Fliegende Steine – ARD: Von Link(sextremist)en für Link(sextremist)e(n)

Die Analyse von Texten, wie sie u.a. von Glaser und Strauss in ihre Grounded Theory eingebettet wurde, ist ein effizientes Mittel, um die Prämissen, die leitenden Überlegungen, Überzeugungen, die Ideologie aufzudecken, die hinter Aussagen steht. Wir haben das Instrumentarium von Glaser und Strauß auf die Berichterstattung der ARD über die Krawalle in Leipzig und die Corona-Demonstrationen übertragen. Das Ergebnis?

Lesen Sie selbst.



Die Analyse basiert auf den Texten:

Ausschreitungen in Leipzig. Wieder flogen Steine und Bengalos;
und
Proteste gegen Schutzregeln. Über 90 Corona-Demos von Rechten dominiert;

Beide Beiträge sind heute erschienen.
Beide Beiträge sind nicht namentlich gekennzeichnet.
Beide Beiträge haben “Demonstrationen” zum Gegenstand.
In beiden Beiträgen wird je eine Person angeführt, um eine Bewertung vorzuehmen.

Schon die Überschriften deuten auf die klare ideologische Positionierung des Schreibers hin:

“Ausschreitungen in Leipzig: Wieder flogen Steine und Bengalos”.

Eine vollkommen vage gehaltene Überschrift: Ausschreitungen entstehen scheinbar aus dem Nichts und Steine und Bengalos fliegen wie von Geisterhand bewegt, durch die Luft. Niemand wirft sie, und ein Ziel haben sie auch nicht. Sie fallen, wie die Ausschreitungen, offenkundig vom Himmel ohne zuordenbar zu sein. Und mal ehrlich, harmlose “Bengalos” – was ist schon dabei?

Wie anders ist das bei

“Proteste gegen Schutzregeln. Über 90 Corona-Demos von Rechten dominiert”.

Hier findet sich der Versuch der Delegitimation bereits in der Überschrift. Hier wird gegen etwas protestiert, das schützt, diejenigen, die demonstrieren, werden klar zugeordnet, es sind Rechte, denn diese dominieren in 90 Corona-Demos. Die Zahl ist vollkommen sinnlos, wenn man nicht weiß, wie viele Corona-Demos es überhaupt gegeben hat und wie viele Menschen an den einzelnen Demonstrationen teilgenommen haben. Die 90 wird in die Überschrift gepackt, um VIEL zu suggerieren und zu diskreditieren.



Die folgende Tabelle ist eine Zusammenstellung der Akteure und Handlungen über die in beiden Texten berichtet wird:

Fliegende Steine

  • gewaltbereite Demonstranten;
  • zündeten Pyrotechnik;
  • warfen Steine,
  • schlugen Scheiben ein,
  • Polizei löste die Demonstration daraufhin auf
  • gewaltbereite Demonstranten
  • zündeten trotz Verbot Pyrotechnik,
  • bewarfen [mit Pyrote
  • nik] Polizisten
  • Mit Steinen wurden Fensterscheiben von Neubauten eingeworfen.
  • Nach Polizeischätzungen hatten sich etwa 500 Menschen zu der angemeldeten Demo versammelt.
  • Polizei war erneut mit einem Großaufgebot vor Ort
  • Gegen 15 Verdächtige wurden laut Polizei Ermittlungsverfahren eingeleitet.
  • In der Nacht folgten mehrere Spontankundgebungen;
  • Die Demonstranten bauten Barrikaden, zündeten Mülltonnen und einen Polizeiwagen an.
  • Die Veranstaltung war als Demonstration gegen Gentrifizierung und Verdrängung angemeldet.
  • Die Proteste … waren Reaktionen auf eine Hausbesetzung in Leipzig, die von der Polizei beendet worden war.
  • Polizeipräsident Torsten Schulze sagte, bei den Angreifern habe es sich um ‘augenscheinliche Linksextremisten” gehandelt.
  • Insgesamt neun Beamte seien leicht verletzt worden.
Rechte Dominanz
  • Seit Beginn der Pandemie versuchen Rechtsextremisten den Protest gegen die Corona-Regeln für sich zu nutzen;
  • Laut Verfassungsschutz gaben sie in den vergangenen Monaten bundesweit auf mehr als 90 Demos den Ton an;
  • Die meisten Kundgebungen wurden den Angaben zufolge nicht von Parteien oder Vereinen initiiert…;
  • Am letzten Augustwochenende nahmen auch größere Gruppen sogenannter Reichsbürger teil;
  • sowie kleinere Gruppen von Rechtsextremisten und Neonazis;
  • auch Mandatsträger der AfD;
  • darunter Björn Höcke;
  • Mobilisierungsaufrufe von Rechtsextremisten;
  • Behörden verfolgten einen “möglichen Ausbau der rechtsextremistischen Vereinnahmung“;
  • dass es den Extremisten bisher allerdings nicht gelungen sei, … an demokratische Proteste Anschluss zu finden;
  • Bundestagsabgeordnete der Linkspartei, Ulla Jelpke, warf der Bundesregierung vor, ‘eine gefährlich Entwicklung” zu unterschätzen;
  • insbesondere der Reichsbürgerbewegung und kruden Verschwörungsideologen
  • Fahnen, Symbole und Losungen

