Lockdown: Mehrheit hat sich nicht daran gehalten – Vergessen Sie alles, was sie bislang gehört haben [Neue Studie]
Gemessen am Stringency Index (Wertebereich 0 bis 100) des Oxford COVID-19 Government Response Trackers liegt Deutschland mit einem Wert von 73 im oberen Mittelfeld der Reaktionen auf die SARS-CoV-2 Pandemie. Das Vereinigte Königreich liegt mit einem Wert von 79 über der deutschen Reaktion, Schweden mit rund 40 deutlich darunter, Italien mit 93 deutlich darüber. In den Index gehen nicht nur die Maßnahmen sozialer Distanz ein, sondern auch Maßnahmen zur ökonomischen Begleitung bzw. Linderung der Folgen der entsprechenden Maßnahmen und Reaktionen des Gesundheitssystems, z.B. die Art und Weise und Anzahl der Tests, die durchgeführt werden.
Weitgehend identisch sind die Maßnahmen sozialer Distanz, die die deutsche und die britische Regierung getroffen haben. Schulen wurden geschlossen (und sind es z.T. noch immer), Homeoffice für diejenigen, die von zuhause aus arbeiten können, wurde eingeführt, ansonsten Betriebe bis auf die, in denen systemrelevante Leistungen erbracht werden, geschlossen, Veranstaltungen, Versammlungen, Treffen in der eigenen Wohnung bzw. mit Freunden wurden verboten, Kneipen, Restaurants geschlossen, Bürger aufgefordert, zuhause zu bleiben, ihre Mobilität im Land erheblich eingeschränkt.
Das alles ist nötig, um die Verbreitung von SARS-CoV-2 einzuschränken. Etliche Studien haben zwischenzeitlich gezeigt, dass Lockdown-Maßnahmen einen entsprechenden positiven Effekt hatten. Es wurden Leben gerettet und die Verbreitung gehemmt, so der Tenor.
Und nun kommt eine Studie, die das alles auf den Kopf stellt.
Wenn wir derzeit nach guten Studien suchen, dann gehen wir nicht mehr zum Lancet, zum New England Journal of Medicine oder zum Journal der American Medical Association, sondern zu MedRxiv und anderen offenen Plattformen, auf denen Wissenschaftler ihre Arbeiten zur Diskussion stellen. Während die genannten Zeitschriften in der letzten Zeit mit einer Unmenge von Junk geflutet werden, mit Studien, deren Wert man nicht einmal mit viel Phantasie erkennen kann, finden sich auf offenen Plattformen wie MedRxiv interessante Arbeiten, die sich Fragen widmen, die jenseits des Mainstream liegen.
Eine dieser Arbeiten trägt den Titel “Comparative Experimental Evidence on Compliance with Social Distancing During the COVID-19 Pandemic”. Sie wurde von Michael Becher, Daniel Stegmueller, Sylvain Brouard und Eric Kerrouche erstellt, ist eine französische-amerikanische Ko-Produktion der Duke University mit den Universitäten von Toulouse und Paris.
Maskenpflicht mit Stil: Die ScienceFiles-Maske
Das Ziel der Arbeit besteht darin herauszufinden, wie groß der Anteil der Bürger ist, die sich an die Auflagen / Maßnahmen während des Lockdowns gehalten haben. Wer eine solche Frage untersuchen will, der steht vor einem großen Problem, denn: fragt man Bürger danach, ob sie sich an Lockdown-Regeln gehalten haben, dann wird man in vielen Fällen soziale Erwünschtheit messen, also eine Lüge zur Antwort erhalten, weil die Befragten nicht die Antwort geben, die ihr Verhalten richtig beschreibt, sondern die, die “politisch-korrekt” ist. Ergo ist etwas Phantasie und vor allem ein anderer Ansatz gefragt, wenn man dennoch im Rahmen von Umfragen herausfinden will, wie viele Bürger sich an die Auflagen gehalten haben.
Becher, Stegmueller, Brouard und Kerrouche haben diese Phantasie und ein Studiendesign entworfen, dessen Appeal in seiner Einfachheit liegt.
