Konsens in der Wissenschaft: Wenn Missionare Wissenschaftler sein wollen
Es hat sich inzwischen herumgesprochen: Konsens ist in der Wissenschaft und für die Wissenschaft bestenfalls irrelevant, schlimmstenfalls schädlich.
In der Wissenschaft zählt nicht, wie viele Forscher dasselbe glauben, denn Wissenschaft wird nicht durch Konsens weitergebracht – er würde im Gegenteil Stillstand bedeuten, da man sich ja einig ist, dass die entsprechende Angelegenheit geklärt ist –, sondern dadurch, dass Anomalien beobachtet und zur Kenntnis genommen werden und zu erklären versucht werden, bzw. dadurch, dass jemand eine neue Idee darüber entwickelt, wie Dinge zusammenhängen könnten, und diese Idee anhand von Beobachtungen in der realen Welt überprüft. Dazu genügt im Prinzip ein einziger Forscher mit einer einzigen Idee, die sich in der Überprüfung bewährt. Wenn Konsens dazu führt, dass keine neuen Ideen entwickelt werden, keine Beobachtungen gemacht oder thematisiert werden (können), die für den bestehenden Wissensvorrat bzw. den herrschenden Konsens eine Herausforderung darstellen, dann ist Konsens in der und für die Wissenschaft nicht irrelevant; dann ist er vielmehr eine direkte Bedrohung für die Wissenschaft. Oder wie Michael Crichton einmal auf den Punkt gebracht hat:
“There is no such thing as consensus science. If it’s consensus, it isn’t science. If it’s science, it isn’t consensus. Period”,
d.h.
„So etwas wie eine Konsenswissenschaft gibt es nicht. Wenn es einen Konsens gibt, ist es keine Wissenschaft. Wenn es Wissenschaft ist, ist es kein Konsens. Punkt“.
Julian Reiss, Professor für Philosophie an der Universität Linz und Leiter des Instituts für Philosophie und wissenschaftliche Methode, hat seinerseits darauf hingewiesen, dass der Blick derjenigen, die meinen, es bestehe in einer Frage wissenschaftlicher Konsens, gewöhnlich nicht weit genug reicht – nicht weit genug in die Vergangenheit oder nicht weit genug über das eigene Echozimmer hinaus –, und ein Ergebnis von Konformismus ist (Reiss 2019: 190-191).
Die Rede vom „wissenschaftlichen Konsens“ hat in der Wissenschaft also nichts zu suchen. Dieses Wissen setzt sich in der nicht-wissenschaftlichen Öffentlichkeit immer weiter durch, und man würde meinen, dass man sie in Veröffentlichungen, die den Anspruch erheben, selbst wissenschaftliche zu sein, überhaupt nicht findet, außer in zurückweisender Absicht (wie bei Reiss).
Aber in dieser Annahme sieht man sich getäuscht. Manche Akademiker, die die Idee der Wissenschaft nicht begriffen haben und anscheinend auch nicht begreifen können, und die man treffender als selbst-stilisierte technokratische Propheten und Erlöser-Typen bezeichnen würde, glauben, dass über ihre persönlichen Überzeugungen oder Lieblings-Vorstellungen tatsächlich ein wissenschaftlicher Konsens bestehe, und dass es Aufgabe „der“ Wissenschaft sei oder „der“ Wissenschaft möglich sei, die Welt zu retten, indem sie Menschen bzw. der Öffentlichkeit, die „richtige“ Art zu denken und zu leben, vorgeben. Diese Vorstellung hat sich bei einigen zu einer regelrechten Wahnvorstellung ausgewachsen, so z.B. bei van Stekelenburg et al.:
“Humanity is facing a number of formidable challenges. The planet is warming, and rising sea levels and more extreme weather events, such as floods and extreme heat, are causing a public health crisis … A substantial proportion of the global population is facing undernourishment … Although safe and effective genetic-engineering technology could at least partially alleviate this problem, this technology is restricted in many countries, and food products that result from this technology are unwanted by substantial parts of the public … And even when safe and effective vaccines are available, a considerable number of citizens in many nations are hesitant to take them up … These issues – climate change, genetically modified food, and vaccination – have at least one thing in common: They are highly contested topics among parts of the general public despite clear scientific evidence, as reflected in strong scientific consensus. Inaccurate beliefs about these topics can have detrimental effects on tackling the challenges that we face. For instance, climate-change belief is an important predictor of the intention to behave in climate-friendly ways …, perceived benefit and perceived risk are important predictors of acceptance of gene-editing technology …, and the perception of adverse effects of vaccines is an important factor in vaccine uptake … Additionally, any democracy benefits from having an informed electorate” (van Stekelenburg et al. 2022: 1989).
„Die Menschheit steht vor einer Reihe von gewaltigen Herausforderungen. Der Planet erwärmt sich, und der steigende Meeresspiegel und die Zunahme extremer Wetterereignisse wie Überschwemmungen und extreme Hitze verursachen eine Krise der öffentlichen Gesundheit … Ein erheblicher Teil der Weltbevölkerung ist von Unterernährung bedroht … Obwohl eine sichere und wirksame gentechnische Technologie dieses Problem zumindest teilweise lindern könnte, ist diese Technologie in vielen Ländern eingeschränkt, und Lebensmittel, die mit dieser Technologie hergestellt werden, sind bei großen Teilen der Bevölkerung unerwünscht … Und selbst wenn sichere und wirksame Impfstoffe zur Verfügung stehen, zögert eine beträchtliche Anzahl von Bürgern in vielen Ländern, diese in Anspruch zu nehmen … Diese Themen – Klimawandel, gentechnisch veränderte Lebensmittel und Impfungen – haben zumindest eines gemeinsam: Sie sind trotz eindeutiger wissenschaftlicher Belege, die sich in einem starken wissenschaftlichen Konsens widerspiegeln, in Teilen der Öffentlichkeit stark umstritten. Unzutreffende Überzeugungen zu diesen Themen können sich nachteilig auf die Bewältigung der Herausforderungen auswirken, vor denen wir stehen. So ist beispielsweise der Glaube an den Klimawandel ein wichtiger Prädiktor für die Absicht, sich klimafreundlich zu verhalten …, der wahrgenommene Nutzen und das wahrgenommene Risiko sind wichtige Prädiktoren für die Akzeptanz der Gen-Editierungstechnologie …, und die Wahrnehmung der negativen Auswirkungen von Impfstoffen ist ein wichtiger Faktor für die Akzeptanz von Impfstoffen … Außerdem profitiert jede Demokratie von einer informierten Wählerschaft” (van Stekelenburg et al. 2022: 1989).
Die neue Klima-App des WDR, gedacht für Schüler:
Nicht nur, dass der Blick dieser Autoren offensichtlich stark eingeschränkt ist und nur sieht, was ihre Vorstellungen vielleicht unterstützt, so dass sie sich selbst einen wissenschaftlichen Konsens in diesen Fragen vormachen können; sie meinen auch, dass Behauptungen, die nicht mit dem vorgestellten Konsens übereinstimmen, unzutreffend sein müssten, weil der (angebliche) Konsens ja auf wissenschaftlichen Belegen beruhe, wobei diese Belege diejenigen sind, die diese Autoren zur Kenntnis nehmen möchten, während Kritik an diesen Belegen und falsifizierende Befunde von ihnen systematisch ignoriert werden. Und sie meinen darüber hinaus, dass eine Demokratie davon „profitiere“, wenn vermeintlich (richtig) „informierte“ Wähler, eben weil sie „informiert“ sind, alle dasselbe möchten und dieselben wählen, so, als ob es in einer Demokratie darum ginge, dass sich möglichst viele Menschen per Wahlzettel für den einzig richtigen Weg in eine heile Welt und gute Gesellschaft aussprechen, statt darum, den vielfältigen und eben nicht gleichgerichteten Interessen verschiedener Menschen mit verschiedenen Werten und in verschiedenen Lebenslagen Geltung zu verschaffen. Es kann keine Demokratie geben, die von Gleichgerichtetheit (bzw. Gleichschaltung) „profitiert“, denn eine Gleichgerichtetheit aller Interessen kann nur künstlich herbeigeführt bzw. erzwungen sein, was das System, das sich vielleicht gerne als Demokratie bezeichnet, klar als ein totalitäres System ausweist. Diese Autoren haben nicht nur die Idee der Wissenschaft nicht verstanden, ihnen ist offensichtlich auch die Idee der Demokratie schlichtweg unbekannt.
Statt diese deutlichen Mängel bei sich zu bemerken, meinen Autoren, die Öffentlichkeit wäre zu dumm, zu ungebildet, zu unaufgeklärt, um dem Rechnung zu tragen, was sich diese Autoren als wissenschaftlichen Konsens vorstellen. Für sie zerfällt die Welt in „informierte“ Akademiker einerseits (andersmeinende Akademiker bzw. „uninformierte“ Akademiker kommen bei diesen Autoren gewöhnlich nicht vor; sie sind gewohnt, „Anomalien“ einfach zu ignorieren, denn sie stören naturgemäß jeden Konsens) und begriffsstutzige und unwissende Öffentlichkeit, die Verständnisschwierigkeiten hat und „Hilfe“ braucht, andererseits:
“To help the public understand the scientific facts surrounding these topics science-communication strategies may play an important role” (van Stekelenburg et al. 2022: 1990),
d.h.
„[u]m der Öffentlichkeit zu helfen, die wissenschaftlichen Fakten rund um diese Themen zu verstehen, können Strategien zur Wissenschaftskommunikation eine wichtige Rolle spielen“ (van Stekelenburg et al. 2022: 1990).
Und als eine solche Strategie betrachten van Stekelenburg et al. die Darstellung bestimmter Überzeugungen oder Vorstellungen – die sie für „wissenschaftliche Fakten“ halten – eben als wissenschaftlicher Konsens:
“One easy-to-implement and often-studied science-communication intervention to close the gap between scientific facts and the public’s belief in those facts relies on communicating the scientific consensus, a high degree of agreement among scientists …” (van Stekelenburg et al. 2022: 1990).
„Eine einfach umzusetzende und oft untersuchte Wissenschafts–kommunikationsintervention, um die Lücke zwischen wissenschaftlichen Fakten und dem Glauben der Öffentlichkeit an diese Fakten zu schließen, beruht auf der Vermittlung des wissenschaftlichen Konsenses, eines hohen Grades an Übereinstimmung unter Wissenschaftlern… (van Stekelenburg et al. 2022: 1990).
(Man beachte, dass „Konsens“ hier mit „eine[m] hohen Grad[….] an Übereinstimmung“ gleichgesetzt wird, was durchaus nicht dasselbe ist.)
Statt Menschen sachliche Argumente zu nennen, die dafür sprechen (sollen), bestimmten Überzeugungen Vertrauen zu schenken, wird hier vorgeschlagen, ihnen die (vorgestellte) Existenz eines wissenschaftlichen Konsens mit Bezug auf diese Überzeugungen als eine Art Ersatz für sachliche Argumente, als Pseudo-Argument, anzubieten. Anders ausgedrückt: Die Autoren glauben an die Existenz eines Konsens‘ mit Bezug auf bestimmte Überzeugungen, glauben, dass der vorgestellte Konsens deshalb Konsens sei, weil es gute Argumente für ihn geben müsse – sie selbst sind in den Sozialwissenschaften beheimatet und verstehen nichts oder so gut wie nichts von Klima, Wetter, spezifischen Methoden wie Dendrochronologie oder Eiskernentnahme, oder von den Folgen genetischer Manipulation in einem Organismus etc., weshalb sie Wissenschaftlern in den entsprechenden Fachgebieten Glauben schenken –, und schlagen vor, dass „die Öffentlichkeit“ es genauso machen sollte wie sie (bzw. sich genauso einfältig verhalten sollte wie sie).
