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Gefährlicher als gedacht: SARS-Cov-2 mutiert viel häufiger

Das Genom von SARS-CoV-2 besteht aus einer einsträngigen Ribonukleinsäure (RNA), die wiederum aus einer Kette von Nukleotiden zusammengefügt ist. Der Daseinszweck eines Virus, so kann man salopp formulieren, besteht darin, Wirtszellen zu infiltrieren, um sich selbst replizieren zu können. RNA-Viren (die zudem nach ihrer Polarität unterschieden werden), mutieren im Vergleich zu DNA-basierten Viren schneller, machen bei ihrer Replikation aber häufig Fehler (Mutationen), da ihnen die Fähigkeit fehlt, die eigene Replikation noch einmal “Korrektur zu lesen”, eine Fähigkeit, die DNA-basierte Viren haben. Einsträngige RNA-Viren mit positiver Polarität können sowohl als Genom und als “messenger RNA” fungieren. Letztere stellt die Information bereit, die notwendig ist, damit Ribosome in Wirtszellen die RNA in Protein umwandeln können, das wiederum als Ausgangspunkt für die Reproduktion des Virus benötigt wird. Weil dieser Replikation die Fähigkeit, zum Korrektur lesen fehlt, sind Mutationen des Genoms unter RNA-Viren sehr häufig, wobei die Mutation in beide Richtungen gehen kann, das Virus kann harmloser werden, es kann auch gefährlicher werden.

SARS-CoV-2 besteht aus einer einsträngigen RNA mit positiver Polarität (die Polarität gibt die Leserichtung bei der Replikation der RNA an).



Vor einiger Zeit haben wir einen Beitrag veröffentlicht, in dem wir von einer Studie berichtet haben, deren Autoren die Anzahl der Stämme, die den Mutationen von SARS-CoV-2 zu Grunde liegen, bestimmt haben. Sie konnten drei Stämme identifizieren, die eine unterschiedliche geographische Verteilung aufweisen und die sie Typ A, B und C getauft haben.

Mit den drei Stämmen könnten die Forscher jedoch zu kurz greifen, denn eine neue Studie, die Hanping Yao, Xiangyun Lu, Qiong Chen, Kaijin Xu, Yu Chen, Linfang Cheng, Fumin Liu, Zhigang Wu, Haibo Wu, Changzhong Jin, Min Zheng, Nanping Wu, Choa Jiang und Lanjuan Li (2020) unlängst veröffentlicht haben, zeigt, dass die Fähigkeit von SARS-CoV-2, zu mutieren, erheblich unterschätzt worden zu sein scheint. Derzeit sind beim National Centre for Bioinformation in China 4.726 Mutationen des Genoms von SARS-CoV-2 erfasst. Die Zahl könnte, wenn die Ergebnisse von Yao et al. (2020) zutreffen, viel zu gering sein.

Die chinesischen Forscher um Lanjuan Li von der Zhejiang University haben 11 Patienten die alle an einer milden oder schweren Form von COVID-19 erkrankt waren und im Krankenhaus behandelt wurden, Proben entnommen und die Proben einer Prozedur unterzogen, die als “ultra deep sequencing” bekannt ist. Dabei wird jeder Baustein, aus dem das Virus besteht mehr als 100 Mal gelesen, was die Wahrscheinlichkeit, Mutationen zu übersehen, erheblich reduziert.

Die folgende Tabelle gibt die wichtigsten epidemiologischen Informationen der 11 Patienten, die den Sample von Yao et al. ausmachen.

In den Proben, die den elf Patienten entnommen wurden, konnten die Forscher



Die Forscher fassen ihre Ergebnisse wie folgt zusammen:

“In short, our study provides direct evidence that mutations currently occuring in the SARS-CoV-2 genome have the functional potential to impact the viral pathogenicity” (24)

Mit anderen Worten: SARS-CoV-2 hat nicht nur das Potential durch Mutationen gefährlicher zu werden, das Virus hat dieses Potential auch bereits in verschiedenen Mutationen umgesetzt.

In welchem Zusammenhang unterschiedliche Stämme von SARS-CoV-2 mit unterschiedlicher Letalität zu den unterschiedlichen Todeszahlen stehen, die aus unterschiedlichen Ländern berichtet werden, ist eine Frage, die es nunmehr zu beantworten gilt.


Yao, Hangping et al. (2020). Patient-derived mutations impact pathogenicity of SARS-CoV-2.




Fakten zu SARS-CoV-2/COVID-19:



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