Bei Gender hört das Denken auf: Spiegel-Ableger Bento einmal mehr im Lügenmodus

In regelmäßigen Abständen veröffentlicht das World Economic Forum einen so genannten Gender Gap Report. Warum? Weil im Echozimmer, in dem sich die Beschäftigten vieler Nichtregierungsorganisationen aufhalten, immer noch der Ladenhüter der Frauenrechte nachhallt, auch im Jahre 100+ nach der Einführung des Wahlrechts für Frauen, das damals übrigens von vielen Frauen als unweiblich abgelehnt wurde.

Aber das ist Geschichte.

Dennoch veröffentlicht das World Economic Forum seinen regelmäßigen Bericht – weil es von den anderen Nichtregierungs- und Regierungsorganisationsmitgliedern erwartet wird, dass sie das tun, nicht weil es irgend einen besonderen Erkenntniswert hätte, schon weil es keinen Wert hat, die kulturellen Vorstellungen, die gerade im Westen en vogue sind, als Einheitsbrei gemischt über alle Länder dieser Erde zu streichen.

Wie absurd diese Vorstellung und letztlich der Bericht des World Economic Forum ist, zeigt sich z.B. an der Feststellung, das es 1000 Jahre dauern könnte, bis der Gender Gap in Südostasien geschlossen ist. Das steht in einem Bericht, dessen Autoren erwarten, dass sie ernstgenommen werden.

Aber es ist nichts absurd und abstrus genug, als dass es Marc Röhlig, der offensichtlich sein eigenes Echozimmer bewohnt, nicht mit seinem Sinn füllen könnte.

Es ist nun das zweit Mal, dass wir Röhlig dabei ertappen, wie er Falsches in die Welt setzt. Das letzte Mal hat er versucht, sich mit „das habe ich nicht richtig gelesen“ herauszureden. Wie er seinen neuen Versuch, die jugendlichen Bento-Leser hinters Licht zu führen, begründet – wir sind gespannt.

Dies ist, was Röhlig schreibt:

bento-luege-2“Frauen und Männer werden endlich gleich bezahlt – in etwa 170 Jahren

Frauen verdienen im Job weniger als Männer – diese Ungleichheit wird Gender Gap genannt. Das ist in Deutschland so, aber auch im Rest der Welt. Eigentlich sollte die Politik daran arbeiten, die Lohnlücke zu schließen.

Tatsächlich wird es schlimmer: Die Unterschiede zwischen Männern und Frauen – bezogen auf ihre wirtschaftliche Chancen – sind so groß wie seit 2008 nicht mehr. Sie zu schließen, wird nach Sicht von Experten noch etwa 170 Jahre dauern.

Das steht in der jüngsten Studie des Weltwirtschaftsforums (WEF). Seit 2005 erscheint der WEF-Bericht einmal jährlich und bewertet die Gleichstellung von Mann und Frau [welcher Mann und welche Frau wurden hier bewertet?] nach verschiedenen Maßstäben, darunter Bildungswege und Chancen auf dem Arbeitsmarkt.”

Wieder einmal schreibt Röhlig, was ihm ideologisch passt, was aber nichts mit dem Bericht des World Economic Forum zu tun hat. Fangen wir mit den 170 Jahren an, von denen Röhlig schreibt und von denen er behauptet, sie hätten ewtas mit einer Lohnlücke zu tun.

Haben sie aber nicht, denn:

“ All things held equal, with current trends, the overall global gender gap can be closed in 83 years across the 107 countries covered since the inception of the Report— just within the statistical lifetime of baby girls born today. However, the most challenging gender gaps remain in the economic sphere and in health. At the current rate of change, and given the widening economic gender gap since last year, it will not be closed for another 170 years (24)”

Die 170 Jahre, die der Gender Gap benötigt, um nach Ansicht der Autoren dieses politisch-korrekten, wissenschaftlich zweifelhaften und effektiv überflüssigen Reports, benötigt, um geschlossen zu werden, beziehen sich weder auf die angebliche Lohnlücke zwischen Männern und Frauen, noch auf deren „wirtschaftliche Chancen“, sondern auf den Gesamtindex, den man beim World Economic Forum berechnet hat. Der Gesamtindex setzt sich aus einer Reihe von Sub-Indices zusammen, nämlich dem politischen Subindex, dem Gesundheits-Subindex, dem Bildungs-Subindex und dem ökonomische Subindex.

