HomeEUPaneuropäischer EU-Rassismus- oder: “Ein Europäer, der seiner Zeit voraus war“
Juli 2, 2020
Paneuropäischer EU-Rassismus- oder: “Ein Europäer, der seiner Zeit voraus war“
Der rassistische, romantisch-verbrämte, sozialistische Nachlass von Richard Coudenhove-Kalergi
von Dr. habil. Heike Diefenbach
Im Jahr 2018 hat der damalige Präsident des Europäischen Parlamentes, Antonio Tajani erklärt, dass es ihm „… eine Ehre [sei, den Leser] … auf der für die Öffentlichkeit frei zugänglichen Website, die eine Auswahl von 100 erinnerungswürdigen Büchern über Europa vorstellt, …” willkommen zu heißen. Er beschreibt den „Zweck dieser Sammlung“ wie folgt:
„Der Zweck dieser Sammlung ist, der Öffentlichkeit einen Überblick zu verschaffen, wie die europäische Idee konkret durch die europäische Integration entstanden ist. Zu diesem Zweck präsentieren wir eine umfassende Auswahl an akademischen, intellektuellen und politischen Arbeiten, die alle einen bedeutenden Beitrag zur Förderung und dem besseren Verstehen dieses Prozesses seit 1945 geleistet haben. Diese Auswahl schließt Bücher, Artikel, Schriften und Reden ein, die wir als bedeutend betrachten. Es [?] umfasst die geografischen und linguistischen Unterschiede Europas und schließt ein breites Spektrum von Ideen und Persönlichkeiten der EU ein. Die Werke dieser Sammlung gehören der Historischen Bibliothek des Europäischen Parlaments, die wir als ein gemeinsames Erbe betrachten, um es mit einem breiten Publikum zu teilen … Das Projekt ‘100 erinnerungswürdige Bücher über Europa‘, ist 2012 unter der Initiative meines Vorgängers entstanden und zu mehr als hundert Werken gewachsen. Es beläuft sich derzeit auf 125 Titel und bleibt ein fortlaufendes Projekt, das wir weiterhin fortsetzen werden … Ich hoffe, dass Sie diese Sammlung inspirierend und anregend finden.“
Die Sammlung wurde im Jahr 2012 unter Tajanis Vorgänger eingerichtet und umfasste zum Zeitpunkt, als Tajani seine netten Worte verfasste, 125 Texte, die das Europäische Parlament als „gemeinsames Erbe“ ansieht. Eine Liste der „erinnerungswürdige[n] Bücher über Europa“, die sich hierfindet, wurde nach Angabe auf der Titelseit der Liste selbst im Jahr 2020 eingestellt – und umfasst immer noch 125 Titel, die übrigens nicht als digitale Texte abgelegt und les- bzw herunterladbar sind, wie man als „Netizen“ des 21. Jahrhunderts vielleicht meinen könnte, wenn vom Teilen mit einem „breiten Publikum“ die Rede ist.
Offensichtlich ist aus den Plänen, das Projekt fortzusetzen, nichts geworden, vielleicht weil es Streitigkeiten um den entsprechenden Haushaltsposten gab, vielleicht, weil die entsprechenden Mitarbeiter unfähig waren, die Pläne umzusetzen, sich vielleicht nicht darüber einigen konnte, was warum erinnerungswürdige Bücher über Europa sind und was nicht, oder schlicht keine ausreichenden Recherchefähigkeiten hatten. Jedenfalls ist es eine Tatsache, dass die Liste – entgegen der Behauptung von Tajani – auch Bücher enthält, die vor (und nicht seit bzw. nach) 1945 erschienen sind, während gleichzeitig in der Liste so einschlägige Bücher fehlen wie das Buch des dänischen Arztes Christian F. Heerfordt aus dem Jahr 1924, das in der deutschen Übersetzung aus dem Jahr 1927 den Titel „Ein neues Europa“ trägt.
Ein Text aus der Liste – er ist auf Seite 5 der Liste genannt – des Europäischen Parlamentes, der vor 1945 erschienen ist und über dessen Erinnerungswürdigkeit gestritten werden kann, ist das Buch mit dem Titel „Paneuropa“ von Richard Coudenhove-Kalergi aus dem Jahr 1923. Im Vorwort zur Neuauflage des Buches im Jahr 1982, rühmt Otto von Habsburg (der das Vorwort verfasst hat) Coudenhove-Kalergi als einen „Prophet[en] Europas“ und als jemanden, der
„[f]rüher als andere wusste […] daß wirkliche Lösungen in unserem Jahrhundert nur noch großräumig gefunden werden können, daß es also darum ging, den Geist zu bewahren, aber ihn im Sinne einer ,translatio imperii‘ auf den ganzen Erdteil zu übertragen” (Habsburg 1982: v-vi).
Wer von besagtem Propheten noch niemals gehört hat – und ich vermute, dass dies auch auf die bei Weitem meisten unserer Leser zutreffen wird, trotz vereinzelter Versuche in Mainstream-Medien, ihn als Erfinder Europas bekannt zu machen (s. z.B. https://www.br.de/br-fernsehen/sendungen/suedlicht/schloss-ronsperg-bernhard-setzwein-100.html) –, dem sei er – Wiedemer (1993) folgend – kurz vorgestellt:
Richard Nikolaus von Coudenhove-Kalergi wurde am 16. November 1894 in Tokio als zweiter Sohn des Habsburger-Henrich Coudenhove-Kalergi und seiner japanischen Frau Mitsuko geboren. Aufgewachsen ist er auf dem Familienbesitz im damaligen Ronsperg, dem heutigen Poběžovice in Tschechien (auch bekannt als „Schloss Ronsperg“). Im Jahr 1917 erwarb er den Titel eines Doktors der Philosophie an der Universität Wien. Nach dem Ersten Weltkrieg entwickelte er ein großes Interesse an Politik. Er war enttäuscht vom Völkerbund bzw. vom 14-Punkte-Plan seines Begründers und Präsidenten Woodrow Wilson zur Erhaltung des Friedens in Europa und machte sich daran, seine eigene Vision von einem friedlichen Europa der Zukunft zu formulieren. Für ihn lautete „[die] europäische Frage“:
„Kann Europa in seiner politischen und wirtschaftlichen Zersplitterung seinen Frieden und seine Selbständigkeit den wachsenden außereuropäischen Weltmächten gegenüber wahren – oder ist es gezwungen, sich zur Rettung seiner Existenz zu einem Staatenbunde zu organisieren?” (Coudenhove-Kalergi 1982[1923]: ix).
Die Antwort auf diese Frage hat Coudenhove-Kalergi angesichts seiner Einschätzung der konkreten damaligen politischen Situation gegeben:
„Europa, das sein Selbstvertrauen fast verloren hat, erwartet Hilfe von außen: die einen von R u ß I a n d – die anderen von A m e r i k a. Beide Hoffnungen sind für Europa lebensgefährlich. Weder der Westen noch der Osten will Europa retten: Rußland will es erobern – Amerika will es kaufen. Durch diese Skylla der russischen Militärdiktatur und die Charybdis der amerikanischen Finanzdiktatur führt nur ein schmaler Weg in eine bessere Zukunft. Dieser Weg heißt Pan-Europa und bedeutet: Selbsthilfe durch Z u s a m m e n s c h l u ß E u r o p a s z u e i n e m p o I i t i s c h – w i r t s c h a f t I i c h en Z w e c k v e r b a n d“ (Coudenhove-Kalergi 1982[1923]: xi; Hervorbebungen im Original).
Mit der Veröffentlichung seines Buches „Paneuropa“ im Jahr 1923 war zwar nicht die pan-eurpäische Idee geboren – diese oder ähnliche Ideen kursierten zu dieser Zeit in der sogenannten europäischen Intelligenzia, und schon im Jahr zuvor war der Europäische Kulturbund in Wien gegründet worden –, aber die pan-europäische Bewegung als eine Bewegung in Richtung eines Europa als einer politischen Union. Der Veröffentlichung von „Paneuropa“ durch Coudenhove-Kalergi folgte im Jahr 1924 die Gründung einer Zeitschrift mit dem Titel „Paneuropa“ als Organ der paneuropäischen Bewegung, und im Oktober des Jahres 1927 fand der erste paneuropäische Kongress in Wien statt, zu dem sich Delegierte fast aller europäischer Staaten einfanden (Dawson 1927: 63). Diesem ersten Kongress folgten Kongresse in Berlin im Jahr 1930 und in Basel im Jahr 1932, auf denen über Fragen u.a. nach einer europäischen Staatsangehörigkeit und einem föderalen europäischen Gerichtshof diskutiert wurde, die Coudenhove-Kalergi inzwischen in weiteren Schriften ausgeführt hatte, so z.B. in „Praktischer Idealismus“ aus 1925 und in „Los vom Materialismus!“ aus 1930. In der zweiten Hälfte der 1940er-Jahre war die Begeisterung für Paneuropa (bis auf Weiteres) weitgehend verschwunden. Tchoubarian (2013[1994]: 127) berichtet:
„In the mid-1930s the movement was still active, although it was clear that the euphoria of its first congress was a thing of the past. Advocates of pan-Europeanism tried to breathe new life into the movement at its fourth congress, held in Vienna in 1935; they put forward the ideas for a European Confederation, a single European currency, a European customs union, a European Court and a police force … After Germany’s annexation of Austria, the centre of the pan-European movement was transferred to Berne, while Coudenhove-Kalergi moved to the USA, where he set up the Committee for a Free and United Europe. However, these were only private initiatives and, overall, the pan-European movement, which had been launched by Coudenhove-Kalergi, lost most of its advocates and its popularity waned”.
So weit, so gut.
Egal, wie man zu paneuropäischen Ideen aus den 1920- und 1930er-Jahren und zum aktuellen Stand der Verwirklichung der paneuropäischen Idee steht – man könnte bis hierher vielleicht verstehen, warum das europäische Parlament Coudenhove-Kalergi erinnerungswürdig findet, redet er doch der Vorstellung von den Vereinigten Staaten Europas das Wort statt einem Europa, in dem selbständige Staaten auf einer Vertrauens- und Verhandlungsbasis miteinander kooperieren. Als Vordenker der Vereinigten Staaten wird Coudenhove-Kalergi in der Literatur dargestellt und geschätzt, aber die Rezeption seiner Vorstellungen ist sehr bruchstückhaft, um nicht zu sagen: bis zur Entstellung bruchstückhaft. So schreibt z.B. Murphy (1997: 231-232):
„Pan-Europeanism was skeptical of theories of race and emphasized that the unification of Europe would be based neither in race nor ethnicity but in the shared cultural heritage of the many peoples of the continent”.
