Deppendiskurs: Pluralismus ist nicht per se gut

Pluralismus ist gut. So wie Vielfalt gut ist. Wer an diesen ewigen Wahrheiten zweifelt, ist ein rechter Populist, Radikaler oder Extremist, in jedem Fall kein guter. So kann man den Diskurs, der in Mainstream-Medien geführt, von Politikern und anderen ideologischen Funktionären und von denen, die sich schon im Jugendalter nichts anderes vorstellen können, als sich beim Mainstream anzudienen, zusammenfassen.

Wir werfen den Handschuh in den Ring.

Pluralismus und Vielfalt sind nicht per se gut.

Damit Pluralismus wirken kann, bedarf es der Kriterien, der Regeln und eines evolutionären Prinzips, das dafür sorgt, dass idiotische Ideen, dumme Lebensentwürfe und schädliche Theorien als solche identifiziert und ausgeschieden werden. Josef Schumpeter hat ein solches Prinzip in seinem Schriften mit denen er die evolutionäre Ökonomik begründet hat, ebenso entworfen, wie Friedrich August von Hayek oder Karl Raimund Popper. Für Schumpeter wie für Hayek ist der Erfolg am Markt das Prinzip, das dafür sorgt, dass Dummes, Falsches und Schädliches sich bestenfalls kurz halten kann. Popper hat den Wettbewerb der Ideen und Theorien darüber, welche die Wirklichkeit am besten vorherzusagen in der Lage ist, als Prinzip eingeführt, um pluralistischen Wildwuchs und Vielfalt der Idiotie einzudämmen bzw. auszuscheiden.

Und genau hier beginnt das Problem mit dem, was derzeit als Pluralismus gilt.

Keines der genannten Kriterien findet derzeit in den Echozimmern, die von Politikern, Funktionären und ihrem Nachwuchs bewohnt werden, Verwendung. Am besten sichtbar ist dies daran, dass jeder Unsinn behauptet und verbreitet werden kann, ohne dass es für den, der den Unsinn verbreitet, Konsequenzen hat. Man kann ungestraft behaupten, die Fluginsektenpopulation sei um 75% dezimiert, behaupten, Frauen würden beim Entgelt benachteiligt, ohne in die Klapse gesteckt zu werden, man kann, nachdem man den Nachweis darüber geführt hat, dass man moralisch nicht integer ist, z.B. durch eine Tätigkeit für die Staatssicherheit der DDR oder durch Drogenbesitz so tun als sei nichts gewesen und sich zur Instanz für Religion, Moral und die korrekte Behandlung von anderen aufschwingen.

Die Mechanismen, die verhindern, dass diejenigen, die bereits bewiesen haben, dass von ihnen kein Beitrag zum Fortschritt einer Gesellschaft, sondern bestenfalls ein Beitrag zum Niedergang zu erwarten ist, versagen: Sie werden nicht aus dem öffentlichen Diskurs beseitigt, sie werden nicht aus den Netzwerken von Ministerien die Steuermittel kanalisieren, entfernt, kurz: sie verbreiten weiter ihren Unsinn, tragen weiter dazu bei, dass der öffentliche Diskurs mit Inhalten überschwemmt wird, die den intellektuellen Bestand und in jedem Fall die intellektuelle Gesundheit von Mitgliedern und letztlich der gesamten Gesellschaft gefährden. Und jenseits davon, verhindern diese verbalen Müllschleudern, intellektuellen Fortschritt, da man gezwungen ist, die wenigen gehaltreichen Beiträge im Meer des pluralistischen Blödsinns zu suchen.

Zwei neue Beispiele dieses Funktionsversagens, das dazu führt, dass sich Pluralismus zur Gefahr für den Bestand einer Gesellschaft entwickelt, eben weil es keinen Mechanismus gibt, um Unsinn, Falsches und Schädliches auszumerzen, sind uns heute besonders aufgefallen.

Hadmut Danisch hat sich seinen Freitagabend damit verdorben, einer vermeintlichen Podiumsdiskussion in Berlin beizuwohnen: „#NoNazis: Wie organisieren wir uns gegen die AfD? @ aquarium am 27.10.17.“ Das Podium, das Hadmut geboten wurde, es war bestückt mit

 Mohamed Amjahid (Autor „Unter Weißen“, Zeit-Journalist)
 Fatma Aydemir (Schriftstellerin, taz-Journalistin, versuchte sich hier als Moderatorin)
 Enrico Ippolito (Kulturchef Spiegel Online)
 Hengameh Yaghoobifarah (Missy Magazine, taz-Kolumnistin)