Bemerkenswerterweise sind van Stekelenburg et al. keineswegs die einzigen Autoren mit solchen Ideen. Auch Slater et al. lassen ihre Prämisse, nach der „die“ Wissenschaft die Aufgabe und die Fähigkeit habe, Menschen zum angeblich wissenschaftlich als immer und allein richtig und gut erwiesenen Meinen und Verhalten zu bringen, klar erkennen, wenn sie schreiben:
“Despite decades of concerted efforts to communicate to the public on important scientific issues pertaining to the environment and public health, gaps between public acceptance and the scientific consensus on these issues remain stubborn” (Slater et al. 2020: o.S.; im dem Text voranstehenden Abstract),
d.h.
„Trotz jahrzehntelanger konzertierter Bemühungen, die Öffentlichkeit über wichtige wissenschaftliche Themen im Zusammenhang mit der Umwelt und der öffentlichen Gesundheit zu informieren, klaffen die Akzeptanz in der Öffentlichkeit und der wissenschaftliche Konsens[!] zu diesen Themen nach wie vor hartnäckig auseinander“ (Slater et al. 2020: o.S.; in dem Text voranstehenden Abstract).
Um „die Öffentlichkeit“ dazu zu bewegen, die Vorgaben aus der Wissenschaft zu akzeptieren, also dem, was ihr gerade als wissenschaftliche Erkenntnis präsentiert wird, einstellungs- und verhaltensmäßige Gefolgschaft zu leisten, sei es sachdienlich, so meinen auch Slater et al., das jeweils an den Mann und die Frau zu Bringende als etwas darzustellen, worüber wissenschaftlicher Konsens herrsche:
“In recent years … a science communications strategy has emerged with both conceptual–normative and (apparent) empirical support: to communicate about socially-contentious scientific issues framed as matters of scientific consensus. This basic idea has seen some uptake in the context of various public outreach projects on climate change and many members of the news media seem eager to adopt it as a panacea for our science-communication ills” (Slater et al. 2020: o.S.).
„In den letzten Jahren … hat sich eine Strategie der Wissenschaftskommunikation herauskristallisiert, die sowohl konzeptionell-normativ als auch (anscheinend) empirisch gestützt wird: über gesellschaftlich umstrittene wissenschaftliche Themen zu kommunizieren, indem sie als auf wissenschaftliche Konsens basierend dargestellt [wörtlich: als Angelegenheiten wissenschaftlichen Konsens‘ gerahmt] werden. Dieser Grundgedanke wurde im Rahmen verschiedener Projekte zur Aufklärung der Öffentlichkeit über den Klimawandel aufgegriffen, und viele Mitglieder der Nachrichtenmedien scheinen darauf erpicht zu sein, ihn als Allheilmittel für unsere Probleme in der Wissenschaftskommunikation zu übernehmen“ (Slater et al. 2020: o.J.).
Etwas als wissenschaftlichen Konsens darzustellen, wird hier also ganz offen als Beeinflussungsstrategie vorgeschlagen, wobei Journalisten bzw. Medien als Helfershelfer – manche sagen lieber: Multiplikatoren oder „influencer“ – benutzt werden sollen.
Nach Slater et al. hat die Darstellung bestimmter Behauptungen oder Überzeugungen von (bestimmten) Wissenschaftlern als wissenschaftlicher Konsens den Vorteil, dass die Öffentlichkeit nicht damit belastet wird (man könnte auch sagen: nicht die Möglichkeit hat), sich ein Bild von einzelnen Wissenschaftlern, die etwas vorbringen oder vertreten, machen zu müssen (bzw. zu machen). D.h. sie müssen sich nicht fragen, was genau die Qualifikationen eines oder mehrerer Wissenschaftler sind, wie der/die Wissenschaftler zu seiner/ihrer Einschätzung gekommen sind bzw. auf welchen Studien oder Daten sie basiert, welche ggf. außerwissenschaftlichen Interessen oder Verbindungen ein bestimmter Wissenschaftler hat, denen er mit dem, was er vorbringt, vielleicht Rechnung trägt, ob ein bestimmter Wissenschaftler eine integre Person zu sein scheint oder nicht, etc.
“Such complications at the individual level suggest an alternative locus for the prima facie trustworthiness of science: the scientific community (as a somehow united whole)9 — or, to construe things more narrowly: scientific consensus (concerning a particular issue)” (Slater et al. 2022: o.S.),
d.h.
„Solche Komplikationen auf der individuellen Ebene legen es nahe, die prima facie- Vertrauenswürdigkeit der Wissenschaft woanders zu verorten [als beim individuellen Wissenschaftler, der etwas bestimmtes vorbringt]: bei der wissenschaftliche Gemeinschaft (als ein irgendwie vereintes Ganzes) – oder, um die Dinge enger zu fassen: beim wissenschaftlichen Konsens (in Bezug auf ein bestimmtes Thema)“ (Slater et al. 2022: o.S.).
Die Idee ist also, dass dann, wenn man Leute glauben machen kann – die einfältigen sozialwissenschaftlichen Nicht-Experten in Sachen menschengemachter Klimawandel würden natürlich sagen: Leute darüber aufklären kann –, dass über ein bestimmtes Thema ein wissenschaftlicher Konsens herrsche, sie kraft ihres Vertrauens in „die“ oder ihrem Respekt vor „der“ Wissenschaft, akzeptieren, was ihnen gesagt wird.
Dabei wird der Glaube, dass über ein Thema ein wissenschaftlicher Konsens herrsche, als “gateway belief” (van der Linden et al. 2015) angesehen, d.h. als „Zugangs-Glaube“ bzw. als Türöffner, so dass Menschen spezifischen anderen Glauben zugänglich werden, z.B. dem vom menschengemachten Klimawandel, gemäß derer sie sich dann verhalten (sollen):
“… we posit perceived scientific agreement as a ‘gateway belief’ that either supports or undermines other key beliefs about climate change, which in turn, influence support for public action … Specifically, we hypothesize that an experimentally induced change in the level of perceived consensus is causally associated with a subsequent change in the belief that climate change is (a) happening, (b) human-caused, and (c) how much people worry about the issue … In turn, a change in these key beliefs is subsequently expected to lead to a change in respondents’ support for societal action on climate change … Thus, while the model predicts that the perceived level of scientific agreement acts as a key psychological motivator, its effect on support for action is assumed to be fully mediated by key beliefs about climate change …” (van der Linden et al. 2015: 2).
“Wir betrachten wahrgenommene wissenschaftliche Übereinstimmung als einen ‘Gateway-Glauben’, der andere Schlüsselüberzeugungen zum Klimawandel entweder unterstützt oder untergräbt, was wiederum die Unterstützung öffentlicher Maßnahmen beeinflusst … Konkret stellen wir die Hypothese auf, dass eine experimentell induzierte Veränderung des wahrgenommenen Konsenses kausal mit einer anschließenden Änderung des Glaubens verbunden ist, dass der Klimawandel (a) geschieht, (b) vom Menschen verursacht wird, und (c) wie viel sich die Menschen um das Thema sorgen … Eine Änderung dieser Schlüsselüberzeugungen sollte wiederum zu einer Änderung der Unterstützung für gesellschaftliches Handeln mit Bezug auf Klimawandel führen … Während das Modell also vorhersagt, dass der wahrgenommene Grad der wissenschaftlichen Übereinstimmung als wichtiger psychologischer Motivator wirkt, wird angenommen, dass seine Wirkung auf die Unterstützung des Handelns vollständig durch Schlüsselüberzeugungen zum Klimawandel vermittelt wird …” (van der Linden et al. 2015: 2).
Quelle: van der Linden et al., 2015: 3 (Figure 1)
Das mit Wissenschaft unvereinbare Bestehen auf der Existenz eines wissenschaftlichen Konsens, sei es mit Bezug auf menschengemachten Klimawandel oder mit Bezug auf angeblich sichere und wirksame Spritzmittel, ist also eine Strategie, die letztlich auf Verhaltensmanipulation abzielt, wobei naiverweise angenommen wird, dass bestimmte Überzeugungen entsprechendes Verhalten quasi automatisch nach sich ziehen würde – und dies nach bald einem Jahrhundert sozialpsychologischer Befunde und entsprechender Diskussion über das komplizierte Verhältnis zwischen Einstellung und Verhalten, von denen man erwarten würde, dass Sozialwissenschaftler sie kennen!
Vielleicht haben die erheblichen Wissenslücken im eigenen Bereich damit zu tun, dass diese Autoren sich selbst weit mehr als politische Aktivisten denn als Wissenschaftler sehen. Die wissenschaftliche Methode wird von ihnen angewandt, um herauszufinden, ob die Idee, dass durch die Behauptung eines wissenschaftlicher Konsens‘ zuerst Einstellungen bzw. Überzeugungen und dann Verhalten manipuliert werden kann, in der Realität funktioniert.
Und funktioniert sie? Falls ja, dann mehr recht als schlecht. Van Stekelenburg et al. (2022) haben eine Meta-Analyse vorgenommen, in deren Rahmen sie 33 Studien zum Effekt der Rede vom wissenschaftlichen Konsens, in denen insgesamt 43 Experimente durchgeführt wurden, daraufhin betrachtet haben, welche Ergebnisse sie produziert haben mit Bezug auf
“… the effects of scientific-consensus communication on (a) perceived scientific consensus and (b) belief in science facts regarding contested science topics. We focus on climate change, genetically modified food, and vaccination because they are contested among substantial parts of the public …” (van Stekelenburg et al. 2022: 1990),
„… die Auswirkungen der Kommunikation eines wissenschaftlichen Konsens‘ auf (a) den wahrgenommenen wissenschaftlichen Konsens und (b) den Glauben an wissenschaftliche Fakten in Bezug auf umstrittene wissenschaftliche Themen. Wir konzentrieren uns auf den Klimawandel, genetisch veränderte Lebensmittel und Impfungen, weil sie in wesentlichen Teilen der Öffentlichkeit umstritten sind …” (van Stekelenburg et al. 2022: 1990).
Die Autoren stellen fest, dass über alle 43 Experimente und damit über alle drei genannten Themen hinweg besehen die Rede von einem wissenschaftlichen Konsens einen statistisch signifikanten positiven Effekt auf die Wahrnehmung eines wissenschaftlichen Konsens‘ (bzw. den Glauben daran, dass er existieren würde) hatte und einen zwar statistisch signifikanten, aber sehr geringen Effekt auf den Glauben an die Sache, über die (angeblich) ein wissenschaftlicher Konsens herrschen sollte (van Stekelenburg et al. 2022: 1994; 2003). Gleichzeitig beobachten die Autoren, dass die Studien in ihrer Meta-Analyse sehr unterschiedliche Ergebnisse – technisch gesprochen: große Heterogenität der Effekte – mit Bezug auf die Wahrnehmung eines wissenschaftlichen Konsens‘ bei den Probanden hatten, aber keine statistisch signifikante Heterogenität mit Bezug auf die Ergebnisse hinsichtlich des Glaubens an das, worüber angeblich wissenschaftlicher Konsens besteht (van Stekelenburg et al. 2022: 1994).
