Schafft Euch in die Schule: Nächste Studie zeigt kaum vorhandenes Infektionsrisiko

Eine sehr gute Studie, eine umfangreiche und gut gemachte Studie ist uns gerade aus Rheinland-Pfalz auf den Schreibtisch geflattert, via Kyocera. Anja Schoeps, Dietmar Hoffmann, Claudia Tamm, Bianca Vollmer, Sabine Haag, Tina Kaffenberger, Kimberly Ferguson-Beiser, Berit Kohlhase-Griebel, Silke Basenach, Andrea Missal, Katja Höfling, Harald Michels, Anett Schall, Holger Kappes, Manfred Voigt, Klaus Jahn, Till Barnighausen und Philipp Zange sind dafür verantwortlich,COVID-19 transmission in educational institutions August to December 2020, Rhineland-Palatinate, Germany: a study of index cases and close contact cohorts“, ist der Titel der Studie, deren Besonderheit in der folgenden Abbildung zu sehen ist:

Quelle: Schoeps et al. (2021).

Der Untersuchungszeitraum befindet sich in einer Phase ansteigender SARS-CoV-2 Fallzahlen in Rheinland-Pfalz und Deutschland. Folglich kann man auf Grundlage der Studie das Risiko einer Infektion in einer Wachstumsphase der Verbreitung von SARS-CoV-2 berechnen, und zwar für Schulen und Kindertagesstätten.

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Aber es gibt noch mehr Besonderheiten: Die Studie, an der mitzuwirken Angestellte von Gesundheitsämtern quer durch Rheinland-Pfalz, von Landau über Neustadt, von Mainz bis Kusel, von Ludwigshafen bis Trier verpflichtet wurden, kommt wohl so nahe an eine Vollerhebung heran, wie man es in Zeiten von halbstagskräftiger Verwaltung kommen kann. Im Untersuchungszeitraum vom 17. August bis zum 16. Dezember wurden in Rheinland-Pfalz 74.733 Personen positiv auf SARS-CoV-2 getestet, darunter 1.954 im Zusammenhang mit Schulen und Kindertagesstätten, darunter 1.298 Schüler / Kinder und 684 Lehrer / Erzieher. Für 784 dieser 1.298 positiv getesteten Kinder, Schüler, Lehrer und Erzieher waren die Gesundheitsämter in der Lage, nicht nur Kontakte nachzuverfolgen, sondern auch (fast) vollständige Informationen zu liefern. 591 davon betrafen Kinder/Schüler, 157 Lehrer/Erzieher und 36 Fälle wurden nicht zugeordnet. 

Der erste Schritt bestand für die Forscher darin, die Kontakte so genannte Index-Cases zu identifizieren, also von Personen, die (1) positiv auf SARS-CoV-2 getestet wurden, (2) die eine Erziehungseinrichtung (Schule / Kindertagesstätte) entweder besuchen oder dort unterrichten und die (3) mindestens einen Tag bevor sie positiv getestet wurden, in der Einrichtung verbracht haben. Als primäre Kontakte, die einem Ansteckungsrisiko ausgesetzt waren, galten Personen, die mehr als 15 Minuten mit dem Index Case im selben Raum verbracht haben, bei Schülern die gesamte Schulklasse. Das Ziel dieser Vorgehensweise besteht natürlich darin, nachzuvollziehen, ob und wenn ja wie viele sekundäre Infektionen ein Index Case nach sich zieht, wie viele, wenn überhaupt, Personen ein Infizierter also angesteckt hat. Die folgende Abbildung zeigt das Ergebnis (Lassen Sie sich nicht durch die Darstellung iritieren, die wohl aus darstellerischen Gründen logarithmierte Ergebnisse zeigt, die Ns über dem zuweilen viel zu kurzen / langen Balken sind korrekt.):

Quelle: Schoeps et al. (2021).

Zu sehen sind hier die 784 Infizierten, die in Schulen oder Kindertagesstätten entweder untergebracht oder beschäftigt sind. Wie man sieht, schaffen es die wenigsten Infizierten, ihre Infektion in einer Schule oder einer Kindertagesstätte zu verbreiten. 83,4% scheitern bei diesem Unterfangen, lediglich 16,6% sind erfolgreich. Schon vor diesem Hintergrund kann man feststellen, dass Schulen nicht die Orte sind, an denen SARS-CoV-2 verbreitet wird. Die meisten positiv Getesteten haben sich ihre Infektion außerhalb von Schulen geholt. Einmal mehr können wir feststellen: Wer sich vor einer Infektion mit SARS-CoV-2 schützen will, der soll in eine Schule oder eine Kindertagesstätte gehen. Auch die Clusterbildung, also die Infektion von anderen, ist sehr beschränkt, in der Mehrheit der Fälle schafft es ein Infizierter einen, seltener zwei oder drei weitere Personen anzustecken. Das Ganze wirkt sich natürlich auf das Risiko aus, sich in Schulen oder Kindertagesstätten überhaupt mit SARS-CoV-2 zu infizieren. Um dieses Risiko zu berechnen, muss man es mit der Anzahl der Kontakte gewichten. Die folgende Tabelle zeigt das Ergebnis einer entsprechenden Berechnung und wie man sieht, gibt es ein nur minimales Risiko, sich in Schulen oder Kindertagesstätten mit SARS-CoV-2 zu infizieren.

Quelle: Schoeps et al. (2021).

