“Sapere aude!”: Zeit für eine neue Aufklärung im Westen
Wenn derzeit in den mainstream-Medien oder von universitären „Aufklärern“ „der Menschen“ über Freiheit gesprochen wird, dann meist nicht in dem Sinn, den man erwarten würde, also im Sinn von persönlicher Freiheit, Dinge aufgrund eigener Werte und des eigenen Verstandes einzuschätzen, und auf dieser Grundlage zu handeln, wozu auch das Sprechen oder Schreiben gehört.
Vielmehr wird statt über Freiheit oft schon im ersten Satz über die Grenzen von Freiheit gesprochen oder geschrieben bzw. darüber, dass „Freiheit“ eigentlich „Begrenztheit“ oder „Selbstbegrenzung“ meine. So war ein Artikel in der ZEIT vom 8. September2021 (und wahrscheinlich nicht zufällig in diesem Jahr angesichts der Geschehnisse in diesem Jahr) mit der Überschrift „Freiheit: Immanuel Kants Verständnis von Willkür“ zu lesen, womit bereits im Titel „Freiheit“ mit „Willkür“ in Verbindung gebracht, wenn nicht gleichgesetzt wurde. Und durch die Zuschreibung von Eingrenzung statt Befreiung an Kant, einen Philosophen, der unter den auf der Erde bekanntesten deutschsprachigen Philosophen ist, wenn er nicht der auf der Erde bekannteste deutschsprachige Philosoph ist, soll die Vorstellung von Freiheit von Eingrenzung oder (Selbst-/)Beschränkung eine moralische Adelung bzw. Autorität erhalten, die diejenigen zum Schweigen bringen soll, die meinen, Freiheit hätte vor allem mit Frei-Sein, dem eigenen Gewissen und den eigenen Überzeugungen zu folgen, zu tun.
Solche Leute sind für autoritäre Persönlichkeiten und mit Totalitarismus Liebäugelnde gefährlich, gehen Letztere doch davon aus, dass sie, aber nicht die anderen, den Weg zum Besten aller nicht nur kennen würden, sondern auch berufen wären, andere dazu zu bringen, ihn zu begehen, und solcher Leitung würden „die Anderen“ bedürfen, da sie – ganz anders als man selbst – irgendwie dumm oder unreif seien und „Freiheit“ als Erlaubnis auffassen würden, immer und überall zu tun, was ihnen gerade einfalle und wozu sie gerade Lust hätten.
Mit Immanuel Kant hat dies alles aber nichts zu tun, wie Bernd Ludwig bereits im Jahr 2013 in einem Aufsatz mit dem Titel „‘Positive und negative Freiheit‘ bei Kant? – Wie begriffliche Konfusion auf philosophi(ehistori)sche Abwege führt“ argumentiert hat.
Was „Freiheit“ für Kant bedeutet, wird vielleicht nirgendwo so klar wie in seinem kurzen Essay auf dem Jahr 1784, in dem er eine „Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?“ vornimmt, die das Projekt Gutenberg.de der Öffentlichkeit kostenlos zugänglich gemacht hat.
Kant beginnt diese Schrift mit der Feststellung:
„Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Sapere aude! Habe Mut dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung.“
Und damit sich Menschen – trotz des Gefallens, das nach Kant viele Menschen an der Unmündigkeit finden, ist sie doch „so bequem“, wie Kant im zweiten Absatz der Schrift formuliert – aus dem Zustand der Unmündigkeit befreien können, bedarf es der Freiheit:
„Zu dieser Aufklärung aber wird nichts erfordert als Freiheit; und zwar die unschädlichste unter allem, was nur Freiheit heißen mag (sic!], nämlich die: von seiner Vernunft in allen Stücken öffentlichen Gebrauch zu machen“
und etwas weiter oben schreibt Kant:
„Daß aber ein Publikum sich selbst aufkläre, ist eher möglich; ja es ist, wenn man ihm nur Freiheit läßt, beinahe unausbleiblich. Denn da werden sich immer einige Selbstdenkende sogar unter den eingesetzten Vormündern des großen Haufens finden, welche, nachdem sie das Joch der Unmündigkeit selbst abgeworfen haben, den Geist einer vernünftigen Schätzung des eigenen Werts und des Berufs jedes Menschen selbst zu denken um sich verbreiten werden.“
Kant hat im Zusammenhang mit Freiheit die Freiheit von Gedanken und Rede vor Augen und insbesondere die Denk- und Redefreiheit des Gelehrten oder sagen wir in modernisierter Form: des Sachverständigen im eigentlichen Sinn (nicht als Berufsbezeichnung) im Sinn:
„So würde es sehr verderblich sein, wenn ein Offizier, dem von seinen Oberen etwas anbefohlen wird, im Dienste über die Zweckmäßigkeit oder Nützlichkeit dieses Befehls laut vernünfteln wollte; er muß gehorchen. Es kann ihm aber billigermaßen nicht verwehrt werden, als Gelehrter über die Fehler im Kriegesdienste Anmerkungen zu machen und diese seinem Publikum zur Beurteilung vorzulegen“,
und:
“Ebenso ist ein Geistlicher verbunden, seinen Katechismusschülern und seiner Gemeinde nach dem Symbol der Kirche, der er dient, seinen Vortrag zu tun; denn er ist auf diese Bedingung angenommen worden. Aber als Gelehrter hat er volle Freiheit, ja sogar den Beruf dazu, alle seine sorgfältig geprüften und wohlmeinenden Gedanken über das Fehlerhafte in jenem Symbol und Vorschläge wegen besserer Einrichtung des Religions- und Kirchenwesens dem Publikum mitzuteilen. Es ist hie[r]bei auch nichts, was dem Gewissen zur Last gelegt werden könnte … Dagegen als Gelehrter, der durch Schriften zum eigentlichen Publikum, nämlich der Welt, spricht, mithin der Geistliche im öffentlichen Gebrauche seiner Vernunft genießt einer uneingeschränkte Freiheit, sich seiner eigenen Vernunft zu bedienen und in seiner eigenen Person zu sprechen. Denn daß die Vormünder des Volks (in geistlichen Dingen) selbst wieder unmündig sein sollen, ist eine Ungereimtheit, die auf Verewigung der Ungereimtheiten hinausläuft.”