11.038 Befragte aus 9 Ländern bilden die große Grundgesamtheit der Studie, 2000 davon sind aus Deutschland. Sie alle wurden dieselben Fragen gefragt, mit einer Ausnahme. In jedem Land wurde der Hälfte der Befragten per Zufallsauswahl eine Aussage vorgelegt, die der anderen Hälfte nicht vorgelegt wurde:
Alle Befragten sollte angeben, wie häufig sie die folgenden Tätigkeiten während des Lockdown ausgeführt haben:
- Ich bin zu einem Arzt oder in ein Krankenhaus gegangen;
- Ich habe öffentliche Verkehrsmittel genutzt, um zu meiner Arbeitsstelle zu gelangen;
- Ich habe mich sportlich im Freien betätigt;
- Ich habe Essen bei einem Online-Lieferservice bestellt;
Der Hälfte der Befragten eines Landes wurde zusätzlich die folgende Aussage vorgelegt:
- Ich habe mich mit zwei oder mehr Freunden oder Verwandten getroffen, die nicht in meinem Haushalt leben;
Die letzte Aussage ist, zum Zeitpunkt, zu dem sie gestellt wurde, ein Indikator für non-compliance, wer sie affirmativ beantwortet, hat damit gesagt, dass er sich nicht an die Lockdown-Maßnahmen gehalten hat. Die spannende Frage: Wie viele haben sich nicht an die Lockdown-Maßnahmen gehalten, wird auf Grundlage der Antworten zu dieser Aussage von den Autoren geschätzt. Das Ergebnis findet sich in der folgenden Tabelle:
Wir übersetzen die Ergebnisse einmal zur bessern Vereindrücklichung (schöne Wortschöpfung – oder?):
Anteil der Bevölkerung, der sich nicht an die Lockdown-Maßnahmen gehalten hat:
- Deutschland: 64%
- Schweden: 48%
- Österreich: 43%
- Australien: 34%
- USA: 21%
- Frankreich: 13%
- Neuseeland: 12%
Die Ergebnisse für Italien und das Vereinigte Königreich sind nicht statistisch signifikant.
Fast zwei Drittel der deutschen Bevölkerung haben sich nach der Hochrechnung der Autoren nicht an die Lockdown-Auflagen gehalten. Ausgerechnet die Deutschen üben zivilen Widerstand gegen ihre Regierung, und zwar in einem Ausmaß, das erstaunlich ist? Gärt es in Deutschland unter der von MS-Medien mit einem Mantel der politisch-korrekten Meldungen verhüllten Oberfläche?
Wie dem auch sei. Damit sind die Autoren noch nicht am Ende. Denn sie finden noch ein paar schöne Korrelationen, die die non-compliance, den Gabrielschen-Mittelfinger, den Deutsche in Richtung ihrer Regierung gestreckt haben, verständlich machen. Die Wahrscheinlichkeit, sich nicht an die Restriktionen zu halten, die die Regierung verhängt hat, ist in Ländern höher, in denen
- die Todesrate gering, die Notwendigkeit eines Lockdowns also nicht unmittelbar ersichtlich ist und
- die Restriktionen weniger rigide sind und durchgesetzt werden als in anderen Ländern;
Schließlich gibt es noch ein paar individuelle Merkmale, die diejenigen auszeichnen, die sich nicht an die Vorgaben der Regierung halten. Sie sind in Deutschland eher weiblich, was vermutlich darauf zurückzuführen ist, dass sich die Kunde verbreitet hat, dass vor allem Männer an COVID-19 sterben. Dieses Ergebnis, in Verbindung gebracht mit dem Ergebnis, dass in Deutschland diejenigen, die sich an die Auflagen ihrer Regierung halten, wahrscheinlicher auf der linken Seite des politischen Spektrums zu finden sind und unter denen, die denken, dass man den meisten Leuten trauen kann, ergibt eines jeder nicht seltenen narzisstischen Syndrome, in denen das eigene – deviante Verhalten – dadurch legitimiert wird, dass man davon ausgeht, dass andere sich an die Regeln halten, das eigene Free Riding also folgenlos bleibt.
Die Ergebnisse stellen vieles von dem, was bislang geschrieben und geforscht wurde, auf den Kopf. Ob es der Beitrag der vier Autoren in die MS-Medien Deutschlands schafft, ist somit mehr als fraglich.
