Es konsenst wieder: Wer nach diesem Text noch von einem 97%-Klima-Konsens spricht, dem ist nicht zu helfen

Es konsenst wieder.
Nun gibt es einen Klimawandel-Waldbrand-Konsens – jedenfalls dann, wenn es nach einem Schreiber bei Kollektiv-Correctiv geht:

“Waldbrände können von verschiedenen Ereignissen verursacht werden, zum Beispiel auch Blitzschlag. Laut einem Bericht der Vereinten Nationen (Seite 34) gibt es einen starken wissenschaftlichen Konsens darüber, dass der Klimawandel die Wahrscheinlichkeit von Bränden in vielen Regionen generell erhöht.

Was es inhaltlich zu diesem Unfug zu sagen gibt, das haben wir hier bereits gesagt.

Heute wollen wir der Wiederkehr des Untoten, Konsens, einige Zeilen widmen, denn – wie eingangs gesagt – es konsenst wieder. Michael Limburg von Eike hat einen seiner letzten Texte dem neuen Klima-Propheten Volker Quaschnigg gewidmet, der durch Talkshows klimaexpertet und dort u.a. die alte Mär vom 97% Konsens der Wissenschaftler zum von Menschen zu verantwortenden Klimawandel verbreitet. Wir nehmen das zum Anlass, den angeblichen “Konsens” einmal mehr unter die Lupe zu nehmen.

Zunächst aus semantischer Sicht:

Consensus (lat.) “Übereinstimmung”, gleiche oder nur unbedeutend voneinander abweichende Ansichten, Werteinschätzungen und Beurteilungen einer sozial relevanten Anzahl von Personen, Institutionen oder Organisationen einer Gesellschaft zu gemeinsam berührenden Problemen und Angelegenheiten. Ein für das Funktionieren von Gesellschaften wichtiger Consensus muss bestehen z.B. über die Regeln, nach denen Konflikte ausgetragen werden sollen: über die gerechte Verteilung von sozialen Rollen, Belohnungen und Bestrafungen (Sanktionen), Autoritätsansprüchen, über die Geltung von Symbolen für bestimmte soziale Beziehungs- und Wertzusammenhänge: Die Wirksamkeit eines Consensus hängt nicht davon ab, dass alle ihn teilen, d.h. dass er vollständig und fortlaufend gilt. Die soziologisch immer wieder geführte Diskussion um ‘Reichweite und Stabilität’ eines sogenannten Minimal-Consensus schließt das Vorhandensein von Opposition und abweichendem Verhalten sowie die Notwendigkeit fortwährender Legitimierung eines bestehenden, tradierten Consensus ein.” (Hillmann, Karl-Heinz, 1994: Wörterbuch der Soziologie).

Consensus ist in dieser Definition, und sie weicht darin nicht von anderen Definitionen ab, ein Mittel, um unvereinbare Positionen auf einem gemeinsamen, zuweilen dem kleinsten gemeinsamen Nenner zu sammeln. Man streitet sich heftig über politische Inhalte, ist aber darin einig, dies im Rahmen bestimmter Regeln des Umgangs miteinander zu tun. Man hat keinerlei Übereinstimmung in welcher Ansicht oder welchem Werturteil auch immer, ist aber darin einig, die Meinung des anderen zu tolerieren. Consensus ist somit etwas, das sich auf den Versuch bezieht, akzeptierte Regeln zu setzen, die das Miteinander ermöglichen.

Insofern gibt es auch in der Wissenschaft einen Consensus, nämlich den, dass Wissenschaft darin besteht, Aussagen über die Wirklichkeit aus vorhandenen Theorien abzuleiten, um diese Theorien dadurch zu prüfen, gegebenenfalls zu falsifizieren, in jedem Fall besser in Übereinstimmung mit der Realität zu bringen, so dass ein Mehr an Erkenntnis aus wissenschaftlicher Tätigkeit resultiert.