Heutzutage wird Sachverständigen im eigentlichen Sinn wie dem bekannten britischen Kardiologe Dr. Aseem Malhotra oder dem gleichermaßen bekannten Mikrobiologen Sucharit Bhakdi, die aufgrund ihrer Sachkenntnis kritische Fragen zur Covid-19-„Pandemie“ oder zur Tauglichkeit von mRNA-Spritzen als Vorbeugung gegen eine Covid-19-Infektion stellen, ihre Redefreiheit bestritten, bzw. ihre Rede wird verunglimpft. Im Fall von Aseem Malhotra schrieb der „Guardian“ von „Experten“ („experts“), die Malhotras kritische Sicht als „extrem randständige Ansicht“, als „verfehlt“ als „gefährlich“ einordneten, ohne sich in irgendeiner Weise von der verunglimpfenden auf die argumentative Ebene hochzuarbeiten. Und Sucharit Bhakdi wurde aufgrund seiner durch seinen Sachverstand nahegelegten Schlussfolgerungen in der taz [und der FAZ] – auf der denkbar untersten Ebene von Auseinandersetzung mit einer Thematik, die für das Blatt üblich ist – als „Coronaleugner“ und „Schwurbler“ bezeichnet und von der deutschen Staatsanwaltschaft sogar der „Volksverhetzung“ bezichtigt (aber zur Ehrenrettung der Reste von Rechtsstaatlichkeit, die es in Deutschland noch gibt, freigesprochen – allerdings hat die zuständige Staatsanwaltschaft mittlerweile Berufung gegen das Urteil des Amtsgericht Plön eingelegt).
Wenn Sachverständige sich nach bestem Wissen und Gewissen zu „ihrer“ Sache äußern, und ihre Argumente ohne Antwort bleiben, sie statt dessen beschimpft oder als „umstritten“ bezeichnet werden, ganz so, als sei es eine persönliche Tugend, unumstritten zu sein, und dies auch noch in der Wissenschaft, die vom Streit auf argumentativer(!) Ebene lebt, kommt man nicht umhin zu konstatieren, dass wir in der ehemals freien, westlichen Welt hinter die Aufklärung zurückgefallen sind, in der u.a. durch Kant Freiheit als Gegensatz zu blindem Gehorsam aufgefasst und als Mittel zur Überwindung von Unmündigkeit gewertschätzt wurde. Ebenso wie Kant zu seinen Lebzeiten (1724-1804) Zensur z.B. durch die preußische Regierung erfahren hat –z.B. hat sie im Jahr 1795 die Universität von Königsberg angewiesen, jedem Professor zu verbieten, Kants Religionsphilosophie zu lehren –, so sehen wir heute, dass bestimmte Themen oder Perspektiven auf Themen – u.a. evolutionsbiologisch bedingte Unterschiede zwischen Männern und Frauen, die Gefahren von Frühsexualisierung von Kindern, die schädlichen Folgen von sogenannten erneuerbaren Energien für die Umwelt – Zerstörung der Artenvielfalt, Austrocknung der Böden, Verwendung von seltenen Erden, Ratlosigkeit hinsichtlich der Entsorgung des Sondermülls, den Windräder und Solarzellen darstellen –, auch oder gerade an Universitäten mit Tabus belegt sind und ideologisch nicht genehme Bücher aus Universitätsbibliotheken auf systematische Weise entfernt werden. Zensur, Kleingeistigkeit, Anspruch auf Gehorsam, auch wider besseren Wissens, mit all dem haben wir wieder zu tun, ebenso wie die Menschen mit Mittelalter. Ein gewisser Fortschritt ist nur im Sinn eines Rückschrittes (aus freiheitlicher und demokratischer Perspektive) zu verzeichnen: Während im Jahr 1546 von der Kirche den „Index Librorum Prohibitorum“, eine Liste von verbotenen Büchern zusammengestellt und verbreitet wurde – die letzte und 20. Ausgabe des Indexes erschien 1948; die Liste wurde im Juni 1966 als eine verbindliche abgeschafft, blieb aber als moralischer Leitfaden weiterhin bestehen –, gibt man sich derzeit im Westen nicht mehr mit Listen von verbotenen Büchern zufrieden, sondern gesellt ihnen Listen von Personen zu, durch die man sich ideologisch gefährdet fühlt – ein klarer Fall von „building back worse“.
Die Verhinderung von Kritik, die Unzugänglichmachung oder Von-Vornherein-Diskreditierung bestimmter Informationen oder Personen, die diese Informationen öffentlich äußern oder zugänglich machen, dies alles führt zum geistigen und sozialen Tod einer Gesellschaft, denn es verhindert ein Dazu-Lernen in jedem Bereich und auf allen Ebenen; und das kann sich keine Gesellschaft längerfristig leisten. Selbst dann, wenn sich erwiesen hätte, dass Andersmeinende wie Malhotra oder Bhakdi im Unrecht gewesen wären (das Gegenteil ist jedoch der Fall, wie die inzwischen diesbezüglich erdrückende Forschungslage zeigt), wäre ihre Kritik, wären ihre Fragen und Einwände von unschätzbarem Wert, denn:
„Die Wahrheit gewinnt sogar mehr durch die Irrtümer dessen, der mit gehörigem Fleiß und Studium selbstständig denkt, als durch die richtigen Ansichten derer, die sie nur vertreten, weil sie sich nicht gestatten, selbst nachzudenken“ (Mill 2020[1859]: 51),
so schrieb John Stuart Mill, der schottische Moralphilosoph, der zwei Jahre nach dem Tod von Immanuel Kant geboren wurde, und die Prinzipien der Aufklärung mit psychologischen Beobachtungen im Zuge der Romantik zusammenzubringen versuchte.
Wir sind heute also hinter Kants Freiheitsbegriff zurückgefallen und verharren in einer Haltung des Nicht-Wissen-Wollens, als deren Ergebnis Gruppendenken kultiviert wird, das zu einem „Konsens“ führen soll, der Wissen ersetzen soll, das als immer mehr oder weniger unsicheres Wissen ein Dazu-Lernen überhaupt erst ermöglicht.
Dabei ist Kants Freiheitsbegriff, hinter den der Westen derzeit deutlich zurückgefallen ist, sogar ein relativ konservativer, denn die Freiheit, die Kant im Zuge seiner Auffassung von „Aufklärung“ fordert, beschränkt sich auf das, was Kant „den öffentlichen Gebrauch der Vernunft“ nennt, während er akzeptiert, dass „… der Privatgebrauch derselben aber […] öfters sehr enge eingeschränkt sein [darf]“, wobei diese Wortwahl (heute?) einigermaßen mißverständlich ist, denn:
„Den Privatgebrauch nenne ich denjenigen, den er in einem gewissen ihm anvertrauten bürgerlichen Posten oder Amte von seiner Vernunft machen darf“.