Becher, Michael, Stegmueller, Daniel, Brouard, Sylvain & Kerrouche, Eric (2020). Comparative Experimental Evidence on Compliance with Social Distancing During the COVID-19 Pandemic.
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Aus dieser Studie einen ‘Ungehorsams-Index’ ableiten zu wollen ist ungefähr so informativ wie die Korruptionstabellen von Transparency International, wo Deutschland weltweit auf einem der Top-10-Plätze steht (Ha.Ha).
“Ich habe mich mit zwei oder mehr Freunden oder Verwandten getroffen, die nicht in meinem Haushalt leben”. -> das ist bereits erfüllt, wenn ich in den Supermarkt gehe oder im Bus eine längere Strecke fahre.
Zu unspezifisch auch im Ländervergleich selbst, da sowohl innerhalb von Deutschland als auch erst recht im internationalen Vergleich zu unterschiedliche Regelungen getroffen wurden.
Außerdem ist ‘Liederlichkeit’ im Umgang mit Regeln noch lange kein Indiz für ‘Rebellentum’.
Erfahrungsgemäß ist der Deutsche eher feige sobald es in die offene Konfrontation mit Autoritäten geht und ‘mutig’, sobald er sich aus der Schusslinie wähnt (= schön stehen bleiben, wenn am hellichten Tag zu viele Zeugen das Straßenüberqueren bei Rot anmahnen können, aber flugs queren, allein und nachts um halbdrei) bzw. man anonym Regelverstöße begehen kann (Steuernhinterziehung, Schwarzarbeit, Social Media-Shitstorm etc.) 😉
Dazu passend die neue Studie zur Schwarzarbeit (angeblich schwer gestiegen während Corona) – die steht auch auf dem Niveau einer Studie, die feststellt, dass die Zahl der Unbekannten, die unbekannterweise unbekannt bleiben, gestiegen sei… 🙂
Warum wohl sagte Hilfsdiktator Wieler vom RKI vorgestern dass von den Massnahmen der Regierung nichts von niemandem niemals in Frage gestellt werden DARF??? Den Betrügern geht zunehmend der Stift. Ob die Handpuppe Wieler langsam etwas merkt?-
“Ich habe mich mit zwei oder mehr Freunden oder Verwandten getroffen, die nicht in meinem Haushalt leben” – das war in Deutschland privat doch gar nicht untersagt. Bzw. es war, abhängig vom Bundesland, wachsweich formuliert (“sollten”).
https://www.bundesregierung.de/breg-de/themen/coronavirus/besprechung-der-bundeskanzlerin-mit-den-regierungschefinnen-und-regierungschefs-der-laender-1733248
Eben, wachsweich, und seitdem mehrfach gelockert.
Verbindlich sind die Landesregeln, für z.B. NRW im März https://www.land.nrw/sites/default/files/asset/document/2020-03-30_coronaschvo_idf_der_aendvo.pdf
Da steht gar nichts von privaten Treffen.
Die Autoren sagen ja auch, dass die Zustimmung zu der Frage mit der Rigidität der Regierungsmaßnahmen korreliert. Mit zivilem Widerstand hat das eher nichts zu tun.
Und?
Und? – Titel stimmt nicht. Zusammenhang mit “zivilem Widerstand” stimmt nicht.
Im Titel steht “Mehrheit hat sich nicht daran gehalten”. Kein Wunder, wenn es nicht gefordert war.
Ah, eine Norm gilt bei Ihnen nur, wenn Ihnen jemand wegen Nichteinhaltung den Schädel einschlägt, eine Soll-Norm zählt nicht?
Da bin ich anderer Meinung, schon weil es keine bestehende Gesellschaft gibt, die ohne einen festen Fundus von Soll-Normen bestehen kann. Im übrigen sollten Sie sich noch einmal mit dem befassen, was sie so apodiktisch verwerfen zu können glauben.
Die Überschrift stimmt und der Satz mit dem zivilen Ungehorsam hat das am Ende: ?
Schon mal gesehen?
Das ist ein Fragezeichen. Es macht eine Frage kenntlich.
Noch mal mit befasst.. auch mit der Originalarbeit.
Mit der Frage nach den Treffen mit Freunden und Verwandten möchte man allgemein die “prevalence for noncompliance” messen.
