Flucht in Hartz-IV: Die Bewertung des Zuzugs von Flüchtlingen hängt von der Statistik ab
Immer mehr oder doch mehr als 300.000 Flüchtlinge haben einen Job, so die Meldungen, die die letzten Tage durch die Presse gingen. Die Bewertung der aktuellen Situation, in der sich viele Flüchtlinge finden, die mit solchen Meldungen nahegelegt werden soll, ist eindeutig: Alles nicht so schlimm, abwarten und Däumchen drehen.
Wenn man sich einen Eindruck von der Realität verschaffen will, dann reicht es jedoch nicht, wenn man seine Aufmerksamkeit auf genau einen Punkt in einer Statistik richtet. Deshalb wollen wir an dieser Stelle die Kehrseite der Medaille präsentieren, die die angeblichen Qualitäts-Medien so gerne vergessen. Die Kehrseite ist nicht so rosig, wie die Seite, die schön poliert der Öffentlichkeit präsentiert wird.
Die Kehrseite heißt Hartz-IV.
Hartz-IV assoziieren viele in Deutschland mit Arbeitslosigkeit. Das ist nur teilweise richtig. Hartz-IV-Empfänger werden zu 62% als nicht arbeitslos geführt. Sie finden sich in arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen, in der Schule, sind arbeitsunfähig, unterliegen einer Sonderregulierung für Ältere oder gehen einer ungeförderten Tätigkeit nach. Genaues kann man in einem guten Bericht von Karl Brenke nachlesen, der im DIW-Wochenbericht 34 erschienen ist (Ja, wir loben etwas, was im DIW veröffentlicht wird!).
Nur 38% der Hartz-IV-Empfänger sind somit arbeitslos und ihr Anteil ist in den letzten Jahren rasant gesunken: „Die Zahl der Arbeitslosen im Rechtskreis des SGB II, also mit Hartz IV, ist stark zurückgegangen- saisonbereinigt von 2,6 Millionen Anfang 2007 auf gut 1,5 Millionen.“ (724). Dem Rückgang der deutschen Arbeitslosen steht ein Anstieg der ausländischen erwerbsfähigen und nicht-erwerbsfähigen Hartz-IV-Empfänger gegenüber, der im wesentlichen auf den Zuzug von Flüchtlingen und Flüchtlingsfamilien in Hartz-IV zurückzuführen ist:
„Während unter Kindern mit deutschem Pass die Zahl der Hilfsbedürftigen stark zurückgegangen ist, nahm sie unter den ausländischen Kindern seit 2015 kräftig zu – und zwar allein bei solchen mit der Staatsbürgerschaft derjenigen Länder, aus denen hauptsächlich anerkannte Asylsuchende stammen. Im vergangenen Jahr erhielten 44 Prozent (2007: 33 Prozent) aller ausländischen Kinder Hartz-IV-Leistungen, unter denen mit deutscher Staatsbürgerschaft waren es elf Prozent – drei Prozentpunkte weniger als 2007“ (720-721).
Und weiter:
„Unter den erwerbsfähigen Bedürftigen, also den Jugendlichen und Erwachsenen, zeigt sich ebenfalls ein deutlicher Effekt der starken Zuwanderung von Asylsuchenden in den Jahren 2015 und 2016 – auch hier mit Zeitverzug“. Einem starken Zuwachs von 260.000 Flüchtlingen steht hier ein starker Rückgang unter deutschen Staatsangehörigen gegenüber.
Wir haben die Daten, die Brenke zusammengetragen hat, ein wenig anders aufbereitet und die folgende Abbildung für erwerbsfähige und nicht erwerbsfähige deutsche und ausländische Hartz-IV-Empfänger erstellt.
Demnach waren im Ersten Quartal 2018 33% der nicht erwerbsfähigen Hartz-IV-Bezieher Ausländer, bei den erwerbsfähigen Hartz-IV-Beziehern waren es 35,6%. Noch 2007 betrug der Anteil der nicht-erwerbsfähigen, ausländischen Hartz-IV-Bezieher 16,5% der, der erwerbsfähigen 18,6%. Beide Anteile haben sich somit nahezu verdoppelt, und zwar als Ergebnis der Zuwanderung oder Flucht aus Krisengebieten wie Nigeria, Syrien, Afghanistan oder Eritrea in den Regelkreis des Zweiten Sozialgesetzbuches. Vor diesem Hintergrund relativiert sich die Erfolgsmeldung, die in den letzten Tagen von den angeblichen Qualitätsmedien ohne auch nur den Versuch einer Einordnung verbreitet wurde, erheblich.
Die Daten machen zudem deutlich, dass diejenigen aus der Mittelschicht, die Flüchtlinge so freudig begrüßen, letztlich auf eine Unterschichtung der Gesellschaft durch Flüchtlinge hoffen, um auf diese Weise die Abstiegsängste, die sich mit ihrem prekären Status verbinden, bekämpfen zu können. Daher ist das, was aus den Flüchtlingen wird, wenn sie erst einmal da sind, für sie irrelevant.