Kant meint damit, dass man den Pflichten und Anforderungen, die ein „bürgerliche[r] Posten“ oder ein Amt einem auferlegt, gerecht werden muss und nicht frei ist, im Rahmen seiner Tätigkeit auf diesem Posten oder in diesem Amt zu tun, was man möchte. So muss ein Richter allein angesichts der Rechtslage urteilen und nicht aufgrund persönlichen Mitleids mit dem Angeklagten oder aufgrund persönlicher Karriereerwägungen. Kant sah den Gelehrten oder Sachverständigen aber gerade im Gegensatz zum Inhaber eines „bürgerlichen Posten“ oder Amtes, also einer Person, die „… ein[en] gewisse[n] Mechanismus …“ als „… Teil der Maschine [und] zugleich als Glied eines ganzen gemeinen Wesens“ bedienen muss.
Wenn Kant schreibt, dass „…der öffentliche Gebrauch seiner Vernunft […] jederzeit frei sein [muß] …., und dabei auf die Denk- und Redefreiheit des Gelehrten oder Sachverständigen abstellt, dann ist er damit Aristoteles stärker verbunden als Sokrates: Während Sokrates die Freiheit, (kritische) Fragen zu stellen und Informationen zu suchen, als die Pflicht jeden Bürgers ansah, war intellektuelle Freiheit für Aristoteles ein Privileg, das man sich durch den Erwerb von Wissen verdienen musste. Bereits im antiken Griechenland haben wir es also mit zwei konfligierenden Auffassungen von Freiheit zu tun. Im Zuge der Aufklärung hat sich aber die – über Kant hinausgehende – Auffassung von Freiheit durchgesetzt, die aus der sokratischen Tradition kommt. Der oben zitierte John Stuart Mill hat Sokrates explizit gewürdigt und bemerkt, man könne die Menschheit nicht oft genug an seine Haltung und sein Schicksal erinnern (2020[1859]: 39). Sokrates wurde aufgrund seiner angeblichen Unmoralität zum Tod verurteilt, die vor allem darin bestanden haben sollte, dem öffentlichen Narrativ (damals: es gebe Götter) nicht zu folgen und die Jugend mit seinen angeblich falschen Ansichten zu korrumpieren. Auch heute werden Personen, die die politisch oder ideologisch erwünschte Erzählung nicht kritiklos aufsagen wollen, als unmoralisch, gefährlich, Verführer „der Menschen“, also der für wenig urteilsfähig gehaltenen Masse, als „Schwurbler“, Volksverhetzer, Rechter u.v.a.m. aufgebaut, zu einem Zerrbild, das in seiner Groteske ein Maß dafür abgibt, wie argumentativ unhaltbar viele der öffentlich gepflegten Narrative sein müssen.
Und wenn auf der Grundlage dieser Narrative gehandelt wird, dann ist dies gefährlich, denn heute wie damals kostet ein vor- oder anti-aufklärerisches Menschenbild bzw. ein vor- oder anti-aufklärerischer Gesellschaftsentwurf viele Opfer, sehr viele, denn nicht nur die direkt „Unliebsamen“ haben seine Folgen zu spüren, sondern wir alle, denn mit dem Aufstand gegen die Vernunft wird das Gemeinwesen zerstört, bleiben Innovation und technologischer Fortschritt auf der Strecke, sind unser aller Wohlstand und unser aller Lebensfreude, unsere Lebensgrundlage im nicht-materiellen wie im materiellen Sinn gefährdet. Es wird in der Tat nur „zurück“gebaut, nur nicht zum Besseren, sondern zurück zu Totalitarismus, Mangel, Armut und Unglück – als sollten wir es nicht wirklich inzwischen besser wissen!
Eine neue Aufklärung („Aufklärung 2.0“?!) ist vor diesem Hintergrund mehr als dringlich.
Beginnen wir damit, der Infantilisierung “der Menschen” und ihrer angeblichen Schutzbedürftigkeit eine endgültige Absage zu erteilen und zu akzeptieren, dass nicht alle Vorstellungen oder Ideen gleich gut sind, “gut” mit Bezug auf ihr Verhältnis zur Wahrheit, denn ja, es gibt sie, die Wahrheit (es handelt sich dabei um Sätze, die mit der beobachtbaren Realität übereinstimmen) – und die Realität hat ihrerseits die unangenehme Eigenschaft, so zu sein wie sie ist, egal, wer und wieviele sie gerne anders hätten.
Literatur
Ludwig, Bernd, 2013: „Positive und negative Freiheit“ bei Kant? – Wie begriffliche Konfusion auf philosophi(ehistori)sche Abwege führt, S. 271-305 in: Byrd, B. Sharon, Hruschka, Joachim, & Joerden, Jan C. (Hrsg.): Jahrbuch für Recht und Ethik/Annual Review of Law and Ethics, Band 21/Voume 21: Das Rechtsstaatlichkeitsprinzip/The Rule of Law-Principle. Berlin: Duncker & Humblot.
Mill, John Stuart, 2020[1859]; Erscheinungsdatum des englischen Originaltextes]: Über die Freiheit. Aus dem Englischen übersetzt von Bruno Lemke. Stuttgart: Reclam.
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Wo das Denken, zumal das kritische Denken fehlt, beherrschen Angst und Unsicherheit den ganzen Raum, und die Freiheit ist abwesend. Und genau diesen Dauerzustand der Angst und der Unsicherheit als zentrale Herrschaftsmittel haben die Tyrannen immer eingesetzt und werden es immer einsetzen, um die eigenen Ziele zu erreichen. Zwischendrin wird gerne eine Prise Hoffnung gestreut, damit der zu beherrschende Sklave nicht allzusehr verkrampft und arbeitsfähig bleibt. Denn von welcher Arbeitsleistung sollte die parasitäre Tyrannenkaste sonst leben? Insofern lag der gute Goethe schon richtig, als er die Klugheit sagen ließ: “Zwei der größten Menschenfeinde, / Furcht und Hoffnung angekettet / Halt ich ab von der Gemeinde; / Platz gemacht! ihr seid gerettet. (Faust).
Ja, die Freiheit – ist ein schwierig Ding. Irgendwie mit zu viel Anstrengung beim Selberdenken und mit Eigenverantwortung verbunden. Das eine wirkt auf viele nicht gerade amüsierend und das andere schließt aus, den selbst verzapften BS auf andere schieben zu können. Ist schon irgendwie doof. 😉
Ein zu grosser Teil der Bevölkerung will von der Verteidigung eines engagierten Freiheitsbegriffes überhaupt nichts wissen. Zum Teil zu satt, zum Teil egoistisch in die Prozesse involviert, zum Teil zu müde, zum Teil offen oder insgeheim dagegen. Und unsere Kinder werden nicht mehr an kritische Reflexion und Eigenständigkeit herangeführt, weil die og Teilmengen überproportional in der Pädagogenschaft vertreten sind!
