Brauchen wir Professuren für Genderforschung an Universitäten und Hochschulen?
von Dr. habil. Heike Diefenbach
In der von der Heinrich-Böll-Stiftung vor einigen Wochen veröffentlichten sogenannten Argumentationshilfe (für ansonsten anscheinend der Argumentation Unfähige) mit dem Titel „Gender, Wissenschaftlichkeit und Ideologie“ hat der mitverantwortliche, weil Mitautor, dieses Werkes Manfred Köhnen die Vermutung geäußert, dass es Bestrebungen gebe, Genderlehrstühle an deutschen Universitäten und Hochschulen abzuschaffen. Zwar war uns bis dahin nichts über solche Bestrebungen bekannt, aber mit seiner Bemerkung hat Köhnen die durchaus relevante und interessante Frage aufgeworfen, ob Professuren für Genderforschung an Universitäten und Hochschulen gebraucht werden oder ob sie ohne nennenswerte Verluste gestrichen werden können oder ob sie möglicherweise mehr Schaden anrichten als Nutzen erbringen.
Diese Frage muss grundsätzlich erlaubt sein, weil Universitäten und Hochschulen aus Steuergeldern und damit von allen Steuerzahlern finanziert werden. Die Frage stellt sich aber auch angesichts der Tatsache, dass weder der Öffentlichkeit noch der Mehrheit der Kollegen aus verschiedenen Sozialwissenschaften bekannt oder klar ist, was genau Genderlehrstühle und Genderforschung zum Erkenntnisgewinn in den Sozialwissenschaften beitragen, ob sie überhaupt etwas hierzu beitragen oder ob sie einer rein ideologischen Agenda folgen, die nicht nur nichts zur wissenschaftlichen Erkenntnis beiträgt, sondern sie behindert.
Für Letzteres sprechen viele Indikatoren. Einige von ihnen wurden auf diesem blog bereits besprochen, zuletzt der Aufruf der Koordinatorin des Netzwerkes Frauen- und Geschlechterforschung NRW, Beate Kortendiek, zum Boykott von Primärforschung durch Prof. Dr. Günter Buchholz zur Entstehung der Genderforschung, der schwerlich anders interpretiert werden kann, denn als Angriff auf die Wissenschaft.
Es gibt einige Tatsachen, die dies ebenfalls zeigen und die so schlicht sind oder an die man sich schon so stark gewöhnt hat, dass man sie normalerweise übersieht. Eine dieser schlichten Tatsachen ist, dass Gender-Professuren eingerichtet werden, in denen „Genderforschung“ in allen möglichen Kombinationen betrieben werden soll, z.B. für „Gender und Design“ an der Kölner International School of Design/KISD oder für „Genderforschung und Mathematikdidaktik“ an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg, die auch „Professur für Mathematik und ihre Didaktik mit einem Schwerpunkt Geschlechterforschung“ heißt – man weiß in Ludwigsburg anscheinend nicht so genau, wie viel Mathematik an diesem Lehrstuhl noch Platz findet. Dabei wird die Frage danach, ob „Gender“ als kultur- und sozialisationsbedingte Konstruktion von Geschlechtlichkeit in einem bestimmten Bereich überhaupt relevant ist oder jedenfalls relevanter ist als andere kultur- und sozialisationsbedingte Konstruktionen – wie z.B. die einer Abstammung aus einem „bildungsfernen“ Elternhaus – von vornherein als positiv zu beantworten vorausgesetzt.
In wissenschaftlicher Tradition stünde es dagegen zu prüfen, ob die Konstruktion von Geschlechtlichkeit in einem bestimmten Bereich tatsächlich von nennenswerter Relevanz ist. Dass das nicht geschieht, sondern die Relevanz ohne Weiteres als einigen geoffenbarte Wahrheit behauptet wird, zeigt, dass es hier nicht um Wissenschaft geht, sondern um die Durchsetzung des politischen Programms des Gender Mainstreaming, dessen Ziel es ist,
„bei allen gesellschaftlichen Vorhaben die unterschiedlichen Lebenssituationen und Interessen von Frauen und Männern von vornherein und regelmäßig zu berücksichtigen, da es keine geschlechtsneutrale Wirklichkeit gibt“,
wie das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (aber nicht: Singles und Männer!) in seinem Propagandamaterial mit dem Titel “Checkliste Gender Mainstreaming bei Maßnahmen der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit“ verkündet, so, als habe das Ministerium (oder welcher konkrete Mensch dort auch immer) ontologische und epistemologische Fragen, die Philosophen und Wissenschaftstheoriker seit Jahrhunderten bearbeiten und zu beantworten versuchen, so nebenbei einmal und unbemerkt von diesen Philosophen, Wissenschaftstheoretikern sowie der gesamten Öffentlichkeit gelöst, und so, als könne man umstandslos davon ausgehen, dass Frauen und Männer unterschiedliche Lebenssituationen und Interessen hätten, was offensichtlich Unsinn ist – man denke nur an die Lebenssituation und die Interessen, die man (ggf.) mit seinem gegengeschlechtlichen Lebenspartner teilt. Das Ausmaß an Respekt, das Organe des Gender Mainstreaming vor der Lebensrealität der Menschen, aber auch vor der Wissenschaft als Idee und als Institution haben, wird hier mehr als deutlich – und es ließen sich unüberschaubar viele andere Beispiele hierfür anführen.
Dass es bei den Gender-Professuren nicht um Wissenschaft, sondern um die Durchsetzung des politischen Programms des Gender Mainstreaming geht, wird auch dadurch belegt, dass die Verankerung der so genannten Genderforschung an den Hochschulen und Universitäten unter Mithilfe von Zentren, Instituten und allerhand anderen staatlich finanzierten Multiplikatoreneinrichtungen mit wissenschaftlich konnotierten Namen betrieben wird, die im Zuge des Aufbaus eines umfassenden Netzwerkes zur Durchsetzung des Programms des Gender Mainstreamings eingerichtet worden sind, so z.B. im Fall der Maria-Goeppert-Mayer-Professur „Gender, Technik und Mobilität“ an der Universität Braunschweig. In den Braunschweiger Gender News vom 11. März 2012 wird berichtet (die Hervorhebung im Text habe ich ergänzt):
„Maria-Goeppert-Mayer-Professur ‚Gender, Technik und Mobilität‘ kommt.
Vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur (MWK) wurde der Antrag des Braunschweiger Zentrums für Gender Studies (BZG) mit der TU Braunschweig und der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften für eine Maria-Goeppert-Mayer-(MGM)-Professur „Gender, Technik und Mobilität“ positiv beschieden. Die Professur wird an der Fakultät für Maschinenbau der TU angesiedelt sein und an beiden Hochschulen lehren. Darüber hinaus ist sie in das BZG eingebunden. Die damit einhergehende fakultäts- und hochschulübergreifende Ausrichtung von Forschung und Lehre umfasst auch eine Zusammenarbeit mit der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig. Im Rahmen des Berufungsverfahrens fanden im Februar 2012 folgende öffentliche Vorträge statt:
– Dr. Andrea Wolffram: Gender in E-Motion: Aushandlungen von Geschlechter- und Technikverhältnissen im Kontext mobilitätsbezogener Technologiekonzepte
– Dr. Petra Lucht: Die Montage-Gesellschaft
– Dr. Ingrid Jungwirth: Berufsverläufe hochqualifizierter Migrantinnen in den MINTFächern: Begrenzte Mobilitäten
– Dr. Corinna Bath: Feministische Technikgestaltung. Befunde, Analysen und zukünftige Herausforderungen
– Dr. Tanja Paulitz: Mann und Maschine. Wissenskulturen der Technikwissenschaften.“
Diese Art von Netzwerkbildung durch die Schaffung von so genannten Multiplikatoren, auch an Universitäten und Hochschulen, ist durchaus üblich, und weil man bei Universitäten und Hochschulen nie sicher sein kann, ob sie sich nicht doch daran erinnern, dass sie eigentlich der Wissenschaft und keiner politischen Agenda verpflichtet sind, ist es oft notwendig, den neu geschaffenen Gender-Brückenkopf in Form einer Gender-Professur in ein außeruniversitäres „Zentrum“, das der politischen Agenda seine Existenz verdankt, einzubinden. Man beachte, dass der Antrag auf die Gender-Professur ein „Antrag des Braunschweiger Zentrums für Gender Studies (BZG) mit der TU Braunschweig und der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften“ ist; der übliche Ausdruck für gemeinsame Anträge lautet „gemeinsamer Antrag von …“. Welcher Stellenwert genau die „Zusammenarbeit mit der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig“ hat, bleibt unklar, aber Dozenten wie Studierenden an dieser Hochschule sei in jedem Fall die Lektüre von Otto Thomaes „Die Propaganda-Maschinerie, Bildende Kunst und Öffentlichkeitsarbeit im Dritten Reich“ (Berlin 1978) empfohlen.