Eine getrennte Betrachtung für die drei Themen „(menschengemachter) Klimawandel“, „gentechnisch veränderte Nahrungsmittel“ und „Impfungen“ erbrachte keine anderen Ergebnisse (van Stekelenburg et al. 2022: 1994) abgesehen davon, dass der Effekt der Rede von einem wissenschaftlichen Konsens den Glauben an menschengemachten Klimawandel noch weniger beeinflusste als den Glauben an die Ungefährlichkeit genetisch veränderter Nahrungsmittel. Am geringsten war der Effekt der Rede vom menschengemachten Klimawandel auf den Glauben an die Sicherheit und Effektivität von Impfungen, aber weil sich nur zwei der betrachteten Studien auf Impfungen bezogen, ist dieser Befund mit großen Zweifeln behaftet (van Stekelenburg et al. 2022: 1997).
Konsens in Irrsinn bei gleichzeitig heterogener Wahl der Ausdrucksmittel
Ebenso wenig erwiesen sich Moderatorvariablen als statistisch bedeutsam: wie stark die Probanden in einem Experiment auf die „rechte“ oder „linke“ Seite des politischen Spektrums neigten, machte keinen Unterschied in den Ergebnissen, ihre vor dem jeweiligen Experiment bestehende Wahrnehmung von einem (angeblich bestehenden) wissenschaftlichen Konsens‘ machte keinen Unterschied, und ihre vor dem jeweiligen Experiment bestehenden Überzeugungen mit Bezug auf die Existenz eines menschengemachten Klimawandels, auf die Ungefährlichkeit gentechnisch veränderter Nahrungsmittel oder die Sicherheit und Effektivität von Impfungen machten ebenfalls keinen Unterschied (van Stekelenburg et al. 2022: 2002).
Der einzige positive Befund der Autoren ist also derjenige, dass die Rede von einem wissenschaftlichen Konsens (bzw. die „Aufklärung“ darüber) einen positiven Effekt auf die Wahrnehmung desselben auf seiten der Probanden hat. D.h., wenn ihnen erzählt wird, dass es einen wissenschaftlichen Konsens über die Existenz eines menschengemachten Klimawandels, auf die Ungefährlichkeit gentechnisch veränderter Nahrungsmittel oder die Sicherheit und Effektivität von Impfungen gebe, dann sind sie dessen hinterher gewahr, oder anders gesagt: dann können sie hinterher reproduzieren, dass es (anscheinend) einen solchen Konsens gibt. Weil aber nur ein sehr geringer Effekt der Rede vom wissenschaftlichen Konsens auf den Glauben an die Existenz eines menschengemachten Klimawandels, auf die Ungefährlichkeit gentechnisch veränderter Nahrungsmittel oder die Sicherheit und Effektivität von Impfungen beobachtet wurde, ist es irrelevant, ob Probanden nach Mitteilung, es gebe einen wissenschaftlichen Konsens, diese Mitteilung als solche reproduzieren können oder nicht. Der Glaube an die in Frage stehenden Inhalte bleibt hiervon fast gänzlich unberührt.
Die Autoren fassen ihr Ergebnis wie folgt zusammen:
“These findings demonstrate that scientific-consensus communication is an effective approach to help [!] people find out the facts [!] about contested science topics. But although the effect of scientific-consensus communication on perceived scientific consensus was large enough to be practically relevant after a single exposure, its effect on factual beliefs was smaller and might be practically relevant only if it can be magnified (e.g., with repeated exposure; …)” (van Stekelenburg et al. 2022: 2002).
„Diese Befunde zeigen, dass die Mitteilung über [die Existenz eines] wissenschaftlichen Konsens ein wirksamer effektiver Ansatz ist, um Menschen zu helfen [!], die Fakten [!] über umstrittene Wissenschaftsthemen herauszufinden. Aber obwohl die Wirkung der Mitteilung über [die Existenz eines] wissenschaftlichen Konsens auf den wahrgenommenen wissenschaftlichen Konsens groß genug war, um nach einer einzigen Exposition praktisch relevant zu sein, war ihre Wirkung auf faktische Überzeugungen geringer und könnte nur dann praktisch relevant sein, wenn sie vergrößert werden kann (z.B. durch wiederholte Mitteilung; …)” (van Stekelenburg et al. 2022: 2002).
Davon abgesehen, dass nicht erkennbar ist, womit die Autoren die praktische Relevanz der Rede von einem wissenschaftlichen Konsens gemessen haben wollen, darf man dieselbe eben deshalb bezweifeln, weil die Rede von einem wissenschaftlichen Konsens es gemäß der Ergebnisse von Stekelenburg et al. nicht einmal schafft, die Überzeugungen der Probanden mit Bezug die in Frage stehende Sache zu verändern, die normalerweise als einem entsprechenden Verhalten vorausgehend vorgestellt wird (jedenfalls von denjenigen, die immer noch meinen, Überzeugungen würden zu entsprechend vorhersagbarem Verhalten führen).
Anstatt einzuräumen, dass die Rede von einem wissenschaftlichen Konsens offenbar kein wirksames Manipulationsmittel ist, spekulieren die Autoren gemäß dem Motto „viel hilft viel“, dass Leute an das, worüber es angeblich einen wissenschaftlichen Konsens gibt, zu glauben beginnen, wenn man es ihnen nur richtig einhämmert.
Zu befürchten steht also vielleicht, dass wir zukünftig mit mehr vom selben Unsinn über wissenschaftlichen Konsens belästigt werden, auch, wenn das vorhersehbar nichts bewirken wird. Am Versuch, „falsches Bewusstsein“ von Menschen in „richtiges Bewusstsein“ zu transformieren – oder in den Worten der Autoren: Menschen dabei zu „helfen“, das, was die Autoren inkompetenterweise für „Fakten“ halten, in gleicherweise inkompetenter Weise ebenfalls als „Fakten“ anzusehen – sind bekanntlich schon viele Andere vor den Beschwörern eines wissenschaftlichen Konsens‘ gescheitert.
Literatur:
Reiss, Julian, 2019: Expertise, Agreement, and the Nature of Social Scientific Facts or: Against Epistocracy. Social Epistemology 33(2): 183-192.
Slater, Matthew H., Huxster, Joanna K., & Scholfield, Emiliy R., 2022: Public Conceptions of Scientific Consensus. Erkenntnis (2022). https://doi.org/10.1007/s10670-022-00569-z
van der Linden, Sander L., Leiserowitz, Anthony A., Feinberg, et al., 2015: The Scientific Consensus on Climate Change as a Gateway Belief: Experimental Evidence. PLoS ONE 10(2): e0118489. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0118489
van Stekelenburg, Aart, Schaap, Gabi, Veling, Harm, et al., 2022: Scientific-consensus Communication about Contested Science: a Preregistered Meta-Analysis. Psychological Science 33(12): 1989-2008.
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An dem Wettbewerb, die Überlebensinstinkte des Menschen durch idiotische Glaubenssätze zu übertölpeln, haben sich die Pfaffen als Wissensabschaffer bereits mehr oder weniger Jahrhunderte erfolgreich abgemüht. Früher gab es als Nachhilfe zum Konsens für die Widerspenstigen die Folterkammer und den Scheiterhaufen, in Deutschland gibt es ersatzweise den 130/131 §§ StGB, und im Westen allgemein gibt es den medialen Pranger als Vernichtungsinstrument für echte Wissenschaftler, die den verordneten Konsens ablehnen. Was also hat sich geändert?!
geändert hat sich m.E. daß Feedback-Kanäle nicht mehr synonym sind mit elitärem Klüngel, sondern von jedem Sofa aus an “Fernseh” Shows + “Gäste” vorbei in die mediale Öffentlichkeit gelangen. Das macht die ÖRR und Verlagshäuser wütend (da faulheitsbedingt hilflos). Parallel dazu wurde das CIA Jahrbuch durch U-Boote aufs Wikilüg draufgeklatscht.
Was daraus alles wird? für mich zu früh; FratziBüchli ist zu träge und bastelt Kitsch um Aktionäre nicht zu vergrämen, etc. Und nicht jeder erfindet nochmal WWW am Cern [man beachte allerdings den Ersatz von faktenbasierter Information durch unüberprüfbare Ideen, a.k.a. ChatAI].
Aber daß Feedback in der medialen Öffentlichkeit stattfindet werte ich erstmal als Gewinn (über z.B. Konsens und “Experten”) — man vergleiche dazu den [hist.] Vorläufer Usenet (elendig lange Rechthaber-Fäden).
@Chaeremon
Ich stimme Ihnen darin zu, dass sich einiges geändert hat: noch nie zuvor hatten westliche Gesellschaften so viele gut gebildete Leute, von denen sich so viele öffentlich äußern, Stellung nehmen, auf der Basis ihres eigenen (Fach-/)Wissens informieren und kritisieren können und wollen. Es gibt m.E. insgesamt einen mächtigen Demokratiesierungsschub, im Zuge dessen Wissen weit verbreitet wird und Argumente bekanntgemacht werden, während das früher kaum möglich war – mangels (Fach-/)Wissen, mangels Medien, vielleicht mangels Selbstbewusstsein angesichts einer auf Autoritätsgläubigkeit gebauten Gesellschaft. Gerade weil es diesen Demokratisierungsschub gegeben hat und weiterhin gibt, beobachten wir massive reaktionäre Versuche auf Seiten derer, die sich durch Argumente und Mitsprache gefährdet sehen und “Autoritäten”, die längst überholt sind, wiederbeleben möchten, u.a. durch eine Neuauflage der systematischen Indoktrination z.B. durch Unterrichtsmaterialien. Und wenn das nicht funktioniert (und es kann nicht funktionieren, denn Legitimität von Institutionen setzt Vertrauen in sie voraus, Vertrauen, dass sie sich verdienen müssen, ganz egal, womit Leute ideologisch abgefüllt werden), dann wird das Instrumentarium der Unterdrückung ausgepackt: Zensur, Zersetzung, juristische Verfolgung, z.B. auf der Basis von Neuerfindungen wie “hate speech” u.ä.m., womit weitere Institutionen ihre Legitimität verlieren (inzwischen ist z.B. die Rede vom Unrechtsstaat, nicht mehr vom Rechtsstaat). Die versuchte Flucht zurück, in die Zeit vor der Aufklärung, kann nicht gelingen; das werden die Leute nicht akzeptieren, und warum sollten sie?! Was bleibt ist entweder die Akzeptanz auf seiten der reaktionären Demokratiefeinde, dass sich die Zeiten und mit ihr die Gesellschaft geändert haben, und Demokratie nicht mehr ein nettes Wort dafür ist, dass eine
Bevölkerung ihre Sommerkönige gewählt hat, sondern etwas, was Leute jeden Tag leben wollen und praktizieren, oder die Unterdrückung des Demokratisierungsschubs mit Gewalt – mit physischer Gewalt. Hoffen wir, dass wir dem Spuk rechtzeitig ein Ende bereiten können, bevor es zu physischer Gewalt (übrigens von beiden Seiten, denn Leute wehren sich gewöhnlich früher oder später gegen entsprechende Übergriffe von Verwaltungen oder Regierungen buw. des Staates) kommt!
