Hydroxychloroquine nutzt nichts im Kampf gegen COVID-19 – Ergebnis der ersten großen klinischen Studie

Es hat gut angefangen, für Hydroxychloroquine.

Eine französische Studie, von der Gautret et al. berichtet haben, wir haben die Studie hier dargestellt, ist zu dem Ergebnis gekommen, dass eine Kombination von Azithromycin und Hydroxychloroquine zur Behandlung einer Erkrankung an COVID-19 geeignet erscheint. Alle sechs Patienten, die mit beiden Medikamenten behandelt wurden, sind nach maximal 5 Tagen von COVID-19 genesen. Der Dämpfer für das ermutigende Ergebnis ist natürlich die Fallzahl: 6 Patienten sind zu wenig, um mehr als ein ermutigendes Ergebnis daraus ableiten zu können.



Seitdem die Ergebnisse der Studie von Gautret et al. veröffentlicht wurden, gab es zwei weitere, kleinere Studien. In einer chinesische Studie, die eine Grundgesamtheit von 62 Patienten aufzuweisen hat, alle hatten milde Symptome und wurden zufällig der Behandlungs- bzw. der Kontrollgruppe zugewiesen, berichten die Autoren, dass Patienten, die mit Hydroxychloroquine behandelt wurden, schneller genesen seien als die, die nicht mit Hydroxychloroquine behandelt wurden (Chen et al. 2020a). Eine Studie aus Shanghai kommt auf Basis von 30 COVID-19 Patienten mit milden Symptomen zu einem anderen Ergebnis: Nach 7 Tagen testeten 86% der Patienten, die mit Hydroxychloroquine behandelt wurden negativ auf SARS-CoV-2 aber 93% der Kontrollgruppe, die nicht mit Hydroxychloroquine behandelt wurden (Chen et al. 2020). Das legt nahe, dass Hydroxychloroquine keinerlei Wirkung auf den Krankheitsverlauf von COVID-19 hat. Abermals ist das Problem der Studie die Fallzahl, die mit 30 zu gering ist, um viel daraus ableiten zu können.

In dieser Hinsicht überragt die Studie von Joshua Geleris et al. (2020), von der wir nun berichten, alle bisherigen Versuche, die Wirksamkeit von Hydroxychloroquine zur Behandlung von COVID-19 zu belegen.

Die Grunddaten in aller Kürze:

  • Ort der Untersuchung: Presbyterian Hospital New York
  • 1.376 COVID-19 Patienten;
  • 811 davon mit Hydroxychloroquine behandelt;
  • 565 Patienten als Kontrollgruppe;
  • Erhebung von sozialstrukturellen Merkmalen wie Alter, Geschlecht, Ethnie sowie von Vorerkrankungen;
  • Endereignis: Patient wird entweder intubiert oder stirbt (oder beides) wird von 346 Patienten erreicht (davon sind 232 verstorben);

Die Ergebnisse von Geleris et al. basieren somit auf einem großen Sample, können entsprechend eine weitere Geltung beanspruchen als die oben berichteten Ergebnisse aus Frankreich, China oder Singapur.



Für die 1.376 Patienten in ihrem Sample haben die Autoren sogenannte Sterbeanalysen (Cox-Regression) durchgeführt, bei denen im Hinblick auf ein Endereignis (Intubierung / Tod) untersucht wird, ob sich Mitglieder bestimmter Gruppen voneinander unterscheiden. Die Berechnung von Cox-Regressionen hat zudem den Vorteil, dass soziodemographische Merkmale und Ko-Morbiditäten kontrolliert werden können, so dass ausgeschlossen ist, dass die Ergebnisse durch z.B. Alter oder Diabetes verzerrt werden.

Das Ergebnis, zu dem Geleris et al. gelangen, sieht so aus:

Der Kurvenverlauf stellt die Wahrscheinlichkeit dar, durch Tod oder Intubierung aus dem Sample auszuscheiden. Wie man sieht, ist diese Wahrscheinlichkeit für Patienten, die mit Hydroxychloroquine behandelt wurden, etwas höher als für Patienten, die nicht mit Hydroxychloroquine behandelt wurden, indes ist der Unterschied zu gering, um statistisch signifikant zu sein. Tatsächlich hat eine Behandlung mit Hydroxychloroquine keinerlei Effekt auf die Wahrscheinlichkeit, dass ein Patient intubiert wird oder verstirbt. Die Ergebnisse sind auch unter Kontrolle soziodemographischer Merkmale und von Ko-Morbiditäten konstant: Hydroxychloroquine ist bei relativ schwerer COVID-19 Erkrankung wirkungslos.

Die Ergebnisse wurden in New York Presbyterian Hospital – Columbia University Irving Medical Center gewonnen. In diesem Krankenhaus war die Behandlung mit Hydroxychloroquine, nachdem sie zum 30. März durch die US Food and Drug Administration ermöglicht wurde, bei Patienten mit Pneumonie durchgeführt wurden. Nachdem die Ergebnisse der Studie von Geleris et al. bekannt wurden, hat das Krankenhaus die Behandlung mit Hydroxychloroquine gestoppt, weil es keinerlei Nachweis für die Wirksamkeit des Medikaments gibt.

Damit ist der erste Kandidat für die erfolgreiche Behandlung von COVID-19 wohl aus dem Rennen ausgeschieden.


Geleris, Joshua, Sun, Yifei, Platt, Jonathan, Zucker, Jason, Baldwin, Matthew, Hripcsak, George, Labella, Angelena, Manson, Daniel, Kubin, Christine, Barr, Graham, Sobieszczyk, Magdalena & Schluger Neil W. (2020). Observational Study of Hydroxychloroquiine in Hospitalized Patients with COVID-19. New England Journal of Medicine. 

Chen, Jun, Danping LIU, Li LIU, Ping LIU, Qingnian XU, Lu XIA, Yun LING et al. (2020) A pilot study of hydroxychloroquine in treatment of patients with common coronavirus disease-19 (COVID-19). Journal of Zhejiang University (Medical Science) 49(1).

Chen, Zhaowei, Jijia Hu, Zongwei Zhang, Shan Jiang, Shoumeng Han, Dandan Yan, Ruhong Zhuang, Ben Hu, & Zhan Zhang (2020a). Efficacy of hydroxychloroquine in patients with COVID-19: results of a randomized clinical trial. MedRxiv.

Gautret et al. (2020) Hydroxychloroquine and azithromycin as a treatment of COVID‐19: results of an open‐label non‐randomized clinical trial. International Journal of Antimicrobial Agents – In Press 17 March 2020 – DOI : 10.1016/j.ijantimicag.2020.105949




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