Herablassend apodiktisch: Neuer deutscher Journalismus
Herablassend apodiktisch – diese Qualifikation trifft nicht nur auf Journalismus zu, aber im Journalismus ist es besonders ärgerlich, wenn Schreiber denken, sie seien in der Lage, Leser von oben herab zu belehren.
Als apodiktisch bezeichnet Aristoteles in seiner Logik Aussagen, die keinen Widerspruch zulassen, d.h. der Wahrheitswert der Aussage ist unstrittig und selbstevident. Die wissenschaftliche Darlegung, also die Darlegung begründeten und wahren Wissens, ist nicht nur die höchste Form eines Syllogismus, sondern auch eine solche apodiktische Aussage für Aristoteles.
Damit sich ein Syllogismus, also die Übertragung eines Wahrheitswertes von Prämissen auf eine Konklusion als apodiktisch und wissenschaftliche Darlegung auszeichnet, müssen die Prämissen wahr, grundlegend, unmittelbar, bekannter als und kausal zur Konklusion sein. Kurz: eine apodiktische Aussage muss eine Vielzahl von Bedingungen erfüllen, damit sie als solche gelten kann.
Oder müsste, denn die Verbreitung apodiktischer Aussagen, ihre Präsenz im Alltag, steht in keinem Verhältnis zur Schwierigkeit, eine Aussage als apodiktische Aussage zu qualifizieren. Entsprechend ist die Bedeutung: “keinen Widerspruch zulassend”, die apodiktischen Aussagen bei Aristoteles u.a. aufgrund ihrer wohl-Begründetheit zugewiesen wird, zwischenzeitlich zur Darstellungsform geworden: Trägt man Aussagen in einer sprachlichen Form vor, die keinen Widerspruch zulässt, so das Kalkül, dann übertragen sich die Eigenschaften der ursprünglichen apodiktischen Aussage, z.B. wahr, bekannt, kausal auf das, was der Behauptende mit Verve von sich gibt. Das logische Kriterium ist zu einem rhetorischen Mittel geworden, einem vielverwendeten rhetorischen Mittel, das nicht nur den Zweig der Beraterindustrie hat begründen helfen, sondern sich in Zeitungen immer breiter macht.
Wir zitieren aus dem gestrigen RSS-Feed der Welt:
Was-Apodixis:
- Was Sie bei E-Mails besser machen müssen!
- Was sich im deutschen Tennis ändern muss!
- Was beim Kauf von Rohstoffen jetzt zu beachten ist!
Die Was-Apodixis, sie basiert darauf, dass derjenige, der sie nutzt, suggerieren will, er sei auf dem Olymp des Wissens angekommen, sei ein solch intellektuelles Schwergewicht, dass er nicht nur weiß, was Sie, also Sie, bei E-Mails alles falsch machen, sondern auch wie Sie, Sie, ja wirklich: Sie, es besser machen müssen, nicht etwa können, nein müssen, denn ihre Fehler, ja, Ihre Fehler, sie sind so sehr zum Haare ausraufen, dass man Ihnen nicht mehr dabei zusehen kann, wie Sie sie machen.
Die Was-Apodixis hindert den, der sie hat, nicht daran, sich mit den Trivialitäten des Lebens zu beschäftigen. Wahres Wissen macht nicht vor Tennis halt und erklärt mit Inbrunst, “Was sich im deutschen Tennis ändern muss”. Gleichzeitig findet sich die Was-Apodixis auch beim Kauf von Rohstoffen, drückt sich hier in intimem Marktwissen aus, das der Wissende dankenswerter Weise nicht einsetzt, um selbst reich zu werden, sondern ausschließlich, um seine Leser zu belehren.
Die Was-Apodixis wird in der Regel von der Wie-Apodixis ergänzt:
- Wie man sein Weihnachtsgeld am besten investiert!
- Wie sich ein Nischen-Studium auszahlen kann!
