Ratgeber: Anstrengungslos zum Gutmenschen
Wir alle wissen, Leistung erfordert Anstrengung.
Das Fatale an Anstrengung ist nun, dass man sich anstrengen muss, etwas tun muss, sich engagieren muss, Zeit, Geld, Nerven, was sonst noch alles investieren muss, am Ende Fähigkeiten, Kompetenzen und vieles mehr haben muss, um die geforderte Leistung, z.B. das Durchtauchen eines Höhlensystems zu erbringen, um dann als Retter gefeiert werden zu können.
Nicht jeder ist bereits, sich der Mühsal jahrelanger, jahrzehntelanger Anstrengung und Ausbildung zu unterziehen, Humankapital zu erwerben, das man einsetzen kann, um etwas zu tun, effizient zu helfen, Produktives zu bewerkstelligen, einen Mehrwert zu schaffen.
Social Loafing ist hier eine Möglichkeit, anstrengungsfreier zum Erfolg zu kommen. Der Begriff wird von Sozialpsychologen benutzt, um Zeitgenossen zu beschreiben, die sich vom Team durchschleppen lassen, um am Ende dann den gemeinsamen Erfolg für sich in Anspruch zu nehmen.
Social Loafing setzt ein Team voraus. Ein Team, das bereit ist, Mitglieder durchzuschleppen, und am Ende kann man beim Versuch, als Social Loafer durchzugehen, nicht sicher sein, nicht doch etwas tun oder gar leisten zu müssen.
Virtue Signalling bietet hier den anstrengungsloseren Weg zum Guten. Virtue Signalling ist vollkommen anstrengungsfrei, bedarf nur des Mitläufertums, gegebenenfalls des Einsatzes der Stimme, um Parolen mitzuschreien. Letztlich reicht es aber, sich in die Front der Guten einzureihen und „FÜR MENSCHEN“ zu sein. Wer die Menschen sind, für die man Partei ergreift, ist irrelevant, so lange sichergestellt ist, dass sie sich sozial unter einem befinden, dass sie gönnerhaften Hilfsbekundungen zugänglich sind und im täglichen Leben nicht zur Konkurrenz um Arbeitsplatz oder soziale Position werden können.
Gerne gewählt werden vermeintlich Bildungsferne, weil sie aufgrund des nicht vorhandenen höheren Bildungszertifikats leicht unten verortet werden können.
Straffällige Jugendliche sind auch ein Objekt der verbalen Solidaritätsbekundung, so lange die straffälligen Jugendlichen in räumlicher Entfernung verbleiben.
In den letzten Jahren haben sich die Objekte verbaler Zuwendung insofern verändert, als der Abstieg der Mittelschicht in prekäre Verhältnisse es notwendig gemacht hat, eine Unterschichtung auch bei den Hilfsbedürftigen einzuführen.
Konsequenterweise werden nunmehr Hilfsbedürftige gewählt, die keinerlei Standbein in der eigenen Gesellschaft haben, so dass man sich als Helfender in jeder Hinsicht überlegen fühlen kann.
Und der Objekte, denen man verbale Zuwendung gewähren kann, sind keine Grenzen gesetzt:
Flüchtende, Migranten, unbegleitete minderjährige Migranten, kleine Braune vom schwarzen Kontinent, alleinerziehende Flüchtige, Mehrfamilienfluchthaushalte mit arbeitslosem Ernährer, homosexuelle junge Männer auf der Flucht, queere junge … ? irgendwas auf der Flucht, vor Rassismus Fliehende, vor Homophobie Fliehende, vor Krieg Fliehende …
Die Möglichkeiten sind grenzenlos (im wahrsten Sinne des Wortes).
Ein Wort der Warnung ist jedoch angebracht. In letzter Zeit sind vermehrt Fälle bekannt geworden, in denen Personen im Rahmen des virtue signalling als Bürgen für Objekte der eigenen Zuwendung aufgetreten sind und dies durch eine Unterschrift auf einem amtlichen Dokument kund getan haben. Als Folge werden sie nun als Bürge behandelt und finanziell in Anspruch genommen. Das mahnende Beispiel zeigt die Notwendigkeit, virtue signalling auf Akte zu beschränken, die keinerlei Niederschlag in der Realität, keine Veränderung und keinen Effekt zur Folge haben.
Z.B. Demonstrationen;
oder Mahnwachen;
Kuchenbacken für Asylbewerber die Suizid begehen, ist ein Beispiel, das wir als Best Practice des folgenlosen Gutmenschtums empfehlen können.
Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl von Vorschlägen zum virtue signalling, das anstrengungs- und folgenlos zum Gutmenschen befördert:
Lasst uns alle gemeinsam ein Zeichen setzen:
Hiermit rufe ich auf zur Aktion #SchlafGegenRechts – ab heute Nacht, jede Nacht!
Ich freue mich auf zahlreiche Beteiligung! #ausgehetzt
— St. Mārtín Ðømig (@MartinDomig) July 22, 2018
Weitere Möglichkeiten wären:
Protestzähneputzen gegen die Asylpolitik der Bundesregierung (einmal täglich, wir wollen es ja nicht übertreiben);
Verzicht auf einen Diskobesuch an mindestens einem Tag der Woche (Solidarität mit Afrika, das eine Unterversorgung mit Diskotheken aufweist)
Verzicht auf einen Schokoriegel ihrer Wahl, um gegen den Hunger in der Dritten Welt zu protestieren.
Setzen Sie ein Zeichen bei ihrem nächsten Friseurbesuch, gegen die Unterdrückung von Frauen: 50 Cent mehr Trinkgeld.
Boykott von Amaretto Disaronno. Amaretto Disaronno kommt aus Mailand. Matteo Salvini, der Innenminister Italiens, der die Häfen sperrt, kommt aus Mailand. Deshalb: Amaretto Boykott.
Weitere Vorschläge und Best Practices zum anstrengungslosen Gutmenschen-Dasein mit Wohlfühlgarantie, nehmen wir gerne entgegen.
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Ach welch glückliches Schicksal hat mir doch zeit meines Lebens ein so geringes Einkommen beschert, daß ich für eine solche Bürgschaft wie sie doch etliche Gutmenschen geleistet haben gar nicht in Frage komme. In einem Video war die geringste genannte Summe 8000,00 EUR, sonst aber handelte es sich immer um mehrere 10 000 Euronen. Außerdem weiß ich was eine Bürgschaft ist, habe ich während meiner Ausbildung gelernt.
Gut, mit dem Kuchenbacken, das wäre was. Es gibt aber eine Menge mir näher stehender Menschen, der Kuchen wäre schon weg bevor er seinen edlen Zweck erfüllen könnte.
Peanuts, das Zahlen die Gutmenschen aus der Hosentasche, nur wir Abgehängten können uns das nicht leisten. Ironie off. Ist schon lustig mit anzusehen, wie man Verträge (Bürgschaften) mit dem Staat abgeschlossen hat und sich jetzt nicht mehr daran erinnern will bzw. behauptet mündlich sei einem etwas anderes zugesichert worden. Wer jemals so eine Verpflichtungserklärung unterschrieben hat (der Autor dieser Zeile hat es schonmal), der weiß, dass dieses ausgeschlossen ist. Zudem wird man darauf hingewiesen was es bedeutet, so eine Bürgschaft abzuschließen.
Nun, wann kommt nach “Saufen, Ficken und Stricken gegen Rechts” endlich mal “Selbstmord gegen Rechts”? Das wäre eine Aktion, die ich voll unterstützen würde!
Vergleichbares gab es bereits. Mitte Juni war es einer Leipziger Studentin wohl zu spießig mittels Mitfahrzentrale in ihre Heimatstadt zu gelangen, weshalb sie es vorzog, stattdessen leicht bekleidet zu einem Marokkaner in den LKW zu steigen…
Diese Aktion würde ich nicht nur voll, sondern auch nüchtern unterstützen. 😀
Man möchte die Teilnehmer/innen der gestrigen Demo in München doch einmal im Sinne des Artikels freundlich fragen (z.B.):
1. Wie viel Geld (in Prozent ihres Einkommens) haben Sie in den vergangenen 12 Monaten an einschlägige Organisationen gespendet?
2. Wie viel Zeit haben Sie ehrenamtlich (=gänzlich unbezahlt) in den vergangenen 12 Monaten für Flüchtlinge/Migranten/Menschen in Not aufgewendet?
3. (Interessant:)Auf wie viel Prozent ihres Haushaltseinkommens wären Sie wirklich bereit dauerhaft zu verzichten, sollte eine hohe Flucht und Migration den bundesdeutschen Staatshaushalt langfristig sehr belasten? Was würden Sie in diesem Punkt Ihren evtl. nicht ganz so willigen Mitbürgern zumuten?
4. Meinen Sie nicht auch, dass die Bekämpfung von Fluchtursachen stärker angegangen werden sollte?
Letztlich ist in der Tat entscheidend, welche persönlichen Nachteile man selber gerne und freiwillig in Kauf nimmt. Wer sich qua Beruf/bezahlter Position für etwas einsetzt bzw. auf seine „Haltung“ stolz ist, ist nett, aber nur in Grenzen bewunderungswürdig.