Lüge und Täuschung sind integrale Bestandteile des Sozialen
Einer der häufigsten Suchbegriffe, den wir in den letzten Wochen auf ScienceFiles täglich sehen, ist “Mensch als soziales Wesen” oder in Frageform: “Ist der Mensch ein soziales Wesen?”. Man muss daraus schließen, dass eine erhebliche Penetration vermutlich in Schulen erfolgt, deren Ziel darin besteht, Menschen als soziale Wesen auszuweisen, die nur in Gemeinschaft glücklich werden können und für die Gemeinschaft alle positiven Errungenschaften mit sich bringt, die man als Mensch so wollen kann, von der Geborgenheit bis zur Solidarität bis zur Liebe. Gemeinschaft, mit einem Wort, ist gut und Menschen sind Gemeinschafts-, sind soziale Wesen.
Dieser Herdentrieb zum kollektiven Glück in der Gemeinschaft war schon einmal Gegenstand auf ScienceFiles. Damals haben wir zum einen gezeigt, dass das Mystische des Sozialen, das in der Gemeinschaft seine zumindest verbal höchste Erfüllung erfährt, sich in einem Menschenbild niederschlägt, das den Menschen als jemanden beschreibt, der
die Gesellschaft anderer sucht,
mit diesen anderen eine Gemeinschaft der Offenen und Ehrlichen bildet, die sich selbstlos um sich kümmern, und
der erst durch dieses Kümmern um andere, überhaupt seine menschliche Weihe erhält.
Es ist dies ein Loblied auf den Kollektivismus, und es ist zudem ein Loblied, das falsch ist. Kein Mensch ist ein selbstloser Altruist. Soziale Unterstützung führt zuweilen zum Gegenteil dessen, was beabsichtigt wurde (Taylor et al, 2010) und die Anwesenheit anderer kann negative Wirkungen haben, selbst wenn sie noch so gut gemeint ist (Häusser et al., 2012). Dies alles ist eigentlich einfach einzusehen.
Menschen haben nicht die Fähigkeit, in die Zukunft zu sehen. Schlimmer noch: Wenn Sie eine Handlungsentscheidung treffen und eine Handlung ausführen, dann sind sie nicht Herr über all die Konsequenzen, die sie nicht bedacht haben. Wer ist nicht schon einmal das Opfer eines Mitmenschen geworden, der nur den Plan hatte, von A nach B zu fahren, dabei aber leider sein Opfer, das gerade von C nach D fahren wollte, übersehen hat? Jeder Unfall zeigt, dass Handlungen und Handlungsabsichten zuweilen unbeabsichtigte Folgen zeitigen. Jeder Jugendgerichtshelfer, der seinen Schützling vor der Haftstrafe bewahrt hat, kennt die unbeabsichtigten Folgen seiner guten Tat, die sich z.B. darin niederschlagen, dass der Schützling seine neue Freiheit begießt und anschließend seiner Angewohnheit nachgeht, andere in einer Weise zu verprügeln, die Staatsanwälte als Körperverletzung verfolgen. Das Problem mit menschlichen Handlungen ist schlicht, dass Handlungsergebnisse von der Handlung aus gesehen, in der Zukunft liegen, und deshalb hofft man mehr, als dass man weiß, was herauskommt. Um es noch einfacher zu formulieren, Menschen können nicht in die Zukunft sehen.
Stichwort, z.B. social loafing
Dieses Problem, dass man eben nicht Hellsehen kann, hat u.a. Ökonomen und Sozialpsychologen dazu veranlasst, Informationsprobleme zu untersuchen, Probleme, die sich daraus ergeben, dass Handlungsentscheidungen ohne genaue Kenntnis der Folgen und oftmals ohne eine genaue Kenntnis der Randbedingungen getroffen werden. Diese Informationsprobleme werden noch gesteigert, wenn die Handlung Teil einer Interaktion ist. Nun ist die Unsicherheit nicht nur mit der eigenen Handlung, sondern auch mit der des Gegenüber assoziiert. Und die entsprechenden Informationsprobleme werden zu Informationsasymmetrien. Man geht in Vorlage bei einem Vertrag und muss darauf hoffen, dass das Gegenüber seine Verpflichtungen dennoch einhält. Man wählt Politiker, gibt ihnen sein Vertrauen und hofft, dass sie tun, was sie versprechen und wofür man sie gewählt hat. Man kauft ein Gerät zu einem günstigen Preis und hofft, dass es nicht bereits nach 14 Tagen seinen Geist aufgibt und der Verkäufer dann unauffindbar ist. Man zahlt seine Steuer an den Staat und hofft, dass er damit nicht eine Horde politischer Günstlinge finanziert uvm. Mit anderen Worten, mit jeder Interaktion oder besser: Kooperation, bei der zwei Akteure eine Interaktion zu einem gemeinsamen Ziel ausführen, ergibt sich die Gefahr, ausgenutzt, betrogen, belogen oder über den Tisch gezogen zu werden.
