Krieg, lassen Sie sich nicht erzählen, es gebe einen Krieg, der stattfinde, um Menschenrechte durchzusetzen, Krieg dient einzig dazu, Zugänge zu Ressourcen zu gewinnen oder zu verteidigen. Wer einen Krieg beginnt, will in der Regel die Ressourcen dessen, den er mit Krieg überzieht, einver- und übernehmen.
Bei Soziologen ist dies nicht anders.
Vor einiger Zeit haben wir von der Spaltung der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (DGS) berichtet. Die DGS ist letztlich ein Zusammenschluss in öffentlichen Einrichtungen praktizierender Soziologen, der einerseits dem Austausch von Erkenntnissen dient, andererseits und in letzter Zeit vornehmlich, ein Vehikel darstellt, um an staatliche Mittelzuweisungen zu gelangen und Wissenschaftspolitik z.B. über die Gremien der Deutschen Forschungsgemeinschaft im Sinne der DGS und somit im Sinne von weiteren Mittelzuweisungen zu beeinflussen.
Nun hat sich die Soziologie über die letzten Jahrzehnte und vor allem dadurch, dass Ideologen aller Art in das Fach geströmt sind, um dort ihren Sozialismus und ihren Genderismus zu predigen, von einer Vorwissenschaft, die in Kuhns Terminologie an der Schwelle zu einer Normalwissenschaft stand, zu einer Pseudo-Wissenschaft entwickelt, in der jeder seinen privaten Senf als Lehrmeinung vertreten und seine privaten Kreuzzüge unter dem Signum der Soziologie führen darf. Die Soziologie und ihre Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS) sind zu einer Spruchbeutelversammlung der Heilsbringer verkommen, deren Fachtagungen zu Veranstaltungen, die oft genug nurmehr der Verkündung heiliger, genderistischer und sonstwie sozialistischer Worte gewidmet waren.
Gegen diesen Missbrauch des Mantels von Wissenschaft, um Ideologien zu verbreiten, haben wir vor nunmehr bereits sechs Jahren unser Grundsatzprogramm gestellt und mit ScienceFiles ein Forum geschaffen, das der Welt zeigen soll, dass Soziologie und andere Sozialwissenschaften Fächer sind, die einer Methodologie und einem Erkenntnisinteresse, die Nachprüfbarkeit, Falsifizierbarkeit und intersubjektiver Reproduzierbarkeit verpflichtet sind.
Dieses Programm steht im krassen Gegensatz zum „alles-ist-möglich-Gelaber“, aus Genderistischen Weltbetrachtungen, sozialistischen was-mir-nicht-passt-Publikationen und wie-mir-die-Welt-vorkommt Spinnereien, die die heutige Soziologie auszeichnen und zu einer willkürlichen Ansammlung von wirren Ideen machen.
Nun hat sich ein Häuflein, vielleicht auch ein Haufen von Soziologen, die dem Ausverkauf ihrer Wissenschaft nicht mehr länger zusehen wollen und wie wir der Ansicht sind, wissenschaftliche Texte müssen bestimmten Anforderungen, wissenschaftliche Konzepte bestimmten Kriterien entsprechen und wissenschaftliche Dozenten bestimmte Fähigkeiten und Kenntnisse aufweisen, um sich als Soziologie bzw. Soziologe zu qualifizieren, unter der Bezeichnung „Akademie für Soziologie“ zunächst zusammengeschlossen, dann von der Deutschen Gesellschaft für Soziologie abgespalten und tritt nunmehr in direkte Konkurrenz mit der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (DGS).
Das bedeutet Krieg, denn nun geht es um Ressourcen und bei aller Lethargie, die die DGS seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten auszeichnet, wenn es um die Ressourcen, das Geld, den Zaster geht, dann werden sie wach, die institutionalisierten und im geistigen Gefängnis der DGS wohnenden Soziologen. Wenn ihnen jemand an die Pfründe will, sagt, er leiste das, was die DGS nicht leiste, brauchbare, nachvollziehbare Forschung, aus Theorien abgeleitet, in Hypothesen gegossen und mit empirischer Falsifizierung oder Bewährung versehen, dann ist Schluss mit lustig, dann nimmt selbst der herkömmliche DGS-Soziologe den Griffel in die Hand und verfasst eine zunächst irritierte und dann erzürnte Schrift wider die Spalter.
„Die Gründung der „Akademie für Soziologie“ im Juli 2017 hat für viele Mitglieder der DGS fachliche und professionspolitische Fragen aufgeworfen, u.a. nach dem Verhältnis zwischen DGS und „Akademie““
[…]
Unsere Übersetzung: Der Vorstand der DGS sieht sich genötigt zur Kenntnis zu nehmen, dass es selbst in der DGS sozialen Wandel gibt.
„Die DGS will mit der neuen Einrichtung, analog zum Umgang mit vielen anderen Vereinigungen, das konstruktive Gespräch suchen und pflegen. Kontroversen gehören dazu. Zugleich weist die DGS den allgemeinen Vertretungsanspruch für die Disziplin, den die „Akademie“ durch die – falsche – Verallgemeinerung eines letztlich spezifischen epistemologischen und methodologischen Programms formuliert, zurück. Allein die DGS ist die wissenschaftliche Fachgesellschaft für die Soziologie in ihrer gesamten Pluralität und Breite. Innerhalb der DGS sind alle wissenschaftlichen Paradigmen und methodologische[n] Perspektiven des Faches vertreten; einschließlich derjenigen Positionen, die die „Akademie“ für sich reklamiert. Die jeweilige Sichtbarkeit und Wirkmächtigkeit von Positionen hängt von innerverbandlichen Dynamiken ab. Der Vorstand der DGS befürwortet ausdrücklich die breite und plurale Diskussion und den Austausch zwischen unterschiedlichen Positionen in ihren Gremien und Sektionen.“
Unsere Übersetzung: Du sollst keine andere Standesvertretung neben der DGS haben. Wir lieben Pluralismus, hassen den Wettbewerb und haben kein Problem mit Widersprüchen.