Mit “Pfaffen” treffen Sie einen Punkt: Religion. Die Leute gehen mit “Wissenschaft” um wie mit Religion, indem man an etwas glaubt, in dem man an Autoritäten glaubt, an das eigene Ungenügendsein, welches man durch um so intensiveres Glauben zu kompensieren versucht. Es passt auch zu den ständigen Bekenntnissen zur Bereitschaft zur Selbstgeißelung, die freilich nicht ernst gemeint ist. Auch die Schizophrenie vieler Religionen, einerseits Gebote hochzuhalten, andererseits problemlos zu “sündigen”, oft sogar lustvoll, passt dazu – nehmen Sie die Fernostasien-Urlaubenden Klimakleber, deren “Privatsache” dies sei.
Wir haben es mit einem Kult zu tun, der angetrieben wird von einer Kaste von Schein-Wissenschaftlern, die sich an den Universitäten und mittlerweile auch den NGOs und Beratungsinstituten breitgemacht haben, intellektuelle Dünnbrettbohrer, deren einzige Leistung darin besteht, einen Trend zu erkennen und ihm zu folgen, vielleicht noch gepaart mit dem Talent zum Abgreifen von möglichst viel Geld aus staatlichen Kassen – wobei der Staat ebenfalls von solchen parasitär agierenden Dummköpfen regiert und auch auf allen Ebenen der Exekutive durchzogen wird.
Es sind meistens diejenigen, die nie an die Universität gehört hätten und die vielleicht ein persönlich nicht ganz so egostreichelndes, gesamtgesellschaftlich aber wesentlich nützlicheres Leben als Kleinsparer, Häuslebauer und Facharbeiter in einer Fabrik oder als Geselle in einem Handwerksbetrieb geführt hätten. Stattdessen haben wir ein akademisches Proletariat, welches in “Klima” ein Thema gefunden hat, mit dem man sich im Wesentlichen selbst befassen kann, während man gar nicht merkt, dass man Spielball der Interessen anderer, insbesondere weniger Reicher, ist.
“Dazu genügt im Prinzip ein einziger Forscher mit einer einzigen Idee, die sich in der Überprüfung bewährt.” Die “Bewährung” ist der entscheidende Punkt. Was soll das sein? Wann ist eine Theorie bewährt? Wer entscheidet das? Die Mehrheit derjenigen mit dem größten Einfluss.
Poppers Falsifikationismus war von Anfang an naiv, weil logisch korrekt, aber in der Praxis irrelevant. Als Illustration wird ja immer gern das Schwarzer-Schwan-Beispiel vorgestellt. Die Behauptung “alle Schwäne sind weiß” kann durch die Beobachtung noch so viel weißer Schwäne niemals bestätigt werden, aber durch die Beobachtung eines schwarzen Schwans würde sie widerlegt, falsifiziert. Was würde in der Praxis passieren? Die Beobachtung würde ignoriert oder angezweifelt. In der Praxis treten ohnehin viel kompliziertere Fälle auf. Würde der Beobachter sich nicht fügen, wird er zum unbelehrbaren Verschwörungstheoretiker. Rationalität in der Wissenschaft ist etwas für Redner auf Festveranstaltungen, bei denen sich alle selbst feiern. Die Kritiker werden ohnehin nicht eingeladen. Das alles ist seit Jahrzehnten bekannt, die entsprechenden Bücher voll mit Fallbeispielen. Geändert hat sich dadurch nichts, weil die Menschen nun mal sind wie sie sind. Die Lehrbücher sind oft voll mit Überzeugungen, weniger mit Fakten, weil der eine vom anderen abschreibt.
Poppers Falsifikationismus kann nur dann “naiv” erscheinen, wenn man meint, Wissenschaftler seien Leute, die an irgendwelchen Forschungseinrichtungen angestellt sind. Diese Leute machen irgendetwas, was nicht oder nur teilweise Wissenschaft ist, und dann wird “die Wissenschaft” kritisiert anstatt diese Leute als die Auftragsarbeiter zu bezeichnen, die sie sind.
Popper (und ich und viele andere) meinen dagegen, dass Wissenschaftler ist, wer sich bei der Beantwortung von Fragen der wissenschaftlichen Methode bedient. (Zugegebenermaßen macht Popper diese Position nicht immer überall in seinen Büchern hinreichend explizit, aber sie ist die logische Voraussetzung für alles, was er schreibt.) Der Falsifikationismus ist ein integraler Bestandteil der wissenschaftlichen Methode, weil kein Wissen hinzugewonnen werden kann, wenn man bereits Bekanntes immer nur wiederzufinden versucht oder nicht bereit ist, als Bekanntes Angesehenes in Reaktion auf falsifizierende Befunde zu verändern oder zu verwerfen. NUR durch Störendes oder eben: falsifizierende Beobachtungen kann Wissen fortschreiten. Und das hat Popper deutlich zu machen versucht wie kein anderer. Was das Beispiel von dem schwarzen Schwan betrifft, so macht es den Punkt, den Popper machen wollte, sehr deutlich. Er war Philosoph und speziell Wissenschaftstheoretiker und nicht Sozialwissenschaftler oder Verhaltensforscher. Wenn Sie in der Realität beobachten, dass falsifizierende Beobachtungen einfach ignoriert oder in ihrer Bedeutung heruntergespielt werden, dann ist das meist der Fall bei Leuten, die abhängig beschäftigt sind (beim Staat, der Verwaltung, Unternehmen) bzw. eigene materielle Interessen mit bestimmten Ausgängen von “Forschung” verbinden. Selbst, wenn sie wissenschaftlich arbeiten wollten, können sie nicht (immer oder überhaupt nicht), wie sie wollen. Sie machen entsprechende Abstriche an der vollumfänglichen Anwendung der wissenschaftlichen Methode. Und das muss man m.E. dann auch klar aussprechen. Mit dem, was Sie schreiben, üben Sie Kritik am etablierten WissenschaftsBETRIEB – völlig zu Recht, wie ich finde, aber das ist nicht identisch mit Kritik an der WissenSCHAFT und schon gar nicht an Leuten wie Popper, die sich um die Optimierung der wissenschaftlichen Methode bemüht und sehr verdient gemacht haben. Und diese Leistung ist grundlegend wichtig dafür, dass man Wissenschaftsimitateure und -scharlatane als solche überhaupt erkennen kann! Ich glaube, Sie könnten meinen in der Blauen Reihe erschienenen Text über Wissenschaftsfreiheit vielleicht mit Gewinn lesen, weil in ihm eine klare Unterscheidung zwischen (angeblich oder tatsächlich) wissenschaftlichen Einrichtungen, Personen, die (angeblich oder tatsächlich) Wissenschaft betreiben, und Wissenschaft als Anwendung der wissenschaftlichen Methode vorgenommen wird, die auch für die Frage nach dem, was Wissenschaftsfreiheit sein kann, grundlegend wichtig ist.
Zur “Bewährung” von Theorien: Eine Theorie ist so lange bewährt, wie die falsifizierenden Befunde bzw. Anomalien durch Hilfshypothesen, die die Theorie lediglich modifizieren, aber nicht grundlegend verändern, zumindest theoretisch, idealerweise dann auch empirisch, erklärt werden können. Es hängt als allein von vorhandenen Erklärungsmöglichkeiten und empirischen Befunden ab, wie lange eine Theorie als bewährt bezeichnet werden kann. Das hat nichts mit irgendeiner “Mehrheit” oder “Einfluss” zu tun.
Ein wichtiger Hinweis im Artikel ist die Zeit- und Kulturgebundenheit der Wissenschaft. Da die meisten Wissenschaftler keine Ahnung von Geschichte oder auch nur von der Geschichte ihrer eigenen Disziplin besitzen, bleiben sie hoffnungslos im (scheinbar) “positiven” Wissen stecken und verabsolutieren dieses.
Durch die allgemeine Beschleunigung wird auch die Halbwertszeit “konsensuellen” Wissens immer kürzer.
Eine Schwäche Poppers ist, daß er die Soziologie des Wissenschaftsbetriebes völlig außer Acht läßt: in der Theorie sollten sich alle Wissenschaftler über die Falsifikation ihrer Theorien freuen, in der Praxis ist die Theorie so etwas wie das Kind des betreffenden Wissenschaftlers, das mit Zähnen und Klauen und auch mit unlauteren Mitteln verteidigt wird (Stichwort: Schwindel in der Wissenschaft). Dabei sind außerwissenschaftliche Interessen (ideologische, politische, wirtschaftliche) noch gar nicht berücksichtigt).
Gerade die Plandemie zeigte, daß die meisten Wissenschaftler Huren im Dienste des Großkapitals sind. Aber wie oft mußte ich von Bekannten hören: ‘ich gehe mit der Wissenschaft’. Demystifikationsartikel wie der vorliegende sind höchst wertvoll.
“Eine Schwäche Poppers ist, daß er die Soziologie des Wissenschaftsbetriebes völlig außer Acht läßt: in der Theorie sollten sich alle Wissenschaftler über die Falsifikation ihrer Theorien freuen, in der Praxis ist die Theorie so etwas wie das Kind des betreffenden Wissenschaftlers, das mit Zähnen und Klauen und auch mit unlauteren Mitteln verteidigt wird.” Nein, das ist keine Schwäche Poppers. Vielmehr ist der Falsifikationismus gerade das Mittel, dass der Tendenz, eigene Theorien mit Zähnen und Klauen zu verteidigen, entgegenwirken kann. Es steht ja nirgendwo geschrieben, dass jemand seine eigene Theorie zu falsifizieren versuchen muss; normalerweise tun das die Kollegen – vielleicht aufgrund ihrer eigenen Theorien, denen sie ihrerseits, sagen wir: besonders zugetan sind. Der Falsifikationismus ist DAS Mittel, durch das Konkurrenz in der Wissenschaft ausgetragen wird. Wenn z.B. Schwindel aufgedeckt werden, dann oft deshalb, weil ein Kollege sich die Daten ‘mal im Original angesehen haben oder re-analysiert haben, auf deren Basis die Schwindler dies oder jenes behauptet haben (oder behaupten zu können meinten), also weil sie in Falsifizierungsabsicht agiert haben. Aber über die Schwächen vermeintlicher Wissenschaftler könnten wir sehr, sehr lange reden …. 🙂
‘Freund’ oder ‘Feind’ ? : “Und selbst wenn sichere und wirksame Impfstoffe zur Verfügung stehen, zögert eine beträchtliche Anzahl von Bürgern in vielen Ländern, diese in Anspruch zu nehmen …”: Das war’s.
Für Abwegigkeiten ließe sich eine nach oben offene 9/II-Skala in Lauterbach- Einheiten einführen.
Soll ich das jetzt so verstehen, dass Konsens für die Wissenschaft schädlich ist?
das würde bedeuten, dass Wissenschaftler ein “Sch…..” auf die Meinung andere
geben.
Dass das so ist wird ersichtlich, ein im Auftrag handelnder Wissenschaftler gibt
seine wissenschaftliche Meinung ab, und alle anderen müssen sich dieser Meinung
anschließen.
Wissenschaft – Klimawandel – etwas billig. Selbst ein “Bauer” weiß, dass ein
Klimawandel ein ganz normaler Prozess der Regeneration der Erde ist.
Deshalb soll Klimawandel das reißerische Wort “Klimakrise” ersetzen – so die
Wissenschaftler.
