Münchner Musikprofessor – Reagiert ein Cello auf AfD-Mitgliedschaft?
Die Frage drängt sich uns auf, nachdem wir bei Michael Klonovsky einen Beitrag gelesen haben, in dem es um die öffentliche Diskreditierung von Mathias Moosdorf geht, die Moritz Eggert, Professor an der Münchner Hochschule für Musik und Theater betreibt.
Die Rollenverteilung ist das, was man soziologisch als Stoff, aus dem die Konfliktheorie entstanden ist, bezeichnen kann und sozialpsychologisch als das, was die Grundlage von sozialer Devianz, darstellt.
Moosdorf ist ein international renommierter Cellist, Mitglied des Leipziger Streichquartetts, das, für alle, die wie wir mit der entsprechenden Musikszene nichts verbinden können, international ein gerne gesehener Gast ist und für die, die lieber aus der Konserve als live hören, rund 120 CDs bespielt hat. Moosdorf hat einen Lehrauftrag an der Hochschule für Musik und Theater in Leipzig.
Eggert ist Komponist, komponiert Opern mit Titeln wie Dr. Popels fiese Falle (Oper für Kinder, 2002), Musik für Tanztheater mit Titeln wie Im Sandkasten (Tanztheater, 2000), Kammermusik für Sopranflöte und Schlagzeug mit dem Titel „Narziss“ und Vokalmusik mit so ansprechenden Titeln wie „Ballack, du geile Schnitte (2006) für Sopran und Akkordeon. Texte: aus dem Gästebuch der Website von Michael Ballack.
Und weil ihn das alles nicht ausfüllt, deshalb ist Eggert zudem zum Kämpfer für alles Gute und Richtige geworden. Und natürlich weiß er, was gut und richtig ist. Gut und richtig ist, was Browniepoints bei denen, die immer noch denken, der Zeitgeist sei links, verspricht, der Kampf gegen rechts.
Mathias Moosdorf ist zudem wissenschaftlicher Mitarbeiter des Münchner AfD-Bundestagsabgeordneten Martin Hebner. Der Stoff, aus dem Diskriminierung ist, soziologisch erzählt:
Weitgehend erfolgloser Komponist will erfolgreichen Cellisten diskreditieren, wohl um sich einen Namen als politisch-korrekter Kämpfer für die politisch-korrekte Musik zu machen. In der Konflikttheorie geht es vornehmlich um Ressourcenkonflikte: Eggert ist Mitglied der Münchner Akademie der Schönen Künste, aber nicht Eggert, der Komponist, sondern Moosdorf, der Cellist wird von dieser Akademie eingeladen, um vor Publikum zu musizieren (und dafür bezahlt zu werden). Kognitive Dissonanz gepaart mit einer Diskrepanz zwischen verfügbaren Mitteln und angestrebten Zielen führt oftmals zu Neid, zuweilen zu Hass, in den meisten Fällen zur Bildung von Vorurteilen über andere, über Mitglieder anderer Gruppen, die als erfolgreicher angesehen werden (nicht zuletzt der Hass auf Juden, der nicht erst im Dritten Reich in der Deutschen Bevölkerung zu finden war, wird so erklärt). Das Bedürfnis, dem, der als erfolgreicher wahrgenommen wird, zu schaden, ist das Ergebnis dieser Verbindung aus dem, was mit Merton als wahrgenommene Statusinkonsistenz (ich erhalte nicht, was mir nach meiner Ansicht zusteht) bezeichnet werden kann und der kognitiven Dissonanz, dass einer, den man nicht mag, erhält, was man denkt, dass einem selbst zustünde.