Erst dann, wenn man die Bücher Coudenhove-Kalergis tatsächlich liest, statt einfach zu übernehmen, was Andere diesbezüglich behaupten, die ihrerseits vielleicht auch schon einfältigerweise einfach übernommen haben, was Andere behauptet haben, etc., zeigt sich, dass viele Darstellungen und Würdigungen – wie die Darstellung von Murphy – falsch sind. Coudenhove-Kalergi war ein Rassist, und zwar in doppeltem Sinn, einem üblichen und in einem unüblichen Sinn, wie sein Buch mit dem Titel „Praktischer Idealismus“ deutlich zeigt, das Jahr 1925 veröffentlicht wurde, also zwei Jahre nach der Veröffentlichung von „Paneuropa“.
Im üblichen Sinn war er ein Rassist (in dem Sinn, in dem das Wort derzeit gewöhnlich gebraucht wird), wenn er z.B. meinte, dass
„… die Mentalität des [!] Süditalieners] und Südamerikaners orientalisch ist“ (Coudenhove-Kalergi 1925: 26), dass „der Orientale“ […] [a]n Güte und Weisheit […] dem Europäer überlegen [ist] – an Tatkraft und Klugheit steht er ihm nach” (Coudenhove-Kalergi 1925: 80),
oder dass
„[d]er Germane […] zeitlich dem Wilden näher [steht] als der Chinese oder Jude; diese beiden alten Kulturvölker konnten sich gründlicher von der heidnisch-natürlichen Lebensauffassung emanzipieren, weil sie mindestens drei Jahrtausende länger dazu Zeit hatten. – H e i d e n t u m i s t e i n S y m p t o m k u l t u r e l l e r J u g e n d – C h r i s t e n t u m e i n S y m p t o m k u l t u r e l l e n A l t e r s“ (Coudenhove-Kalergi 1925: 26).
Coudenhove-Kalergi war der Auffassung, dass „Inzucht […] charakteristische Typen [schaffe]“, während „Kreuzung […] originelle Typen [schaffe]. Sein Rassismus im üblichen Sinn, seine persönliche Hubris und seine eigene Variante einer sozialen Evolutionstheorie sind die Zutaten zu seinem Rassismus eher unüblicher Art, einer speziellen Variante von Rassismus, die mit der Behauptung eines durchgängigen und grundsätzlichen Unterschiedes zwischen Land- und Stadtbevölkerung beginnt:
„Meist ist der Rustikalmensch [so nennt er die ländliche Bevölkerung] I n z u c h t p r o d u k t, der Urbanmensch M i s c h l i n g. Eltern und Voreltern des Bauern stammen gewöhnlich aus der gleichen, dünn bevölkerten Gegend; des Adeligen aus derselben dünnen Oberschicht. In beiden Fällen sind die Vorfahren untereinander blutsverwandt und daher meist physisch, psychisch, geistig einander ähnlich. Infolgedessen vererben sie ihre gemeinsamen Züge, Willenstendenzen, Leidenschaften, Vorurteile, Hemmungen in gesteigertem Grade auf ihre Kinder und Nachkommen. Die Wesenszüge, die sich aus dieser Inzucht ergeben, sind: Treue, Pietät, Familiensinn, Kastengeist, Beständigkeit, Starrsinn, Energie, Beschränktheit, Macht der Vorurteile, Mangel an Objektivität, Enge des Horizontes. Hier ist eine Generation nicht Variation der vorhergehenden, sondern einfach deren Wiederholung: an die Stelle von Entwicklung tritt Erhaltung. In der Großstadt begegnen sich Völker, Rassen, Stände. In der Regel ist der Urbanmensch Mischling aus verschiedensten sozialen und nationalen Elementen. In ihm heben sich die entgegengesetzten Charaktereigenschaften, Vorurteile, Hemmungen, Willenstendenzen und Weltanschauungen seiner Eltern und Voreltern auf oder schwächen einander wenigstens ab. Die Folge ist, dass Mischlinge vielfach Charakterlosigkeit, Hemmungslosigkeit, Willensschwäche, Unbeständigkeit, Pietätlosigkeit und Treulosigkeit mit Objektivität, Vielseitigkeit, geistiger Regsamkeit, Freiheit von Vorurteilen und Weite des Horizontes verbinden. Mischlinge unterscheiden sich von ihren Eltern und Voreltern; jede Generation ist eine Variation der vorhergehenden, entweder im Sinne der Evolution oder der Degeneration“ (Coudenhove-Kalergi 1925: 20-21).
Und:
„Der Rustikalmensch ist k o n s e r v a t i v wie die Natur – der Urbanmensch ist f o r t s c hr i t t l i c h wie die Gesellschaft. Aller Fortschritt überhaupt geht von Städten und Städtern aus“ (Coudenhove-Kalergi 1925: 10) – und der „Fortschritt“ führt für Coudenhove-Kalergi in den Sozialismus (dazu unten mehr) –, weshalb der „Rustikalmensch“ dem Fortschritt im Weg steht: „… so wie es auch heute das Landvolk ist, das der Verwirklichung sozialistischer Lebensform den stärksten Widerstand entgegenstellt“ (Coudenhove-Kalergi 1925: 26).
„Urbanmenschen“ bzw. „Mischlinge“ (wie er selbst) sind für Coudenhove-Kalergi (1925: 21) „Mehrseelenmensch[en]“, die sich gegenüber den „Einseelenmensch[en]“ bzw. „Inzuchtmensch[en]“ dadurch auszeichnen, dass sie „vielfältig, kompliziert, differenziert“ sind. Das bedeutet nach Coudenhove-Kalergi, dass sie auch weitgehend handlungsunfähig sind:
„Je ausgeprägter die Fähigkeit und Neigung eines Menschen, die Dinge als Weiser von allen Seiten zu sehen und sich vorurteilsfrei auf jeden Standpunkt zu stellen – desto schwächer ist meist sein Willensimpuls, nach einer bestimmten Richtung hin unbedenklich zu handeln: denn jedem Motiv stellen sich Gegenmotive entgegen, jedem Glauben Skepsis, jeder Tat die Einsicht in ihre kosmische Bedeutungslosigkeit. Tatkräftig kann nur der beschränkte, der einseitige Mensch sein. Es gibt aber nicht bloß eine unbewusste, naive: es gibt auch eine bewußte, h e r o i s c h e B e s c h r ä n k t h e i t. Der heroisch Beschränkte – und zu diesem Typus zählen alle wahrhaft großen Tatmenschen – schaltet zeitweise freiwillig alle Seiten seines Wesens aus, bis auf die eine, die seine Tat bestimmt. Objektiv, kritisch skeptisch, überlegen kann er vor oder nach seiner Tat sein: während der Tat ist er subjektiv, gläubig, einseitig, ungerecht“ (Coudenhove-Kalergi 1925: 22).
Coudenhove-Kalergi tut hier nicht weniger, als die Gewissenlosigkeit und Impulsivität zur Voraussetzung, zum Maßstab „wahrhaft großer Tatmenschen“ zu machen. Solche Menschen sind für Coudenhove-Kalergi zwar weniger „herzensrein“ als „[w]ahrhafte Menschen“, aber sie sind „tapferer“:
„Es gibt kein Leben der Tat ohne Unrecht, Irrtum, Schuld: wer sich scheut, dieses Odium zu tragen, der bleibe im Reiche des Gedankens, der Beschaulichkeit, der Passivität. – Wahrhafte Menschen sind immer schweigsam: denn jede Behauptung ist, in gewissem Sinne, Lüge; herzensreine Menschen sind immer inaktiv: denn jede Tat ist, in gewissem Sinne, Unrecht. Tapferer aber ist es, zu reden, auf die Gefahr hin, zu lügen; zu handeln, auf die Gefahr hin, Unrecht zu tun … Wo Inzucht und Kreuzung unter glücklichen Auspizien zusammentreffen, zeugen sie den höchsten Menschentypus, der stärksten Charakter mit schärfstem Geist verbindet“ (Coudenhove-Kalergi 1925: 22).
Der „höchste Menschentypus“ ist nach Coudenhove-Kalergi also der heroisch beschränkte „Tatmensch“, der es – wohl aufgrund seiner Fähigkeit zur geistigen Beschränktheit – schafft, sein Gewissen nach Bedarf (oder gusto) zu suspendieren, um ggf. auch unrecht handeln zu können.
Und zu diesem „höchsten Menschentypus“ gehören für Coudenhove-Kalergi Karl Marx und Friedrich Nietzsche, obwohl Marx lediglich Andere zum Handeln aufgerufen, aber selbst nicht gehandelt hat, und Nietzsche weder Andere zum handeln aufgerufen hat noch selbst gehandelt hat; beiden hat es also, obwohl sie Europäer waren, deutlich an Tatkraft gemangelt. Dennoch bringt Coudenhove-Kalergi für beide große Bewunderung auf:
„Marx und Nietzsche, die Verkünder des sozialen und des individualen Zukunftsideales, sind beide Europäer, Männer, Dynamiker. Aus der Fixierung ihrer Ideale in die Zukunft ergeben sich Wille und Notwendigkeit, sie durch Taten zu verwirklichen. Ihre dynamischen Ideale enthalten F o r d e r u n g e n: sie wollen den Menschen nicht nur belehren, sondern bezwingen[!] ; sie drehen seinen Blick nach vorwärts und wirken so als Umschöpfer der Gesellschaft und des Menschen. In ihrer Polarität spiegelt sich das Wesen des europäischen Geistes und die Zukunft des europäischen Schicksals. – Das höchste, letzte Ideal europäischer Zukunftsromantik ist: nicht Abkehr – sondern Rückkehr zur Natur auf höherer Ebene. Im Dienste d i e s e s Ideales steht die Kultur, die Ethik und die Technik. Nach hunderttausenden von Kriegsjahren soll der Mensch wieder Frieden schließen mit der Natur und heimkehren in ihr Reich; aber nicht als ihr Geschöpf – sondern als ihr Herr“ (Coudenhove-Kalergi 1925: 150-151)
Das „letzte Ideal europäischer Zukunftsromantik“ ist aber nicht nur Naturbeherrschung, sondern auch Sozialismus, und es sind Städter, die der Menschheit diesen „Segen“ bringen:
„Der typische Städter verbindet christliche Moral mit irreligiöser Skepsis, rationalistischem Materialismus und mechanistischem Atheismus. Die Weltanschauung, die daraus resultiert, ist die des S o z i a l i s m u s: die moderne Großstadtreligion“ (Coudenhove-Kalergi 1925: 11).