Durch die Einbindung kann sichergestellt werden, dass die „Gender“-Professur nicht am Ende von Wissenschaft vereinnahmt wird. Und wenn dieser Brückenkopf der politischen Agenda dessen Botschaften auch gleich noch unter Studierenden verschiedener wissenschaftlicher Disziplinen und an mehreren Universitäten oder Hochschulen verbreiten, also „fakultäts- und hochschulübergreifend“ tätig werden darf, dann erfüllt er seine Rolle als Multiplikator besonders gut: er findet nicht einfach nur mehr Zuhörer in Form von Studierenden, sondern die Mehrfachbeschäftigung derselben Multiplikatoren an verschiedenen Universitäten und Hochschulen verstärkt die Suggestion, hier handle es sich um wissenschaftlich relevante Botschaften, und legitimiert quasi ex post facto die Existenz des Brückenkopfes und seine Verankerung an einer (im Übrigen beliebigen) Universität oder Hochschule.
Eine andere simple und jederzeit von jedem leicht nachzuprüfende Tatsache ist, dass Gender-Professuren seltsamerweise sehr stark überwiegend von Frauen besetzt werden und sich irgendwie, aber immer, mit Frauen beschäftigen, aber weit weniger mit Männern, und wenn, dann mit Männern aus (der vermeintlichen) Frauenperspektive (dies kann z.B. auch anhand der unten stehenden Liste für Gender-Professuren in Berlin geprüft werden). Und dies, obwohl „Gender“ als Konstruktion doch eigentlich so viele Ausprägungen haben können sollte wie es Menschen gibt. Tatsächlich scheint es aber noch weniger Ausprügungen zu haben als das gute alte „Geschlecht“, das neben Frauen immerhin noch Männer kannte.
Dass Genderforschung de facto Frauenforschung, also Forschung über Frauen oder in ihrem (vermeintlichen) Interesse ist, erklärt sich daraus, dass Gender Mainstreaming nicht nur die Beachtung der angeblich „unterschiedlichen Lebenssituationen und Interessen von Frauen und Männern“ anstrebt, sondern und vielmehr die Aufhebung der diesbezüglichen (vermeintlichen) Unterschiede, auch „Gleichstellung“ genannt. Und dass „Gleichstellung“ vor allem auf die Förderung der vermeintlichen Fraueninteressen abzielt, erklärt sich wiederum dadurch, dass pauschal vermutet wird, dass Männer in nahezu jeder Hinsicht in einer beneidenswerten oder überlegenen Position seien, so dass fast immer Frauen Männern gleichgestellt werden müssten, aber nicht umgekehrt, und schon gar nicht da, wo es Genderforschern deucht, als seien die Positionen, die typischerweise Männer innehaben, z.B. Kanalarbeiter, Notärzte, Klepmner, Dachdecker, Arbeiter bei der Müllabfuhr, im Klärwerken oder bei Sicherheitsdiensten, vielleicht doch nicht umfänglich erstrebenswert. Das wiederum ist so, weil es seit Jahr(hundert)tausenden angeblich das „Patriarchat“ gibt, was ein intellektuell klingender Ausdruck dafür ist, dass man meint, Männer hätten sich schon immer aus unbekannten Gründen gegen Frauen verschworen – was sonst hätte männliche Menschen in den vergangenen 500.000 Jahren bewegen können?! – und Frauen bildeten ebenfalls aus unbekannten Gründen eine eingeschworene Opfergruppe – als was sonst könnten sich erwachsene, normal entwickelte Frauen sonst fühlen?!
Würde man diese Auffassungen einem Psychotherapeuten vorlegen, der von Gender und Gender mainstreaming nichts weiß, (sondern nur von Menschen), dann würde er zweifellos eine neurotische oder paranoide Persönlichkeit hinter ihnen vermuten, oder wie Fox Mulder in der X-file-Episode mit dem bezeichnenden Titel „Field Trip“ sagt: „It sounds like crap when you say it.“
Dessen ungeachtet hat die politische Gender-Agenda die Wissenschaft in ihrer institutionalisierten Form (!) in erschreckendem Ausmaß unterwandern können wie die folgende Liste der Arbeitsgemeinschaft der Frauen- und Geschlechterforschung (wieder einmal in dieser Kombination!) in Berlin zeigt, die die „Präsenz in den Fachgebieten [wovon kann nicht angegeben werden, daher geht es weiter mit:] (Gender-Professuren)“ in Berlin zusammenstellt:
Präsenz in den Fachgebieten (Gender-Professuren)
Liste I: Professuren an Berliner Hochschulen mit offizieller Gender-Denomination
(Stand: August 2012)
Gastprofessuren sind nur aufgenommen, wenn sie für länger als 2 Semester eingerichtet sind.Fächerübergreifende interdisziplinäre Genderprofessuren
TU – Professur für „Interdisziplinäre Frauen- und Geschlechterforschung“ (Sabine Hark)Fächergruppe I
Asien- und Afrikawissenschaften, Erziehungswissenschaft und Soziale Arbeit, Ethnologie, Philosophie, Politikwissenschaften und Sozialwissenschaften, Psychologie, Publizistik und Kommunikationswissenschaften, Rechtswissenschaft und Rechtspflege, Sportwissenschaft, WirtschaftswissenschaftenErziehungswissenschaft und Soziale Arbeit
ASH – Juniorprofessur für „Allgemeine Pädagogik und Soziale Arbeit mit Schwerpunkt Diversity“ (María do Mar Castro Varela)
KHSB – Professur für „Jungen- und Männerarbeit und geschlechterdifferenzierende Soziale Arbeit“ (Stephan Höyng)Ethnologie
HU – Professur für „Geschlechterstudien und Europäische Ethnologie“ (Beate Binder)Philosophie
FU – Professur für „Philosophie, unter besonderer Berücksichtigung der Ethik und der interdisziplinären Geschlechterforschung“ (Hilge Landweer)Politikwissenschaften und Sozialwissenschaften
FU – Professur für „Politikwissenschaft mit dem Schwerpunkt Gender und Diversity“ (Dagmar Vinz, vertreten durch Brigitte Kerchner)
HU – Professur für „Gender und Globalisierung“ (Christine Bauhardt)
HU – Juniorprofessur für „Diversity Politics” (Ina Kerner)
HU – Professur für „Soziologie der Arbeit und der Geschlechterverhältnisse“ (Hildegard M. Nickel)
HWR – Professur für „Sozialwissenschaften mit dem Schwerpunkt Wirtschaft und Geschlechterverhältnisse“ (Claudia Gather)Publizistik und Kommunikationswissenschaften
TU – Professorin für „Mediensoziologie und Geschlechterforschung“ (Christiane Funken)Rechtswissenschaft und Rechtspflege
HU – Professur für „Öffentliches Recht und Geschlechterstudien“ (Susanne Baer, vertreten durch Sarah Elsuni)
HWR – Professur für „Rechtswirkungsforschung und Justizorganisation unter besonderer Berücksichtigung der Rolle von Frauen und Familienrecht“ (Susanne Sonnenfeld)Wirtschaftswissenschaften
HU – Juniorprofessur für „Gender und Diversity Management“ (Barbara Beham)
HWR – Professur für „Wissensmanagement, eLearning und Gender/Diversity“ (Heike Wiesner)Fächergruppe II
Archäologie, Geschichtswissenschaften, Islamwissenschaft, Judaistik, Kulturwissenschaften, Kunstwissenschaften, Lateinamerikanistik, Linguistik, Literaturwissenschaft (Philologien), Religionswissenschaft und Theologie, Tanz- und TheaterwissenschaftenGeschichtswissenschaften
FU – Professur für „Neuere Geschichte unter besonderer Berücksichtigung des Spätmittelalters, mit Schwerpunkt Historische Frauenforschung“ (Claudia Ulbrich)Kulturwissenschaft
HU – Juniorprofessur für „Wissensgeschichte und Genderstudies“ (Claudia Bruns)Kunstwissenschaften
FU – Professur für „Tanzwissenschaft und Gender Studies“ (Isa Wortelkamp)
FU – Juniorprofessur für „Theater- und Tanzwissenschaft mit Schwerpunkt Gender Studies“ (Susanne Foellmer)
UdK – Juniorprofessur für „Musikwissenschaft – Gender Studies“ (Christine Siegert)
UdK – Juniorprofessur für „Theaterwissenschaft mit Schwerpunkt Frauen- und Geschlechterforschung“ (Katja Rothe)
UdK – Juniorprofessur für „Musikwissenschaft – Gender Studies“ (Christine Siegert)
UdK – Juniorprofessur für „Theorie der Gestaltung, Ästhetische Theorie mit Teildenomination Gendertheorie“ (Judith Siegmund)
UdK – Juniorprofessur für „Bildende Kunst mit Schwerpunkt Frauen- und Geschlechterforschung“ (im Verfahren)Lateinamerikanistik
Linguistik
HU – Professur für „Gender Studies und skandinavistische Linguistik“ (Antje Lann Hornscheidt)Literaturwissenschaft (Philologien)
FU – Professur für „Neuere deutsche Literatur mit einem Schwerpunkt im Bereich der literatur- und kulturwissenschaftlichen Geschlechterforschung“ (Anne Fleig)
FU – Professur für „Cultural Studies mit dem Schwerpunkt Gender Studies“ (Sabine Schülting)
HU – Professur für „Literatur 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart/Theorien und Methoden der literaturwissenschaftlichen Geschlechterforschung“ (Ulrike Vedder)Religionswissenschaft und Theologie
HU – Juniorprofessur für „Theologie und Geschlechterstudien“ (Ulrike Auga)Fächergruppe III
Medizin, Gesundheits- und Pflegewissenschaften
Charité Universitätsmedizin Berlin – Professur für „Frauenspezifische Gesundheitsforschung mit Schwerpunkt Herz-Kreislauf-Erkrankungen“ (Vera Regitz-Zagrosek)Fächergruppe IV
Biologie, Geowissenschaften, Informatik, Mathematik, Naturwissenschaft, PhysikGeowissenschaften
FU – Juniorprofessur für „Geographische Entwicklungsforschung mit Schwerpunkt Genderforschung“ (Dörte Segebart)Mathematik
FU – Gastprofessorin für „Genderstudien in der Mathematik“ (Anina Mischau)Naturwissenschaft
HUB – Professur für „Gender and Science/ Naturwissenschafts- und Geschlechterforschung“ (im Verfahren)
Selbst, wenn man der Meinung wäre, dass Genderforschung außer von denen, die von ihr leben, und gebraucht wird und zu irgendetwas zu gebrauchen sei, dann könnte man angesichts dieser Liste, die sich nur auf Berlin bezieht, guten Gewissens sagen, dass der Bedarf nunmehr mehr als gedeckt ist.
