POTSblitz noch ein Syndrom – Myokarditis nach COVID-19 Spritze rund 50% häufiger als nach SARS-CoV-2 Infektion

POTS – postural orthostatic tachycardic syndrome – ist eine jener neuen Diagnosen, die Hilflosigkeit ausdrücken. Das Syndrom liest sich wie eine Geschichte, bei der ein Anrufer berichtet, dass seine Schubkarre nicht mehr funktioniert und im Laufe des Gesprächs herauskommt, dass die Schubkarre unter den Ruinen des ausgebrannten Bauhofs begraben ist, weshalb sie nicht mehr funktioniert.

So auch bei POTS.

  • Wenn Sie sich hinstellen und allein davon schon eine erhöhte Herzschlagfrequenz haben, dann lautet die Diagnose: POTS.
  • Wenn Sie eine verschwommene Sicht haben, sich im Kopf benebelt fühlen, Kopfschmerzen haben, ihnen bei sportlichen Aktivitäten schlecht wird, sie sich übergeben müssen, dann lautet die Diagnose: POTS – vielleicht, vielleicht auch nicht.
  • Wenn sie Zittern und ihre Hände nicht mehr ruhig halten können, oder am ganzen Körper zittern oder Brustschmerzen oder Schmerzen in den Extremitäten haben und mit kurzem Atem nach Luft schnappen, dann lautet die Diagnose: POTS, wo bekannt, woanders nicht.
  • Ah, ja, Durchfall ist auch irgendwie POTS.
  • Und wenn ihre Stammzellen verrückt spielen und Botenstoffe ausschütten, dass es ihnen heiß und kalt wird, dann lautet die Diagnose: POTS.
  • Schlaflosigkeit kann auch POTS sein.
  • Müdigkeit und Fibromyalgie, die liegt vor, wenn sie nahezu überall Schmerzen haben, das ist auch POTS.

POTS scheint eine Sammelkategorie zu sein, in die Mediziner all das packen, was sie nicht anderweitig unterbringen, und weil POTS neu ist, hat es den Vorteil, dass man so ziemlich alles hineinpacken kann, in die Kategorie “POTS”.

Potsblitz!

Und genau das haben die Autoren des folgenden Papers getan:

Kwan, Alan C., Joseph E. Ebinger, Janet Wei, Catherine N. Le, Jillian R. Oft, Rachel Zabner, Debbie Teodorescu et al. (2022). Apparent risks of postural orthostatic tachycardia syndrome diagnoses after COVID-19 vaccination and SARS-Cov-2 Infection. Nature Cardiovascular Research (2022): 1-8.

Eigentlich haben Sie das getan.
Uneigentlich ist uns nicht wirklich klar, was sie getan haben, so dass sich die Frage stellt, was man mit diesem Papier, das es immerhin durch den Peer Review Prozess von Nature geschafft hat, tut. Dass es das Paper durch den Peer Review Prozess geschafft hat und veröffentlicht wurde, ist offenkundig darauf zurückzuführen, dass derjenige oder diejenigen, die/der es begutachtet hat/haben, auch nicht verstanden hat/haben, was hier getan wurde.

Indes kann man die Arbeit von Kwan et al. (2022) wie Alex Berenson das tut, ihrer Probleme vollständig entkleiden und als Beleg dafür werten, dass nach COVID-19 Impfung / Gentherapie eine ganze Reihe von Erkrankungen mit einer höheren Wahrscheinlichkeit auftauchen. Dann verbreitet man die folgende Tabelle und fordert die Leser auf, die mit “post-exposure risk” überschriebenen beiden Spalten zu betrachten, um zu sehen, für welche Erkrankungen nach einer COVID-19 Impfung / Gentherapie ein höheres Risiko vorhanden ist.

Man kann auch zitieren, was die Autoren glauben, an Ergebnis produziert zu haben, wozu man den Teil der Arbeit zur Kenntnis nehmen muss, den Berenson ignoriert, den Teil, in dem dieselben Erkrankungen für Personen, die sich mit SARS-CoV-2 infiziert haben, analysiert werden. Der Teil, der die Autoren dann zu folgender Aussage motiviert:

“In summary, POTS-related diagnoses appear to be acquired with increased frequency after, compared to before, COVID-19 vaccination, particularly when compared to more commonly diagnosed conditions, but at a rate that is approximately five times lower than after SARS-CoV-2 infection.”