Man könnte sagen, dem Sozialen, der Gemeinschaft ist der Betrug, die Lüge, die Täuschung immanent. Sie alle gehören zur Gemeinschaft wie die Bohne zum Kaffee. Ohne das eine, ist das andere nicht zu haben. Und dass dem so ist, das haben Luke NcNally und Andrew L. Jackson in einem Beitrag für die Proceedings of the Royal Society B: Biological Sciences gerade gezeigt. Täuschung und Lügen, so haben sie erst aus einem Modell gefolgert und dann auf Grundlage einer Analyse des Verhaltens von Primaten gezeigt, entwickeln sich parallel zu menschlicher Kooperation. Dabei sprechen die Autoren von “tactical deception” und definieren dieselbe als “the misrepresentation of the state of the world to another individual” (McNally & Jackson, 2013, S.1). Der Zweck, der mit taktischer Täuschung verfolgt wird, besteht darin, das Gegenüber zu kooperativem Verhalten zu veranlassen, von dem wiederum der Täuscher etwas hat, der Kooperative jedoch nicht.
Taktische Täuschung liegt z.B. vor, wenn Organisationen behaupten, sie würden für die Gleichberechtigung von Frauen kämpfen und dafür Steuergelder und Unterstützung einwerben, obwohl sie nicht für die Gleichberechtigung von Frauen kämpfen, sondern für ihre eigene Vorteilsnahme und dafür, dass bestimmte Frauen bevorzugt werden. Taktische Täuschung liegt dann vor, wenn eine Regierung zum Hehler wird und einen Feldzug gegen Personen führt, die “dem Staat” Steuern vorenthalten, um die Mehrheit der eigenen Bürger im Kampf gegen die Feinde des Sozialen, der Gemeinschaft, zu einen und zu verschleiern, dass die vorenthaltenen Steuern nur “Peanuts” sind, wie ein ehemaliger SPD-Fraktionschef wohl sagen würde, wenn man sie mit den Unsummen vergleicht, die in staatlich geförderte Programme gesteckt werden, die die Finanzierung der Armee politischer Günstlinge versorgen und keinerlei Mehrwert für “die Gemeinschaft” bringen.
Die Kunst besteht immer darin, Kooperation einzuwerben, indem man sich als ehrlich, vertrauenswürdig oder als Kämpfer gegen die Feinde des Sozialen darstellt. Diese erfolgreichste Form der Täuschung, die Kooperation ohne Gegenleistung zum Ziel hat, ist ein Markenzeichen der Entwicklung von Gesellschaften: “Both our theoretical model and the results of our comparative analysis provide strong support for the hypothesis that the presence of conditional mechanisms to enforce cooperation provides a major selective benefit to tactical deception. The explanation for this benefit is simple: tactical deception can allow individuals to elicit cooperation … without paying the costs of cooperation. … our results suggest that, at least in humans, conditional cooperation may have driven the development of many of our other complex psychological abilities by creating selection pressures favouring tactical deception …” (McNally & Jackson, 2013; S.5).
Dementsprechend wären Täuschung und Lüge Praktiken, die sich mit der Kooperation, mit der Gemeinschaft, mit dem Sozialen entwickelt haben und in der Kooperation, in der Gemeinschaft, im Sozialen florieren, sie wären integrale Bestandteile des Sozialen und der Gemeinschaft. Seien Sie also das nächste Mal, wenn jemand an “das Soziale” appelliert und etwas von ihnen will, vorsichtig und fragen sie sich lieber einmal zu oft als einmal zu wenig, was derjenige, der das Soziale mit welchen Maßnahmen auch immer fördern will (für die Sie bezahlen sollen) selbst davon hat. Eine Antwort kann bereits vorweggenommen werden: Altruistisch ist er sicherlich nicht.
Häusser, Jan Alexander, Kattenstroth, Maren, van Dick, Rolf & Mojzisch, Andreas (2012). ‚We‘ are not Stressed: Social Identity in Groups Buffers Neuroendocrine Stress Reactions. Journal of Experimental Social Psychology (in press). Doi:10.1016/j.jesp.2012.02.020
Taylor, Shelley E., Seeman, Teresa E., Eisenberger, Naomi, I., Kozanian, Tamar A., Moore, Amy N. & Moons, Wesley G. (2010). Effects of a Supportive or an Unsupportive Audience on Biological and Psychological Responses to Stress. Journal of Personality and Social Psychology 98(1): 47-56.
