Wikipedia beschwört Diversity und meint ideologische Gleichschaltung
Die Wikipedia soll mehr als eine reine Online-Enzyklopädie sein. Die Wikipedia soll, geht es nach dem Willen der Wikipedianer zum Weltkulturerbe ernannt zu werden. Und wie es sich für einen Aspiranten zum Titel des Weltkulturerbes gehört, so streben die Wikipedianer in Deutschland danach, zum Weltkulturerbe-Musterkind zu werden.
Unter dem Stichwort “Wikipedia Diversity” müht sich die Wikipedia derzeit, vermeintliche Lücken in ihrem editorial team, also unter denen, die sich freiwilig in Wikipedia engagieren, zu schließen, Lücken, die, wie es in einem Bericht von der Beuth Hochschule für Technik in Berlin heißt, der wiederum, wenig divers von Ilona Buchem erstellt wurde, zu minderer Qualität des auf Wikipedia veröffentlichten Materials führen sollen. Welche Lücken? Gender-Lücken natürlich. Der Bericht der Beuth Hochschule für Technik ist übrigens Teil einer Kollaboration zwischen der Hochschule Beuth und Wikimedia Deutschland, der 80.000 Euro aus Spendengeldern für Wikipedia geopfert werden (In Worten: ACHTZIG TAUSEND Euro, siehe Abbildung).
Unter der Überschrift der Gender-Diversity stellt Buchem einige mehr oder weniger abstruse Behauptungen auf, warum der geringe Frauenanteil unter denen, die die Wikipedia gestalten, ernsthafte Konsequenzen haben, sich negativ auf die Qualität der Wikipedia auswirken soll, u.a.: Männer erstellten “umfangreichere und detailliertere Ausarbeitungen von Themen” (12) als Frauen, Themen “wie Kunst, Philosophie und Religion, die von Frauen präferiert editiert” (12) würden, blieben häufig unterrepräsentiert.
Die Wortwahl von Buchem macht dabei deutlich, dass alle vermeintlich negativen Folgen der Unterrepräsentation von Frauen unter den freiwilligen Wikipedianern vermutete Folgen sind. Wenn man die Ideologie der Genderisten teilt, nach der alles besser wird, wenn möglichst viele Frauen an etwas arbeiten, dann mag einem dies wie eine sinnvolle Annahme vorkommen. Wenn man jedoch mit Rationalität beschlagen ist, dann fragt man sich, welche Qualität, die für die Erstellung eines fachlich einwandfreien und kompetenten Textes notwendig ist, Frauen eher besitzen als Männer oder welche Exzellenz vom Geschlechterproporz abhängig ist. Anders formuliert, man fragt sich, ob Intelligenz nach Geschlecht selegiert und auch wenn man, nach Lektüre von Diversitäts-Literatur dazu neigen könnte, dem zuzustimmen, gibt es doch keinerlei Indizien, die auf eine entsprechende schiefe Verteilung von Intelligenz zwischen den Geschlechtern hinweisen würden.
Und so ist es kein Wunder, wenn Buchem in ihrem Beitrag die negativen Konsequenzen, die der geringe Frauenanteil bei den freiwilligen Editierern der Wikipedia angeblich haben soll, als gegeben voraussetzt, also nicht belegt und sich statt dessen den vermeintlichen Gründen zuwendet, aus denen sich Frauen nicht für Wikipedia engagieren: Wikipediabeiträge würden zumeist nachts geschrieben, und Frauen hätten auch nachts mehr familiäre Pflichten zu erledigen als Männer, die entsprechend Zeit hätten, in Wikipedia zu editieren, so schreibt sie (13). Darüber hinaus sei das Wikipedia-Klima einer Frauenbeteiligung nicht förderlich, der Umgang nicht sozial genug für Frauen, die Technik, die beherrscht werden müsse, um an Wikipedia mitarbeiten zu können, nicht frauenfreundlich genug und die Unterstützung für Frauen lasse auch zu wünschen übrig. Das alles soll sich irgendwie auf die Qualität der Beiträge auf Wikipedia auswirken.
Die Qualität der Beiträge auf Wikipedia war bereits in der Vergangenheit Thema auf ScienceFiles. Stammleser von ScienceFiles werden sich noch daran erinnern, dass Dr. habil. Heike Diefenbach eingeladen wurde, um einen Beitrag über das Patriarchat für Wikipedia zu schreiben. Eigentlich wären mit diesem Beitrag alle Kriterien erfüllt, die die Wikipedianer heute unter der Überschrift “Diversity” beschwören. Eigentlich, so sollte man denken, müssten die Wikipedianer den Beitrag eines weiblichen Wissenschaftlers, der allen Kriterien der Wissenschaftlichkeit entspricht, mit offenen Armen begrüßen, nicht nur, weil Diversität hergestellt ist, sondern auch weil die nachgewiesene fachliche Kompetenz von Dr. habil. Heike Diefenbach, die ihren Niederschlag in einer Vielzahl von Publikationen gefunden hat, den Status des Weltkulturerbe-Aspiranten erhöht hätte.