Vier Personen, die es zum Journalisten gebracht und die Gelegenheit der Podiumsdiskussion genutzt haben, das völlige Fehlen einer Berechtigung oder auch Befähigung für diese Tätigkeit nachzuweisen. Wir empfehlen allen, die sich die intellektuelle Leere, die in Teilen Deutschlands als Pluralismus missverstanden wird, zu Gemüte führen wollen, den Beitrag von Hadmut in Gänze zu lesen. Den Beitrag zu einer Podiumsdiskussion, deren Moderatorin sich nicht entblödet, drei der vier Gestalten von oben als „drei der klügsten Menschen des Universums“ zu bezeichnen. Nach so einer Overture weiß man mit Sicherheit, dass nur noch ein Scherzo, aber kein Finale mehr zu erwarten ist. Das Highlight aus der Zusammenfassung seiner Eindrücke, das Hadmut Danisch formuliert hat, wollen wir unseren Lesern nicht vorenthalten:

„Die schimpfen und schimpfen und schimpfen und haben nicht die geringste Ahnung, was in der deutschen Politik so läuft. Da brennt nicht mal ein trübes Licht. “

Dass es Ahnungslose wie die oben genannten in Deutschland in irgend eine Form von Öffentlichkeit schaffen, zeigt, dass freier Pluralismus, in dem keinerlei Kriterium vorhanden ist, das Unsinn, Falsches und Schädliches ausscheidet, einen informierten Diskurs unmöglich macht und letztlich zur Verblödung all derer führen kann, die mit dem Unsinn, Falschen und Schädlichen inkubiert werden.

Das zweite Beispiel stammt aus Hamburg.

Dort hat das Studentenparlament der Universität Hamburg getagt.
Und anlässlich dieser Tagung wurde Maurice Gesser vom Ring Christlich-Demokratischer Studenten von vier schwarz vermummten Feiglingen geschlagen und getreten.

Denn: Gesser ist Mitglied im Corps Rhenania Hamburg. Das Corps beschreibt sich selbst als „eine farbentragende und schlagende Verbindung“ und ansonsten kann jeder Mitglied werden, der will, solange er sich der Mensur unterzieht, also dem unter deutschen Studenten einst beliebten, wenngleich lächerlichen Ritual, bei dem zwei Studenten mit verbundenen Augen einen Degen gegeneinander führen. Ansonsten ist das Corps Rhenania harmlos, Tolerant und legt keinerlei Wert darauf, dass alle Mitglieder dieselbe politische Meinung haben.

Bei den Grünen ist das anders. Bekanntermaßen sind die Grünen ein Haufen von Ideologen, die in ihren Reihen niemanden dulden, der auch nur verschämt darauf hinweist, dass selbst Rechte Argumente machen können. Um nicht in die Verlegenheit zu kommen, sich mit Argumenten auseinandersetzen zu müssen, die der eigenen Überzeugung widersprechen könnten, haben Grüne ein einfaches Stimulus-Response-Modell entworfen, in dem Begriffe zu „Feindanzeigern“ umfunktioniert werden. Der Begriff „Burschenschaft“ ist ein solcher Begriff. Fällt er, dann erfolgt kollektive Erregung unter anwesenden Grünen. Kollektive Erregung wiederum verhindert Denken, womit der Zweck, nicht über Argumente, die die eigene Überzeugung zum Einsturz bringen könnten, sprechen zu müssen, erfüllt wäre.

In einem normalen Diskurs sind solche primitiven Formen der Selbsttäuschung natürlich nicht überlebensfähig. Pluralismus als Wettbewerb verstanden, würde Anhänger solcher Stimulus-Response-Modelle sofort aus dem Wettbewerb ausscheiden. Ein Grund, warum nicht zuletzt Grüne so große Probleme mit Wettbewerb haben.

Doch zurück nach Hamburg. Dort hat die Grüne Jugend, also diejenigen, die bereits in jungen Jahren das Denken zu Gunsten der Übernahme von Inhalten und zum Auswendiglernen von Feindanzeigern aufgegeben haben, den Vorfall im Studentenparlament zum Anlass genommen, nicht etwa die Tatsache zu verurteilen, dass ein Mensch von vier Gewalttätern verprügelt wurde, sondern dazu, diesen Menschen, Maurice Gesser, aufgrund seiner Mitgliedschaft im Corps Rhenania zu diskreditieren.

So verweist Laura Franzen von der Grünen Hochschulgruppe darauf, dass die Mitgliedschaft von Gesser zwar nicht gegen die Unvereinbarkeit der Übernahme eines Amtes z.B. im Studentenparlament und einer Mitgliedschaft in der „Deutschen Burschenschaft“ verstoße, aber dem Geist der Bekundung. Früh übt sich, wer im Irrenhaus enden soll. Corps Rhenania ist nicht Mitglied der Deutschen Burschenschaft. Einer Mitgliedschaft Gessers im Studentenparlament steht somit nichts im Wege außer der Unfähigkeit von Laura Franzen, eine einfach Transferaufgabe der Art zu lösen, dass dann, wen A B ausschließt und Nicht-A gegeben ist, was wohl folgt? Abgesehen davon ist es interessant festzustellen, wie weit die Intoleranz an deutschen Universitäten schon fortgeschritten ist und wie normal es für manche der idelogisierten Studenten bereits ist, dies auch öffentlich zu bekunden.