Selbst ich, als Laie kann sagen, dass so einer mehr ein “Scharlatan” als Wissenschaftler ist.
Bei ZDF/ARD-Senderkette beginnt jede Meldung mit:
Wissenschaftler vermuten, dass in den nächsten Jahren durch Klimawandel die
Erde untergeht. Übertrieben.
Irgendwie erinnern solche Aussagen an Sekten mit Glaskugel.
In Wahrheit geht es nur um FORSCHUNGSGELDER
Also muss man Ergebnisse bringen die die Geldgeber fordern – sonst gibts kein Geld.
Soros,Gates und andere haben das Coronapferd Totgeritten – jetzt steigen sie auf
den Klimagaul um – um eben damit Ihre Gewinne zu steigern.
Wie sagte die Tochter von Schwab – kann jeder nachlesen.
Entschuldigung es könnte auch sein, dass das Pferd eine mRNA-Spritze erhalten hat
und galoppiert mit dem Klimagaul weiter.
Sie sprechen hier einen aus meiner Sicht wichtigen Punkt an. Wissenschaft sollte sich einer korrekten Sprache bedienen. Wenn man nun das Wort Klimawandel gegen Klimakrise oder Erderhitzung statt Erderwärmung einsetzt, dramatisiert man den Vorgang bereits rein sprachlich. In wissenschaftlichen Publikationen sollten solche Sprachbilder aber keinen Platz haben. Es sei denn man verfolgt Ziele jenseits der Wissenschaft. Es tut der Wissenschaft auch nicht gut, sich mit Weltuntergangsprognosen in die Öffentlichkeit zu wagen. Insbesondere dann, wenn sie alle paar Jahre ein Stückchen weiter in die Zukunft geschoben werden müssen. Spätestens dann sollte ein ernsthafter Wissenschaftler die Grundannahmen seiner Thesen nochmals gründlich hinterfragen. All das geschieht aber nicht mehr, weil wir inzwischen auf vielen Gebieten keine Wissenschaft um des Erkenntnisgewinns willen mehr betreiben, sondern um gesellschaftliche Transformationen zu orchestrieren, um Geld zu scheffeln, um persönliche Eitelkeiten zu befriedigen, um Frauenquoten zu erfüllen und vieles Fragwürdige mehr.
Ja, aber “gesellschaftliche Transformationen” können nur insofern wissenschaftlich gestützt sein als vielleicht Verhaltenswissenschaft Mechanismen aufzeigen kann, wie man Leute manipuliert (und das mag Wissenschaft sein, aber unethisch). Eine gesellschaftliche Transformation ist als solche immer ideologisch begründet, die ihrerseits auf Werten, Wünschen, Gefühlen, z.B. von Deprivation, und entsprechenden Interessen basieren. All diese kann man nicht wissenschaftlich begründen. Nehmen Sie nur die Frauenquote als Beispiel: Diese Idee bedient ausschließlich die materiellen Interessen einer bestimmten gesellschaftlichen Gruppe (weißen Mittelschichtsfrauen) mit Blick auf ganz bestimmte Jobs; sie kann auf keinerlei wissenschaftliche Erkenntnis aufbauen. Das alles hat mit Wissenschaft überhaupt nichts zu tun. M.E. sollte das klar ausgesprochen werden (ganz so, wie ich Ihrem Hinweis auf die Pflege klarer Sprache in der Wissenschaft – samt klarer Definitionen, würde ich ergänzen – zustimme). Dann würde nämlich klar, dass nicht die Wissenschaft das Problem ist, sondern Leute, die behaupten, sie würden Wissenschaft betreiben, wenn sie Wissenschaft bloß imitieren, um ganz andere, außerhalb der Wissenschaft stehenden, Interessen zu bedienen. Dementsprechend ist es nicht die Wissenschaft, die solchen Klima-Weltuntergangs-Blödsinn betreibt und propagiert, sondern es sind Leute, die von Stellen in Forschungseinrichtungen oder an Unis aus politischen Aktivismus betreiben und eben keine Wissenschaft. Man tut ihnen viel zu viel der Ehre an, wenn man sie als Wissenschaftler, d.h. als Leute, die die wissenschaftliche Methode auf systematische Weise verwenden, um eine Frage zu beantworten, bezeichnet.
Ich stimme Ihnen voll und ganz zu und habe mich nun durch Ihre Ausführungen selbst dabei ertappt, zu unpräzise und auch zu unbedarft mit dem Begriff der Wissenschaft zu sein. Vieles, was als Wissenschaft verkauft wird, ist weit davon entfernt auch Wissenschaft zu sein und man sollte sich davor hüten, diese Felder als Wissenschaft zu bezeichnen oder nur in die Nähe von Wissenschaft zu rücken.
Dem kann ich nur nochmals ausdrücklich zustimmen. Wenn wir bereit sind, jeden, der als Wissenschaftler bezeichnet wird, um dem, was er sagt oder tut, besondere Verlässlichkeit oder Integrität zu verleihen, dann haben wir schon den ersten fatalen Fehler gemacht, haben eine angebliche Autorität unbesehen akzeptiert. Von da an gibt es dann kein Halten mehr, wie die Rede vom “wissenschaftlichen Konsens” zeigt. Niemand muss sich auf “die Wissenschaft” oder auf Forscher oder Wissenschaftler berufen, geschweige denn: auf “wissenschaftlichen Konsens”, wenn er einfach die Argumente nennen kann, die seiner Meinng nach für (oder gegen) eine Sache sprechen. Nur, wer keine Argumente hat, muss auf vermeintliche Autoritäten verweisen – in der Hoffnung, dass diese welche haben, oder in der Hoffnung, dass dann niemand mehr kritisch nachfragt.
“Soll ich das jetzt so verstehen, dass Konsens für die Wissenschaft schädlich ist?
das würde bedeuten, dass Wissenschaftler ein “Sch…..” auf die Meinung andere
geben.”
Ja, so kann man das auf den Punkt bringen.Oder so: wo ein Konsens herrscht, kann es keine Wissenschaft geben, wo Wissenschaft betrieben wird, kann es keinen Konsens geben.
Nein, es ist immer ein Konsens, dass ein beobachtetes Ereignis sich durch z.B. Mechanismus A erklären lässt.
Basierend auf neuen Erkenntnissen kann es dann angemessen sein einen neuen umfassenderen Mechanismus zu beschreiben der auch neuere Daten mit erklärt. Genau wie das Einstein gemacht hat als neue Messgeräte den Äther als nichtexistent erkennen liessen.
Und umgekehrt musste Einstein die Quantentheorie anerkennen. Beide Theorien sind aktuell Konsens aber es kann schon Morgen jemand kommen der sie über den Haufen wirft (GUT). Dann gibt es einen neuen Konsens.
@Bill Miller Nein, Konsens ist etwas anderes als Akzeptanz vorliegender Befunde (bis auf Weiteres). Ein Konsens beendet jede weitere Forschung in einem Gebiet, denn man hat sich ja auf etwas geeinigt, DAMIT diese nervigen Anders-Argumentierenden abgewiesen werden können. Ein Konsens ist (u.a.) deshalb das Gegenteil von Wissenschaft. Die Beispiele, die Sie nennen, beziehen sich gerade nicht auf einen Konsens, sondern darauf, dass als vorläufig bestätigt Anerkanntes durch falsifizierende Beobachtungen hinterfragt und letztlich verworfen wurde. So funktioniert Wissenschaft. In dem Moment, in dem jemand von einem “wissenschaftlichen Konsens” spricht, hat er sich deshalb klar als ein Gegener von Wissenschaft erkennbar gemacht. Von einem “wissenschaftlichen Konsens” über menschengemachten Klimawandel spricht nur, wer damit falsifizierende Befunde in ihrer Existenz bestreiten und weitere Forschung, die die Falschheit der These vom (in einem nennenswerten Ausmaß) menschengemachten Klimawandel noch weitergehend erweisen könnte, verhindern will. Der Punkt ist: Konsens mag in der Politik bzw. bei Verhandlungen gefunden werden können (wohlgemerkt: gefunden werden können, auch dort “gibt” es ihn nicht einfach), aber nicht in der Wissenschaft. In der Wissenschaft sind Dinge wahr oder falsch, und ob sie wahr oder falsch sind, stellt man anhand von Beobachtungen fest. Wer sich dafür ausspricht, Fragen am besten gar nicht (weiterhin) zu stellen, will (weitere) Beobachtungen verhindern und damit die Möglichkeit, dass das, was er glaubt (oder glauben möchte) als falsch erwiesen wird.
Nicht nur beim Klima, bei zahlreichen Rassismus-/Rechtsradikalismus-/Autoritarismus-/Politische-Haltungen-Studien herrscht unter den Forschern ziemlich viel Konsens. Man verfolgt dieselben Ansätze (konzentriert sich z.B. gern auf Ost und West, nicht ganz so gern auf migrantischen oder nicht migrantischen Hintergrund), legt zum Teil dieselben Statements/Fragen vor, interpretiert ähnlich und kommt dann auch zu ähnlichen Befunden. Das hat seinen Charme. Man kann sich innerhalb der Community bestätigen (wir haben Recht). Und wenn ein Kritiker kommt, kann man entspannt erwidern: Na, schauen Sie sich doch mal die Studien B, C und D an, die kommen zum selben Ergebnis wie wir!
Ja, Sie haben Recht. Und das wäre nicht möglich, wenn diese Forscher eine Frage anhand der wissenschaftlichen Methode beantworten wollten, denn wenn man eine Theorie hat, die eine Frage beantworten können soll, und sich der wissenschaftlichren Methode bedienen will, dann testet man sie möglichst in verschiedenen Kontexten (z.B. Ländern), an verschiedenen Stichproben (z.B. solchen, anhand derer sich auch Totalitarismus/Linksradikalismus abbilden läßt oder wie Sie schon geschrieben haben: Migranten oder Angehörigen verschiedener Religionen …), mit verschiedenen Meßinstrumenten, etc. etc. Ein Forscher oder Foscherteam kann aktuell immer nur eine Studie durchführen, die so oder so angelegt ist, aber oft forschen dieselben Forscher(teams) ja wiederholt über dasselbe und hätten von daher hinreichend Gelegenheit zur Variation, und außerdem müssten andere Forscher(teams) das Thema bewusst an einer anderen Stichprobe, in einem anderen Kontext, mit anderen Meßmethoden (nicht alles auf einmal, klar, aber in irgendeiner Weise variierend) untersuchen. Dann wäre der Tatsache Genüge getan, dass Wissenschaft ein kooperatives und kumulatives Unterfangen ist. “Konsens” über die Einschätzung einer Sache suchende Leute haben etwas ganz anderes im Sinn als Wissenszuwachs durch Anwendung der wissenschaftlichen Methoden. Oft sind es politische Aktivisten, die meinen, dass ein Studium sie automatisch zu Wissenschaftlern mache oder dass die Leute so einfältig wären zu glauben, dass, wer studiert hat und an der Uni oder einem Forschungsinstitut arbeitet, automatisch Wissenschaftler sei (d.h. gemäß der wissenschaftlichen Methode arbeiten würde).