Doch manche Wikipedianer haben sich überhaupt nicht gefreut. Sie haben die Diversität, die Kompetenz und den Statusgewinn verschmäht. Der Text über das Patriarchat, den Dr. habil. Heike Diefenbach geschrieben hat, war wissenschaftlich, nicht ideologisch und hat dem staatsfeministischen Verständnis, das bei manchen Wikipedianern herrscht, Fakten entgegen gesetzt, und eines wollen Ideologen nicht, mit Fakten konfrontiert werden.
Ideologen verschanzen sich lieber in Wortgebäuden vorgeschützter guter Absicht, Wortgebäuden, die der “Förderung” der Diversität gewidmet sind und auf der Prämisse der hilflosen Frau basieren, die bei Wikipedia alleingelassen, in ihrer technischen Illiteralität versinkt und keine Möglichkeit hat, auf die Dienste einer Online-Hilfsgruppe zurückzugreifen, um die eigenen Mängel zu bewältigen. In dieses Bild vom formbaren Dummchen, an dem sich hervorragend verdienen lässt, passt die scharf analysierende, kompetente Wissenschaftlerin nicht, sie passt schon dehalb nicht, weil sie keiner Mentoring- und Mediationskonzepte, keiner Lernangebote und Informationsmaterialien bedarf, und mit letzteren wollen die Wikipedianer doch ihren DIversitäts-Anspruch zementieren (und Spenden dafür zweckentfremden).
Gender-Diversität hat demnach und im Gegensatz zu dem, was Ilona Buchem von der Hochschule Beuth schreibt, keine fachliche, keine inhaltliche und keine qualitative Komponente, sondern eine Feigenblattfunktion. Gender-Diversity ist Teil einer ideologischen Landschaft voller psychologischer und materieller Selbstbereicherer. Wer sich in ihr bewegt, findet Gender-Diversity so lange gut, bis ein Gender-Diverser einen Text liefert, der nicht in die ideologische Landschaft passt, der die Gefahr mit sich bringt, Einnahmequellen, die sich auf dem Zerrbild der benachteiligten Frauen errichten lassen, zu beseitigen. Anders formuliert: Wer Gender- Diversity in seinen Hallen einführt, bei dem kann man sicher sein, wessen Geistes Kind er ist. Er ist mit Sicherheit nicht an fachlich kompetenten, qualitativ hochwertigen und entsprechend kritischen Texten interessiert, sondern an ideologischem Gleichklang, am Gegenteil dessen, was mit Diversität angeblich angestrebt wird.
Deshalb wird das Bild der hilflosen Frau bei Wikipedia verbreitet. Deshalb werden ernsthafte Frauen, werden weibliche Wissenschaftler wie Dr. habil Heike Diefenbach von Wikipedia ferngehalten. Denn: Sie stören die schöne ideologische Eintracht und das gegenseitige sich.Spenden-zu-Schustern. Sie fallen durch fachlich kompetente Beiträge auf, die mit dem Selbstverständnis von Wikipedia als Sprachrohr des Staatsfeminismus nicht konform gehen und statt dessen ideen vertetren, die z.B. Feminismus als emanzipative Bewegung sehen und nicht als Ideologie, deren Ziel darin besteht, Frauen auf Fertilität und Staatsnützlichkeit festzulegen und als minderbemittelt zu brandmarken. Frauen sind für diese Wissenschaftler Menschen eigener Individualität und eben nicht Mittel zum freien Missbrauch im Rahmen von “Gender-Diversity”-Selbstbereicherung.
Und so verrät sich die Gender-Diversity-Gemeinde als das, was sie ist, ein Zusammenschluss ideologischer Kumpane, die aus finanziellem Eigennutz daran arbeiten, ein bestimmtes Weltbild zu verbreiten, ein kollektivistisches Weltbild, in dem kein Platz für Individualität ist. Dass dem so ist, sieht man schon daran, dass sie Frauen als Gruppe fördern wollen und individuellen Frauen, die mit Kompetenz und Fähigkeit beschlagen sind, ablehnend gegenüber stehen. Anders formuliert: Gender-Diversity ist nur ein Fetisch in der Welt der Ideologen, der spätestens dann fallengelassen wird, wenn diese Ideologen mit real existierenden Frauen, die sich nicht als hilfsbedürfig, sondern als kompetent erweisen, konfrontiert sind, denn es bedarf der Behauptung einer Hilflosigkeit von Frauen, um Spendengelder zweckentfremden zu können.