Das ist der Nukleus von Wissenschaft und weil dem so ist, ist vieles, was derzeit an Hochschulen geschieht, KEINE Wissenschaft, sondern Ideologie, deren Zweck darin besteht, ideologische und parteiische Sichtweisen auf die Welt, mithin das Gegenteil von Erkenntnis und in jedem Fall unvereinbar mit dem Streben nach Erkenntnisgewinn, zu verbreiten. Dr. habil. Heike Diefenbach hat dieses Thema gerade im Rahmen einer Erörterung der Fragen, was Wissenschaftsfreiheit ist und wer letztlich in den Genuss von Wissenschaftsfreiheit kommen kann, behandelt.

Das ganze Elend derjenigen, die das Wort “Konsens” nutzen, um sich mit dem Mantel der Wissenschaftlichkeit zu umhüllen [wie sie glauben], weil, wie sie nicht müde werden, zu behaupten, es einen “Konsens unter Wissenschaftlern”, der das als richtig ausweise, was sie gerade behaupten, gebe, wird schlagartig klar, wenn man sich vergegenwärtigt, dass Konsens keine Fakten zum Gegenstand haben kann, sondern sich lediglich auf mehr oder minder unvereinbare Positionen beziehen kann, weil Konsens nämlich ein Ergebnis der Bemühung ist, sich zumindest auf Formen des Umgangs mit einander zu einigen, wenn man sich in sonst schon nichts einigen kann.

Konsens bezieht sich somit auf Emotionen, Affekte, Überzeugungen, religiösen Glauben, Werte und vieles mehr, was in den Bereich gehört, der nicht Wissenschaft ist. Denn Wissenschaft ist durch eine eindeutige Methode zu all dem abgegrenzt, was Mythologie und Gegenstand von Konsensbildung ist. Wissenschaft ist kein Gegenstand von Konsensbildung, sondern ein Ort des Streites, an dem es Konsens lediglich über die Art des Streits und die Form der Bestimmung dessen geben muss, der die besten Argumente im Streit hat. Mithin ein durch und durch rationales Verfahren, das nur einer einzigen Maxime verpflichtet ist: Dem Kriterium der Falsifikation, des Ausschlusses von Falschem und dem Ziel, durch den Aussschuss von Falschem Erkenntnis zu gewinnen, zu lernen, nach Anwendung mehr zu wissen als davor.

Einen Konsens über Inhalte kann es somit NIE geben, denn ein solcher Konsens wäre gleichbedeutend mit dem Ende der Wissenschaft, da letzte Erkenntnis erreicht wäre, ein Zustand, den es nur geben kann, wenn die Welt aufhört, zu existieren, wenn das, was morgen kommt, heute schon bekannt und somit nicht mehr neu ist, wenn – mit anderen Worten – Tod eingetreten ist. Das ist der Zustand, den Ideologen herbeisehnen [schwierig, nicht an die Todessehnsucht, wie sie Freud beschrieben hat, als Triebkraft bei Linken zu denken], der Zustand der absoluten Sicherheit des umfassenden Konsensus über jeden Raum-Zeit-Punkt. Das muss der Zustand unmittelbar vor dem Urknall sein. Ein logisches Unding in gewisser Weise und in jedem Fall ein Versuch, sein Menschsein loszuwerden.

Angesichts dessen drängt sich die Frage auf: Was ist so wichtig, am Konsens? Was ist so wichtig daran, sich in der Mehrheit zu wähnen, angeblich 97% der Wissenschaftler auf seiner Seite zu haben?

Eine Frage der Psychologie.

In der Mehrheit zu sein, sich in der Mehrheit zu wähnen, “wir sind mehr” feststellen zu können, übt auf diejenigen, die nicht in der Lage sind, ihre Position, vielleicht auch ihre Überzeugung zu argumentieren und gegen Kritik zu verteidigen, eine ungemeine Anziehungskraft aus. Der Fehlschluss ad populum, und ein solcher liegt vor, wenn man denkt, die Tatsache, dass man nachplappert, was man denkt, dass die Mehrheit plappert, mache das Geplapperte korrekt, er spielt im Rahmen der großen Propaganda-Dichtungen der Moderne eine überragende Rolle.