- Wie man mit dem Klamottenkauf Gutes tun kann!
Im Gegensatz zur allumfassenden und statischen Was-Apodixis hat die Wie-Apodixis einen dynamischen Charakter. Sie ist darauf gerichtet, minderwertiges Handeln bei denen, die es begehen, mit dem Wissen des wohlwollenden Beobachters zu verbessern: Wie bei der Was-Apodixis gibt es auch bei der Wie-Apodixis keine Handlung, die zu trivial wäre, als dass sie nicht verbessert werden müsste.
Entsprechend wird der Fehlinvestition von Weihnachtsgeld der Krieg erklärt, denjenigen, die sich mit einem Nischen-Studium in ein Loch gegraben haben, aus dem sie scheinbar nicht entrinnen können, eine Leiter, nein, die Leiter gewiesen, und selbst dem egoistischen, selbstsüchtigen Konsum, wie er im “Klamottenkauf” seinen Niederschlag findet, wird der altruistische Ausweg gewiesen, dessen Kenntnis sich im Besitz des Allwissenden befindet, der angetreten ist, sein Wissen mit uns zu teilen – in Springers Welt.
Schließlich findet sich noch die Warum-Apodixis, eine besondere Form der herablassend apodiktischen Erklärung, die z.B. in der folgenden Form auftritt:
- Warum wir in der Nacht auf Montag so schlecht schlafen!
Wie, sie schlafen nicht schlecht, in der Nacht auf den Montag? Ausgeschlossen, denn wir, wir schlafen in der Nacht auf den Montag nicht nur schlecht, sondern so schlecht. Wir, also auch Sie! Warum-Apodixis widmet sich kausalen Zusammenhängen, deren Kenntnis denjenigen, der sie nun teilt, vermutlich ereilt hat, als er in der Nacht auf Montag “so schlecht” geschlafen hat, dass er darüber nachgedacht hat, warum er “so schlecht” schläft. Die Ursache, die er nach drei Stunden Grübeln in viel zu fettem Essen und einem durch Alkohol zu benebelten Kopf mit entsprechenden Auswirkungen auf den Verdauungstrack ausgemacht hat, hat der so Erleuchtete dann in mutiger, wenngleich fehlschlüssiger Verallgemeinerung auf alle, uns alle, übertragen. So erhellt macht er sich nach durchwachter Nacht ans Schreibwerk, um seine neue Erkenntnis an uns alle zu verkünden: Warum wir in der Nacht auf Montag so schlecht schlafen!
Und wir, die wir trotz aller Behauptung, gut geschlafen haben, wir sehen, was den herablassend apodiktischen Journalismus ausmacht: Ein Geist, ein Kleingeist, der nur in Spuren von Logik erfasst wird, die hemmungslose Verallgemeinerung der eigenen Phantasien und keinerlei Verstand, der ein warnendes Wort dahingehend verlauten lässt, dass es dem eigenen mickrigen Kenntnissstand nicht angemessen sein könnte, versuchte man, andere zu belehren, in welcher Form von Apodixis auch immer.
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Es gibt auch noch in zunehmender Weise die Wir-Apodixis:
“Wir müssen zu Hause punkten!”
“Wir müssen im Bereich der Elektromobilität vorankommen!”
“Wir müssen Schneller hinter Systematik von Cyber …”
“Wir müssen jetzt durch dieses Loch“
“Wir müssen einen guten Tag erwischen”
“Wir müssen unser Land … ”
“Wir müssen gegen Probleme anlachen“
“Wir müssen den IS-Terror ganz kühl bekämpfen”
“Wir müssen an einem Strang ziehen“
“Wir müssen teilen lernen”
“Wir müssen den Säkularismus verteidigen!”
