CO2-Hokuspokus: Rettungsversuche am Klimawandel-Mythos

Vor nicht allzu langer Zeit haben wir in einem Post darauf hingewiesen, dass trotz der Maßnahmen zur Eindämmung von SARS-CoV-2, trotz eines erheblichen Rückgangs im Flugverkehr, in der industriellen Produktion, in der Nachfrage nach Erdöl, kurz: Trotz eines Rückgangs in nahezu allen Bereichen, die mit der Verbrennung von fossilen Brennstoffen assoziiert sind, die Konzentration atmosphärischen CO2 weiter ansteigt.

Nun kann man diese Beobachtung entweder als Beleg dafür nehmen, dass es mit dem angeblichen Einfluss von Menschen auf das Klima nicht weit her ist, dann nämlich, wenn man an Daten und Fakten interessiert ist oder man kann jammern und behaupten, dass nicht einmal der Lockdown und das Stilllegen großer Teile der industriellen Produktion weltweit den Effekt menschengemachten Klimawandels reduzieren. Diese realitätsfreie ideologische Geschichte findet sich z.B. bei “Klimareporter“.

“Die Konzentration des Klimagases CO2 in der Atmosphäre hat in diesem Frühjahr erneut Rekordwerte erreicht. Anfang Mai verzeichnete das Observatorium von Mauna Loa auf Hawaii, das seit den 1950er Jahren die CO2-Konzentration misst, einen neuen Tageshöchststand von 418,1 Molekülen pro Million “Luftteilchen” (parts per million, ppm). Auch in der Coronakrise, das zeigen die neuen Rekorde, steigt der Anteil von CO2 in der Atmosphäre weiter an.”

Es ist also möglich, vollkommen unbeeindruckt von widersprechenden Beobachtungen an einer Erzählung zu kleben, hat man sie erst einmal verinnerlicht, zur eigenen Ideologie gemacht, an der man sich festhält. In der Sozialpsychologie ist die Bereitschaft, aufgrund widersprechender Beobachtungen von Überzeugungen abzurücken, die sich nun einmal als falsch erwiesen haben, der Rubikon zwischen Stereotyp und Vorurteil. Menschen, die Stereotype nutzen, ändern diese, wenn sie nicht mehr mit der Realität übereinstimmen. Menschen, die Vorurteile haben, halten ihre Überzeugungen auch gegenüber der Realität aufrecht. Die Erklärung für dieses differenzielle Verhalten ist schnell gegeben. Stereotype werden benutzt, um Handlungsentscheidungen schnell und effizient treffen zu können. Das setzt voraus, dass Stereotype einigermaßen gut mit der Realität übereinstimmen. Vorurteile werden gerade nicht genutzt, um effiziente Entscheidungen zu treffen, also Entscheidungen, die am Ergebnis ausgerichtet sich, sondern dazu, sicherzustellen, dass die eigenen Handlungen mit den eigenen Überzeugungen im Einklang stehen, unabhängig davon, ob diese Handlungen zu effizienten Ergebnissen in der Realität führen. Das ist der Grund dafür, dass Menschen mit Vorurteilen suboptimale Handlungsentscheidungen treffen und bei normaler Evolution aussterben. In modernen Gesellschaften sind sie vor dem Aussterben geschützt, solange es staatliche Politiken gibt, die die Kosten der suboptimalen Entscheidungen übernehmen und auf alle umverteilen.



Doch zurück zur Erzählung des menschlichen Einflusses auf das Klima, die an einer entscheidenden Stelle hakt: Der Konzentration von CO2 in der Atmosphäre, die sich derzeit unabhängig von menschlichem Zutun zu entwickeln scheint, also steigt, obwohl die CO2 Emissionen sinken. Offenkundig ist der Zusammenhang zwischen der Emission von CO2 durch Menschen und dessen Konzentration in der Atmosphäre ein Kernstück der Erzählung vom anthropogenen Klimawandel. Wäre die Höhe der Konzentration von CO2 in der Atmosphäre unabhängig von menschlicher Aktivität, die Erzählung bräche in sich zusammen.

Was also tun?
In dieser Situation ist es immer gut, seinen Blick nach Exeter zu richten. Dort findet sich das Met Office Hadley Centre for Climate Science and Services, eine Einrichtung, die nicht erst seit gestern führend an der Verbreitung der Erzählung vom menschengemachten Klimawandel beteiligt ist, bei der man also einiges zu verlieren hätte, würde sich die Erzählung als falsch erweisen.

Derzeit findet sich dort ein Text, in dem das Ergebnis einer Simulationsrechnung (was auch sonst) verbreitet wird. Verantwortlich für den Text zeichnen u.a. Richard Betts und Chris Jones, beide im Hadley Centre beschäftigt. Ihre Lösung für das Problem, dass deutlich weniger CO2-Ausstoß dennoch zu einer Steigerung der Konzentration atmosphärischen CO2 führt, lautet: Zwar gebe es eine Steigerung, aber aufgrund des Lockdowns in vielen Ländern der Erde falle die Steigerung geringer aus, als zu erwarten gewesen wäre.