Die Behauptung, man befinde sich in der Mehrheit, habe die Mehrheit der Wissenschaftler auf seiner Seite, sei nur der Ausführende eines “wissenschaftlichen Konsensus”, sie ist zentral für alles, was derzeit an autoritärer Zerstörung demokratischer Grundprinzipien bis zu neuerdings der Politisierung und Aushöhlungen des Rechtsstaates vonstatten geht.

  • Das Mehrheits-/Konsens-Narrativ bildet die Grundlage der Zensur abweichender Meinungen;
  • Das Mehrheits-/Konsens-Narrativ stellt die Legitimation für politische Eingriffe in Freiheit und wirtschaftliches Wohlbefinden dar, es dient als Vorwand, um demokratische Gesellschaften in totalitäre Gesellschaften umzubauen;
  • Das Mehrheits- / Konsens-Narrativ dient als Basis, auf der Forschungsgelder bereitgestellt oder verweigert werden, um auf diese Weise wissenschaftliche Forschung zu korrumpieren und damit letztlich zu zerstören.

Das sind nur drei Anwendungen für die falsche Behauptung, es gebe einen Konsens oder eine Mehrheit für so absonderliche Maßnahmen, wie wir sie im Rahmen von COVID-19- oder im Rahmen der Klimawandel-Hysterie sehen, in der der Verweis auf den angeblichen “Konsens” eine so große Rolle spielt, dieser Konsens so wichtig ist, dass er in betrügerischer Weise vorgegaukelt wird.

Das leitet zur Frage über: Wo kommt diese Konsens-Behauptung, die Behauptung, 97% der Wissenschaftler seien sich über die menschliche Verursachung des Klimawandels einig, eigentlich her?

Die Geschichte der 97%-Konsens-Behauptung beginnt im Jahre 2004 mit einem Beitrag von Oreskes, der so unterirdisch schlecht ist, dass wir ihn hier nicht berücksichtigen. Gehen wir also gleich zu Cook et al. und ihrem “Nachweis” für einen angeblichen Konsens.

Cook, John, Dana Nuccitelli, Sarah A. Green, Mark Richardson, Bärbel Winkler, Rob Painting, Robert Way, Peter Jacobs, and Andrew Skuce (2013). Quantifying the consensus on anthropogenic global warming in the scientific literature. Environmental research letters 8(2): 024024.

Cook et al. haben in ihrer letzten „Studie“ aus dem Jahre 2013 besonders gut ideologisch Verwertbares geliefert, Verwertbares, das über die Zahlen wirken soll. 12.465 wissenschaftliche Beiträge in Zeitschriften haben die Autoren gesammelt, vielleicht auch 12.876 oder 13.458. So genau wissen das die Autoren offensichtlich nicht. Und weil sie es nicht genau wissen, verbreiten sie in ihren „supplementary materials“ andere Daten als in ihrem Artikel. Wie dem auch sei, irgendwie sind 11.944 Abstracts zu wissenschaftlichen Texten übriggeblieben, die die Autoren dann in einem „citizen science project“, das leider nur die Unterstützung von 24 Bürgern gefunden hat, durch eben diese Bürger haben klassifizieren lassen. Den 24 anonymen Freiwilligen wurden Kategorien vorgegeben, nach denen sie die Abstracts von wissenschaftlichen Texten klassifizieren sollten, in der Hoffnung, dass Autoren in ihrem Abstract beschreiben, was sie tatsächlich auch manchen und in der Hoffnung, dass die Bürgerforscher auch verstehen, was beschrieben wird.

Das kann man tun, wenn man Sorge trägt, dass die Bürger, die sich melden, keine Selbstselektion überzeugter Klimawandel-Jünger darstellen, die überall menschengemachten Klimawandel sehen und hineinlesen und wenn man sicherstellt, dass die Kriterien, nach denen Texte klassifiziert werden, eindeutig sind und in mindestens zwei Kontrollgängen auf ihre Reliabilität geprüft werden.

