Unsinn der Woche: Butterwegges Wissenschaftlichkeit – Bilanz verheerend
So manchem Lehrstuhlbesetzer scheint der Unterschied zwischen Wissenschaft und ideologischer Agitation vollkommen unbekannt zu sein. Dass Ideologie aus unbelegten Behauptungen besteht, eben das macht sie zur Ideologie, und zudem an niedrigste Instinkte (z.B. Neid) oder vermeintlich gute Gefühle (z.B. Solidarität) appelliert, während Wissenschaft aus prüfbaren Aussagen über die Wirklichkeit besteht, die entsprechend an die Rationalität von Menschen gerichtet sind, ist diesen Lehrstuhlbesetzern vollkommen unbekannt. Zu finden sind diese Vertreter eines modernen Agitprop nicht mehr auf den Lehrstühlen für Marxismus-Leninismus oder – in anderer Variante – auf den Lehrstühlen für institutionalisierte Technikfeindlichkeit und Phantasien des kulturellen Identitätsverlusts, heute findet man die entsprechenden Ideologen auf Lehrstühlen für Gender… [passendes Nomen bitte ergänzen] oder, was mir als u.a. studiertem Politikwissenschaftler besonders weh tut, auf Lehrstühlen für Politikwissenschaft.
Christoph Budderwegge ist so ein Ideologe, der an einer Universität einen Lehrstuhl für Politikwissenschaft besetzt hält, ohne daraus die Verpflichtung abzuleiten, auch nur ansatzweise wissenschaftliche Aussagen von sich zu geben. Ein sehr gelungenes, weil entlarvendes Beispiel, das als Beleg für die von mir gerade gemachte Aussage dient, ist ein Interview, das Butterwegge als “Armutsforscher” dem Sender n-tv unter der Überschrift “Butterwegge: Bilanz verheerend” zu Hartz IV gegeben hat. In diesem Interview “behauptet” Butterwegge, er “glaubt”, und er ist der “Ansicht”, nur eines ist er nicht: Forscher.
Butterwegge behauptet, dass Hartz IV, das unter dem Motto “Fordern und Fördern” steht, mit der geheimen Intention des nur Forderns und des gar nicht Förderns verbunden gewesen sei. Warum er das behauptet, bleibt Butterwegges Geheimnis, denn er liefert keinerlei Belege für seine Behauptung. Möglicherweise ist Peter Hartz Butterwegge im Traum erschienen und hat ihm die Wahrheit hinter Hartz IV eingeflüstert oder der Beichtvater von Hartz ist gleichzeitig der Beichtvater von Butterwegge und hat sich einer Indiskretion schuldig gemacht. Wie auch immer, was Butterwegge behauptet, kann nicht belegt werden, entsprechend gehöhrt es ins Reich der Mythologie, nicht in die Wissenschaft.

Butterwegge glaubt, dass die Belegschaft unter Druck nicht kreativer und produktiver werde, wobei er mit Druck den Wettbewerb um Arbeitsplätze meint, weil er es vermutlich als Druck empfinden würde, müsste er mit anderen um einen Lehrstuhl konkurrieren. Indes, nicht alle sind so veranlagt, wie Herr Butterwegge, nein, es gibt gar Menschen, die wollen konkurrieren, zeigen, dass sie in einem bestimmten Bereich mehr leisten können als andere. Dies mag für Butterwegge unvorstellbar sein, dennoch könnte er es wissen, wäre er Wissenschaftler und würde sich z.B. mit der sehr umfangreichen Litertaur zum Thema “Human Resource Management” befassen. Da gibt es zum Beispiel einen Edward P. Lazear, den mittlerweile gealterten Jack Steel Parker Professor of Human Resources Management and Economics an der Stanford University in den USA, der sich seit Jahrzehnten mit Fragen der Mitarbeitermotivation befassst und der aufgrund seiner empirischen Forschung immer und immer wieder zu dem Ergebnis gelangt ist, dass Arbeitnehmer konkurrieren wollen, um die mit einer besseren Leistung verbundenen extrinsischen Belohnungen, in Form von Status, höherem Einkommen, Lob oder Unternehmensbeteiligungen zu erzielen. Ein solches Menschenbild ist Butterwegge offensichtlich fremd. Dass Menschen ihr Leben in die Hand nehmen wollen und nicht von Lehrstuhlinhabern wie ihm paternalisiert und zum Gegenstand von Sorge und Aufregung gemacht werden wollen, ist ihm völlig unnachvollziehbar. Solche Erkenntnisse kann man auch nur haben, wenn man offen für die Realität ist, die Empirie nicht der eigenen Ideologie anpasst, wenn man Wissenschaftler ist, was Butterwegge offensichtlich nicht ist.
Butterwegge hat auch Ansichten. Ansichten wie die folgende: “Die Zahl psychischer Erkrankungen ist meiner Ansicht nach auch ein Resultat von Hartz IV.” Warum Hartz IV? Warum nicht der Sonnenwind, die Qualität des öffentlich-rechtlichen Programmangebots? Warum nicht Bluthochdruck als Folge von Butterwegges Interview? Warum nicht die Einwirkung von falsch aufgehängten Feng Shui Devotionalien? Warum nicht das Wirken eines bösen kapitalistischen Mephisto, der den Menschen Hartz IV gibt und psychische Gesundheit im Gegenzug als Bezahlung nimmt (denn mit psychischer Gesundheit lässt sich im Andromeda Nebel ein hoher Gewinn erzielen)? Die Antwort auf diese Fragen werden wir nie erfahren, denn Butterwegges Ansicht ist eben eine Ansicht, man kann sie haben oder auch nicht. Belege für diese Ansicht Butterwegges gibt es nicht. Abermals befinden wir uns somit im Bereich der Mythologie, abermals nicht im Bereich der Wissenschaft.
Was passiert, wenn sich Ideologen auf das für sie brüchige Eis konkreter Aussagen begeben, also Aussagen machen, die man prüfen kann, wird im Interview von Butterwegge mehr als deutlich. Nachdem er sinniert hat, dass die Arbeitslosenstatistik “frisiert” wird, belegt er diesen Gedanken mit der folgenden Aussage: “Da wird mit statistischen Taschenspielertricks gearbeitet, um das Elend zu beschönigen. Aufschlussreich ist die Tatsache, dass es fast doppelt so viele Bezieher von Arbeitslosengeld I und II gibt wie Menschen, die offiziell als arbeitslos gelten.” Es mag dem Armutsforscher Butterwegge entgangen sein, dass Arbeitslosengeld II aus der ehemaligen Sozialhilfe und der Arbeitslosenhilfe zusammengebaut wurde. Entsprechend erhalten nicht nur Arbeitslose Hartz IV, vielmehr umfasst der Kreis der Hartz-IV-Empfänger folgende Gruppen:
§ 7 SGB II: “(1) Leistungen nach diesem Buche erhalten Personen, die 1. das 15. Lebensjahr vollendet und die Altersgrenze nach § 7 a noch nicht erreicht haben, 2. erwerbsfähig sind, 3. hilfsbedürftig sind und 4. ihren gewöhnlichen Aufenthalt in der Bundesrepublik Deutschland haben”.
Damit nicht genug:
§ 7 Abs. 2 SGB II: “Leistungen erhalten auch Personen, die mit erwerbsfähigen Leistungsberechtigten in einer Bedarfsgemeinschaft leben”.
Und weiter:
§ 7 Abs. 3 SGB II: Zur Bedarfsgemeinschaft gehören 1. die erwerbsfähigen Leistungsberechtigten, 2. die im Haushalt lebenden Eltern oder der im Haushalt lebende Elternteil des unverheirateten erwerbsfähigen Kindes, welches das 25. Lebensjahr noch nicht vollendet hat, und die im Haushalt lebende Partnerin oder der im Haushalt lebende Partner des Elternteils, 3. als … Partner der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten a) die nicht dauernd getrennt lebende Ehegattin oder der nicht dauernd getrennt lebende Ehegatte, b) die nicht dauernd getrennt lebende Lebenspartnerin oder der nicht dauernd getrennt lebende Lebenspartner, c) eine Person, die mit der erwerbsfähigen leistungsberechtigten Person in einem gmeinsamen Haushalt so zusammenlebt, dass nach verständiger Würdigung der wechselseitige Wille anzunehmen ist, Verantwortung füreinander zu tragen und füreinander einzustehen.”