Die Lohnlücke, die Röhlig unbedingt in diesen Bericht hineinlesen will, kommt als wage equality tatsächlich vor, und zwar als Bestandteil des ökonomischen Teilindizes, der aber nur einen minimalen Beitrag zur Berechnung des Gender Gap Indexes leistet. Letzterer basiert auf so genannten Schlüsselindikatoren, nämlich:

  • wef_gender-gap-indexDem Bruttoinlandsprodukt;
  • Dem Bruttosozialprodukt per capita;
  • Der Bevölkerungsanzahl;
  • Der Wachstumsrate der Bevölkerung;
  • Dem Verhältnis Männer zu Frauen;
  • Dem Erfolg, mit dem ein Land sein Humankapital entwickelt;

Zudem gibt es eine Vielzahl von Länderindikatoren:

  • Der Anteil der Frauen, die arbeiten gehen;
  • Die Differenz in der Lohnhöhe zwischen Männern und Frauen;
  • Das geschätzte Einkommen von Männern und Frauen;
  • Der Anteil von Frauen in Führungspositionen;
  • Der Anteil von Frauen unter den Arbeitern in technischen Berufen und unter Selbständigen;
  • Der Anteil der Analphabeten nach Geschlecht;
  • Der Anteil von Männern und Frauen, die eine Schulausbildung aufnehmen;
  • Der Anteil von Männern und Frauen in sekundärer Bildung;
  • Der Anteil von Männern und Frauen in tertiärer Bildung;
  • Das Vehältnis männlicher zu weiblichen Neugeborenen;
  • Die Lebenserwartung von Männern und Frauen;
  • Der Anteil von Frauen im nationalen Parlament;
  • Der Anteil von Frauen in Ministerämtern;

Das sind nur einige der Indikatoren, die erhoben werden, um den Gender Gap Index zu berechnen. Es folgen noch 60 Indikatoren in den Bereichen (1) Beteiligung am Arbeitsmarkt; (2) Ökonomische Führung; (3) Zugang zu Ressourcen, (4) Zugang zu Technologie; (5) Familie, (6) Pflege, (7) Ausbildung und Kompetenzen und (8) Gesundheit. Rund 75 Indikatoren werden also genutzt, um den Gender Gap zu berechnen, einer davon hat mit dem zu tun, was Röhlig als Lohnlücke bezeichnet.

Hier eine Liste der Einzelindikatoren, aus denen sich der Gender Gap Index zusammensetzt für Deutschland. Wer will kann die vermeintliche Lohnlücke unter “ferner liefen” suchen:

Diese Lohnlücke ist alles, was je in sein Echozimmer eingedrungen ist, wie es scheint. Sie zu schließen, werde 170 Jahre dauern, so behauptet er in der Überschrift. Das ist falsch, denn die 170 Jahre beziehen sich nicht auf die Lohnlücke, sondern auf den Gesamtindex, der sich aus weiteren 74 Indikatoren zusammensetzt.

Dann suggeriert er in seinem Text, dass Frauen weniger als Männer verdienen werde als Gender Gap bezeichnet. Das ist ebenso falsch, denn selbst die stupidesten Genderista wissen, dass die ideologisch richtige Bezeichnung Gender Pay Gap ist. Aber: Röhlig muss von seiner Lohnlücke dahin kommen, dass im Bericht des World Economic Forum immer von Gender Gap die Rede ist und nicht von Gender Pay Gap, also setzt er beides eben einmal gleich, um dann behaupten zu können, dass es 170 Jahre dauern wird, diese Lücke zu schließen.

Man wird den Eindruck nicht los, dass Röhlig selbst an den Stellen, an denen er von „wirtschaftlichen Chancen“ schreibt, das nur tut, um die abermalige Verwendung von Lohnlücke zu vermeiden, schließlich hat er in der Überschrift behauptet, dass die 170 Jahre, die sich auf den Gesamtindex aus 75 Einzelindikatoren beziehen, sich auf die gleiche Bezahlung von Männern und Frauen beziehen. Kurz: Er will seinen Lesern suggerieren, dass Frauen gegenüber Männern so furchtbar benachteiligt werden, und zwar dann, wenn es um die Bezahlung geht.

Das genau ist das Problem mit politisch-korrekten Berichten wie dem des World Economic Forum, mit dem Klaus Schwab angetreten ist, seinen einst guten Namen in der ökonomischen Zunft, weiter zu zerstören. Ideologische Berichte werden von Ideologen wie Röhlig als Bestätigung ihrer eigenen Ideologie gelesen, unabhängig davon, was in dem Bericht steht. Dass selbst in der Zusammenfassung des Berichts zu lesen steht, dass ein großer Teil des Gaps zwischen Männern und Frauen darauf zurückzuführen ist, dass Frauen einfach nicht arbeiten gehen: „with the global average for women standing at 54%, compared with 81% for men“, dass aus diesem Grund auch weniger Frauen in Führungspositionen auftauchen und dass Frauen nicht beruflich vorankommen weil sie sich entschließen in Teilzeit zu arbeiten anstelle sich voll für den Beruf einzusetzen, dass viele Effekte aufeinander bezogen und Folgeeffekte sind, das ist offensichtlich zu kompliziert, als dass es von Röhlig auch nur zur Kenntnis genommen werden könnte.

Für ihn ist der Report, der immerhin 391 Seiten füllt, ein Bericht über die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen und so – nämlich falsch – stellt er es seinen Lesern dar.

Mit anderen Worten: Einmal mehr werden Bento-Leser belogen.

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