POTS, zwar nach COVID-19 Impfung / Gentherapie vorhanden, aber eben seltener vorhanden als nach SARS-CoV-2 Infektion. Ein etwas, wenn nicht ganz anderes Ergebnis als es Alex Berenson darstellt.

Und natürlich kann man sich fragen, was die Gesellen um Alan C. Kwan da eigentlich gemacht haben, so wie wir das nun tun, um herauszufinden, was es mit dieser Forschung auf sich hat. Beginnen wir mit der letzten Spalte oben, die drei Begriffe umfasst; Myocarditis, POTS und CPC. Das sind die drei Gruppen von Erkrankungen, die die Autoren tatsächlich untersucht haben, POTS, postural orthostatic tachycardic syndrome, CDC, common primary care, und Myokarditis. Warum sie das getan haben und warum sie ihre Ergebnisse dennoch getrennt für unterschiedliche Erkrankungen ausweisen, das wissen wir nicht.

Was wir wissen:
Die Autoren haben letztlich für 248.592 vornehmlich mit Pfizer/Biontech und Moderna Gespritzte 90 Tage VOR DER ERSTEN und 90 Tage nach der ERSTEN Dosis untersucht welche Erkrankungen sich einstellen, wenn sich welche einstellen, bzw. sich ihre Untersuchungsdaten zugänglich gemacht, was insofern einfach war, als die Autoren im Cedars-Sinai Medical Center, Los Angeles, tätig sind. Nicht zufrieden mit dieser ersten Gruppe von Probanden haben sie eine zweite rekrutiert, ein Prozess, aus dem letztlich Daten zu 12.460 Personen resultieren, für die 90 Tage vor einem positiven Test auf SARS-CoV-2 und 90 Tage nach diesem Test die Krankheitsgeschichte nachvollzogen wurde.

An sich eine gute Idee.
Aus dem vorher-nachher Vergleich der Häufigkeit bestimmter Diagnosen wollen die Autoren dann Aufschlüsse darüber gewinnen, ob das Risiko auf Myokarditis, POTS oder für eher traditionelle Krankheitsdiagnosen (CDC), wie z.B. Diabetes steigt. Und wenn man liest, was die Autoren gerechnet haben wollen, dann klingt das alles ganz beeindruckend.

Logistische Regressionen:

“ORs were estimated with logistic regression with cluster-robust standard errors to account for possible repeated measures (for example, multiple diagnoses) between patients.”

Bonferroni Grenze:

“Odds of post-exposure diagnosis were estimated using one-sample proportions testing with continuity correction, and two-sided P values are shown without correction for multiple testing while noting that a conservative Bonferroni threshold of 0.05/20 = 0.0025 may be considered for aiding interpretation of results.”

Sequenz-Symmetrie [also gleichgroße Zeitabschnitte]:

For this reason, we employed a sequence–symmetry analysis along with pre-specified narrow timeframes around documented exposures to help minimize the possibility that unrecorded and potentially confounding or interacting additional exposures could have occurred during the same narrow time period.

Beeindruckend.
Indes…
Betrachten wir die Tabelle oben doch etwas genauer:

Die Spalte, die Alex Berenson hervorgehoben hat, die Spalte, die angibt, wie hoch das Risiko ist, nach COVID-19 Impfung / Gentherapie z.B. an Myokarditis zu erkranken, die Spalte, die per logistischer Regression errechnet worden sein soll, und für die sich so überhaupt kein Indiz finden lässt, das auf die tatsächliche Verwendung einer logistischen Regression hindeuten würde, weist eine Odds Ratio von 2,57 auf, ein um das 2,6fache erhöhtes Risiko. Grundlage dieses Werts sind 18 nach und 7 vor der COVID-19 Impfung an Myokarditis Erkrankte. 18/7 ergibt 2,57.

Hm.

