Der MDR “fremdelt” mit der Wahrheit – Leipziger Forscher, nicht “Ostdeutsche” haben ein Demokratieproblem

Else Frenkel-Brunswick muss man nicht kennen. Aber diejenigen, die sie kennen, haben mit hoher Wahrscheinlichkeit im Zusammenhang mit der “Autoritären Persönlichkeit” von ihr gehört, denn im von Theodor Adorno herausgegebenen Buch “Studien zum autoritären Charkter” hat Frenkel-Brunswick an der in Kapitel 2 bschriebenen Entwicklung der Skalen, die – wenn man so will – der zentrale Bestandteil dieser Forschung sind, mitgearbeitet. Ob man ihr eine “maßgebliche Mitarbeit”, wie die Wikipedia das tut, zuschreiben kann, ist eine Frage, die man beantworten kann, wenn der Beitrag der beiden Hauptarbeiter an den Skalen, R. Nevitt Stanford und Daniel J. Levinson subtrahiert wird und noch etwas übrig bleibt. Fakt ist, dass sich Frenkel-Brunswick nach Abschluss des Projekts in den 1950er Jahren mehr recht als schlecht in Forschungsprojekten und auf Fellowships durchgeschlagen hat, die angestrebte Professur in Berkeley nicht erhalten und sich 1958 selbst umgebracht hat.

Aber sie lebt fort. In Leipzig, im dortigen Frenkel-Brunswick-Institut, das Oliver Decker, das Alterego von Elmar Brähler, beide keine ausgewiesenen Sozialforscher, die sich mit Sozialforschung beschäftigen, leitet. Und aus diesem Institut kommen im Wesentlichen mehr oder weniger haarige Interpretationen von Skalen, insofern ist es vermutlich nicht so falsch, das Institut dem feministischen Zeitgeist, der nun auch schon seit mehr als einer Dekaden verstorben ist und entsprechend ranzig riecht, entsprechend nach Frenkel-Brunswick zu benennen. Der vollständig fehlende theoretische Anspruch, der die Arbeiten aus diesem Institut, die dazu gedacht sind, Politikern zu dienen und entsprechend keinerlei wissenschaftlichem Anspruch gerecht werden, auszeichnet, er verbietet den Namen von Theodor Adorno in diesem Zusammenhang zu nennen. Zu Adorno kann man stehen wie man will, aber man wird im Zugestehen müssen, dass er derjenige ist, der die Datenhubberei des Projekts zur Untersuchung der Autoritären Persönlichkeit vehement abgelehnt und mit einem mehr oder weniger gelungenen theoretischen Anspruch, der, wie bei Adorno so üblich, viel zu lang geworden ist und aus den vier letzten Kapiteln der Studien zum Autoritären Charakter zusammengesucht werden muss, aufzupeppen versucht hat.

Ein Versuch, der im Leipziger Frenkel-Brunswick-Institut offenkundig überhaupt nicht mehr unternommen wird. Dort geht es um politische Legitimationsforschung, denn wer politischen Parteien gefällig ist, der kann mit Fördergeld aus Ministerien rechnen und sich finanziell auf Kosten der Steuerzahler mit Erbsenzählerei und Datenhuberei durchschlagen. Und natürlich kann der, der genau das liefert, was der ideologische Zeitgeist der extremen Linken, die in Medien ihren Hintern platt sitzen, geliefert haben will, mit einer entsprechenden Medienpräsenz rechnen, so wie Oliver Decker heute beim MDR und unter der Überschrift “Studie: Viele Ostdeutsche fremdeln mit Demokratie und wünschen sich autoritären Staat“.