[…]
„Der Name „Akademie für Soziologie“ sowie die bisherigen Stellungnahmen legen im Gegensatz dazu einen allumfassenden Vertretungsanspruch für das Fach nahe. Damit nimmt die „Akademie für Soziologie“ ein Spannungsverhältnis zur DGS in Kauf. Der DGS-Vorstand sieht in der Gleichzeitigkeit von allgemeinem Anspruch und spezifischem Programm einen eklatanten Widerspruch. Mit ihrem epistemologischen Bekenntnis zu einem spezifischen Verständnis der empirisch-analytischen Soziologie geht seitens der „Akademie“ eine Engführung des Faches und der Sozialwissenschaften einher, die dem pluralen wissenschaftlichen Verständnis der DGS nicht entspricht. Zugleich wird die Wissenschaftlichkeit und Professionalität anderer soziologischer Richtungen in Frage gestellt.
[…]
Unsere Übersetzung: Soziologie muss nicht nachvollziehbar sein. Auch Sätze, die vollkommen wirr und keiner empirischen Prüfung zugänglich sind, Sätze, die in soziologischer Trance nach zwei Flaschen Rotwein (Fusel) zu Schriftsprache geronnen sind, sind dann Soziologie, wenn sie vom soziologischen Katheder aus verkündet werden.
„Sowohl die Bezeichnung als auch der Vertretungsanspruch der „Akademie“ lässt für ihre Koexistenz mit der DGS Konfliktpotentiale erwarten. Deutlich wird dies u.a. an der Absicht der „Akademie“, bei der DFG-Fachkollegienwahl in Konkurrenz zur DGS zu treten. Dieses Vorhaben ist fachlich nicht zu rechtfertigen. Es ist die DGS, die die multiparadigmatische Ausrichtung des Faches programmatisch beherbergt, bislang auch einschließlich der Ansätze einer empirisch-analytischen Soziologie.“
Unsere Übersetzung: Wir hassen die Marktwirtschaft und den Wettbewerb. Man sollte alle Versuche, der DGS Beine unterm Hintern zu machen, verbieten, sie sind mit dem Alleinvertretungsanspruch der DGS nicht zu vereinbaren und deshalb müssen sie von dunklen Kräften lanciert worden sein, um die DGS zu bewegen, ihr die Ressourcen abzugraben, sie zu zerstören…
Heureka. So langsam kommt Leben in die Bude. Wir hätten es gar nicht zu hoffen gewagt und werden natürlich als Kriegsberichterstatter aus dem ersten Graben berichten.
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Wenn die GDS auch vorgibt, “irgendwie für” offene Dialoge, Pluralismus und ( nicht näher bezeichnetes ) Trallala ( Wissenschaftlichkeit wohl eher nicht ) zu stehen, so betreibt sie im Zweifel doch aus reiner Konkurrenz- u. Geldangst das glatte Gegenteil, nämlich hasssprühenden, ideologischen Hetzmonopolismus eindeutiger Zielsetzung.
Vermutlich kann die GDS sich auf Paul Feierabend (“Wider den Methodenzwang”) berufen. Wobei man erwidern würde, dass der Fortschritt des Wissens anarchisch sein mag aber einzelne Disziplinen wie Soziologie schon durch ihre jeweilige Disziplin definiert sein könnten.
Paul Feyerabend hat zwar ein Buch mit dem Titel “Anything Goes (Wider den Methodenzwang in der unsinnigen deutschen Übersetzung)” geschrieben. Wer das Buch aber kennt, der weiß, dass Anything Goes sich gerade NICHT auf die wissenschaftliche Methode bezieht, sondern auf den Entdeckungszusammenhang, auf die Ideenfindung.
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Wenn die GDS auch vorgibt, “irgendwie für” offene Dialoge, Pluralismus und ( nicht näher bezeichnetes ) Trallala ( Wissenschaftlichkeit wohl eher nicht ) zu stehen, so betreibt sie im Zweifel doch aus reiner Konkurrenz- u. Geldangst das glatte Gegenteil, nämlich hasssprühenden, ideologischen Hetzmonopolismus eindeutiger Zielsetzung.
Vermutlich kann die GDS sich auf Paul Feierabend (“Wider den Methodenzwang”) berufen. Wobei man erwidern würde, dass der Fortschritt des Wissens anarchisch sein mag aber einzelne Disziplinen wie Soziologie schon durch ihre jeweilige Disziplin definiert sein könnten.
Paul Feyerabend hat zwar ein Buch mit dem Titel “Anything Goes (Wider den Methodenzwang in der unsinnigen deutschen Übersetzung)” geschrieben. Wer das Buch aber kennt, der weiß, dass Anything Goes sich gerade NICHT auf die wissenschaftliche Methode bezieht, sondern auf den Entdeckungszusammenhang, auf die Ideenfindung.