Das Problem, was auch beim Beitrag von Bill Miller durchscheint, ist die Unterscheidung von reinen Naturwissenschaften als Basis mit regelhaft immer gleichen reproduzierbaren Ergebnissen, und anderen Wissenschaften ( Kultur-/ Geisteswissenschaften, Humanwissenschaften , Medizinwissenschaften Wirtschaftswissenschaften, Agrarwissenschaften, Philosophie, Rechtswissenschaften, Theologie, Sozialwissenschaften) mit eben nur teilweise oder gar keinen naturwissenschaftlichen Anteilen.
“Die Wissenschaft” als solche, in der Vorstellung Vieler, gibt es also nicht – außer bei eindeutigen, nicht widerlegbaren Fakten (z.B. freier Fall des Wolkenkratzers WTC 7) gestützt auf physikalische Grundsätze. Deshalb kann es keinen Konsens innerhalb der (sonstigen) Wissenschaften geben.
Die Wissenschaft (oder neuerdings “Forschende”, was für eine Banalität bzw. untauglicher Versuch universitäre “Excellence” vorzutäuschen), sei sich bei bestimmten Fragen fast einstimmig einig, ist eintypisches trojanisches Pferd.
“Die Wissenschaft” als solche, in der Vorstellung Vieler, gibt es also nicht – außer bei eindeutigen, nicht widerlegbaren Fakten (z.B. freier Fall des Wolkenkratzers WTC 7) gestützt auf physikalische Grundsätze. Deshalb kann es keinen Konsens innerhalb der (sonstigen) Wissenschaften geben.” Damit erklären Sie aber “Wissenschaft” zu einer Sammlung von “nicht widerlegbaren Fakten” bzw. zu einer Sammlung von feststehendem Wissen. Und das kann nicht sein, was “Wissenschaft” ist, denn erstens kann es kein für alle Ewigkeit feststehendes Wissen geben bzw. falls es solches Wissen gibt, würden wir Menschen niemals wissen können, wann es sich bei etwas, was wir entdeckt und geprüft haben, um solches Wissen handelt und wann nicht. Und zweitens – und mir in diesem Zusammenhang wichtiger – ist unter “Wissenschaft” m.E. vielmehr eine METHODE der systematischen Prüfung von Annahmen zu verstehen. Diese Methode kann prinzipiell jeder anwenden und auf alle Phänomene, die in irgendeiner Weise beobachtbar sind. Das hat also zunächst überhaupt nichts mit irgendwelchen einzelnen Fachdisziplinen zu tun. Konsens kann es deshalb nicht geben, weil die jeweiligen Ergebnisse mehr oder weniger gut bestätigt (oder eben nicht) sein können, vielleicht auch sehr gut bestätigt, aber eben nicht als endgültig richtig erwiesen sein können. Wenn man an irgendeinem Punkt einen Konsens darüber bildet, was man denn an diesem Punkt für richtig hält oder halten möchte, dann hört man auf, Wissenschaft zu betreiben, denn für Wissenschaft als Methode gibt es ja dann keine Notwendigkeit mehr (in der betreffenden Frage). Dementsprechend sind die Leute, die Konsens gebildet haben, keine Wissenschaftler mehr (also Leute, die die entsprechende Methode anwenden; es gibt ja nichts mehr zu forschen), sondern Glaubensgenossen oder Sektenmitglieder. Man kann deshalb nicht beides, Konsens und Wissenschaft, gleichzeitig haben/sein
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Liebe Leser,
seit 2011 sind wir als zentrale Stelle zur Prüfung von nicht nur wissenschaftlichen Informationen für Sie da -
Unentgeltlich in all den Jahren.
Bislang sind wir in der Lage, unseren Aufwand über Spenden zu decken.
Damit das auch weiterhin so bleibt, benötigen wir Ihre Hilfe:
Liiiiinks um! Augeeeen geraaade aus!
An dem Wettbewerb, die Überlebensinstinkte des Menschen durch idiotische Glaubenssätze zu übertölpeln, haben sich die Pfaffen als Wissensabschaffer bereits mehr oder weniger Jahrhunderte erfolgreich abgemüht. Früher gab es als Nachhilfe zum Konsens für die Widerspenstigen die Folterkammer und den Scheiterhaufen, in Deutschland gibt es ersatzweise den 130/131 §§ StGB, und im Westen allgemein gibt es den medialen Pranger als Vernichtungsinstrument für echte Wissenschaftler, die den verordneten Konsens ablehnen. Was also hat sich geändert?!
geändert hat sich m.E. daß Feedback-Kanäle nicht mehr synonym sind mit elitärem Klüngel, sondern von jedem Sofa aus an “Fernseh” Shows + “Gäste” vorbei in die mediale Öffentlichkeit gelangen. Das macht die ÖRR und Verlagshäuser wütend (da faulheitsbedingt hilflos). Parallel dazu wurde das CIA Jahrbuch durch U-Boote aufs Wikilüg draufgeklatscht.
Was daraus alles wird? für mich zu früh; FratziBüchli ist zu träge und bastelt Kitsch um Aktionäre nicht zu vergrämen, etc. Und nicht jeder erfindet nochmal WWW am Cern [man beachte allerdings den Ersatz von faktenbasierter Information durch unüberprüfbare Ideen, a.k.a. ChatAI].
Aber daß Feedback in der medialen Öffentlichkeit stattfindet werte ich erstmal als Gewinn (über z.B. Konsens und “Experten”) — man vergleiche dazu den [hist.] Vorläufer Usenet (elendig lange Rechthaber-Fäden).
@Chaeremon
Ich stimme Ihnen darin zu, dass sich einiges geändert hat: noch nie zuvor hatten westliche Gesellschaften so viele gut gebildete Leute, von denen sich so viele öffentlich äußern, Stellung nehmen, auf der Basis ihres eigenen (Fach-/)Wissens informieren und kritisieren können und wollen. Es gibt m.E. insgesamt einen mächtigen Demokratiesierungsschub, im Zuge dessen Wissen weit verbreitet wird und Argumente bekanntgemacht werden, während das früher kaum möglich war – mangels (Fach-/)Wissen, mangels Medien, vielleicht mangels Selbstbewusstsein angesichts einer auf Autoritätsgläubigkeit gebauten Gesellschaft. Gerade weil es diesen Demokratisierungsschub gegeben hat und weiterhin gibt, beobachten wir massive reaktionäre Versuche auf Seiten derer, die sich durch Argumente und Mitsprache gefährdet sehen und “Autoritäten”, die längst überholt sind, wiederbeleben möchten, u.a. durch eine Neuauflage der systematischen Indoktrination z.B. durch Unterrichtsmaterialien. Und wenn das nicht funktioniert (und es kann nicht funktionieren, denn Legitimität von Institutionen setzt Vertrauen in sie voraus, Vertrauen, dass sie sich verdienen müssen, ganz egal, womit Leute ideologisch abgefüllt werden), dann wird das Instrumentarium der Unterdrückung ausgepackt: Zensur, Zersetzung, juristische Verfolgung, z.B. auf der Basis von Neuerfindungen wie “hate speech” u.ä.m., womit weitere Institutionen ihre Legitimität verlieren (inzwischen ist z.B. die Rede vom Unrechtsstaat, nicht mehr vom Rechtsstaat). Die versuchte Flucht zurück, in die Zeit vor der Aufklärung, kann nicht gelingen; das werden die Leute nicht akzeptieren, und warum sollten sie?! Was bleibt ist entweder die Akzeptanz auf seiten der reaktionären Demokratiefeinde, dass sich die Zeiten und mit ihr die Gesellschaft geändert haben, und Demokratie nicht mehr ein nettes Wort dafür ist, dass eine
Bevölkerung ihre Sommerkönige gewählt hat, sondern etwas, was Leute jeden Tag leben wollen und praktizieren, oder die Unterdrückung des Demokratisierungsschubs mit Gewalt – mit physischer Gewalt. Hoffen wir, dass wir dem Spuk rechtzeitig ein Ende bereiten können, bevor es zu physischer Gewalt (übrigens von beiden Seiten, denn Leute wehren sich gewöhnlich früher oder später gegen entsprechende Übergriffe von Verwaltungen oder Regierungen buw. des Staates) kommt!
Mit “Pfaffen” treffen Sie einen Punkt: Religion. Die Leute gehen mit “Wissenschaft” um wie mit Religion, indem man an etwas glaubt, in dem man an Autoritäten glaubt, an das eigene Ungenügendsein, welches man durch um so intensiveres Glauben zu kompensieren versucht. Es passt auch zu den ständigen Bekenntnissen zur Bereitschaft zur Selbstgeißelung, die freilich nicht ernst gemeint ist. Auch die Schizophrenie vieler Religionen, einerseits Gebote hochzuhalten, andererseits problemlos zu “sündigen”, oft sogar lustvoll, passt dazu – nehmen Sie die Fernostasien-Urlaubenden Klimakleber, deren “Privatsache” dies sei.
Wir haben es mit einem Kult zu tun, der angetrieben wird von einer Kaste von Schein-Wissenschaftlern, die sich an den Universitäten und mittlerweile auch den NGOs und Beratungsinstituten breitgemacht haben, intellektuelle Dünnbrettbohrer, deren einzige Leistung darin besteht, einen Trend zu erkennen und ihm zu folgen, vielleicht noch gepaart mit dem Talent zum Abgreifen von möglichst viel Geld aus staatlichen Kassen – wobei der Staat ebenfalls von solchen parasitär agierenden Dummköpfen regiert und auch auf allen Ebenen der Exekutive durchzogen wird.
Es sind meistens diejenigen, die nie an die Universität gehört hätten und die vielleicht ein persönlich nicht ganz so egostreichelndes, gesamtgesellschaftlich aber wesentlich nützlicheres Leben als Kleinsparer, Häuslebauer und Facharbeiter in einer Fabrik oder als Geselle in einem Handwerksbetrieb geführt hätten. Stattdessen haben wir ein akademisches Proletariat, welches in “Klima” ein Thema gefunden hat, mit dem man sich im Wesentlichen selbst befassen kann, während man gar nicht merkt, dass man Spielball der Interessen anderer, insbesondere weniger Reicher, ist.
“Dazu genügt im Prinzip ein einziger Forscher mit einer einzigen Idee, die sich in der Überprüfung bewährt.” Die “Bewährung” ist der entscheidende Punkt. Was soll das sein? Wann ist eine Theorie bewährt? Wer entscheidet das? Die Mehrheit derjenigen mit dem größten Einfluss.
Poppers Falsifikationismus war von Anfang an naiv, weil logisch korrekt, aber in der Praxis irrelevant. Als Illustration wird ja immer gern das Schwarzer-Schwan-Beispiel vorgestellt. Die Behauptung “alle Schwäne sind weiß” kann durch die Beobachtung noch so viel weißer Schwäne niemals bestätigt werden, aber durch die Beobachtung eines schwarzen Schwans würde sie widerlegt, falsifiziert. Was würde in der Praxis passieren? Die Beobachtung würde ignoriert oder angezweifelt. In der Praxis treten ohnehin viel kompliziertere Fälle auf. Würde der Beobachter sich nicht fügen, wird er zum unbelehrbaren Verschwörungstheoretiker. Rationalität in der Wissenschaft ist etwas für Redner auf Festveranstaltungen, bei denen sich alle selbst feiern. Die Kritiker werden ohnehin nicht eingeladen. Das alles ist seit Jahrzehnten bekannt, die entsprechenden Bücher voll mit Fallbeispielen. Geändert hat sich dadurch nichts, weil die Menschen nun mal sind wie sie sind. Die Lehrbücher sind oft voll mit Überzeugungen, weniger mit Fakten, weil der eine vom anderen abschreibt.