Mit anderen Worten, die Steigerung von atmosphärischem CO2, die auf Grundlage bestimmter Annahmen vorhergesagt wurde, fällt wegen des Lockdown geringer aus. Wir bewegen uns hier vollständig im Bereich des Fiktiven, wie wir nunmehr deutlich machen.

Zunächst und in aller Kürze zum Berechnungsergebnis: Statt eines Anstiegs von 2.80ppm in der Konzentration atmosphärischen CO2, gibt es dieses Jahr nur einen von 2.48ppm. 0.32ppm weniger als vorhergesagt. Die Reduzierung gehe auf den Lockdown und die heftige Drosselung der Weltwirtschaft zurück, so die Mannen von Hadley.

Was wie eine perfekte Rettungsaktion für die Behauptung, Verbrennen von fossilen Brennstoffen erhöhe die CO2-Konzentration in der Atmosphäre, aussieht, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als eine gehörige Luftnummer.

Zunächst basiert das gesamte Modell, die komplette Simulationsrechnung auf der Annahme, dass menschliche CO2-Emissionen zu 50% in der Atmosphäre ankommen und dort einen von all den natürlichen Quellen von CO2, die immerhin für 96% des atmosphärischen CO2 verantwortlich sind, klar trennbaren Unterschied machen. Diese Annahme basiert auf einer noch problematischeren Annahme, die eine natürliche Balance im Kohlenstoff-Zyklus annimmt. Bei der NASA hat man die folgende Grafik erfunden, um dieses Modell der “Balance” zu illustrieren:

Dargestellt ist hier, was gewöhnlich als “natural sink” beschrieben wird, also die Kapazität von Böden und Meeren, CO2 zu speichern, sowie die Abgabe von CO2 durch Meere, durch Dekomposition und so weiter. Wie man sieht, wäre alles schön im Lot, schön in Balance, wenn es die Menschen mit ihren Emissionen nicht gäbe, die hier – um noch ein wenig Effekt zu heischen – in roter Farbe dargestellt sind.

Dieses Modell einer Balance zwischen Austausch und Aufnahme von CO2 in der Natur – angenommen alle Menschen sind verschwunden – ist die Grundlage aller Berechnungen, die – wir wollen nicht ungerecht sein – zuweilen um Schwankungen in der Menge der natürlichen CO2-Emissionen erweitert werden. Vor allem die Phänomene, die als El Niño / La Niña bekannt sind, haben die Aufnahme natürlicher Schwankungen notwendig gemacht.

El Niño und La Niña sind Bezeichnungen für wiederkehrenden klimatische Muster, die auch als ENSO El Niño Southern Oscillation bezeichnet werden und denen Veränderungen in der Wassertemperatur des zentralen und östlichen Pazifik zugrunde liegen. Die Oszillation zwischen wärmeren und kälteren Episoden hat Effekte auf die Lufttemperatur, den Niederschlag und zuweilen heftige Effekte auf das Wetter.

So steigt während eines El Niño die Lufttemperatur in den Tropen. Die Folge sind Dürren, eine geringere Vegetation, häufigere Brände und als Ergebnis davon höhere CO2 Emissionen. In Nordamerika führt El Niño zu wärmeren Wintern und kühleren und feuchteren Sommern, was ein verstärktes Pflanzenwachstum zur Folge hat, das wiederum in einer Reduktion der CO2-Emissionen seinen Niederschlag findet. Je nach Intensität von El Niño ergeben sich erhebliche Auswirkungen auf Pflanzenwachstum und CO2 Emissionen. [Der Vollständigkeit halber La Niña ist das Gegenstück zu El Niño: kälter in den Tropen, dafür wärmer im Norden Amerikas.]

El Nino im Winter Quelle

Klima-Simulateure, wie die in Hadley, sind von den Schwankungen, heftigen Schwankungen, wie sie ENSO zustande bringt und ENSO ist nur eines der Phänomene, die einen erheblichen Einfluss auf das Wetter haben, gänzlich unbeeindruckt, wenn es darum geht, ihre Rechnungen unter die Kongregation der Gläubigen zu streuen. Und so ist das Modell aus Hadley, das den verringerten, aber dennoch Anstieg von CO2 als Folge des Lockdowns vorhersagt, ein pars-pro-toto Modell, d.h. Annahmen, die einmal gemacht wurden, werden einfach fortgeschrieben. Ändert sich eine Annahme, dann wird so getan, als sei dies ein lokales Ereignis, zwar hat sich X geändert, aber alles andere bleibe gleich, so die Annahme (deshalb pars-pro-toto).