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Der Mensch ist seiner Natur nach ein Gemeinschaftswesen, ein zoon politikon. Dies zu erkennen, bedarf es keiner Wissenschaft. Diese – hier: die Soziologie – fragt nicht, ob die Charakteristik des Menschen als Gemeinschaftswesen zutrifft – das ist vielmehr ihre Voraussetzung -, sondern inwiefern es zutrifft. Man kann Gemeinschaft nicht aus wissenschaftlichen, sondern nur aus ganz persönlichen Gründen, vermöge einer Wertung, ablehnen.
Wie Menschen miteinander auskommen, ist also zunächst einmal keine wissenschaftliche, sondern eine ethische Angelegenheit. Denn Gut und Böse zeigt sich fast nur im Umgang mit anderen Menschen, zu denen man in irgendeiner Weise Gemeinschaft hergestellt hat. Jeder wertet ethisch und wird entsprechend bewertet, aber Soziologen sind nur ganz wenige Menschen. Brauchen wir sie überhaupt? Soziologen beobachten stets eine gewisse Anzahl von Menschen in ihrem Verhalten zueinander und ziehen daraus verallgemeinernde Schlüsse. Die individuelle Verantwortlichkeit ist nicht ihr Thema.
Wenn ich Sie richtig verstehe, geben Sie uns mit Ihrem Artikel keine wissenschaftliche Erkenntnis, sondern ein sehr gewagtes, weil wenig reflektiertes (Wert-)Urteil: Gemeinschaft ist schlecht und abzulehnen. Das geht aber schon aus praktischen Gründen nicht: Wir sind zuviele.
Aber Sie meinen wohl das: Es gibt ideologische belastete Begriffe mit appellativen Charakter. Die Verwendung des Begriffs, die Ideologie, ist das eigentliche Problem.
GENAU! Ich werde auch immer diskriminiert, vor allem in der Abteilung für Damenunterwäsche. Einmal hat man mich sogar rausgeschmissen und mit der Polizei bedroht.
Aus dem Alter, wo man mich beim Schnaps- und Kippenkauf diskriminierte bin ich allahseidank raus. Dafür diskriminiert man mich noch beim Waffen- und Autokauf.
Aufgrund all der Dummheiten die wir “Menschen” wider besseren Wissens immer noch begehen, stellt sich die Frage ob wir wirklich dem Titel “Mensch” tatsächlich gerecht werden…..von sozialem Verhalten mal ganz abgesehen….
Nicolas Flamel
“Man könnte sagen, dem Sozialen, der Gemeinschaft ist der Betrug, die Lüge, die Täuschung immanent.” Sehr guter Artikel, dieser Satz fasst eigentlich alles zusammen! A propos Lügen und Täuschung, soeben habe ich gelesen, dass heute abend in den sogenannten zweiten Kulturkanälen der ÖR-Radiosender die “ARD radiofeature”-Reihe die Männerbewegung thematisiert, Titel: “Maskuline Muskelspiele” von Ralf Homann. Allein, die Kurzbeschreibung verheißt nichts Gutes! Hier werden eins zu eins die kruden Thesen von Andreas Kemper angekündigt (Breivik und Co.). Auch Herrn Kleins Liebling Hindrich Rosenbrock kommt an einem Sendetermin zu Wort (drei kurzeHörproben unter anderem mit ihm sind schon eingestellt)
Website: http://web.ard.de/radio/radiofeature/#awp::
Mensch als soziales Wesen — naja, Buzzwordniveau. Eine Zelle ist auch ein soziales Wesen. Was sagt das? Nichts.
Im Laufe der Evolution wenden sich die Systeme ihrer Umgebung zu, sie werden aktiv. Zu dieser Umgebung gehören andere aktive Systeme. Somit kriegen sich aktive Systeme in die Haare, es kommt zum Kampf. Dazu zählt auch die indirekte Auseinandersetzung über die Konkurrenz. Konkurrenz und bewußter Kampf gegeneinander bestimmen folglich die weitere Entwicklung.
Da kooperatives Handeln die Effizienz steigern kann kommt es zu Vergesellschaftung. Vergesellschaftung findet nicht statt, weil die Teile andere Teile suchen, sondern weil sie von den Existenzbedingungen zu Zusammenarbeit mit anderen Teilen gezwungen werden. Es gibt einsam lebende Wespen oder Bienen und es gibt schwarmbildende Wespen oder Bienen. Beide Gruppen von Arten haben die Problemstellung unterschiedlich gelöst.