Bei Eggert, der schon seit einiger Zeit den Krieg der politisch korrekten, gegen Musik, die im Verdacht steht, ideologisch falsch interpretiert zu werden, auf seinem Bad Blog of Musik führt, hat dieses wohl vorhandene Bedürfnis nun Formen angenommen, die man von Kindern und Jugendlichen, die anderen schaden wollen, kennt. Während Studenten, die sich für besonders tolle Menschen halten, durch Universitäten ziehen und Studenten, die sie einer falschen Ideologie bezichtigen, „outen“, hat sich der Kompositionsprofessor an der Hochschule für Musik und Theater in München für eine alberne Mischung aus Zwischenruf und Outing während des Auftritts des Leipziger Streichquartetts in München entschieden. Genaues ist bei Michael Klonovsky nachzulesen.
Mit seiner Aktion hat Eggert die Frage aufgeworfen, ob Stücke von Beethoven oder von Christobal Halffter zu etwas anderem werden, wenn sie von einem Musiker gespielt werden, der Mitglied der AfD ist. Diese Frage, die man eigentlich nur unter weniger Normalen als Frage vermuten würde, scheint eine Triebkraft hinter Aktionen zu sein, die landauf landab zu finden sind: Wer AfD-Mitglied ist, so wohl die Überzeugung, der trägt den Agens des Teufels in sich. Dieser Agens verbreitet sich, einem Virus gleich, unter den Zuhörern des Leipziger Streichquartetts, unter den Patienten von Zahnärzten, die der AfD nahe stehen unter allen, die mit AfD-Mitgliedern in Kontakt treten.
Derartiger Hexenglaube hat schon einmal eine Inquisition verursacht. Die letzte Inquisition ging vom Papst der Wahrheit und seinen Helfershelfern in den entsprechenden Glaubenskongregationen der Augustiner aus. Schon im Mittelalter waren die Vertreter des Glaubenspogroms nicht Teil dessen, was man als ungebildete Bevölkerung angesehen hat, betrachteten sich vielmehr als Teil der „Intelligenzia“. Auch heute scheint dieser Irrtum wieder weit verbreitet zu sein.
Hat Ihnen der Beitrag gefallen? Dann unterstützen Sie bitte das private Blog ScienceFiles!
[wpedon id=66988] ScienceFiles-Spendenkonto
Folgen Sie uns auf Telegram.
Anregungen, Hinweise, Kontakt? -> Redaktion @ Sciencefiles.org
Wenn Ihnen gefällt, was Sie bei uns lesen, dann bitten wir Sie, uns zu unterstützen.
ScienceFiles lebt weitgehend von Spenden.
Helfen Sie uns, ScienceFiles auf eine solide finanzielle Basis zu stellen.Wir haben drei sichere Spendenmöglichkeiten:
Tja, die AfD betreibt mit ihrer Politik nun mal Willkommenskulturzersetzung – da darf man doch keine Nachsicht üben, gerade nicht bei Künstlern:
„Es dürfte heute niemand Verständnis dafür haben, wenn einem Künstler, der fehlte, eher verziehen würde als dem letzten gestrauchelten Volksgenossen. Das Volk fordert vielmehr, daß gerade der Künstler mit seiner verfeinerten Sensibilität und seiner weithin wirkenden Autorität so ehrlich und tapfer seine Pflicht tut, wie jeder seiner unbekannten Kameraden aus anderen Gebieten der Arbeit. Denn gerade Prominenz verpflichtet!“ – Werner Höfer im 12-Uhr Blatt am 20.09.1943
Werner Höfer schrieb das, nachdem der Pianist Karlrobert Kreiten am 3. September 1943 vom Volksgerichtshof wegen Wehrkraftzersetzung zum Tode verurteilt und vier Tage später hingerichtet wurde.
Wir wissen zwar nicht welche strenge Bestrafung Moritz Eggert für den ehrvergessenen Cellisten Mathias Moosdorf als angemessen betrachtet, aber dass er bei dem Strafmaß die Lehren aus der Geschichte des Nationalsozialismus berücksichtigen würde, kann man wohl ausschließen.