Was geradezu ins Auge springt ist die Weigerung, Kriminelle als solche zu benennen. Personen, die Steine und Pyrotechnik auf Polizeibeamte werfen, sind Kriminelle. Indes, egal, was sie tun, die Demonstranten in Leipzig bleiben Demonstranten, die eine angemeldeten Veranstaltung besuchen. Dass “Spontandemonstration” eine Verschleierung für nicht angemeldete Demonstration ist, ist ebenso offenkundig wie der Versuch, die Gewalt, die von den “Demonstranten” ausgeht, als fast schon gerechtfertigte Reaktion auf das Großaufgebot der Polizei und deren Räumung eines besetzten Hauses auszugeben (und überhaupt, es wurden ja nur niedliche “Bengalos” geworden). Die ARD will also durchweg den Eindruck erwecken, dass es sich bei den Kriminellen um legitime “Demonstranten” handelt. Deren Einordnung als “augenscheinliche Linksextremisten” wird dem Polizeipräsidenten und damit einer beteiligten Partei überlassen. Eine dieser Arten, sich von Fakten zu distanzieren.

Nur ein Mollie?
Oder nur ein Bengalo?
Antifa zündet Antifa in Portland, Oregon;

Während “Demonstranten” in Leipzig Mülltonnen und ein Polizeiauto in Brand stecken können, Fenster von “Neubauten” einwerfen und Pyrotechnik zünden dürfen, ohne bei der ARD ihres Statuses des Demonstranten verlustig zu gehen oder gar als Extremisten zu gelten, sind diejenigen, um die es im zweiten Beitrag geht, schon von Anfang an Extremisten. Sie werfen keine Pyrotechnik, sie verletzten keine Polizisten (nur leicht), sie stecken auch keine Polizeiautos in Brand, aber sie sind dennoch Extremisten, denn Reichsbürger (was auch immer das ist), Rechtextremisten und Neonazis (interessante Unterscheidung) dominieren auf 90 Demonstrationen. Dass es offenkundig deutlich mehr als 90 “Demos” gibt, dass die Bewertung, dass es “den Extremisten bisher allerdings nicht gelungen sei, … an demokratische Proteste Anschluss zu finden” ein diametraler Widerspruch zur Behauptung der Abgeordneten einer Partei, die man als linksextremistisch bezeichnen muss, es handle sich – bei was auch immer – um eine gefährliche Entwicklung, ist, verweist auf die üblichen Probleme, die mit Texten, die Ausfluss einer Ideologie sind einher gehen: Sie konfligieren unweigerlich mit der Realität. Und während die Extremisten und Reichsbürger und Verschwörungsideologen ihre Gefährlichkeit durch das Schwenken von Fahnen, durch Symbole und Losungen dokumentieren, können Linksextreme Kriminelle so viele Polizeibeamte verletzen, wie sie wollen, so viel Eigentum zerstören wie sie wollen, so sehr wüten, wie sie wollen, sie bleiben dennoch und immer Demonstranten für die ARD, Demonstranten, die ein legitimes Anliegen haben, gegen “Gentrifizierung und Verdrängung”, während Extremisten, die gegen Schutzregeln sind, die auf von Rechten dominierten Demos den “Ton angeben”, eine gefährliche Entwicklung darstellen.



Während reale Kriminelle systematisch verharmlost werden, wird versucht, Bürger, die keinerlei Straftat begangen haben, die lediglich ein demokratisches Grundrecht nutzen, zu kriminalisieren. Diese Strategie ist aus dem Al-Kaida Manual bestens bekannt, in dem versucht wird, die eigenen Straftaten durch vermeintliche geistige Verfehlungen der Ungläubigen zu legitimieren. Die ARD befindet sich in interessanter Gesellschaft.

Wenn sich in ein paar hundert Jahren ein Historiker mit der Art und Weise der Berichterstattung der ARD beschäftigen wird, in der reale Straftaten berichtet werden, als gehe es darum, einen Weltraumspaziergang eines Astronauten der ISS zu kommentieren, in all seiner schwerelosen Behäbigkeit, während keine Straftaten durch ideologische Einbildungskraft und Zeugnis der Angehörigen einer linksextremen Parteien beschworen werden, dann wird er zwangsläufig zu dem Schluss kommen, dass entweder Wahnsinnige sich der Möglichkeit begeben haben, die Realität zu beschreiben, wie sie ist, oder Linksextremisten Berichte verfasst haben, die wiederum Linksextremisten zum Ziel haben. Nur zu einem Schluss wird er nicht kommen: Dass eine solche Berichterstattung “normal” ist. Was ihn zu der Frage führen wird: Wieso eine Bevölkerung dafür bezahlt hat, von medialen Extremisten mit Einbildung und Verharmlosung, nicht jedoch mit der Realität penetriert zu werden. 




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