Aber es gibt nicht einmal einen Bedarf an diesen (oder wenige/re/n Gender-Professuren: Die Variable „Geschlecht“ kann nämlich – surprise, surprise! – durchaus im Rahmen von nicht-Gender-sozialwissenschaftlichen Forschungen geprüft und ggf. in eben solchen Lehrangeboten behandelt werden. Tatsächlich wurde sie während der vergangenen Jahrzehnte in der normalen Sozialwissenschaft berücksichtigt, und sie wird es auch heute in den normalen Sozialwissenschaften, ohne dass jedem Forschungsgegenstand zwanghaft die „Genderforschung“ oder die „Geschlechterverhältnisse“ angehängt werden müssten.
Die Behandlung von „Geschlecht“ ist aber nicht nur ohne Gender-Professuren – und damit für den Steuerzahler deutlich billiger als derzeit – machbar, die Behandlung von Geschlecht außerhalb von Gender-Professuren hat vielmehr (mindestens) zwei große Vorteile:
Erstens wird z.B. in der normalen Sozialstrukturanalyse „Geschlecht“ tarditionell und selbstverständlich in Kombination mit und Relation zu anderen Ungleichheitsdimensionen betrachtet, so dass kein verzweifelter Ruf nach „Intersektionalität“ erfolgen muss, wie er erfolgen muss, wenn Genderforscher lediglich eine einzige Eigenschaft von Menschen berücksichtigen und dann merken, dass die reine „Gender“-Lehre tatsächlich von anderen, bislang anscheinend unbekannten Eigenschaften der Menschen wie z.B. ihrer Bildung, ihrem Alter, ihrem Einkommen, ihrer Staatsbürgerschaft oder ihrem gesundheitlichen Zustand, verunreinigt wird.
Wenn eine solche Einsicht notwendig wird, „lösen“ Genderforscher das Problem auf zweifache Weise. Zum einen betrachten sie „die“ Frau z.B. in ihrer spezifischen Situation als geduldeter Flüchtling in der totalen Institution „Asyl“, statt – wie man es von engagierten Sozialforschern erwarten würde – geduldete Flüchtlinge in der totalen Institution „Asyl“ zu betrachten und im Zuge dieser Betrachtung anzufügen, dass es geschlechtsspezifische Belastungen gibt, falls sie sich feststellen (nicht: erfinden!) lassen. Zum anderen fordern Genderforscher dann mit erhobenem Zeigefinger „Intersektionalität“ und tun so, als wäre die Ignoranz gegen andere sozio-demographische Merkmale von Menschen als ihr Geschlecht etwas, was alle anderen, außer sie selbst, also Genderforscher, auszeichnen würde, wenn es sich in der Realität genau umgekehrt verhält. In der Psychotherapie spricht man diesbezüglich von Projektion, in der Integrativen Gestalttherapie ebenfalls, aber als eine spezifische Form der Kontaktstörung, wobei „Kontakt“ hier den Prozess des Austausches zwischen einem Organismus und der Umwelt bezeichnet. Ich finde diese Auffassung mit Bezug auf die Art der Kommunikation, die Gender-Bewegte pflegen, überaus treffend.
Zweitens verhindert das theroetische und konzeptionelle Wissen ebenso wie das Methodenwissen, das in den „normalen“ Sozialwissenschaften seit Langem etabliert ist, bei der Behandlung von „Geschlecht“ so grobe Schnitzer wie die, die Genderforscher begehen, wenn sie z.B. meinen, eine Einkommensungleichheit zwischen Aggregaten von Männern und Frauen würde auf Diskriminierung hinweisen, wenn sie tatsächlich leicht u.a. durch geleistete Überstunden erklärt werden kann, oder wenn sie – merkwürdigerweise ganz der Vorstellung von biologischem Geschlecht, aber nicht von Gender, verhaftet – meinen, „Feminisierung“ müsse ein Aggegat von Frauen bezeichnen, z.B., eine Mehrzahl von Lehrerinnen unter den Lehrkräften, wenn es um die Diskussion der Feminsierung des Bildungssystems geht.
Es scheint, als wäre es eine sehr gute Idee, die Beschäftigung mit Gender zugunsten der Beschäftigung mit Theorie, Konzepten, Methoden sowie Logik und den Standards wissenschaftlichen Arbeitens aufzugeben, denn dann müsste man keine Zeit mit derlei Unsinn wie dem oben beispielhaft angeführten verbingen und die freigewordene Zeit ließe sich sinnvoll investieren.
Kurz: man kann sich kompetent mit Geschlecht beschäftigen, wenn man in den Sozialwissenschaften kompetent ist, aber man wird sozialwissenschaftlich nicht dadurch kompetent(er), dass man versucht, sich die Welt vom Gender-Konstrukt aus zu erschließen, besonders dann nicht, wenn man Gender im Zusammenhang mit einer politischen Agenda interpretiert und bearbeitet – im Gegenteil.
Übrigens: die „Entdecker“ des „doing gender“, Candace West und Don H. Zimmerman, sowie Erving Goffman waren ganz normale Soziologen. Und sie wussten, dass Gender eine Inszenierung ist, die man betreiben kann, um sich auf bestimmte Weise darzustellen und damit bestimmte Dinge zu erreichen, wenn es opportun erscheint. Eine Inszenierung als „Weibchen“ kann als Form der Konformität ebenso zum Ziel führen wie eine Inszenierung als „Gender-Bewegte“ – je nachdem, welche Art der Konformität gerade Belohnungen verspricht.
Soziologisch betrachtet wäre zu den Gender-Professuren also ganz im Sinne von West und Zimmerman und von Goffman zu sagen, dass sich die Inszenierung als Genderforscher unter den gegebenen gesellschaftlichen Verhältnissen gut als Mittel dazu eignet, ein finanzielles Auskommen zu verschaffen und sich dabei im Schein der Wissenschaftlichkeit zu sonnen.