Ein wundervoller Kommentar. Es ist aber doch nicht ganz so einfach, und man sollte Herrn Egg. nicht unterschätzen. Ein Cello ist ein Violoncello, d.h. im Italienischen eine verkleinerte Ausgabe der Violone (Kontrabass). Eine Kniegeige. Was ist eine Geige? Die Wortherkunft ist nicht klar, doch es handelt sich sicher um eine Violine, d.h. eine Verkleinerungsform der Viola (Bratsche). Viola aber heißt auch das Veilchen bzw. Stiefmütterchen. Und da haben wir‘s! Das Stiefmütterchen leitet seinen Namen von der Diskriminierung zweier Blütenblätter ab, die nur ein Kelchblatt gemeinsam haben, während das angemaßte Hauptblatt gleich zwei beansprucht. Dazu noch heißt es Violoncello, nicht Violoncella. Wer also nicht eine Violoncella ohne vorheriges Bekenntnis zur kolonialen Musikschuld (Brahms entriss seine Motive den Pygmäen, Mozart den Andamanen usw.) auf den Knien vor Prof. Egg. spielt, sagt ja zur Diskriminierung der geilen Viola, zur Ächtung von Ballack Obama, zur Verpopelung von Dr. Göring-Fies, usw., es lässt sich nicht alles in Worte fassen, außer vielleicht in einem großen „Boing“ für Atombombe und Hohlkopf.
Herzlichen Dank!
Auch wenn´s eigentlich traurig ist – was für köstliche Kommentare.
Es wiederholt sich immer wieder:
Schon immer haben die “Leute mit Haltung” die Menschen mit anderen Ansichten auf den Scheiterhaufen oder sonstwie in den Tod geschickt und die “mit Haltung” waren selten ungebildet. Ungebildete brauchte (und nimmt man) man nur zur körperlichen Exekution, bzw. derzeit zum Verprügeln und terrorisieren.
Dann kompostieren, flöten und outen “Sie” ruhig und guten Gewissens munter weiter und genießen Sie den Zuspruch “ihres zukünftigen Publikums” in sehn bis swansig Jahren.
Kämpfer für alles Gute und Richtige wie Moritz Eggert sind unkaputtbar. „Ich tat reinen Gewissens und gläubigen Herzens meine Pflicht“ wird auch er sagen – und Ihren originellen Vorschlag umgehend zu einer Komposition verarbeiten.
Das ganze Denunziantenwesen basiert doch auf Neid.
Die vom Staat geführten und von der Kirche befeuerten Hexenprozesse hatten noch den Effekt, daß die Vermögen der zum Tode verurteilten Delinquenten dem Staat und der Kirche zufielen -und nicht den gesetzlichen Erben (siehe “Geschichte der Hexenprozesse”, Soldan-Heppe).
Wer also AFD-Mitglied ist und sogar wer AFD gewählt hat (durch Hören-Sagen des Denunzianten bewiesen und mit Beweislastumkehr besiegelt) wird demnächst ersatzlos enteignet.
Der Weg in diese Form der Willkürherrschaft ist zumindest geebnet und auch schon beschritten.
Wie kommt es nur, daß sich scheinbar-zivilisierte Menschen so wenig um vergangene Negativerfahrungen kümmern und heute noch anders Denkende, Fühlende, Glaubende, eben Andere verfolgen? Ich sehe mich um und sehe nur Verfolgung Anderer. Es ist einfach nur krank. Es hat sich seit Beginn der Menschheitsgeschichte nichts grundsätzlich am menschlichen Verhalten geändert.
Zur Richtigstellung: Die wohl letzte Hexenhinrichtung erfolgte in dem protestantischen Schweizer Kanton Glarus, im Jahre 1782. Überhaupt waren Hexenverfolgungen im Mittelalter noch recht selten, sie setzten vermehrt erst in der frühen Neuzeit ein, und sie wurden eben nicht nur in katholischen, sondern auch in protestantischen Ländern begangen, darunter übrigens auch England und die USA.