Ob Cook et al. das getan haben?
Wer weiß?
Sie machen dazu keinerlei Angabe, was den Verdacht nahelegt, die angesprochene methodische Problematik sei ihnen gar nicht bewusst. Dafür, dass die Ergebnisse von Cook et al. nicht wirklich das sind, was man als Speerspitze der methodischen Akkuratheit beschreiben würde, spricht auch die Tatsache, dass 12 einsame Gestalten, sorry: Bürger, anonyme Bürger, für die Klassifizierung von 23.061 Abstracts verantwortlich sind, während es weitere 12 Bürger auf gerade einmal 607 Abstracts gebracht haben. Die Zahl der Abstracts ergibt sich aus der Doppelklassifizierung, jedes Abstract wurde zwei freiwilligen Bewertern vorgelegt. Addiert man die beiden Zahlen und dividiert durch 2, dann ergeben sich 11.835 Abstracts, abermals eine andere Zahl und abermals ein Grund, daran zu zweifeln, dass die Studie von Cook et al. auch nur annähern den Kriterien von Validität und Reliabilität gerecht wird.

Man kann also weder ausschließen, dass die 24 Freiwilligen, die die 11.835 Abstracts, die die aktuelle Grundlage des Beitrags bilden, eine Gruppe von Klimawandeljüngern darstellen, die alles andere als objektiv bei der Einordnung der Beiträge vorgehen, noch kann man ausschließen, dass die vorgegebenen Kategorien von den 24 freiwilligen Beurteilern unterschiedlich verwendet wurden.

Dafür, dass Klimawandeljünger an der Auswertung beteiligt waren, spricht die Tatsache, dass sich einige Autoren, die überprüft haben, wie ihre Texte eingeordnet wurden, über eine Fehlklassifikation ihrer Arbeiten geärgert haben. Dafür, dass die freiwilligen Beurteiler die Kriterien, die ihnen vorgegeben wurden, al Gusto und nicht einheitlich angewendet haben, spricht die sehr hohe Zahl von konfligierenden Einordnungen. So gab es bei der Frage, ob ein Abstract eine Befürwortung eines menschengemachten Klimawandels enthält ein Drittel widerstreitender Bewertungen. Man sollte denken, die entsprechende Frage sei einfach zu beantworten. War sie aber offensichtlich nicht, was ein weiterer Hinweis auf eine zweifelhafte Qualität ist.

Schließlich haben sich eine Reihe von Wissenschaftlern, deren Arbeiten von Cook et al. berücksichtigt wurden, über die Nichtnachvollziehbarkeit der Auswahlkriterien irritiert gezeigt. Dr. Richard Tol und Dr. Craig Idso zum Beispiel. Tol findet es nicht nachvollziehbar, dass von 122 Beiträgen, die er im von Cook et al. untersuchten Zeitraum veröffentlicht hat, 10 ausgewählt wurden und ärgerlich, dass 5 der 10 ausgewählten Arbeiten falsch klassifiziert wurden, natürlich als Beiträge, die den menschengemachten Klimawandel stützen, nicht als solche, die ihn in Frage stellen, was die Beiträge von Tol tatsächlich tun.

Die bisherige Aufarbeitung der Studie von Cook et al. gleicht einer Auflistung der methodischen Fehler, die man vermeiden sollte, wenn man valide und reliable Ergebnisse produzieren will:

  • Die Auswahl der Arbeiten, die von Cook et al. berücksichtigt wurden, ist nicht nachvollziehbar und scheint mehr oder weniger willkürlich.
  • Für die freiwilligen Bewerter wurde nicht sichergestellt, dass keine Selbstrekrutierung von Personen erfolgt, die ein Interesse an der Verbreitung des Mythos vom menschengemachten Klimawandel haben.
  • Den freiwilligen Bewertern der Abstracts wurden keine Kriterien vorgegeben, die die Wahrscheinlichkeit abweichender Einordnung desselben Abstracts minimieren.
  • Die Einschätzungen der freiwilligen Bewerter wurden nur in Fällen, in denen zwischen den zwei Bewertern, die dasselbe Abstract einordnen sollten, Differenzen aufgetreten sind, geprüft, in allen anderen Fällen nicht.
  • Mit anderen Worten: Die Wahrscheinlichkeit einer Fehlklassifizierung wurde maximiert.