Der Sozialismus ist neben dem Christentum für Coudenhove-Kalergi ein
„… Versuch, ein Gottesreich zu errichten“ (Coudenhove-Kalergi 1925: 27),
wobei er Juden zu den
„… prominentesten und überzeugendsten Vertreter[n] christlicher Ideen, die in ihrer modernen Wiedergeburt Pazifismus und Sozialismus heißen, …“ (Coudenhove-Kalergi 1925: 27),
erklärt – allerdings nur bestimmte Juden:
.“Vor zwei Jahrtausenden waren die Urchristen, nicht die Pharisäer und Sadduzäer, Erben und Erneuerer mosaischer Tradition; heute sind es weder die Zionisten noch die Christen, sondern die jüdischen Führer des Sozialismus: denn auch sie wollen, mit höchster Selbstverleugnung, die Erbsünde des Kapitalismus tilgen, die Menschen aus Unrecht, Gewalt und Knechtschaft erlösen und die entsühnte Welt in ein irdisches Paradies wandeln“ (Coudenhove-Kalergi 1925: 27).
Das „irdische Paradies“ des Sozialismus ist unvereinbar ,mit dem „… unfruchtbare[n] System der plutokratischen Demokratie“ (Coudenhove-Kalergi 1925: 134), versteht sich. Überraschender ist vielleicht – zumindest für den nicht-sozialistischen Leser –, dass in ihm auch kein Platz für Gleichheit ist:
„Die natürliche Rangordnung menschlicher Vollkommenheit wird an die Stelle der künstlichen Rangordnung: des Feudalismus und Kapitalismus treten. Der Sozialismus, der mit der Abschaffung des Adels, mit der Nivellierung der Menschheit begann, wird in der Züchtung [!] des Adels, in der Differenzierung der Menschheit gipfeln. Hier, in der s o z i a l e n E u g e n i k [!], liegt seine höchste historische Mission, die er heute noch nicht erkennt: au s u n g e r e c h t e r U n g l e i c h h e i t ü b e r G l e i c h h e i t zu g e r e c h t e r U n g l e i c h h e i t zu führen, über die Trümmer aller Pseudo-Aristokratie zu echtem, neuem Adel” (Coudenhove-Kalergi 1925: 56-57).
Dieser neue Adel ist eine „…soziale[…] Aristokratie geistiger Menschen“ (Coudenhove-Kalergi 1925: 134). Auf die Frage, wer genau diese „geistige[n] Menschen“ sein werden bzw. wer ihnen mit welchem Recht diesen Status zugestehen wird, geht Coudenhove-Kalergi – wenig überraschend – nicht ein; sie müssen vermutlich stramme Sozialisten sein, und das bedeutet nach Coudenhove-Kalergis seltsamer Assoziationskette: Städter, „Mischlinge“.
Tatsächlich wird für Coudenhove-Kalergi
„[d]er Mensch der fernen Zukunft […] Mischling sein. Die heutigen Rassen [!] und Kasten werden der zunehmenden Überwindung von Raum, Zeit und Vorurteil zum Opfer fallen. Die e u r a s i s c h – n e g r o i d e Z u k u n f t s r a s s e, äußerlich der altägyptischen ähnlich, wird die Vielfalt der Völker durch eine Vielfalt der Persönlichkeiten ersetzen … Vorläufer des planetaren Menschen der Zukunft ist im modernen Europa der R u s s e als slawisch-tatarisch-finnischer Mischling; weil er, unter allen europäischen Völkern, am wenigsten Rasse hat, ist er der typische Mehrseelenmensch mit der weiten, reichen, allumfassenden Seele. Sein stärkster Antipode ist der insulare B r i t e, der hochgezüchtete Einseelenmensch, dessen Kraft im Charakter, im Willen, im Einseitigen, Typischen liegt“ (Coudenhove-Kalergi 1925: 23).
Wie wir sehen, teilt Couldenhove-Kalergi auch die alte und bis heute festzustellende Angst der europäischen Sozialisten vor dem „Charaker“ und „Willen“ „des Briten“.
Coudenhove-Kalergis nachgerade gewaltsam herbeiphantasierte Dichotomien zwischen Rustikalmenschen und Stadtmenschen, „Mischlingen“ und denjengen, die „Rasse“ haben, „Einseelenmenschen“ und „Mehrseelenmenschen“, Russen und Briten und vielen anderen, wie der zwischen „[h]eidnische[r] und christliche[r] Mentalität (Coudenhove-Kalergi 1925: 24) reflektieren für ihn allesamt die Dichotomie zwischen Weisheit und Tatkraft, die überwunden werden muss, damit der Mensch ein sozialistisches „Gottesreich“ errichten kann. Insofern ist sein Rassismus eine Funktion seiner sozialistischen „Zukunftsromantik“.
Dies alles wäre relativ einfach unter der Rubrik „Schundliteratur“ abzulegen und zu vergessen, würde Coudenhove-Kalergi in der Literatur nicht als Vater (oder einer der Väter) der europäischen Integration dargestellt, als mehr oder weniger vernünftiger Mensch mit mehr oder weniger begründeten Positionen, die auf mehr oder weniger ernstzunehmenden Prämissen beruhten. Kaum etwas könnte weiter von der Realität entfernt sein. Die Lektüre seines „Praktischen Idealismus“ ist nicht weniger mental und emotional belastend als die Lektüre von Hitlers „Mein Kampf“. Selbst diejenigen, die dem romantischen, verbrämten, sozialistischen Schwulst von Coudenhove-Kalergi etwas abgewinnen können, müssten sich an seinem eklatanten Rassismus stören (und sei es nur aus strategischen Gründen).
Wie ist es dann zu erklären, dass Coudenhove-Kalergi als Autor auf der Liste der angeblich 100, aber tatsächlich 125 erinnerungswürdigen Bücher des europäischen Parlamentes geführt wird? Ist Coudenhove-Kalergis Buch „Paneuropa“ inhaltlich überhaupt nicht mit seinem „Praktische[n] Idealismus“ zu vergleichen? Es trifft zu, dass beide Bücher inhaltlich sehr verschieden sind bzw. sehr unterschiedliche Schwerpunkte setzen, aber auch in „Paneuropa“ hat Coudenhove-Kalergi seiner Auffassung, es gebe Rassen, Ausdruck verliehen; er hat festgehalten, dass
„[a]lle Völker Europas (mit Ausnahme vielleicht der Islander) […] M i s c h v ö l k e r sind: Mischlinge der nordischen, alpinen und mediterranen Rasse [!]; Mischlinge aus arischen Einwanderern und mongoloiden Ureinwohnern, aus blonden und dunklen, langschädligen und kurzschädligen Rassen[!]“ (Coudenhove-Kalergi 1923: 135).
und dass z.B. .
… die G r i e c h e n […] mit slawischem, germanischem und albanischem Blute durchmischt [sind]“ (Coudenhove-Kalergi 1923: 135-136).
Im derzeitigen ideologischen Klima gibt es keinen überzeugenden Grund dafür, Coudenhove-Kalergi anders zu behandeln als z.B. Ottfried Preussler, wenn er in in einem seiner Kinderbücher mit dem Titel „Die kleine Hexe“ von einem „Chinesenmädchen“ schreibt und das Buch daraufhin auf die schwarze Liste gesetzt bzw. politisch korrekt umgeschrieben wird. Konsequenterweise müsste sich das europäische Parlament und mit ihm am besten jede einzelne Institution der EU, vom Rassisten Coudenhove-Kalergi distanzieren. Das würde auch eine gute Gelegenheit dafür bieten, der Bevölkerung in den EU-Staaten zu versichern, dass ihr kein „Gottesreich“ eines undemokratischen, sozialistischen Europas unter Führung einer neuen Aristokratie, die sich selbst eine in ihren Augen „gerechte Ungleichheit“ genehmigt, droht.
Habsburg, Otto von, 1982: Der Prophet Europas. Vorwort zur Neuauflage 1982. S. v-vi in: Coudenhove-Kalergi, Richard Nikolaus, 1982[1923]: Paneuropa. Wien; Leipzig: Pan-Europa-Verlag.
Heerfordt, Christian Frederick, 126;1927[1924}: Ein neues Europa. 2 Bände. Stuttgart: Ferdinand Enke.
Murphy, David Thomas, 1997: The Heroic Earth: Geopolitical Thought in Weimar Germany, 1918-1933. Kent, Ohio: Kent State University Press.
Orluc, Katiana, 2007: Caught between Past and Future: The Idea of Pan-Europe in the Interwar Years, S. 95-120 in: Persson, Hans-Ake & Stråth, Bo (Hrsg.): Reflections on Europe: Defining a Political Order in Time and Space. Bruxelles: Peter Lang.
Tchoubarian, Alexander, 2013[1994]: The European Idea in History in the Nineteenth and Twentieth Centuries: A View from Moscow. London. Routledge.
Wiedemer, Patricia, 1993: The Idea Behind Coudenhove-Kalergi’s Pan-European Union. History of European Ideas6(4-6): 827-33.
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Nun ja, so ganz falsch sind die Anmerkungen zu “Rustikalmenschen” und Stadtbewohnern nicht, ebenfalls nicht zu Südländern etc. Und dass in ländlichen Gesellschaften die Partnerahl aus sehr viel geringeren Pools kommt als zB in der Stadt, was durchaus zu Problemen führen kann, das war in der damaligen Zeit auch für Mitteleuropa zutreffend.
Seit die Mobilität – beruflich wie auch in der Freizeit – erheblich zugenommen hat, pflegt ein erheblicher Teil der ländlichen Bevölkerung den urbanen Lebensstil, was sich auch im Paarungsverhalten auswirkt.
Was das Fazit des Artikels angeht: Dass die Rassismus-Keulen gegen Preussler wie gegen Lindgren geschwungen wird, ist Idiotie; drüber sind wir wohl alle einig. Angesichts der gegenwärtig eskalierten Rassismus-Hysterie á la Floyd und den Hass gegen Polizisten würde ich den Fokus auf die Machtfragen lenken wollen statt auf Kinderbücher: Wem nützt die Entmachtung von westlicher Polizei, Bundeswehr und anderen ehemals respektierten Organisationen?
Davon profitiert doch nur Big Business: Wenn die Staaten und Staatsorgane abgedankt haben, kommen die Konzerne, die ihre Leistungen verkaufen – zu ihren Regeln. Wenn der Staat kein Gewaltmonopol mehr hat, keine Sicherheit mehr garantieren kann, dann machen das kommerzielle Sicherheitsdienste. Und die Bessergestellten ziehen in Gated Communities.
Das finde ich viel wichtiger als den Streit um vor 100 Jahren geschriebene Bücher.
Wenn die “vor 100 Jahren geschriebene[n] Bücher” nicht gerade das wären, worauf die EU im 21. Jahrhundert als erinnerungswürdig die Öffentlichkeit hinweisen würde und wonach sie de facto und offensichtlich ihren Entwurf von EU, wie wir es heute schon haben, gebaut hat, dann würde ich dem zweiten Teil Ihres Kommentars vielleicht zustimmen können.
