TU-Dortmund: Fälschung von Zitaten Bestandteil des Curriculums?

FK_12_Erz_SozÜber die letzten Jahre mussten wir nicht nur eine Erosion moralischer Werte und wissenschaftlicher Standards an Universitäten beobachten, in weiten Teilen ausgelöst durch staatsfeministische Interventionen, von denen wir uns bis jetzt fragen, wie sie mit der “wissenschaftlichen Unabhängigkeit” zu vereinbaren sind, wir haben auch die “Blüten” einer titelgeilen Möchtegern-Elite gesehen, die Spitze des Eisbergs in Form unglaublich dummer und naiver Versuche, geistiges Eigentum fremder Autoren zu stehlen und als eigenes Eigentum auszugeben. Die daran anschließende Diskussion über Plagiate und Standards hat jedoch von Problemen abgelenkt, die an Universitäten nicht nur deshalb endemisch sind, weil durch staatsfeministische Interventionen die dritte und oftmals die vierte Wahl in Positionen gelangt, in die sie auf regulärem Weg nie gelangt wären. Wie wir nunmehr zeigen werden, sind die Standards an manchen Universitäten so niedrig, besteht an manchen Universitäten der Verdacht, dass das Fälschen von Zitaten als Teil des Curriculums gelehrt oder für die größere Sache toleriert wird.

Das folgende Zitat entstammt dem Beitrag “Jungen- und Männlichkeitsforschung” von Michael Meuser, veröffentlicht in: “Jungen und ihre Lebenswelten – Vielfalt als Chance und Herausforderung. Bericht des Beirats Jungenpolitik” herausgegeben und verantwortet vom Bundesministerium für FSFJ:

meuserDiese Daten [PISA-Daten] sowie der Umstand, dass die Schülerinnen im Durchschnitt die Schule mit besseren Noten abschließen als die Schüler, haben die Diskussion über eine vermeintliche Bildungsbenachteiligung der Jungen ausgelöst. In diesem Zusammenhang wird die “Feminisierung” des Lehramts, insbesondere in der Grundschule, als ein Grund hierfür angeführt, also der Umstand, dass Schüler und Schülerinnen überwiegend und in der Grundschule nahezu ausschließlich von Frauen unterrichtet werden (Carrington/McPhee 2008; Diefenbach/Klein 2002)” (Meuser, 2013, S.42).

Bevor wir uns diesem Zitat näher widmen, hier eine Stelle aus den Zitierhinweisen, die an Studenten einer Sprachwissenschaftlichen Fakultät in Deutschland verteilt werden, und die von Studenten eingehalten werden müssen.

“Zitate müssen grundsätzlich den genauen Wortlaut der Textvorlage einhalten […] Zitate werden in doppelte Anführungszeichen gesetzt […] Sowohl Zitate als auch selbst formulierte Wiedergaben benötigen eine Referenzangabe.”

wiss arbeitenLegen wir diese Standards, an denen die wissenschaftlichen Arbeiten von Studenten gemessen werden, an die zitierte Stelle von Michael Meuser an. Der Begriff Feminisierung steht in Hochkommata und ist entsprechend als direktes Zitat ausgewiesen, das, wie der anschließende Verweis zeigt und wie Meuser damit behauptet, bei Carrington/McPhee 2008 und Diefenbach/Klein 2002 zu finden ist. Mit anderen Worten, Michael Meußer behauptet, der Begriff Feminisierung sei von uns verwendet worden. Er behauptet, er habe den Begriff bei uns gelesen. Er behauptet ferner, er würde diesen Begriff, den er bei uns gelesen hat, zitieren. Leider vergisst er die Seitenangabe und gemessen an den obigen Zitierhinweisen, an denen Studenten gemessen werden, hat er damit einen kardinalen Handwerksfehler begangen. Aber diese Art von Handwerksfehlern wird an manchen Universitäten scheinbar gelehrt, um  dadurch den Transport der eigenen Ideologie zu erleichtern, sie einfacher mit dem Mantel der Wissenschaftlichkeit maskieren zu können.

Dass unsere Interpretation, nach der Meuser den Begriff Feminisierung als wörtliches Zitat Diefenbach und Klein (2002) unterschieben will, richtig ist, zeigt sich auf Seite 42 weiter unten, wo er schreibt:

“Neuere Forschungen verweisen darauf, dass anderseits dasjenige Verhalten eine positive Wertung erfährt, das typischerweise von den Mädchen an den Tag gelegt wird (…). Diefenbach und Klein (2002) sehen dies als eine Folge der Feminisierung des Lehrerberufs” (Meuser, 2013, S.42).