Kurz: Es ist nicht notwendig, arbeitslos zu sein, um Hartz-IV-Empfänger zu sein. Einem “Armutsforscher” , der sich mit Hartz IV beschäftigt haben will, sollte dies bekannt sein.
Ein letztes Kriterium, das geeignet ist, Ideologen von Wissenschaftlern zu trennen, ist die Logik. Ideologen haben es nicht so mit Logik, um genau zu sein, sie hassen Logik und scheuen sie wie der Teufel das Weihwasser. Lassen Sie sich dennoch einmal auf Logik ein, dann wird es verheerend: “Ja, es stimme, heute gebe es deutlich weniger Arbeitslose als damals [vor der Einführung von Hartz IV], die Arbeitslosenquote sei deutlich gesunken, so Butterwegge weiter. Berücksichtige man allerdings die derzeitige Weltkonjunktur, handele es sich eher um einen Scheinerfolg”.
Vermutlich alle Ökonomen werden den folgenden logischen Zusammenhang als richtig ansehen: Je besser die wirtschaftliche Konjunktur, desto geringer die Arbeitslosigkeit. Wenn somit der Rückgang der Arbeitslosigkeit ein Scheinerfolg ist, der mit der Weltkonjunktur begründet wird, und man annimmt, dass ein Rückgang der Arbeitslosigkeit eine gute Weltkonjunktur vorraussetzt, dann wirft dies die Frage auf, was daran ein Scheinerfolg sein soll, denn die Arbeitslosigkeit ist ja offensichtlich und nicht nur scheinbar zurückgegangen. Wenn man dann noch bedenkt, dass die Weltkonjunktur seit der Finanzkrise und mitten in der Krise der Eurozone nicht rosig ist, denn stellt sich die Frage nach der Bedeutung des “Scheins” vor dem Erfolg noch dringlicher.
Die einzige Auflösung für diesen logischen Widerspruch zwischen dem vermeintlichen Schein und der realen Entwicklung “scheint” mir Leon Festinger mit seiner Theorie kognitiver Dissonanz zu liefern: Wenn man sich seit Jahrzehnten so sehr wie Christoph Butterwegge das getan zu haben scheint, im Kampf gegen den ideologischen Feind Kapitalismus und alle seine Institutionen engagiert hat, dann kann es einfach nicht sein, dass die Realität zeigt, dass der Feind so schlecht gar nicht ist, das passt nicht zur eigenen Ideologie und muss deshalb ein Schein sein. Eine derartige Vorgehensweise, mag den ideologischen Seelenfrieden des Herrn Butterwegge wieder herstellen, sie steht jedoch im Widerspruch zur Realität und ist gänzlich unwissenschaftlich.
Deshalb und aus den oben genannten Gründen, ist das Ergebnis dieser Bestandsaufnahme im Hinblick auf Butterwegges Wissenschaftlichkeit auch einfach nur verheerend. Dies mag ihn zum Bundespräsidentschaftskandidaten der Linken qualifizieren, aber nicht zum Wissenschaftler.
Bildnachweis:
Eric Allie
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Der Artikel zum “Unsinn der Woche”, entkleidet einen “linken Burschenschaftler”, der sich in eine staatliche Nische genetzwerkelt hat und unter Missachtung rationaler, wissenschaftlicher, kompetenter Qualitäten, munter unqualifiziert “zwitschernd”, medial gestützt, öffentlich beeinflussend, äußert.
Die Selbstverständlichkeit, mit der sich Personen, ideologischer Zeitgeistigkeit in den akademischen “Überbau mogeln” hat in Deutschland offensichtlich Tradition und scheint ein Teil einer “nationalen Tragödie” zu sein, in der die “aktuellen Murmeltiere grüßen”.
Real scheint mir die Reputation Deutscher Gesellschaftswissenschaftler auch international, eher marginal, denn es waren gerade Deutsche, die “hahnebüchenen Bockmist fabriziert haben” und immer noch “Blindgäner” haben die ihrer “Gockel auf Sockel” bewundernd verehren, statt “mal nach zu denken”, wieso blödsinnige Analysen und Theorien, sich bei ihrer Anwendung in der gesellschaftlichen Praxis, zum größtmöglichen, experimentellen Desaster entwickeln.
Diese Tatsache nicht erkennen zu können, zeigt das Format dvon Hirnzwergen, die sich dem Wettbewerb kluger, konkurrierender Rationalität, in unserem Land erfolgreich verweigern und entziehen können.
Sehr geehrter Herr Klein,
so sehr ich Ihren Blog sonst schätze, wenn es um die Kritik ideologischer und unwissenschaftlicher Beiträge geht und sie dies auch BEWEISEN können – so bald jedoch ein Wissenschaftler wie Butterwegge in ihr Fadenkreuz gelangt, neigen sie zu politisch motivierter und substanzloser Polemik.
Ich habe schon den letzten Artikel von Ihnen kritisiert, in dem Sie Butterwegge auf der Grundlage eines kurzen Artikels wortreich kritisierten, der offensichtlich nur Teaser für sein Buch sein sollte. Sie haben sich geweigert das BUCH zu lesen; die Kritik des Artikels geriet Ihnen länger als der kritisierte Artikel selber war.
Sie kritisieren Butterwegge, als würde dieser bloß eine völlig unbegründete “Meinung” von sich geben.
Das ist Strohpuppen aufbauen und dann verdreschen.
Wenn Sie sich bitte dieser Darstellung des “Gesundheitsrisiko Arbeitslosigkeit” widmen würden:
http://www.dgb.de/themen/++co++625f4954-a925-11df-6fd9-00188b4dc422?t=1
Die zitierte Literatur umfasst zwei Seiten – aktuelle Studien und Meta-Studien aus den Jahren 2005-2010 sind ebenfalls dabei.
Wenn Sie NACHWEISLICH methodische Fehler finden, dann haben Sie reichlich Gelegenheit, diese an dieser Stelle zu zerpflücken.
Aber hier zu tun, als würde sich Butterwegge seine Erkenntnisse aus den Fingern saugen ist unredlich.
Dass das Ziel der Hartz-Reformen, die Bezieher von Transfereinkommen zu motivieren, ihre Integration in den Arbeitsmarkt zu beschleunigen misslang, können Sie hier nachlesen:
http://www.boeckler.de/pdf/pm_wsi_2011_05_30.pdf
Auch hier: Sie weisen den Verfassern Fehler nach – gerne.
Aber nur weil Ihnen die politische Richtung nicht passt, hat sich die Forschung und deren Erkenntnisse nicht erledigt, nur weil Sie laut “Ihhhhhhh, Sozialismus!” brüllen.
Gruß, crumar
Sehr geehrter “crumar”,
es freut mich, dass Sie meinen Blog schätzen, jedenfalls solange ich die selben Kriterien, die Ihnen sonst zusagen, nicht auf den von Ihnen offensichtlich verehrten Herrn Butterwegge anwende. Aber, da Sie nun schon zum zweiten Mal anmerken, dass Ihnen meine Behandlung der Ergüsse von Herrn Butterwegge nicht zusagt, will ich mich ihren Aussagen, ob es sich dabei um Kritik handelt werden wir während der Erörterung klären, etwas genauer widmen:
Nun, das ist entweder die “reine Polemik” von Ihnen oder Sie haben meinen Text nicht gelesen – oder finden Sie es etwa statthaft, wenn jemand, der von sich wie Butterwegge das tut, behauptet “Armutsforscher” zu sein, nicht einmal weiß, wer die Leistungsempfänger von Hartz IV eigentlich sind, und wenn er es weiß und daher bewußt eine Falschaussage in die Welt setzt, halten Sie das auch für tolerierbar und eines Wissenschaftler für würdig? Ich nicht!