Niemand weiß, wie groß der Teil der Bevölkerung mit dieser Haltung oder der Teil der Bevölkerung, der sich regelrecht danach sehnt, sein eigenes Leben wieder in die Hand nehmen und gestalten zu können, in welchem Land tatsächlich ist.
Ich würde mich Letzterem zurechnen. Und Sie? Sie würden sich wahrscheinlich auch Letzterem zurechnen. Und ich kenne ziemlich viele Leute in verschiedenen Ländern, und wissen Sie was?!: sie rechnen sich fast ausnahmslos Letzerem zu.
Das mag eine “verzerrte Stichprobe” sein, aber ich sehe überall auf der Welt wachsende Bewegungen gegen den “big state”, den “nanny state”, gegen PC in Sprache und Verhalten, gegen Ideologien, die die Realität der Lebensverhältnisse der Menschen sehr negativ beeinflussen, etc. etc. Dies alles gab es noch vor zehn Jahren nicht in diesem Ausmaß und nicht in dieser (zunehmend praktischen, auf entsprechendes Handeln gerichteten) Art. Gerade deshalb müssen Regierungen in ihrer relativen Verzweiflung nun schon u.a. gegen Wissenschaftler vorgehen, indem sie Zensur üben oder sie gar als “Volksverhetzer” aburteilen zu können, damit ein Exempel statuiert ist, das andere abschrecken soll.
Warum sollte ich all diese Beobachtungen ignorieren oder diese Bewegungen als von vornherein bedeutungslos abtun? Es gibt keinen vernünftigen Grund dafür, das zu tun. Vielleicht gibt es einen psychologischen für manche Leute: wenn man nicht sehen will, was so viele andere Leute tun, einfach wegschaut, dann muss man sich nicht Rechenschaft darüber ablegen, wieviel oder wie wenig man selbst tut; aber ich brauche diese Art von psychologischer Rechtfertigung nicht; ich bin so weit ganz zufrieden mit dem, was ich tue (und mag es auch im Prinzip immer zu wenig sein). Und Sie?
Jedenfalls ist unbegründete Negativität eben das: unbegründet und bloß negativ. Ihr fehlt jedes konstruktive Element, und sie ist, falls sie überhaupt etwas bei anderen Menschen erreicht, nur dazu gut, sie möglichst zu entmutigen.. Und warum sollte man andere Menschen entmutigen wollen, wenn es dafür überhaupt keinen vernünftigen Grund gibt???
@Dr. habil. Heike Diefenbach
Im Kern stimme ich Ihnen zu: Es gibt die Menschen mit Lust an Eigenständigkeit und Willen zur Selbstbestimmung, keine Frage. Aber ich halte den og. negativen Teil für sehr, sehr gross; insofern scheint mir Ihre Stichprobe sehr verzerrt.
Dass Sie m.E. diesen Teil optimistischerweise (durchaus sympathisch!) unterschätzen, lässt auch die Formulierung schliessen:
“Gerade deshalb müssen Regierungen in ihrer relativen Verzweiflung nun schon u.a. gegen Wissenschaftler vorgehen, indem sie Zensur üben….”
Nein, sie sind nicht verzweifelt! Noch sind wir in der Phase des Auslebens rauschhafter Ideologie mit arroganter Ignorierung der realen Konsequenzen. Dadurch, dass die Pädagogik auch diesem Ideologietrend folgt, werden kurzfristig keine “reformatorischen” Kräfte frei. Erst die Macht des Faktischen wird genügend Menschen dazu motivieren ihren Willen zur Selbstbestimmung aggressiv zur Geltung zu bringen.
Ja, das ist eine pessimistischere Sicht der Dinge als Ihre aber deswegen lese ich ja hier (und unterstütze) um ggfs zum Besseren belehrt zu werden 🙂
Das ist eben das Problem: Ich kann Ihre GRÜNDE dafür nicht erkennen, warum Sie den “negativen” Anteil der Bevölkerung für “sehr, sehr gross” halten, und ebensowenig dafür, warum Sie meinen, Regierungen seien “nicht verzweifelt”, sondern würden sich arroganterweise “ausleben”. Ich kann immerhin meine eigene Erfahrung und meine Beobachtung all der wachsenden Bewegungen überall auf der Welt ins Feld führen. Sie qualifizieren zumindest Erstere als verzerrt (und das kann ja auch durchaus zutreffen), aber das ergibt noch kein Argument dafür, dass Ihre negative Einschätzung richtig ist.
Ich glaube – u.a. aufgrund diverser Studien, die zeigen, dass Politiker u.a. vorurteilsbehafteter sind als der Durchschnitt der Bevölkerung, und (u.a. deshalb) nicht gerade eine Stärke in Sachen Innovationskraft haben; noch ein Argument, das meine Einschätzung stützt! -, dass sie halt einfach nichts anderes tun können als das, was sie schon getan haben, und wenn das nichts nutzt, dann meinen sie halt, mehr vom Selben helfe: wenn Zensur nicht hilft, dann streben sie mehr Zensur an; wenn es nichts nutzt, Leuten zur “Strafe” ihr paypal-Konto dichtzumachen, dann streben sie härtere Sanktionen an wie z.B. die Verfolgung als “Volksverhetzer”. Sie haben einfach keine Wege, von einem Tripp wieder herunterzukommen, egal, ob er sie am Ende – figürlich gesprochen, versteht sich – “umbringt”. Wenn sich das nicht als verzweifeltes Handeln qualifiziert, dann weiß ich nicht, was sich als solches qualifizieren würde.
Aber egal, –
man braucht nicht unbedingt optimistisch veranlagt zu sein oder bewusst zu versuchen, die Dinge immer erst einmal positiv zu sehen, oder ein positives Menschenbild zu haben, um die Sache zumindest weniger pessimistisch einzuschätzen als Sie es tun: sicher werden manche Menschen ihren “Willen zur Selbstbestimmung” nicht deshalb entdecken, weil sie seine Notwendigkeit intellektuell durchschauen würden oder weil sie dessen ethischen Wert erkennen würden (aber manche schon!), sondern einfach deshalb, weil sie ihn angesichts materieller Notlagen, die sich ja nun schon bei vielen Leuten – wieder: in vielen Ländern – recht deutlich bemerkbar machen, werden entdecken MÜSSEN: Wenn man nicht mehr anständig versorgt wird und einem gleichzeitig keine Möglichkeit gegeben wird, sich hinreichend selbst zu versorgen, dann entdeckt man ziemlich schnell seinen “Willen zur Selbstbestimmung”, das ist dann einfach eine Frage der materiellen Notwendigkeit.