Und weil das alles noch nicht ausreicht, wenden Cook et al. in ihrer Auswertung der verzerrten Ergebnisse noch einen Taschenspielertrick an. Die nunmehr 11.944 Arbeiten, die von 1991 bis 2011 veröffentlicht wurden und sich mit Klimawandel befassen, werden aufgrund ihrer Abstracts wie folgt klassifiziert:

  • 64 Beiträge werden als Beiträge eingeordnet, die von ihren Autoren als klarer Beleg eines menschengemachten Klimawandels bewertet werden. Eine nachträgliche Prüfung durch Craig Idso hat 23 der 64 Beiträge als Fehlklassifizierung ausgewiesen.
  • In 922 Beiträgen haben die Autoren von einem menschlichen Beitrag zum Klimawandel geschrieben, den Beitrag aber nicht quantifiziert.
  • In 2.910 Beiträgen findet sich eine „implizite“ Bestätigung für den menschengemachten Klimawandel, wobei die Bestätigung zuweilen so implizit ist, dass man sich fragt, ob den Autoren, die in diese Kategorie fallen, nicht reihenweise Gewalt angetan wird.
  • In 7.930 Beiträgen findet sich keinerlei Referenz zum Einfluss von Menschen auf den Klimawandel.
  • In 40 Beiträgen bringt der Autor seine Zweifel am menschengemachten Klimawandel zum Ausdruck.
  • In 54 Beiträgen wird die Idee eines menschengemachten Klimawandels implizit zurückgewiesen, in 24 explizit.

Um die 97% Zustimmung errechnen zu können, schließen Cook et al. die 7.930 Beiträge, in denen keinerlei Referenz zum Einfluss von Menschen auf den Klimawandel vorkommt, komplett aus. 66,4% der Beiträge sind somit belanglos. Die verbleibenden 4.014 Beiträge werden in zwei Gruppen zusammengefasst: 3.896 Beiträge sind für die Autoren pro-menschengemachter Klimawandel, 118 contra. 100-(118/40,14) = 97,06%. Tatsächlich sind 32,6% aller bewerteten Abstracts als pro-menschengemachter Klimawandel eingeordnet und nicht 97,06%.

Hinzu kommt, dass man die Einordnung, die Cook et al. vornehmen, nicht unterschreiben muss. Tatsächlich fallen 64, nach Korrektur 41 Arbeiten in die Klasse von Arbeiten, die einen menschengemachten Klimawandel explizit bejahen und quantifizieren, alle anderen Arbeiten fallen nicht in diese Klasse. Ergo ist der wissenschaftliche Konsens, der für die Klimaalarmisten so wichtig ist, gerade auf 1,6 bzw. 0,5% eingeschrumpft. David Henderson hat dieses Argument gemacht. Alex Epstein macht auf seinem Blog ein ähnliches Argument und zeigt zudem, wie die falschen Zahlen, die Cook et al. liefern von Politikern sofort genutzt werden, um ihre Agenda zu befördern.

Institutionalisierte Akademiker und Politiker arbeiten hier, wie es scheint, Hand in Hand.

Zwei sehr gute Kritiken am Beitrag von Cook et al. hat Robert S. J. Tol verfasst:

Folgen Sie uns auf TELEGRAM

Die Behauptung, 97% der Wissenschaftler, die sich zum Klimawandel äußern, würden die Idee eines menschengemachten Klimawandels unterstützen, ist somit eine Falschbehauptung.

