Deindustrialisierung heißt jetzt “schwächelnder Industriestandort” – Willkommen in Roberts schöner, armer Welt

Wer erinnert sich nicht gerne an die überwiegend friedlichen Proteste in Kenosha, Wisconsin, von denen ein Reporter von CNN berichtete, der sich vor brennenden Fahrzeugen platziert hatte.

Man kann in diesen Zerwürfnissen zwischen herrschender Ideologie und Realität so etwas wie eine Weigerung, Letztere wahrzunehmen sehen, man kann auch von einem systematischen Versuch derer, die sich in ideologischer Komparsenrolle sehen, sprechen, durch Verharmlosung ein falsches Bild von der Realität zu vermitteln, auf dass sie zumindest verbal zur Ideologie passe.

Störungen dieser Art sind vor allem bei medial Schaffenden sehr häufig anzutreffen. Z.B. bei der ARD-tagesschau, in der heute vom weniger attraktiven Standort Deutschland [weniger attraktiv als früher oder andere Industriestandorte oder beides, was auch immer, es bleibt offen], der “schwächele”, die Rede ist.

“Der Industriestandort Deutschland schwächelt: Besonders der Maschinenbau und die Automobilbranche gingen davon aus, dass die Standortattraktivität weiter sinke, so die Beratungsfirma Deloitte.”

In äquivalenter Weise könnte man auch von dem Patienten im Koma, dessen Bewusstsein schwächelt, reden oder von der Planierraupe, deren Liebe zum Detail, schwächelt…

Aber gut, tragen wir zunächst zusammen, was den unbekannten Schreiber der ARD-tagesschau zu dem Schluss gebracht hat, die Studie von Deloitte, die er bespricht, ohne sie zu nennen oder gar zu verlinken, führe zu dem Ergebnis, dass der “Industriestandort Deutschland” schwächele.

“Deutschland als Industriestandort verliert rapide an Attraktivität. Das legt zumindest eine Studie der Beratungsfirma Deloitte nahe […] Insgesamt rechneten 45 Prozent der 108 befragten Betriebe damit, dass Deutschland im Vergleich zu anderen Industriestandorten weiter zurückfallen werde.”

Zwar hat Robert Habeck den Deutschen keine blühenden Landschaften versprochen, wie das einst Helmut Kohl für notwendig gefunden hat, eher ist Habeck einer, der Leid und Elend propagiert, um in ferner Zukunft in das sozialistische Paradies einziehen zu können [für diejenigen, die es überleben], aber natürlich ist auch Robert Habeck einer derjenigen, die die Sprache der Verharmlosung pflegen. Wer erinnert sich nicht an seine Bäckerei, die nicht insolvent ist, sondern nur nichts mehr verkauft:

Insofern wäre Habeck sicher der erste, der den Begriff der “schwächelnden Wirtschaft”, ein Begriff, der eine leichte Talsohle vor der Erhohlung impliziert, verwenden würde und sicher ist er froh, dass die nachgeordnete Behörde der ARD-tagesschau sich an die verharmlosenden Sprachkonventionen hält.

Indes, der Bericht, den die ARD-tagesschau zitiert, aber nicht verlinkt, wird in der zugehörigen Pressemeldung von Deloitte wie folgt angekündigt:

De-Industrialsierung ist nun ein ganz anderer “Cattle of Fish” als eine schwächelnde Wirtschaft. Letztere kann sich wieder erholen, erstere nicht mehr, denn wo keine mehr ist, kann es auch keine sich erholende Wirtschaft mehr geben.

Tatsächlich sind die Leute bei Deloitte schon viel weiter: Sie fragen nicht mehr OB Unternehmen ins Ausland verlagern, sie versuchen zu quantifizieren, wie viel ihres Geschäftsbereichs Unternehmen bereits ins Ausland verlagert haben und warum sie das tun. Es geht also nicht darum festzustellen, ob Deindustrialisierung stattfindet, es geht darum, das AUSMASS der Deindustrialisierung Deutschlands zu bestimmen. Und dieses Ausmaß ist erschreckend:

Auf die Frage, wie stark sie bereits Teile ihres Wertschöpfungsprozesses ins Ausland verlagert haben, geben die Befragten aus 108 Unternehmen, die im jeweiligen Unternehmen für die Logistik und die Lieferkette verantwortlich sind, die folgende Antwort:

Nur 14% der Unternehmen haben noch keinerlei Teil ihrer Unternehmenstätigkeit ins Ausland verlagert. Erschreckende 86% sind dabei, Teile ihrer Unternehmenstätigkeit zu verlagern oder haben bereits Teile verlagert, 30% davon in starkem bzw. sehr starkem Ausmaß.

Das ist Deindustrialisierung und es hat Konsequenzen, die jeder Erstsemester der VWL und der BWL kennt: Unternehmen, die Teile ihrer Tätigkeit verlagern, Standorte schließen und woanders neu eröffnen, kommen nicht zurück. Wenn sie weg sind, sind sie weg.