Letztlich ist das die Quelle meines grundsätzlichen Optimismus: selbst, wenn man ein eher pessimistisches Menschenbild hat, ergeben sich just daraus oft positive Entwicklungen. (Was nicht bedeutet, dass nicht auch an sich positive Entwicklungen ihre Opfer fordern können; aber alles Leben ist Problemlösen, wie Karl R. Popper sagte.)
Wer weiß, vielleicht können wir, wenn nicht Sie eines Besseren belehren, so doch Sie dazu anregen, auch in negativen Dingen das Potenzial zu sehen, Positives hervorzubringen, und sei es nur aufgrund unbeabsichtigter Folgen. (Wenn das anders wäre, dann gäbe es, so vermute ich, unsere Spezies inzwischen gar nicht oder kaum mehr!) Vielleicht, wie soll ich sagen, sehen Sie die Dinge nicht pessimistisch genug, um wieder optimistisch zu werden, falls das irgendwie für Sie Sinn macht; naja, es ist ein Gedanke ….
Jedenfalls hoffe ich, dass Sie auch weiterhin Freude beim Lesen von Sciencefiles haben!
“Ich kann Ihre GRÜNDE dafür nicht erkennen, warum Sie den “negativen” Anteil der Bevölkerung für “sehr, sehr gross” halten..”
Wahlergebnisse, Impfquote, Blick in die Geschichte…ausreichend Gründe, oder? Ich vermute, ein Grund, sich optimistischer zu geben, als die Faktenlage (auch mit Blick in die Geschichte) hergibt, ist die Furcht vor der Zuschreibung als Misantrop. Da muss man einfach tapfer sein…und ja, besteht nicht gerade die Zivilisationsleistung darin, nützliches Handeln vom Charakter zu entkoppeln und das Gutsein in einer strafbewehrten Rechtsprechung zu externalisieren? Ich halte es nicht für erforderlich, einen Großteil der Menschen für gut zu halten oder ihm ein solches Potential zuzuschreiben. Es reicht völlig, dass man seine Leute findet und dem Durchschnittsarschloch professionell mit höflichem Elan aus dem Wege geht, um glücklich zu werden mit DIESEN AUSGEWÄHLTEN AUSNAHMEMENSCHEN. Es gibt außerdem eine nüchterne Erklärung für die hohe moralische Ausfallquote des homo sapiens: das entsprechende Organ ist (noch bzw wieder) schlecht selektiert. Der Preis, das nicht einzusehen, ist am Ende Verbitterung.
Zitat: “…dann entdeckt man ziemlich schnell seinen “Willen zur Selbstbestimmung”, das ist dann einfach eine Frage der materiellen Notwendigkeit.”
Korrekt, das nannte ich oben “die Macht des Faktischen”. Ich will jetzt nicht nerven, wie die Varianten der Reaktionen(!) auf die Macht des Faktischen aussehen könnten.
Kernpunkt ist aber, dass die Bereitschaft einer reflektierten kritischen Analyse, die eine Aufklärung x.0 (streng genommen müsste man die griechisch/römischen Klassiker als 1.0 zählen, die frühchristlichen (so ca bis 1000AD) als 2.0, und “unsere” Aufklärung als 3.0; but I digress) erforderte, wie gesagt, sehr, sehr gering ist. Pessimismus,Optimismus, Realismus: jeder nach seiner Façon.
Meine Erfahrungen stammen aus der beruflichen Tätigkeit als Unternehmer und niedergelassener Facharzt mit Kontakten zu USA, CA und EU sowieso und aus kommunalpolitischen Gesprächen, also auch nicht so klein.
Ihre Sicht auf die politische Dynamik halte ich für nicht zutreffend. Die Regierenden sind nicht verzweifelt sondern haben sich mit voller Absicht der Globalisierungsideologie verschrieben nach dem Motto: Verantwortung an eine Zentrale delegieren und dabei als Entscheider der mittleren Ebene möglichst lukrative Ergebnisse für sich selbst “verdienen”. Deswegen die amorphen Ziele wie “globale Gerechtigkeit”, “Nachhaltigkeit für die Enkelgeneration”, “Rettung des Klimas”, “Aufnahme aller Schutzsuchenden” etc. Das hat System und wird entweder (bezogen auf unser beider Lebenszeiten) in einem digitalisierten Totalitarismus enden oder in Schutt und Asche. Aber danach, da haben Sie recht, wird auch wieder etwas besseres kommen.
Solche Artikel wurden von mehreren Leuten schon seit über 15 Jahren Ständig veröffentlicht. (Siehe z.B. Hasso Mansfeld von der FDP) Zeigt, dass es scheinbar echt gut mit der “neuen Aufklärung” läuft. LOOL
Aber mal ganz ehrlich. Tut mir leid. Ich halte in der Regel den Ruf nach einer “neuen Aufklärung” für eine der absolut hohlsten Phrasen im Liberalkonservativen Lager. (Die von 99 Prozent der Leute nur genutzt wird, um sich selbst als klug darzustellen. )
Die Mehrheit der Leute die ich erlebt hatte, die mit der Phrase ankommen, haben sich selbst mit nicht mal einem Prozent der Aufklärung beschäftigt. Und die meisten Leute, die sich auf eine angeblich neue Aufklärung berufen, in Deutschland, die machen nen kompletten Bogen um Grundsatzfragen, und regen sich stattdessen über irgendein dummes Zeug auf, was irgendein grüner Hinterbänkler sagt, von dem in 3 Monaten keiner mehr weiß, dass er überhaupt existiert hat.
Ich könnte die Phrase deutlich mehr akzeptieren, wenn mehr Leute, die sie aussprechen würden, dem auch Taten wie philosophische Grundsatzarbeit folgen lassen würden. Nur bei den meisten Leuten kommt danach absolut nichts.
Abgesehen davon, Kant hat den Spruch Sapere Aude nicht erfunden. Das gab es schon in der Antike.
Was verstehen Sie unter bzw versprechen sich von philosophischer Grundsatzarbeit? Wir haben ein tolles Grundgesetz, ein bewundernswert komplexes Rechtssystem, an denen eminent kluge, gebildete Köpfe gebastelt haben. Aber was nützt das, wenn man sich darüber mit Ansage hinwegsetzt und sich die, die das abwenden könnten, (die Wähler) von der plattestdenkbaren Propaganda einseifen lassen? Es braucht nicht nochmals destillierte Moralventilation, um der Kant-Exegese noch eine Fußnote beizufügen, sondern eine Truppe, geeignet, die Machtokkupanten wegzuputschen.
Was ich hier SEHR lobend erwähnen muss ist, dass Sie sich mit den “Schwierigeren Seiten” Kants bewusst kritisch auseinander setzen. So viele deutsche Liberale tun nämlich eiskalt so, als ob die nicht existieren, obwohl die in exakt den selben Texten stehen, die von denen immer zitiert werden.