Eine Gesellschaft findet sich nur zusammen, wenn die Teile Vorteile haben. Das ist die zusammentreibende Kraft. Innere Spannungen fördern die auseinandertreibenden Kräfte. Man sieht also, daß der Kampf, inklusive der Konkurrenz, erst zur Vergesellschaftung zwingt. Er bleibt erhalten, sonst würden ja die zusammenhaltenden Kräfte verschwinden. Wo der äußere Druck entfällt, da zerfällt die Gemeinschaft. Der Kampf untereinander ist auch verantwortlich für die auseinandertreibenden Kräfte. Beide Kräfte kommen ursprünglich aus einer Quelle. Die Frage der weiteren Entwicklung ist nur die des Gleichgewichts. Das Optimum, dem das Gesamtsystem hinterherjagt, ist extrem komplex. Nur deshalb ist die weitere gesellschaftliche Entwicklung sehr schwer einzuschätzen. Die Bemerkung “soziale Wesen” nützt aber genau — nichts. Sie ist nutzlos, wertlos.
Die Täuschung, die Lüge, die Desinformation, die Fälschung, der Betrug haben sich schon vor der Vergesellschaftung in der Auseinandersetzung mit der Umgebung herausgebildet und sie hören mit der Vergesellschaftung nicht auf. Es mag sein, daß sie in einer Gruppe abgemildert werden, weil Kooperation effizient ist und sie dieser im Wege stehen würden. Im Kampf zwischen Gruppen gibt es sie aber noch und sie werden weiterentwickelt, verfeinert.
“Man könnte sagen, dem Sozialen, der Gemeinschaft ist der Betrug, die Lüge, die Täuschung immanent.”
Das ist keine Spekulation, das läßt sich aus der Überlebensbedingung der Evolution klar herleiten.
Gruß
Carsten
—
“Wir haben die Wahl zwischen ehrlich und wirksam.”
Steven Schneider
Der Mensch ist seiner Natur nach ein Gemeinschaftswesen, ein zoon politikon. Dies zu erkennen, bedarf es keiner Wissenschaft. Diese – hier: die Soziologie – fragt nicht, ob die Charakteristik des Menschen als Gemeinschaftswesen zutrifft – das ist vielmehr ihre Voraussetzung -, sondern inwiefern es zutrifft. Man kann Gemeinschaft nicht aus wissenschaftlichen, sondern nur aus ganz persönlichen Gründen, vermöge einer Wertung, ablehnen.
Wie Menschen miteinander auskommen, ist also zunächst einmal keine wissenschaftliche, sondern eine ethische Angelegenheit. Denn Gut und Böse zeigt sich fast nur im Umgang mit anderen Menschen, zu denen man in irgendeiner Weise Gemeinschaft hergestellt hat. Jeder wertet ethisch und wird entsprechend bewertet, aber Soziologen sind nur ganz wenige Menschen. Brauchen wir sie überhaupt? Soziologen beobachten stets eine gewisse Anzahl von Menschen in ihrem Verhalten zueinander und ziehen daraus verallgemeinernde Schlüsse. Die individuelle Verantwortlichkeit ist nicht ihr Thema.
Wenn ich Sie richtig verstehe, geben Sie uns mit Ihrem Artikel keine wissenschaftliche Erkenntnis, sondern ein sehr gewagtes, weil wenig reflektiertes (Wert-)Urteil: Gemeinschaft ist schlecht und abzulehnen. Das geht aber schon aus praktischen Gründen nicht: Wir sind zuviele.
Aber Sie meinen wohl das: Es gibt ideologische belastete Begriffe mit appellativen Charakter. Die Verwendung des Begriffs, die Ideologie, ist das eigentliche Problem.
GENAU! Ich werde auch immer diskriminiert, vor allem in der Abteilung für Damenunterwäsche. Einmal hat man mich sogar rausgeschmissen und mit der Polizei bedroht.
Aus dem Alter, wo man mich beim Schnaps- und Kippenkauf diskriminierte bin ich allahseidank raus. Dafür diskriminiert man mich noch beim Waffen- und Autokauf.
http://youtube.com/watch?v=bBQTBDQcfik
“Vielleicht stimmt da mit Deinem Gefühl was nicht.”
“Mit MEINEM Gefühl stimmt was nicht… … … … … ”
frustriert
Carsten
—
Dieses Video ist in deinem Land nicht verfügbar
Entschuldigung, Murx, das sollte zum Thema Diskriminierung.