Nach Soldan-Heppe fand die letzte gerichtliche Hexenverbrennung 1793 in Südpreußen statt. Aber dann der Knaller:
“Der Pöbel aber, unfähig zu begreifen, wie das Recht auf einmal zum Unrecht werden sollte, sah fast allerwärts nur mit Widerstreben die obrigkeitlichen Schritte gegen das gefürchtete Hexenvolk aufhören und hat bis auf die neueste Zeit herab nicht selten zur Selbsthilfe gegriffen.” (sechsundzwanzigstes Kapitel, Hexenprozesse des achtzehnten Jahrhunderts)
Ist die weiche Form von Selbstjustiz gegen Andersdenkende nicht bereits etabliert und steuert auf weit härtere Formen zu?-
ja, aber wenn Sie sich mit den historischen Quellen beschäftigt haben, wissen Sie auch (und unterschlagen es hier?), dass Hexenverfolgung und -verbrennungen zumindest im Vereinigten Königreich sehr viel seltener waren als z.B. in Deutschland. Von den USA weiß ich es nicht genau, aber über die Hexenverfolgungen in Kontinentaleuropa und im Vereinigten Königreich habe ich ziemlich viel gelesen….
… u.a. bei Brian Levack in seinem Buch “The Witch-Hunt in Early Modern Europe”. Siehe z.B. den treffend zusammenfassenden Satz auf S. 219 in diesem Buch!
Ein nicht zu unterschätzendes Buch in diesem Zusammenhang auch “Die Vernichtung der Weisen Frauen” von Gunnar Heinsohn und Otto Steiger.
Ob die Kernthese, daß Adel und Klerus die Hebammen ausrotten wollten, um die Geburtenkontrolle zu brechen und so mehr Arbeitssklaven zu erschaffen, zutrifft, mag stimmen oder nicht. Aber die vorsätzlich erzeugte Pogromstimmung gegen diese Frauen muss schon höllisch gewesen sein. Und diese Pogromstimmung beruhte ja nicht zuletzt auf der Propagandaschrift des Hexenhammer zweier Dominikaner.
Und die Neuauflage des Hexenhammer gegen die AFD und andere Andersdenker läßt sich in nahezu jedem Mainstreammedium erkennen. Heute zünden die Handlanger der modernen Inquisition noch die Autos der Andersdenkenden an, morgen aber schon zünden sie die Andersdenkenden selbst an.
Ich stelle mir vor wie zukünftige Generationen kopfschüttelnd auf die degenerierte Dekadenz unserer Zeit zurückblicken werden. Wahrscheinlich so, wie wir heute auf Kaiser Nero und seine Gäste blicken. Mit einer Mischung aus Unglaube, Ablehnung und Erstaunen. Wenn es zukünftige Generationen dann noch gibt…
Wir sehen, dass du dich in Vereinigtes Königreich befindest. Wir haben unsere Preise entsprechend auf Pfund Sterling aktualisiert, um dir ein besseres Einkaufserlebnis zu bieten. Stattdessen Euro verwenden.Ausblenden
Liebe Leser,
gerade haben Sie uns dabei geholfen, eine Finanzierungslücke für das Jahr 2023 zu schließen, da ist das Jahr auch schon fast zuende.
Weihnachten naht.
Und mit Weihnachten das jährlich wiederkehrende Problem: Ein Weihnachtsmann, der im Kamin stecken bleibt, weil er zu viel anliefern muss.
Vermeiden Sie dieses Jahr diese Kalamität. Diversifizieren Sie Ihr Geschenkportfolio.
Z.B. indem Sie unsere Sorgen um die Finanzierung des nächsten Jahres mindern.
Unser Dank ist Ihnen gewiss! Und Sie können sicher sein, dass Sie auch im nächsten Jahr ScienceFiles in gewohntem Umfang lesen können.