Im Text, den offenkundig jemand erstellt hat, der mit Wahrheit fremdelt und mit Fakten, der sich mehr von ideologischem Bullshit angezogen fühlt, wenn er genutzt werden kann, um eine nicht unstattliche Zahl deutscher Bürger zu verumglimpfen, heißt es:

“Eine aktuelle Studie der Universität Leipzig belegt ein Demokratieproblem in den ostdeutschen Bundesländern. Die Untersuchung mit dem Titel “Policy Paper” wurde am Mittwoch in Berlin vorgestellt. Studienleiter Oliver Decker erklärte: “Unsere Untersuchung zeigt, dass sich derzeit viele Menschen in den ostdeutschen Bundesländern nicht mehr demokratische Teilhabe und Sicherung der demokratischen Grundrechte wünschen, sondern die scheinbare Sicherheit einer autoritären Staatlichkeit.”

Der theorielose Meister der Skalen kennt offenkundig die Ergebnisse seiner eigenen Skalen nicht oder hat sich vorgenommen, egal, was er an Ergebnis produziert, den Ostdeutschen einen Wunsch nach autoritärer Staatlichkeit nachzusagen.

“Die Zufriedenheit mit der Demokratie, wie sie im Alltag funktioniert, ist der Befragung zufolge schwach ausgeprägt. “Wir beobachten also ein ausgeprägtes Fremdeln mit der Demokratie, sie wird von Vielen nicht als etwas Eigenes verstanden”, ergänzt der an der Studie beteiligte stellvertretende Direktor des EFBI, Johannes Kiess.”

Dass sich Kiess im Institut von Decker einfindet, würden wir als Soziologen als Nachzugseffekt beschreiben, einer, der von einem weisen Mann aus der Pfalz mit: “Es kommt selten etwas Besseres nach”, kolportiert wird. Aber das trifft es. Kenntnislosigkeit scheint einen Nachzugseffekt auf ebensolche auszuüben. Die Zusammensetzung des Bundestages ist ein weiteres Beispiel für das Gesetz der klumpenden Inkompetenz.

Die Ostdeutschen wünschen sich also nicht mehr demokratische Teilhabe, sagt Becker.
Sie fremdeln mit der Demokratie, die von vielen nicht als etwas Eigenes verstanden werde, behauptet Kiess.

Und was sagen die Ergebnisse des “Instituts”?

Abbildung 16 im “Policy Paper” dieses Leipziger Instituts, das, wie wir nun feststellen müssen, den Namen von Frenkel-Brunswick missbraucht, zeigt, dass Ostdeutsche mitnichten mit der Demokratie fremdeln. Die Zustimmung zur “Demokratie als Idee” liegt bei 90,6%. Das würden wir als mehrheitliche Zustimmung bezeichnen. Die Zustimmung zur “Demokratie, wie sie in der Verfassung festgelegt ist”, liegt bei 74,3%, auch das ein hoher Wert, wenn man bedenkt, welche Anstrengungen korrupte politische Parteien unternehmen, um das Grundgesetz auszuhölen. Lediglich mit der Umsetzung von Demokratie haben Ostdeutsche Problem: nur 42,6% sind damit zufrieden. Daraus ein Fremdeln mit Demokratie zu zimmern, kann nur derjenige, der das, was sich in Berlin Regierung nennt, essentialistisch fast und keinerlei Abgleich mit der Realität zulässt. Die Prämisse hinter einer essentialistischen Fassung lautet: Egal, was sich Regierungen leisten, ihre Handlung wird von einem Parlament, so steht es jedenfalls in der Verfassung, kontrolliert und muss deshalb demokratisch sein. Wer das anders sieht, der ist anti-demokratisch.

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Else Frenkel-Brunswick hat sich in ihrem Forschungsleben vornehmlich mit der Unfähigkeit bestimmter Akteure, Ambivalenz zu ertragen, Ambivalenz, wie sie im menschlichen Leben zwangsläufig zwischen Idee und Praxis, Theorie und Praxis, Niedergeschriebenem und Gelebtem bestehen wird, beschäftigt. Sie hätte reiche Beute im nach ihr benannten Institut, denn die dort Beschäftigten sind offenkundig nicht fähig, die Ambivalenz zwischen einer guten Idee und einer miserablen Ausführung auszuhalten. Eine Unfähigkeit, die wiederum Adorno interessieren würde, wäre er noch am Leben, denn sie spricht für eine autoritäre Persönlichkeit. Nur autoritäre Persönlichkeiten halten es nicht aus, wenn an ihrem “Ideal” Kritik geübt wird. Nur autoritäre Persönlichkeiten sind der Ansicht, wer die Umsetzung einer guten Idee, die in einem heiligen Buch beschrieben ist, kritisiert, ist ein Ketzer, einer, der mit “Demokratie fremdelt”.