Damit bekräftigt Meuser sein direktes Zitat von oben, in dem er uns den Begriff Feminisierung unterschiebt, denn wir können natürlich nur von einer Folge der Feminisierung schreiben, wenn wir den Begriff Feminisierung auch gebraucht haben.

Bringing Boys Back In

Tatsächlich haben wir den Begriff Feminisierung in unserem Beitrag an keiner Stelle benutzt, wie jeder prüfen kann, der die Suchfunktion in Adobe benutzen kann. Mit anderen Worten: Michael Meuser fälscht hier ein wörtliches Zitat und schiebt es uns unter. Und dass er fälschen muss, hat gute Gründe. Zum einen passt ihm die Ausrichtung unseres Beitrags aus dem Jahre 2002, so wie er sie vom Hörensagen kennt, nicht, hat er uns als seine ideologischen Gegner ausgemacht. Zum anderen kennt er unseren Beitrag überhaupt nicht, hat er ihn nie gelesen. Denn hätter er ihn gelesen, ihm wäre aufgefallen, dass wir am Ende des Beitrags nach Erklärungen für einen empirischen Befund suchen, den wir in unserem Beitrag etabliert haben:

„Zum einen besteht die Möglichkeit aktiver Benachteiligung von Jungen gegenüber Mädchen durch Lehrerinnen. In einem gesellschaftlichen Klima, in dem die geteilte Geschlechtszugehörigkeit von vielen (auch innerhalb der Sozialwissenschaften; vgl. hierzu beispielsweise Kelle/Lüdemann 1995, S. 258) gleichbedeutend mit einer geteilten Subkultur ist, ist mit dieser Möglichkeit zu rechnen. Wir halten es jedoch für wahrscheinlicher, dass die Nachteile, die Jungen gegenüber Mädchen durch die Betreuung durch Lehrerinnen haben,
eine unbeabsichtigte Folge des Handelns der Lehrerinnen sind, die das Verhalten von Jungen und Mädchen unterschiedlich interpretieren und bewerten.“ (Klein & Diefenbach, 2002, S.949).

Man beachte, dass wir einen Nachteil von Jungen festgestellt haben und nunmehr nach möglichen Erklärungen für diesen Befund suchen. Die Benachteiligung von Jungen durch mehrheitlich weibliche Lehrer ist eine mögliche Erklärung. Aber Ideologen wie Meuser, die aufschrecken und wild flatternd oder cholerisch durch die Gegend laufen, wenn sie der Ansicht sind, jemand habe etwas Negatives über die holde Weiblichkeit gesagt, merken natürlich nicht, dass wir eine Erklärung für einen Befund suchen. Für sie ist klar, wir haben Feminisierung des Lehrerberufs festgestellt und als Ursache für Benachteiligung von Jungen identifiziert. Meuser ist einer, der offensichtlich dieser Ansicht ist. Er hat unseren Text nicht gelesen. Er zitiert unseren Text, weil er einen ideologischen Gegner aufbauen und seine logischen und sonstigen Denkfehler daran abarbeiten will.

Die vielen Fehler, die er allein in den wenigen von uns hier zitierten Sätzen macht, hat ihm Dr. habil. Heike Diefenbach in der ihr eigenen, im Umgang mit hunderten von Studenten und ihren Mängeln im Hinblick auf wissenschatfliches Arbeiten ausgefeilten Art und Weise so dargelegt, dass er nur lesen müsste, um zu lernen. Sie hat ihm erklärt,

  • dass ein Text, der 2009 erschienen ist, nicht die Ursache für einen Text sein kann, der 2002 erschienen ist;
  • dass es einen Unterschied zwischen dem Befund “Jungen haben Nachteile im Bildungssystem” und der Erklärung dieses Befundes “Jungen haben Nachteile, weil sie benachteiligt werden” gibt;
  • dass in derogativer Absicht eingestreute Relativierungen wie “vermeintlich” (siehe das erste Zitat von Meuser) mit einem wissenschaftlichen Vorgehen nicht vereinbar sind;
  • dass wir in unserem Beitrag an keiner Stelle schreiben, dass weibliche Lehrerinnen Jungen benachteiligen würden, sondern im Gegenteil nach Erklärungen für die Nachteile von Jungen im Bildungssystem suchen;
  • dass es methodisch mehr als fraglich ist, eine einzige und noch dazu keine gute Studie als Beleg für die Falschheit einer These anzuführen, die noch dazu nie von uns geäußert wurde und dass dies zudem mit der Ethik wissenschaftlichen Arbeitens nicht vereinbar ist;
  • dass alle Verweise, die Meuser in seinem Text auf unseren Text aus dem Jahre 2002 macht, falsch sind;