Tja, die AfD betreibt mit ihrer Politik nun mal Willkommenskulturzersetzung – da darf man doch keine Nachsicht üben, gerade nicht bei Künstlern:
„Es dürfte heute niemand Verständnis dafür haben, wenn einem Künstler, der fehlte, eher verziehen würde als dem letzten gestrauchelten Volksgenossen. Das Volk fordert vielmehr, daß gerade der Künstler mit seiner verfeinerten Sensibilität und seiner weithin wirkenden Autorität so ehrlich und tapfer seine Pflicht tut, wie jeder seiner unbekannten Kameraden aus anderen Gebieten der Arbeit. Denn gerade Prominenz verpflichtet!“ – Werner Höfer im 12-Uhr Blatt am 20.09.1943
Werner Höfer schrieb das, nachdem der Pianist Karlrobert Kreiten am 3. September 1943 vom Volksgerichtshof wegen Wehrkraftzersetzung zum Tode verurteilt und vier Tage später hingerichtet wurde.
Wir wissen zwar nicht welche strenge Bestrafung Moritz Eggert für den ehrvergessenen Cellisten Mathias Moosdorf als angemessen betrachtet, aber dass er bei dem Strafmaß die Lehren aus der Geschichte des Nationalsozialismus berücksichtigen würde, kann man wohl ausschließen.
Ein wundervoller Kommentar. Es ist aber doch nicht ganz so einfach, und man sollte Herrn Egg. nicht unterschätzen. Ein Cello ist ein Violoncello, d.h. im Italienischen eine verkleinerte Ausgabe der Violone (Kontrabass). Eine Kniegeige. Was ist eine Geige? Die Wortherkunft ist nicht klar, doch es handelt sich sicher um eine Violine, d.h. eine Verkleinerungsform der Viola (Bratsche). Viola aber heißt auch das Veilchen bzw. Stiefmütterchen. Und da haben wir‘s! Das Stiefmütterchen leitet seinen Namen von der Diskriminierung zweier Blütenblätter ab, die nur ein Kelchblatt gemeinsam haben, während das angemaßte Hauptblatt gleich zwei beansprucht. Dazu noch heißt es Violoncello, nicht Violoncella. Wer also nicht eine Violoncella ohne vorheriges Bekenntnis zur kolonialen Musikschuld (Brahms entriss seine Motive den Pygmäen, Mozart den Andamanen usw.) auf den Knien vor Prof. Egg. spielt, sagt ja zur Diskriminierung der geilen Viola, zur Ächtung von Ballack Obama, zur Verpopelung von Dr. Göring-Fies, usw., es lässt sich nicht alles in Worte fassen, außer vielleicht in einem großen „Boing“ für Atombombe und Hohlkopf.
Herzlichen Dank!
Auch wenn´s eigentlich traurig ist – was für köstliche Kommentare.
Es wiederholt sich immer wieder:
Schon immer haben die “Leute mit Haltung” die Menschen mit anderen Ansichten auf den Scheiterhaufen oder sonstwie in den Tod geschickt und die “mit Haltung” waren selten ungebildet. Ungebildete brauchte (und nimmt man) man nur zur körperlichen Exekution, bzw. derzeit zum Verprügeln und terrorisieren.
Dann kompostieren, flöten und outen “Sie” ruhig und guten Gewissens munter weiter und genießen Sie den Zuspruch “ihres zukünftigen Publikums” in sehn bis swansig Jahren.
Kämpfer für alles Gute und Richtige wie Moritz Eggert sind unkaputtbar. „Ich tat reinen Gewissens und gläubigen Herzens meine Pflicht“ wird auch er sagen – und Ihren originellen Vorschlag umgehend zu einer Komposition verarbeiten.
Was ist den mit Wagner, dem Liebling der Deutschen. Dass der noch aufgeführt werden darf, erscheint mir doch sehr verwunderlich.
Das ganze Denunziantenwesen basiert doch auf Neid.
Die vom Staat geführten und von der Kirche befeuerten Hexenprozesse hatten noch den Effekt, daß die Vermögen der zum Tode verurteilten Delinquenten dem Staat und der Kirche zufielen -und nicht den gesetzlichen Erben (siehe “Geschichte der Hexenprozesse”, Soldan-Heppe).
Wer also AFD-Mitglied ist und sogar wer AFD gewählt hat (durch Hören-Sagen des Denunzianten bewiesen und mit Beweislastumkehr besiegelt) wird demnächst ersatzlos enteignet.