Ich habs, die Antwort sollte hier hin:
http://sciencefiles.org/tag/diskriminierung-von-konsumenten-in-deutschland/
Ich habe mir mittels cleanPages einen Streich gespielt, falscher Artikel angezeigt. Tschuldigung
Aufgrund all der Dummheiten die wir “Menschen” wider besseren Wissens immer noch begehen, stellt sich die Frage ob wir wirklich dem Titel “Mensch” tatsächlich gerecht werden…..von sozialem Verhalten mal ganz abgesehen….
Nicolas Flamel
Wir müssen die nehmen, die wir haben, also solche wie Dich und mich.
“Man könnte sagen, dem Sozialen, der Gemeinschaft ist der Betrug, die Lüge, die Täuschung immanent.” Sehr guter Artikel, dieser Satz fasst eigentlich alles zusammen! A propos Lügen und Täuschung, soeben habe ich gelesen, dass heute abend in den sogenannten zweiten Kulturkanälen der ÖR-Radiosender die “ARD radiofeature”-Reihe die Männerbewegung thematisiert, Titel: “Maskuline Muskelspiele” von Ralf Homann. Allein, die Kurzbeschreibung verheißt nichts Gutes! Hier werden eins zu eins die kruden Thesen von Andreas Kemper angekündigt (Breivik und Co.). Auch Herrn Kleins Liebling Hindrich Rosenbrock kommt an einem Sendetermin zu Wort (drei kurzeHörproben unter anderem mit ihm sind schon eingestellt)
Website:
http://web.ard.de/radio/radiofeature/#awp::
Mensch als soziales Wesen — naja, Buzzwordniveau. Eine Zelle ist auch ein soziales Wesen. Was sagt das? Nichts.
Im Laufe der Evolution wenden sich die Systeme ihrer Umgebung zu, sie werden aktiv. Zu dieser Umgebung gehören andere aktive Systeme. Somit kriegen sich aktive Systeme in die Haare, es kommt zum Kampf. Dazu zählt auch die indirekte Auseinandersetzung über die Konkurrenz. Konkurrenz und bewußter Kampf gegeneinander bestimmen folglich die weitere Entwicklung.
Da kooperatives Handeln die Effizienz steigern kann kommt es zu Vergesellschaftung. Vergesellschaftung findet nicht statt, weil die Teile andere Teile suchen, sondern weil sie von den Existenzbedingungen zu Zusammenarbeit mit anderen Teilen gezwungen werden. Es gibt einsam lebende Wespen oder Bienen und es gibt schwarmbildende Wespen oder Bienen. Beide Gruppen von Arten haben die Problemstellung unterschiedlich gelöst.
Eine Gesellschaft findet sich nur zusammen, wenn die Teile Vorteile haben. Das ist die zusammentreibende Kraft. Innere Spannungen fördern die auseinandertreibenden Kräfte. Man sieht also, daß der Kampf, inklusive der Konkurrenz, erst zur Vergesellschaftung zwingt. Er bleibt erhalten, sonst würden ja die zusammenhaltenden Kräfte verschwinden. Wo der äußere Druck entfällt, da zerfällt die Gemeinschaft. Der Kampf untereinander ist auch verantwortlich für die auseinandertreibenden Kräfte. Beide Kräfte kommen ursprünglich aus einer Quelle. Die Frage der weiteren Entwicklung ist nur die des Gleichgewichts. Das Optimum, dem das Gesamtsystem hinterherjagt, ist extrem komplex. Nur deshalb ist die weitere gesellschaftliche Entwicklung sehr schwer einzuschätzen. Die Bemerkung “soziale Wesen” nützt aber genau — nichts. Sie ist nutzlos, wertlos.
Die Täuschung, die Lüge, die Desinformation, die Fälschung, der Betrug haben sich schon vor der Vergesellschaftung in der Auseinandersetzung mit der Umgebung herausgebildet und sie hören mit der Vergesellschaftung nicht auf. Es mag sein, daß sie in einer Gruppe abgemildert werden, weil Kooperation effizient ist und sie dieser im Wege stehen würden. Im Kampf zwischen Gruppen gibt es sie aber noch und sie werden weiterentwickelt, verfeinert.
“Man könnte sagen, dem Sozialen, der Gemeinschaft ist der Betrug, die Lüge, die Täuschung immanent.”
Das ist keine Spekulation, das läßt sich aus der Überlebensbedingung der Evolution klar herleiten.
Gruß
Carsten
—
“Wir haben die Wahl zwischen ehrlich und wirksam.”
Steven Schneider
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