Folglich besteht das, was Hadley der Welt als Simulations-Rechung für den Einfluss des Rückgangs der weltweiten CO2-Emissionen auf die atmosphärische CO2-Konzentration verkaufen will, ausschließlich darin, den geringeren Ausstoß fossiler Brennstoffe aus den bisherigen Berechnungen herauszurechnen und der staunenden Welt als neue Prognose zu präsentieren, freilich ohne die Annahmen, auf denen die neue Prognose basiert, auszusprechen, die da lauten:

  • unter der Annahme, dass 50% der menschlichen CO2-Emissionen in der Atmosphäre ankommen,
  • unter der Annahme, dass eine Balance im Austausch natürlich entstehenden CO2 besteht, die durch menschliche CO2-Emissionen gestört wird,
  • unter der Annahme, dass das diesjährige El Niño Ereignis der Prognose entspricht, die im Nino3.4 SST Datensatz vorhergesagt wird,
  • unter der Annahme, dass der Rückgang von CO2-Emissionen, die auf die Verbrennung fossiler Brennstoffe zurückgeht, 8% und nicht mehr und nicht weniger beträgt,

kommen wir zu dem Ergebnis, das im Methodenteil des Beitrags der Mannen aus Hadley/Exeter versteckt ist:
Wie alle Modelle, so steht und fällt auch das Modell aus Hadley mit seinen Annahmen. Schon die Annahme, man könne den verringerten Anteil der von Menschen verursachten CO2-Emissionen einfach so herausrechnen, ist zumindest problematisch. Die Annahmen, die im Hinblick auf El Niño gemacht werden, sind indes höchst problematisch. So hat eine Analyse von NOAA, National Oceanic and Atmospheric Administration, ergeben, dass die Effekte, die von El Niño ausgehen, so erheblich sind, dass sie jedes Klimamodell in Frage stellen:

“The new work is based on long-term measurements from sampling stations established by the North American Carbon Program and NOAA’s Global Greenhouse Gas Reference Network. The analysis found that the North American biosphere soaks up the equivalent of 2.24 billion tons more CO2 per year during El Niño periods than La Niña periods. That’s roughly a third of the total fossil fuel emissions generated in North America in an average year, or 1.25 times more than the CO2 reduction goals established for the United States by the Paris climate agreement known as COP-21.”


Während eines El Niño wird durch die verstärkte Vegetation in Nordamerika rund ein Drittel der gesamten US-amerikanischen CO2-Emissionen absorbiert. Kein Klimamodell berücksichtigt bislang diesen erheblichen Effekt. Auch in Hadley scheint dieses Ergebnis nicht angekommen zu sein. Dessen ungeachtet macht es die gesamte Prognose der Entwicklung atmosphärischen CO2 hinfällig. Hinzu kommt, dass die Wahrscheinlichkeit für ein El Niño Ereignis in diesem Jahr offenkundig in Hadley recht hoch veranschlagt wird, nicht nur das, es wird sogar angenommen, dass der Effekt, der von höheren Temperaturen in den Tropen auf eine geringere Bindung von CO2 durch Vegetation ausgeht, größer ist als der gerade beschriebene immense Effekt, den El Niño auf die Absorption von CO2 im Norden Amerikas hat, wie der Wert 0.667 in der Tabelle ausweist. Die World Meterological Association schätzt die Wahrscheinlichkeit, dass es 2020 überhaupt zu einem El Niño Ereignis kommt, für recht gering ein.

Auch diese Prognose scheint in Hadley nicht angekommen zu sein. Dort ist man wohl eher daran interessiert, das eigene Modell so mit Variablen zu füllen, dass es letztlich die Ergebnisse produziert, die beobachtet werden, was eine Praxis ist, die bei Klimamodellierern recht beliebt ist. Man passt das eigene Modell an die Beobachtungsdaten der Vergangenheit an und schraubt an den Werten der Modellvariablen so lange herum, bis sie vergangene Beobachtungen abbilden. Aufgrund des für die Vergangenheit beobachteten Anstiegs von CO2 in der Atmosphäre kann man dann sicher vorhersagen, dass der Anstieg fortdauern wird, und, weil das Modell und die geschraubten Variablen im Modell alle auf der Behauptung basieren, es seien menschliche Emissionen, die den Unterschied machen, hat man, für alle Zeiten, in denen die Konzentration atmosphärischen CO2 ansteigt, den Schuldigen gefunden: Menschen und ihre Emissionen.

Es sind dies Fleischwolf-Modelle, wie Dr. Diefenbach sagt: Sie produzieren hinten, was vorne hineingesteckt wurden – wenig überraschend, aber ausreichend, um schlichte Gemüter zu begeistern.

Übrigens, die Klimareporter Behauptung: “Die Konzentration des Klimagases CO2 in der Atmosphäre hat in diesem Frühjahr erneut Rekordwerte erreicht” ist natürlich Blödsinn, wie ein Blick in die Geschichte der Erde zeigt.




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