Oder, um es so zu formulieren, dass es auch Robert Habeck, der Totengräber der deutschen Wirtschaft versteht, die Unternehmen stellen nicht ihre Geschäftstätigkeit ein, sie produzieren nur nicht mehr in Deutschland.

Ein derartiger Exodus von Unternehmen wird also in der ARD-tagesschau als “schwächelnde Wirtschaft” bezeichnet.

Wohlan.

1923 hat die Kaufkraft der Reichsmark geschwächelt. Das hatte ein paar derbe Konsequenzen und brachte die Notwendigkeit mit sich, Geldscheine ständig gallopierenden Preisen anzupassen.

Aber hey, keine Sorge, das war nur eine schwächelnde Kaufkraft.

Wie bereits gesagt, geht es in der Studie von Deloitte nicht darum, den Zustand der Deutschen Wirtschaft zu erfragen. Der ist schlecht. Das ist bekannt. Es ging darum, die Konsequenzen, die Unternehmen aus diesem schlechten Zustand ziehen zu erfragen, einen Ansatzpunkt dafür zu finden, die Situation für die Unternehmen, also diejenigen, die noch da sind, zu verbessern und schließlich zu untersuchen, wie sich aktuelle Gesetzgebung, woke Gesetzgebung, in der sich Gutmenschen verwirklicht haben, auf die Situation in den Unternehmen auswirkt. Und wie es der Zufall so will, gibt es gerade einen prominenten Anwendungsfall der neuen Gesetzgebung.

Das Lieferkettensorgfaltspflichtgesetz, das geschaffen wurde, damit sich Gutmenschen wohlfühlen und Jagd auf furchtbare Unternehmen machen können, um auf diese Weise den Niedergang der deutschen Wirtschaft zu beschleunigen, stößt bei denen, deren Stimme in entsprechenden Pressemeldungen systematisch unterdrückt wird, auf ein recht eindeutiges Votum:

Das Lieferkettensorgfaltspflichtgesetz (LkSG), das die normative Anmaßung eines wild gewordenen Gesetzgebers bereits im Namen trägt, schränkt für die Mehrzahl der befragten Unternehmen die Auswahl von Lieferanten ein, in ökonomisch heißt das, es führt zu Kosten- und damit zu Preissteigerungen, und es stellt eine übermäßige Belastung im operativen Geschäft dar, abermals mit demselben Ergebnis: Kosten- und Preissteigerung.

Was machen Unternehmen, wenn sie von einem Gesetzgeber gegängelt werden, dem es mehr um die eigene Psychohygiene und das zugehörige Tugendwedeln geht als darum, seiner Bevölkerung Wohlstand zu bringen?
Sie wandern ab.
Die erste Abbildung in diesem Post belegt das sehr eindrücklich.

Wenn man nun wissen will, was die Unternehmen außer den gesetzgeberischen Kapriolen der wohlstandsgepamperten ökonomischen Illiteraten zum Verlassen Deutschlands anregt, dann findet sich auch auf diese Frage eine Antwort in der Studie von Deloitte. Sie sieht so aus:

Beeindruckend – oder?
Finden Sie nicht auch.
Alle Felder, die hier angesprochen wurden, gehen auf die Kappe derjenigen, die sich für eine Regierung halten und diesen Irrtum dazu nutzen, Unternehmen aus dem Land zu treiben und Bürgern das Leben zu erschweren, wenn nicht zu verunmöglichen, mit absurden Gesetzen und Regelungen, die zu einem Berg von Bürokratie führen, die Kosten für Unternehmen erhöhen und für viele die Standortverlagerung zu einem Muss, nicht zu einem Kann machen. Auch hier gibt es eine passende Meldung vom heutigen Tag:

Quelle: Statistisches Bundesamt

Sie haben es nicht mehr geschafft, den Standort zu verlagern.
Robert war ihr Schicksal.
Legen wir eine Gedenkminute ein.

Eine Bürokratie, die vom Dienstleister zum Selbstzweck geworden ist, ein Gesetzgeber, der Gesetze erlässt, um psychologische Höhepunkte zu erreichen und sich als Tugendhafter zu inszenieren, Steuern und Energiepreise, die genutzt werden, um die eigenen ideologischen Phantasien durchzusetzen, ein Bildungssystem, das marode gehalten wird, um die Menge der ärgerlichen Gebildeten, die alles besser wissen, gering zu halten, Infrastruktur, die auseinanderfällt, ein Rezept für Disaster. Ein Disaster, das nicht verhindert werden kann, denn um es zu verhindern, müssten diejenigen, die dafür veranwtortlich sind, eine Politik für Andere betreiben,  eine Politik die das Wohlergehen der Bürger und nicht das eigene psychologische Wohlergehen und die eigene Selbstverwirklichung in eklatanter Überschätzung der eigenen Fähigkeiten zum Gegenstand hat.

Ein unlösbares Problem, wenn Narzissten Regierungen bilden.

Wenn Sie die Studie von Deloitte im Original nachlesen wollen, sie finden sie hier.


 

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