COVID-19 Impfung soll vor Verkehrsunfall schützen – ehrlich! Bullshit-Forschung aus Kanada

Die Tendenz unter denen, die sich für Forscher halten, weil sie es geschafft haben, ihren Hintern über mehrere Jahre an einer Hochschule platt zu drücken und es – weil man nehmen muss, was vorhanden ist – anschließend in eine “Position” geschafft haben, ihr Dasein damit zu rechtfertigen, dass sie staatsdienliche Forschungsversuche unternehmen, um sich dann mit einer Bullshit-Forschung anzuempfehlen, immer in der Hoffnung, eine bessere Stelle als die, die sie derzeit inne haben, zu erhalten, ist fast ungebrochen.

Das ist die Vorrede zu diesem Beitrag:

Redelmeier, Donald A., Jonathan Wang, and Deva Thiruchelvam (2022). COVID Vaccine Hesitancy and Risk of a Traffic Crash.”American Journal of Medicine.

Auf die Idee, dass eine COVID-19 Impfung die Anzahl von Verkehrsunfällen reduziert, muss man erst einmal kommen. Wenn Sie wissen wollen, wie die drei Helden von der University of Toronto auf diesen vermeintlich Zusammenhang gekommen sind – so:

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“COVID vaccination is an objective, available, important, authenticated, and timely indicator of human behavior— albeit in a domain separate from motor vehicle traffic
crashes. Whether COVID vaccination is associated with increased traffic risks, however, has not been tested and might seem surprising.18 Simple immune activation against a coronavirus, for example, has no direct effect on traffic behavior or the risk of a motor vehicle crash. Instead, we theorized that individual adults who tend to resist public health recommendations might also neglect basic road safety guidelines. The study question was “Does COVID vaccine hesitancy correlate with the risks of a serious traffic crash?””

Macht Sinn oder?
Jedenfalls in dem, was man im Englischen ein muddled brain nennt.

  • Wer sich nicht impfen lässt, der hält sich nicht an Vorgaben seiner Regierung.
  • Wer sich nicht an Vorgaben seiner Regierung hält, der ist böse.
  • Wer böse ist, der übertritt Verkehrsregeln.
  • Wer Verkehrsregeln übertritt, der verursacht Verkehrsunfälle.

Was ist schlimmer: Ein Gehirn sein eigen zu nennen, das einen solchen Bullshit erdenken kann oder eine wissenschaftliche Zeitschrift, deren Herausgeber einen solchen Bullshit drucken?

Wir sind noch unentschieden.

Und wie immer, wenn es um rektal verwertbare Forschungsbemühungen geht, kommt heraus, was herauskommen soll:

“We studied millions of adults and found that COVID vaccine hesitancy was associated with significant increased traffic risks.”

Das ist, was die Autoren in ihrem Übermut behaupten.

Wir stellen anhand dreier Tabellen aus ihrem Text dar, dass das angebliche Ergebnis der Autoren das ist, was man Bullshit nennt. Sie sind ihren eigenen Vorurteilen aufgesessen und sehen vor diesem Hintergrund die eigenen Ergebnisse nicht.

Vorab zwei Marker.

  • Die Daten beziehen sich auf 2021 und die Provinz Ontario in Kanada. Als Geimpft gilt in Ontario, wessen “Impfung” 14 Tage zurückliegt. Verursacht ein Geimpfter innerhalb der 14 Tage nach Impfung einen Verkehrsunfall, dann ist das ein ungeimpfter Unfall für die Autoren, denen das, was wir gerade geschrieben haben, nicht einmal bewusst zu sein scheint – auch nicht, wie man sagen könnte.
  • Aus 6.682 bei einem Verkehrsunfall verletzten Verkehrsteilnehmern werden bei den Autoren innerhalb weniger Zeilen “Crashes” also Verkehrsunfälle: “A total of 6682 individuals required emergency care for a serious traffic crash during the subsequent month of followup. This rate averaged over 200 individuals per day and was comparable with population norms for high-income countries. Patients who had not received a COVID vaccine accounted for 1682 crashes (25% of total crashes), equal to an absolute risk of 912 per million. Patients who had received a COVID vaccine accounted for 5000 crashes (75% of total crashes), equal to an absolute risk of 530 per million”.” Ob ihnen dieser Fehler einfach unterlaufen ist, oder sie diesen Fehler absichtlich begehen, das wissen wir nicht. Wir wissen nur, dass diese Vermengung unglücklich ist. Damit sind wir bei Tabelle 3 aus dem Text von Redelmeier et al., dessen Ergebnis, das sollte man nicht vergessen, darin besteht, dass Ungeimpfte ein größeres Verkehrsrisiko darstellen als Geimpfte, was auf Basis der “6.682 Crashes” gezeigt werden soll.

