Ist SARS-CoV-2/Delta in Japan ausgestorben? Es sieht danach aus…

Schlechte Nachrichten für die COVID-Hysteriker, die mit Hilfe von SARS-CoV-2 endlich einen Sinn im Leben gefunden haben, nämlich den, selbiges anderen zu vermiesen.

Die schlechte Nachricht kommt aus Japan und sieht im Vergleich zu Deutschland so aus:

Eigentlich ist das, was man hier sieht, eine gute Nachricht. Aber in Zeiten, in denen Hysterie herrscht sind gute Nachrichten schlecht, denn sie dämpfen die Hysterie, nehmen denen ihren Lebenssinn, die ihn gerade erst in Hysterie, freilich als Travestie auf ein normales Leben, gefunden haben.

Dessen ungeachtet sind die Zahlen erstaunlich.
Japan hat rund 120 Millionen Einwohner und in den letzten sieben Tagen

  • 931 positive Tests auf SARS-CoV-2 und
  • 20 mit/an COVID-19 Verstorbene

gemeldet.

Deutschland mit rund 80 Millionen Einwohnern hat schon deutlich mehr zu bieten:

  • 377.258 positiv Getestete und
  • 1.573 mit/an COVID-19 Verstorbene

stehen in den letzten sieben Tage zu Buche. Damit rangiert Deutschland derzeit in den SARS-CoV-2 Charts an zweiter Stelle, direkt hinter den USA.

Wie kann man das Japanische Rätsel erklären?

Lockdowns waren in Japan nie sonderlich intensiv oder lang. Auf dem Stringency Index der Blavatnik School of Government an der University Oxford, in dem seit Beginn staatlicher Repression gegen SARS-CoV-2 (oder die eigenen Bürger, je nach Sichtweise) die Maßnahmen der Staaten gesammelt und auf einem Index von 0 (total frei) bis 100 (vollständig restringiert) verortet werden, hat Japan einen höchsten Wert von 47.22 Punkten erreicht (von 100 möglichen), Deutschland liegt mit 64.31 deutlich höher. Mehr Restriktionen und mehr Fälle, so könnte man die deutsche Erfolgsgeschichte auf den Punkt bringen.

Dass die meisten nicht-pharmazeutischen Maßnahmen gegen die Verbreitung von SARS-CoV-2 nicht viel bringen, dass neben Hände waschen wohl wenig einen Effekt auf die Verbreitung von SARS-CoV-2 hat, ist mittlerweile fast schon eine Binsenweisheit, allein die wissenschaftlichen Beiträge, die zeigen, dass Lockdowns mehr Schaden anrichten als sie Nutzen bringen, stapeln sich mitterweile zu beträchtlichen Höhen auf unserem Schreibtisch (wir haben die Beiträge, die wir dazu geschrieben haben, die, die zeigen, dass Lockdowns schaden und bestenfalls die Pandemie verschleppen, Masken eine Luftnummer sind, unten zusammengestellt).

Was also kann erklären, was sich in Japan ereignet: Das weitgehende Verschwinden von SARS-CoV-2?

Lethal Mutagenesis.

RNA-Viren als solche haben das Problem, dass ihre sehr hohe Mutationsrate dazu führt, dass sie über kurz oder lang aussterben, Biologen sprechen dann gewöhnlich von “lethal mutagenesis”. Hinzu kommt eine Besonderheit von RNA-Viren, die Siobain Duffy sehr gut beschrieben hat. RNA-Viren mutieren unkontrolliert schnell und aus Sicht des Virus ist die Wahrscheinlichkeit, die eigenen Fähigkeiten durch eine Mutation zu verschlechtern, deutlich höher als die Wahrscheinlichkeit, die eigenen Fähigkeiten zu verbessern:

“RNA viruses are perhaps the most intriguing biological entities in which to study mutation rates. They encode their replication machinery, and thus their mutation rates can be optimized for their fitness (in comparison to small DNA viruses that use the polymerases of their host cells). Their inherently high mutation rates yield offspring that differ by 1–2 mutations each from their parent [9], producing a mutant cloud of descendants that complicates our conception of a genotype’s fitness. Their ability to rapidly change their genome underlies their ability to emerge in novel hosts, escape vaccine-induced immunity, and evolve to circumvent disease resistance engineered or bred into our crops [10, 11]. On the other hand, their mutation rates are an exploitable Achilles’ heel: researchers and clinicians can increase RNA virus mutation rates using nucleoside analogues, and a 3–5-fold increase in mutation rate causes lethal mutagenesis in human-infecting viruses like poliovirus and influenza [12, 13]. The exogenous mutagen causes enough additional mutations, which are often deleterious, so that the progeny RNA viruses are of lower fitness, eventually leading to ecological collapse of the population [14]. Another way in which researchers have seen the constraints imposed by the high mutation rate of RNA viruses is in their limited genome size—the mutation rates per nucleotide are too high to increase their genome size without having a higher per-genome accumulation of mutations [9, 15]. Researchers have suggested that RNA virus mutation rates have evolved to be just under the threshold for lethal mutagenesis (sometimes referred to as error threshold [16]) but that selection for genetic diversity and other consequences of a high mutation rate push RNA viruses to near their catastrophic limits. It has been hard to assess this assumption and verify that RNA viruses have their optimal mutation rates due to natural selection on mutation rate.”

