DIW will Notenungleichheit abschaffen [Unsinn der Woche]

Kein Witz.
Keine Satire.
Kein Fake.

Abstrakt – ungekürzt:

„Prüfungsleistungen in vielen Hochschulfächern werden heutzutage fast ausschließlich mit den Noten „sehr gut“ oder „gut“ bewertet. Die Verbesserung der Prüfungsnoten wird als Noteninflation bezeichnet – ein Begriff, der in der Regel negativ konnotiert ist. Er kann aber auch als eine Entwicklung hin zu weniger ausdifferenzierten Benotungssystemen betrachtet werden. Die Ausgestaltung eines Benotungssystems beeinflusst Lernanreize von AbsolventInnen und legt fest, wie viele Informationen an Dritte, wie zum Beispiel ArbeitgeberInnen oder Hochschulen, weitergegeben werden. In der vorliegenden Modellstudie des DIW Berlin wird der Einfluss von Noten auf Lernanreize untersucht. Ein sehr fein ausgestaltetes Benotungssystem kann zu einem ineffizient hohen Lerneinsatz und in der Folge zu Frust und Krankheit führen, wenn Studierende bei ihrer Entscheidung, wie viel Lernaufwand zu leisten ist, einer weit verbreiteten Wahrnehmungsverzerrung, entsprechend der Theorie der auffälligen Auszahlungen, unterliegen. Obwohl die Weitergabe von Informationen wichtig ist, sollte bei der Ausgestaltung eines Benotungssystems auch das Wohlergehen der AbsolventInnen in Betracht gezogen werden, welches letztlich auch ArbeitgeberInnen zugutekommt. In diesem Sinne ist eine Noteninflation nicht notwendigerweise negativ zu bewerten.“

Dieser Unsinn stammt von Lilo Wagner, die wiederum am DIW ungehindert ihr Modell-Unwesen treibt. Wer dem Abstract nicht glaubt, dem können wir gerne noch die Schlussfolgerungen aus dem Artikel nachliefern:

„Wie die vorgestellte Modellstudie zeigt, kann sich ein wenig ausdifferenziertes Benotungssystem positiv auf das Wohlergehen von Studierenden auswirken. Gerade in Hinblick auf die Umstellungen im Rahmen des Bologna-Prozesses, der häufig mit einem erhöhten Leistungsdruck in Verbindung gebracht wird, hat die Noteninflation daher auch Vorteile. Diese Vorteile bieten sich nicht nur den Studierenden selbst, auch zukünftige ArbeitgeberInnen und Krankenkassen profitieren von deren Gesundheit und Motivation.“

Wir fassen die Rabulistik aus dem, was einst ein wissenschaftliches Institut in Berlin war, noch einmal zusammen:

Derzeit gibt es an deutschen Hochschulen eine Noteninflation.
• Es werden nur noch gute oder sehr gute Noten vergeben.
• Anders formuliert: Jeder Dödel erhält eine gute Note.
• Dadurch verlieren Noten ihren Aussagegehalt und ihren differenzierenden Charakter.
• Das, so Lilo Wagner, ist nicht schlecht, denn:
• Dadurch, dass Noten nicht mehr so differenziert sind und nur noch zwischen gut und sehr gut unterschieden wird, fühlen sich Studenten besser.
• Sie behaupten, gesünder zu sein.
• Sie behaupten, nicht so gestresst zu sein.
• Und das ist gut.
• Nein sehr gut.
• In jedem Fall nicht ausreichend oder gar befriedigend.

Es gibt keine Grenze des politisch-korrekten Wahnsinns mehr. Nun haben die Gutmenschen die Notenungleichheit entdeckt und in der Tat ist derjenige, der sein Studium nur mit einer vier bestanden hat, bei der Suche nach einem Arbeitsplatz, zumindest pro forma demjenigen gegenüber benachteiligt, der sein Studium mit einer eins abgeschlossen hat. Um diese Ungleichheit zu beseitigen, vergeben Hochschullehrer schon kaum mehr andere Noten als gut oder sehr gut, vermutlich auch, um nicht in den Ruch zu kommen, Studenten zu diskriminieren, mit Noten zu diskriminieren oder am Ende zu stigmatisieren, als dumm oder nicht in der Lage, ein Studium mit Erfolg zu absolvieren. Entsprechend herrscht die große Gleichmacherei: alle sind gut oder sehr gut. Und das findet Lilo Wagner gut bis sehr gut, weil die Studenten dadurch, dass sie gute Noten weitgehend unabhängig von Leistung erhalten, gesünder sind, sich besser fühlen, nicht so oft zum Psychiater laufen, nicht dahin schmelzen, wie es der Generation Schneeflocke eigentlich ansteht.

Also lassen wir die Differenzierung durch Noten doch weitgehend sein, so die Empfehlung aus dem DIW. Streichen wir die Notenungleichheit. Schaffen wir Ergebnisgleichheit: Jeder, vom dümmsten Hans bis zum Genie hat die gleiche Note. Dass durch die fehlende Differenzierung die Motivation von Hochleistern flöten geht, dass sie nun keinerlei Anlass mehr sehen, besser zu sein als der gute bis sehr gute Durchschnitt, dass ist der Kollateralschaden dieses gesellschaftlichen Wahnsinns, bei dem Mittelmäßige der Mittelmäßigkeit das Wort reden und das Feiern der Mittelmäßigkeit damit begründen, dass sich die Mittelmäßigen dann, wenn sie sich, obwohl sie weiterhin mittelmäßig sind, besser oder gar gut bis sehr gut wähnen, einfach besser fühlen, gesünder sind. Dass sich die Guten und sehr Guten dadurch, dass sie ins Mittelmaß gestülpt, mit dem Mittelmaß gleichgesetzt werden, entsprechend schlecht fühlen und vielleicht krank werden, dass kommt denen, die das Mittelmaß, zu dem sie selbst gehören, aufwerten wollen, nicht in den Sinn. Sie, die noch nie eine Idee, geschweige denn eine innovative Idee hatten, sie wissen einfach nicht, dass man diejenigen, die die entsprechenden Ideen haben, anreizen muss, sie mit den Mittelmäßigen zu teilen. Deshalb schaffen sie die Anreize ab und freuen sich schon auf das Race to the bottom, das immer da beginnt, wo eine Gesellschaft nicht mehr anerkennt, dass es Gesellschaftsmitglieder gibt, die (in bestimmten Bereichen) einfach besser, intelligenter, leistungsfähiger sind als andere.

Aber was soll‘s: Wir rauschen zwar in den Niedergang, aber wir fühlen uns wohl dabei, haben alle ein Studium mit gut oder sehr gut absolviert. Nach welchen Kriterien sucht man eigentlich beim DIW die Mitarbeiter aus?

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