Erstmals: Kulturelle Benachteiligung von Männern (Jungen) wissenschaftlich belegt

Bringing Boys Back In, so haben wir im Jahr 2002 einen Beitrag überschrieben, den wir in der Zeitschrift für Pädagogik veröffentlicht haben.

Der Befund von „Bringing Boys Back In“ war eindeutig: Im deutschen Bildungssystem haben Jungen, nicht etwa Mädchen Nachteile: Jungen bleiben öfter ohne Schulabschluss als Mädchen, werden öfter auf Sonderschulen abgeschoben, beenden ihre schulische Karriere öfter mit einem Hauptschulabschluss und seltener mit einem Abitur als Mädchen.

Wir haben damals tatsächlich gedacht, dass ein solcher Befund dazu führen würde, die offenkundig überflüssige Mädchenförderung in Schulen zu beenden und sich verstärkt um Jungen zu kümmern. Zumindest, so haben wir gedacht, werde die Ursache dieser Nachteile in der Folgezeit erforscht werden.

Wir haben uns getäuscht.

Zunächst: In „Bringing Boys Back In“ wird der Zusammenhang berichtet, dass Jungen dann besser abschneiden, wenn der Anteil männlicher Grundschullehrer höher ist, anders formuliert: Je mehr weibliche Grundschullehrer in einem Bundesland vorhanden sind, desto schlechter schneiden Jungen ab.

Und die Genderista hat getobt.

Besonders eine Anekdote ist uns in guter Erinnerung geblieben. Das Diensttelefon von Dr. habil. Heike Diefenbach, das damals an der Universität Leipzig stand, hat geklingelt. Am anderen Ende war der (männliche) Schulleiter einer Grundschule in Wurzen, dessen ausschließlich weibliche Lehrer sich in tränenreicher Auflösung befanden, weil man ihnen die Schuld am schlechten Abschneiden der Jungen gegeben habe. Hintergrund war ein Beitrag in der Wurzener Ausgabe der Leipziger Volkszeitung, in dem über die Ergebnisse aus unserem Artikel „Bringing Boys Back In“ berichtet und die Auswirkungen am Beispiel von Wurzen demonstriert wurden.

Seit 2002 sind nun 16 Jahre und etliche Tage vergangen.

Getan hat sich nichts.

Jungen haben nach wie vor dieselben Nachteile bei der Schulbildung, die wir 2002 berichtet haben. Hinzu sind Nachteile beim Zugang zu Hochschulen gekommen, was angesichts der Vorteile, die Mädchen beim Zugang zu Gymnasien haben, vorhergesehen werden konnte.

Ansonsten geht die Förderung von Mädchen unbeirrt weiter, schon weil zu viele Genderisten ihr Auskommen damit sichern. Ansonsten hat die ganze Diskussion über die Nachteile von Jungen eine Kälte gegenüber dem Los von immerhin mehreren 10.000 Jungen pro Schuljahrgang offenbart, die Frostbeulen verursacht.

Ganze Stämme von Genderisten haben sich damit abgemüht zu zeigen, dass nicht Lehrerinnen an den Nachteilen der Jungen schuld sind (das hat auch nie jemand behauptet, insofern ist es interessant, dass gerade dieser Punkt so viel Hysterie ausgelöst hat), dass die Jungen vielmehr ganz alleine an ihren Nachteilen schuld sind. Wären sie wie Mädchen, dann hätten sie auch keine Nachteile. Auf diese knappe Formel kann man die Armseligkeit der entsprechenden Forschung, die wir auf ScienceFiles mehrfach dokumentiert haben, z.B. hier, bringen.

Vor einigen Tagen ist uns der Beitrag „The Boy Crisis: Experimental Evidence on the Acceptance of Males Falling Behind” in die Hände gefallen. Alexander W. Cappelen, Ranveig Falch und Bertil Tungodden, wie die Namen bereits verraten, alles Norweger 😊, haben darin eine Erklärung dafür gefunden, dass die Misere von Jungen so überhaupt nicht interessiert, während echte oder eingebildete Nachteile von Mädchen zu einer wahren Hysterie in Aktivismus führen.