Also, wer sich mit zwei oder mehr Personen getroffen hat (was hierzulande nicht verboten war), habe sich auch sonst tendenziell nicht an die Auflagen gehalten. Bin nicht überzeugt.
Natürlich zählen Soll-Normen. Aber wird alles auf den Kopf gestellt, wenn man beobachtet, dass sich die Leute stärker an verbindliche Normen halten, die kontrolliert werden und bei denen z.T. harte Strafen drohen, wie in anderen Ländern?
Mit dem Fragezeichen haben Sie recht. Es wirkte auf mich wie eine rhetorische Frage. Eine Antwort aus meiner Sicht habe ich ja gegeben.
Apropos : Internationale Todesspiele
Wir benötigen endlich einen souveränen und völkerrechtlichen Vollstaat, der die körperliche Unversehrtheit der Menschen vor privaten Firmen des pharmazeutischen Komplexes samt ihren PR-Abteilungen WHO und RKI gesetzlich schützt.
Wir lassen uns von der NAZI-Presse nicht erzählen was wir zu denken oder zu impfen haben. Den NAZI-Eugenikern aus der BRD und der EU muss endlich Einhalt geboten werden, denn sie gefährden das Leben und die Vielfalt auf dem gesamten Planeten.
https://bit.ly/3gkkvU2
Nachdem die Esken und andere Empörungschauvinisten genügend Oralflatulenzen gegen die friedlichen Demonstranten abgesondert haben, warten nun alle in tiefer Ehrfurcht, dass die Neuheilige, Großinquisitorin und große Staatsratsvorsitzende ihren Bannfluch gegen das ungehorsame Steuerzahlervolk schleudert.
Man kann es auch anders interpretieren:
Ein Lockdown ist ja nur im Anstieg der Welle einzusetzen, wenn man merkt, daß die Kapazität zur Behandlung der hospitalisierungspflichtigen Erkrankten nicht ausreicht. Man flacht damit die Welle ab und hofft, daß die Kapazitäten ausreichen oder verschafft sich Zeit, um zusätzliche Kapazitäten aufzubauen.
An der “Area under the Curve”, also der Zahl der Erkrankten, ändert man kaum etwas, weil die Kurve nur verbreitert wird.
Wenn man den Lockdown, wie in Deutschland geschehen, im absteigenden Ast der Welle der Erkrankten eingesetzt wird, ist er eh wirkungslos, da die Tardivepidemie sich unabhängig von allen Maßnahmen von selbst “erledigt”. Also auch, ob man sich an die erlassenen Vorschriften hält oder nicht.
Was wir jetzt immer vom RKI, oder von wem auch immer in anderen Ländern, via Medien verkündet bekommen, sind ja lediglich positive Testergebnisse in Absolutzahlen ohne Angabe, wie viele davon wirklich symptomatisch erkrankt sind und auch ohne einen Bezug zur Gesamtzahl der Teste. Da muss man immer genau in die Seiten der Behörden schauen und ist überrascht, in welch geringem Bereich der Anteil der Positiven auf die Gesamtzahl der Getesteten liegt.
Daß der Test nicht zwischen aktivem und totem Virus unterscheidet, ist auch hinlänglich bekannt.
Kurz:
Für Deutschland war der Lockdown zum Zeitpunkt des Verkündens keine weise Entscheidung. Das Festhalten daran und die nahezu obsessiven Reaktionen der “Regierigen”, diesen Zustand nach 4 Monaten immer noch weiter zu zementieren, inklusive der albernen Maskenpflicht (die kam ja noch später als der Lockdown als die Welle noch weiter abgeflacht war!), sind epidemiologischer Unsinn.
Und wenn nun mancher fragt, was es mit der Korrelation zu den Toten auf sich hat: Die Todesursachenstatistik haben wir schon ausführlich diskutiert. Die große Frage ist immer noch: Mit oder an Covid19 verstorben? Da sollte man noch einmal ganz genau in allen Ländern hinschauen.
Danke für diese Bemerkungen, ich hätte diese genauso formuliert. Und meinen Dank auch an Herrn Klein für dessen gefühlten Kurswechsel was die Studiensuche angeht. Zuviel mittlerweile offensichtlicher Müll von Lancet und Konsorten ist auf die Dauer nicht gut.