Jahrzehntelange systematische Diskriminierung von Jungen im deutschen Bildungssystem

Jungen, nicht Mädchen sind/werden im deutschen Schulssystem benachteiligt.

Im November 2002 haben wir in der Zeitschrift für Pädagogik einen Beitrag veröffentlicht, der eine intensive Diskussion nach sich gezogen hat, eine, die vor allem darauf abzielte, die nicht leugenbaren Schlussfolgerungen unseres Beitrags insofern aus der Welt zu schaffen, als die Schuld für die Ergebnisse vor der Tür von Jungen abgeladen wurde.

Das Abstract zu unserem Beitrag (ein Klick auf die Abbildung bringt Sie zum Beitrag):

liest sich wie folgt:

“Im vorliegenden Beitrag wird anhand einer Analyse der amtlichen Schulstatistik nachgewiesen, dass Jungen im deutschen Bildungssystem gegenüber Mädchen Nachteile haben: Sie beenden ihre Sekundarschulausbildung häufiger ohne oder mit Hauptschulabschluss und seltener mit einem Realschulabschluss oder der Hochschulreife. Zudem wird gezeigt, dass die Nachteile von Jungen konsistent in allen Bundesländern vorhanden sind; allerdings variiert das Ausmaß beträchtlich.

Beeinflusst werden die Nachteile von Jungen im deutschen Bildungssystem vom Anteil männlicher Grundschullehrer und von der Arbeitslosenquote: Je geringer der Anteil männlicher Grundschullehrer und je höher die Arbeitslosenquote in einem Bundesland ist, desto schlechter schneiden  Jungen im Vergleich zu Mädchen im Hinblick auf ihre Sekundarschulabschlüsse ab.”

Der Beitrag ist nach wie vor einer der am häufigsten gelesenen Beiträge, die auf Pedoc verfügbar sind, indes am Schicksal von Jungen hat sich nichts geändert. 27.690 Downloads seit Juni 2011 bei einem Durchschnitt von 1.270 Downloads für den gleichen Zeitraum sprechen eine eindeutige Sprache.

Irgendwie war es klar, dass in der Gender-manischen heutigen Welt vor allem das Ergebnis, dass Jungen in allgemeinbildenden Schulen, also in Förder-, Haupt-, Real-, Gesamtschule und Gymnasien besser abschneiden, wenn der Anteil männlicher Lehrer höher ist, für diejenigen, die versuchen, sich mit Gender BS und einer bequemen Lage in der Opferrolle ein Auskommen zu verschaffen, der Hauptfeind sein würde. Und so wurden seit 2002 etliche Beiträge, alle miteinander gleichermaßen grauslig, veröffentlicht, deren Autoren versuchen, dieses Ergebnis zu entkräften, Lehrer in allgemeinbildenden Schulen, das sind zu mehr als zwei Drittel weibliche Lehrer, zu exkulpieren und die Schuld für ihr schlechtes Abschneiden bei Jungen abzuladen, die eben, im Vergleich zu weiblichen Schülern weniger motiviert seien, so eine der absurdesten Erklärungen.

Ein kleiner Einschub mag an dieser Stelle angebracht sein.

Gruppenunterschiede, wie die zwischen Jungen und Mädchen im Hinblick auf schulische Bildung über individuelle Faktoren wie Lernmotivation erklären zu wollen, das ist in etwa so dämlich wie der Versucht, die Unterschiede zwischen Fussballteams aus Frankreich und Ghana mit der Motivation zu Leistung erklären zu wollen, und zwar aus einem einfachen statistischen Grund: Unterschiede INNERHALB von Gruppen, Unterschiede im Hinblick auf die Leitungsmotivation innerhalb der Gruppen von Jungen oder Mädchen sind nahezu IMMER größer als Unterschiede ZWISCHEN den Gruppen. Es macht daher keinen Sinn, Unterschiede zwischen Gruppen im Hinblick auf Variable A mit Unterschieden zwischen den Gruppen im Hinblick auf Variable B, deren Varianz innerhalb der jeweiligen Gruppen viel größer ist als zwischen ihnen, erklären zu wollen.

Wer das versucht, kann wenig Ahnung vom Feld haben und ist in der Regel ideologisch motiviert.

