Die Gerechtigkeitsmacher – Die Farce staatlich hergestellter Gerechtigkeit

Gerechtigkeit ist heutzutage ein Gegenstand, der staatlich hergestellt werden soll. So als könnte man Gerechtigkeit staatlich herstellen als sei es staatlichen Akteuren möglich, für jeden Einzelnen von uns zu bestimmen, was für ihn gerecht ist. Diese Formulierung reicht eigentlich, um die Unmöglichkeit der Herstellung der Gerechtigkeit von Staats wegen aufzuzeigen. Gerechtigkeit, soziale Gerechtigkeit, Verteilungsgerechtigkeit oder welche Form von kollektiver Gerechtigkeit Staaten, staatliche Planer auch immer herstellen wollen, ist immer eine Variante dessen, was denselben staatlichen Planen gerade als gerecht erscheint. In der Regel erscheint ihnen als „gerecht“, was ihnen selbst den meisten Nutzen einbringt. In den seltensten Fällen ist das, was staatlichen Planern als gerecht erscheint, das, was auch die meisten Bürger für sich als gerecht angesehen hätten.

Die Behauptung, man könne Gerechtigkeit staatlich herbeiführen, ist – wie alle vollmundigen Erklärungen in sozialistischem Idiom – dazu intendiert, beim Empfänger der Meldung Hoffnung darauf zu wecken, er könne mehr bekommen ohne gleichzeitig auch mehr dafür zu tun. Aber die staatlich hergestellte angebliche Gerechtigkeit ist eine Mogelpackung. Denn: Gerechtigkeit ist ein individuelles Gut. Als individuelles Gut hängt Gerechtigkeit von den jeweiligen Präferenzen der Bürger ab. Kein staatlicher Planer kann alle Präferenzen seiner Bürger kennen. Deshalb ist staatlich herbeigeführte Gerechtigkeit immer ein Schein, der es manchen möglich macht, auf Kosten anderer zu profitieren.

In Friedrich Nietzsches Gedankensammlung „Menschliches, Allzumenschliches“ findet sich in zweiten Hauptstück „Zur Geschichte der menschlichen Empfindungen“ eine Darstellung zum Ursprung der Gerechtigkeit, von der man sich wünschen würde, sie wäre heute bekannter. Dann hätten Staaten, staatliche Planer und diejenigen, die davon profitieren, Bürgern nicht einmal einen schönen Schein zu verkaufen, nicht so leichtes Spiel:

„U r s p r u n g d e r G e r e c h t i g k e i t. – Die Gerechtigkeit (Billigkeit) nimmt ihren Ursprung unter ungefähr g le i c h M ä c h t i g e n, wie dies Thukydides (in dem furchtbaren Gespräche der athenischen und melischen Gesandten) richtig begriffen hat; wo es keine deutlich erkennbare Uebergewalt giebt und ein Kampf zum erfolglosen, gegenseitigen Schädigen würde, da entsteht der Gedanke sich zu verständigen und über die beiderseitigen Ansprüche zu verhandeln: der Charakter des T a u s c h e s ist der anfängliche Charakter der Gerechtigkeit. Jeder stellt den Anderen zufrieden, indem Jeder bekommt, was er mehr schätzt als der Andere. Man giebt Jedem, was er haben will als das numehr Seinige, und empfängt dagegen das Gewünschte. Gerechtigkeit ist also Vergeltung und Austausch unter der Voraussetzung einer ungefähr gleichen Machtstellung; so gehört ursprünglich die Rache in den Bereich der Gerechtigkeit, sie ist ein Austausch. Ebenso die Dankbarkeit. – Gerechtigkeit geht natürlich auf den Gesichtspunkt einer einsichtigen Selbsterhaltung zurück, also auf den Egoismus jener Ueberlegung: ‚wozu sollte ich mich nutzlos schädigen und mein Ziel vielleicht doch nicht erreichen?‘ – Soviel vom U r s p r u n g der Gerechtigkeit. Dadurch, dass die Menschen, ihrer intellektuellen Gewohnheit gemäss, den ursprünglichen Zweck sogenannter gerechter, billiger Handlungen v e r g e s s e n haben und namentlich weil durch Jahrtausende hindurch die Kinder angelernt worden sind, solche Handlungen zu bewundern und nachzuahmen, ist allmählich der Anschein entstanden, als sei eine gerechte Handlung eine unegoistische: auf diesem Anschein aber beruht die hohe Schätzung derselben, welche überdies, wie alle Schätzungen, fortwährend noch im Wachsen ist: denn etwas Hochgeschätztes wird mit Aufopferung erstrebt, nachgeahmt, vervielfältigt und wächst dadurch, dass der Werth der aufgewandten Mühe und Beeiferung von jedem Einzelnen noch zum Werthe des geschätzten Dinges hinzugeschlagen wird. – Wie wenig moralisch sähe die Welt ohne die Vergesslichkeit aus! Ein Dichter könnte sagen, dass Gott die Vergesslichkeit als Thürhüterin an die Tempelschwelle der Menschenwürde hingelagert habe.

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