Bislang dachten wir, Decker und sein Anhang fremdeln mit empirischer Sozialforschung. Die fremdeln noch mit viel mehr.

Dass nur die wenigsten Bürger, die sich von einer Regierung in Wort und Tat gegängelt fühlen, die sich einem System gegenübersehen, das über Jahrzehnte Strukturen etabliert hat, in denen nur der Korrupte, der es schafft, Delegierte in der Landesversammlung zu “gewinnen”, auf einem sicheren Listenplatz landet, Bürger, die das politische System als degenerierte Version einer einst guten Idee ansehen, Lust haben, an diesem politischen System mitzuarbeiten, das sollte jedem einsichtig sein, der ein Mindestmaß an Empathie mitgebracht hat, eine Grundvoraussetzung für Sozialforschung übrigens … aber lassen wir das.

Indes, Decker ist es nicht klar und Thiess ist es auch nicht klar, deshalb unterstellen sie Ostdeutschen, dass sie sich nicht mehr politische Teilhabe wünschen würden und die Demokratie nicht als Eigenes verstünden. Tatsächlich muss man die Ergebnisse, die die beiden Herren misrepräsentieren, so verstehen, dass die meisten Ostdeutschen an dem, was in Deutschland als Demokratie bezeichnet wird, nicht teilhaben wollen, vielleicht haben sie einfach keine Lust, sich korrumpieren zu lassen und dass sie diese von ihnen als stark von der Idee einer Demokratie abweichende Umsetzung, nicht als ihr Eigen annehmen wollen, sollte jedem, der noch Restverstand hat und nicht bereits im ideologischer Verblödung versunken ist, auch klar sein.

Indes, da sind wir wieder beim Problem.
Leute wie Decker und Thiess sind offenkundig unfähig, die Ambivalenz der miserablen Ausführung einer guten Idee zu ertragen. Eine gute Idee in von ihnen für gut gehaltenem institutionellen Setting muss auch gut ausgeführt sein.
Abweichung nicht möglich.
Abweichung schon deshalb nicht möglich, weil sie dieselbe Ambituitätstoleranz da vermissen lassen, wo sie betroffen sind, im universitären Umfeld von Hochschulen. Wer es an oder in die Nähe einer Hochschule geschafft hat, ist nach dieser Ansicht Wissenschaftler. Ein klassischer Fehlschluss der Bejahung des Konsequens.

Sagen Sie es Decker und Thiess?

Der Essentialismus, einer der Erzfeinde wissenschaftlicher Erkenntnis, er trieft nur so aus dem “Policy Brief”. Ein Beispiel:

“In Abbildung 16 wird sichtbar, dass die Unzufriedenheit mit der Demokratieerfahrung im Alltag besonders ausgeprägt ist. Nicht einmal die Hälfte der Befragten zeigt sich hier zufrieden, obwohl nahezu jeder Befragte die Idee der Demokratie unterstützt und immerhin noch 75% mit der verfassungsmäßigen Ordnung im Grunde zufrieden sind.”

Ein Wissenschaftler sieht hier ein Problem des politischen Systems, nicht der Befragten, denn die Befragten haben offenkundig eine hohe Meinung von Demokratie, aber eine sehr geringe Meinung von der derzeitigen Ausführung. Ein Wissenschaftler fragt, warum das so ist. Nur ein Ideologe, der sich bei denen einschleimen will, der er als Wissenschaftler kritisieren müsste, ob ihrer offenkundig von vielen Bürgern wahrgenommenen lausigen Umsetzung einer guten Idee von Demokratie, sieht ein Problem bei Bürgern.