POTS: 501 sind vor der COVID-19 Spritze 763 danach mit diesem Sammelsurium von irgendwas diagnostiziert worden. 763/501 = 1,52. Genau die Odds Ratio, die sich in der drittletzten Spalte findet. Potzblitz! Es hat den Anschein, als wäre der Wert für die Wahrscheinlichkeit durch einfache Division errechnet worden, sicher nicht durch logistische Regression. Nehmen Sie sich die ganze Tabelle oben zur Hand und prüfen Sie es. Viel Spaß.

Dasselbe Spiel findet sich für diejenigen, die vor und nach Infektion mit einer der genannten Diagnosen geschlagen wurden. Auch für sie findet einfache Division das erhöhte Risiko. Erstaunlich. Aber es wird noch besser.

SciFi

Springen wir kurz in den Methodenteil, in dem wir die folgende Aussage gefunden haben:

“We note that, because our pre-specified separate populations of vaccinated and infected patients were mutually exclusive, the results of comparison analyses conducted between the populations should be interpreted more cautiously than the results of comparison analyses conducted within the populations.”

Man kann, so schreiben die Autoren, die beiden Gruppen der Geimpften und der positiv auf SARS-CoV-2 Getesteten eigentlich nicht miteinander vergleichen. So, nun ist es geschrieben. Lasst uns das Geschriebene ignorieren, denn die Autoren tun genau das, sie vergleichen beide Gruppen, die sie hier als sich “gegenseitig ausschließend” bezeichnet haben, miteinander und kommen durch diesen Vergleich zu der Aussage, die wir oben zitiert haben, dass nämlich die Wahrscheinlichkeit von POTS geblitzt zu werden, nach SARS-CoV-2 Infektion höher ist als nach COVID-19 Spritze…

Um dieses Ergebnis gewichten zu können, ist es sinnvoll, zum Anfang des Kwan et al. Textes zurückzukehren und dort folgende Aussage zu finden:

“Coronavirus Disease 2019 (COVID-19) vaccination has been shown to be safe and effective in multiple trials. Vaccine pharmacovigilance has revealed diverse rare side effects in the setting of population-wide administration, including off-target cardiovascular effects, with the most well-characterized being myocarditis. Reports have emerged regarding cases of postural orthostatic tachycardic syndrome (POTS) after vaccination. Recognized as a clinical syndrome that manifests with orthostatic intolerance and postural tachycardia, POTS is diagnosed based on clinical features, such as orthostatic dizziness, palpitations and pre-syncope, and a 10-minute stand test or a tilt table test that demonstrate a heart rate elevation of at least 30 beats per minute from supine to standing position.”

Die Autoren wissen also bereits BEVOR sie auch nur eine Analyse gerechnet haben, dass COVID-19 Impfbrühen AUSWEISLICH DER klinischen Trials der HERSTELLER, sicher sein sollen und wenn sie nicht sicher sind, dann nur in ganz seltenen, eigentlich vernachlässigbaren Fällen zu  Erkrankung führen. Das Ergebnis, mit dem sie schließlich aufwarten, dass POTS und Myokarditis nach COVID-19 Spritze tatsächlich häufiger auftauchen als ohne, die Häufigkeit aber nach SARS-CoV-2 Infektion noch viel höher sind, das fügt sich perfekt in diesen Auftakt ein. Fragt sich, wie es zustandegekommen ist, da die Autoren selbst sagen, man könne die Ergebnisse für einmal Gespritze und die Ergebnisse für positiv aus SARS-CoV-2 Getestete [alle damit verbundenen Probleme schenken wir den Autoren] eigentlich nicht vergleichen.