Die komplette Mail, die Dr. habil. Heike Diefenbach an den Univ. Prof. Dr. Michael Meuser geschrieben hat, kann hier heruntergeladen werden. Ich empfehle die Mail vor allem den Studenten von Michael Meuser. Die Auslassungen, Unterlassungen und Unkenntnisse von Herrn Meuser, die darin angesprochen sind, relativieren seine wissenschaftliche Befähigung, seine Kenntnisse der Regeln wissenschaftlichen Arbeitens doch in erheblichem Umfang. Dies ist vor dem Hintergrund pikant, dass Herr Meuser an der Fakultät 12 “Erziehungswissenschaft und Soziologie” als Prodekan für “Forschung und wiss. Nachwuchs” fungieren soll. Ob der wissenschaftliche Nachwuchs von Herrn Meuser lernt, dass Forschung darin besteht, anderen das zu unterstellen, was man ihnen gerne unterstellen will, und dass es als Mittel, um die Unterstellung glaubwürdig zu machen, recht nützlich ist, wenn man ein Zitat fälscht? Diese Frage muss unbeantwortet bleiben. Angesichts der Darstellung in diesem post kann sich jedoch jeder Leser ein recht informiertes Urteil bilden und entsprechend die Frage selbst beantworten.

scilogsDie Fälschung von Zitaten, die Unterstellung falscher Behauptungen ist nicht nur für die Universität Dortmund und den dort herrschenden “ethischen Kodex” problematisch, sie ist auch für das Bundesministerium für FSFJ schädlich, denn: Was ist von einem Bericht zu halten, bei dem bereits ein kursorischer Blick durch den Beitrag desjenigen, der für den gesamten Bericht die Federführung übernommen hat, eine Fälschung von Zitaten zu Tage befördert? Am besten, der Bericht wird dem Reißwolf überantwortet, denn ein genauerer Blick wird mit hoher Wahrscheinlichkeit noch ganz andere Dinge zu Tage befördern. In jedem Fall hat Dr. habil. Heike Diefenbach die verantwortliche Ministerin davon in Kenntnis gesetzt, dass im von ihrem Ministerium und letztlich von ihr verantworteten Bericht nachweislich falsche Dinge behauptet werden. Entweder die Ministerin ist zwischenzeitlich in eine Schockstarre verfallen, oder es findet sich derzeit niemand, der die Kohlen aus dem Feuer holen will, jedenfalls ist die entsprechende Mail bislang noch nicht beantwortet. Allerdings mahlen die Mühlen deutscher Ministerien nach aller Erfahrung langsam, und ich bin mir ziemlich sicher, dass selbst das BMFSFJ nichts mit einer Fälschung zu tun haben will.

Bleibt noch die Reaktion von Univ. Prof. Dr. Michael Meuser auf die ausführliche Mail von Dr. habil. Heike Diefenbach zu berichten. Hier kommt sie:

Sehr geehrte Frau Kollegin Diefenbach,

was Sie anmahnen, ist Ihre Lesart meines Textes. Diese sei Ihnen unbenommen. Ich sehe keine Notwendigkeit, irgendetwas zu unternehmen.

Mit freundlichen Grüßen
Michael Meuser

Bis zu dieser Mail dachte ich, Meuser ist einfach einer dieser Ideologen, die Texte, die sie nie gelesen haben, nutzen, um ein Feindbild aufzubauen. Seit ich diese Mail gelesen habe, bin ich der Ansicht, Meuser weiß nicht, was er tut. Und ob man Univ. Profs, die nachweislich nicht ganz Herr Ihrer Sinne sind, auf harmlose Studenten loslassen darf, ist nicht nur eine moralische Frage, jedenfalls dann, wenn das Curriculum die Vermittlung von Fälschung als Mittel zum Beleg der eigenen Meinung nicht vorsieht. In jedem Fall werden wir diese Sache nicht auf sich beruhen lassen (demnächst mehr in diesem blog).

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