Indes zeigt Tabelle 3, dass 2.856 der 6.682 Crahes einen Fahrer betreffen, 1.189 einen Beifahrer und 2.637 einen Fussgänger. Mit anderen Worten, die Autoren behaupten, dass Fussgänger, wenn sie geimpft sind, weniger Verkehrsunfälle verursachen, ebenso wie Beifahrer. Letztere üben offenkundig durch ihren Status als “Ungeimpfter” einen negativen Einfluss auf den Fahrer aus, der wiederum, wenn sie ungeimpft sind, einen solchen negativen Einfluss auf Fussgänger übertragen, wie auch immer.

Man könnte diesen Bullshit an dieser Stelle bereits beenden, brennte einem nicht der Hinweis unter den Nägeln, dass eine solche Forschung natürlich die gefahrenen Kilometer kontrollieren muss, um überhaupt eine Aussage über irgendetwas treffen zu können. Denn wer mehr fährt, der hat ein höheres Risiko, in einen Unfall verwickelt zu werden als jemand, der seltener oder gar nicht fährt. Dieses Problem wäre den Autoren vielleicht in den Sinn gekommen, wenn sie nicht bereits im Ansatz den Fauxpas begangen hätten, jeden Unfall als verursachten Unfall zu werten und jeden Beteiligten als Verursacher und damit jeden, der in einem Unfall zu Schaden gekommen ist, so er denn ungeimpft war, als schuldig anzusehen. Eine Vorgehensweise, die man eher bei einem manischen Exorzisten vermuten würde.

Das angesprochene Problem findet sich in Tabelle 1:

Der Anteil der unteren sozialen Schicht, der Arbeiterklasse ist unter den Ungeimpften besonders hoch (46,5% im Vergleich zu 37,7%). Wer ist wohl mehr mit dem Auto unterwegs? Der Truckfahrer oder der Busfahrer oder der LKW-Fahrer oder der Zusteller, der auch während des Lockdowns als “essential worker” unterwegs ist, der Pfleger oder Müllarbeiter, der als essential worker auch während der Pandemie zur Arbeit fahren muss, oder der Mausschubser, der sich im Home Office einigelt und von der niederen Klasse versorgen lässt?

Nun, die Antwort ist eindeutig – oder?

Was die Autoren an Ergebnissen berichten, ist das Ergebnis einer historischen Situation, die Angehörige der Mittel- und Oberschicht ihre Häuser nicht mehr verlassen sieht, so dass zwangsläufig Unfälle bei denen häufiger sind, die ihre Häuser verlassen, um z.B. zur Arbeit zu fahren. Und in Kanada findet sich im übrigen dasselbe Muster, das sich auch im Vereinigten Königreich oder in Deutschland findet, mit dem sozioökonomischen Status sinkt auch die Wahrscheinlichkeit, geimpft zu sein. Dass diese Erklärung für die Ergebnisse zutrifft, das zeigt Tabelle 2.

Die Autoren haben in dieser Tabelle das Risiko eines Unfalls zusammengestellt, und zwar für unterschiedliche Variablen, darunter auch Alter. Suchen Sie nach dem einzigen Fall, in dem das Risiko für Geimpfte, in einen Verkehrsunfall verwickelt zu werden, höher ist als für Ungeimpfte. Er findet sich bei Personen im Alter von 65 Jahren und älter. Über 65jährige sind mehrheitlich Rentner, Pensionäre, die nicht mehr zur Arbeit fahren müssen, im Gegensatz zu jüngeren Angehörigen der Arbeiterschicht. Und wenn man den wahrscheinlichen Einfluss, der durch die Nutzung des Autos auf die Wahrscheinlichkeit, in einen Unfall verwickelt zu werden, gleich zwischen Geimpften und Ungeimpften verteilt, dann haben Geimpfte plötzlich ein höheres Unfallrisiko.

Besser kann man nicht zeigen, dass hier ein Artefakt zum Ergebnis hochgeschrieben wurde.

Geimpfte sitzen in größerer Anzahl während der Pandemie zuhause und igeln sich ein.
Ungeimpfte gehören häufiger zur Arbeiterschicht und sind weniger verzichtbar als Mittelschichtler, sind essential worker, die zur Arbeit fahren, während andere zuhause sitzen und auf Home Office machen, haben somit per se ein höheres Unfallrisiko, ganz ohne dass man dazu forschern müsste, und ganz ohne, dass man den Impfstatus kontrollieren müsste.

Diese Studie hat den Preis der Bullshit-Studie des Jahres verdient.



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