Mehr Geld durch Rektalforschung: Wie die Bundesregierung mit Auftragsumfragen eigene Politiken legitimieren will

Der interessante Satz des Beitrags “Große Mehrheit sieht Demokratie bedroht” in der Tagesschau steht ziemlich am Ende:

“Die Befragung richtete sich im April und Mai an knapp 2500 Bürgerinnen und Bürger. Sie wurde vor dem Hintergrund des geplanten Demokratiefördergesetzes durchgeführt. Damit beabsichtigt die Ampel-Koalition, Vereine und Organisationen, die sich für die Stärkung der Demokratie und für die Prävention von Extremismus einsetzen, künftig mit einer verlässlicheren finanziellen Grundlage auszustatten. Bislang erhalten sie in der Regel nur befristete Projektmittel. Auch erfolgreiche Initiativen stehen damit immer wieder vor dem Aus.”

Bekanntermaßen will Innenminister Faeser den bezahlten Dienst an dem, was die Regierung als Demokratie ansieht, auf eine feste Basis stellen, um auf diese Weise eine Horde, auf dem normalen Arbeitsmarkt NICHT vermittelbarer Überflussexistenzen zu Gebrauchs-Claqueuren der eigenen Politik heranziehen, die aus Dankbarkeit und Mangels Alternativen, gar nicht anders können, als der Bundesregierung und deren Förderzielen zu willen zu sein. Ein bereits vorhandener Bestandteil, des auf diese Weise dauerhaft zu schaffenden ministerialen Speckgürtels voller Leute zur ministerialen Verfügung, ist das Deutsche Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM) in Berlin, das seit 2017 Steuerzahlern zur Last fällt, und zwar erheblich:

Das DeZIM hängt in vollem Umfang am Tropf des Bundesministeriums für alle außer Männer, BMFSFJ, dem Ministerium, bei dem auch für die fixen Mittel, die geplant sind, um das “Demokratie leben!” zum “Mit Demokratie durchfressen” zu machen, angesiedelt sind. Das DeZIM, das sich einer öffentlichen Förderung von mehr als 10 Millionen Euro allein im Jahr 2023 erfreuen kann, einer Förderung, die dazu dient 25 weitgehend in den Arbeitsmarkt Unvermittelbare durchzufüttern, wird von der Bundesregierung ganz offenkundig frech und ohne Hemmungen dazu genutzt, Legitimation für die eigene Politik zu beschaffen, die man dann in der Tagesschau dem staunenden Volk als seine Mehrheitsmeinung, vorzusetzen die natürlich in repräsentativer Befragung, jeder Depp kann heute repräsentative Befragung, denn sie besteht einfach nur darin, ein repräsentativ, vor den eigenen Datenmüll zu setzen, gewonnen wurde.

Wir haben uns in der Folge den Spaß erlaubt, die Ergebnisse aus dem DeZIM, dem bundesfinanzierten Legitimationsbeschaffer für Polit-Vorhaben aller Art, mit dem, was der gebührenfinanzierte Systemfunk an seine Konsumenten weiterreicht, zu konfrontieren und auf dieser Grundlage die Bewertung des Junks, der hier verbreitet wird, vorzunehmen.

Vorweg ein Wort zur Repräsentativität, direkt aus dem Bericht des DeZIM:

“Die hier vorliegenden Daten basieren auf einer repräsentativen Befragung (n = 2460), die im Zeitraum von fünf Wochen im April und Mai 2023 im Rahmen der sechsten Erhebungswelle des Online Access Panels des DeZIM (DeZIM.panel) durchgeführt wurde.”

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Eine repräsentative Onlineumfrage. Man lernt nicht aus. Wie viele Menschen in Altenheimen wohl in die Umfrage gelangt sind, wie viele Handwerksmeister, die natürlich nichts besseres zu tun haben, als nach Arbeitsende die Umfrage vom DeZIM auszufüllen, wie viele Leute, die Regierungsstellen nicht vertrauen … daran teilgenommen haben. Man muss es eigentlich nicht mehr ausführen, tun wir es dennoch: Repräsentativität ist eine Mär. In der Wissenschaft wurde die Repräsentativität als Idealtyp erfunden, um die Abweichung von Befragungen von diesem Ideal dingfest machen zu können. Wie jede Idee, so hat auch diese Idee nicht lange ausgehalten, ehe sie von Opportunisten entdeckt wurde, die sie seither nutzen, um naiven Personen normale Ergebnisse als geadelte, repräsentative Ergebnisse zu verkaufen, mit der falschen Behauptung verbunden, sie gäben die Meinung in der Bevölkerung wieder. Und weil es von Opportunisten bis zu Polit-Darstellern, Leuten, die grundsätzlich versuchen, ihre Ideen als Mehrheitsmeinung zu verkaufen, nicht weit ist, nutzen seitdem Polit-Darsteller Umfragen, deren Ergebnisse mit dem Wörtchen “repräsentativ” zu besonders richtigen Ergebnisse verklärt werden, um die eigenen Politiken als Willen der Mehrheit auszugeben, um zu lügen.

