selbstzweifeln geplagt. So etwas reißt mit. In einem Album eines Onkels (er sammelte Zigarrettenbildchen, 1936) findet sich ein Foto von Hitler mit Jungschärlern. Hitler halb von hinten, ihm gegenüber wie eine Traube in der Zimmerecke die Jungs: Alle blickten sie wie hypnotisiert auf H., einem quollen schier die Augen aus dem Gesicht.
Nicht nur Speer teilte diese Beobachtung an Hitler sondern eine ganze Menge anderer damaliger Generäle und Admiräle.
Problem ist aber das die heutigen Jäger vermeindlicher “Nazis” davon ausgehen das es anscheinend eine Kontaktübertragung gibt. Deshalb dieses Kontakt”verbot”, die Ausgrenzung anderer Meinungen, diese Verallgemeinerungen und Pauschalierungen.
Die Persöhnlichkeiten der Reichsregierung müssen etwas besonderes gewesen sein, denn der Kult der von den Nachkriegsschreibern betrieben wird übertrifft den von Jesus Christus und wenn es nur zum hetzen gegen rechts ist.
Christian Ude hat Dr. G auch mal zitiert. “Wir verlassen uns auf die Macht der Bilder”.