Und die Diskussion über den schulischen Rückstand den Jungen im Hinblick auf Schulabschlüsse gegenüber Mädchen haben, sie ist eine ideologisch unterwanderte und deshalb weitgehend zerstörte Diskussion. Denn natürlich hängt an Mädchen- und Frauenförderung viel Geld und diejenigen, die sich an Steuergeldern befriedigen, tun dies gemeinhin ohne Rücksicht auf Verluste.

Ergo wird es Sie nicht wundern, dass sich seit 2002, seit wir unsere Befunde veröffentlicht haben, an der Situation, in der sich Jungen im deutschen Bildungssystem wiederfinden, nichts geändert hat. Nach wie vor haben Jungen deutliche Nachteile bei der schulischen Bildung gegenüber Mädchen. Wie die folgende Abbildung zeigt, hat sich in gut 25 Jahren daran überhaupt nichts verändert.

Wir haben im folgenden die Daten für Schüler, die eine allgemeinbildende Schule OHNE einen Abschluss verlassen, für den Zeitraum vom Schuljahr 1997/98 bis zum Schuljahr 2021/22 zusammengestellt (letztes Schuljahr, für das Destatis Daten bereitstellt). Wie man sieht, wurden ab 2002 wohl Anstrengungen unternommen, um die Anzahl der Schüler, die ohne einen Schulabschluss bleiben, zu reduzieren, was dazu geführt hat, dass der Anteil von Jungen ohne Schulabschluss an allen Absolventen eines Jahrgangs um im Durchschnitt 0,2% im Beobachtungszeitraum zurückgegangen ist. Der Anteil von Mädchen, die ohne einen Schulabschluss bleiben, ist im selben Zeitraum um durchschnittlich 0,1% pro Jahr zurückgegangen.

Indes zeigt sich zum Ende des Zeitraums ein neuerlicher Anstieg der Schüler, die ohne einen Schulabschluss bleiben, und am Verhältnis von Jungen ohne Schulabschluss zu Mädchen ohne Schulabschluss hat sich im gesamten Zeitraum nur wenig verändert. Der Rückgang von 2:1 entspricht ungefähr dem tatsächlichen Verhältnis von Jungen und Mädchen, die in einem Schuljahr ohne Schulabschluss bleiben, wie die folgende Abbildung zeigt:

Statistisch besehen hat sich seit dem Schuljahr 1997/98 so gut wie überhuapt nichts verändert. Letztlich sind die 0,1 Prozentpunkte, die sich beide Kurven im Zeitverlauf angeglichen haben, kaum der Rede wer, vor allem deshalb nicht, weil sich beide Kurven seit dem Schuljahr 2014/2015 wieder auseinander entwickeln und auf dem Weg sind, ihr jeweiliges Ausgangsniveau zu erreichen.

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Mit anderen Worten, an der Situation von Jungen, die nach wie vor gut 2/3 derjenigen stellen, die ohne einen Schulsabschluss bleiben, hat sich seit 2002, seit wir mit unserem Beitrag auf die Miserer von Jungen, für die es weder Förderprogramme noch sonstige Mentor-Maßnahmen gibt, um ihren Nachteil gegenüber Mädchen aufzuholen, nichts verändert.  Der kurzfristige Rückgang im Anteil aller Schüler, die ohne einen Schulabschluss bleiben, der seit 2015 wieder einem Anstieg gewichen ist, ist entsprechend mit hoher Wahrscheinlichkeit NICHT auf Maßnahmen zurückzuführen, die Jungen zugute gekommen sind, eher auf kosmetische Maßnahmen, auf gewährte Schulabschlüsse, die früher nicht vergeben worden wären, oder auf kosmetische Maßnahmen, die die Art der Erfassung der Daten betreffen.

Es hat sich also nichts geändert: Nach wie vor sind es Jungen, nicht Mädchen, die Nachteile im deutschen Bildungssystem haben, aber nach wie vor sind es Mädchen, nicht Jungen, deren Vorteile im Bildungssystem durch entsprechende Maßnahmen vergrößert werden. Ein typisches Ergebnis, wie es sich einstellt, wenn Ideologen, die ideologische Spinnerei vor die Realität setzen, am Ruder sind und versuchen, ihren ideologischen Spleen auszuleben, um mit diesem ideologischen Spleen Steuermittel in die eigenen Taschen leiten zu können.


 

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