Warten Sie es ab; es soll solche Forscher mit einer einzigen stechenden Idee noch geben:-))
Poppers Falsifikationismus kann nur dann “naiv” erscheinen, wenn man meint, Wissenschaftler seien Leute, die an irgendwelchen Forschungseinrichtungen angestellt sind. Diese Leute machen irgendetwas, was nicht oder nur teilweise Wissenschaft ist, und dann wird “die Wissenschaft” kritisiert anstatt diese Leute als die Auftragsarbeiter zu bezeichnen, die sie sind.
Popper (und ich und viele andere) meinen dagegen, dass Wissenschaftler ist, wer sich bei der Beantwortung von Fragen der wissenschaftlichen Methode bedient. (Zugegebenermaßen macht Popper diese Position nicht immer überall in seinen Büchern hinreichend explizit, aber sie ist die logische Voraussetzung für alles, was er schreibt.) Der Falsifikationismus ist ein integraler Bestandteil der wissenschaftlichen Methode, weil kein Wissen hinzugewonnen werden kann, wenn man bereits Bekanntes immer nur wiederzufinden versucht oder nicht bereit ist, als Bekanntes Angesehenes in Reaktion auf falsifizierende Befunde zu verändern oder zu verwerfen. NUR durch Störendes oder eben: falsifizierende Beobachtungen kann Wissen fortschreiten. Und das hat Popper deutlich zu machen versucht wie kein anderer.
Was das Beispiel von dem schwarzen Schwan betrifft, so macht es den Punkt, den Popper machen wollte, sehr deutlich. Er war Philosoph und speziell Wissenschaftstheoretiker und nicht Sozialwissenschaftler oder Verhaltensforscher. Wenn Sie in der Realität beobachten, dass falsifizierende Beobachtungen einfach ignoriert oder in ihrer Bedeutung heruntergespielt werden, dann ist das meist der Fall bei Leuten, die abhängig beschäftigt sind (beim Staat, der Verwaltung, Unternehmen) bzw. eigene materielle Interessen mit bestimmten Ausgängen von “Forschung” verbinden. Selbst, wenn sie wissenschaftlich arbeiten wollten, können sie nicht (immer oder überhaupt nicht), wie sie wollen. Sie machen entsprechende Abstriche an der vollumfänglichen Anwendung der wissenschaftlichen Methode. Und das muss man m.E. dann auch klar aussprechen.
Mit dem, was Sie schreiben, üben Sie Kritik am etablierten WissenschaftsBETRIEB – völlig zu Recht, wie ich finde, aber das ist nicht identisch mit Kritik an der WissenSCHAFT und schon gar nicht an Leuten wie Popper, die sich um die Optimierung der wissenschaftlichen Methode bemüht und sehr verdient gemacht haben.
Und diese Leistung ist grundlegend wichtig dafür, dass man Wissenschaftsimitateure und -scharlatane als solche überhaupt erkennen kann!
Ich glaube, Sie könnten meinen in der Blauen Reihe erschienenen Text über Wissenschaftsfreiheit vielleicht mit Gewinn lesen, weil in ihm eine klare Unterscheidung zwischen (angeblich oder tatsächlich) wissenschaftlichen Einrichtungen, Personen, die (angeblich oder tatsächlich) Wissenschaft betreiben, und Wissenschaft als Anwendung der wissenschaftlichen Methode vorgenommen wird, die auch für die Frage nach dem, was Wissenschaftsfreiheit sein kann, grundlegend wichtig ist.
@G. Ruchowski
Zur “Bewährung” von Theorien: Eine Theorie ist so lange bewährt, wie die falsifizierenden Befunde bzw. Anomalien durch Hilfshypothesen, die die Theorie lediglich modifizieren, aber nicht grundlegend verändern, zumindest theoretisch, idealerweise dann auch empirisch, erklärt werden können.
Es hängt als allein von vorhandenen Erklärungsmöglichkeiten und empirischen Befunden ab, wie lange eine Theorie als bewährt bezeichnet werden kann. Das hat nichts mit irgendeiner “Mehrheit” oder “Einfluss” zu tun.
Ein wichtiger Hinweis im Artikel ist die Zeit- und Kulturgebundenheit der Wissenschaft. Da die meisten Wissenschaftler keine Ahnung von Geschichte oder auch nur von der Geschichte ihrer eigenen Disziplin besitzen, bleiben sie hoffnungslos im (scheinbar) “positiven” Wissen stecken und verabsolutieren dieses.
Durch die allgemeine Beschleunigung wird auch die Halbwertszeit “konsensuellen” Wissens immer kürzer.
Eine Schwäche Poppers ist, daß er die Soziologie des Wissenschaftsbetriebes völlig außer Acht läßt: in der Theorie sollten sich alle Wissenschaftler über die Falsifikation ihrer Theorien freuen, in der Praxis ist die Theorie so etwas wie das Kind des betreffenden Wissenschaftlers, das mit Zähnen und Klauen und auch mit unlauteren Mitteln verteidigt wird (Stichwort: Schwindel in der Wissenschaft). Dabei sind außerwissenschaftliche Interessen (ideologische, politische, wirtschaftliche) noch gar nicht berücksichtigt).
Gerade die Plandemie zeigte, daß die meisten Wissenschaftler Huren im Dienste des Großkapitals sind. Aber wie oft mußte ich von Bekannten hören: ‘ich gehe mit der Wissenschaft’. Demystifikationsartikel wie der vorliegende sind höchst wertvoll.
@Adam Rhau
“Eine Schwäche Poppers ist, daß er die Soziologie des Wissenschaftsbetriebes völlig außer Acht läßt: in der Theorie sollten sich alle Wissenschaftler über die Falsifikation ihrer Theorien freuen, in der Praxis ist die Theorie so etwas wie das Kind des betreffenden Wissenschaftlers, das mit Zähnen und Klauen und auch mit unlauteren Mitteln verteidigt wird.”
Nein, das ist keine Schwäche Poppers. Vielmehr ist der Falsifikationismus gerade das Mittel, dass der Tendenz, eigene Theorien mit Zähnen und Klauen zu verteidigen, entgegenwirken kann. Es steht ja nirgendwo geschrieben, dass jemand seine eigene Theorie zu falsifizieren versuchen muss; normalerweise tun das die Kollegen – vielleicht aufgrund ihrer eigenen Theorien, denen sie ihrerseits, sagen wir: besonders zugetan sind. Der Falsifikationismus ist DAS Mittel, durch das Konkurrenz in der Wissenschaft ausgetragen wird. Wenn z.B. Schwindel aufgedeckt werden, dann oft deshalb, weil ein Kollege sich die Daten ‘mal im Original angesehen haben oder re-analysiert haben, auf deren Basis die Schwindler dies oder jenes behauptet haben (oder behaupten zu können meinten), also weil sie in Falsifizierungsabsicht agiert haben.
Aber über die Schwächen vermeintlicher Wissenschaftler könnten wir sehr, sehr lange reden …. 🙂
‘Freund’ oder ‘Feind’ ? : “Und selbst wenn sichere und wirksame Impfstoffe zur Verfügung stehen, zögert eine beträchtliche Anzahl von Bürgern in vielen Ländern, diese in Anspruch zu nehmen …”: Das war’s.
Für Abwegigkeiten ließe sich eine nach oben offene 9/II-Skala in Lauterbach- Einheiten einführen.
Soll ich das jetzt so verstehen, dass Konsens für die Wissenschaft schädlich ist?
das würde bedeuten, dass Wissenschaftler ein “Sch…..” auf die Meinung andere
geben.
Dass das so ist wird ersichtlich, ein im Auftrag handelnder Wissenschaftler gibt
seine wissenschaftliche Meinung ab, und alle anderen müssen sich dieser Meinung
anschließen.
Wissenschaft – Klimawandel – etwas billig. Selbst ein “Bauer” weiß, dass ein
Klimawandel ein ganz normaler Prozess der Regeneration der Erde ist.
Deshalb soll Klimawandel das reißerische Wort “Klimakrise” ersetzen – so die
Wissenschaftler.
Selbst ich, als Laie kann sagen, dass so einer mehr ein “Scharlatan” als Wissenschaftler ist.
Bei ZDF/ARD-Senderkette beginnt jede Meldung mit:
Wissenschaftler vermuten, dass in den nächsten Jahren durch Klimawandel die
Erde untergeht. Übertrieben.
Irgendwie erinnern solche Aussagen an Sekten mit Glaskugel.
In Wahrheit geht es nur um FORSCHUNGSGELDER
Also muss man Ergebnisse bringen die die Geldgeber fordern – sonst gibts kein Geld.
Soros,Gates und andere haben das Coronapferd Totgeritten – jetzt steigen sie auf
den Klimagaul um – um eben damit Ihre Gewinne zu steigern.
Wie sagte die Tochter von Schwab – kann jeder nachlesen.
Entschuldigung es könnte auch sein, dass das Pferd eine mRNA-Spritze erhalten hat
und galoppiert mit dem Klimagaul weiter.
Sie sprechen hier einen aus meiner Sicht wichtigen Punkt an. Wissenschaft sollte sich einer korrekten Sprache bedienen. Wenn man nun das Wort Klimawandel gegen Klimakrise oder Erderhitzung statt Erderwärmung einsetzt, dramatisiert man den Vorgang bereits rein sprachlich. In wissenschaftlichen Publikationen sollten solche Sprachbilder aber keinen Platz haben. Es sei denn man verfolgt Ziele jenseits der Wissenschaft. Es tut der Wissenschaft auch nicht gut, sich mit Weltuntergangsprognosen in die Öffentlichkeit zu wagen. Insbesondere dann, wenn sie alle paar Jahre ein Stückchen weiter in die Zukunft geschoben werden müssen. Spätestens dann sollte ein ernsthafter Wissenschaftler die Grundannahmen seiner Thesen nochmals gründlich hinterfragen. All das geschieht aber nicht mehr, weil wir inzwischen auf vielen Gebieten keine Wissenschaft um des Erkenntnisgewinns willen mehr betreiben, sondern um gesellschaftliche Transformationen zu orchestrieren, um Geld zu scheffeln, um persönliche Eitelkeiten zu befriedigen, um Frauenquoten zu erfüllen und vieles Fragwürdige mehr.
Ja, aber “gesellschaftliche Transformationen” können nur insofern wissenschaftlich gestützt sein als vielleicht Verhaltenswissenschaft Mechanismen aufzeigen kann, wie man Leute manipuliert (und das mag Wissenschaft sein, aber unethisch). Eine gesellschaftliche Transformation ist als solche immer ideologisch begründet, die ihrerseits auf Werten, Wünschen, Gefühlen, z.B. von Deprivation, und entsprechenden Interessen basieren. All diese kann man nicht wissenschaftlich begründen. Nehmen Sie nur die Frauenquote als Beispiel: Diese Idee bedient ausschließlich die materiellen Interessen einer bestimmten gesellschaftlichen Gruppe (weißen Mittelschichtsfrauen) mit Blick auf ganz bestimmte Jobs; sie kann auf keinerlei wissenschaftliche Erkenntnis aufbauen.