Cappelen, Falch und Tungodden haben ein Experiment durchgeführt. 3.102 erwachsene US-Amerikaner haben daran teilgenommen. Ihnen wurde gesagt, dass sie als unbeteiligte Beobachter an einem realen Experiment teilnehmen sollen, bei dem es darum gehe, eine gerechte Form der Entlohnung zu finden. Die Teilnehmer sollten Arbeitsergebnisse und deren monetäre Folgen beurteilen und gegebenenfalls verändern. Um das Experiment real zu gestalten, haben Cappelen, Falch und Tungodden 2000 Arbeiter angeheuert und ihnen unterschiedlichen Lohn gezahlt, wobei den unbeteiligten Beobachtern gesagt wurde, dass der unterschiedliche Lohn durch unterschiedliche Produktivität verursacht wurde. Aufgabe der Teilnehmer war es nun, eine Arbeitssequenz zu beurteilen und deren Entlohnung gegebenenfalls umzuverteilen. Was die Teilnehmer alle nicht wussten: Sie hatten alle dieselbe Sequenz zu beurteilen, in der zwei Arbeiter miteinander verglichen wurden, wobei der eine Arbeiter in der Sequenz 6 USD verdient hatte (der Gewinner), der andere 0 USD (der Verlierer). Den Teilnehmern wurden keinerlei Informationen dazu zur Verfügung gestellt, welche Aufgabe die Arbeiter zu erledigen hatten. Dieses experimentelle Setting haben die Autoren dazu genutzt, die beiden Arbeiter nach Geschlecht zu differenzieren und einmal einen männlichen Gewinner mit einem weiblichen Verlierer, einmal einen männlichen Gewinner mit einem männlichen Verlierer usw. zu kombinieren.

Auf diese Weise, so ihre Überlegung, könnten Vorurteilen, die sich auf das Geschlecht eines Arbeiters gründen, herausgearbeitet werden.

Und in der Tat, das können sie.

Die Vorurteile, die es offenkundig in der US-amerikanischen Gesellschaft gibt und die es mit Sicherheit in noch ausgeprägterer Form in der deutschen Gesellschaft gibt, sind die folgenden:

Mit weiblichen Verlierern haben die Teilnehmer ein größeres Nachsehen als mit männlichen. An weibliche Verlierer wurde mehr und häufiger umverteilt als an männliche Verlierer. Bei männlichen Verlierern sind Teilnehmer also eher bereit, schlechte Leistung auf mangelhaften Einsatz zurückzuführen, während sie Frauen zugutehalten, dass sie trotz schlechter Leistung doch immerhin angestrengt haben. Anders formuliert: Genderisten haben es geschafft, ein Vorurteil durchzusetzen, das männliche Verlierer grundsätzlich als selbst an ihrer Misere schuld klassifiziert, während weiblichen Verlierern zugute gehalten wird, dass sie „trotz“ Anstrengung verloren haben, entweder, weil man als kleines Weibchen zu viel von ihnen verlangt hat oder die Umstände, Strukturen, was auch immer, gegen sie waren.

Nun findet sich dieses Vorurteil nicht bei allen Teilnehmern: Es findet sich vor allem und weit überwiegend bei weiblichen Beobachtern. Weibliche Beobachter sind sofort bei der Hand, wenn es darum geht, einen männlichen Verlierer als selbst schuld zu qualifizieren, und sie sind noch schneller bei der Hand, wenn es darum geht, einen weiblichen Verlierer zu entschuldigen und Umstände außerhalb der Kontrolle des weiblichen Verlierers für deren Versagen verantwortlich zu machen.

Noch anders formuliert: Frauen erweisen sich hier als autoritäre Vertreter eines apodiktischen Rollenbildes, in dem Männer nur als Gewinner und Frauen nur als Verlierer vorkommen, so dass ersteren eine Niederlage nicht verziehen wird, letzteren schon.

Zurück zu „Bringing Boys Back In“ ergänzt dieses Ergebnis die Erfahrungen, die wir in den letzten 16 Jahren gesammelt haben, Erfahrungen, nach denen es vor allem die Genderista war, die weiblichen Lehrern generelle Absolution an den Nachteilen von Jungen im Bildungssystem erteilt hat, während sie die Schuld für das Zurückbleiben der Jungen hinter Mädchen ebenso generell bei den Jungen abgeladen hat, unbeeindruckt davon, dass Hamburger und Berliner Schulstudien oder Dr. habil. Heike Diefenbach gezeigt haben, dass Jungen, um dieselbe Note zu erhalten wie Mädchen bessere Leistungen erbringen müssen bzw. bessere Leistungen erbringen müssen, um dieselbe Grundschulempfehlung zu erhalten. Weitere Infos finden sich hier.

Genderismus korreliert mit Boshaftigkeit. Was wofür die Ursache ist, ist ungeklärt.

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