Nun ich wusste nicht, dass Sie die Qualität von Argumenten nach der Länge der entsprechenden Argumente beurteilen. Ich gebe Ihnen daher den Rat, die Qualität von Argumenten nicht nach deren Länge, sondern nach deren Gehalt zu beurteilen. Nun zum Thema “Teaser”. Glauben Sie, wenn ein Astrophysiker ein Buch über das Sonnensystem geschrieben hat und er wird von n-tv dazu interviewt, dann setzt er sich hin und behauptet, die Erde sei eine Scheibe, nur weil er für sein Buch werben will? Ich befürchte, hier sind Sie gehörig auf dem Holzweg. Wenn man sich als Wissenschaftler versteht, dann gibt es bestimmte Dinge, die man nicht sagen kann, dann setzt man nicht willkürlich Behauptungen in die Welt, denn das zeichnet Ideologen aus und wenn man Wissenschaftler ist, dann will man auf keinen Fall in die Nähe von Ideologen gerückt werden. Butterwegge hat kein Problem damit, in eine Reihe mit Ideologen gerückt zu werden, weil er Ideologe ist und sich als Ideologe versteht . Dagegen ist auch nichts zu sagen, aber konsequenter- und ehrlicherweise sollte er seinen Lehrstuhl in Köln aufgeben. (Ich habe übrigens einige Bücher von Butterwegge gelesen (soweit man das kann) und glauben Sie mir, Ihnen ist es sicher lieber, wenn ich diese Machwerke hier nicht bespreche…)
Ich bin mir über die Zuverlässigkeit von Quellen, die sich beim DGB finden, nicht so ganz sicher. Aber geschenkt. Ich gebe Ihnen Ihren Zusammenhang zwischen Arbeitslosigkeit und Gesundheit. Nur, was hat das ganze mit Hartz IV zu tun? Wollen Sie argumentieren, dass die Höhe des Arbeitslosengeldes I/II die Gesundheit beeinflusst? Das ist ja wohl nicht Ihr Ernst. Und wenn Sie das nicht argumentieren wollen, warum bringen Sie es hier? Nein, so ganz kann ich mir einen Kommentar zur Korrelation zwischen Gesundheit und Arbeitslosigkeit nicht verkneifen. Die meisten Studien, die ich kenne, beschreiben empirische Korrelationen z.B. auf Basis von Umfragedaten. Da zeigt sich dann, dass Arbeitslose z.B. häufiger zum Arzt gehen (was man mit mehr Zeit und weniger Angst den Job zu verlieren oder mehr Langeweile erklären könnte) und häufiger über Krankheiten selbst berichten. Daraus wollen Sie doch wohl nicht allen Ernstes schließen, dass Arbeitslosigkeit kausal für Krankheit ist? Wenn Sie das tatsächlich wollen, dann müssen Sie die Kausalkette hier offenlegen: Wie habe ich es mir vorzustellen. Also ich werde arbeitslos und jetzt? Wo kommt der Krebs, das Kopfweh oder die Zahnentzündung her? Von Arbeitlosigkeit? Es ist mindestens so sinnvoll anzunehmen, der Sonnenwind habe etwas damit zu tun, solange sie nicht die Kausalkette beschreiben können und durch empirische Daten deren Richtigkeit belegen können, über die aus dem Zustand “Arbeitslosigkeit” der Zustand “Krankheit” wird. Dies zu beschreiben wäre ein wissenschaftliches Vorgehen. Daran hat Butterwegge kein Interesse, er behauptet einfach drauf los. Deshalb ist er kein Wissenschaftler.
@crumar
Was meinen Sie mit “ein Wissenschaftler wie Butterwegge”, wenn die Ausführungen von Herrn Butterwegge (ganz gleich, in welchen seiner Texte man hineinschaut) gerade zeigen, dass er nach den gängigen Kriterien für Wissenschaft (Methodologie, Empirie, Aufstellung falsifizierbarer Thesen…) keiner ist und, so glaube ich, auch kein entsprechendes Selbstverständnis hat, sondern ein eher ein Selbstverständnis als “Linkem” oder Sozialisten oder gutem Menschen oder wie immer man das nennen möchte?
Was macht ihn denn dann Ihrer Meinung nach zum Wissenschaflter? Ich vermute doch nicht, dass Sie einem Essentialismus anhängen, nach dem sich das Ideal der Wissenschaftlichkeit auf jemanden, der aus welchen Gründen auch immer langjährig eine Professur an einer Universität inne hat, auf geheimnisvolle Weise überträgt?
Ich finde es sehr lobenswert, dass Herr Klein Kriterien für wissenschaftliche Argumentation auf einem blog, der für Wissenschaftlichkeit eintritt, nicht von persönlichen Sympathien abhängig macht, sondern auf mangelhafte Wissenschaftlichkeit da aufmerksam macht, wo Aussagen mit der Aura der Wissenschaftlichkeit ausgestattet werden, um ihnen sozialpolitische Geltung zu verschaffen. Ob das absichtlich passiert oder nicht, ist dabei nur von nachrangigem Interesse: Wissenschaft wird normalerweis als ein kumulierter Erkenntnisfortschritt betrachtet, und wenn es Leute gibt, die eigentlich Wissenschaft betreiben sollten (und vielleicht wollen), aber dies nicht tun oder nicht hinreichend qualifziert dafür sind, dann ist es nicht irgendwie “böse”, sie und andere darauf hinzuweisen. Ja, man kann tatsächlich aus Fehlern lernen und Unterlassungssünden beheben; das kann man aber nur, wenn man auf dieselben aufmerksam gemacht wurde – das ist die Idee der Kritik, und auch Herr Klein stellt sich ja der Kritik durch die schlichte Tatsache, dass er nach bestem Wissen und Gewissen, wie ich glaube, Texte auf ihre Wissenschaftlichkeit hin beurteilt. Dabei können ihm wie mir und Ihnen Fehler unterlaufen, und dann kann ein Gegenargument formuliert werden. Aber eine Kritik mangelnder Wissenschaftlichkeit dadurch als falsch erweisen zu wollen, dass man jemanden in eine bestimmte Klasse von Wissenschaftlern einordnet (was auch immer Sie damit meinen), finde ich gelinde gesagt seltsam; gibt es eine Klasse von “Wissenschaftlern”, die nicht wissenschaftlich zu arbeiten braucht, aber den Status als Wissenschaftler dennoch beanspruchen kann? Einer solchen Auffassung müsste ein geradezu absurder Wissenschaftsbegriff zugrunde liegen.
Ich wünschte von Herzen, in Deutschland würde man endlich verstehen und akzepterien lernen, dass eine Kritik an der Sache oder an einem Argument oder einer mangelhaften Vorgehensweise oder mangelden Belegen für eine Behautpung keine Kritik an der Person ist oder gar am ganzen Menschen, sondern eben das, was sie ist. Und hier auf dem blog wird mangelnde Wissenschaftlichkeit kritisiert – nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Sehr geehrte Frau Dr. Diefenbach,
ich habe diesen und auch den letzten Artikel verärgert zur Kenntnis nehmen müssen, weil eine Kritik an einem Wissenschaftler seitens Herrn Klein vorgenommen worden ist, die a. unter der Gürtellinie erfolgte b. eines Belegs an Hand des wirklichen Werkes schuldig blieb.
Beides inakzeptabel in meinen Augen.
Was ich Herrn Klein vorwerfe ist, dass er die mediale *Darstellung* von Forschungsergebnissen in Printmedien suggestiv mit der Forschung selbst gleichsetzt.
Er suggeriert hier, seine Kritik berühre die Veröffentlichungen von Prof. Butterwegge selbst – ich unterstelle ihm hier, er hat sie schlicht nicht gelesen.