Aber angesichts der Tatsachen wäre es, glaube ich, sehr wichtig, von Leuten in Position bei der EU (und anderswo) klare Worte mit Bezug auf den Krempel, den C-K. von sich gegeben hat, einzufordern. Nicht, dass ich glaube, dass wir sie bekommen würden, die klaren Worte, aber darum geht es letztlich nicht, sondern darum, auf eine (weitere, aber grundlegend wichtige,) Bigotterie der EU in einer möglichst großen Öfffentlichkeit hinzuweisen und merken zu lassen, dass die Bigotterie uns nicht verborgen bleibt.
Und in diesem Sinn war das Beispiel “Ottfried Preussler” gewählt: als ein (anderes) Beispiel dafür, dass sehr viele verschiedene Maßstäbe gewählt werden, je nachdem, ob etwas gerade in den Kram passt oder nicht. Ob das Beispiel nun gerade gefällt oder man andere vorgezogen hätte, ist, glaube ich, für die Sache irrelevant.
Und zum “Rustikalmenschen” und dem “Stadtmenschen”:
Es geht nicht um die Größe eines Genpools auf dem Land oder in der Stadt,. sondern darum, dass C.-K. meinte, mit der Vererbung der Gene würden Dinge vererbt wie “Weite des Horizontes”u.v.m. und dass die “Vererbung” solcher (zugeschriebenen) Eigenschaften Land- und Stadtbevölkerung systematisch voneinander unterscheiden würde. Und das ist Unsinn, und deshalb ist es eben doch ganz und gar falsch, was C.-K. schreibt.
Das bedeutet nicht, dass sich nicht rein statistisch aus den verschiedensten Gründen oder rein zufällig Unterschiede zwischen der DURCHSCHNITTLICHEN Landbevölkerung und der DURCHSCHNITTLICHEN Stadtbevölkerung finden kann, wenn man danach sucht. Aber das ist etwas gänzlich Anderes als alles, was C.-K. zusammenphantasiert.
Ich gehe davon aus, dass die “100 erinnerungswürdigen Bücher über Europa” die heiligen Schriften der Institution EU sind, und genauso erforscht werden sollten wie die heiligen Schriften der Religionen, eben um die auf den Schriften fundierten Institutionen und von ihnen angestoßenen Entwicklungen einordnen, kritisieren und verbessern zu können.
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(*)Ich finde z. B. C.-K.s Ausführungen über die “Rustikalmenschen” und die “Stadtmenschen” überraschend, weil wir gerade erst vor ein paar Tagen über die politisch angestrebte Verstädterung, bzw. Bildung von Megaregionen geschrieben haben. Man könnte auf die Idee kommen, dass C.-K.s Ausführungen die Ideen für die Verstädterung geliefert haben. Zumindest scheint die für ihn logische Konsequenz, dass die Völker vermischt werden sollten, Grundlage von EU-/UNO-Politik zu sein. Die bereits erwähnte “LEIPZIG CHARTA zur nachhaltigen europäischen Stadt” ist ja auch nicht erst im Zuge der Merkelschen Grenzöffnung in 2015 entstanden, sondern bereits 2007 von EU-Ministern angenommen worden. Inwieweit eine solche Charta wie die Leipzig-Charta nun tatsächlich von den Schriften wie denen von C.-K. und denen auf der Liste beeinflußt worden ist, welche gedanklichen Prozesse sich wie im Laufe der Jahrzehnte verändert haben, und inwieweit auch das Baurecht von (nicht vorhergesehen oder schlichtweg für die Ideologie in Kauf genommenen) Entwicklungen eingeholt wird, das sollte geprüft werden. Nur so lassen sich Motivationen und Handlungen unserer Top-Politiker in die beiden Kategorien ‘von Ideologie geleitet’ und ‘von Realität gezwungen’ eingliedern, und herausgefunden werden, wie sich die beiden Kategorien gegenseitig beeinflußen. Vielleicht lassen sich noch weitere Kategorien ausmachen.
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(*)(Blöd nur, dass “Praktischer Idealismus” nicht in der Liste der 100 Bücher aufgenommen ist. Schlechtes Beispiel, außer es handelte sich um ein außer-kanonisches, dennoch inoffiziell bedeutsames Buch in EU-Kreisen.)
Der war auch schon da (2019) drin: https://web.archive.org/web/20190828031152/https://www.europarl.europa.eu/100books/de/downloadPDF
Nochmaliges Wegsichern ging leider nicht.
Und weiter unten auf derselben Seite Ralf Dahrendorf den ich als Europäer bezeichnen würde.
Das Buch sollte man nicht verbieten. Aber in den Empfehlungen hat es nichts zu suchen.
Eine IFG Anfrage wann und wie der in die Liste kam, z.B. bei AskTheEU wird sehr sicher nichts bringen. Die sind unterlaufen.
Danke für die schöne und interessante Zusammenfassung. Mir war meine Zeit für ein eigenes, umfassendes Quellenstudium der krausen Ideen Kalergis stets zu schade, und ich fühle mich durch Ihren lesenswerten Beitrag erneut bestätigt; “Schund” ist wohl die passende Bezeichnung für diese Art von Literatur. Mir ist allerdings unbegreiflich, wie man heute immer noch der Wahnvorstellung anhängen und sogar zunehmende Anstrengungen zu deren Verwirklichung unternehmen kann, in Europa eine “Mischrasse” aus Hereingeschneiten und Autochthonen schaffen zu wollen, nachdem doch die Inkompatibilität gewisser Ethnien mit dem Wirtsvolk unübersehbar ist. Gern würde ich den wahren Plan hinter der Umvolkung, so es denn einen gäbe, verstehen. An die Vermischung der Rassen kann doch niemand mehr ernsthaft glauben.
Zumindest glauben diejenigen dran, die das derzeit intensiv betreiben, denn das “Ergebnis” ist einfach besser handhabbar – insbesondere in politischen und in Währungs-Krisen.
Was ist schon schöner und sicherer als eine satte Mehrheit, die sich als Gegenleistung alimentieren läßt und sich sonst für nichts interessiert ?
Und in der Realität passiert das Vermischen auch zwangsläufig und auch nicht immer ganz freiwillig.
Aber (Zitat) “nun sindse halt mal da”:
Die Paneuropabewegung begann als eine der üblichen auf Selbstüberschätzung und esoterisch durchtränkter Pseudowissenschaft basierende Spinnereien des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts, die von den Wiener “Kosmikern” mit S über Aleister Crowleys “Thelemiten” bis zu den Herren der Wewelsburg reichten – um es in einem Satz zusammenzufassen: Nietzscheleien für von Nietzsche selber abgrundtief verachtete Leute -, und entwickelte sich, indem sie sich im Gegensatz zu den anderen Spinnereien mit einer Maske von Aufklärung und Humanität zu tarnen verstand, rasch zu einem verbrecherischen Riesenprojekt mit dem Ziel der kulturellen und ethnischen Auslöschung Europas.
Vielleicht sollte man noch expliziter hinzufügen, dass die Paneuropabewegung lange Zeit der politische Club der Habsburger war, einer Familie, die bereits von 1618 bis 1918 Europa und großen Teilen der übrigen Welt immensen Schaden zugefügt hat. Das gebrochene Ungarisch des Otto von Habsburg ist mittlerweile ja verstummt, aber solche Leute finden immer Epigonen und Diadochen.
Kalergi (ich kenne nur diese Schreibweise) war ein verwirrter, gefährlicher Spinner, seine Thesen sind haarsträubend und irrational. Man kann ihm höchstens zugute halten, daß zu seiner Zeit eher krause Vorstellungen über Rasse, Volk, vererbbare Eigenschaften herrschten.
Daß seine “Ideen” dennoch propagiert wurden und werden, muß daran liegen, daß aus seinem Unsinn manche politische Willkür Honig saugen konnte.
Er hat ja als Führungsschicht der neu-europäischen, vermeintlich altägyptischen “Rasse”, als Geistesadel, Juden vorgesehen. Stimmt es, daß ein Rothschild höchstselbst ihn massiv gefördert hat?
“Man kann ihm höchstens zugute halten, daß zu seiner Zeit eher krause Vorstellungen über Rasse, Volk, vererbbare Eigenschaften herrschten.”
Ja, das kann man, und das sollte man auch. Aber damit treffen Sie genau den Punkt:
Wenn man C.-K. das zu gute halten will, dann muss man es konsequenterweise allen historischen Personen und Werken zugute halten.
Man kann also nicht die einen als Väter der EU, die ihrer Zeit voraus waren, feiern, an ihnen auch im 21. Jahrhundert ohne Einschränkung festhalten – unter vollständiger Ignoranz erheblicher Aspekte ihrer Vorstellungen oder Argumentationen -, und andere Leute als Rassisten beschimpfen, weil sie, was weiß ich, mit Zucker aus Übersee gehandelt haben oder Worte wie z.B. “Negerkuss” oder “Cinesenmädchen” benutzen,, ihre Bücher umschreiben oder sonstwie zensieren oder ihre Statuen entfernen (wollen).
Das ist Bigotterie in ihrer vollendeten Form, eine aktuelle und dementsprechend wichtige Bigotterie.
Der entscheidende Punkt ist die Zeit, in der die heute gängigen Gesellschaftstheoretiker ihre Werke verfasst haben. Man war damals, vermutlich aufgrund großer industrieller und technischer Fortschritte, der Meinung, man hätte nun die wahre Erkenntnis erlangt und könnte damit die Zukunft gestalten. Ein riesiger Fehler. Einstein lag mit seiner Aussage “ich weiß, dass ich nichts weiß” wohl als einziger richtig. Die damalige Zeit war geprägt von gefährlichem Halbwissen, wüsten bis vollkommen Absurden Theorien, sowie der falschen Annahme, man wüsste nun alles und könne nun “loslegen”. Und genau auf diesem Halbwissen einer wissenschaftlich völlig aus dem Ruder gelaufenen Epoche versucht man nun die Welt von heute zu gestalten. Besondere Fahrt nimmt dieses Phänomen auf, weil sich der damalige unwissenschaftliche Wildwuchs heute wiederholt. Der enorme Fortschritt im Bereich Digitalisierung läuft in den selben Wildwuchs hinein und verändert die Gesellschaft in zu hohem Tempo in einem Maße, das der menschlichen Natur nicht mehr entspricht. Der Mensch ist, wie er ist und nicht so, wie ihn so mancher “Wissenschaftler” gerne hätte. Und wenn diese Erkenntnis dann doch plötzlich einsetzt, ist der Totalitarismus, um die eigenen wirren Ideen doch noch irgendwie mittels Zwang umzusetzen, nur eine Frage der Zeit. Der Genderwahnsinn ist ein Musterbeispiel für diese Entwicklung. Es gibt nur zwei Geschlechter und in extrem seltenen Fällen einen echten biologischen Zwitter. Der Rest ist Hirngespinst und hat mit echter Wissenschaft nichts zu tun. Dennoch wird dieser Ausbruch von Wahnsinn mit ungeheurer Wucht in die Gesellschaft hineingezwungen.