Der Weg in diese Form der Willkürherrschaft ist zumindest geebnet und auch schon beschritten.
Wie kommt es nur, daß sich scheinbar-zivilisierte Menschen so wenig um vergangene Negativerfahrungen kümmern und heute noch anders Denkende, Fühlende, Glaubende, eben Andere verfolgen? Ich sehe mich um und sehe nur Verfolgung Anderer. Es ist einfach nur krank. Es hat sich seit Beginn der Menschheitsgeschichte nichts grundsätzlich am menschlichen Verhalten geändert.
Zur Richtigstellung: Die wohl letzte Hexenhinrichtung erfolgte in dem protestantischen Schweizer Kanton Glarus, im Jahre 1782. Überhaupt waren Hexenverfolgungen im Mittelalter noch recht selten, sie setzten vermehrt erst in der frühen Neuzeit ein, und sie wurden eben nicht nur in katholischen, sondern auch in protestantischen Ländern begangen, darunter übrigens auch England und die USA.
Nach Soldan-Heppe fand die letzte gerichtliche Hexenverbrennung 1793 in Südpreußen statt. Aber dann der Knaller:
“Der Pöbel aber, unfähig zu begreifen, wie das Recht auf einmal zum Unrecht werden sollte, sah fast allerwärts nur mit Widerstreben die obrigkeitlichen Schritte gegen das gefürchtete Hexenvolk aufhören und hat bis auf die neueste Zeit herab nicht selten zur Selbsthilfe gegriffen.” (sechsundzwanzigstes Kapitel, Hexenprozesse des achtzehnten Jahrhunderts)
Ist die weiche Form von Selbstjustiz gegen Andersdenkende nicht bereits etabliert und steuert auf weit härtere Formen zu?-
Zur Richtigstellung:
“,,,darunter übrigens auch England und die USA”,
ja, aber wenn Sie sich mit den historischen Quellen beschäftigt haben, wissen Sie auch (und unterschlagen es hier?), dass Hexenverfolgung und -verbrennungen zumindest im Vereinigten Königreich sehr viel seltener waren als z.B. in Deutschland. Von den USA weiß ich es nicht genau, aber über die Hexenverfolgungen in Kontinentaleuropa und im Vereinigten Königreich habe ich ziemlich viel gelesen….
… u.a. bei Brian Levack in seinem Buch “The Witch-Hunt in Early Modern Europe”. Siehe z.B. den treffend zusammenfassenden Satz auf S. 219 in diesem Buch!
Ein nicht zu unterschätzendes Buch in diesem Zusammenhang auch “Die Vernichtung der Weisen Frauen” von Gunnar Heinsohn und Otto Steiger.
Ob die Kernthese, daß Adel und Klerus die Hebammen ausrotten wollten, um die Geburtenkontrolle zu brechen und so mehr Arbeitssklaven zu erschaffen, zutrifft, mag stimmen oder nicht. Aber die vorsätzlich erzeugte Pogromstimmung gegen diese Frauen muss schon höllisch gewesen sein. Und diese Pogromstimmung beruhte ja nicht zuletzt auf der Propagandaschrift des Hexenhammer zweier Dominikaner.
Und die Neuauflage des Hexenhammer gegen die AFD und andere Andersdenker läßt sich in nahezu jedem Mainstreammedium erkennen. Heute zünden die Handlanger der modernen Inquisition noch die Autos der Andersdenkenden an, morgen aber schon zünden sie die Andersdenkenden selbst an.
Dies Zappelbild stört beim Lesen ungemein.
… einfach den Text anschauen statt des Bildes!
Ich stelle mir vor wie zukünftige Generationen kopfschüttelnd auf die degenerierte Dekadenz unserer Zeit zurückblicken werden. Wahrscheinlich so, wie wir heute auf Kaiser Nero und seine Gäste blicken. Mit einer Mischung aus Unglaube, Ablehnung und Erstaunen. Wenn es zukünftige Generationen dann noch gibt…