Das im ersten Artikel ganz offensichtlich beworbene Buch von Prof. Butterwegge, welches das Missfallen von Herrn Klein erweckte, hat den Titel “Armut in einem reichen Land” und im ERSTEN Kapitel beschäftigen sich die ersten 37 Seiten mit der Definition des Begriffes, der Entwicklung des Begriffes und den Kontroversen zu diesem, die nachfolgenden 29 Seiten beschäftigen sich mit mit den empirischen und theoretischen Grundlagen.
Dies sind mindestens 66 Seiten Lesestoff für Herrn Klein, an Hand derer er Gelegenheit hat substanziell *nachzuweisen* Prof. Butterwegge sei ein Ideologe.
Denn bisher sind seine Angriffe ausschließlich ad hominem geführt worden.
Auf der Basis von einem Artikel und einem Interview in der Mainstreampresse ein Urteil abzugeben, welche den Umfang von zwei DIN A4 Seiten nicht überschreiten und dann eine Kritik vorzunehmen, welche sogar noch den Umfang dieser bescheidenen Artikel übertrifft, ist meines Erachtens unredlich und es ist verbosity in Reinkultur.
Sicherlich geht Herr Klein äußerst effizient (höflich ausgedrückt) vor, nicht die originale Literatur zu lesen – leider unterscheidet ihn jedoch seine Vorgehensweise – nämlich eine vorgefasste Meinung über eine Wirklichkeit zu stülpen, die er vorab nicht zur Kenntnis nehmen mag – nicht von denjenigen Ideologen, die er vorgeblich kritisieren will.
Dass Herr Klein den Begriff der “relativen Armut” nicht mag und eher den der absoluten Armut bevorzugt, weil er annimmt, dass mit der Annahme dieses Begriffs die Armut selbst verschwindet, das ist seine private Meinung bzw. politische Agenda – die wissenschaftlich weltweit allerdings nicht geteilt wird.
Er mag sich doch bitte zunächst an die Autoren des “CIA world fact book” wenden, die ebenfalls mit Armutsquoten übernehmen und diese darstellen. Es wäre sehr komisch, wenn Herr Klein Ihnen Unwissenschaftlichkeit, Scharlatanerie und die Verbreitung purer Ideologie vorwerfen würde.
Ich bin auf die Reaktion der Organisation mindestens so gespannt wie Sie!
Gruß, C.
Sehr geehrter Herr C.,
ja, Ihrem Kommentar ist deutlich zu entnehmen, dass Sie Herrn Klein alles Mögliche unterstellen – das war aber bereits Ihrem ersten Kommentar zu entnehmen.
Es wundert mich vor diesem Hintergrund nicht, dass Sie mit unbelegten Behauptung und ungeprüften Thesen wie Herr Butterwegge sie als Realität darstellt keine Schwierigkeiten haben; mit Unterstellungen scheinen Sie selbst weit besser umgehen können als mit Argumenten. Aber all das nützt nichts: Wenn Sie nicht – wie soll ich sagen – irgendwie albern erscheinen möchten, dann müssten Sie doch zumindest angeben, worauf Sie Ihre Unterstellungen aufbauen.
Wenn Sie z.B. die Werke von Herrn Butterwegge so gut kennen – und jedenfalls besser als Herr Klein, so behaupten Sie, dann können Sie diese Behauptung dadurch erhärten, dass Sie mehr oder weniger auf Anhieb einige Stellen nennen, in denen Herr Butterwegge seine emprische Forschung zu einer seiner Thesen beschreibt oder doch zumindest die empirische Forschung von Wissenschaftlern zu diesen Thesen (sofern sie nicht als rein ideologische Behauptungen unprüfbar bleiben müssen) darstellt. Oder vielleicht können Sie eine Stelle nennen, an der Herr Butterwegge die Schwierigkeit, “Armut” zu definieren, eingesteht und erläutert und die Argumente zusammenstellt, die für eine sinnvolle Verwendung des Konzeptes der relativen Armut sprechen. Die alltagsweltliche RELEVANZ dieses Konzeptes für Kontinentaleuropa zu zeigen, wäre dann wohl eine noch größere Herausforderung.
Oder noch besser: Sie könnten Sinnhaftigkeit und Relevanz des Konzeptes der relativen Armut selbst erläutern! Oder verhält es sich so, dass Sie das Konzept aus unnachvollziehbaren Gründen einfach nur mögen? Herrn Klein unterstellen Sie ja, dass die Motivation seines Handelns mit Bezug auf die Arbeit von Herrn Butterwegge sein “Mögen” oder vielmehr: “Nicht-Mögen” sei. Anscheinend ist das für Sie vorstellbar. Und dies wiederum lässt befürchten, dass Ihnen nicht vorstellbar ist, dass man weniger emotionsgeleitet funktionieren und sich dem unterwerfen kann, wozu einen die Anwendung bestimmter Kriterien führt.
Genau darum geht es aber in der Wissenschaft: Bestimmte Kriterien systematisch anzuwenden, damit man zu einer informierten und intersubjektiv nachvollziehbaren Einschätzung kommt. Wer das dann warum mag oder nicht mag, steht überhaupt nicht zur Debatte, und wer nicht das Rückgrat hat, auch seine eigenen liebgewonnenen Überzeugungen angesichts von Kriterien in Frage zu stellen oder in Frage stellen zu lassen, der hat in der Wissenschaft nichts verloren. Er mag ein guter Mensch sein, Engagement haben, kreativ sein, was weiß ich … – aber er ist kein WISSENSCHAFTLER.
Und weil wir gerade bei Kriterien sind:
Normalerweise gilt es als ein Zeichen von Ernsthaftigkeit und Genauigkeit, dass man eine Kritik ausführt und nachvollziebar macht, denn man will dem kritisierten Standpunkt ja nicht Gewalt antun. Deshalb ist es überhaupt nicht irgendwie seltsam oder “schlecht”, wenn eine Kritik länger ausfällt als der kritisierte Text. (Ich selbst könnte z.B. , so glaube ich, ohne Probleme ein 120seitiges Buch über die ästhetische und philosophische Kritik eines einzigen Gedichts aus der Tradition der deutschen Naturlyrik schreiben….) Nur emotional statt kognitiv Gesteuerten genügt es, eine Position, z.B. eine geäußerte Kritik, ihrerseits zu “kritisieren”, indem man man sie als “unter der Gürtellinie” beschimpft. Wer eine Kritik rational begründen möchte, braucht dafür schon etwas mehr Worte!
Die Länge seiner Kritik hatten Sie Herrn Klein auch schon in Ihrem ersten Kommentar vorgeworfen, und obwohl er Ihnen hierauf geantwortet hat, haben Sie auch in Ihren zweiten Kommentar nicht erklärt, was für Sie gegen an einer Kritik, die länger ist als der kritisierte Text, spricht.
Ich verstehe Sie einfach nicht:
Was rührt Sie so emotional auf, dass Sie Herrn Klein u.a. eine Darstellung “unter der Gürtellinie” unterstellen, ohne dies in irgendeiner Weise belegen zu können? Wie sollte das auch möglich sein? Herr Klein hat keine Schimpfworte benutzt, nicht die Person von Herrn Butterwegge kritisiert, sondern seine Darstellung seiner Thesen als Realität, und er hat – anders als Sie – seine Kritik sachlich formuliert. Haben Sie nicht das Gefühl, dass diese Art, verbal um sich zu schlagen statt vernünftige Belege für eine angeblich falsche Rezeption durch Herrn Klein anzuführen, selbst massiv unter der Gürtellinie ist? Ich schon.
Eine Kritik ist nicht umso “böser”, je treffender sie ist. Sie kann ja nur deshalb treffend sein, weil der kritisierte Standpunkt so angreifbar ist. Also ist nicht Kritik ein “unfreundlicher” Akt, sondern das Abqualifizieren von Kritik als “unter der Gürtellinie” oder das penetrante Wiederholen von Standpunkten, die nicht haltbar sind – das nervt den kognitiv orientierten Mitmenschen und wird von ihm als “unfreundlicher Akt” empfunden.