Für mich ist der entscheidende Punkt, dass man sich heute vom “Halbwissen” bestimmer Leute nicht distanziert, sondern sie noch feiert, während andere mit “Halbwissen” zum auch heute noch waltenden Grundübel allen menschlichen Daseins erklärt werden sollen, oder nochmals auf den Punkt gebracht: das grandiose Ausmaß an Bigotterie, die die Rede von “Rassismus” inzwischen angenommen hat.
Da stimme ich ihnen vollkommen zu. Wenn man Coudenhove-Kalergis Ansichten zu denen von Marx und Hitler ins Verhältnis setzt, sind sie in ihrer Radikalität und Illiberalität überaus ähnlich. Einzig die letztliche Ausrichtung, wer davon betroffen ist und wer am Ende profitiert, unterscheidet sich.
Aber selbst die Liberalen Hayek und Popper sind aus heutiger Sicht in ihrer gesellschaftlichen Konsequenz zu extrem, als dass sie eins zu eins umsetzbar wären.
Die Welt ist doch komplexer, als man damals glaubte. Zumal sie sich in den letzten 100 Jahren enorm weiterentwickelt hat. Was damals zugegebenermaßen kaum jemand richtig einschätzen, geschweige denn ahnen konnte. Um so mehr ist es vollkommen unverständlich, dass die alten Wälzer immer wieder einfach so aus ihrer damaligen Epoche herausgerissen und als allgemeingültige Wahrheit in die Tat umgesetzt werden sollen. Gerade bei Marx ist der Beweis der Dysfunktionalität seines systemischen Ansatzes mehrfach in der Praxis unter unzähligen Kollateralschäden bewiesen worden. Dennoch wird es immer wieder versucht.
Das einzige, was man derzeit tun kann, ist Damage Control und Aufklärung darüber, was hier schief läuft. Ich sage es immer wieder: Die Menschen sollen die Augen aufmachen und das abgleichen, was politisch gewünscht ist, und was auf der Straße wirklich passiert und sich entwickelt. Das passt nämlich nicht zusammen.
Was mich bei Coudenhove-Kalergis Ausführungen nicht sonderlich wundert.
Da passte doch, dass die Coudenhove-Kalergi-Gesellschaft 2011 Frau Merkel mit dem Europapreis ausgezeichnet hat, und die selbe Dame 2015 die Grenzen zur gründlichen Durchmischung geöffnet hat. Es gibt keine Zufälle.
Zu denken gibt Merkels Sinneswandlung zur Zuwanderungspolitik vom Zeitraum 2002 bis eben 2015. Man hat sich zwar an ihre Wendigkeit gewöhnt, mir scheint sie aber doch bemerkenswert, da sie ohne große erkennbare Not erfolgt ist (Mit dem Atomausstieg sollte ja zumindest die Wahl in B-W gerettet werden).
Coudenhove-Kalergi war m.W. der erste Träger des Karlspreises, möglicherweise lohnt es sich, auch weitere Träger anzuschauen. Ein Punkt zu Otto von Habsburg: Er war Mitinitiator des Paneuropäischen Picknicks bei Sopron, das in die Stürmung der ungarischen Grenze mündete. Eine frühe Form von Massenbewegungen, die durch NGOs ausgelöst werden?
Nach dem Präsidenten des Bundestages Schäuble droht den Europäern Inzucht. Auch er denkt in erbbiologischen Kategorien.
Leider kann ich die Quelle nicht mehr nennen, aber in Babylon soll ein Herrscher allen Frauen vorgeschrieben haben, sich in einem Liebestempel von Reisenden Männern schwängern lassen zu müssen, bevor sie eine feste Beziehung eingehen durften. Durch diese Blutauffrischung sollte das tüchtigste Volk der Welt geschaffen werden. Was bei Adolf also durch Homozygotie erreicht werden sollte, das sollte damals durch massenhaftes “Einkreuzen” erreicht werden.
Wie wir wissen, ging Babylon im Sprachenwirrwar unter.
… “Wahninn – “Inzucht” unter mehr als 83 Millionen Menschen in Deutschland und 700 Millionen Menschen in Europa, wenn die Menschheit über Tausende von Jahren die Eheschließung zwischen Menschen in sehr kleinen Gruppen (und teilweise spezielle die Cousinen-Ehe) präferiert und praktiziert hat und dabei offensichtlich keineswegs ausgestorben ist!
Solche Dinge sind keine anderen Meinungen, keine Irrtümer; das sind Wahnvorstellungen.
Man sollte tatsächlich Kalergi und anderen einiges zugute halten. Er sah einige Muster und redete darüber. Solche Aussagen sind nie sehr präzise, früher noch weniger als heute, und sie betreffen nie jedes Individuum. Es sind Aussagen über Mengen. Wenn Leute schon daran scheitern und “Rassismus” schreien, als wäre Mustererkennung verwerflich, gibt es eben keine ehrliche Diskussion. Es gibt, wie auch hier M. Klein erklärte “Rassen” oder jedenfalls Sachverhalte, die man mit diesem Wort sinnvoll bezieichnen kann, aber keinen Sachverhalt, den man heute mit dem Wort “Rassismus” sinnvoll bezeichnen kann, wenn man ehrliche Diskussionen anstrebt. Es sei denn so etwas wie die Nürnberger Rassengesetze oder genozidale Kriminalität, wie man sie bei einigen Schwarzen in Südafrika und den USA (Black Panthers, Zebra Killers) findet.
Sie schreiben:
“Er sah einige Muster und redete darüber. Solche Aussagen sind nie sehr präzise, früher noch weniger als heute, und sie betreffen nie jedes Individuum. ”
Schön, dass Sie meinen, dass “solche Aussagen” “nie jedes Individuum betreffen”! Aber woher wollen Sie wissen, dass das das ist, was andere Leute, z.B. C.-K., denken bzw. gedacht haben? Woher wollen Sie wissen, dass C.K. Ihnen zugestimmt hätte?! Haben Sie sein Buch gelesen (und zwar von vorne bis hinten!)? An keiner Stelle räumt er Individuen irgendeine Bedeutung ein, aber es hagelt nur so von Konstruktionen wie “dem Orientalen” oder “dem Finnen” oder “dem Briten”.
Und woher wollen Sie wissen, dass etwas “früher noch weniger als heute der Fall gewesen sei? Waren Sie dabei?
Und wenn man meint, dass man so wichtige Fragen wie die nach den Möglichkeiten von Frieden in Europa behandeln müsse und seine Antworten öffentlich präsentieren zu müssen glaubt, und zwar nicht nur in Buchform, sondern u.a. vor’m Völkerbund, dann täte man m.E, – schon aus Respekt vor sich selbst – gut daran, sich entweder so präzise wie möglich auszudrücken oder zu warten, bis man die wirren Assoziationen, die einem im Kopf herumwirbeln, zu irgendeinem logisch begründbaren Zusammenhang zusammenfügen kann. Ist das nicht gerade das Problem, dass “s]olche Aussagen … nie sehr präzise” sind? Warum meinen Sie, ist das so? Wer nicht präzise sprechen kann oder will, denkt in aller Regel auch nicht präzise oder kann es nicht (oder versucht absichtlich, die Leute mit möglichst vagen Aussagen hinter’s Licht zu führen oder sich sogenannte Hintertürchen offen zu halten).
Jemandem etwas zu Gute halten, bedeutet nicht, ohne eine angebbare Grundlage dafür zu haben, irgendeinen Krempel zu erfinden, der jede noch so unsinnige Aussage, die jemand macht, entschuldigen kann, oder diese Aussagen willkürlich mit einem mehr oder weniger esoterischen Sinn auszustatten. Es bedeutet vielmehr, die Aussagen, die jemand macht, in ihren historischen und sozialen Kontexten zu betrachten. Dementsprechend lässt sich festhalten:
1. Wenn C.-K. mit dem Rassenbegriff hantiert hat, wie das früher in manchen Kreisen (!) üblich war, dann mögen seine Wortwahl und vielleicht sogar seine wirren Assoziationen “normaler” erscheinen, sind aber deshalb nicht verständlicher für den denkenden Menschen und schon gar nicht im Einklang mit irgendeiner Empirie stehend, sprich: vernünftiger. Ja, man wusste früher vielleicht Dinge nicht, die man heute weiß, z.B. über Genetik, aber HEUTE weiß man sie, und es gibt keinen Grund dafür, jemandes Ideen HEUTE umzusetzen oder zu imitieren, die diese Person FRÜHER, auf einer schlechteren Wissensgrundlage hatte (das gilt natürlich nur, wenn diese Ideen damals relativ besehen vernünftig erschienen sein mögen, was bei C.-K. schwerlich argumentiert werden kann; versuchen Sie es, wenn Sie wollen!)
2. Wenn “Leute” nicht immer gleich “Rassismus” mit Bezug auf Äußerungen oder Verhaltensweisen von Menschen in anderen Zeiten oder Gesellschaften schreien sollten (worin ich Ihnen weitgehend zustimme), dann muss das für alle historischen Äußerungen und Menschen im gleichen Maß gelten.
Und deshalb kann man nicht Statuen von Leuten abreißen oder Straßen umbenennen wollen, weil sie angeblich “Rassisten” waren, und andere Leute mit dem Karls-Preis für – mindestens! – den gleichen Rassismus auszeichnen. (Sklavenhalter haben dann halt auch irgendwelche “Muster” erkannt …).
Da Linksextreme und Gutmenschen offensichtlich sehr selektiv im “Zu-Gute-Halten” sind, muss man konsequenterweise selbst “Rassismus” schreien, wenn es nach ihrer eigenen “Logik” angemessen wäre, sie es aber aus ideologischen Gründen nicht tun. Dann muss man ihnen ihre Bigotterie vorführen!
Was genau an Herrn Kalergis Ausführungen findest Du denn nachvollziehbar und welcher seiner Kollektivismen hat es Dir so sehr angetan, dass Du selbst jemanden verteidigst, dessen Wortwahl und Ausführungen in mir das Gefühl geweckt haben, es mit einem Irren zu tun zu haben. Die Urform von Rassismus besteht in der willkürlichen Homogenisierung von höchst diversen Gruppen und der nachfolgenden Zuschreibung von typischen Handlungsweisen. Gemessen an dieser Normaldefinition von Rassismus ist Kalergi ein Rassist par excellence und wenn er Muster erkannt haben sollte, selbst Irre erkennen Muster, nur eben andere als Normale, dann mag das so sein, aber es ist sicher nichts, was für ihn spricht. Also wenn Du ein Argument machen willst, feel free to do so.
