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Ansteckung mit SARS-CoV-2: Wie sicher sind öffentliche Verkehrsmittel? [Neue Studie]

Mitte März haben wir von einer chinesischen Studie berichtet, die gezeigt hat, wie einfach es ist, SARS-CoV-2 in einem Bus zu verteilen. Die Studie war nicht nur eine der ersten, die die aerosole Übertragung von SARS-CoV-2 belegt hat, sie war auch eine der ersten Studien, die wieder einkassiert wurde, denn die Studie, die zunächst in der Zeitschrift für Practical Preventive Medicine veröffentlicht wurde, ist seit dem 5. März verschwunden. Es hat bis zum 1. September 2020 gedauert, bis im Journal of the American Medical Association – Internal Medicine ein Beitrag veröffentlicht wurde, der zu den selben Ergebnissen kommt, wie die verschwundene Studie und der zudem methodisch besser gemacht ist.



Ye Shen und viele Ko-Autoren vom Zhejiang Provincial Center for Disease Control and Prevention berichten Ergebnisse für ein quasi-experimentelles Setting, ein natürliches Experiment, in dem 294 buddhistische Laien und fünf Mönche die Hauptrolle spielen. Von diesen sind 165 (plus zwei Fahrer) in zwei Bussen am 19. Januar 2020 zu einem religiösen Festival in Ningbo angereist, weitere 126 Teilnehmer, inklusive der fünf Mönche, die an dem Festival teilgenommen haben, sind auf anderen Wegen angereist. Die beiden Busse bilden den Kern des quasi-experimentellen Designs, denn in Bus 2 befand sich neben dem Fahrer und 65 Reisenden auch ein zu diesem Zeitpunkt an COVID-19 Erkrankter, eine 60jährige Frau.

Die Frau wurde als erster Infizierter ermittelt. Sie war die einzige Person unter allen Teilnehmern des Festivals, die zuvor Kontakt  mit Personen aus Wuhan, Ground Zero für SARS-CoV-2 hatte. Sie war die erste Person, die Symptome gezeigt hat und hospitalisiert wurde.

Das beschriebene Setting macht es nicht nur möglich, die Reisenden in Bus 1 als Kontrollgruppe für die Interventionsgruppe in Bus 2 anzusehen, sondern darüber hinaus die Teilnehmer des Festivals, die nicht mit einem Bus angereist sind, als weitere Kontrollgruppe zu nutzen, um die Wahrscheinlichkeit zu bestimmen, sich mit SARS-CoV-2 in einem Bus zu infizieren.

Zunächst zu den Ergebnissen:

Neben den Insassen des Busses hat die infizierte Frau ihre gesamte Familie infiziert, so dass die Autoren davon ausgehen, es mit einem Superspreader zu tun zu haben. Keiner der Teilnehmer des religiösen Festivals hat eine Maske getragen, es wurden auch keine Abstandsregeln eingehalten. Mitte Januar gab es noch keine entsprechenden Regelungen.



Diejenigen, die sich in Bus 2 infiziert haben, verteilen sich wie folgt auf den Bus:

Die Ergebnisse der Studie umfassen eine Reihe von interessanten Ergebnissen.

Alle Busreisenden waren ohne Maske unterwegs. Die Frage, wie sich Masken auf das Risiko auswirken, sich in einem umschlossenen Raum zu infizieren, der per Klimaanlage belüftet wird, ist insofern nach wie vor offen.

Indes zeigen die Ergebnisse deutlich, dass selbst Superspreader, die an religiösen Festivals teilnehmen, die mit einem engen Kontakt der Teilnehmer untereinander einhergehen, nur eine begrenzte Reichweite haben, wenn es darum geht, SARS-CoV-2 zu verbreiten. 

Die Ergebnisse zeigen zudem, dass SARS-CoV-2 auf günstige Randbedingungen wie eine Klimaanlage angewiesen ist, um sich aerosol erfolgreich verbreiten zu können, und sie zeigen, dass man sich gegen diese Verbreitung durch frische Luft schützen kann. Ein Fenster zu öffnen, scheint die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung erheblich zu reduzieren.


Shen Ye et al. (2020). Community Outbreak Investigation of SARS-CoV-2 Transmission Among Bus Riders in Eastern China. JAMA Internal Medicine



Seit Ende Januar besprechen wir Studien zu SARS-CoV-2. Damit gehören wir zu den wenigen, die das neue Coronavirus seit seinem Auftauchen verfolgt und den Niederschlag, den es in wissenschaftlichen Beiträgen gefunden hat, begleitet haben. Die folgenden Texte dokumentieren diese Tätigkeit in einer Weise, die uns, als privates Blog, das in keiner Weise mit der finanziellen Ausstattung öffentlich-rechtlicher Anstalten konkurrieren kann, stolz macht.

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Fakten zu SARS-CoV-2/COVID-19:




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