Und als Beleg für einen Standpunkt gilt übrigens kein argumentum ad autoritatem – es ist also völlig egal, was im CIA fact book getan oder nicht getan wird (ganz von der Frage abgesehen, zu welchen Zwecken der CIA tut, was er tut).
Gruß,
HD
@Herrn Klein: Ich hatte mir unter “critical science” anscheinend etwas anderes vorgestellt.
Also eine wirkliche Kritik ideologisch motivierter Vernutzung von Wissenschaft.
Nachdem ich sowohl Ihre Kritik an Gesterkamp und der FES richtig fand, wie auch die an Rosenbrock und HBS, lässt sich mir nicht nachsagen, ich teilte *begründete* Kritik nicht, wenn sie die Linke – und damit auch mich, da ich mich ihr zurechne – trifft.
Bei Butterwegge teile ich ihre Kritik nicht, da ich diese also substanzlos erachte (s.o.)
Sie selbst haben mir jedoch in diesem Artikel zum Stiftungsunwesen der politischen Parteien Anlass zum Zweifel gegeben, ob Sie nicht lieber beide Augen zudrücken, wenn es parteipolitisch opportun ist. Sie schreiben: “Obwohl alle sechs Organisationen den Begriff ‘Stiftung’ in ihrem Namen tragen, trifft dies aus juristischer Sicht nur auf die Friedrich-Naumann-Stiftung zu. Sie ist eine Stiftung des privaten Rechts.”
Und weiter : “(Die fünf falschen Stiftungen sind: Die Konrad-Adenauer-Stiftung, die Friedrich-Ebert-Stiftung, die Hanns-Seidel-Stiftung, die Heinrich-Böll-Stiftung und die Rosa-Luxemburg-Stiftung). Wenn den eingetragenen Vereinen, die als Stiftung auftreten, kein Stiftervermögen eigen ist, dann stellt sich die Frage, wo das Geld, das die entsprechenden Stiftungen mit vollen Händen ausgeben (Abbildung), herkommt.”
Damit suggerieren Sie, die Friedrich-Naumann-Stiftung der FDP (FNS) – der Sie offensichtlich nahe stehen – sei ein Stiftervermögen zu eigen, welche das Geld, welches die Friedrich-Naumann-Stiftung mit vollen Händen ausgibt abdeckt.
Dem ist *beweisbar* nicht so.
Wie Sie diesem Dokument entnehmen können:
http://www.freiheit.org/files/64/Bilanz2009.pdf
Beläuft sich das Stiftungsvermögen der FNS auf gut 83.000.- Euro – die Personalkosten nur für das inländische Personal betragen 8.250.000.- Euro pro Jahr.
Mit dem Stiftungsvermögen alleine ausgestattet, wäre die Stiftung am Monat eröffnet und am Mittwoch dicht.
Aus dem Geschäftsbericht für 2010
http://www.freiheit.org/files/64/FNF_Jahresbericht_2010.pdf
können Sie daher entnehmen, dass von stattlichen 46.500.000.- Euro Einnahmen in diesem Jahr verschwindend geringe 25.300.- Euro Spenden sind.
Sagenhafte 0,05% der Einnahmen werden also von Gönnern der FNS finanziert.
Wenn Sie jedoch Zuwendungen des Bundes, der Länder, der EU addieren, dann ist der staatliche Anteil an diesen jährlichen „Einnahmen“ satte 95% – noch einmal: Staatsknete.
Personal, welches sich fast zur Gänze vom Staat finanzieren lässt, um eine Ideologie der Staatsferne zu vertreten ist unglaubwürdig und mit einer ökonomisch-genetischen Doppelmoral versehen. Das ist nur eine These, aber ich werde in der liberalen DNA so lange herumpulen, bis ich das nachweisen kann.
Jedoch handhaben dies *alle* Stiftungen so; es sind reine Staatsbetriebe, was die Finanzierung betrifft. Was absurd ist, insofern diese Partei-Interessen vertreten, welche aber für die Finanzierung dieser Interessen nicht aufkommen.
Raten Sie doch einmal, wer die „Sachanlagen“ in Höhe von 14.150.000.- Euro – im Geschäftsbericht ausgewiesen – finanziert hat.
Kleiner Tipp: Es war nicht die Friedrich-Naumann-Stiftung.
Denn alle politischen, parteinahen Stiftungen beziehen staatliche Mittel (von allen Bürgern also), die diese bspw. in stiftungseigene Villen (siehe FNS) umwandeln, welche dann wiederum als Sachanlage im Geschäftsbericht auftauchen – es sind also öffentliche Gelder, die von Parteien privatisiert werden.
Die FNS unterscheidet sich kein Jota von anderen Stiftungen (außer dass Liberale ausgesprochen blöde in Anlagefragen sind. Sehen Sie sich mal den Geschäftsbericht der HBS an!).
Wenn Sie jedoch an diesem Punkt schon gnädig die Augen verschließen, weil Sie parteipolitisch motiviert kritisieren, dann ist von Ihnen in Sachen “kritische Wissenschaft” nicht viel zu erwarten.
Schade.
Gruß, C.
Ich weiß nicht welche Pseudo-Kriege Sie hier führen wollen. Ich habe weder Lust noch Zeit, mich auf diesen Unsinn einzulassen. Nehmen Sie bitte die Rechtslage zur Kenntnis, die wie folgt lautet:
“Die Friedrich-Naumann-Stiftung ist eine Stiftung privaten Rechts, vertreten durch das Geschäftsführende Vorstandsmitglied Rolf Berndt, eingetragen im Stiftungsregister beim Ministerium des Inneren des Landes Brandenburg. Umsatzsteuer-ID 205259002.”
Dass die Friedrich-Naumann Stiftung RECHTLICH besehen eine Stiftung privaten Rechts ist, hat mit der Bilanz so viel zu tun, wie Pferdeäpfel mit Rennwagen. Wenn Sie schon aus dem Jahresbericht zitieren, dann hätte ich außerdem erwartet, dass Sie die 10 Millionen sonstiges Vermögen nicht unterschlagen, denn bei einer Stiftung privaten Rechts ist das relevant.
Ansonsten kann ich nur sagen, dass Ihre komplette “Argumentation”, die mir viel zu aufgeregt und zu “wadenbeißerisch” ist, als dass ich im Einzelnen darauf eingehen will, auf genau dem Irrtum basiert, auf dem sie scheinbar ihre ganze kognitive Wahrnehmung aufgebaut haben. Ich kritisiere Butterwegge nicht, weil er links ist. Ich bezweifle, dass er links ist, er ist ein Gutmensch, mehr nicht. Ich kritisiere ihn, weil er sich als Wissenschaftler ausgibt.
Das Zitat der Naumann-Stiftung, das ist Ihnen im Eifer des Gefechts offensichtlich entgangen, stammt nicht von mir, sondern von offizieller Seite: http://www.bpb.de/wissen/00535353734752910608864644565424,4,0,Politische_Stiftungen.html#art4, aber das kann ja mal vorkommen, wenn man sich allzu sehr in etwas verbeißt. Bewahren Sie beim nächsten Mal einfach Ruhe, dann passiert das nicht!
Mit Ruhe und Rationalität fällt Ihnen dann vielleicht noch auf, dass man daraus, dass die Friedrich Naumann Stiftung privatrechtlich verfasst ist und ich das zitiere, nicht schließen kann, dass ich der Friedrich Naumann Stiftung nahe stehe: Ebenso wenig wie man daraus, dass ich bislang keine Bücher von Butterwegge besprochen habe, schließen kann, dass ich keine Bücher von Butterwegge gelesen habe. Derartige “Schlüsse” gehen nicht einmal mehr als Rabulistik durch, sie sind schlicht Unsinn. Aber machen Sie sich nichts draus, wenn die Ideologie mit einem durchgeht, dann geht der Bezug zur Realität stiften – zumindest das haben Sie mit Ihrem Vorbild, Butterwegge, gemeinsam.