Und dass Sie erkannt haben, dass Kant Konservativer war, als die meisten Leute denken. (Das finde ich oft bei deutschen Liberalen ZIEMLICH bizarr, dass sie das komplett ignorieren.)
Für Kant bedeuten “privat” und “öffentlich” nicht dasselbe wie für uns. Der sokratische Gebrauch wäre der öffentliche. Das ist nach dem Ausgeführten klar. Freiheit bedeutet ihm vor allem Autonomie, das ist das Ergebnis der praktischen Vernunftkritik. Autonomie wird scharf von Heteronomie unterschieden, aber auch von Willkür. Die Verdrehung dieser Verhältnisse spielt in dem vulgären Kantverständnis der Mainstream-Medien die entscheidende Rolle.
Evtl. sollte man wegen derselben Begrifflichkeit die Unterschiede deutlich hervorheben.
Denn “Neue Aufklaerung” wird bereits seit Jahren (2018?) vom Club of Rome propagiert und geistert ebenso lang in den einschlaegigen Zeitungen und Radiosendern rum.
Es gab sogar mal einen Wikipedia-Artikel dazu, der aber irgendwie verschwunden ist. https://clubofrome.de/neue-aufklarung/
(Browser abgeraucht. Sorry, falls Doppelpost.)
Evtl. sollte man wegen derselben Begrifflichkeit die Unterschiede deutlich hervorheben.
Denn “Neue Aufklaerung” wird bereits seit Jahren (2018?) vom Club of Rome propagiert und geistert ebenso lang in den einschlaegigen Zeitungen und Radiosendern rum.
Es gab sogar mal einen Wikipedia-Artikel dazu, der aber irgendwie verschwunden ist. https://clubofrome.de/neue-aufklarung/
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Liebe Leser,
seit 2011 sind wir als zentrale Stelle zur Prüfung von nicht nur wissenschaftlichen Informationen für Sie da -
Unentgeltlich in all den Jahren.
Bislang sind wir in der Lage, unseren Aufwand über Spenden zu decken.
Damit das auch weiterhin so bleibt, benötigen wir Ihre Hilfe:
Für praktisch jede Bevölkerungsschicht und ihre politisch hervorgebrachten Probleme gibt es beim Amt ein Formular ” Beihilfe für …”, aber für die Ernsthaften, die Wahrhaften, die Aufrichtigen, gibt es nur das Formular “Umzug ins Ausland” [eigene Erfahrung].
Wo das Denken, zumal das kritische Denken fehlt, beherrschen Angst und Unsicherheit den ganzen Raum, und die Freiheit ist abwesend. Und genau diesen Dauerzustand der Angst und der Unsicherheit als zentrale Herrschaftsmittel haben die Tyrannen immer eingesetzt und werden es immer einsetzen, um die eigenen Ziele zu erreichen. Zwischendrin wird gerne eine Prise Hoffnung gestreut, damit der zu beherrschende Sklave nicht allzusehr verkrampft und arbeitsfähig bleibt. Denn von welcher Arbeitsleistung sollte die parasitäre Tyrannenkaste sonst leben? Insofern lag der gute Goethe schon richtig, als er die Klugheit sagen ließ: “Zwei der größten Menschenfeinde, / Furcht und Hoffnung angekettet / Halt ich ab von der Gemeinde; / Platz gemacht! ihr seid gerettet. (Faust).
Ja, die Freiheit – ist ein schwierig Ding. Irgendwie mit zu viel Anstrengung beim Selberdenken und mit Eigenverantwortung verbunden. Das eine wirkt auf viele nicht gerade amüsierend und das andere schließt aus, den selbst verzapften BS auf andere schieben zu können. Ist schon irgendwie doof. 😉
Ein zu grosser Teil der Bevölkerung will von der Verteidigung eines engagierten Freiheitsbegriffes überhaupt nichts wissen. Zum Teil zu satt, zum Teil egoistisch in die Prozesse involviert, zum Teil zu müde, zum Teil offen oder insgeheim dagegen. Und unsere Kinder werden nicht mehr an kritische Reflexion und Eigenständigkeit herangeführt, weil die og Teilmengen überproportional in der Pädagogenschaft vertreten sind!
@dors venabili
Niemand weiß, wie groß der Teil der Bevölkerung mit dieser Haltung oder der Teil der Bevölkerung, der sich regelrecht danach sehnt, sein eigenes Leben wieder in die Hand nehmen und gestalten zu können, in welchem Land tatsächlich ist.
Ich würde mich Letzterem zurechnen. Und Sie? Sie würden sich wahrscheinlich auch Letzterem zurechnen. Und ich kenne ziemlich viele Leute in verschiedenen Ländern, und wissen Sie was?!: sie rechnen sich fast ausnahmslos Letzerem zu.
Das mag eine “verzerrte Stichprobe” sein, aber ich sehe überall auf der Welt wachsende Bewegungen gegen den “big state”, den “nanny state”, gegen PC in Sprache und Verhalten, gegen Ideologien, die die Realität der Lebensverhältnisse der Menschen sehr negativ beeinflussen, etc. etc. Dies alles gab es noch vor zehn Jahren nicht in diesem Ausmaß und nicht in dieser (zunehmend praktischen, auf entsprechendes Handeln gerichteten) Art. Gerade deshalb müssen Regierungen in ihrer relativen Verzweiflung nun schon u.a. gegen Wissenschaftler vorgehen, indem sie Zensur üben oder sie gar als “Volksverhetzer” aburteilen zu können, damit ein Exempel statuiert ist, das andere abschrecken soll.
Warum sollte ich all diese Beobachtungen ignorieren oder diese Bewegungen als von vornherein bedeutungslos abtun? Es gibt keinen vernünftigen Grund dafür, das zu tun. Vielleicht gibt es einen psychologischen für manche Leute: wenn man nicht sehen will, was so viele andere Leute tun, einfach wegschaut, dann muss man sich nicht Rechenschaft darüber ablegen, wieviel oder wie wenig man selbst tut; aber ich brauche diese Art von psychologischer Rechtfertigung nicht; ich bin so weit ganz zufrieden mit dem, was ich tue (und mag es auch im Prinzip immer zu wenig sein). Und Sie?
Jedenfalls ist unbegründete Negativität eben das: unbegründet und bloß negativ. Ihr fehlt jedes konstruktive Element, und sie ist, falls sie überhaupt etwas bei anderen Menschen erreicht, nur dazu gut, sie möglichst zu entmutigen.. Und warum sollte man andere Menschen entmutigen wollen, wenn es dafür überhaupt keinen vernünftigen Grund gibt???