Folgen Sie uns auf TELEGRAM

Sie tun es dennoch, und zwar auf Basis von standardisierten Daten. Sie standardisieren auf 100.000. Um auf 100.000 Personen zu standardisieren, muss man jeden Fall aus der Gespritzengruppe herunterrechnen, durch den Faktor 2,85 dividieren, und jeden Fall in der positiv Getesteten Gruppe mit dem Faktor 8 multiplizieren. Die Autoren nehmen also an, dass dann, wenn man kleine Unterrgruppen der 12.460 Leute in ihrer Verteilung jeweils auf 100.000 hochrechnet, die Verteilung dieselbe bleibt, dass man also davon ausgehen kann, dass die 2 Fälle Myokarditis vor positivem Test und den drei Fällen Myokarditis nach positivem Test auf die 16 bzw. 24 Fälle hochrechenbar sind , die sich dann einstellen würden, wenn man nicht 12.460, sondern 100.000 Leute in seiner Verteilung hätte.

Eine mehr als gewagte Annahme.
Noch dazu eine unnötige Annahme, da man mit einer einfachen Berechnung des relativen Risikos, schneller einen Anhaltspunkt dafür gewinnen kann, ob sich bei vermeintlicher Impfung oder vermeintlicher Infektion ein höheres Erkrankungsrisiko vor  bzw. nach dem “Event” einstellt.

Wir haben das mal kurz durchgespielt.

Myokarditis:

  • Risiko nach COVID-19 Spritze im Vergleich zu post-Infektion-Risiko: 1,2
  • Risiko vor COVID-19 Spritze im Vergleich zu pre-Infektions-Risiko: 0,7

Das Risiko einer Myokarditis ist somit nach COVID-19 Spritze im Vergleich zu post-positivem Test um 20% erhöht, während das vor COVID-19 Spritzen Risiko auf Myokarditis um 30% geringer ist als das pre-“Infektionsrisiko”. Somit erhöht die COVID-19 Spritze das Risiko, an einer Myokarditis zu erkranken und im Vergleich zu einer Infektion mit SARS-CoV-2 [gehen wir davon aus, PCR-Tests seien akkurat] um 50%

POTS:

  • Risiko nach COVID-19 Spritze im Vergleich zu post-Infektions-Risiko: 0,88
  • Risiko vor COVID-19 Spritze im Vergleich zu pre-Infektions-Risiko: 1,22

Das POTS-Risiko ist nach COVID-19 Spritze somit um rund 34% geringer als nach Infektion und nicht etwa um 500%, wie die Autoren behaupten.

Es ist eben alles eine Frage der Prämissen und des gewünschten Ergebnisses und wenn wir jetzt wüssten, was POTS tatsächlich ist, könnten wir sagen, was dieses Ergebnis bedeutet. Da wir nicht wissen, was POTS ist, aber genau wissen, was Myokarditis umschreibt, können wir das Ergebnis dieser Arbeit somit wie folgt zusammenfassen: Das Risiko, nach COVID-19 Impfung / Gentherapie eine Myokarditis zu erleiden ist um 50% höher als nach einer Infektion mit SARS-CoV-2 eine Myokarditis zu erleiden.

Potzblitz.


 

Folgen Sie uns auf Telegram.
Anregungen, Hinweise, Kontakt? -> Redaktion @ Sciencefiles.org
Wenn Ihnen gefällt, was Sie bei uns lesen, dann bitten wir Sie, uns zu unterstützen. ScienceFiles lebt weitgehend von Spenden. Helfen Sie uns, ScienceFiles auf eine solide finanzielle Basis zu stellen.
Wir haben drei sichere Spendenmöglichkeiten:

Donorbox

Unterstützen Sie ScienceFiles


Unsere eigene ScienceFiles-Spendenfunktion

Zum Spenden einfach klicken

Unser Spendenkonto bei Halifax:

ScienceFiles Spendenkonto: HALIFAX (Konto-Inhaber: Michael Klein):
  • IBAN: GB15 HLFX 1100 3311 0902 67
  • BIC: HLFXGB21B24

Print Friendly, PDF & Email
7 Comments

Bitte keine Beleidigungen, keine wilden Behauptungen und keine strafbaren Inhalte ... Wir glauben noch an die Vernunft!

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Entdecke mehr von SciFi

Jetzt abonnieren, um weiterzulesen und auf das gesamte Archiv zuzugreifen.

Weiterlesen

Entdecke mehr von SciFi

Jetzt abonnieren, um weiterzulesen und auf das gesamte Archiv zuzugreifen.

Weiterlesen