@crumar
Wenn Sie sich unter “critical science” etwas anderes vorgestellt haben – vielleicht etwas in der Art der so genannten “kritischen Schule” aus Frankfurt? -, dann haben Sie sich geirrt, und ich weiss nicht, warum Sie dann nicht schlicht beschlossen haben, diese Seite nicht mehr zu lesen, eben weil Sie sich diesbezüglich geirrt haben und die Seite nicht das Interesse bedient, das sie anscheinend haben.
Falls Sie Dinge aufgrund der Assoziationen beurteilen, die Sie mit Bezeichnungen verbinden, stehen die Chancen, so fürchte ich, dass Ihnen dieser blog viel zu sagen hat, ohnehin ziemlich schlecht….
Gruß,
HD
Tja, wie würde Dieter Bohlen kurz und treffend sagen:
” Man kann einem Bekloppten doch gar nicht klarmachen, dass er bescheuert ist, das versteht der doch gar nicht”,
um diese Auseinandersetzung mal auf den Punkt zu bringen.
Sehr geehrte Frau Dr. Diefenbach, sehr geehrter Herr Klein,
wie ich bereits oben schrieb, setzt m.E. eine Kritik einer Theorie eines Wissenschaftlers voraus, dass man die Theorie zumindest gelesen hat.
Das scheint in den Sozialwissenschaften anders gehandhabt zu werden.
Niemand hätte sich als Naturwissenschaftler getraut, bspw. die Quantenmechanik auf der Basis eines “Stern”-Artikels fulminant zu kritisieren und als Unsinn zu verwerfen.
Prof. Butterwegge ist nicht Nils Bohr, wohlbemerkt handelt es sich hier nur um einen Vergleich der Vorgehensweise.
Es ist jedem unmittelbar einleuchtend, dass die populäre Darstellung von Befunden auf zwei DIN A4 Seiten schwierig ist, wenn dem Publikum die empirischen Methoden nicht bekannt sind, die zu Resultaten führen, welche nur ein Fachpublikum versteht und die sich auf 350 Seiten erstrecken.
Ich finde es absurd, Prof. Butterwegge “Ideologie” und “Unwissenschaftlichkeit” zu unterstellen, wenn sich die ersten 66 Seiten des eigentlich kritisierten Buches nachweislich der Darstellung der Methode widmen.
Das erzeugt bei mir den Eindruck, man ist eigentlich mit den Ergebnissen nicht einverstanden und findet argumentativ kein Gegenmittel.
Deshalb hat in meinen Augen auch das auswalzen der Kritik über die Länge des kritisierten Gegenstandes hinaus Methode.
Noch einmal: Fände Herr Klein auf diesen 66 Seiten (und zu mehr möchte ich ihn gar nicht verpflichten) einen Nachweis unsauberen Arbeitens, dann kann er gerne den Nachweis führen.
Genau das habe ich mir von “critical science” übrigens erhofft und das war wohl ein Trugschluss meinerseits.
Abschließend zu Herrn Klein: Ich führe keinen “Krieg” und selbst ein Scharmützel würde bei mir anders aussehen, ich habe meine Ruhe keinen Augenblick verloren und mir den Humor bewahrt.
Dass Sie die FNS gnädiger beurteilen als andere Stiftungen und dies von der Rechtsform des “Unternehmens” abhängig machen ist komisch, denn dies berührt eben die Seiten der Einnahmen nicht.
Zu dieser Seite habe ich mich schon geäußert.
Zu Ihrem Argument: In der Tat habe ich Schwierigkeiten mit dem Begriff “Andere Vermögen” (das sind die 10 Millionen Euro, die ich Ihnen zufolge unterschlagen habe), zumal der Geschäftsbericht 2010 auf Seite 85 erklärt “Dem unter dem Posten “Vermögen” ausgewiesenen “Andere Vermögen” stehen teilweise mögliche Wertausgleichsverpflichtungen im zuwendungsrechtlichen Sinne gegenüber, deren Höhe nicht beziffert werden kann, da diese nicht feststeht.”
Bilanzrechtlich finde ich es merkwürdig, eine offensichtliche Rückstellung (hier kann ich nur raten: §25 des BBodSchG?) als Vermögen zu verbuchen – aus diesem Grund habe ich es nicht angeführt.
Das berührt jedoch nicht mein Argument: Das bilanzierte Eigenkapital der Stiftung wird unter “Stiftungskapital” ausgewiesen.
Und dies beträgt 2% der staatlichen Zuwendungen, die übrigens jährlich erfolgen.
Ich habe dieses Beispiel FNS deshalb so ausführlich dargestellt, weil hier gezeigt werden kann, dass die Prediger der heilenden Kräfte des Wassers sich immer wieder als Weintrinker herausstellen.
Deshalb gutes Gelingen noch mit Ihrem Blog und ein “Prost!” von meiner Seite aus.
Gruß, C.
Ok, C., ich versuch’s einmal mit einem Beispiel, das Ihnen vielleicht einleuchtet: Wann sprechen Sie von einem Legastheniker, nach 10 Schreibfehlern auf einer Seite, nach 20 auf zwei oder nach 60000 auf 60 Seiten? Vielleicht verstehen Sie ja auf diese Weise, dass man Wissenschaftlichkeit nicht portionsweise bestellen kann, sondern entweder hat oder nicht hat. So war mir bereits nach Ihrem ersten Kommentar klar, dass Sie ein gewerkschaftlich organisierter Verehrer von Butterwegge sind, der leidenschaftlich für seinen Helden kämpft. Dazu hätte es der weiteren Kommentare gar nicht gebraucht.
Zur Naumann-Stiftung äußere ich mich nicht mehr: Die Rechtsform, und um mehr geht es im Zitat (ZITAT!!) im Artikel nicht, ist nun einmal die einer privatrechtlichen Stiftung, daran ändern auch ihre bilanztechnischen Umschichtungen nichts. Und wenn Sie einen Privatkrieg mit der FN-Stiftung führen wollen, dann schlage ich Ihnen vor, Sie richten sich per Brief direkt an die FN-Stiftung und beklagen dort die Ungeheuerlichkeit, dass sie im blog “kritische Wissenschaft” zwar als politische Stiftung bezeichnet, aber als privatrechtlich differenziert wurde.
Es tut mir leid, aber Sie sind offenbar nicht einmal dazu in der Lage, vernünftige Beispiele zu generieren.
Eine wissenschaftliche Arbeit besteht in ihrer Gänze, man kann nicht einfach einen Teil heraus nehmen und den Rest dann ignorieren.
Das wäre, um bei Ihrem falschen Beispiel zu bleiben, als würden Sie bei eimem Legatheniker nich die Wörter, sondern die Buchstaben ansehen und sobald ihnen die Schreibweise des Buchstabends nicht passt, aufhören.
Rechtschreibfehler sind eindeut beweisbare Fehler, dafür braucht es keine Wissenschaft, dafür reicht ein Duden. Wenn Sie eine wissenschaftliche Arbeit nicht lesen wollen, ist das Ihre Sache, aber dann haben Sie auch kein Recht, sie derart zu zerreißen und sollten Ihre Zeit besser andersweit nutzen.
Das täte auch Ihrem Ruf besser, da ansonsten Sie sehr schnell als der Legastheniker darstellen, dessen Artikel man nicht mehr liest, schließlich war da schonmal ein Fehler drin, weshalb auch alles übrige schlecht sein muss. Sie verstehn?