Indes ist diese Falschbehauptung nicht nur von John Cook et al. aufgestellt worden. James Lawrence Powell ist ein anderer, der von denen, die Konsens behaupten wollen, gerne angeführt wird.

Tatsächlich hat Powell zunächst keine eigenständige Arbeit verfasst. Er verbreitet vielmehr einen Klon der Studie von Cook et al., man könnte das, was Powell macht, als Meta-Junk ansehen.

Powell, James Lawrence (2016). The consensus on anthropogenic global warming matters. Bulletin of Science, Technology & Society 36(3): 157-163.

Powell, James Lawrence (2015). Climate scientists virtually unanimous: anthropogenic global warming is true.Bulletin of Science, Technology & Society 35(5-6): 121-124.

Das, was Powell 2016 unter dem Titel „The Consensus on Anthropogenic Global Warming Matters” und 2015 unter dem Titel “Climate Scienticsts Virtually Unanimous: Anthropogenic Global Warming is True” veröffentlicht hat, macht sich Vorarbeiten, im ersten Fall von Cook 2013 im zweiten Fall auf Cook 2013 zunutze und kombiniert sie mit einer angeblich eigenen Forschung, zu der es erstaunlicherweise keinerlei methodische und sonstige Angaben gibt.

Lediglich die Behauptung 24.210 Artikel gefunden zu haben, wonach auch immer Powell gesucht hat und diese 24.210 Artikel dann irgendwie analysiert zu haben, so dass am Ende ein Konsens von 99.99% unter Wissenschaftlern herausgekommen ist, findet sich bei Powell. Wir haben diesen Junk, der angeblich Forschung sein soll, einmal in Gänze aus dem Beitrag von Powell 2015 genommen, damit sich jeder ein eigenes Bild machen kann, von dieser Forschung, die keinerlei methodischen Standards von Reliabilität und Validität entspricht:

“To find the number of recent articles that reject AGW [Anthropogenic Global Warming], I used the following method:
• Web of Science Core Collection
• Enhanced Science Index
• Publication Years: 2013 and 2014
• Document Type: Article
• Topics: “Global warming” or “global climate change” or “climate change.”
• Remove duplicates by combining searches using the OR command.
• Export the search results to an Excel file.
• Review titles and abstracts looking for clear statements of rejection or that some process other than AGW better explains the observations.

Results and Conclusions
My search found 24,210 articles by 69,406 authors. In my judgment, only five articles rejected AGW: Avakyan (2013a, 2013b), Gervais (2014), Happer (2014), and Hug (2013). These represent a proportion of 1 article in 4,842 or 0.021%. With regard to the authors, 4 reject AGW: 1 in 17,352 or 0.0058%. As explained, I interpret this to mean that 99.99% of publishing scientists accept AGW: virtual unanimity”

Das ist alles, was es zu dieser angeblichen Forschung von Powell zu finden gibt. Es begründet zumindest den Anfangsverdacht, dass es sich hier um einen Täuschungsversuch handelt.

Powell behauptet nicht mehr und nicht weniger, als dass er alleine mehr als doppelt so viele Abstracts klassifiziert hat, als die 24 Klassifikatoren, die für Cook et al. tätig waren, die es nur auf 11.835 Abstracts gebracht haben. Er behauptet zudem, dass er dies in kürzerer Zeit als Cook et al. geschafft hat als die neun Autoren und die 24 Bewerter, die am Beitrag von Cook et al. beteiligt waren. Herr Powell ist entweder ein Genie oder ein Scharlatan.

Ein Autor, der seine angebliche empirische Forschung im Stenographenstil wie oben darstellt, der keinerlei Bemühen erkennen lässt, sich an die methodischen Grundsätze empirischer Sozialforschung zu halten, der schlicht irgendwie, irgendetwas gemacht hat, das zu einem Ergebnis geführt hat, das man nirgends nachlesen kann, weil der eigene Beitrag im Literaturverzeichnis fehlt, ist niemand, der in welcher Wissenschaft auch immer Platz finden kann.

Man weiß nicht, ob man lachen oder weinen soll.