Warum Repräsentativität eine schöne Idee ist, die keine praktische Umsetzung erfahren kann, das haben wir in einer Reihe von Beiträgen deutlich gemacht. Wer sie noch einmal nachlesen will:

Beginnen wir mit dem Junk, der auf Kosten von Steuerzahlern von einem ministerialen Anhängsel, das von Steuerzahlern ausgehalten werden muss, erstellt und an ein gebührenzahler finanziertes Regierungsanhängsel zur weiteren Verbreitung durchgereicht wird.

Die Tagesschau schreibt:

“Knapp vier von fünf Befragten sehen einer neuen Umfrage zufolge die Demokratie in Deutschland gefährdet. 78,9 Prozent stimmen laut einer repräsentativen Bevölkerungsbefragung des Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM) der Aussage zu, die Demokratie werde heute stärker angegriffen als noch vor fünf Jahren. Nur 3,4 Prozent der Befragten antworteten demnach, dass die Demokratie weniger angegriffen werde als zuvor.”

Natürlich verschweigt die Tagesschau, wer das Deutsche Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM) finanziert, wer es somit jederzeit zum Auftragnehmer machen kann schließlich geht es darum, Konsumenten zu täuschen. Gleich zu Beginn steht ein Fehler, denn die Demokratie ist dadurch, dass sie angegriffen wird, nicht gefährdet. Im Gegenteil, “die Demokratie” in ihrer derzeitigen Verfassung, kann durchaus von Leuten angegriffen werden, die die derzeitige Demokratie, besser: das, was von Systemmedien wie der Tagesschau als Demokratie ausgeben wird, eher in den Bereich totalitärer Regierungssystem rücken und deshalb angreifen, um die Demokratie zu retten.

Dessen ungeachtet ist die Frage “Denken Sie, dass die Demokratie in Deutschland stärker angegriffen wird als vor 5 Jahren?” absoluter Mist. Glauben Sie, dass die Tour des France im Jahre 2018 in Wales populärer war als heute? [2018 hat Geraint Thomas, ein Waliser, die Tour de France gewonnen. Haben Sie es noch gewusst?] Glauben Sie, die Beziehungen zwischen Spanien und der Ukraine waren 2018 besser als heute [2018 hat Real Madrid in Kiew die Champions League gewonnen.] Glauben Sie, dass der Permafrost heute stärker ist als vor 5 Jahren? Glauben Sie, dass die Steinkohleförderung heute umfangreicher ist als vor 5 Jahren [2018 wurde mit der Schließung des Bergwerks Prosper-Haniel die Steinkohleförderung in Deutschland beendet].

Viele Beispiele, gleicher Sinn: Eine solche Frage misst überhaupt nichts. Bestenfalls misst sie, ob es Medien in den letzten Wochen gelungen ist, eine Gefahr für das deutsche Regierungssystem, von dem manche der Ansicht sind, es sei eine Demokratie, herbeizuschreiben und zu senden. Die Frage ist doppelter Mist, weil mit “Demokratie in Deustchland” nach einem amorphen Gebilde gefragt wird, das kaum einer der Befragten wird definieren können und die Angaben, die Befragte dazu machen würden, was nach ihrer Ansicht “Demokratie in Deutschland” ist, wären sehr unterschiedlich. Und, save the best for last, natürlich ist die Frage eine Suggestivfrage, mit der angebliche Forscher ihre Befragten auf Antworten zwingen wollen. “Denken Sie, dass die Demokratie in Deutschland stärker angegriffen wird als vor 5 Jahren”, schiebt den Befragten die Gewissheit unter, dass die Demokratie in Deutschland angegriffen wird und weil sie noch nie gehört haben, dass die Demokratie vor fünf Jahren angegriffen wurde, muss der Angriff, in welchem Ausmaß er auch stattfindet, stärker als vor 5 Jahren sein. Mit solchem Bullshit kann man nichts messen, aber Stimmung machen.

Solche Stimmung:

“Der Umfrage nach wünscht sich eine große Mehrheit, dass den Angriffen stärker entgegengewirkt wird. 84,9 Prozent der Befragten sehen es als Aufgabe der Bundesregierung, sich noch stärker für eine lebendige und starke Demokratie einzusetzen.”

Nachdem den Befragten suggeriert wurde, dass die “Demokratie in Deutschland” angegriffen wird, ist es kein Wunder, wenn diese Befragten denken, die Bundesregierung “sollte viel mehr machen” für eine “lebendige und starke Demokratie”. Wenn die Ersteller dieser Umfrage auch nur ein Fünkchen Ahnung von empirischer Sozialforschung hätten, sie würden doppelte Stimuli vermeiden, weil man nicht weiß, ob die Befragten nun eine lebendige oder eine starke Demokratie oder beides als Gegenstand des Engagements der “Bundesregierung” bewerten. Und weil auch dieses Mal nichts ohne Suggestion geht, wird vorausgesetzt, dass die Bundesregierung sich überhaupt für die Demokratie engagiert. Indes, die Antwortkategorie “Sie [die Bundesregierung] macht genau richtig viel” hat uns zu denken gegeben. Nachdem die IGLU Studie einen hohen Anteil funktionaler Analphabeten in deutschen Grundschulen geortet hat, kann man sich nicht sicher sein, welche Diffundierung diese Analphabeten in der Gesellschaft finden, indes liegt der Verdacht nahe, dass sie es weiter schaffen, als man dachte …