Langsam wird es ärgerlich. Aber aus Lehrzwecken werde ich auch Ihren Kommentar veröffentlichen. Sie nehmen offensichtlich an, dass sich mein Post auf ein Buch von Butterwegge bezieht, was er nachweislich nicht tut und was entsprechend nur den Schluss zulässt, dass Sie das Post nicht gelesen haben. Da Sie das Post nicht gelesen haben, frage ich mich, worin besteht Ihre Motivation, sich hier zu ereifern und anderen vorzuwerfen, etwas nicht gelesen zu haben? Da es keine rationale Motivation sein kann, bleibt nur eine affektive und, so leid mir das tut, affektive Argumentationsversuche sind zwar stets Anlass zu Mitleid, selten aber Anlass zu Veränderung, denn sie gehen in aller Regel vollumfänglich am Punkt vorbei.
Dies gilt auch für Ihr Beispiel. Rechtsschreibfehler können Sie erkennen (hoffe ich jedenfalls), weil Sie einen Standard des richtigen Schreibens erlernt haben. Nein, die Schrift ist Ihnen nicht eingesalbt worden, Sie mussten Sie lernen und Sie beherrschen Sie dem Lernerfolg entsprechend. Die Schrift ist auch nichts, was uns die Götter gegeben haben. Wir haben Sie selbst erfunden, selbst die Standards festgelegt. Deshalb wissen wir, dass Dumheit falsch, aber Dummheit richtig geschrieben ist.
Mit der Wissenschaft ist das genau so. Man lernt einen Methodenkanon, ein Vorgehen und eine Ethik, auf die sich die wissenschaftliche Community geeinigt hat. Wissenschaftler erkennt man daran, dass Sie den Kanon kennen und einhalten. Wer den Kanon nicht einhält und sich keiner wissenschaftlichen Ethik verpflichtet fühlt, ist entsprechend kein Wissenschaftler. Da können Sie jetzt mit dem Fuss aufstampfen und rot anlaufen, aber daran ändern können Sie nichts.
@MWoller
Ja, mir tut es auch leid, wenn dazu jemand nicht in der Lage ist – allerdings ist es ja nicht Herr Klein, der seine Einschätzung von Herrn Butterwegges Äußerungen in seinem Interview nicht anhand von “Beispielen” belegt hat, sondern SIE sind es, der keine Beispiele generieren kann, jedenfalls keine vernünftigen – oder was haben Sie oder Herr Butterwegge mit Legasthenie zu tun?
Halten wir fest: Ihr Kommentar und Ihr Bestehen darauf, dass man doch Herrn Butterwegges Buch lesen sollte, machen logischerweise nur Sinn, wenn Sie eingestehen, dass die Äußerungen Herrn Butterwegges in seinem Interview einen zumindest von Ihnen unerwünschten Eindruck hinterlassen, der korrigiert werden könnte, wenn man ein bestimmtes Buch von ihm lesen würde. Sie geben also zu, dass Herrn Butterwegges Äußerungen im Interview zurecht genau der Kritik unterzogen werden können, die Herr Klein geübt hat. Das finde ich sehr erfreulich, ist dadurch doch eine gemeinsame Basis geschaffen. Allerdings verstehe ich dann nicht, was Sie an Herrn Kleins Beitrag so ereifert.
Herr Butterwegge selbst war offenbar der Ansicht, dass seine Äußerungen genauso, wie er sich gemacht hat, seine Position bzw. seinen Kenntnisstand wiederspiegeln, sonst hätte er sie ja so, wie er sie gemacht hat, nicht gemacht. Und in jedem Fall war ihm doch wohl klar, dass er für seine Äußerungen bzw. deren Darstellung als wissenschaftlich begründete Äußerungen würde die Verantwortung tragen müssen. Seit wann sind Leser eines Zeitungsinterviews dazu verpflichtet, die gesammelten Werke des Interviewten zu lesen, um die Äußerungen zu beurteilen, die der Interviewte im Interview gemacht hat?
Es tut mir leid, aber ich glaube, es täte Ihrem und Herrn Butterwegges Ruf gleichermaßen besser, wenn Sie sich hier nicht zum Anwalt von Positionen machen würden, die sachlich nicht haltbar sind, oder von Personen, die Sie darum nicht gebeten haben – vielleicht ist Herr Butterwegge ja gar nicht der Ansicht, dass seine Äußerungen in einem falschen Licht erscheinen?!.
Sie verstehen?
Bitte erinnern Sie sich, dass SIE es sind, der argumentativ kein Gegenmittel findet, sonst müssten Sie sich nicht weiterhin darauf zurückziehen, anderer Leute Position als “absurd” o.ä. zu qualifizieren. Daraus wird auch in einer Million Jahren kein Argument.
Die Frage um die Wissenschaftlichkeit der Arbeit von Herrn Butterwegge kann nach wie vor konstruktiv und faktisch geklärt werden. Vielleicht können Sie für’s Erste erläutern, worin sie
1. die theoretische Begründung und die empirische Relevanz des Konzepts der Armut für das aktuelle Kontinentaleuropa sehen,
2. wo ich die theoretische Auseinandersetzung mit Kritikern des von Herrn Butterwegge benutzten Armuts-Konzepts bei ihm finde,
3. wo ich seine Verarbeitung der empirischen Armutsforschung finde,
4. was genau das fact book des CIA damit zu tun hat und wie Sie die Interessenlage des CIA mit Bezug auf das factbook einschätzen und
5. welchen “Methoden”-Begriff Sie haben, wenn Sie meinen, Herr Butterwegge würde auf 68 Seiten eines seiner Bücher seine Methoden darstellen.
Schließlich frage ich mich, wie Sie auf die Idee kommen, dass Herr Butterwegge Resultate erzeuge, die “nur ein Fachpublikum versteht”, denn erstens erzeugt er keine Resultate (er forscht ja nicht, sondern behauptet nur), und zweitens sind seine Behauptungen eher – wie soll ich sagen – der Art, dass ein Fachpublikum, das sich mit der Komplexität der Materie und den Schwierigkeiten des Armutsbegriffs auskennt, sie der Kenntnisnahme eher nicht für würdig hält; mir scheint, seine Thesen sind eher der einschlägig-einfachen Art.
Ihren Ausführungen zu Predigern und Weintrinkern kann ich als religiösem Skeptiker und Nicht-Alkoholiker nicht folgen; in beiden Bereichen – Esoterik und Alkoholkonsum – sind Sie Herrn Klein und mir möglicherweise weit voraus.
Gruß,
HD
Professor Butterwegge ist eines der besten, MUTIGSTEN sowie ehrlichsten Wissenschaftler und Politiker weltweit! Sicherlich muss man zwischen Medienbeiträgen und Vorlesungen unterscheiden können. Wer das nicht kann, hat entweder absichtlich eine böse und polemische Absicht oder ist einfach dumm.
Butterwegge for Präsident!!!!
Sarah!
falls Sie bei Herrn Butterwegge studieren, sind Sie ein weiteres Indiz dafür, dass stimmt, was im Beitrag über seine “Wissenschaftlichkeit” geschrieben steht. Aber es wäre natürlich ein Fehlschluss von Mängeln bei seinen Studenten auf die Qualität seiner Lehre zurückzuschließen und deshalb ist dies nur eine notwendige, keine hinreichende Bedingung.
In Würdigung Ihres Kommentars hier drei kleine Lektionen, die Ihnen an Ihrer Universität scheinbar entgangen oder nicht vermittelt wurden:
Erstens: Dies ist ein Wissenschaftsblog, das u.a. den Regeln der Logik und des kritischen Denkens verpflichtet ist. Eine der wichtigsten Regeln besteht darin, Aussagen zu begründen, denn Aussagen, die nicht begründet sind, sind bestenfalls Meinungsäußerungen und in jedem Fall ohne wissenschaftlichen Wert. Das merken Sie z.B. daran, wenn ich sage: “Sicherlich muss man NICHT zwischen Medienbeiträgen und Vorlesungen unterscheiden können. Wer das kann, hat entweder … eine böse und polemische Absicht oder ist einfach dumm”. Wie wollen Sie dieser Aussage widersprechen? Sie können es schlicht nicht, denn die Aussage, ist ohne empirischen Gehalt, und da es einfach nur die Antithese zu ihrer Aussage ist, heißt das, dass Ihre Aussage gehaltsleer ist, was die Frage aufwirft, warum machen Sie die Aussage, die Sie machen, was wollen Sie uns mitteilen?