“Wir müssen eine Schippe drauflegen”
“Wir müssen alle gegen den Terror zusammenstehen”
“Wir müssen an der Patientenbindung arbeiten”
“Wir müssen besonnen handeln”
“Wir müssen im Rhythmus bleiben”
“Wir müssen zusammenrücken.”
“Wir müssen Widerstand leisten”
“Wir müssen länger leben als die Gewalt”
“Wir müssen Vermögen stärker besteuern”
“Wir müssen aufhören, alles zu moralisieren”
“Wir müssen jetzt alle zusammenbringen”
“Wir müssen das Victoria’s Secret der Konsumelektronik werden.”
“Wir müssen Verantwortung für dieses Ungeheuer übernehmen.”
“Wir müssen lernen, mit dem Terror zu leben.”
“Wir müssen auch über die Polizei reden”
“Wir müssen endlich andere Bilder aussenden”
“Wir müssen die Lücken nutzen”
“Wir müssen wir bleiben”
und ich muss jetzt auch.
Guter Punkt. Auch häufig in der “Wir brauchen” pder “Wir brauchen endlich” Form, die bei Gewerkschaften hoch im Kurs steht.
Der derzeit wohl berüchtigtste auf dem Markt der Unsäglichkeiten befindliche Schwachsinn, der sinngemäß in die gleiche unsagbar dumme Kerbe haut und dieselbe Technik für die Massenverdummung anwendet:
Wir schaffen das……….
Von wem? Na von wem wohl? Name wohl nicht erforderlich.
Wer das nötig hat, beweist nur eines: Sie hat keine Ahnung ……. wie.
😉 ja eben , das geflügelte Wort kann man nun auf jede unsinnigen-Optimismus-erforderliche Situation oder ähnliche einsetzen, um sie charakteristisch zu kennzeichnen.
Toll gemacht Fr.A.Merkel: “Wir schaffen das” … diesem Unsinnn, Sinn zu geben.
Zeit Online hat meinen Account gesperrt und jede Wette noch tausende andere, weil sie sich nicht auf eine Proargumentation für die Flüchtlingsflut einlassen wollen. Ich freue mich schon seit Jahren über jeden einzelnen Journalisten, der seine Job verloren hat und voller Entsetzen feststellen musste, dass die Kritiker des Staatsjournalismus und der Regierungshörigkeit recht haben. Sie gehören zu den Verlierern, weil sie ihren Job nicht mehr ernst genommen haben, sondern nur noch willenlos und Gehorsam bis zur Selbstaufgabe jeden Mist ihren Namen gaben. Tausende Kommentare werden jeden Tag zensiert, gesperrt und auch wieder entfernt. Die Auflagen sind schon seit Jahren mehr als geschönt und die Klickzahlen werden mit Software nach oben getrieben. VW lässt grüßen. Wer will auch die immer offensichtlicheren Lügen vom Reichtum in unserem Land lesen, wenn die Verschlechterung der Lebensverhältnisse von Monat zu Monat zu nimmt . 2,5 Millionen in Armut lebende Kinder sind eine soziale Katastrophe und ein Armutszeugnis für die ganzen Politiker.
Diese sogenannten Ratgeber in den Medien konnte ich noch nie ernst nehmen.
Entweder wurden z.B. unter der Überschrift “So regeln Sie Ihr Leben richtig” lauter Binsenweisheiten, oder gar völliger Schwachsinn.
Außerdem brauche ich niemanden, der mir sagt, wie ich mein Leben am besten regel, das schaffe ich schon alleine.
Warum hatte ich wohl wieder recht, dass mein Kommentar nicht erscheinen wird? Warum so empfindlich meine Herren und Damen. Euer virtueller Mülleimer dürfte am überquellen sein, denn der Zorn der Menschen wächst von Tag zu Tag und sie legen sich keine Zurückhaltung mehr an. Viel Spaß bei Hartz4 und den unendlichen sinnfreien Aufbaumaßnahmen der Arge.
Hatten Sie tatsächlich recht?