Nun, nachdem die Befragten in die Meinung getrickt wurden, die “Demokratie in Deutschland” werde angegriffen und ihnen suggeriert wurde, dass die Bundesregierung voller verteidigendem Eifer ist, nun kommt das, worum es geht: GELD. Worum sonst sollte es gehen? Die komplette Umfrage ist darauf ausgerichtet, Befragte so zu führen, dass sie einer finanziellen Förderung von Organisationen, die sich gerne im Speckgürtel des BMFSFJ dauerhaft ansiedeln und durchfressen würden, zustimmen.

Und siehe da:

“Eine Mehrheit würde laut Umfrage eine längerfristige Unterstützung der Zivilgesellschaft in ihrem Einsatz gegen politischen Extremismus (60 Prozent) beziehungsweise zur Unterstützung von Betroffenen von Diskriminierung (65,5 Prozent) befürworten. Mehr als die Hälfte fordert zudem eine verlässliche Finanzierung von Initiativen für eine vielfältige Gesellschaft (55,5 Prozent) und zugunsten eines demokratischen Miteinanders (58,8 Prozent).”

Es gibt, wenn man die Abbildung betrachtet, wenig Varianz. Die Muster der Antwortverteilungen sind fast identisch. Ein Hinweis auf einen Zustimmungs-Bias. Einen solchen, zu dem Befragte in so genannten Itembatterien immer tendieren, kann man sich zunutze machen, wenn man die eigenen Ergebnise in eine Richtung beeinflussen muss, bezahlt dies aber mit einem Verlust an Varianz, was in diesem Fall dazu führt, dass es keine Präferenzen in der Förderung von was auch immer mehr gibt. Aber da sie alle Geld wollen, ist es sicher kein Beinbruch, wenn sie auch alle Geld bekommen. Deutsche Steuerzahler bezahlen das…

Abschließend noch die Beschreibung der drei Autoren, die für den Junk aus dem DeZIM verantwortlich sind. Alle zeichnen sich durch dieselbe Lücke aus: Empirische Sozialforschung. Aber was soll’s, jeder kann heute Befragung, und Methoden der empirischen Sozialforschung sind ohnehin hinderlich, wenn man gar keine realen, sondern manipulierte Ergebnisse will.

Dr. J. Olaf Kleist ist Politikwissenschaftler mit den Schwerpunkten Flucht- und Flüchtlingsforschung sowie Demokratieförderung und seit 2020 Co-Leiter der Fachgruppe „Demokratie, Transfer und Politikberatung“ am DeZIM-Institut. Er promovierte 2012 an der Freien Universität Berlin, nach Forschungsaufenthalten in Melbourne und Oxford, mit einer Arbeit über das Verhältnis von Migrations- und Erinnerungspolitik am Beispiel Australiens. Er arbeitete als Postdoc am IMIS, Universität Osnabrück und für zwei Jahre als DFG Research Fellow am Refugee Studies Centre, Universität Oxford, bevor er an das IMIS zurückkehrte, wo er ein BMBF-gefördertes Verbundprojekt zum Stand der Flucht- und Flüchtlingsforschung koordinierte. Er ist Gründer und war bis vor Kurzem Vorsitzender des Netzwerks Fluchtforschung.

Dr. Mirjam Weiberg ist Leiterin der Fachgruppe „Demokratie, Transfer und Politikberatung“ am DeZIM-Institut. Sie studierte Politikwissenschaft, Soziologie, Volkswirtschaftslehre und Germanistik an der Georg-August-Universität Göttingen und der Universität Rostock und promovierte in Internationaler Politik zum Umgang mit ethnisch-religiösen Konflikten. Zu den Schwerpunkten ihrer Forschungs- und Lehrtätigkeiten gehören Evaluation, Religion und Politik, Demokratie und Demokratieförderung, Friedens- und Konfliktforschung sowie Biopolitik mit den Länderschwerpunkten Deutschland, Großbritannien, Irland, Italien, Norwegen, USA, Sri Lanka und Indien. Seit 2021 ist sie Sprecherin des Arbeitskreises „Demokratie“ in der Deutschen Gesellschaft für Evaluation.

Anja Schöll ist wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Fachgruppe „Demokratie, Transfer und Politikberatung“ am DeZIM-Institut. Sie hat Psychologie im Bachelor an der Universität Regensburg und im Master an der Universität Potsdam studiert sowie den Master in Soziokulturellen Studien an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder) absolviert. Bevor sie sich vermehrt der wissenschaftlichen Begleitung des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ zuwandte, beschäftigte sie sich mit Traumata und Traumafolgebelastungen aufgrund von Fluchterfahrungen sowie sozialen Inklusionsprozessen in der psychiatrischen Versorgung und publizierte zu Schadenfreude und Mimikry im Journal Philosophical Transactions der Royal Society B.

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