Wir tendieren zum Lachen, und zwar deshalb, weil die 99%  auf einer Wahnvorstellung basieren, die Powell in den beiden Arbeiten, die wir gelesen haben, entwickelt. Die Wahnvorstellung lautet: Wissenschaftliche Arbeiten, die Klimawandel zum Gegenstand haben und die Idee eines menschengemachten Klimawandel nicht zurückweisen, die nicht einmal darauf Bezug nehmen, gehören zum Konsensus.

Das ist nicht nur lächerlich in höchstem Maße, es ist eine wahnsinnige Vorstellung, äquivalent zu der Behauptung, dass alle Politiker, die sich mit Steuerhinterziehung befassen, dieselbe begrüßen oder alle Wissenschaftler, die sich auf die Suche nach neuen Planeten machen, an Aliens glauben. Warum sonst sollten sie sich auf die Suche nach neuen Planeten machen?

Dieser klassische Fehlschluss der Bejahung des Konsequens, der offenkundig ein Bestandteil eines größeren Krankheitsbildes ist, nimmt bei Powell die folgende Form an:

“Of those 7,930 “no position” articles, 4,528 were on the “impacts” of AGW [Anthropogenic Global Warming]. To say these articles took no position is equivalent to saying that although thousands of scientists viewed the potential consequences of AGW as a serious matter deserving of their time and resources, we can have no idea whether they accept AGW. This is at best illogical and at worst belies the very concept of consensus in science.”

Diese Passage führt zunächst zurück zu Cook et al. (2013), denn im Text von Powell (2016) geht es um keine eigene Forschung, sondern fast ausschließlich um die Arbeit von Cook et al (2013), in der ein Konsens von 97% unter Wissenschaftlern herbeigerechnet wurde. Dazu war es notwendig, 7.390 wissenschaftliche Arbeiten, die keinerlei Referenz zum Klimawandel, der bei Cook et al. (2013) noch als „Global Warming“ bezeichnet wird, enthalten, aus der Berechnung auszuschließen. Die entsprechenden Arbeiten werden von Cook et al. (2013) als solche bezeichnet, die “does not address or mention the cause of global warming”. Mit anderen Worten, in diesem Arbeiten geht es um ein Thema, das mit Klimawandel zu tun hat, es geht aber nicht um die Frage, welche Ursache „Klimawandel“ hat. Diese 7.390 Arbeiten haben Cook et al. (2013) aus ihrer Konsens-Berechnung ausgeschlossen (der Taschenspielertrick), und so war es ihnen möglich, den 97%-Konsens auszuweisen, der ansonsten ein 32,6%-Konsens gewesen wäre. Nicht zuletzt diese Vorgehensweise macht die Studie von Cook et al. zur Junk Studie.

Vielleicht hat Powell deshalb die Not verspürt, an dieser Stelle anzusetzen und die 7.390 Arbeiten für den Konsens zu reklamieren. Das tut er wie folgt:

Er behauptet, wenn Wissenschaftler den menschengemachten Klimawandel nicht als Ursache des Klimawandels in ihren Arbeiten benennen, dann tun sie das, weil die menschliche Ursache des Klimawandels „Konsens“ unter Wissenschaftlern sei.

Das ist eine klassische Tautologie. Dass dann, wenn man annimmt, es gebe einen Konsens, und alle Arbeiten, die diesen Konsens nicht explizit in Frage stellen, als Beleg für diesen Konsens wertet, am Ende immer ein Konsens herauskommen wird, ist ein Ergebnis, das wenig erstaunlich ist. Es belegt, was Sozialpsychologen schon seit Jahrzehnten wissen: Menschen haben große Fähigkeiten zur Selbstsuggestion. Sie wollen glauben, und viele schaffen es, sich von den abstrusesten und irrationalsten Vorstellungen zu überzeugen.