Mit 80.000 Euro finanziert Wikimedia Deutschland die Wikepedia-Diversity, die auf der behaupteten Hilflosigkeit von Frauen basiert, 80.000 Euro, die von Spendern aufgebracht wurden, von denen kaum einer an diese Verwendung gedacht haben dürfte, die seinen Spenden nun zuteil wird. Wer vor diesem Hintergrund noch für Wikipedia spendet, dem ist wirklich nicht mehr zu helfen.
P.S.
Übrigens ist die Beuth Hochschule für Technik, an der Ilona Buchem lehrt, ein Musterschüler des Professorinnenprogramms II (Beitrag dazu folgt), mit dem Männer von Ausschreibungen an Universitäten ferngehalten werden sollen. Manchmal fügen sich die Dinge von ganz allein.
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Bei uns heißt “Diversity” Vielfalt.
http://wikimannia.org/Vielfalt
“Frauen sollten eingeladen werden, weil zu keinem beliebigen Thema der Welt sinnvoll diskutiert werden kann, wenn Männer dabei unter sich bleiben.”
http://antjeschrupp.com/2012/10/01/kurz-meine-funf-zent-zum-mainzer-manner-medien-disput/
Deshalb muss der Frauenanteil bei Wikipedia erhöht werden. Reine Männerrunden bringen einfach nix anständiges zustande und wenn doch, ist dass wohl eher ein komplexe Verkettung von Zufällen.
Ich verstehe nicht was bei diesen Quoten-LeutenInnen los ist. Das muss doch irgendwie eine super Geschäftsideen sein oder sowas. Irgendwo gibt es eine Unterpräsenz von Frauen, aufschreinen, Gelder anforden um dieses Gender Gap zu beseitigen (abwarten, nix ändert sich, da hat bestimmt das Patriarchat zugeschlagen, DAMN IT), nächste Unterrepresent entdeckt, aufschreien… Ist halt ein Job wie jeder andere.
P.S.: ich habe das Bedürfnis, darauf hinzuweisen, dass in den Schrupp-Blog nicht frequentiere, die kann schön in ihrer Filterbubble sitzen bleiben
Und ich hatte das Bedürfnis, den Link auf “nofollow” zu setzen und den Hinweis anzufügen: Das Lesen des verlinkten blogs kann ihre geistige Gesundheit beschädigen.
Männer erstellten “umfangreichere und detailliertere Ausarbeitungen von Themen”, im Gegensatz zu Frauen, stellt Buchem fest. Also müssen mehr Frauen Artikel in der Wikipedia
schreiben um die Qualität zu steigern, folgert sie weiter.
Das mag verstehen wer will, aber ich persönlich bin der Meinung, dass ein Mehr an “weniger umfangreich und detailliert ausgearbeiteten Themen”, ganz gleich von welchem Geschlecht, die Qualität der Wikipedia zwangsläufig senkt und nicht erhöht.
Ich habe den betreffenden Absatz nun drei mal gelesen und komme einfach nicht hinter die seltsame Logik von Frau Buchem. Vielleicht versteht ja einer von Euch, warum die Qualität der Wikipedia steigen soll, wenn die betreffenden Männer ihre Einträge auf der Wikipedia nachbearbeiten würden und sie weniger umfangreich bzw. detailliert gestalten.
Die Logik ist eine emotionale Minderwertigkeitslogik (für an Minderwertigkeitskomplexen leidende Geister?).
Gut = weiblich, fürsorgend, Erzeuger von Familie, ausgleichend, nicht selbstsüchtig, verständnisvoll
Schlecht = männlich, Konkurrenzdenken, Dominanz des körperlich Stärkeren, Kampf, Verdrängung und Vernichtung
Daher:
mehr vom “guten” – ergibt mehr “Gutes”
weniger vom “schlechten” – ergibt mehr “Gutes”
Das wollen wir doch auch? Oder etwa nicht? Sind sie für Kampf und Vernichtung? Recht des Stärkeren?
Meine Honorarforderung 4.000,00 €, gern durch Spenden – ich möchte demnächst Urlaub machen 🙂
Was hat es eigentlich damit auf sich, daß sich neuerdings Hochschulen nach amerikanischer Manier benennen? “Potsdam Institut für Klimafolgenforschung”, “Beuth Hochschule für Technik”
Will man damit den provinziellen Charakter deutscher Bildungseinrichtungen verschleiern?