In Thüringen sind die Abiturienten intelligenter … – oder?
Einmal jährlich veröffentlicht die Kultusministerkonferenz die Abiturnoten nach Ländern aufgeschlüsselt, und zwar so detailliert, dass dabei eine weitgehend aussagelose Tabelle herauskommt. Deshalb haben wir die Daten ein wenig zusammengefasst und nehmen unsere Leser nun mit auf eine Klettertour durch das bildungsföderale Deutschland.
335.353 Abiturienten haben im Jahr 2014 eine entsprechende Prüfung abgelegt, 10.928 (3,1%) davon erfolglos.
Der Bildungsförderalismus mit seinen Kultustümern bringt es nun mit sich, dass die Ergebnisse der Abiturienten, die Noten, mit denen sie ihr Abitur ablegen, deutlich schwanken, so dass es Numerus-Clausus-technisch am besten ist, sein Abitur in Thüringen abzulegen, während Abiturienten in Niedersachsen eher tristen Numerus-Clausus-Wettbewerben entgegensehen.
In Zahlen: 14,32% der Abiturienten erzielten 2014 in Thüringen einen Notendurchschnitt von 1 im Gegensatz zu 4,35% der Abiturienten in Niedersachsen. Die Rangliste der Super-Abiturienten wird fortgesetzt von Brandenburg (10,14% der Abiturienten erreichten einen Notendurchschnitt von 1) und Mecklenburg-Vorpommern (8,76% der Abiturienten wurden mit dem Bestwert ausgestattet). Am Ende der Skala finden sich die Abiturienten aus Niedersachsen in Gesellschaft von Abiturienten aus Schleswig-Holstein (5,03% der Abiturienten erreichten einen Notendurchschnitt von 1) und Rheinland-Pfalz (5,56% der Abiturienten erreichen einen Notendurchschnitt von 1) wieder.
Die folgende Abbildung stellt die Verteilung nach Bundesländern dar.
Neben dem Himalaya des Abiturientengebirges, der an Thüringer Gymnasien aufgeschüttet wird, nehmen sich die anderen Berge wie Hügel aus. Heißt das nun, dass Thüringer Abiturienten intelligenter sind als der Rest der bundesrepublikanischen Schülerelite?
In der nächsten Abbildung haben wir den Abiturienten mit Notendurchschnitt 1, die mit Notendurchschnitt 2 hinzugesellt.
Die Rangliste wird nach wie vor von Abiturienten aus Thüringen angeführt: Gut 64% erreichten hier entweder einen Notendurchschnitt von 1 oder von 2, abgeschlagen folgen Sachsen und Bayern, wo jeweils gut 54% einen entsprechenden Notendurchschnitt erreichten und Brandenburg, wo gut 53% der Abiturienten ihr Abitur mit einem Durchschnitt von entweder 1 oder 2 ablegten.
Die Republik ist voller intelligenter Abiturienten. Dem OECD-Ziel, demzufolge mindestens 40% der Abiturienten eines Jahrgangs ein Studium aufnehmen sollen, es steht ihm nichts mehr im Wege. Ach was, 40%, 60% Studenten eines Jahrgangs sind möglich!
Am anderen Ende der Notenskala, bei denen, die die Abiturprüfung nicht bestanden haben, ergibt sich die folgende Verteilung:
6,5% der Gymnasiasten sind in Mecklenburg-Vorpommern mit dem Versuch, ein Abitur abzulegen, gescheitert, 5,57% sind es in Sachsen-Anhalt und 5,01% in Bremen. Der geringste Anteil von Gymnasiasten ist in Thüringen gescheitert (1,85%), es folgen Rheinland-Pfalz (2,25%) und Sachsen (2.51%).
Die Daten zeigen erhebliche Unterschiede zwischen den einzelnen Bundesländern. Worauf diese Unterschiede zurückzuführen sind, ist eine Frage, die man auf Grundlage der vorhandenen Daten nicht beantworten kann. Ob in Thüringen intelligentere Schüler oder geringere Ansprüche für den hohen Anteil der Abiturienten, die einen Notendurchschnitt von 1 erreichen, verantwortlich sind, ist insofern eine offene Frage.
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“Heißt das nun, dass Thüringer Abiturienten intelligenter sind als der Rest der bundesrepublikanischen Schülerelite?”