Und aus wissenssoziologischer Perspektive wäre – in Abwandlung einer Erkenntnis, die die Arbeit über „historisch-theologische Genderforschung“ an der Philpps-Universität Marburg anleitet, – anzufügen, dass Universitäten und Hochschulen sowie Wissenschaft „als gesellschaftliche Deutungsmächte die professionelle Identität und damit die Handlungsmöglichkeiten der Akteurinnen und Akteure prägen oder begrenzen“. Wenn das so ist, dann muss darauf aufmerksam gemacht werden, dass eine Deutung von Gender als immer und überall und besonders relevant und von Genderforschung als Wissenschaft die Handlungsmöglichkeiten auch derjenigen Akteurinnen und Akteure, die tatsächlich Wissenschaft betreiben wollen und nicht dabei zusehen oder sogar helfen wollen, eine politische Agenda an der Universität durchzusetzen, ganz erheblich prägt, vor allem aber: begrenzt.
Auf welche Weise Wisssenschaftler und Wissenschaft durch Gender-Professuren und die Gender-Ideologie geprägt und begrenzt werden, ist eine Forschungsfrage, die aufgrund ihrer Implikationen für die Idee und die Institutionen der Wissenschaft und angesichts einer durch einen wissenschaftsfeindlichen Staatsfeminismus vorangetriebenen Irrationalisierung der Gesellschaft zweifellos von weit größerer Relevanz ist als die zwanghafte Beschäftigung mit Gender. Insofern ist die Untersuchung dieser Frage allen Sozialwissenschaftlern aufgegeben, und insofern wäre bildungspolitisch zumindest zu fordern, dass Gender-Professuren Professuren zur Untersuchung der Folgen der Genderisierung der Wissenschaft beigesellt werden.
©Heike Diefenbach, 2013
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Danke!
Danke, Frau Diefenbach, eine enorm gute Darstellung der Pervertierung eines sowieso perversen Systems…
http://www.smbc-comics.com/?id=3059#comic
laut der GMEI brauchen wir nicht nur Professuren 🙂
http://www.gmei.eu/GMEI_offener_Brief_Ministerin_vdLeyen_MbkstGB.pdf
man beachte die namen am Ende die für dieses Propaganda Netzwerk im Sinne der Gleichstellung Tätig sind 🙂 Ich habe keinen Mann ausgemacht !
lesetipp
http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/frau_professorin_es_ist_vollbracht
Unglaublich gut geschrieben, fundiert, vernünftig, logisch, offen und frei, vielen Dank!
Rein aus Interesse: Wie lange saßen Sie an diesem Artikel?
@Benni, jck5000,
vielen Dank für die verbalen Blumen! Ich freue mich sehr über lobende Worte – wie wir alle das tun, und wir alle bekommen wahrscheinlich deutlich weniger davon, als wir brauchen könnten oder uns wünschen würden 🙂
Zu Ihrer Frage, Benni:
Ich weiß nicht, warum es Sie interessiert, wie lange ich an diesem Artikel gesessen habe, aber es ist kein Geheimnis: ich habe insgesamt etwa zwei Stunden daran gesessen, d.h. geschrieben, und während des Schreibens im Internet recherchiert, um Beispiele zur Ilustration meiner Punkte zu bieten.
Mag sein, dass ich recht gut darüber Bescheid weiß, wer wo Kandidaten dafür sind, Sachdienliches bereitzustellen, um es einmal so auszudrücken, und ich bin selbst das, was man, glaube ich, “recht gut vernetzt” nennt.
Aber dennoch glaube ich, dass es eigentlich jedem möglich wäre, im Verlauf von zwei Stunden oder noch deutlich weniger eine ganze Reihe von einschlägigen Beispielen für die ideologische Übernahme der Wissenschaften zu finden. Man geben in Google einfach probeweise einmal ein: Professur + “Gender und”
Allein das bringt einen hohen Ertrag, und dass das so ist, belegt doch eigentlich wieder meinen Punkt…
“Bestrebungen .., Genderlehrstühle an deutschen Universitäten und Hochschulen abzuschaffen. Zwar war uns bis dahin nichts über solche Bestrebungen bekannt,…”
Nur einen kleinen Moment noch, bitte. Wir arbeiten dran.
http://www.nrw-alternativefuer.de/presse/AfD_PM_Genderismus.pdf
http://www.nrw-alternativefuer.de/presse/AfD_PM_Quote.pdf
@AfD Köln
Die Frage des “abschaffens”/”verbietens” ist doch sehr plakativ und eher ein Mittel der gleichen Agenda unter anderen Vorzeichen … im Sinne von: Feind – Feind = Freund
Es geht doch eher darum, Ideologien als den Unsinn blos zu stellen, der sie sind. Dazu bedarf es Rahmenbedingungen die sich widerspruchslos mit Vernunft, Logik und Freiheit vereinbaren lassen.
Ein Abschaffen ist dann nicht notwendig und widerspricht auch gegebenenfalls den auch für Feministen anzuwendenen Grundsatz auf Recht zur Selbstbestimmtheit und Selbstentfaltung, wenn sie keinem anderen Schaden oder in die Rechte anderer Menschen eingreifen.
Von mir aus können Feministinnen so viel Gendermainstreaming erforschen wie sie wollen und sich Professuren erschaffen – allerdings möchte ich nicht genötigt werden mittels Steuern und Gesetzen, das zu bezahlen und durch positivistisches Staatsrecht aufgezwungen werden es anwenden zu müssen.
Es steckt eine Ideologie in dieser Genderthematik, welche in direktem Gegensatz zu Vernunft, Logik, Freiheit und folglich auch Wissenschaft steht. Diese Ideologie missachtet den Menschen in seinen Rechten und Freiheiten. Da Ideologie sehr wandelbar ist, muss ihr die Verderbtheit vor Augen gehalten werden. Mit politischer Ideologie zu antworten, emfinde ich sehr gefährlich, da der Argumentation der Vernunft lediglich positivistisches Recht entgegen gehalten wird…
@Holger Oeft, AfD Köln,
Ihre beiden Positionen mögen von der weltanschaulichen Fundierung her unterschiedlich sein (oder auch nicht; ich denke, das lässt sich dem kurzen Kommentar von AfD Köln nicht entnehmen), und soweit ich das sehe, würde ich persönlich mich auf der Seite von Holger Oeft wiederfinden.
Wir müssen aber sehen, dass es in der praktischen, gelebten Realität nun einmal so ist, dass der Steuerzahler tatsächlich für die Gender-Professuren bezahlt, und zwar sehr, sehr viel Geld. Wer also nicht für ideologische Betätigung an öffentlich finanzierten Universitäten bezahlen möchte, ist gut beraten, an den Gender-Professuren anzusetzen, und in dem öffentlich geförderten Bildungssystem, das wir nun einmal haben, würde das für mich wie für AfD Köln bedeuten, dass man diese Unsinns-Professuren schlicht streicht, was überhaupt keine irgendwie revolutionäre Maßnahme wäre, denn:
1. Die Streichung von Professuren ist durchaus üblich; in den vergangenen Jahren und – ich fürchte – Jahrzehnten sind beispielsweise Professuren für Wissenschaftstheorie, Methodologie und Philosophie der Wissenschaften so stark gestrichen worden, dass sie nahezu ausgestorben sind – und das, obwohl sie die Grundlagen für jede wissenschaftliche Betätigung auf einem bestimmten Feld erarbeiten!
2. Die Beschäftigung mit “Geschlecht” (oder von mir aus auch “Gender”) war und ist in bereits existierenden Disziplinen aufgehoben und insofern hinreichend gesichert, was ich in meinem Beitrag ja auch angesprochen habe. Das kann man von den Grundlagenwissenschaften, die ich unter Punkt 1 genannt habe, nicht sagen kann, und wenn diese Grundlagendisziplinen gestrichen werden konnten, ohne dass nennenswerte negative Effekte erwartet wurden, dann sollte das für die Gender-Professuren erst recht gelten.
3. Wer mit der wissenschaftlichen Bearbeitung von “Geschlecht” an öffentlichen Universitäten nicht zufrieden ist und die Variable aus einer spezifischen ideologischen Sicht heraus behandeln will, der muss und soll die Möglichkeit haben, dies zu tun, aber eben nicht durch die Steuerzahler finanziert, sondern an privaten Einrichtungen, z.B. Privatuniversitäten. In den USA ist das gang und gäbe und völlig normal, und es gibt keine vernünftigen Gründe, warum sich nicht auch Deutschland viel stärker einem pluralistischen Bildungsangebot öffenen sollte. (Früher oder später wird das aufgrund der Schließungsprozesse der europäischen Bildungssysteme im Zuge von Bologna und den Folgen ohnehin unvermeidlich sein.)