Das alles hat mit Wissenschaft überhaupt nichts zu tun. M.E. sollte das klar ausgesprochen werden (ganz so, wie ich Ihrem Hinweis auf die Pflege klarer Sprache in der Wissenschaft – samt klarer Definitionen, würde ich ergänzen – zustimme). Dann würde nämlich klar, dass nicht die Wissenschaft das Problem ist, sondern Leute, die behaupten, sie würden Wissenschaft betreiben, wenn sie Wissenschaft bloß imitieren, um ganz andere, außerhalb der Wissenschaft stehenden, Interessen zu bedienen.
Dementsprechend ist es nicht die Wissenschaft, die solchen Klima-Weltuntergangs-Blödsinn betreibt und propagiert, sondern es sind Leute, die von Stellen in Forschungseinrichtungen oder an Unis aus politischen Aktivismus betreiben und eben keine Wissenschaft. Man tut ihnen viel zu viel der Ehre an, wenn man sie als Wissenschaftler, d.h. als Leute, die die wissenschaftliche Methode auf systematische Weise verwenden, um eine Frage zu beantworten, bezeichnet.
Ich stimme Ihnen voll und ganz zu und habe mich nun durch Ihre Ausführungen selbst dabei ertappt, zu unpräzise und auch zu unbedarft mit dem Begriff der Wissenschaft zu sein. Vieles, was als Wissenschaft verkauft wird, ist weit davon entfernt auch Wissenschaft zu sein und man sollte sich davor hüten, diese Felder als Wissenschaft zu bezeichnen oder nur in die Nähe von Wissenschaft zu rücken.
Dem kann ich nur nochmals ausdrücklich zustimmen.
Wenn wir bereit sind, jeden, der als Wissenschaftler bezeichnet wird, um dem, was er sagt oder tut, besondere Verlässlichkeit oder Integrität zu verleihen, dann haben wir schon den ersten fatalen Fehler gemacht, haben eine angebliche Autorität unbesehen akzeptiert. Von da an gibt es dann kein Halten mehr, wie die Rede vom “wissenschaftlichen Konsens” zeigt.
Niemand muss sich auf “die Wissenschaft” oder auf Forscher oder Wissenschaftler berufen, geschweige denn: auf “wissenschaftlichen Konsens”, wenn er einfach die Argumente nennen kann, die seiner Meinng nach für (oder gegen) eine Sache sprechen. Nur, wer keine Argumente hat, muss auf vermeintliche Autoritäten verweisen – in der Hoffnung, dass diese welche haben, oder in der Hoffnung, dass dann niemand mehr kritisch nachfragt.
@Facherfahrener
“Soll ich das jetzt so verstehen, dass Konsens für die Wissenschaft schädlich ist?
das würde bedeuten, dass Wissenschaftler ein “Sch…..” auf die Meinung andere
geben.”
Ja, so kann man das auf den Punkt bringen.Oder so: wo ein Konsens herrscht, kann es keine Wissenschaft geben, wo Wissenschaft betrieben wird, kann es keinen Konsens geben.
Nein, es ist immer ein Konsens, dass ein beobachtetes Ereignis sich durch z.B. Mechanismus A erklären lässt.
Basierend auf neuen Erkenntnissen kann es dann angemessen sein einen neuen umfassenderen Mechanismus zu beschreiben der auch neuere Daten mit erklärt. Genau wie das Einstein gemacht hat als neue Messgeräte den Äther als nichtexistent erkennen liessen.
Und umgekehrt musste Einstein die Quantentheorie anerkennen. Beide Theorien sind aktuell Konsens aber es kann schon Morgen jemand kommen der sie über den Haufen wirft (GUT). Dann gibt es einen neuen Konsens.
@Bill Miller
Nein, Konsens ist etwas anderes als Akzeptanz vorliegender Befunde (bis auf Weiteres). Ein Konsens beendet jede weitere Forschung in einem Gebiet, denn man hat sich ja auf etwas geeinigt, DAMIT diese nervigen Anders-Argumentierenden abgewiesen werden können. Ein Konsens ist (u.a.) deshalb das Gegenteil von Wissenschaft.
Die Beispiele, die Sie nennen, beziehen sich gerade nicht auf einen Konsens, sondern darauf, dass als vorläufig bestätigt Anerkanntes durch falsifizierende Beobachtungen hinterfragt und letztlich verworfen wurde. So funktioniert Wissenschaft.
In dem Moment, in dem jemand von einem “wissenschaftlichen Konsens” spricht, hat er sich deshalb klar als ein Gegener von Wissenschaft erkennbar gemacht. Von einem “wissenschaftlichen Konsens” über menschengemachten Klimawandel spricht nur, wer damit falsifizierende Befunde in ihrer Existenz bestreiten und weitere Forschung, die die Falschheit der These vom (in einem nennenswerten Ausmaß) menschengemachten Klimawandel noch weitergehend erweisen könnte, verhindern will.
Der Punkt ist: Konsens mag in der Politik bzw. bei Verhandlungen gefunden werden können (wohlgemerkt: gefunden werden können, auch dort “gibt” es ihn nicht einfach), aber nicht in der Wissenschaft. In der Wissenschaft sind Dinge wahr oder falsch, und ob sie wahr oder falsch sind, stellt man anhand von Beobachtungen fest. Wer sich dafür ausspricht, Fragen am besten gar nicht (weiterhin) zu stellen, will (weitere) Beobachtungen verhindern und damit die Möglichkeit, dass das, was er glaubt (oder glauben möchte) als falsch erwiesen wird.
Nicht nur beim Klima, bei zahlreichen Rassismus-/Rechtsradikalismus-/Autoritarismus-/Politische-Haltungen-Studien herrscht unter den Forschern ziemlich viel Konsens. Man verfolgt dieselben Ansätze (konzentriert sich z.B. gern auf Ost und West, nicht ganz so gern auf migrantischen oder nicht migrantischen Hintergrund), legt zum Teil dieselben Statements/Fragen vor, interpretiert ähnlich und kommt dann auch zu ähnlichen Befunden. Das hat seinen Charme. Man kann sich innerhalb der Community bestätigen (wir haben Recht). Und wenn ein Kritiker kommt, kann man entspannt erwidern: Na, schauen Sie sich doch mal die Studien B, C und D an, die kommen zum selben Ergebnis wie wir!
@ eht
Ja, Sie haben Recht. Und das wäre nicht möglich, wenn diese Forscher eine Frage anhand der wissenschaftlichen Methode beantworten wollten, denn wenn man eine Theorie hat, die eine Frage beantworten können soll, und sich der wissenschaftlichren Methode bedienen will, dann testet man sie möglichst in verschiedenen Kontexten (z.B. Ländern), an verschiedenen Stichproben (z.B. solchen, anhand derer sich auch Totalitarismus/Linksradikalismus abbilden läßt oder wie Sie schon geschrieben haben: Migranten oder Angehörigen verschiedener Religionen …), mit verschiedenen Meßinstrumenten, etc. etc. Ein Forscher oder Foscherteam kann aktuell immer nur eine Studie durchführen, die so oder so angelegt ist, aber oft forschen dieselben Forscher(teams) ja wiederholt über dasselbe und hätten von daher hinreichend Gelegenheit zur Variation, und außerdem müssten andere Forscher(teams) das Thema bewusst an einer anderen Stichprobe, in einem anderen Kontext, mit anderen Meßmethoden (nicht alles auf einmal, klar, aber in irgendeiner Weise variierend) untersuchen. Dann wäre der Tatsache Genüge getan, dass Wissenschaft ein kooperatives und kumulatives Unterfangen ist. “Konsens” über die Einschätzung einer Sache suchende Leute haben etwas ganz anderes im Sinn als Wissenszuwachs durch Anwendung der wissenschaftlichen Methoden. Oft sind es politische Aktivisten, die meinen, dass ein Studium sie automatisch zu Wissenschaftlern mache oder dass die Leute so einfältig wären zu glauben, dass, wer studiert hat und an der Uni oder einem Forschungsinstitut arbeitet, automatisch Wissenschaftler sei (d.h. gemäß der wissenschaftlichen Methode arbeiten würde).
Das Problem, was auch beim Beitrag von Bill Miller durchscheint, ist die Unterscheidung von reinen Naturwissenschaften als Basis mit regelhaft immer gleichen reproduzierbaren Ergebnissen, und anderen Wissenschaften ( Kultur-/ Geisteswissenschaften, Humanwissenschaften , Medizinwissenschaften Wirtschaftswissenschaften, Agrarwissenschaften, Philosophie, Rechtswissenschaften, Theologie, Sozialwissenschaften) mit eben nur teilweise oder gar keinen naturwissenschaftlichen Anteilen.
“Die Wissenschaft” als solche, in der Vorstellung Vieler, gibt es also nicht – außer bei eindeutigen, nicht widerlegbaren Fakten (z.B. freier Fall des Wolkenkratzers WTC 7) gestützt auf physikalische Grundsätze. Deshalb kann es keinen Konsens innerhalb der (sonstigen) Wissenschaften geben.
Die Wissenschaft (oder neuerdings “Forschende”, was für eine Banalität bzw. untauglicher Versuch universitäre “Excellence” vorzutäuschen), sei sich bei bestimmten Fragen fast einstimmig einig, ist eintypisches trojanisches Pferd.
@Werner
“Die Wissenschaft” als solche, in der Vorstellung Vieler, gibt es also nicht – außer bei eindeutigen, nicht widerlegbaren Fakten (z.B. freier Fall des Wolkenkratzers WTC 7) gestützt auf physikalische Grundsätze. Deshalb kann es keinen Konsens innerhalb der (sonstigen) Wissenschaften geben.”
Damit erklären Sie aber “Wissenschaft” zu einer Sammlung von “nicht widerlegbaren Fakten” bzw. zu einer Sammlung von feststehendem Wissen.
Und das kann nicht sein, was “Wissenschaft” ist, denn erstens kann es kein für alle Ewigkeit feststehendes Wissen geben bzw. falls es solches Wissen gibt, würden wir Menschen niemals wissen können, wann es sich bei etwas, was wir entdeckt und geprüft haben, um solches Wissen handelt und wann nicht. Und zweitens – und mir in diesem Zusammenhang wichtiger – ist unter “Wissenschaft” m.E. vielmehr eine METHODE der systematischen Prüfung von Annahmen zu verstehen. Diese Methode kann prinzipiell jeder anwenden und auf alle Phänomene, die in irgendeiner Weise beobachtbar sind. Das hat also zunächst überhaupt nichts mit irgendwelchen einzelnen Fachdisziplinen zu tun.
Konsens kann es deshalb nicht geben, weil die jeweiligen Ergebnisse mehr oder weniger gut bestätigt (oder eben nicht) sein können, vielleicht auch sehr gut bestätigt, aber eben nicht als endgültig richtig erwiesen sein können. Wenn man an irgendeinem Punkt einen Konsens darüber bildet, was man denn an diesem Punkt für richtig hält oder halten möchte, dann hört man auf, Wissenschaft zu betreiben, denn für Wissenschaft als Methode gibt es ja dann keine Notwendigkeit mehr (in der betreffenden Frage). Dementsprechend sind die Leute, die Konsens gebildet haben, keine Wissenschaftler mehr (also Leute, die die entsprechende Methode anwenden; es gibt ja nichts mehr zu forschen), sondern Glaubensgenossen oder Sektenmitglieder. Man kann deshalb nicht beides, Konsens und Wissenschaft, gleichzeitig haben/sein