Nein. Es heisst nur, daß die Abiturienten in Thüringen mehr richtige Antworten wussten als die in anderen Bundesländern. Und das kann durchaus damit zusammen hängen, daß die Abituraufgaben in den Ländern von unterschiedlichen Stellen verfasst werden und zudem die Schulzeiten auch unterschiedlich sind, somit einem Vergleich die Basis fehlt, um Aussagen zu treffen. Fakt ist nur, daß das Abitur an sich gleich ist, der Weg es zu erlangen jedoch sehr unterschiedlich ist.
Ich vermute mal, dass aufgrund der heterogenen Berechnungsgrundlagen der Abi-Gesamtnoten in den Bundesländern in Thüringen einfach günstigere Fächerkombis und Gewichtungen von Teilnoten (weniger Gewicht von MINT mehr Diskursfächer, mehr Abwahlmöglichkeiten von ‘schwachen’ Fachleistungen etc.) zu Buche schlagen. Das könnte man aber nur durch einen korrespondierenden Abgleich der je landestypischen Zusammensetzungen der Abiturnoten mit den dargestellten Befunden einordnen.
Was mich hier aber verblüfft hat, ist die nominell relativ ‘schlechte’ Aufstellung der norddeutschen Absolventen. Es geht ja immer die Sage, dass deren (!) Abi nicht so leistungsintensiv bzw. nicht so ‘hochwertig’ sei, wie ein BY/BaWü-Abi…
Seit meiner ersten Firmengründung in den 80ern bezahle ich Bewerbern eine Arbeitsprobe (über den Sommer) wenn ich die Resultate gebrauchen kann (bisher war nur ein Versager dabei).
Dass das dazu führt dass die Vollpfosten bei meinen geschätzten Konkurrenten eine Anstellung finden war gar nicht meine ursprüngliche Absicht. Es tut mir leid, aber daran werde ich nichts ändern.
Das neue Abitur bekommt man schon länger ohne Fachwissen.Man muss nur Lesen können denn die Lösungen werden mitgeliefert.Man kan sogar WORTWÖRTLICH ABSCHREIBEN.
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“Heißt das nun, dass Thüringer Abiturienten intelligenter sind als der Rest der bundesrepublikanischen Schülerelite?”
Nein. Es heisst nur, daß die Abiturienten in Thüringen mehr richtige Antworten wussten als die in anderen Bundesländern. Und das kann durchaus damit zusammen hängen, daß die Abituraufgaben in den Ländern von unterschiedlichen Stellen verfasst werden und zudem die Schulzeiten auch unterschiedlich sind, somit einem Vergleich die Basis fehlt, um Aussagen zu treffen. Fakt ist nur, daß das Abitur an sich gleich ist, der Weg es zu erlangen jedoch sehr unterschiedlich ist.
Ich vermute mal, dass aufgrund der heterogenen Berechnungsgrundlagen der Abi-Gesamtnoten in den Bundesländern in Thüringen einfach günstigere Fächerkombis und Gewichtungen von Teilnoten (weniger Gewicht von MINT mehr Diskursfächer, mehr Abwahlmöglichkeiten von ‘schwachen’ Fachleistungen etc.) zu Buche schlagen. Das könnte man aber nur durch einen korrespondierenden Abgleich der je landestypischen Zusammensetzungen der Abiturnoten mit den dargestellten Befunden einordnen.
Was mich hier aber verblüfft hat, ist die nominell relativ ‘schlechte’ Aufstellung der norddeutschen Absolventen. Es geht ja immer die Sage, dass deren (!) Abi nicht so leistungsintensiv bzw. nicht so ‘hochwertig’ sei, wie ein BY/BaWü-Abi…
Leider kommen in Betrieben trotz der Schwemme an guten Noten fast nur noch Vollpfosten an.
Seit meiner ersten Firmengründung in den 80ern bezahle ich Bewerbern eine Arbeitsprobe (über den Sommer) wenn ich die Resultate gebrauchen kann (bisher war nur ein Versager dabei).
Dass das dazu führt dass die Vollpfosten bei meinen geschätzten Konkurrenten eine Anstellung finden war gar nicht meine ursprüngliche Absicht. Es tut mir leid, aber daran werde ich nichts ändern.
Das neue Abitur bekommt man schon länger ohne Fachwissen.Man muss nur Lesen können denn die Lösungen werden mitgeliefert.Man kan sogar WORTWÖRTLICH ABSCHREIBEN.
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Ich frage mich was die Politk damit bezwecken will?Will man das normale Volk verdummen?Denn die Reichen geben ihre Kinder ja auf Privatschulen…