4. Die Schließung der Gender-Lehrstühle kann sozial verträglich gestaltet werden: zunächst können sämtliche Programme zu ihrer Einrichtung und Förderung gestrichen werden (inklusive der Professorinnenprogramme, die nicht mit den in dem im Grundgesetz verbrieften Recht auf Gleichbehandlung aller Bürger vereinbar sind). Ebenso kann man einfach aufhören, entsprechende Nachwuchs-Rekrutierungseinrichtungen zu betreiben, z.B. die Gender-Graduierten-Kollegs, die häufig an diese Professuren angeschlossen werden, aber formal unabhängig von ihnen bestehen, also eigentlich ein Unternehmen der jeweiligen Fakultät sind. Anschließend können Gender-Professuren zusammengelegt werden, und Professuren, die unbesetzt sind, weil die Inhaberin z.B. Erziehungsurlaub macht, können unbesetzt bleiben. Im schlimmsten Fall könnten uns Gender-Professuren erhalten bleiben, bis die Inhaberin der Stelle emeritiert wird. Eine Streichung könnte danach erfolgen -spät, aber besser, als nie.
Und noch eine Bemerkung an Holger Oeft gerichtet:
Es ist ja nicht so, dass Feministinnen (auf irgendwelchen Lehrstühlen) Gender oder Gender mainstreaming erforschen, sondern umgekehrt: Lehrstühle werden eingerichtet, um Multiplikatoren für Gender mainstreaming zu schaffen. Diese Lehrstühle zu streichen, wäre von daher keine Enschränkung der Forschungsfreiheit in der Wissenschaft (,die es derzeit aufgrund der nahezu ausschließlichen Finanzierung von Forschung durch auf irgendeine Weise staatlichen Einrichtungen verpflichteten Institutionen ohnehin kaum mehr gibt), sondern es wäre eine Maßnahme, um die Wissenschaft vor ideologischer Übernahme zu schützen, wie sie in Nazi-Deutschland und ebenso in der DDR (Marxismus-Leninismus-Kurse!) stattgefunden hat. Wir sollten vielleicht wirklich einmal versuchen, etwas aus der Geschichte zu lernen….
Hallo Frau Diefenbach,
ich gehe da mit Ihnen vollkommen überein und wünschte mir Menschen mit Mut ihre durch Gewissen und Vernunft entstandene Ansichten zur Diskussion zu stellen.
Ein Problem ist, dass das ideologische Neusprech meist kommentarlos akzeptiert wird und auch von vielen Menschen schlicht aus persönlicher Notwendigkeit und Gewohnheit übernommen wird (mache erkennen dann eigene Widersprüche gar nicht mehr).
Kritisches Denken und Hinterfragen von Gewohnten ist ja für etablierte Systeme/Monopole nichts positives. Von daher wird natürlich aus dieser Ecke nichts gegenteiliges kommen.
Ich möchte vielleicht im obigen Zusammenhang auf Andrzej M. Lobaczewski – Politische Ponerologie verweisen, der sich intensiv mit der Etablierung vom ideologischen Herrschaftsystemen beschäftigt hat und im Nachwort folgendes für mich sehr lehrreiches schrieb:
“Es muss klar sein, dass der Prozess des Verstehens von sowohl der Pathokraten, als auch ihrer Pathokratie als Plattform, von der aus die Gesellschaft normaler Menschen ihr Recht zur Wiedererlangung ihres eigenen Lebens geltend machen kann, in keiner Weise den Kampf gegen irgendetwas beinhaltet. Dies käme wieder der Falle gleich, in moralisierendes Verhalten zu fallen.
Wir kämpfen nicht — wir verteidigen uns, wir verteidigen unser Gewissen. Aus diesem Grund kann das Unterfangen, Pathokraten bloßzustellen, nur von Personen durchgeführt werden, die im Namen des Gewissens sprechen und deren Handlungen vom Gewissen geleitet sind. Wir kämpfen hier keinen Krieg, in dem „die Feinde meiner Feinde meine Freunde sind“. Einheit besteht nur um den Kern des Gewissens.”
@Holger Oeft
“allerdings möchte ich nicht genötigt werden mittels Steuern und Gesetzen, das zu bezahlen und durch positivistisches Staatsrecht aufgezwungen werden es anwenden zu müssen.
Es steckt eine Ideologie in dieser Genderthematik, welche in direktem Gegensatz zu Vernunft, Logik, Freiheit und folglich auch Wissenschaft steht. Diese Ideologie missachtet den Menschen in seinen Rechten und Freiheiten.”
Ja. Das ist just der Inhalt des Programmbeschlusses, der in der oben verlinkten Pressemitteilung zusammengefaßt ist, und auf den ich mit meiner knappen Bemerkung hinweisen wollte. Es mag doch jeder meinen, forschen und leben was er will, aber wir möchten bitte nicht ideologische Kaderschmieden an staatlichen Universitäten finanzieren. Und schon gar nicht, daß deren “Erkenntnisse” dann mit staatlichen Machtmitteln in die Gesellschaft “implementiert” werden. Soweit es sich um ernsthafte (ideologiefreie) soziologische Forschung handelt, fein. Aber daß es sich weithin genau darum eben nicht handelt, war ja Gegenstand des Ausgangsartikels.
Diese Frauen, die sich da so intensiv mit Gender-Forschung befassen, sind exakt diejenigen, die die Gesellschaft nicht braucht. Unsere Gesellschaft ist gespalten genug!
Es ist leider eine traurige Tatsache, dass manche Frauen mehr und mehr die Eigenschaften von Männern annehmen – aber überwiegend die schlechten.
@Günther Strasser,
es macht keinen Sinn, von Frauen- oder Männereigenschaften zu sprechen, dennn man findet immer alle Eigenschaften sowohl unter Frauen als auch unter Männern (außer der Gebärfähigkeit und der Befruchtungsfähigkeit), und die Variation unter Frauen oder unter Männern ist gemeinhin ebenso groß oder größer als zwischen Frauen und Männern.
Aber ich stimme vollkommen mit Ihnen darüber überein, dass der Genderismus die Gesellschaft im Kampf um knappe Ressourcen tatsächlich auf grundlegende Weise zu spalten versucht, indem Männer und Frauen gegeneinander ausgespielt werden, so, als wäre das auf irgendeine Weise ein “natürlicher” Gegensatz (ganz so, wie in Nazi-Deutschland die Bevölkerung in Arier und alles andere, also Untermenschen, gespalten wurde; die Folgen, zu denen auch ein enormer “brain drain” aus Deutschland weg gehört, sind bekannt).
Und was den Bereich der Wissenschaft betrifft, so kann man sicherlich sagen: die Wissenschaft braucht Leute (Frauen wie Männer), die Ideologie statt Wissenschaft betreiben, nicht nur nicht; sie muss sich gegen sie verwahren.
Würden die Genderisten mit einer politischen Partei an die Öffentlichkeit treten, dann wäre das erheblich überzeugender und vor allem authentischer, als der herbei phantasierte, wissenschaftliche Status. 200 Lehrstühle, um das ‘Patriarchat’ abzuschaffen: Lachhaft! Das ist institutionalisierte Männerfeindlichkeit mit wissenschaftlichem Anstrich und nichts anderes! Unsere Gender-League sollte einfach die Organisationsform ändern- und sämtliche Probleme wären aus der Welt geschaft. Eine Sekte zu gründen wäre auch noch in Betracht zu ziehen. Oder eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH): Haben diese Geschlechterfanatiker eigentlich jemals für irgendeine Aussage, die den gesellschaftlichen Zusammenhalt von innen heraus zersetzt, die Verantwortung übernommen? Schluss mit diesem postmodernen (poststrukturalistischen) Scheiss, zurück zur Natur, ist man langsam schon fast versucht zu sagen! Um zu erkennen, dass sich Männer und Frauen auch aufgrund unterschiedlicher, kultureller Prägungen und Normen entwickeln, braucht es keine ‘Wissenschaft’: Gesunder Menschenverstand und etwas Toleranz reichen da vollauf!
einfach erschreckend wie man für den letzten schwachsinn steuergelder verschwenden kann, wenn man das ganze unter wissenschaft und forschung verkauft.
Frau Diefenbach,
ich danke vielmals für diesen Bericht!
Erst heute Morgen habe ich bei Welt-Online wieder einen Gender-Bericht mit verfolgen dürfen. Es ist einfach unglaublich mit welchen propagandistischen Mittel versucht wird dieses künstlich erzeugte Thema an dan Mann bzw. Frau zu bringen.