Was man bei Coudenhove-Kalergi sehen kann, ist die gleiche Tendenz, wie bei allen anderen Gesellschaftstheoretikern der damaligen Zeit: In der Bestandsaufnahme, in der Beschreibung des Ist-Zustands, liegt er durchaus richtig. In der Grundidee, dass Europa geeint werden muss, um in der Welt gegen die USA und Russland zu bestehen auch. Vollkommen falsch liegt er jedoch in seinem Lösungsansatz, der Züchtung eines neuen Menschen und der entwurzelten Stadtbevölkerung als anzustrebende neue Bevölkerung in einem sozialistischen Utopia. Zuallererst ist die Annahme, man könne aus einem Pool an verschiedenen Ethnien mal ebenso eine neue Rasse züchten, eine geradezu naive Vorstellung von Genetik. Weiß und schwarz gemischt ergibt nicht automatisch die Mitte Braun. Die Annahmw, das am Schluss alle Menschen die gleiche Hautfarbe haben würden, würde man sie nur oft genug kreizweise paaren, ist nicht nur grenzwertig dämlich und entspringt wohl eher der Farbenleere als der Biologie, sie ersäuft zudem in einer nahezu grenzenlosen Arroganz und Menschenverachtung, man müsse anderen Menschen vorschreiben, mit wem sie in die Kiste zu springen haben, damit ihre Nachkommen “bessere” Menschen werden.Das ist nicht nur Rassismus in Reinform, es ist kernfaschistoid in maximaler Ausprägung. Den beschränkten Horizont, den Coudenhove-Kalergi der Landbevölkerung vorwirft, stellt er selbst zur Schau: Er sieht sich als Mischling quasi selbst als Vorbild für alle anderen. Ein Phänomen, dass durchaus öfters zu beobachten ist. Menschen sehen sich aufgrund ihres eigenen kleinen Biotops als Maß aller Dinge und damit als Maß für alle anderen. Was wiederum der entscheidende Grund für die zwingende Dezentralisierung von Macht sein muss. Die Menschen sind alle unterschiedlich. Sie sind in hohem Maße individuell. Wer diese individuellen Menschen in seinen eigenen begrenzten Horizont packen will, um eine neue bessere Welt zu erschaffen, der verkennt, dass es überall auf der Welt unterschiedlicher Lösungen bedarf, um zu ähnlichen Endergebnissen zu kommen. In einer freien Welt, kann der begrenzte Horizont eines einzelnen niemals der Maßstab sein.
Wo er auch vollkommen daneben liegt, ist die positive Überzeichnung des Stadtmenschen über die Landbevölkerung. Das Leben in der Stadt produziert zunächst zwar technischen Fortschritt, aber auch den Totalverlust der Bodenhaftung und damit zur Essenz des Lebens, nämlich das Grundwissen, wie man sich ohne fremde Hilfe am leben hält.
Der Stadtmensch von heute hat sich so weit vom echten Leben entfernt, dass er ohne externe Hilfe dem Tod geweiht ist. Was wiederum zur Erkenntnis führen muss, dass die Verstädterung unserer Gesellschaft einher geht mit massiver gesellschaftlicher Degeneration. Und wer degeneriert, kann nicht der Maßstab für alle anderen sein.
Die verhängnisvolle Tendenz schwülstig-blasiertes Filibustieren für intellektuelles Elaborat zu halten und aus einem Zustande mentaler Erschöpfung – angesichts völlig konfuser Melange-Exzesse – in Demutsstarre zu verfallen, ist ursächlich für die totale Desorientierung auf allen relevanten Gebieten.
Diese penetrante Schwatzhaftigkeit von solchen Luftnummern wie Kalergi oder Hitler ist Programm eo ipso.
Schwafele einfach deinGegenüber schwindlig, so dass er begierig nach jedem verbalen Strohhalm als Stütze der geistigen Fundamentierung greift, den man ihm anreicht.
Erstaunlich, dass seit Cicero im Prozess von Catalina bis Heidegger & Co. nur Wenige dem gewachsen sind und diese selbstgefällige Schwatzhaftigkeit als substanzlose Geräuschhaftigkeit enttarnen können.
Die gute alte Post kannte mal das Motto: “Fasse dich kurz!”
Könnte als Bewertungskategorie von ausufernden Möchtegernverstehern wie Kalergi nützlich sein.
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Nun ja, so ganz falsch sind die Anmerkungen zu “Rustikalmenschen” und Stadtbewohnern nicht, ebenfalls nicht zu Südländern etc. Und dass in ländlichen Gesellschaften die Partnerahl aus sehr viel geringeren Pools kommt als zB in der Stadt, was durchaus zu Problemen führen kann, das war in der damaligen Zeit auch für Mitteleuropa zutreffend.
Seit die Mobilität – beruflich wie auch in der Freizeit – erheblich zugenommen hat, pflegt ein erheblicher Teil der ländlichen Bevölkerung den urbanen Lebensstil, was sich auch im Paarungsverhalten auswirkt.
Was das Fazit des Artikels angeht: Dass die Rassismus-Keulen gegen Preussler wie gegen Lindgren geschwungen wird, ist Idiotie; drüber sind wir wohl alle einig. Angesichts der gegenwärtig eskalierten Rassismus-Hysterie á la Floyd und den Hass gegen Polizisten würde ich den Fokus auf die Machtfragen lenken wollen statt auf Kinderbücher: Wem nützt die Entmachtung von westlicher Polizei, Bundeswehr und anderen ehemals respektierten Organisationen?
Davon profitiert doch nur Big Business: Wenn die Staaten und Staatsorgane abgedankt haben, kommen die Konzerne, die ihre Leistungen verkaufen – zu ihren Regeln. Wenn der Staat kein Gewaltmonopol mehr hat, keine Sicherheit mehr garantieren kann, dann machen das kommerzielle Sicherheitsdienste. Und die Bessergestellten ziehen in Gated Communities.
Das finde ich viel wichtiger als den Streit um vor 100 Jahren geschriebene Bücher.
@Petersen
Wenn die “vor 100 Jahren geschriebene[n] Bücher” nicht gerade das wären, worauf die EU im 21. Jahrhundert als erinnerungswürdig die Öffentlichkeit hinweisen würde und wonach sie de facto und offensichtlich ihren Entwurf von EU, wie wir es heute schon haben, gebaut hat, dann würde ich dem zweiten Teil Ihres Kommentars vielleicht zustimmen können.
Aber angesichts der Tatsachen wäre es, glaube ich, sehr wichtig, von Leuten in Position bei der EU (und anderswo) klare Worte mit Bezug auf den Krempel, den C-K. von sich gegeben hat, einzufordern. Nicht, dass ich glaube, dass wir sie bekommen würden, die klaren Worte, aber darum geht es letztlich nicht, sondern darum, auf eine (weitere, aber grundlegend wichtige,) Bigotterie der EU in einer möglichst großen Öfffentlichkeit hinzuweisen und merken zu lassen, dass die Bigotterie uns nicht verborgen bleibt.
Und in diesem Sinn war das Beispiel “Ottfried Preussler” gewählt: als ein (anderes) Beispiel dafür, dass sehr viele verschiedene Maßstäbe gewählt werden, je nachdem, ob etwas gerade in den Kram passt oder nicht. Ob das Beispiel nun gerade gefällt oder man andere vorgezogen hätte, ist, glaube ich, für die Sache irrelevant.
Und zum “Rustikalmenschen” und dem “Stadtmenschen”:
Es geht nicht um die Größe eines Genpools auf dem Land oder in der Stadt,. sondern darum, dass C.-K. meinte, mit der Vererbung der Gene würden Dinge vererbt wie “Weite des Horizontes”u.v.m. und dass die “Vererbung” solcher (zugeschriebenen) Eigenschaften Land- und Stadtbevölkerung systematisch voneinander unterscheiden würde. Und das ist Unsinn, und deshalb ist es eben doch ganz und gar falsch, was C.-K. schreibt.
Das bedeutet nicht, dass sich nicht rein statistisch aus den verschiedensten Gründen oder rein zufällig Unterschiede zwischen der DURCHSCHNITTLICHEN Landbevölkerung und der DURCHSCHNITTLICHEN Stadtbevölkerung finden kann, wenn man danach sucht. Aber das ist etwas gänzlich Anderes als alles, was C.-K. zusammenphantasiert.
Ich gehe davon aus, dass die “100 erinnerungswürdigen Bücher über Europa” die heiligen Schriften der Institution EU sind, und genauso erforscht werden sollten wie die heiligen Schriften der Religionen, eben um die auf den Schriften fundierten Institutionen und von ihnen angestoßenen Entwicklungen einordnen, kritisieren und verbessern zu können.
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(*)Ich finde z. B. C.-K.s Ausführungen über die “Rustikalmenschen” und die “Stadtmenschen” überraschend, weil wir gerade erst vor ein paar Tagen über die politisch angestrebte Verstädterung, bzw. Bildung von Megaregionen geschrieben haben. Man könnte auf die Idee kommen, dass C.-K.s Ausführungen die Ideen für die Verstädterung geliefert haben. Zumindest scheint die für ihn logische Konsequenz, dass die Völker vermischt werden sollten, Grundlage von EU-/UNO-Politik zu sein. Die bereits erwähnte “LEIPZIG CHARTA zur nachhaltigen europäischen Stadt” ist ja auch nicht erst im Zuge der Merkelschen Grenzöffnung in 2015 entstanden, sondern bereits 2007 von EU-Ministern angenommen worden. Inwieweit eine solche Charta wie die Leipzig-Charta nun tatsächlich von den Schriften wie denen von C.-K. und denen auf der Liste beeinflußt worden ist, welche gedanklichen Prozesse sich wie im Laufe der Jahrzehnte verändert haben, und inwieweit auch das Baurecht von (nicht vorhergesehen oder schlichtweg für die Ideologie in Kauf genommenen) Entwicklungen eingeholt wird, das sollte geprüft werden. Nur so lassen sich Motivationen und Handlungen unserer Top-Politiker in die beiden Kategorien ‘von Ideologie geleitet’ und ‘von Realität gezwungen’ eingliedern, und herausgefunden werden, wie sich die beiden Kategorien gegenseitig beeinflußen. Vielleicht lassen sich noch weitere Kategorien ausmachen.
–
(*)(Blöd nur, dass “Praktischer Idealismus” nicht in der Liste der 100 Bücher aufgenommen ist. Schlechtes Beispiel, außer es handelte sich um ein außer-kanonisches, dennoch inoffiziell bedeutsames Buch in EU-Kreisen.)
Der war auch schon da (2019) drin:
https://web.archive.org/web/20190828031152/https://www.europarl.europa.eu/100books/de/downloadPDF
Nochmaliges Wegsichern ging leider nicht.
Und weiter unten auf derselben Seite Ralf Dahrendorf den ich als Europäer bezeichnen würde.
Das Buch sollte man nicht verbieten. Aber in den Empfehlungen hat es nichts zu suchen.