Damit komme ich zur zweiten Lektion: Gefühle/Emotionen sind keine Begründung von Meinungen. Dass Sie Herrn Butterwegge “toll” zu finden scheinen und ihn anhimmeln, ist schön für Sie (ob es für Herrn Butterwegge schön ist, das wage ich zu bezweifeln und warum sage ich Ihnen gleich), aber das war es auch schon. Wenn Sie ihn mutig und ehrlich finden und als Wissenschaftler und Politiker sehen, dann ist das ihre Bewertung, die uns, die wir für Sie die Aussenwelt darstellen, schlicht nicht interessiert, denn sie ist für uns ohne Wert. Übrigens kann man nicht Wissenschaftler UND Politiker sein, man kann nur Wissenschaftler ODER Politiker sein, denn erstere sind der Erkenntnis verpflichtet, Letztere der Gewinnung von parlamentarischen Mehrheiten – beide Ziele widersprechend sich in der Regel.
Damit komme ich zur dritten Lektion: Wäre ich Butterwegge, ich wäre verärgert darüber, dass meine Studenten durch die Öffentlichkeit ziehen und in Blogs Rufmord meiner Person betreiben. Das werden Sie nicht auf Anhieb verstehen (deshalb denken Sie in Ruhe über die nun folgende Begründung nach), weil Sie Herrn Butterwegge doch “toll” finden, aber während Sie ihn “toll” finden, attestieren Sie ihm, dass er eine multiple Persönlichkeit ist und immer dann, wenn er sich in den Medien äußert, nicht ernst zu nehmen ist, denn ernst zu nehmen ist er nur in Vorlesungen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Ihnen Herr Butterwegge diese Prämisse, auf der ihre gesamte Aussage basiert, dann, wenn Sie sie ihm in einer Seminararbeit unterschieben würden, um die Ohren hauen würde. Entsprechend würde ich an Ihrer Stelle die Basis, auf der Sie Ihren Fanclub errichten wollen, noch einmal überdenken, und wenn Sie weiterhin der Ansicht sind, Butterwegge sei, wenn er sich in den Medien äußert, nahe dem Wahnsinn, dann wäre vielleicht auf die abschließende Forderung “Butterwegge for President” zu überdenken.
Abschließend kann ich mir den Hinweis nicht ersparen, dass an Universitäten rationales Denken vermittelt werden soll, und wenn alles, was Sie bislang an Universitäten (vermutlich der Universität Giessen) gelernt haben, Ausdruck in diesem rein auf subjektiv-emotionalen Adjektiven basierenden Kommentar findet, dann sollten Sie Ihren beruflichen Werdegang überdenken und entweder einen Kurs in kritischem Denken und Logik belegen oder sich nach einer alternativen Karriere vielleicht als Kindergärtnerin umsehen, also in einem Bereich, wo nach Ansicht der derzeitigen Regierung emotionale “Kompetenz” (auch eingebildete) wichtiger ist als rationales Denken.
Sarah,
ich könnte mich Ihrer “Argumentationsweise” insofern anschließen als ich sagen könnte: Wer alt genug ist, eine Universität zu besuchen, aber das Niveau des Kindergartenspruchs: “Wer das sagt, ist XXX” noch immer nicht überwunden hat, gehört, glaube ich, nicht an eine Universtität. Würde Sie das überzeugen? Es müsste es eigentlich, denn das ist ja genau die “Argumentationsweise”, derer Sie sich bedienen….
Nun, es ist Ihre “Argumentationsweise”, aber nicht meine, und daher gehe ich davon aus, dass es nicht zu spät für Sie ist, etwas zu lernen, und auf diesem blog könnten Sie potentiell eine Menge lernen, z.B. dass die eigenen Erfahrungswerte nicht unbedingt eine gute Basis für die Beurteilungen von Leistungen sind. Z.B. komme ich nicht umhin, mich zu fragen, wieviele Wissenschaftler und Politiker “weltweit” Sie so gut kennen, dass Sie deren Qualität und deren persönliche Eigenschaften wie Mut etc. beurteilen zu können glauben, und anhand welcher Kriterien genau Sie Ihren weltweiten Vergleich anstellen. Ich bin von dieser Behauptung einigermaßen beeindruckt, denn nach gut fünfzehn Jahren Universtitätskarriere, Lehre und Forschung, würde ich von mir selbst nicht behaupten können oder wollen, dass ich eine nennenswerte Anzahl von Wissenschaftlern, geschweige denn Politikern, aus aller Welt so gut kenne. Meine Vermutung ist, dass Sie bei rationaler Überlegung selbst feststellen werden, dass Ihre Behauptung empirisch nicht haltbar ist und aus Ihnen die Emotion, aber nicht die Vernunft gesprochen hat. Eigentlich ist die Universität gerade dazu da, rationales Argumentieren zu lehren und zu prämieren – sonst ist sie auf das Niveau einer Kaderschmiede reduziert, in der möglichst blinder Gehorsam gegenüber leeren Floskeln und “Multiplikatorentum” gefordert ist, also alles, wobei einem ein mindestens durchschnittliches Maß an Intelligenz im Wege steht.
A propos Floskeln: Es gehört, glaube ich, deutlich mehr Mut dazu, sich gegen den mainstream und die derzeit auch an deutschen Universitäten herrschende Tendenz zum Gehorsam gegen die politisch verordneten Worthülsen (wie z.B. “in Deutschland herrscht Armut”) zu stellen, als diesbezüglich mit der Meute zu heulen.
Wenn Sie also in Zukunft einmal etwas zu einer engagierten und kritischen Sozialwissenschaft beitragen wollen, was ich mir als langjährige Universitätsdozentin und vor allem als Wissenschaftlerin sehr wünschen würde, dann sollten Sie möglichst bald anfangen, selbstständig zu denken, statt sich in der Bewunderung der von Ihnen wahrgenommenen Leistungen anderer Personen zu erschöpfen, und solange Sie das noch nicht können, hat Michael Klein mindestens ebenso wie z.B. Herr Butterwegge Ihren Respekt verdient, weil Herr Klein mutig genug ist, sich mit diesem blog öffentlich gegen Floskeln zu stellen, und insbesondere deshalb, weil er dies mit den Mitteln rationaler Argumentation und mit Bezug auf empirische Tatsachen tut, während viele andere Leute vorrangig an Emotionen appellieren, die Menschen die dafür empfänglich sind, uninformiert lassen und unausnutzbar machen. Ich hoffe für Sie und für uns alle in dieser Gesellschaft, dass Ihnen dieses Schicksal erspart bleibt. Dafür, dass dies so sein wird, können Sie selbst am meisten tun, indem Sie die Grundregeln rationaler Argumentation kennen- und schätzen lernen.
Dann werden Sie sicherlich auch den Unterschied zwischen Kritik an Aussagen (die notwendigerweise von einer Person gemacht wurden) und der Diskreditierung einer Person als Mensch erkennen können und ebenfalls erkennen können, dass Herr Klein an keiner Stelle eine solche Diskreditierung Herrn Butterwegges als Mensch versucht hat. Eine Kritik an Aussagen, die mit Anspruch darauf, wahr im Sinne von empirisch zutreffend zu sein, getätigt werden, ist eine sachliche Kritik, die sich gegen die Aussage richtet, und eine solche Kritik hat Herr Klein vorgebracht. Sie haben keinerlei Argument vorgebracht, das diese sachliche Kritik entkräftet, und daher überzeugt Ihr Kommentar nicht. Er zeugt lediglich von etwas: Emotionalität statt Rationalität. Aber wie gesagt: Diesen Mangel kann man durchaus überwinden….