Ich bin es einfach leid, dass versucht wird mit diesen sehr gut versteckten Gender-Manipulierenden “Frauen” missbraucht werden, auch bin es leid, dass “Männer” wie dumpfes Dummvieh dargestellt werden.
Mir ist das Ziel der Manipulierenden Social-Engineers durch aus bewusst, nur leider der Masse nicht. Daher bin ich dankbar, wenn auch andere “Frauen” die Falle sehen und davor warnen.
Die ehemalige Moderatorin Eva Herman durfte am eigenen Leibe feststellen, wie gefährlich diese Gender-Bullies werden, wenn man ihr entgegentritt.
Daher wünsche ich ihnen viel Kraft und auch Unterstützung von anderen Frauen.
In den USA, wie stets, gibt es einige Frauen, die versuchen den Menschen die soziale gefahr der Gender-Manipulation zu erläutern.
Karen Straughan: https://www.youtube.com/channel/UCcmnLu5cGUGeLy744WS-fsg
Eine Frau, die einfach nur Frau ist, nicht mehr und nicht weniger.
Ach, nebenbei gesagt ich meine wir brauchen keine Professueren für den künstlich erzeugten, von der Agenda 21 propagierten, Gender-Mist nicht.
Liebe Grüße
Daisy
Gibt es iregndwo eine Zusammenfassung oder Tabelle aller steuerlichen Ausgaben für die sog. “Gender-Wissenschaft”? Oer muß man sich die von allen Bundesländern mühsam zusammensuchen?
Dazu gibs ne einfache und effektive Antwort. Wer Genderforschung haben will soll sie auch finanzieren. Wer das für sinnlos oder gar schädlich hält zahlt halt nicht. Abstimmung mit dem Portemonnaie ist immer die effektivste Form der Demokratie.
Schön wärs. Wer sich die Landesgleichstellungsgesetze und die Etats der Länder ansieht, wird feststellen, daß man da nicht mehr so einfach rauskommt nach der Devise “einfach nicht zahlen”. Es ist ja nicht so, daß die Genderforscher bei jedem Bürger einzeln vorbeikommen und das Geld für ihre “Forschungen” eintreiben.
Wenn ich sie recht verstehe haben Sie überhaupt kein Problem damit dass Forschung zum Thema “Gender” betrieben wird. Geschlecht (ob nun Gender oder Sex) ist eine gesellschaftlich relevante Kategorie, die von Akteuren als Konstrukt erster Ordnung (Schütz) verwendet wird, und die Sozialwissenschaftler beschreiben (2. Ordnung).
DIese Kategorie mag nciht isoliert dastehen – sondern verbindet sich mit anderen Unterscheidungen (wenn es um soziale Ungleichheit geht z.B.).
Es ist also durchaus legitim sich damit auseinanderzusetzen. Wenn man sich im Rahmen der Werturteilsfreiheit nun für ein Forschungsthema entscheidet ist das immer grundlegend Wertgebunden (weil man ihm eine relevanz zuspricht), aber da kommt man nicht raus.
Auch die Marktsoziologin oder der Bildungsforscher haben sich ja aus einem Grund für ein Thema entschieden und stellen es in den Mittelpunkt.
Ich verstehe weiterhin dass Sie einigen Gender-forschern fehlende wissenschaftlichkeit vorwerfen. Das mag verschiedene Ursachen haben, von methodologischen Mängeln, theoretischer unreflektiertheit oder auf einem grundlegend anderen Wissenschaftsverständnis basieren (ich habe verstanden dass sie eher Popper zu favorisieren scheinen).
Soweit kann ich ihnen folgen. Aber nun kritisieren Sie dass zu einem Gegenstand Professuren eingerichtet werden bzw. vorhanden sind und listen diese auf. Das Vorhandensein, oder die Beschäftigung mit dem Thema Gender wird hier implizit mit unwissenschaftlichkeit gleichgesetzt, bzw. es wird argumentiert dass Gender ja nur ein Thema neben anderen sei. Was spricht denn gegen die Arbeitsteilung? Dass es an Instituten neben einer Theorie, einer Methoden, einer BIldungssoziologie und einer Wirtschaftssoziologie nun auch eine Medien und Geschlechtersoziologiegeben mag?
Es ist doch gut dass das Thema neben anderen beforscht wird. Ja, Männerforschung ist gerade vielleicht nicht das Hauptthema, aber ist ja nicht ausgeschlossen, dass die Professuren sich in kommenden Prjektem dem zuwenden.
Könnten Sie nicht mit gleicher Berechtigung kritisieren dass Bildungsforschung überrepräsentiert ist (auch dort gibt es Dampfplauderer) oder Literaturwissenschaft ja völlig unwissenschaftlich sei?
@freakacid
Sie schreiben:
Das haben Sie richtig verstanden.
Das ist zumindest, wovon viele ausgehen, und es gibt ja auch gute Gründe dafür, hiervon auszugehen. Aber das heiß noch nicht, dass jede/r das einfach zu akzeptieren hat, und vor allem heißt es nicht, dass diese Größe immer und überall relevant oder gleichermaßen relevant sei. Ihre Verabsolutierung ist der Realität unangemessen, und wo Gender-Lehrstühle ihre Existenzberechtigung darin sehen, die Realität ihrer Überzeugung anzupassen, statt die Realität nach bestem Wissenund Gewissen zu erforschen, habe ich ein Problem mit der Gender“forschung“.
Ja, dass das “legitim” ist, ist klar, habe ich jedenfalls wie Sie selbst schon festgestellt haben, auch nirgendwo bestritten. Die Frage ist, ob es legitim ist, für eine Beschäftigung mit einer Sache Leute bezahlen zu lassen, die dieselbe niemals für sich als relevant angesehen und dementsprechend gefordert haben, oder die keinen klar angebbaren Nutzen von dieser Beschäftigung haben. Werturteilsfreiheit bedeutet nicht Beliebigkeit und auch nicht, dass man von einer Begründung dafür, warum man etwas (so große) Relevanz zuspricht, entbunden wäre. Mit dem schlichten Verweis auf Werturteilsfreiheit geht also kein „Freischein“ für jede beliebige sinnvolle oder sinnlose Beschäftigung mit irgend etwas einher.
Ja, das ist so, aber als Soziologe kann man schwerlich übersehen, dass Entscheidungen niemals völlig frei getroffen werden, sondern aus einem in einer Gesellschaft bereits existierenden Angebot von wählbaren Alternativen heraus, ganz zu schweigen von Einschränkungen durch kognitve Schemata oder affektbasierte Einstellungen. Einer der Gründe, warum man sich für ein Thema entscheidet, kann sein, dass man meint, dass man eine hohe Wahrscheinlichkeit hat, damit einen „sicheren“ Job beim Staat zu bekommen, oder man meint, dass die Ansprüche hier nicht so hoch sind wie bei anderen Themen, oder man meint, dass damit das eigene ideologische Anliegen lanciert werden kann. Interesse an einem Fach oder Thema kann eben sehr unterschiedlich motiviert sein, und weil Fächer und Themen in einem bestimmten gesellschaftlichen Klima eingerichtet und betrieben werden, bieten sie nicht unter allen Umständen oder prinzipiell dieselbe Anreizstruktur dafür, sie zu wählen.
Das stimmt fast. Aber nur fast. Ihre Unterstellung, ich würde jemandem deshalb Unwissenschaftlichkeit vorwerfen, weil ich Poppers Auffassung von Wissenschaft in vieler Hinsicht teile, jemand anderes aber nicht, muss ich in der Form zurückweisen. Ich funktioniere nicht nach dem einfachen Schema „Popper=gut; Nicht-Popper=schlecht); vielmehr gibt es ja GRÜNDE dafür, warum ich Poppers Auffassung (wie die anderer Wissenschafttheoretiker und Philosophen) in vieler Hinsicht teile. Das kann und will ich hier nicht ausführen – lesen Sie hierzu bitte unser Grundsatzpriogramm! Darin finden Sie UNSERE Gründe, warum wir eine bestimmte Auffassung von Wissenschaft eher vertretbar finden als eine andere.
Wie kommen Sie dazu, so etwas zu behaupten? Wo behaupte ich denn in meinem Text, die Beschäftigung mit dem Thema wäre gleichbedeutend mit Unwissenschaftlichkeit? Wünschen Sie sich das – dass ich so etwas behaupten würde, damit Sie Ihr nicht näher beschriebenes Unwohlsein mit meinem Artikel rationalisieren können? Das mag sein, aber es berichtigt Sie nicht, Falsches über mich oder meinen Text zu behaupten – da bin ich zugegebenermaßen empfindlich.