Duffy, Siobain (2018). Why are RNA virus mutation rates so damn high?

Um dieses für RNA-Viren existentielle Problem in den Griff zu bekommen, gibt es nsp14, ein Korrekturprotein, das das Schlimmste bei Mutationen verhindern soll. Es ist dafür verantwortlich, die gröbsten Fehler zu korrigieren, um lethal mutagenesis zu verhindern.

In einem im Juni 2020 erschienenen Beitrag in Science Advance schreiben Salvatore DiGiorgio, Filippo Martignano, Maria Gabriella Torcia, Giorgio Mattiuz und Silvestro G. Conticello im Hinblick auf Proteine der APOBEC-Gruppe:

“With regard to APOBEC-mediated RNA editing, its detection in the viral transcriptomes is already indicative, as this type of editing is almost undetectable in human tissues (…). This enrichment points either toward an induction of APOBECs triggered by coronavirus infection or to specific targeting of the APOBECs to the viral transcripts. APOBECs have been proved effective against many viral species in experimental conditions, yet, until now, their mutational activity in clinical settings has been shown only in a handful of viral infections (…) through DNA editing and, in rubella virus, on RNA (…).”

Die Fähigkeit von APOBEC-Proteinen, die Replikation von RNA-Viren zu beeinflussen, ist auch Gegenstand eines Absatzes im Beitrag von Revathidevi et al. (2021) in dem es heißt:

“The APOBEC3 genes are implicated in the first-line defense against many exogenous and endogenous retroviruses. Generally, they are interferon-inducible genes, involved in the mechanisms of innate defense against exogenous viruses and endogenous retroelements […] Recently APOBEC was shown to be involved in host-dependent RNA editing of the SARS-CoV-2 transcriptome that it is likely to alter the fate of both coronavirus and the infected human host.”

Di Giorgio, Salvatore, Filippo Martignano, Maria Gabriella Torcia, Giorgio Mattiuz, and Silvestro G. Conticello (2020). Evidence for host-dependent RNA editing in the transcriptome of SARS-CoV-2. Science Advances 6(25): eabb5813.

Revathidevi, Sundaramoorthy, Avaniyapuram Kannan Murugan, Hirofumi Nakaoka, Ituro Inoue & Arasambattu Kannan Munirajan. (2021). APOBEC: A molecular driver in cervical cancer pathogenesis. Cancer Letters 496: 104-116.

APOBEC3A Quelle

Ituro Inoue, der am zweiten hier angesprochenen Beitrag beteiligt war, hat nun eine sehr spannende Erklärung eingebracht, um das nahezu vollständige Verschwinden von SARS-CoV-2 zu erklären. Ein Enzym der APOBEC-Gruppe, APOBEC3A, so die Annahme, störe die Korrekturfunktion von nsp14, die für RNA-Viren wie SARS-CoV-2 so wichtig ist und führt als Ergebnis dazu, dass SARS-CoV-2 sich zu Tode mutiert hat. Inoue stützt seine Erklärung auf bislang unveröffentlichte Forschung, in der eine Forschergruppe um Inoue, die am National Institute of Genetics der Niigata University in Japan beheimatet ist, genetische Diversität für die Alpha und die Delta Variante basierend auf in Japan gesammelten Gewebeproben bestimmt hat. Wenig überraschend hat sich Alpha als eine sehr diverse, mit vielen Mutationen an unterschiedlichsten Stellen ausgezeichnete Variante erwiesen. Vollkommen überraschend für die Forscher hat sich Delta, die Variante, die angeblich so viel gefährlicher sein soll als Alpha, sofern man Gefährlichkeit mit Übertragbarkeit vermengen will, als viel weniger genetisch divers erwiesen als Alpha. Nicht nur scheinen die Mutationen auf SARS-CoV-2/Delta in Japan zu einem plötzlichen Stop gekommen zu sein, sie finden sich auch in großer Zahl an der Stelle A394O im Genom von SARS-CoV-2 und damit im nsp14 Protein.

“Diese Ergebnisse haben uns wirklich geschockt”, so hat Inoue gegenüber der Japan Times gesagt. “Die Delta-Variante war auch in Japan hoch ansteckend und sehr erfolgreich dabei, andere Varianten zu unterdrücken. Wir glauben, dass die Vielzahl der Mutationen, die wir gefunden haben, letztlich dazu geführt haben, dass SARS-CoV-2/Delta die Fähigkeit verloren hat, sich zu replizieren. Es ist damit auf dem Weg, auszusterben”.

Nun stellt sich die Frage, wieso in Japan und nur in Japan SARS-CoV-2 ausgestorben sein soll. Die Antwort hat zwei Aspekte: zum einen ist APOBEC3A das Enzym, das SARS-CoV-2 erfolgreich zu bekämpfen scheint, wenn die Annahmen von Inoue stimmen, unter asiatischen Menschen weiter verbreitet als unter Europäern, zum anderen bilden die Japaner so etwas wie eine Vorhut, der, wenn stimmrt, was Inoue vermutet, andere Ländern nachfolgen werden.

Die Welt der Wissenschaft ist spannend und zu komplex, als dass sie Polit-Darstellern zugänglich wäre.



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