Und mit der politischen Partizipation ist es ebenso: Ein Wissenschaftler ist der Ansicht, eine geringe politische Partizipation sei erklärungsbedürftig, und zwar über die Angebotsseite, denn politische Partizipation wird in den meisten Theorien, die es dazu gibt, Theorien, die Decker und sein Anhang offenkundig nicht kennen, als eine Bringschuld der Akteure des politischen Systems angesehen. Gelingt es ihnen nicht, Bürger zu Partizipation zu bewegen, dann ist mit dem politischen System etwas nicht in Ordnung, nicht mit den Bürgern.

Ergo wäre die Frage eines Wissenschaftlers: Welche Probleme der Angebotsseite halten Bürger von politischer Teilhabe ab. Ein Ideologe in rektalem Gang kommt nicht auf die Idee. Für ihn ist das politische System, sind dessen Akteure, von denen er sich Geld, also Förderung erwartet, unfehlbare Hohepriester einer quasi-religiösen Idee, die mit Bürgern konfrontiert sind, die, weil sie nicht mittun wollen, diese großartige und reine Idee ablehnen müssen, was sie wiederum zu Feinden des Systems, zu Demokratiefeinden bei denen, die Demokratie pervertiert haben, wie das derzeit der Fall ist, macht, und zwar bis an den Rande des Wahnsinns, der Decker und Konsorten ein Problem daraus konsturieren sieht, dass eine Mehrheit der Befragten der Ansicht ist, keinen Einfluss auf die Regierung zu haben. Falls jemand Lust hat, eine eMail an Oliver Decker zu schreiben, fragen Sie ihn doch, welchen Einfluss auf die Regierung er zuletzt geltend gemacht hat.

Man kann den Dumpfsinn, der empirische Sozialforschung sein soll, nicht mehr ertragen.

“Auf die Regierung Einfluss zu haben, meint nur eine Minderheit: Nicht einmal ein Vierteil der Bevölkerung ist dieser Ansicht. Für den Zustand der Demokratie
ist die gravierende politische Deprivationserfahrung ein Warnzeichen – unabhängig davon, ob man hierfür tatsächlich fehlende Mitgestaltungsmöglichkeiten oder aber unterschiedliche Vorstellungen, was Demokratie ist, verantwortlich macht. Die Ergebnisse berühren unmittelbar die Legitimation des politischen Systems der Bundesrepublik Deutschland, ist doch in einer liberalen Demokratie die Teilnahmemöglichkeit zentral. In diesem Sinne gibt diese pessimistische Wahrnehmung politischer Einflussmöglichkeiten einen weiteren Eindruck von der Legitimation der Demokratie: Für viele Ostdeutsche ist sie kein Ort, an dem sie sich aufgehoben sehen.”

Noch ein Zitat, das die Unfähigkeit zur Differenzierung, die Decker und seine Mitschreiber auszeichnet, deutlich macht. Ostdeutsche fühlen sich, wenn überhaupt, in der Demokratie, wie sie derzeit von Polit-Darstellern veralbert wird, nicht aufgehoben. Wie Abbildung 16 oben zeigt, sind sie sehr wohl einer Demokratie zugewendet, nur eben nicht der Travestie, die in Berlin daraus gemacht wird. Diese Art der Kritik an “Demokratiepraxis” muss man als Demokrat aushalten und als Wissenschaftler hinterfragen, tut man beides nicht, wie Decker und der Rest des Instituts, dann muss man sich den Hinweis auf eine offenkundig vorhandene autoritäre Persönlichkeit, die keinerlei Ambiguitätstoleranz aufzuweisen hat und damit im Bereich, den Adorno et al., inklusive Frenkel-Brunswick, antidemokratisches Denken genannt haben, verortet ist, gefallen lassen.



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