@Dr. habil. Heike Diefenbach
Im Kern stimme ich Ihnen zu: Es gibt die Menschen mit Lust an Eigenständigkeit und Willen zur Selbstbestimmung, keine Frage. Aber ich halte den og. negativen Teil für sehr, sehr gross; insofern scheint mir Ihre Stichprobe sehr verzerrt.
Dass Sie m.E. diesen Teil optimistischerweise (durchaus sympathisch!) unterschätzen, lässt auch die Formulierung schliessen:
“Gerade deshalb müssen Regierungen in ihrer relativen Verzweiflung nun schon u.a. gegen Wissenschaftler vorgehen, indem sie Zensur üben….”
Nein, sie sind nicht verzweifelt! Noch sind wir in der Phase des Auslebens rauschhafter Ideologie mit arroganter Ignorierung der realen Konsequenzen. Dadurch, dass die Pädagogik auch diesem Ideologietrend folgt, werden kurzfristig keine “reformatorischen” Kräfte frei. Erst die Macht des Faktischen wird genügend Menschen dazu motivieren ihren Willen zur Selbstbestimmung aggressiv zur Geltung zu bringen.
Ja, das ist eine pessimistischere Sicht der Dinge als Ihre aber deswegen lese ich ja hier (und unterstütze) um ggfs zum Besseren belehrt zu werden 🙂
@Dors Venabili
Das ist eben das Problem: Ich kann Ihre GRÜNDE dafür nicht erkennen, warum Sie den “negativen” Anteil der Bevölkerung für “sehr, sehr gross” halten, und ebensowenig dafür, warum Sie meinen, Regierungen seien “nicht verzweifelt”, sondern würden sich arroganterweise “ausleben”. Ich kann immerhin meine eigene Erfahrung und meine Beobachtung all der wachsenden Bewegungen überall auf der Welt ins Feld führen. Sie qualifizieren zumindest Erstere als verzerrt (und das kann ja auch durchaus zutreffen), aber das ergibt noch kein Argument dafür, dass Ihre negative Einschätzung richtig ist.
Ich glaube – u.a. aufgrund diverser Studien, die zeigen, dass Politiker u.a. vorurteilsbehafteter sind als der Durchschnitt der Bevölkerung, und (u.a. deshalb) nicht gerade eine Stärke in Sachen Innovationskraft haben; noch ein Argument, das meine Einschätzung stützt! -, dass sie halt einfach nichts anderes tun können als das, was sie schon getan haben, und wenn das nichts nutzt, dann meinen sie halt, mehr vom Selben helfe: wenn Zensur nicht hilft, dann streben sie mehr Zensur an; wenn es nichts nutzt, Leuten zur “Strafe” ihr paypal-Konto dichtzumachen, dann streben sie härtere Sanktionen an wie z.B. die Verfolgung als “Volksverhetzer”. Sie haben einfach keine Wege, von einem Tripp wieder herunterzukommen, egal, ob er sie am Ende – figürlich gesprochen, versteht sich – “umbringt”. Wenn sich das nicht als verzweifeltes Handeln qualifiziert, dann weiß ich nicht, was sich als solches qualifizieren würde.
Aber egal, –
man braucht nicht unbedingt optimistisch veranlagt zu sein oder bewusst zu versuchen, die Dinge immer erst einmal positiv zu sehen, oder ein positives Menschenbild zu haben, um die Sache zumindest weniger pessimistisch einzuschätzen als Sie es tun: sicher werden manche Menschen ihren “Willen zur Selbstbestimmung” nicht deshalb entdecken, weil sie seine Notwendigkeit intellektuell durchschauen würden oder weil sie dessen ethischen Wert erkennen würden (aber manche schon!), sondern einfach deshalb, weil sie ihn angesichts materieller Notlagen, die sich ja nun schon bei vielen Leuten – wieder: in vielen Ländern – recht deutlich bemerkbar machen, werden entdecken MÜSSEN: Wenn man nicht mehr anständig versorgt wird und einem gleichzeitig keine Möglichkeit gegeben wird, sich hinreichend selbst zu versorgen, dann entdeckt man ziemlich schnell seinen “Willen zur Selbstbestimmung”, das ist dann einfach eine Frage der materiellen Notwendigkeit.
Letztlich ist das die Quelle meines grundsätzlichen Optimismus: selbst, wenn man ein eher pessimistisches Menschenbild hat, ergeben sich just daraus oft positive Entwicklungen. (Was nicht bedeutet, dass nicht auch an sich positive Entwicklungen ihre Opfer fordern können; aber alles Leben ist Problemlösen, wie Karl R. Popper sagte.)
Wer weiß, vielleicht können wir, wenn nicht Sie eines Besseren belehren, so doch Sie dazu anregen, auch in negativen Dingen das Potenzial zu sehen, Positives hervorzubringen, und sei es nur aufgrund unbeabsichtigter Folgen. (Wenn das anders wäre, dann gäbe es, so vermute ich, unsere Spezies inzwischen gar nicht oder kaum mehr!) Vielleicht, wie soll ich sagen, sehen Sie die Dinge nicht pessimistisch genug, um wieder optimistisch zu werden, falls das irgendwie für Sie Sinn macht; naja, es ist ein Gedanke ….
Jedenfalls hoffe ich, dass Sie auch weiterhin Freude beim Lesen von Sciencefiles haben!
“Ich kann Ihre GRÜNDE dafür nicht erkennen, warum Sie den “negativen” Anteil der Bevölkerung für “sehr, sehr gross” halten..”
Wahlergebnisse, Impfquote, Blick in die Geschichte…ausreichend Gründe, oder? Ich vermute, ein Grund, sich optimistischer zu geben, als die Faktenlage (auch mit Blick in die Geschichte) hergibt, ist die Furcht vor der Zuschreibung als Misantrop. Da muss man einfach tapfer sein…und ja, besteht nicht gerade die Zivilisationsleistung darin, nützliches Handeln vom Charakter zu entkoppeln und das Gutsein in einer strafbewehrten Rechtsprechung zu externalisieren? Ich halte es nicht für erforderlich, einen Großteil der Menschen für gut zu halten oder ihm ein solches Potential zuzuschreiben. Es reicht völlig, dass man seine Leute findet und dem Durchschnittsarschloch professionell mit höflichem Elan aus dem Wege geht, um glücklich zu werden mit DIESEN AUSGEWÄHLTEN AUSNAHMEMENSCHEN. Es gibt außerdem eine nüchterne Erklärung für die hohe moralische Ausfallquote des homo sapiens: das entsprechende Organ ist (noch bzw wieder) schlecht selektiert. Der Preis, das nicht einzusehen, ist am Ende Verbitterung.