Quelle

Den Vogel schießt jedoch Svenja Horn ab. Sie schreckt nicht davor zurück, sich öffentlich mit der folgenden Aussage lächerlich zu machen, wobei es immer wieder erstaunlich ist, dass ausgerechnet diejenigen, die für sich in Anspruch nehmen, so reflexiv zu sein, keinerlei Fähigkeit zur Reflexion zu haben scheinen (und die die angeblich für Pluralität und Vielfalt eintreten, sind vollkommen unfähig, zu differenzieren):

[1]”Burschenschaften, Corps, und ideologisch verwandte Verbindungen sind mit ihren [2] rassistischen, sexistischen und nationalistischen Einstellungen [3] ein Hort von rechtem Gedankengut. Diese Form der [4] organisierten Ungleichheitsideologie steht gegen [5] unsere Überzeugung der Gleichwertigkeit aller Menschen und [6] bedeutet eine strukturelle Form von Gewalt.”

Wir haben einmal die Stationen durchnummeriert, in denen man sich um den Verstand reden kann. Beim Grünen Nachwuchs, von dem man sich fragt, was er ausgerechnet an Universitäten will, geht das so: [1] wird mit [2] Einstellungen gleichgesetzt, von denen Horn denkt, sie seien negativ bewertet. Die Gleichsetzung in [2] wird dann in [3] noch einmal, dieses Mal mit dem Negativum „rechtes Gedankengut“ bekräftigt. Nachdem [1] mit [2] und [3] gleichgesetzt wurde, wird [1] noch mit [4] gleichgesetzt und da [4] das Gegenteil von [5] ist, ist es kein Wunder, dass Horn feststellt, [1] sei mit [5] nicht vereinbar. Wohlgemerkt, Horn kommt bei diesem Schluss auf Basis von ausschließlich Phantasie an. An keiner Stelle erfolgt ein empirischer Bezug. Dummerweise wird mit dem Bezug von [6] auf [5] ein wissenschaftliches Konzept eingeführt, und zwar falsch.

Strukturelle Gewalt ist, wie der Name schon sagt, strukturell. Sie kann nur von Strukturen ausgehen. Nun sind Strukturen keine aktiven Handelnden. Entsprechend muss die Wirkung struktureller Gewalt davon ausgehen, dass bestimmte Handlungsoptionen von bestimmten Menschen in bestimmten Situation durch die Strukturen verunmöglicht werden. Strukturelle Gewalt liegt somit vor, wenn Männer daran gehindert werden, wegen ihres Geschlechts eine bestimmte Position zu besetzen, weil die entsprechende Position im Rahmen des Professorinnenprogramms Frauen vorbehalten ist. Strukturelle Gewalt liegt auch vor, wenn Gefängnisinsassen daran gehindert werden, einmal im Monat ein Kino oder ein Theater oder ein Restaurant zu besuchen oder Freunde zu sich zum essen einzuladen. Zudem gelten Gefängnisinsassen nach der Definition von relativer Armut, die die Bertelsmann-Stiftung vorgelegt hat, noch als arm und nicht nur struktureller Gewalt unterworfen. Wenn es jemanden geben sollte, der sich durch die Existenz des Corps Rhenania struktureller Gewalt ausgesetzt fühlt: Bitte kontaktieren Sie einen Spezialisten der Psychiatrie oder Neurologie.

Die beiden Beispiele zeigen deutlich, wie in Deutschland an keinerlei Kriterien gebundener Pluralismus dazu führt, dass Unsinn, Falsches und Schädliches in die Öffentlichkeit gelangt. Das Bedenkliche an den Beispielen ist, dass die mangelhafte Ausmerzung von Unsinn, Falschem und Schädlichem auf mehreren Ebenen vorhanden ist. Sie findet sich an Universitäten und damit an den Stätten, die eigentlich dem Erwerb von Kompetenzen dienen sollen, die dabei helfen, Falsches, Schädliches und Unsinn zu identifizieren und auszuscheiden. Dass sie zu Stätten werden, von denen aus Falsches, Schädliches und Unsinn verbreitet werden, ist nicht vorgesehen, so wenig wie vorgesehen ist, dass ausgerechnet unter Journalisten, von denen besonders naive Politikwissenschaftler immer noch der Ansicht sind, sie seien eine Art Kontrollinstanz, Personen zu finden sind, die Falsches, Schädliches oder Unsinn verbreiten.

Nun wird es Falsches, Schädliches oder Unsinn im öffentlichen Diskurs immer geben. Das besondere an der derzeitigen Situation besteht auch nicht darin, dass es Falsches usw. gibt, es besteht darin, dass Falsches, Schädliches und Unsinn in einer Menge den öffentlichen Diskurs überschwemmt und sich dort festsetzt, dass es langsam unmöglich ist, einen informierten Diskurs zu führen.

Zeit für einen eisernen Besen.

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