Eine IFG Anfrage wann und wie der in die Liste kam, z.B. bei AskTheEU wird sehr sicher nichts bringen. Die sind unterlaufen.
@Dr. habil. Heike Diefenbach.
Danke für die schöne und interessante Zusammenfassung. Mir war meine Zeit für ein eigenes, umfassendes Quellenstudium der krausen Ideen Kalergis stets zu schade, und ich fühle mich durch Ihren lesenswerten Beitrag erneut bestätigt; “Schund” ist wohl die passende Bezeichnung für diese Art von Literatur. Mir ist allerdings unbegreiflich, wie man heute immer noch der Wahnvorstellung anhängen und sogar zunehmende Anstrengungen zu deren Verwirklichung unternehmen kann, in Europa eine “Mischrasse” aus Hereingeschneiten und Autochthonen schaffen zu wollen, nachdem doch die Inkompatibilität gewisser Ethnien mit dem Wirtsvolk unübersehbar ist. Gern würde ich den wahren Plan hinter der Umvolkung, so es denn einen gäbe, verstehen. An die Vermischung der Rassen kann doch niemand mehr ernsthaft glauben.
Zumindest glauben diejenigen dran, die das derzeit intensiv betreiben, denn das “Ergebnis” ist einfach besser handhabbar – insbesondere in politischen und in Währungs-Krisen.
Was ist schon schöner und sicherer als eine satte Mehrheit, die sich als Gegenleistung alimentieren läßt und sich sonst für nichts interessiert ?
Und in der Realität passiert das Vermischen auch zwangsläufig und auch nicht immer ganz freiwillig.
Aber (Zitat) “nun sindse halt mal da”:
http://www.globalecho.org/57284/coudenhove-kalergi-preis-fur-im-erika-aka-merkel-im-jahre-2010/
Die Paneuropabewegung begann als eine der üblichen auf Selbstüberschätzung und esoterisch durchtränkter Pseudowissenschaft basierende Spinnereien des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts, die von den Wiener “Kosmikern” mit S über Aleister Crowleys “Thelemiten” bis zu den Herren der Wewelsburg reichten – um es in einem Satz zusammenzufassen: Nietzscheleien für von Nietzsche selber abgrundtief verachtete Leute -, und entwickelte sich, indem sie sich im Gegensatz zu den anderen Spinnereien mit einer Maske von Aufklärung und Humanität zu tarnen verstand, rasch zu einem verbrecherischen Riesenprojekt mit dem Ziel der kulturellen und ethnischen Auslöschung Europas.
Vielleicht sollte man noch expliziter hinzufügen, dass die Paneuropabewegung lange Zeit der politische Club der Habsburger war, einer Familie, die bereits von 1618 bis 1918 Europa und großen Teilen der übrigen Welt immensen Schaden zugefügt hat. Das gebrochene Ungarisch des Otto von Habsburg ist mittlerweile ja verstummt, aber solche Leute finden immer Epigonen und Diadochen.
Kalergi (ich kenne nur diese Schreibweise) war ein verwirrter, gefährlicher Spinner, seine Thesen sind haarsträubend und irrational. Man kann ihm höchstens zugute halten, daß zu seiner Zeit eher krause Vorstellungen über Rasse, Volk, vererbbare Eigenschaften herrschten.
Daß seine “Ideen” dennoch propagiert wurden und werden, muß daran liegen, daß aus seinem Unsinn manche politische Willkür Honig saugen konnte.
Er hat ja als Führungsschicht der neu-europäischen, vermeintlich altägyptischen “Rasse”, als Geistesadel, Juden vorgesehen. Stimmt es, daß ein Rothschild höchstselbst ihn massiv gefördert hat?
@Dr. Günther Kümel
“Man kann ihm höchstens zugute halten, daß zu seiner Zeit eher krause Vorstellungen über Rasse, Volk, vererbbare Eigenschaften herrschten.”
Ja, das kann man, und das sollte man auch. Aber damit treffen Sie genau den Punkt:
Wenn man C.-K. das zu gute halten will, dann muss man es konsequenterweise allen historischen Personen und Werken zugute halten.
Man kann also nicht die einen als Väter der EU, die ihrer Zeit voraus waren, feiern, an ihnen auch im 21. Jahrhundert ohne Einschränkung festhalten – unter vollständiger Ignoranz erheblicher Aspekte ihrer Vorstellungen oder Argumentationen -, und andere Leute als Rassisten beschimpfen, weil sie, was weiß ich, mit Zucker aus Übersee gehandelt haben oder Worte wie z.B. “Negerkuss” oder “Cinesenmädchen” benutzen,, ihre Bücher umschreiben oder sonstwie zensieren oder ihre Statuen entfernen (wollen).
Das ist Bigotterie in ihrer vollendeten Form, eine aktuelle und dementsprechend wichtige Bigotterie.
Der entscheidende Punkt ist die Zeit, in der die heute gängigen Gesellschaftstheoretiker ihre Werke verfasst haben. Man war damals, vermutlich aufgrund großer industrieller und technischer Fortschritte, der Meinung, man hätte nun die wahre Erkenntnis erlangt und könnte damit die Zukunft gestalten. Ein riesiger Fehler. Einstein lag mit seiner Aussage “ich weiß, dass ich nichts weiß” wohl als einziger richtig. Die damalige Zeit war geprägt von gefährlichem Halbwissen, wüsten bis vollkommen Absurden Theorien, sowie der falschen Annahme, man wüsste nun alles und könne nun “loslegen”. Und genau auf diesem Halbwissen einer wissenschaftlich völlig aus dem Ruder gelaufenen Epoche versucht man nun die Welt von heute zu gestalten. Besondere Fahrt nimmt dieses Phänomen auf, weil sich der damalige unwissenschaftliche Wildwuchs heute wiederholt. Der enorme Fortschritt im Bereich Digitalisierung läuft in den selben Wildwuchs hinein und verändert die Gesellschaft in zu hohem Tempo in einem Maße, das der menschlichen Natur nicht mehr entspricht. Der Mensch ist, wie er ist und nicht so, wie ihn so mancher “Wissenschaftler” gerne hätte. Und wenn diese Erkenntnis dann doch plötzlich einsetzt, ist der Totalitarismus, um die eigenen wirren Ideen doch noch irgendwie mittels Zwang umzusetzen, nur eine Frage der Zeit. Der Genderwahnsinn ist ein Musterbeispiel für diese Entwicklung. Es gibt nur zwei Geschlechter und in extrem seltenen Fällen einen echten biologischen Zwitter. Der Rest ist Hirngespinst und hat mit echter Wissenschaft nichts zu tun. Dennoch wird dieser Ausbruch von Wahnsinn mit ungeheurer Wucht in die Gesellschaft hineingezwungen.
@Ralf Pöhling
Für mich ist der entscheidende Punkt, dass man sich heute vom “Halbwissen” bestimmer Leute nicht distanziert, sondern sie noch feiert, während andere mit “Halbwissen” zum auch heute noch waltenden Grundübel allen menschlichen Daseins erklärt werden sollen, oder nochmals auf den Punkt gebracht: das grandiose Ausmaß an Bigotterie, die die Rede von “Rassismus” inzwischen angenommen hat.
Da stimme ich ihnen vollkommen zu. Wenn man Coudenhove-Kalergis Ansichten zu denen von Marx und Hitler ins Verhältnis setzt, sind sie in ihrer Radikalität und Illiberalität überaus ähnlich. Einzig die letztliche Ausrichtung, wer davon betroffen ist und wer am Ende profitiert, unterscheidet sich.
Aber selbst die Liberalen Hayek und Popper sind aus heutiger Sicht in ihrer gesellschaftlichen Konsequenz zu extrem, als dass sie eins zu eins umsetzbar wären.
Die Welt ist doch komplexer, als man damals glaubte. Zumal sie sich in den letzten 100 Jahren enorm weiterentwickelt hat. Was damals zugegebenermaßen kaum jemand richtig einschätzen, geschweige denn ahnen konnte. Um so mehr ist es vollkommen unverständlich, dass die alten Wälzer immer wieder einfach so aus ihrer damaligen Epoche herausgerissen und als allgemeingültige Wahrheit in die Tat umgesetzt werden sollen. Gerade bei Marx ist der Beweis der Dysfunktionalität seines systemischen Ansatzes mehrfach in der Praxis unter unzähligen Kollateralschäden bewiesen worden. Dennoch wird es immer wieder versucht.
Das einzige, was man derzeit tun kann, ist Damage Control und Aufklärung darüber, was hier schief läuft. Ich sage es immer wieder: Die Menschen sollen die Augen aufmachen und das abgleichen, was politisch gewünscht ist, und was auf der Straße wirklich passiert und sich entwickelt. Das passt nämlich nicht zusammen.
Was mich bei Coudenhove-Kalergis Ausführungen nicht sonderlich wundert.
Da passte doch, dass die Coudenhove-Kalergi-Gesellschaft 2011 Frau Merkel mit dem Europapreis ausgezeichnet hat, und die selbe Dame 2015 die Grenzen zur gründlichen Durchmischung geöffnet hat. Es gibt keine Zufälle.
… ja, ich füchte, das passt perfekt. (Ich wusste das gar nicht; danke für die Information!)
Zu denken gibt Merkels Sinneswandlung zur Zuwanderungspolitik vom Zeitraum 2002 bis eben 2015. Man hat sich zwar an ihre Wendigkeit gewöhnt, mir scheint sie aber doch bemerkenswert, da sie ohne große erkennbare Not erfolgt ist (Mit dem Atomausstieg sollte ja zumindest die Wahl in B-W gerettet werden).
Coudenhove-Kalergi war m.W. der erste Träger des Karlspreises, möglicherweise lohnt es sich, auch weitere Träger anzuschauen. Ein Punkt zu Otto von Habsburg: Er war Mitinitiator des Paneuropäischen Picknicks bei Sopron, das in die Stürmung der ungarischen Grenze mündete. Eine frühe Form von Massenbewegungen, die durch NGOs ausgelöst werden?
Nach dem Präsidenten des Bundestages Schäuble droht den Europäern Inzucht. Auch er denkt in erbbiologischen Kategorien.
Leider kann ich die Quelle nicht mehr nennen, aber in Babylon soll ein Herrscher allen Frauen vorgeschrieben haben, sich in einem Liebestempel von Reisenden Männern schwängern lassen zu müssen, bevor sie eine feste Beziehung eingehen durften. Durch diese Blutauffrischung sollte das tüchtigste Volk der Welt geschaffen werden. Was bei Adolf also durch Homozygotie erreicht werden sollte, das sollte damals durch massenhaftes “Einkreuzen” erreicht werden.
Wie wir wissen, ging Babylon im Sprachenwirrwar unter.