Bestimmten Wesen in menschlicher Gestalt bereitet es Freude,
Menschen zu zerstören. Der betörende Glanz von Verpackung und Etikettenschwindel täuscht mich nicht darüber hinweg:
https://www.wiedenroth-karikatur.de/KariAblage202304/20230413_Merkel_Grosskreuz_besondere_Ausfuehrung.jpg
Und nicht nur diesen: “Rede an den kleinen Mann”/die kleine Frau
von Dr. Wilhelm Reich.
https://ia800202.us.archive.org/31/items/WilhelmReichKleinerMann/Wilhelm%20Reich%20kleiner%20Mann.pdf
Zitat: “…dann entdeckt man ziemlich schnell seinen “Willen zur Selbstbestimmung”, das ist dann einfach eine Frage der materiellen Notwendigkeit.”
Korrekt, das nannte ich oben “die Macht des Faktischen”. Ich will jetzt nicht nerven, wie die Varianten der Reaktionen(!) auf die Macht des Faktischen aussehen könnten.
Kernpunkt ist aber, dass die Bereitschaft einer reflektierten kritischen Analyse, die eine Aufklärung x.0 (streng genommen müsste man die griechisch/römischen Klassiker als 1.0 zählen, die frühchristlichen (so ca bis 1000AD) als 2.0, und “unsere” Aufklärung als 3.0; but I digress) erforderte, wie gesagt, sehr, sehr gering ist. Pessimismus,Optimismus, Realismus: jeder nach seiner Façon.
Meine Erfahrungen stammen aus der beruflichen Tätigkeit als Unternehmer und niedergelassener Facharzt mit Kontakten zu USA, CA und EU sowieso und aus kommunalpolitischen Gesprächen, also auch nicht so klein.
Ihre Sicht auf die politische Dynamik halte ich für nicht zutreffend. Die Regierenden sind nicht verzweifelt sondern haben sich mit voller Absicht der Globalisierungsideologie verschrieben nach dem Motto: Verantwortung an eine Zentrale delegieren und dabei als Entscheider der mittleren Ebene möglichst lukrative Ergebnisse für sich selbst “verdienen”. Deswegen die amorphen Ziele wie “globale Gerechtigkeit”, “Nachhaltigkeit für die Enkelgeneration”, “Rettung des Klimas”, “Aufnahme aller Schutzsuchenden” etc. Das hat System und wird entweder (bezogen auf unser beider Lebenszeiten) in einem digitalisierten Totalitarismus enden oder in Schutt und Asche. Aber danach, da haben Sie recht, wird auch wieder etwas besseres kommen.
Solche Artikel wurden von mehreren Leuten schon seit über 15 Jahren Ständig veröffentlicht. (Siehe z.B. Hasso Mansfeld von der FDP) Zeigt, dass es scheinbar echt gut mit der “neuen Aufklärung” läuft. LOOL
Aber mal ganz ehrlich. Tut mir leid. Ich halte in der Regel den Ruf nach einer “neuen Aufklärung” für eine der absolut hohlsten Phrasen im Liberalkonservativen Lager. (Die von 99 Prozent der Leute nur genutzt wird, um sich selbst als klug darzustellen. )
Die Mehrheit der Leute die ich erlebt hatte, die mit der Phrase ankommen, haben sich selbst mit nicht mal einem Prozent der Aufklärung beschäftigt. Und die meisten Leute, die sich auf eine angeblich neue Aufklärung berufen, in Deutschland, die machen nen kompletten Bogen um Grundsatzfragen, und regen sich stattdessen über irgendein dummes Zeug auf, was irgendein grüner Hinterbänkler sagt, von dem in 3 Monaten keiner mehr weiß, dass er überhaupt existiert hat.
Ich könnte die Phrase deutlich mehr akzeptieren, wenn mehr Leute, die sie aussprechen würden, dem auch Taten wie philosophische Grundsatzarbeit folgen lassen würden. Nur bei den meisten Leuten kommt danach absolut nichts.
Abgesehen davon, Kant hat den Spruch Sapere Aude nicht erfunden. Das gab es schon in der Antike.
Was verstehen Sie unter bzw versprechen sich von philosophischer Grundsatzarbeit? Wir haben ein tolles Grundgesetz, ein bewundernswert komplexes Rechtssystem, an denen eminent kluge, gebildete Köpfe gebastelt haben. Aber was nützt das, wenn man sich darüber mit Ansage hinwegsetzt und sich die, die das abwenden könnten, (die Wähler) von der plattestdenkbaren Propaganda einseifen lassen? Es braucht nicht nochmals destillierte Moralventilation, um der Kant-Exegese noch eine Fußnote beizufügen, sondern eine Truppe, geeignet, die Machtokkupanten wegzuputschen.
Was ich hier SEHR lobend erwähnen muss ist, dass Sie sich mit den “Schwierigeren Seiten” Kants bewusst kritisch auseinander setzen. So viele deutsche Liberale tun nämlich eiskalt so, als ob die nicht existieren, obwohl die in exakt den selben Texten stehen, die von denen immer zitiert werden.
Und dass Sie erkannt haben, dass Kant Konservativer war, als die meisten Leute denken. (Das finde ich oft bei deutschen Liberalen ZIEMLICH bizarr, dass sie das komplett ignorieren.)
Für Kant bedeuten “privat” und “öffentlich” nicht dasselbe wie für uns. Der sokratische Gebrauch wäre der öffentliche. Das ist nach dem Ausgeführten klar. Freiheit bedeutet ihm vor allem Autonomie, das ist das Ergebnis der praktischen Vernunftkritik. Autonomie wird scharf von Heteronomie unterschieden, aber auch von Willkür. Die Verdrehung dieser Verhältnisse spielt in dem vulgären Kantverständnis der Mainstream-Medien die entscheidende Rolle.
Evtl. sollte man wegen derselben Begrifflichkeit die Unterschiede deutlich hervorheben.
Denn “Neue Aufklaerung” wird bereits seit Jahren (2018?) vom Club of Rome propagiert und geistert ebenso lang in den einschlaegigen Zeitungen und Radiosendern rum.
Es gab sogar mal einen Wikipedia-Artikel dazu, der aber irgendwie verschwunden ist.
https://clubofrome.de/neue-aufklarung/
(Browser abgeraucht. Sorry, falls Doppelpost.)
Evtl. sollte man wegen derselben Begrifflichkeit die Unterschiede deutlich hervorheben.
Denn “Neue Aufklaerung” wird bereits seit Jahren (2018?) vom Club of Rome propagiert und geistert ebenso lang in den einschlaegigen Zeitungen und Radiosendern rum.
Es gab sogar mal einen Wikipedia-Artikel dazu, der aber irgendwie verschwunden ist.
https://clubofrome.de/neue-aufklarung/