Wenn Sie etwas unterstellen oder in meinen Text hineinlesen wollen und das damit zu verkleiden versuchen, dass ich Ihre Assoziationen eben nur „implizit“ in meinem Text stehen habe, dann ist das – ganz explizit gesagt – eine Unverschämtheit!
Und wie passt diese Unterstellung zu Ihrem allersten Satz in Ihrem Kommentar, der lautete:
Also, ich sehe jetzt einfach einmal über diese Unterstellung und Ihren logischen Widerspruch hinweg:
Die Beschäftigung mit einem Thema kann man auf wissenschaftliche Weise oder auf unwissenschaftliche Weise betreiben, aber hier geht es nicht um die Beschäftigung als solche, sondern um meine Kritik der Einrichtung von oder des Unterhalts von vom Steuerzahler finanzierten Lehrstühlen aufgrund mangelnden Nutzens und aufgrund angerichteten Schadens.
Sie schreiben weiter:
Ja, natürlich, was denn sonst? Dass man das „argumentieren“ muss, illustriert den Realitätsverlust einiger Zeitgenossen sehr eindrücklich.
Erstens ist keine Arbeitsteilung mit den meisten Mitarbeitern an Gender-Lehrstühlen möglich, weil sie in der Regel nicht fähig oder willens sind, sich mit nicht auf Gender verkürzten Kollegen zu verständigen, was wiederum damit zu tun hat, dass sie nicht über die grundlegenden Kenntnisse über alternative oder konkurrierende Theorien in der Soziologie und über methodologische Standards verfügen oder Letzere für für sich selbst bzw. die eigene Arbeit irrelevant erklären (Stichwort: „männliche“ Rationalität!). Empirische Fakten werden von ihnen häufig einfach nicht gekannt, weil sie die Kollegen, die „Gender“ nicht absolut setzen, nicht zur Kenntnis nehmen, also ihre Arbeiten nicht lesen (oder verstehen), oder Fakten werden nicht akzeptiert, wenn sie ihnen bekannt gemacht werden, sofern diese Fakten nicht eine bereits vorgefasste Meinung bestätigen wie z.B. die Befunde zu den Nachteilen von Jungen im Bildungssystem, die nicht bestehen können oder jedenfalls nicht weiter besprechenswert sind, weil man ja „weiß“, dass Mädchen alle Nachteile in der „patriarchalischen“ Gesellschaft haben.
Wie stellen Sie sich vor, dass eine Kommunikation, geschweige denn eine Arbeitsteilung, möglich ist zwischen Leuten, die Wissenschaft betreiben wollen, um die Realität möglichst gut abzubilden, und anderen Leuten, die Wissenschaft als nutzbare, aber, wenn sie nicht „passt“, diskreditier- und verzichtbare „Magd“ ihrer Ideologie betrachten ( wie Ralph Dahrendorf das in einem ähnlichen Zusammenhang einmal ausgedrückt hat)?
Zweitens ist eine Arbeitsteilung mit Mitarbeitern an Gender-Lehrstühlen normalerweise deshalb nicht möglich, weil sie keine Erkenntnisse produzieren, die relevant wären oder nicht bereits bekannt wären. Das habe ich in meinem Text aber schon anhand der „Intersektionalität“ beschrieben, die eine Erfindung aus neuerer Zeit ist und von Leuten gemacht wurde, die alles durch die „Gender-Brille“ betrachten und irgendwann merken, dass das einfach nicht genügt, also niemand sozusagen nur aus Geschlecht besteht und die soziale Lage von niemandem durch das Geschlecht determiniert ist. In völliger Unkenntnis dessen, was die „normale“ Sozialstrukturanalyse seit Jahrzehnten theoretisiert und empirisch erforscht, meinen sie, dass sie auf eine neue Erkenntnis gestoßen seien, was den „normalen“ Soziologen und Sozialstrukturanalytiker einfach nur peinlich berührt.
Vor diesem Hintergrund ist unklar, welche Arbeit von Gender-Lehrstuhl-Mitarbeitern eigentlich erledigt werden könnte, die nicht bereits erledigt ist oder von anderen besser erledigt werden kann und bereits wird.
Drittens muss man sich prinzipiell fragen, wie weit eine Arbeitsteilung sinnvoll ist bzw. ab wann sie zu der berühmt-berüchtigten Betriebsblindheit samt damit einhergehender Kommunikationsunfähigkeit führt. Diese Frage ist hochschulpolitisch von einiger Relevanz: Es ist noch nicht so lange her, dass z.B. die Soziologie und die Ethnologie keine getrennten Fächer waren (das wird bis heute dokumentiert durch die Fachbibliothek der Soziologen an der Uni Heidelberg mit ihren Beständen an alten ethnologischen und ethnographischen Büchern). Und Nationalökonomie war ein Fach, in dem Ökonomie, Soziologie, Philosophie und teilweise sogar Sozialpsychologie vereint waren. Mit einem bereiteren Horizont geht normalerweise ein besseres Urteilsvermögen einher, und mit der zunehmendem Fächertrennung war kein so großes Problem verbunden, solange Fächer als Haupt- und Nebenfächer hinreichend intensiv studiert werden konnten wie in den Magisterstudiengängen. Mit der Einführung der BA –Studiengänge ist diese Möglichkeit drastisch eingeschränkt worden, und wir beobachten bereits jetzt, dass es sehr wenige von Studierenden verschiedenener sozialwissenschaftlicher Fächer geteilte Kenntnisse gibt, was die Kommunikation erschwert und die Atomisierung befördert, vor allem aber das Urteilsvermögen, u.a. das Vermögen, die Dinge aus einer anderen Perspektive und aus einem anderen Anliegen heraus zu betrachten, erheblich einschränkt – es ist ja auch gar nicht notwendig und wird im eigenen Fach eher als störende Kritik denn als Bereicherung der Perspekltive gesehen, dies um so mehr, je weniger die Dozenten selbst noch eine Ahnung von Nachbarfächern haben, deren Inhalte sie dann vielleicht schon deshalb für irrelevant erklären, weil sie sie nicht kennen oder unsicher sind darüber und diese Unsicherheit nicht erkennen lassen wollen. Das führt sicher weit über die Gender-Lehrstuhl-Frage hinaus, aber die Gender-Lehrstühle sind zweifellos ein Teil dieser Entwicklung hin zum zunehmendem „Tunnelblick“ der Studierenden wie ihrer Dozenten.
Und dann? Fänden Sie das wirklich “gut” oder sinnvoll? Meinen Sie, ich fände das sinnvoll? Falls ja, dann scheint mir, dass Sie sich affektiv nicht von bestimmten Inhalten lösen können….
Ob die Variable „Geschlecht“ mit Bezug auf ein bestimmtes gesellschaftliches Phänomen relevant ist oder nicht, ist eine empirische Frage. Und die Variable „Geschlecht“ hat (mindestens) zwei Ausprägungen. Angesichts dieser Tatsache und angesichts der Tatsache, dass es weder gute theoretische noch empirische Gründe dafür gibt, Frauen und Männer als getrennte Entitäten zu behandeln (die Varianz ist in aller Regel, also bei Betrachtung einer Vielzahl von Variablen, IN den Gruppen genauso hoch wie oder höher wie ZWISCHEN den Gruppen!), ist „Frauenforschung“ genauso wie „Männerforschung“ eine völlig unnötige und kontraproduktive Verkürzung der Sicht, die früher oder später notwendigerweise darauf hinausläuft, dass erstens „Intersektionalität“(wie oben angesprochen) erfunden werden muss, also sich langsam die Erkenntnis durchsetzt, dass die Variable „Geschlecht“ allein (außer beim Gynäkologen oder Urologen, und vielleicht nicht einmal dort) nicht hinreichend zur Erklärung bestimmter Phänomene ist, so dass man am Ende genau dort ankommt, was bereits von “normalen” Soziologen geleistet wurde und wird, und zweitens bemerkt wird, dass Aussagen über Männer oder Frauen nicht besonders aufschlussreich sein können, wenn sie nicht relativ zur anderen Hälfte der Menschheit (und zu anderen Zeiten und an anderen Orten …) formuliert werden.
Man „könnte“ fast alles. Und vielleicht wäre das “berechtigt”, wobei ich das als Umschreibung der Frage: gäbe es gute Gründe hierfür? interpretieren würde. Das könnte man durchaus diskutieren, aber eine Frage (hier: die nach Gender-Lehrstühlen) kann schwerlich durch den Verweis auf eine andere Frage (z.B. nach Bildungssozioligie-Lehrstühlen) beantwortet werden (mir scheint, dass das eine Strategie ist, die in dere Vielzahl der äußerst naiven Rethorik-Bücher propagiert wird, auf die aber wirklich niemand hereinfallen kann, der die Mehrzahl seiner Sinn beisammen hat).