… “Wahninn – “Inzucht” unter mehr als 83 Millionen Menschen in Deutschland und 700 Millionen Menschen in Europa, wenn die Menschheit über Tausende von Jahren die Eheschließung zwischen Menschen in sehr kleinen Gruppen (und teilweise spezielle die Cousinen-Ehe) präferiert und praktiziert hat und dabei offensichtlich keineswegs ausgestorben ist!
Solche Dinge sind keine anderen Meinungen, keine Irrtümer; das sind Wahnvorstellungen.
Man sollte tatsächlich Kalergi und anderen einiges zugute halten. Er sah einige Muster und redete darüber. Solche Aussagen sind nie sehr präzise, früher noch weniger als heute, und sie betreffen nie jedes Individuum. Es sind Aussagen über Mengen. Wenn Leute schon daran scheitern und “Rassismus” schreien, als wäre Mustererkennung verwerflich, gibt es eben keine ehrliche Diskussion. Es gibt, wie auch hier M. Klein erklärte “Rassen” oder jedenfalls Sachverhalte, die man mit diesem Wort sinnvoll bezieichnen kann, aber keinen Sachverhalt, den man heute mit dem Wort “Rassismus” sinnvoll bezeichnen kann, wenn man ehrliche Diskussionen anstrebt. Es sei denn so etwas wie die Nürnberger Rassengesetze oder genozidale Kriminalität, wie man sie bei einigen Schwarzen in Südafrika und den USA (Black Panthers, Zebra Killers) findet.
@Floydmasika
Sie schreiben:
“Er sah einige Muster und redete darüber. Solche Aussagen sind nie sehr präzise, früher noch weniger als heute, und sie betreffen nie jedes Individuum. ”
Schön, dass Sie meinen, dass “solche Aussagen” “nie jedes Individuum betreffen”! Aber woher wollen Sie wissen, dass das das ist, was andere Leute, z.B. C.-K., denken bzw. gedacht haben? Woher wollen Sie wissen, dass C.K. Ihnen zugestimmt hätte?! Haben Sie sein Buch gelesen (und zwar von vorne bis hinten!)? An keiner Stelle räumt er Individuen irgendeine Bedeutung ein, aber es hagelt nur so von Konstruktionen wie “dem Orientalen” oder “dem Finnen” oder “dem Briten”.
Und woher wollen Sie wissen, dass etwas “früher noch weniger als heute der Fall gewesen sei? Waren Sie dabei?
Und wenn man meint, dass man so wichtige Fragen wie die nach den Möglichkeiten von Frieden in Europa behandeln müsse und seine Antworten öffentlich präsentieren zu müssen glaubt, und zwar nicht nur in Buchform, sondern u.a. vor’m Völkerbund, dann täte man m.E, – schon aus Respekt vor sich selbst – gut daran, sich entweder so präzise wie möglich auszudrücken oder zu warten, bis man die wirren Assoziationen, die einem im Kopf herumwirbeln, zu irgendeinem logisch begründbaren Zusammenhang zusammenfügen kann. Ist das nicht gerade das Problem, dass “s]olche Aussagen … nie sehr präzise” sind? Warum meinen Sie, ist das so? Wer nicht präzise sprechen kann oder will, denkt in aller Regel auch nicht präzise oder kann es nicht (oder versucht absichtlich, die Leute mit möglichst vagen Aussagen hinter’s Licht zu führen oder sich sogenannte Hintertürchen offen zu halten).
Jemandem etwas zu Gute halten, bedeutet nicht, ohne eine angebbare Grundlage dafür zu haben, irgendeinen Krempel zu erfinden, der jede noch so unsinnige Aussage, die jemand macht, entschuldigen kann, oder diese Aussagen willkürlich mit einem mehr oder weniger esoterischen Sinn auszustatten. Es bedeutet vielmehr, die Aussagen, die jemand macht, in ihren historischen und sozialen Kontexten zu betrachten. Dementsprechend lässt sich festhalten:
1. Wenn C.-K. mit dem Rassenbegriff hantiert hat, wie das früher in manchen Kreisen (!) üblich war, dann mögen seine Wortwahl und vielleicht sogar seine wirren Assoziationen “normaler” erscheinen, sind aber deshalb nicht verständlicher für den denkenden Menschen und schon gar nicht im Einklang mit irgendeiner Empirie stehend, sprich: vernünftiger. Ja, man wusste früher vielleicht Dinge nicht, die man heute weiß, z.B. über Genetik, aber HEUTE weiß man sie, und es gibt keinen Grund dafür, jemandes Ideen HEUTE umzusetzen oder zu imitieren, die diese Person FRÜHER, auf einer schlechteren Wissensgrundlage hatte (das gilt natürlich nur, wenn diese Ideen damals relativ besehen vernünftig erschienen sein mögen, was bei C.-K. schwerlich argumentiert werden kann; versuchen Sie es, wenn Sie wollen!)
2. Wenn “Leute” nicht immer gleich “Rassismus” mit Bezug auf Äußerungen oder Verhaltensweisen von Menschen in anderen Zeiten oder Gesellschaften schreien sollten (worin ich Ihnen weitgehend zustimme), dann muss das für alle historischen Äußerungen und Menschen im gleichen Maß gelten.
Und deshalb kann man nicht Statuen von Leuten abreißen oder Straßen umbenennen wollen, weil sie angeblich “Rassisten” waren, und andere Leute mit dem Karls-Preis für – mindestens! – den gleichen Rassismus auszeichnen. (Sklavenhalter haben dann halt auch irgendwelche “Muster” erkannt …).
Da Linksextreme und Gutmenschen offensichtlich sehr selektiv im “Zu-Gute-Halten” sind, muss man konsequenterweise selbst “Rassismus” schreien, wenn es nach ihrer eigenen “Logik” angemessen wäre, sie es aber aus ideologischen Gründen nicht tun. Dann muss man ihnen ihre Bigotterie vorführen!
Was genau an Herrn Kalergis Ausführungen findest Du denn nachvollziehbar und welcher seiner Kollektivismen hat es Dir so sehr angetan, dass Du selbst jemanden verteidigst, dessen Wortwahl und Ausführungen in mir das Gefühl geweckt haben, es mit einem Irren zu tun zu haben. Die Urform von Rassismus besteht in der willkürlichen Homogenisierung von höchst diversen Gruppen und der nachfolgenden Zuschreibung von typischen Handlungsweisen. Gemessen an dieser Normaldefinition von Rassismus ist Kalergi ein Rassist par excellence und wenn er Muster erkannt haben sollte, selbst Irre erkennen Muster, nur eben andere als Normale, dann mag das so sein, aber es ist sicher nichts, was für ihn spricht. Also wenn Du ein Argument machen willst, feel free to do so.
Was man bei Coudenhove-Kalergi sehen kann, ist die gleiche Tendenz, wie bei allen anderen Gesellschaftstheoretikern der damaligen Zeit: In der Bestandsaufnahme, in der Beschreibung des Ist-Zustands, liegt er durchaus richtig. In der Grundidee, dass Europa geeint werden muss, um in der Welt gegen die USA und Russland zu bestehen auch. Vollkommen falsch liegt er jedoch in seinem Lösungsansatz, der Züchtung eines neuen Menschen und der entwurzelten Stadtbevölkerung als anzustrebende neue Bevölkerung in einem sozialistischen Utopia. Zuallererst ist die Annahme, man könne aus einem Pool an verschiedenen Ethnien mal ebenso eine neue Rasse züchten, eine geradezu naive Vorstellung von Genetik. Weiß und schwarz gemischt ergibt nicht automatisch die Mitte Braun. Die Annahmw, das am Schluss alle Menschen die gleiche Hautfarbe haben würden, würde man sie nur oft genug kreizweise paaren, ist nicht nur grenzwertig dämlich und entspringt wohl eher der Farbenleere als der Biologie, sie ersäuft zudem in einer nahezu grenzenlosen Arroganz und Menschenverachtung, man müsse anderen Menschen vorschreiben, mit wem sie in die Kiste zu springen haben, damit ihre Nachkommen “bessere” Menschen werden.Das ist nicht nur Rassismus in Reinform, es ist kernfaschistoid in maximaler Ausprägung. Den beschränkten Horizont, den Coudenhove-Kalergi der Landbevölkerung vorwirft, stellt er selbst zur Schau: Er sieht sich als Mischling quasi selbst als Vorbild für alle anderen. Ein Phänomen, dass durchaus öfters zu beobachten ist. Menschen sehen sich aufgrund ihres eigenen kleinen Biotops als Maß aller Dinge und damit als Maß für alle anderen. Was wiederum der entscheidende Grund für die zwingende Dezentralisierung von Macht sein muss. Die Menschen sind alle unterschiedlich. Sie sind in hohem Maße individuell. Wer diese individuellen Menschen in seinen eigenen begrenzten Horizont packen will, um eine neue bessere Welt zu erschaffen, der verkennt, dass es überall auf der Welt unterschiedlicher Lösungen bedarf, um zu ähnlichen Endergebnissen zu kommen. In einer freien Welt, kann der begrenzte Horizont eines einzelnen niemals der Maßstab sein.
Wo er auch vollkommen daneben liegt, ist die positive Überzeichnung des Stadtmenschen über die Landbevölkerung. Das Leben in der Stadt produziert zunächst zwar technischen Fortschritt, aber auch den Totalverlust der Bodenhaftung und damit zur Essenz des Lebens, nämlich das Grundwissen, wie man sich ohne fremde Hilfe am leben hält.
Der Stadtmensch von heute hat sich so weit vom echten Leben entfernt, dass er ohne externe Hilfe dem Tod geweiht ist. Was wiederum zur Erkenntnis führen muss, dass die Verstädterung unserer Gesellschaft einher geht mit massiver gesellschaftlicher Degeneration. Und wer degeneriert, kann nicht der Maßstab für alle anderen sein.
Die verhängnisvolle Tendenz schwülstig-blasiertes Filibustieren für intellektuelles Elaborat zu halten und aus einem Zustande mentaler Erschöpfung – angesichts völlig konfuser Melange-Exzesse – in Demutsstarre zu verfallen, ist ursächlich für die totale Desorientierung auf allen relevanten Gebieten.
Diese penetrante Schwatzhaftigkeit von solchen Luftnummern wie Kalergi oder Hitler ist Programm eo ipso.
Schwafele einfach deinGegenüber schwindlig, so dass er begierig nach jedem verbalen Strohhalm als Stütze der geistigen Fundamentierung greift, den man ihm anreicht.
Erstaunlich, dass seit Cicero im Prozess von Catalina bis Heidegger & Co. nur Wenige dem gewachsen sind und diese selbstgefällige Schwatzhaftigkeit als substanzlose Geräuschhaftigkeit enttarnen können.
Die gute alte Post kannte mal das Motto: “Fasse dich kurz!”
Könnte als Bewertungskategorie von ausufernden Möchtegernverstehern wie Kalergi nützlich sein.