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Diese gehirnamputierten, entsolidarisierten, egozentrischen, feigen Konsumhomoniden der BRD West sind seit 1968 so verblödet worden, daß sie ihren Wohlstand, der durch die Wertschöpfung von Generationen aufgebaut wurde, den Raubnomaden zum Fraße anbieten. Diese Generation von Irren wird ihr Alter im Elend und fremder Kultur verbringen
Danke, daß Sie das näher beleuchten. Die genannten 300 000 Arbeitskräfte kamen mir sowieso schon etwas spanisch vor …
Haben Sie das etwa auch nur annähernd geglaubt mit den 300.000 Arbeitskräften, die sich unter den von Merkel eingeladenen Gästen befinden sollten?
Ich sehe in der Tat die Schleußer-spezifischen neuen ausländische Arbeitskräfte bei den (Paket-) Zustelldiensten und vielleicht noch (aus der Ferne) in der einen oder anderen junkfood-Station.
Die meisten jedoch sehe ich entspannt und gelassen unterwegs mit dem geschenkten Swartfone am Ohr und zwar zu allen Zeiten. Wenn die alle Arbeit hätten, dann würde kein welkes Blatt von städtischen Bäumen den Boden erreichen. Also rundum versorgt und vermutlich mit einem Sprachkurs oder einer anderen sinnlosen vom Steuerzahler bezahlten Maßnahme beglückt, damit die Arbeitslosen-Statistik stimmt.
Meinen Sprachkurs als zukünftiger multi-krimi-Flüchtling hingegen muß ich selbst bezahlen. Aber ich tue das gerne, weil ich nicht stören will, wenn die neuen high-tech-Eliten das Land weiter aufbauen und die Diäten und Pensionen der mutmaßlichen Volksvertreter und die Apanage für die gewaltige Jammertalindustrie erarbeiten. Der Wermutstropfen an der Sache ist lediglich, daß mir dann später im Nicht-EU-Ausland genau die Bagage über den Weg laufen wird, die sich nach ihrem verheerenden job hier auch schlagartig umorientiert hat, allerdings zuvor gemästet von der immer kleiner werdenden Gruppe derjenigen, die hier alle mästen darf.
Danke für die Analyse. Grundsätzlich ist das Arbeiten mit absoluten Zahlen oft defizitär und manchmal auch irreführend. Es hat nur Sinn vor dem Hintergrund einer Grundgesamtheit, so dass sich auch Prozentzahlen angeben lassen. Wenn man liest, dass mehr als 300.000 Flüchtlinge einen Job haben (klingt gut), fragt man doch spontan: von wie vielen Mitgliedern der Gruppe überhaupt? Was machen die 300.000 konkret, handelt es sich um längerfristige Arbeitsverträge, wie viel Geld verdienen sie, können sie sich davon ernähren? Wovon leben die anderen Flüchtlinge? Selektive Informationen bringen eben nicht viel.
Nur eine kleine Anmerkung zu absoluten und relativen Häufigkeiten (also Zahlen und prozentualen Anteilen):
Umgekehrt wird auch ein Schuh daraus:
Wenn jemand berichtet, dass z.B. 2% der Grundschüler die Lernziele in der zweiten Klasse nicht erreichen, dann hört sich das nach nicht viel an. Erschreckend wäre dieser – fiktive, also gerade von mir zwecks Beispielgebung erfundene – Umstand, wenn man die 2% in absolute Zahlen, also diese relative Häufigkeit in absolute Häufigkeiten auf der Grundlage der Grundgesamtheit (hier: alle Grundschüler der zweiten Klasse) umrechnen würde.
Erfahrungsgemäß wird das meiste Schindluder dadurch getrieben, dass die absoluten Zahlen unterschlagen werden und prozentuale Anteile berichtet werden. Dann kan man z.B. mit angeblichen Befunden hausieren gehen wie “25% aller Bisexuellen sind traumatisiert” (das ist wieder gerade von mir erfunden worden), wenn man gerade ‘mal 4 solche Leute betrachtet hat und 1 davon traumatisiert ist.
Das wollte ich nur ergänzen, weil – wie gesagt – die meisten Betrugs- und Manipulationsversuche mit dem Bericht prozentualer Anteile arbeiten und verschweigen, dass die Grundgesamtheit so klein ist, dass auf ihrer Basis eigentlich gar keine Aussagen getroffen werden können.
Sogar unerfahrene Nachwuchs-Sozialwissenschaftler, die gar nicht manipulieren wollen, machen oft den Fehler, nicht die Zellenbesetzungen in den Kreuztabellen zu prüfen, die z.B. ihren ANOVAs oder logistischen Regressionen zugrundeliegen. Und wenn man das dann nachholt, stellt man oft fest, dass einige Zellen sehr schwach besetzt sind, so dass das gesamte Ergebnis fragwürdig ist.
Aber in Zeiten der Menüsteuerung in SPSS und einer Ausbildung, die sich häufig darin erschöpft, Koeffizienten zu interpretieren, statt (auch) zu vermitteln, wie der Koeffizient errechnet wird, darf einen das vermutlich nicht wundern.