Seltsam. Im virtuellen Mülleimer findet sich kein Kommentar von einem Petr28. Oder sind Sie jetzt Petr28 und waren früher: Amancian Syndjenshmaith, wenn ja, dann wissen Sie, warum Ihr Kommentar nicht freigeschaltet, sondern gelöscht wurde. Wir sind ein Blog, auf dem erwachsene Menschen sich austauschen, eine Qualifikation, die sie nach ihrem neuesten Kommentar zu urteilen immer noch nicht erreicht haben. Sehen Sie den Tatsachen ins Auge: Sie sind ganz alleine. Ausschließlich Ihr Kommentar wurde von uns gelöscht, weil er zu kindisch war. Sie sind ganz alleine, mit ihrer Einbildung. Entsprechend kann ich Ihnen nur empfehlen: Lassen Sie sich von einem Fachmann behandeln.
Nein bin ich nicht. Ich ziehe meinen um 10.58 Uhr gemachten Kommentar mit einer Entschuldigung zurück. Ich war und bin Petr28 und kommentiere auch in der Zeitung Die Welt unter diesem Namen. Einen Amancian kenne ich nicht .
Werter Herr Klein,
ich hätte eine Anregung für Sie, wenn Sie Kommentare dieser Art doch freischalten würden, könnte sich der erwachsene Leser ein Bild von diesen einfachen Lesern machen und ggf passend reagieren. Ich bin der Überzeugung, das solche Leute Sie nicht beleidigen können, so jedenfalls meine Erfahrung aus fast 20 Jahren Internet.
Wie wäre es denn mit einem Forum auf sciencefiles? Das könnte interessant werden.
Gruß
Gerade ist meine neue Bahncard angekommen, das Begleitschreiben besteht aus derart prahlerischen Behauptungen dass den DB Leuten dabei wohl der letzte IQ Punkt aus der 80ger Region im Hirn verbrannte, Beispiele:
” Sie … reisen in D automatisch mit 100% Ökostrom”, ja aber nur über Mittag im Sommer und nicht bei Flaute.
“Natürlich ganz ohne Zusatzkosten – denn diese übernehmen wir [DB] für Sie”, ja indem die DB Vorstände auf die neuen Ferraries verzichten und die Angestellten auf grosse Teile des Lohns verzichten (äh, langt das?).
Unterschrieben: Hans-Joachim Luhm Bereichsleiter Marketing, Claudia Köhler Leiterin Kundenverbindung.
Die Zensoren und die von ihnen beauftragten Moderatoren in den deutschen Zeitungsforen kommen mit dem Streichen hunderter kritischer Kommentare jeden Tag zu dieser immer gewaltiger werdender Asylantenwelle nicht mehr hinterher. Die fadenscheinigsten Gründe werden angebracht und die Schreiber werden wie die Deppen behandelt. Was bei der einen Zeitung durchgeht,wird von einer anderen als rassistisch,oder nicht zum Thema,oder einem anderen Grund gestrichen. Es soll mit aller Macht verhindert werden,dass kritische Beiträge die offensichtliche Stimmung des Volkes wiedergeben. Zuschauerredaktionen bekommen kritischste Anrufe zu Hauf.Die Talkshows wimmeln nur so von überschwänglicher Begeisterung, ob der in nähester Zukunft zu erwartenden Millionen Flüchtlinge. Es sind immer und immer wieder die selben Gesichter,die strahlend in die Kamera lächeln,während Milllionen Rentner,Alleinerziehende,Arbeitslose und Hartz4er die Fäuste in der Tasche ballen.In den deutschen Medien und von den Politikern wird ein Klima geschaffen,das alle Kritiker dieses Zustands in die Nazi-Ecke stellt.Das kann nicht gut gehen,denn die Wahlbeteiligung sinkt immer mehr und die Ablehnung dieses Systems,das auch für dieses Zustände verantwortlich ist,steigt.