Powell glaubt wahrscheinlich wirklich, er habe einen Beitrag geliefert. Deshalb schwanken wir bei Autoren wie Powell immer zwischen (bösartiger) Absicht und intellektueller Überforderung, schließlich ist es nicht jedem gegeben, Wissenschaftler zu sein.

All das ändert nichts daran, dass es den behaupteten Konsens nicht gibt.

Und weil es ihn nicht gibt, sind Zensur und Selbstzensur, die Dr. Diefenbach in ihrem Beitrag zur Wissenschaftsfreiheit ausführlich analysiert, von so großer Bedeutung, wenn es darum geht, einen angeblichen Konsens vorzugaukeln: Denn wenn man die Stimmen von Kritikern unterdrückt, sie unhörbar macht oder ein Klima an Hochschulen durchsetzt, das für denjenigen, der Kritik am vorgegebenen Narrativ übt, das Ende seiner Karriere signalisiert, dann ist die Zahl der Kritiker zwangsläufig, leider zwangsläufig, gering, ihre Stimme nicht hörbar.

Um so wichtiger, diejenigen, die Kritik an der Erzählung vom menschengemachten Klimawandel üben, die Erzählung für Unfug, unwissenschaftlich und ideologisch halten, zu popularisieren. NoTricksZone hat schon im Jahre 2019 eine sehr verdienstvolle Zusammenstellung von 200+ Arbeiten veröffentlicht, die Argumente und Belege gegen einen von Menschen verursachten Klimawandel vorbringen.

Die 200+ Studien, die auf „Notrickszone“ zusammengestellt wurden und allesamt Anomalien an der Hypothese des menschengemachten Klimawandels zusammenstellen, gliedern sich in drei Bereiche:

  1. Wissenschaftliche Studien, die sich mit der Vorhersage, Rekonstruktion, Beobachtung von Klimawandel befassen;
  2. Wissenschaftliche Studien, die sich mit natürlichen Mechanismen des Klimawandels befassen;
  3. Wissenschaftliche Studien, die sich mit Anomalien derzeitiger Klimamodelle und den Fehlern der Simulationsmodelle befassen;

Konsens ist kein wissenschaftliches Konzept.
Von Konsens kann nur jemand sprechen, der von Wissenschaft keine Ahnung hat.
Ein vermeintlicher “Konsens” kann nur durch Zwang und Unterdrückung in der Wissenschaft hergestellt werden.


 


Anregungen, Hinweise, Kontakt? -> Redaktion @ Sciencefiles.org
Wenn Ihnen gefällt, was Sie bei uns lesen, dann bitten wir Sie, uns zu unterstützen. ScienceFiles lebt weitgehend von Spenden. Helfen Sie uns, ScienceFiles auf eine solide finanzielle Basis zu stellen.
Wir haben drei sichere Spendenmöglichkeiten:

Donorbox

Unterstützen Sie ScienceFiles


Unsere eigene ScienceFiles-Spendenfunktion

Zum Spenden einfach klicken

Unser Spendenkonto bei Halifax:

ScienceFiles Spendenkonto: HALIFAX (Konto-Inhaber: Michael Klein):
  • IBAN: GB15 HLFX 1100 3311 0902 67
  • BIC: HLFXGB21B24

Print Friendly, PDF & Email
27 Comments

Bitte keine Beleidigungen, keine wilden Behauptungen und keine strafbaren Inhalte ... Wir glauben noch an die Vernunft!

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Liebe Leser,

seit 2011 sind wir als zentrale Stelle zur Prüfung von nicht nur wissenschaftlichen Informationen für Sie da -

Unentgeltlich in all den Jahren.

Bislang sind wir in der Lage, unseren Aufwand über Spenden zu decken.

Damit das auch weiterhin so bleibt, benötigen wir Ihre Hilfe:

Unterstützen Sie bitte unsere Arbeit:

➡️Über Donorbox,
➡️unser Spendenkonto bei Halifax oder
➡️unsere sichere in den Blog integrierte Spendenfunktion.

Sie finden alle notwendigen Informationen hier:

ScienceFiles-Unterstützung

Vielen Dank!