Impfschutz für 90 bis 120 Tage? Studie misst Antikörperlevel gegen SARS-CoV-2 über Zeit

Die Grundidee einer Impfung besteht darin, ein Immunsystem zu einer kontrollierten Reaktion auf ein mehr oder weniger neutralisiertes Antigen zu manipulieren, um auf diese Weise Antikörper gegen das Antigen (SARS-CoV-2) zu bilden, die wiederum vor einer Erkrankung (mit COVID-19) schützen. Eine der wichtigsten Fragen, die mit der Entwicklung eines Impfstoffes verbunden sind, ist neben dessen Sicherheit und Effektivität (erkranken unter den Geimpften weniger an COVID-19 als unter den nicht Geimpften), die Dauer des Schutzes, die er bereit stellt.

Serologische Untersuchungen können, sofern es möglich ist, den Zeitraum zwischen einer Infektion mit SARS-CoV-2 und der Blutentnahme zu bestimmen, wichtige Anhaltspunkte für die Frage, wie lange ein Impfstoff gegen SARS-CoV-2 wirklichen Schutz bieten kann, liefern.

Eine solche Studie haben Louise J. Robertson und 21 Ko-Autoren heute auf MedRxiv veröffentlicht. Sie trägt den Titel: “SARS-CoV-2 antibody testing in a UK population: detectable IgG for up to 20 weeks post infection” und nimmt das Ergebnis gleich im Titel vorweg.



Die Ergebnisse basieren auf Blutserum von insgesamt 657 Personen aus Nordirland, darunter, ja – wie viele eigentlich – in jedem Fall zwischen 310 und 385 Personen mit Antikörpern gegen SARS-CoV-2. Dass keine eindeutige Angabe über die Anzahl derjenigen, die mit SARS-CoV-2 infiziert waren bzw. sind, gemacht werden kann, liegt daran, dass die Autoren drei handelsübliche Immunoassays zur Bestimmung von SARS-CoV-2 mit einander verglichen haben. Die folgende Tabelle stellt das Ergebnis dar:

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Der Nachweis von Antikörpern für die drei Tests von Abbott, EuroImmun und Roche variiert erheblich (Die Ergebnisse basieren auf Immunoglobulin G, IgG). Nimmt man den Immunoassay von Abbott zur Grundlage, dann ist die Anzahl der Sera, in denen Antikörper gegen SARS-CoV-2 nachgewiesen werden, bei EuroImmun um 11,6%, bei Roche um 22,5% höher. Das sind erhebliche Abweichungen, die die Autoren jedoch nicht weiter bemerkenswert finden, woraus man eine Ahnung dafür entwickeln kann, mit welchen Fehlerquoten Virologen sich gemeinhin zufrieden geben. Der Hinweis im Text, dass “sensitivity of RT-qPCR can be as low as 70%”, erhöht das Vertrauen in die derzeit gebräuchlichen Tests zur Feststellung von SARS-CoV- 2 auch nicht wirklich (wir bringen demnächst einen Text zur Reliabilität von RT-PCR-Tests).

Der Vorteil, den die gleichzeitige Verwendung von mehreren Immunoassays bietet, besteht darin, das man Muster aus Verteilungen herauslesen kann, sofern die Tests nicht gänzlich andere Ergebnisse erbringen. Die drei Immunoassays erbringen im Hinblick auf die Frage, wie lange sich im Blut von infizierten Personen Antikörper (IgG) gegen SARS-CoV-2 nachweisen lassen, zum Glück weitgehend vergleichbare Ergebnisse.

Positive Werte (in der Tabelle) geben ein Antikörper-Niveau an, von dem angenommen wird, dass es ausreicht, um einen Schutz vor einer Infektion mit SARS-CoV-2 zu haben. Was bei den Ergebnissen auffällt, sind die heftigen Unterschiede in der Fallzahl. Während 202 Blutproben in die Wochen 13 bis 16 nach einer Infektion fallen, stehen ganze 20 bzw. 10 für die Wochen 1 bis 4 zur Verfügung. Nur der Test von Roche, der wiederum jener Test ist, der Antikörper in den meisten Blutproben nachgewiesen hat, kann einen Nachweis von Antikörpern auch in Wochen 20 erbringen, keiner der verbleibenden Tests zeigt eine relevante Anzahl von Antiköpern über die Woche 16 hinaus. Um bei diesen Ergebnissen auf der sicheren Seite zu stehen, ist es daher nach unserer Ansicht sinnvoll, den maximalen Schutz vor einer Neuinfektion als Zeitraum anzugeben, der zwischen 13 und 20 Wochen, also zwischen drei und vier Monaten beträgt. Drei Monate, 90 Tage Immunität, das war das Ergebnis der Untersuchung von Marklund et al. (2020), die bereits am 11. Juli auf MedRxiv veröffentlicht wurde, aber lediglich auf Blutproben von 47 Patienten basiert. Ein Impfschutz, der drei bis vier Monate andauert, scheint somit derzeit das maximal erreichbare Ergebnis zu sein.

Gemessen an diesem Ergebnis ist es mit einer Impfung pro Jahr, wenn man davon ausgeht, dass die Erkältungssaison in der Regel im Oktober beginn und mindestens bis in den März andauert, nicht getan.


Marklund, Emelie et al. (2020). Serum-IgG responses to SARS-CoV-2 after mild and severe COVID-19 infection and analysis of IgG non-responders. MedRxiv

Robertson, Louise J. et al. (2020). SARS-CoV-2 antibody testing in a UK population: detectable IgG for up to 20 weeks post infection. MedRxiv



Seit Ende Januar besprechen wir Studien zu SARS-CoV-2. Damit gehören wir zu den wenigen, die das neue Coronavirus seit seinem Auftauchen verfolgt und den Niederschlag, den es in wissenschaftlichen Beiträgen gefunden hat, begleitet haben. Die folgenden Texte dokumentieren diese Tätigkeit in einer Weise, die uns, als privates Blog, das in keiner Weise mit der finanziellen Ausstattung öffentlich-rechtlicher Anstalten konkurrieren kann, stolz macht.

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