Dies gesagt, weiß ich nicht, warum man z.B. Literaturwissenschaft als „völlig unwissenschaftlich“ beurteilen sollte. Wissenschaft ist ein methodisches, kontrolliertes und kooperatives Vorgehen; dementsprechend ist Wissenschaftlichkeit durch die Vorgehensweise definiert.Oder anders gesagt: Wissenschaft ist nicht, was in institutionalisierter Form so heißt, sondern das, was innerhalb oder außerhalb von Institutionen entsprechend getan wird.
@freakacid So uneingeschränkt nichtssagend wie dieser Beitrag vom 24. August 2013, 10:41 Uhr, kostet den Leser der sich informieren will unnötig Zeit. Die Zeit ihn zu schreiben hätten Sie sich sparen können und vielleicht in einigermaßen korrekte Rechtschreibung investiert. Ich will nicht behaupten, dass ich fehlerfrei schreiben kann – aber wer solch hochtrabende Worte so “lieblos” aneinander reiht wirkt einfach nur schlampig und respektlos. Nicht ein einziges nachvollziehbares Argument. Was mir dazu einfällt, dass sich so viele “Frauen-Forscherinnen” für solchen Gender-Schwachsinn hergeben:
FREMDSCHÄMEN
Ganz lieben Dank an Dr. habil. Heike Diefenbach, für Ihre Argumentation, die auch jemand verstehen kann, der “normal umgangssprachlich” unterwegs ist.
Ihre Geduld solche Beiträge zu zerpflücken und unglaublich klug zu beantworten lässt mich den Hut ziehen. So ganz erschließt sich mir diese Welt trotzdem nicht und vermutlich niemals.
Da ich im täglichen Leben mein mehrfach zu versteuerndes Einkommen verdienen muss – mehr mit den Händen, denn mit dem Kopf – beschäftige ich mich zugegebener Maßen mehr mit dem Thema: Was wird der Familie heute gesundes auf den Teller gelegt? Und morgen? Und übermorgen?- Wie unterstütze ich meinen Mann und er mich, damit wir gesund durch die Schaffensjahre kommen, um in den wohlverdienten”Unruhestand” zu wechseln – Wie unterstütze ich meine Tochter und Sohn, damit sie mit Partnern und Kindern eine lebenswerte Zukunft haben, da BEIDE an einer lebenswerten Zukunft der nächsten Generationen interessiert sind und jeden Tag ihren Beitrag leisten müssen. Wie begleiten wir die Omas und Opas nebenher würdig bis an das Ende ihrer Tage…..Und OH WUNDER – ich tue das gerne!
Grossartig wäre, wenn der Steuerzahler mehr mit entscheiden dürfte, für was die Steuern verwendet werden, gerne mit vorgegebener “Ankreuz-Methode” Und gerne auch erst nach erfolgtem Test-Vorlauf-Vorschuss ohne Steuerzahler-Genehmigung. Jeder müsste sich wie wir im “richtigen Leben”, nach Leistung und Ergebnissen der Beurteilung stellen. Ganz sicher wäre das Thema Gender-Lehrstuhl-Budget längst vom Tisch – oder gar nicht erst aufgetaucht…….
Liebe Frau Dr. Diefenbach,
vielen Dank für diesen Artikel! Ich kann Ihre Argumentation – wie wohl einige hier – nur zu gut nachvollziehen. Da Sie in dem Bereich offenbar über einiges Fachwissen (und entsprechende, reputable Quellen) verfügen, wären Sie dafür zu gewinnen, zu dem entsprechenden Artikel in der deutschsprachigen Wikipedia beizutragen? Es ist leider ein Trauerspiel, wie der Artikel kontinuierlich von jeglicher Kritik (inklusive eines Abschnittes “Kritik”) weißgewaschen wird. Wen es interessiert, der kann mal die ewig lange Diskussionsseite lesen: http://de.wikipedia.org/wiki/Diskussion:Gender_Studies
Sehr geehrter ErwinM,
vielen Dank für Ihren Kommentar, auch im Namen von Frau Diefenbach. Ich fürchte nur, für eine Mitarbeit bei Wikipedia wird Frau Diefenbach aufgrund vergangener Erfahrungen nicht zu gewinnen sein:
http://sciencefiles.org/2012/06/11/patriarchat-wikipedia-wissenschaftliche-lauterkeit-und-was-patriarchat-nun-wirklich-ist-und-nicht-ist/
oder, von hinten aufgezäumt:
http://sciencefiles.org/2012/09/03/aufruf-zum-spendenboykott-von-wikipedia-deutschland/
Und Sie haben natürlich Recht, Frau Diefenbach wäre ein großer Gewinn für die deutsche Wikipedia gewesen, nicht nur, weil sie als Soziologin in Deutschland hervorragend ausgewiesen ist und einen entsprechenden Einfluss in der Profession hat, sondern weil sie zu den wenigen deutschen Soziologen gehört, die auch im Ausland bekannt sind und die die entsprechenden Verbindungen haben, wie sich z.B. an ihrer Aufnahme in den Who is Who in the World ablesen lässt.
Ich hatte gedacht7n Frauen koennten nur gender-Schrott verfassen – jetzt sehe ich: Es gibt auch unerschrockene mit klarem Blick ! Hehe. Vielen Dank fuer den Artikel !
Was ich sehr traurig finde: Wir haben jetzt Anfang 2016, es hat sich bisher NICHTS geändert.
Was ich schrecklich finde: Als “Normalo” bekommt man nur die Spitze des Eisbergs verabreicht – in den öffentlichen Medien mundgerecht und verdauungskonform zubereitet. Ich bin Frau, über 50, vom Land – nicht studiert – was mir in sozialen Medien ab und an den Vorwurf einbringt im Biedermeier-Schlösschen zu leben.
Ich gebe zu – die meisten Menschen in meinem Umfeld, gehen ihrem Tagwerk nach, kümmern sich nach der Arbeit um die Familie oder ihr Hobby oder ihre grösseren oder kleineren Sorgen – jeder wie er mag. Die wenigsten lassen sich ausser durch Tageszeitung oder Tagesschau informiert, auf politische Themen ein, weil die meisten aufgegeben haben irgendwas bewegen zu wollen. Der Unmut wird aber größer.
Es regt sich was, was ich Mut zur eigenen Meinung nennen möchte.
ALLEN FRAUEN die ICH kenne würde übel, wenn sie sich mit dem Thema intensiver befassen. Frauen die ich kenne, haben mit dem Gender-Thema nix am Hut. Ich bisher auch nicht, weil ich es schlichtweg nicht wusste, wieviele sich damit ERNSTHAFT befassen. Ich finde es UNFASSBAR, dass Steuergelder für Feministinnen-Lehrstühle bereit gestellt werden. Nie war unserer Freiheit größer, zu entscheiden wie wir leben wollen. Im Umkehrschluss – nie war unsere Freiheit mehr bedroht als durch solche krankhaften Auswüchse.
Gebt den Professorinnen Geld für eine umfassende Therapie, damit sie vielleicht wenigstens soweit ihre Toleranz ausbilden können um Menschen anderer Ansicht in Ruhe ihren eigenen Lebensentwurf zugestatten. Oder besser noch – lasst sie für die Integration arbeiten. Im Moment wäre wichtiger den NEU ankommenden unsere mühsam erworbene, freiheitlich, demokratische Weltsicht und Gleichberechtigung nahe zu bringen.
“SCHÖNE NEUE WELT” – in allen Bereichen – einfach nur ekelhaft sich auszumalen, wo das alles mal hinführen kann.
Unter “Normalo” verstehe ich im übrigen alle, die noch mit gesundem Menschenverstand durchs Leben gehen. Es schließt somit ALLE ein und macht keinerlei Unterschied – eine Mini-Vorgabe, die leicht erfüllbar ist – “gesunder Menschenverstand” braucht ein wenig Hirn – fängt da an, wo das eigene Wohlbefinden durch die eigene freie Entscheidung beeinflusst werden kann und hört da auf, wo es anderer Lebewesen Wohlbefinden beeinträchtigt. Spätestens an der Grenze muss man sich mit dem anderen auseinander setzen.
DANKE FÜR DIESEN GROSSARTIGEN BEITRAG – eine Frage dazu: Woher die Hoffnung nehmen, die unbelehrbaren, maximal intoleranten Indoktrinierer würden ihren Gender-Wahn aufgeben und sich den realen Problemen des täglichen Zusammenlebens annehmen?