Das Risiko, sich von einem Kind / Schüler anzustecken, beträgt 0,92%, das Risiko, von einem Lehrer infiziert zu werden, beträgt 3,18%, assymptomatische Träger geben SARS-CoV-2 in 0,60% ihrer Kontakte weiter, symptomatische in 1,57%. Nicht nur die Wahrscheinlichkeit, an Krebs zu sterben, ist mit 14% deutlich höher, die Ergebnisse zeigen, dass es kaum möglich ist, sich bei einem asymptomatischen Kind / Schüler / Lehrer anzustecken. Witzig sind die folgenden Ergebnisse:

Quelle: Schoeps et al. (2021).

Die Tabelle stellt die Übertragungswege dar. Wie man sieht, ist das Risiko, dass ein infiziertes Kind / ein infizierter Schüler andere Kinder / Schüler ansteckt mit 0,25 (1 Kontakt von 4 Kontakten eines Infizierten) relativ gering, das Risiko, dass ein Schüler / Kind einen Lehrer / Erzieher ansteckt mit 0,04 (1 Kontakt von 25 Kontakten eines Infizierten) so gut wie nicht existent. Wie man auch sieht, sind Lehrer die Gefahrenherde in Schulen: Das Risiko, dass ein Schüler / Kind sich bei seinem Lehrer / Erzieher ansteckt, ist mit 0,52 (1 Kontakt von 2 Kontakten eines Infizierten) deutlich höher als im umgekehrten Fall. Das Risiko für andere Lehrer / Erzieher ist mit 0,56 (1 Kontakt von 2 Kontakten eines Infizierten) ebenfalls höher. Indes ist es mit Blick auf die Anzahl derjenigen, die sich in Schulen infiziert haben, eigentlich nicht wirklich statthaft, überhaupt von einem relevanten Risiko zu sprechen, denn das Risiko, sich in einer Schule mit SARS-CoV-2 anzustecken, beträgt nur 1,5%.  

Das Setting, das zu diesen Ergebnissen geführt hat, sieht vor, dass 

  • Schüler (nicht Kinder in Kindertagesstätten) soziale Distanz (1,5 Meter) halten;
  • der Schulraum alle 20 Minuten für 5 Minuten belüftet wird;
  • außerhalb des Schulraums Masken getragen werden (gilt nicht für Kinder in Kindertagesstätten);
  • die Hände häufig gewachsen werden;
  • Ab 2. November wurde das Tragen von Masken für Schüler auch im Schulraum verpflichtend gemacht;


Ob all diese Maßnahmen notwendig sind, um Schulen zu dem sicheren Raum zu machen, der sie derzeit sind, ist nicht bekannt. Die fünf Punkte beschreiben die Randbedingungen, unter denen die Studie durchgeführt wurde, und sie beschreiben Randbedingungen, die für Lehrer nicht gelten. Angesichts der Tatsache, dass 78% der Cluster, also der Fälle, in denen ein Infizierter mindestens eine weitere Person infiziert hat, von Lehrern verursacht wurden, kann man den Schluss ziehen, dass die Maßnahmen sozialer Distanz und sonstige Schutzvorkehrungen bei Lehrern verbesserungsfähig sind. Aber, wie gesagt, wir befinden uns in Schulen in einem sicheren Raum, in dem SARS-CoV-2 Infektionen eine seltene Ausnahme darstellen.

Die Ergebniss der Studie von Schoeps et al. (2021) bestätigen die Ergebnisse, die Heudorf et al. (2020) für Frankfurt und Ismail et al. (2020) für England berichten. Die Studie von Schoeps et al. (2021) ist jedoch die mit Abstand aussagekräftigste. Das liegt an der Fallzahl und der damit verbundene Möglichkeit, Aussagen über das Infektionsgeschehen in Schulen auf eine solide Basis zu stellen. Es gibt demnach keinerlei Grund, Schulen geschlossen zu halten: Sie spielen für die Übertragung von SARS-CoV-2 kaum eine Rolle. Wie die derzeitigen Politik-Darsteller, die für den derzeitigen Wahnsinn verantwortlich sind, es den Schülern von heute erklären wollen, dass der Lockdown-Wahnsinn nicht nur ihre Lebenschancen reduziert, sondern auch handfeste Kosten für sie mit sich bringt, die sie im Verlauf ihres Lebens nicht mehr amortisieren können (eine entsprechende Studie stellen wir demnächst vor), das ist eine Frage, die vielleicht ein Journalist in der Bundespressekonferenz stellen kann oder wird.


Heudorf, U., K. Steul, A. Walczok, & Gottschalk, R (2020). “Keine Pandemie-Treiber.” Deutsches Ärzteblatt 117: 2505-2508.

Ismail SA, Saliba V, Lopez Bernal J, Ramsay ME, Ladhani SN (2020). SARS-CoV-2 infection and transmission in educational settings: a prospective, cross-sectional analysis of infection clusters and outbreaks in England. Lancet Infectious Diseases, doi: 10.1016/S473-3099(20)30882-3.


Schoeps A. et al. (2021). COVID-19 transmission in educational institutions August to December 2020, Rhineland-Palatinate, Germany: a study of index cases and close contact cohorts. medRxiv



Seit Ende Januar 2020 besprechen wir Studien zu SARS-CoV-2. Damit gehören wir zu den wenigen, die das neue Coronavirus seit seinem Auftauchen verfolgt und den Niederschlag, den es in wissenschaftlichen Beiträgen gefunden hat, begleitet haben.
Eine Liste aller Texte, die wir zu SARS-CoV-2 veröffentlicht haben, finden Sie hier.

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